Freiburger Kommunalwahloptik 2014 (mit Nachträgen)

ep_IMG_9575Es ist Wahl­kampf, und in Frei­burg gleich ein dop­pel­ter. Das eine, was nicht so sehr auf­fällt, ist die Wahl zum euro­päi­schen Par­la­ment, das ande­re, was sich im Stra­ßen­raum doch durch eini­ge Pla­ka­te mehr sicht­bar macht, ist die Wahl des Stadt­ra­tes. Bei­des fin­det am 25. Mai statt, und weil sich seit 2009 doch eini­ges getan hat, möch­te ich ger­ne ein biss­chen was zu den Pla­ka­ten sagen.

Das eine, was mir – bevor ich auf Pla­ka­te der ein­zel­nen Lis­ten ein­ge­hen möch­te – auf­fällt, ist die Tat­sa­che, dass die inzwi­schen doch recht häu­fig ver­wen­de­ten Hohl­kam­mer­pla­ka­te (also die aus Plas­tik) zu Van­da­lis­mus ein­la­den. Jeden­falls sind doch recht oft zer­fetz­te und zer­tre­te­ne Pla­ka­te zu sehen, und zwar ganz egal, um wel­che Par­tei es sich handelt.

Dann habe ich einen (sub­jek­ti­ven) Unter­schied im Pla­ka­tier­ver­hal­ten aus­fin­dig gemacht (der mög­li­cher­wei­se erklärt, war­um ich eine Zeit lang davon aus­ge­gan­gen bin, dass FDP, FW und CDU kaum pla­ka­tie­ren) – die einen pla­ka­tie­ren näm­lich im „Fuß­gän­ger­raum“ (also z.B. an den Plät­zen und Hal­te­stel­len des Rie­sel­fel­des), die ande­ren sind dage­gen auf Stra­ßen fixiert. Ob das ein Arte­fakt der ver­wen­de­ten Bring­tech­nik (Auto vs. Fahr­rad) ist, oder ideo­lo­gi­sche Grün­de hat, oder Zufall ist, muss offen bleiben. 

ep_IMG_9562Jeden­falls muss­te ich erst bis zur Besancon-Allee lau­fen, um auf eine grö­ße­re Zahl an Pla­ka­ten zu stoßen.

Apro­pos grö­ße­re Zahl: Mas­sen­haft pla­ka­tiert wur­de hier durch die AFD. Ich bin ganz froh, dass die nicht zur Kom­mu­nal­wahl antre­ten, mich graust es aber schon vor der Hoch­rech­nung am Wahl­abend. Ich befürch­te jeden­falls, dass eini­ge die­ser rech­ten Par­tei auf den Leim gehen werden.

Aber zurück zur Kom­mu­nal­wahl. Von eini­gen Lis­ten habe ich bis­her kei­ne Pla­ka­te ent­de­cken kön­nen (Kul­tur­lis­te, GAF, Unab­hän­gi­ge Frau­en, „Für Frei­burg“ und Pira­ten Quatsch: PARTEI, aber Pla­ka­te habe ich trotz­dem noch kei­ne gese­hen). Die feh­len des­halb unten. Die rest­li­chen Par­tei­en und Lis­ten sind so ange­ord­net wie auch auf dem Stimmzettel.

Nach­trag (3. Mai 2014): Neu ein­ge­fügt wur­den GAF, Unab­hän­gi­ge Frau­en und „Für Frei­burg“; „Frei­burg Lebens­wert“ und die FDP wur­den ergänzt. Ein Pla­kat von KULT habe ich zwar schon gese­hen, aber noch nicht foto­gra­fie­ren kön­nen – wenn mir jemand ein Foto schickt, das in frei­er Wild­bahn auf­ge­nom­men wur­de, lie­fe­re ich ger­ne nach. Die PARTEI, die in ande­ren Städ­ten durch­aus orgi­nell auf­tritt, ist mir bis­her nicht als Pla­kat begeg­net. Aber es sind ja noch ein paar Tage bis zur Wahl.

Nach­trag (11. Mai 2014): Dank K.G. und B.N. jetzt auch KULT. Von der PARTEI immer noch kei­ne Spur – was mich wun­dert, weil die rai­son d’etre einer mög­li­cher­wei­se nicht ganz ernst zu neh­men­den Lis­te doch eigent­lich nur in der Wahl­kampf­sa­ti­re lie­gen kann.

Nach­trag (23. Mai 2014): B.N. und G.M. haben mir noch ein paar Fotos geschickt – dan­ke! Kurz vor der Wahl taucht jetzt auch die PARTEI auf (s.u.), außer­dem gibt es zwei­te Pla­ka­tier­run­den bei der LINKEN und der FDP.

Lis­te 1. Bünd­nis 90/DIE GRÜNEN (GRÜNE)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
Grüne
Bünd­nis 90/Die Grü­nen set­zen vor allem auf Motiv­pla­ka­te – zwei der ins­ge­samt drei Moti­ve sind oben zu sehen. Die Pla­ka­te im A0-Groß­for­mat wer­den ergänzt durch ein Quer­for­mat­pla­kat, auf dem die ers­ten 20 Kan­di­da­tIn­nen abge­bil­det und benannt sind. Im Unter­schied zu den The­men­pla­ka­ten eig­net sich die­ses aller­dings tat­säch­lich nur für den Nah­be­reich, da sieht’s dann jedoch schö­ner aus.

Mit dem Grup­pen­pla­kat neh­men Grü­ne einen Trend auf, der 2009 ver­brei­tet war und die­ses Jahr fast schon wie­der vor­bei zu sein scheint. Ins­ge­samt wir­ken die Pla­ka­te deut­lich auf­ge­räum­ter und moder­ner als 2009. Das gilt nicht nur für die grü­ne Linie. Das flä­chi­ge, hel­le Grün ist auf­fäl­lig, die Bild­mo­ti­ve sind (für mei­nen Geschmack) gut aus­ge­wählt. Die Tex­te bei den The­men­pla­ka­ten las­sen Raum für Mehr­deu­tig­keit. Ich mag das ja, wie die­se etwas anspruchs­vol­le­ren Wohl­fühl­pla­ka­te ins­ge­samt ankom­men, wird sich zei­gen. Cla­im der Kam­pa­gne ist „Frei­burg gewinnt mit grün.“ Anders als 2009 wird kei­ne URL auf den Pla­ka­ten angegeben.

Viel­leicht noch der Hin­weis, dass es eigent­lich auch eine lan­des­wei­te grü­ne Gestal­tungs­li­nie gibt, die auf „Hier gestal­ten“ setzt. Davon ist in Frei­burg aller­dings ein­zig und allein das pink unter­leg­te „Hier“ in den Pla­ka­ten übrig geblie­ben. Aber auch das hat Tradition.

Lis­te 2. Christ­lich Demo­kra­ti­sche Uni­on Deutsch­lands (CDU)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
CDU 1 CDU 2
Die CDU mischt wie bereits 2009 The­men- und Kopf­pla­ka­te. Gese­hen habe ich zwei The­men­pla­ka­te (ein hier nicht abge­bil­de­tes mit einem Mau­se­kopf, auf dem es um’s Geld geht, und „Frei­burg ist kei­ne Insel“ zum The­ma Woh­nungs­bau, das wohl über­haupt ein The­ma des Wahl­kampfs ist. Bei­de Moti­ve sind „wit­zig“, wenn sich das so sagen lässt.

Dazu kom­men die Kopf­pla­ka­te, die auf mich etwas über­la­den wir­ken. Dar­ge­stellt ist jeweils ein Kan­di­dat oder eine Kan­di­da­tin, mit dem all­ge­mei­nen Cla­im „Gut auf­ge­stellt für Frei­burgs Zukunfts“ samt URL, Infos zu Name und Lis­ten­platz sowie einem inhalt­li­chen Zitat, das den Bewer­be­rIn­nen in den Mund gelegt ist. Auch die The­men­pla­ka­te neh­men das Sprech­bla­sen­mo­tiv auf, das auch die Lan­des-CDU verwendet.

Im Ver­gleich zu 2009 ist das CDU-Logo deut­lich klei­ner, das oran­ge dunk­ler, die Kan­di­da­tIn­nen stär­ker in Pose gesetzt, statt sie starr zu por­trai­tie­ren. Wer bei der CDU alles ein Pla­kat bekom­men hat (und was das jeweils kos­tet …), ist mir nicht bekannt.

Lis­te 3. Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands (SPD)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
SPD 1 SPD 2
Wäh­rend die SPD 2009 auf Köp­fe gesetzt hat, setzt sie 2014 auf … Köp­fe. Noch grö­ßer, in pro­fes­sio­nel­lem Lay­out, das auch die neue Par­tei­far­be „pur­pur“ auf­nimmt, aber bis auf den Cla­im „Wir leben Frei­burg“ völ­lig inhalts­leer. Die SPD könn­te es ver­mut­lich besser.

Das Design scheint eine Frei­bur­ger Eigen­ent­wick­lung zu sein, die lan­des­wei­ten Vor­la­gen sehen anders aus.

In ein­zel­nen Stadt­tei­len scheint die SPD nach wie vor Kan­di­da­tIn­nen-Grup­pen zu plakatieren.

Lis­te 4. Freie Demo­kra­ti­sche Par­tei (FDP)
Pla­kat 2014
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Ver­gleich 2009
FDP 1 FDP 2 2014-fdp-zweite-runde
Die Pla­ka­te der FDP waren 2009 rei­ne Kopf­pla­ka­te, die unter dem Slo­gan „Wähl dein plus“ mit eige­ner Web­site und ent­spre­chen­dem Bild­chen stan­den, ansons­ten gelb und blau gehal­ten. 2014 sind es – jeden­falls das eine, das ich bis­her in frei­er Wild­bahn gese­hen habe – noch immer Kopf­pla­ka­te, die aber mit The­men ange­rei­chert wer­den. Ähn­li­che wie bei CDU und Lin­ker Lis­te ste­hen die Per­so­nen für etwas, hier im Bei­spiel für die Woh­nungs­fra­ge. Dazu der Cla­im „Das braucht Freiburg“.

Wäh­rend die FDP 2009 auf recht ste­ri­le „Poli­tik­fo­tos“ set­ze, sind es dies­mal die auch aus dem Bun­des­tags­wahl­kampf von ver­schie­de­nen Par­tei­en schon bekann­ten vagen Dia­log­si­tua­tio­nen, irgend­wo am Bild­rand ver­schwin­det der Bür­ger, die Bür­ge­rin, mit denen die Kan­di­da­tIn das Gespräch sucht. Das Pla­kat ent­hält QR-Code und URL und wirkt etwas unüber­sicht­lich dadurch, dass Name, Cla­im und The­men­spruch in der glei­chen Grö­ße gesetzt sind.

Das Lay­out der Pla­ka­te ent­spricht der bun­des­wei­ten Euro­pa­kam­pa­gne der FDP, wie ich im Nach­hin­ein feststellte.

Noch ein Nach­trag: Offen­sicht­lich gibt es bei der FDP eine zwei­te Pla­ka­tier­wel­le, oben ist ein Bei­spiel ein­ge­fügt – hier sind dann jeweils Men­schen­grup­pen zu sehen, die „Mut zur FDP“ haben, und dabei häu­fig eine gewis­se Dyna­mik ausstrahlen.

Lis­te 5. Lin­ke Lis­te – Soli­da­ri­sche Stadt (LiSST)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
Linke Liste 1 Linke Liste 2
Bei der Lin­ken Lis­te – Soli­da­ri­sche Stadt (LiSST) gibt es zum einen etwas auf­ge­frisch­te und moder­ni­sier­te Kon­ti­nui­tät. Wie 2009 sind das Haupt­wer­be­mit­tel Pla­ka­te, auf denen drei Kan­di­da­tIn­nen vor­ge­stellt und mit einem The­ma ver­knüpft wer­den. Das gan­ze wirkt 2014 etwas kon­trast­rei­cher, es wird auf Far­be statt auf das klas­si­sche Schwarz-Weiß der Alter­na­tiv­be­we­gung gesetzt, und die Ver­wen­dung von Rot-Weiß-Schwarz als Signal­far­ben nähert sich der Far­big­keit der LINKEN an. 

Der Cla­im der Pla­ka­te ist „kon­se­quent sozi­al“ (ja, Wohn­raum ist auch ein The­ma), dane­ben wer­den Infor­ma­tio­nen zu allen Per­so­nen (nur bei nah­men Her­an­ge­hen les­bar), eine the­ma­ti­sche Aus­sa­ge, eine URL, Infor­ma­tio­nen dazu, wel­che Lis­te die Lis­te 5 ist sowie ein ViSdP prä­sen­tiert. Immer­hin wur­de auf den Abdruck von Pro­gramm­tex­ten (wie es sie noch 2009 gab) verzichtet. 

Neben den Per­so­nen­pla­ka­ten gibt es (in der Tra­di­ti­on Sey­frieds) ein künst­le­risch gestal­te­tes Wim­mel­bild, auf dem vie­le ver­schie­de­ne Stadt­the­men ange­spro­chen wer­den. Eig­net sich eben­falls bes­ser für Geh­we­ge und Fuß­gän­ger­zo­nen und ist auch dort zu finden. 

Schließ­lich gibt es bei der LiSST noch eine Beson­der­heit: eine gan­ze Rei­he der Men­schen, die dort kan­di­die­ren, sind Mit­glied der LINKEN (ande­re sind z.B. bei der DKP). Ent­spre­chend sind auch Pla­ka­te aus der lan­des­wei­ten Linie der LINKEN zu fin­den (im typi­schen Knall­far­ben­text-Stil, dies­mal weiß auf rot), mit neon­gel­bem Über­kle­ber, der auf die LiSST hinweist.

Nach­trag: Die LINKE hat, um auf ihre Kan­di­da­tIn­nen auf der LiSST hin­zu­wei­sen, auch noch zwei Pla­ka­te auf­ge­hängt. Die fal­len durch das inno­va­ti­ve Breit­band­for­mat auf, zum einen eines der belieb­ten Grup­pen­pos­ter (Sey­fried mit ech­ten Men­schen nach­ge­stellt), zum ande­ren eines in der CI der LINKEN, also rot und weiß, textorientiert.

Lis­te 6. FREIE WÄHLER e.V. (FW)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
FW
Die Frei­en Wäh­ler waren schon hell­blau, als es die AFD noch nicht gab, und sie set­zen auch dies­mal kon­se­quent und mas­siv auf die­se Far­be. Das geschieht ins­be­son­de­re auf Groß­flä­chen­pla­ka­ten, die sehr redu­ziert als hell­blaue Wand wahr­ge­nom­men wer­den, auf denen dann als Cla­im „Die Stadt­ge­stal­ter“ prangt. ABC wer­ben für Bil­dung, die Sky­line der Stadt für Wohn­raum. Logo, Lis­te und URL dür­fen nicht fehlen.

Neben den Groß­flä­chen gibt es wie 2009 Kopf­pla­ka­te, die wie­der­um mit den Far­ben hell­blau und weiß gestal­tet sind. Neben dem Por­trait­fo­to muss der Name im Bal­ken auf das Bild, dazu das Logo, der Cla­im „Die Stadt­ge­stal­ter“, anders als 2009 noch ein Spruch sowie ein all­ge­mei­ner Wahl­auf­ruf. Jeden­falls bei dem Pla­kat, dass ich in der Innen­stadt auf einem Auto gese­hen habe. Die im Stra­ßen­raum auf­ge­häng­ten Pla­ka­te schei­nen sich dage­gen wie 2009 auch auf Name, Lis­ten­platz und Beruf zu beschränken.

Lis­te 7. Kul­tur­lis­te Frei­burg (KULT)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
KULT
Ähn­lich wie bei der GAF ist bei KULT der Name Pro­gramm genug. Naja, fast. 2009 gab es eine gel­be Blu­me auf blau­em Grund, mit dem Lis­ten­kür­zel, URL, Datum der Wahl und der Erläu­te­rung „KULTUR LISTE“. Und ver­mut­lich einen Hasen.

2014 bleibt der Grund­auf­bau iden­tisch: Voll­flä­chig dun­kel­blau, dar­auf jetzt kei­ne gel­be Blu­me mehr, son­dern das „eigens von einem Gra­fi­ker geschaf­fe­ne“ Logo der Lis­te, das aus den irgend­wie dop­pelt ver­dreh­ten Buch­sta­ben K U L T besteht. In wech­seln­den Far­ben, nach dem Vor­bild von Goog­le oder Micro­soft. Ansons­ten steht auf den Pla­ka­ten wei­ter­hin eine URL, die Erläu­te­rung, dass KULT „Kul­tur­lis­te Frei­burg“ bedeu­tet, und der dezen­te Hin­weis, dass am 25. Mai Kom­mu­nal­wah­len sind. Mehr Inhalt ist nicht. Ach doch, ein QR-Code. 

Das gan­ze gibt es dann auch noch in halb­wegs inver­tier­ten Far­ben, mit gel­bem Hin­ter­grund, als Groß­flä­che – und als Graf­fi­ti-Kunst-Groß­flä­chen­pla­kat. Inhalt­lich iden­tisch, farb­lich ein biss­chen vari­iert, durch einen Graf­fi­ti-Künst­ler ergänzt. Kunst? Naja.

Als wäre das nicht genug, gibt es noch das ganz ande­re Pla­kat. Auf dem ein ande­res, aus den Buch­sta­ben K U L T gebil­de­tes Logo zu sehen ist – aus einer ande­ren Schrift­art gesetzt -, irgend­wie hell­blau-durch­sich­tig vor dun­kel­blau, URL, Datum und so wei­ter – und die Erläu­te­rung, dass „KULT-UR-LISTE FREIBURG“ auch für – metho­disch beliebt aus Abizei­tun­gen und Gra­tu­la­tio­nen zu run­den Geburts­ta­gen“ – „[k]reativ, [u]nabhängig, [l]ebendig, [t]ransparent“ steht. 

Wie 2009 gibt es (wie bei der GAF) also über den pro­gram­ma­ti­schen Lis­ten­na­men hin­aus weder Leu­te noch The­men. Ob das aus­reicht, ob es zu mas­si­ven Klicks auf die URL führt? Da steht dann übri­gens sinn­ge­mäß, dass Kul­tur alles und alles Kul­tur ist.

Lis­te 8. Grü­ne Alter­na­ti­ve Frei­burg (GAF)
Pla­kat 2014
p08-2014-05-02 10.06.43
Ver­gleich 2009
GAF
Die GAF, die unlängst noch einen Gerichts­streit um ihr G ver­kraf­ten muss­te (und letzt­lich gewon­nen hat), ist eine in der vor­letz­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode ent­stan­de­ne Abspal­tung aus der grü­nen Frak­ti­on, die für sich bean­sprucht, grü­ne­re Poli­tik als die Grü­nen zu machen, im Sin­ne eine back-to-the-root zur links-alter­na­ti­ven Szene.

Gra­fisch domi­nant ist 2009 wie 2014 der dunk­le (2009 schwar­ze, 2014 dun­kel­grü­ne, wenn ich das rich­tig iden­ti­fi­ziert habe) Hin­ter­grund, auf dem in hell­grün etwas steht. Wäh­rend in der Wahl­aus­sa­ge 2009 auf dem Pla­kat noch eine deut­li­che Abgren­zung zu Bünd­nis 90/DIE GRÜNEN ent­hal­ten ist, wirkt das Pla­kat 2014 hier indif­fe­ren­ter – es gibt vie­le Far­ben, GAF ist eine davon. Ansons­ten gibt es in bei­den Fäl­len nur das Logo (2014 ergänzt um die Buch­sta­ben GAF, den die Lis­te tra­gen­den Ver­ein) und eine URL, sowie 2014 einen QR-Code. 

Ins­ge­samt ein sehr redu­zier­tes Pla­kat, wobei mir optisch die Vari­an­te 2009 doch noch etwas bes­ser gefällt als 2014. Die Inter­net­prä­senz aus 2009 exis­tiert übri­gens nicht mehr, die aus 2014 lehnt sich optisch stark an das Pla­kat an, auch im weit­ge­hen­den Ver­zicht auf Fotos.

Lis­te 9. Unab­hän­gi­ge Frau­en Frei­burg (UFF)
Pla­kat 2014
p09-2014-05-02 10.05.31
Ver­gleich 2009
Unabhängige Frauen
Die Unab­hän­gi­gen Frau­en behal­ten die seit Jah­ren bewähr­ten Grund­la­gen ihres opti­schen Auf­tritts bei: gro­ße Farb­flä­che, gro­ßes Aus­ru­fe­zei­chen, ein paar dia­go­nal gesetz­te Fotos, ein eben­so dia­go­na­ler Cla­im, der iden­tisch bleibt („Poli­tik für Frau­en ist Poli­tik für die gan­ze Stadt“, ver­knüpft mit „Frau­en­Stim­men“ bzw. „Frau­en wählen“).

Geän­dert hat sich zum einen die Farb­ge­bung, dies­mal ein knal­li­ge­res rot mit gelb ver­bun­den, zum ande­ren sind es nicht nur vier Spit­zen­frau­en (damals mit Namen gekenn­zeich­net), son­dern Por­traits der hal­ben Lis­te, die auf dem Pla­kat zu sehen sind. Wer wer ist, wird damit aller­dings nicht klar, die Viel­falt unter­schied­li­cher Frau­en­per­spek­ti­ven, die in der Lis­te ver­eint sind, dage­gen schon. Eine wei­te­re Neue­rung gegen­über 2009 ist eine URL auf dem Plakat.

Lis­te 10. Frei­burg Lebens­wert (FL)
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
(2009 nicht angetreten)
In erdi­gen Grün- und Braun­tö­nen wirbt „Frei­burg lebens­wert“ für sich – mit bemer­kens­wert pro­fes­sio­nell gestal­te­ten Pla­ka­ten für eine frisch aus dem Boden gestampf­te Lis­te. Der Cla­im ist „Enga­gier­te Bür­ger in den Gemein­de­rat“, der Name der Lis­te ist in einer Schreib­schrift aus den 1990ern gesetzt, und neben Name und Lis­ten­platz pass­te auch noch ein „Am 25. Mai wäh­len Sie“ plus the­ma­ti­scher Aus­sa­ge auf die Pla­ka­te. Dabei wird auf das klas­si­sche Wahl­kreuz als Sym­bol zurückgegriffen.

Gewählt wird vor allem „erhal­ten“, „bewah­ren“, „mei­nen Hin­ter­hof nicht anrüh­ren“. Hin­ter die Köp­fe sind dazu pas­sen­de Bil­der mon­tiert – wer genau hin­schaut, wird bei­spiels­wei­se hin­ter Platz 5 und Platz 6 das sel­be bewah­rens­wer­te Häus­chen sehen. Es gibt aber auch die ande­re Vari­an­te: der­sel­be Kopf vor einem ande­ren erhal­tens­wer­ten Hin­ter­grund. Alles im grü­nen Grund­ton. Dafür tritt die ÖDP die­ses Jahr nicht an.

Es gibt, wie ich inzwi­schen gese­hen habe, auch ein Groß­flä­chen­pla­kat. Konn­te das aller­dings bis­her nur von wei­tem anschau­en, bis auf den Lis­ten­na­men ist da kaum etwas zu erkennen.

Lis­te 11. Für Frei­burg – Poli­tik aus christ­li­cher Ver­ant­wor­tung (FFR)
Pla­ka­te 2014
p11-2014-05-02 11.02.24
Ver­gleich 2009
(2009 kein Pla­kat in mei­nem Archiv)
Die Chris­ten­lis­te, die 2009 erfolg­los blieb, ver­sucht es auch 2014. Es hän­gen sogar ein paar Pla­ka­te, die vor allem von einem rie­si­gen QR-Code domi­niert wer­den, und ansons­ten in seriö­sem dun­kel­blau und weiß gehal­ten sind. Auch ansons­ten erwe­cken die Pla­ka­te den Ein­druck, dass wir es hier mit einem Hybrid aus IT-Kul­tur und christ­lich-kon­ser­va­ti­ver Ori­en­tie­rung zu tun haben. Kei­ne Fotos, nur Text, dafür ein Bibel­spruch, der mit „beten“ endet. Neben dem QR-Code eine gro­ße URL, die auf das „Progamm.pdf“ führt, also auch hier Inhal­te vor Gestal­tung setzt. Und der Ver­such, mög­lichst viel Infor­ma­ti­on auf eine dafür dann doch klei­ne Flä­che zu packen – Lis­ten­na­me, The­men, die Spit­zen­kan­di­da­tIn­nen samt Beruf und Wohn­ort, URL, Adresse, …

Einen klei­nen roten Fleck gibt es auf dem Pla­kat neben dem in einer schreck­li­chen Schreib­schrift – hier eine opti­sche Nähe zu „Frei­burg Lebens­wert“ – gehal­te­nen Lis­ten­na­men „Für Frei­burg“, das ist das Stadt­wap­pen. Ob das so ohne wei­te­res auf einem Wahl­wer­be­pla­kat ver­wend­bar ist? Kei­ne Ahnung, ich gehe aber davon aus, dass nie­mand die Lis­te mit einer amt­li­chen Bekannt­ma­chung ver­wech­seln wird.

Lis­te 12. Jun­ges Freiburg
Pla­ka­te 2014
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Ver­gleich 2009
Junges Freiburg
Dem Hören­sa­gen nach soll sich erst kurz­fris­tig ent­schie­den haben, dass Jun­ges Frei­burg wie­der antritt. Die Ver­ei­ni­gung wur­de auf­ge­löst und neu­ge­grün­det. Logo und Farb­ton der Pla­ka­te sind jedoch erhal­ten geblie­ben. Statt auf ein schwie­rig zu inter­pre­tie­ren­des Graf­fi­ti setzt die Grup­pe auf das Grup­pen­fo­to – „Jugend sucht Platz!“ und trägt des­we­gen mit ver­ein­ten Kräf­ten (und einer höhe­ren Frau­en­quo­te als auf der Lis­te) ein Sofa über den Augus­ti­ner­platz. Was in Frei­burg aktu­ell eine poli­ti­sche Aus­sa­ge ist, und das ande­re Groß­the­ma neben der Wohn­raum­fra­ge berüht.

Das klei­ne Pla­kat hat neben Text und Foto auch eine URL, einen QR-Code und einen Twit­ter­ac­count. Und ein Klein­ge­druck­tes, in dem steht, das auf dem Bild nicht ein­fach nur Jugend­li­che, son­dern auch die Plät­ze 1 bis 4 der Lis­te zu sehen sind. Ganz schön viel Infor­ma­ti­on für wenig Platz, also auch eher fußwegtauglich.

Lis­te 13. Die PARTEI
Pla­ka­te 2014
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Dass zur Frei­bur­ger Kom­mu­nal­wahl auch ab und zu Lis­ten antre­ten, die es mög­li­cher­wei­se nicht so ganz ernst mei­nen, hat eine lan­ge Tra­di­ti­on. Die­ses Jahr ist die PARTEI dabei, zumin­dest mit einer Drit­tel­lis­te – offen­sicht­lich rech­net sie nicht ernst­haft mit der abso­lu­ten Mehr­heit im Gemein­de­rat, die für die Umset­zung ihrer Vor­ha­ben („Mau­er ums Vau­ban“) ver­mut­lich not­wen­dig wäre. Die Pla­ka­te grei­fen das bun­des­wei­te Logo auf, sind in weiß und rot gehal­ten. Neben den Text­pla­ka­ten, die oben abge­bil­det sind, habe ich auch klei­ne Foto­pla­ka­te gese­hen (aber lei­der nicht foto­gra­fie­ren kön­nen). Dabei ging es wohl dar­um, dass Müns­ter als bau­fäl­li­gen Alt­bau schleu­nigst abzu­rei­ßen, um so in der Innen­stadt end­lich Platz zu schaffen.

Gestal­te­risch wie auch im Hin­blick auf das Sati­re­po­ten­zi­al einer Lis­te, die sich PARTEI nennt, bleibt die PARTEI jedoch in Frei­burg hin­ter den Erwar­tun­gen zurück. Wer mas­sen­haf­te Pla­kat­per­si­fla­gen erwar­tet hat, wur­de ent­täuscht. Hier muss die PARTEI defi­ni­tiv an ihrer Nach­wuchs­ar­beit arbeiten.

Ein über­grei­fen­des Fazit? Bis auf die SPD set­zen alle Lis­ten, die ich bis­her im Stadt­raum gese­hen habe, auf ihren Pla­ka­ten nicht nur auf Köp­fe, son­dern auch auf The­men – Wohn­raum, wo der hin soll, und wer ihn bezah­len soll, scheint eines davon zu sein. Oder ist der Ansatz, eher fröh­lich auf Frei­burgs grü­ne Sei­ten hin­zu­wei­sen, der bes­se­re? Gestal­te­risch in sind gro­ße Farb­flä­chen (hell­blau oder grün), beweg­te Per­so­nen. Wer tat­säch­lich QR-Codes ver­wen­det, bleibt eine offe­ne Fra­ge für mich. Ins­ge­samt sind die Pla­ka­te noch ein­mal pro­fes­sio­nel­ler gewor­den – neben Agen­tu­ren dürf­te hier vor allem die Wei­ter­ent­wick­lung der DTP-Pro­gram­me, der Druck­tech­nik und der Rechen­leis­tung eine Rol­le gespielt haben. 

Und: Grup­pen­fo­tos lie­gen stark im Trend.

War­um blog­ge ich das? Weil ich es span­nend fin­de, auch ein­mal die ganz loka­len Pla­ka­te näher in Augen­schein zu nehmen.

7 Antworten auf „Freiburger Kommunalwahloptik 2014 (mit Nachträgen)“

  1. Hal­lo Tim,
    wie es halt bei Jun­ges Frei­burg ist: zum Foto­ter­min kom­men die die wol­len und dann wird das Motiv jung und dyna­misch aus­ge­wählt. Tat­säch­lich woll­ten wir dadurch zei­gen, das Jun­ges Frei­burg aus mehr Leu­ten besteht die kan­di­die­ren (dür­fen).
    Einen Link zu allen Wer­be­mit­teln gibt es hier: http://jungesfreiburg.org/2014/04/11/plakate/
    Es gibt noch ein zwei­ters Pla­kat zum ver­tei­len und für Innen­räu­me mit den Namen aller Kandidaten.
    Zur ein­ge­set­zen Tech­nik: InDe­sign CS4 (was wir schon 2009 hat­ten) aber ein deut­li­cher Fort­schritt zu Page­ma­ker 8.0 war.

  2. Noch der Hin­weis: Das FDP-Pla­kat ist in der Optik an die bun­des­wei­te Euro­pa­wahl­li­nie der Par­tei ange­lehnt. Und inzwi­schen habe ich auch Pla­ka­te von KULT, Unab­hän­gi­ge Frau­en und GAF (sowie eine Groß­flä­che von „Frei­burg lebens­wert“) gese­hen – sobald ich dazu kom­me, da noch Fotos von zu machen, kommt noch ein klei­ner Nach­trag. Feh­len noch „PARTEI“ und „Für Freiburg“.

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