Scheinbar einbetoniert

Eine Viel­zahl von Umfra­ge­insti­tu­ten ver­öf­fent­li­chen gera­de wöchent­lich ihre Wahl­um­fra­gen. Deren Aus­sa­ge­kraft ist einer­seits begrenzt – bei den letz­ten Wah­len gab es teil­wei­se erheb­li­che Abwei­chun­gen – ande­rer­seits sagen sie in der Sum­me und im Ver­gleich inner­halb der jewei­li­gen Umfra­ge doch etwas aus. 

Wer sich selbst ein Bild davon machen möch­te, fin­det bei vie­len Medi­en ein­ge­bet­te­te Dia­gram­me. Die Roh­da­ten stam­men oft von wahlrecht.de, die eine weit zurück­grei­fen­des Archiv der Sonn­tags­fra­ge-Umfra­gen aller gro­ßen Insti­tu­te pfle­gen (und das nicht nur für die Bun­des­tags­wahl, son­dern auch für Land­tags­wah­len und Abfra­gen zur Bun­des­tags­wahl in ein­zel­nen Län­dern). Eine beson­ders gelun­ge­ne Visua­li­sie­rung ist aus mei­ner Sicht der Pol­ly­tix-Wahl­trend.

„Schein­bar ein­be­to­niert“ weiterlesen

Photo of the week: More birds in the sky

More birds in the sky

 
Krä­hen sind ziem­lich ein­drucks­vol­le Vögel. Von nahem betrach­tet, aber eben­so, wenn sie in koor­di­nier­ten Schwär­men mor­gens und abends die Gegend durch­kreu­zen. Wie hier über dem Gun­del­fin­ger Bahn­hof, an des­sen Rand eini­ge Nist­bäu­me stehen.

Ein halbes Jahrhundert

Snowdrops

In gro­ßer Regel­mä­ßig­kei­ten blü­hen die Schnee­glöck­chen pünkt­lich zu mei­nem Geburts­tag. Die­ses Mal springt die vor­de­re Zif­fer auf die Fünf. Ein hal­bes Jahr­hun­dert. So alt füh­le ich mich nicht. Trotz­dem: die Welt mei­ner Kin­der­heit und Jugend liegt jetzt längst in der Ver­gan­gen­heit. Selbst die 1990er Jah­re und der Beginn des neu­en Jahr­tau­sends wer­den inzwi­schen his­to­ri­siert, archi­viert, musea­li­siert und was der Begrif­fe dafür mehr sind, Din­ge weg­zu­räu­men und als etwas zu betrach­ten, das gewe­sen ist. 

Einer­seits also ein gewich­ti­ger Mar­ker. Ande­rer­seits: auch kein ande­rer Tag als ande­re Tage. Die ers­ten grau­en Haa­re und das Sicht­bar­wer­den des mus­ter­för­mi­gen Haar­aus­falls sind schon eine gan­ze Wei­le her, und ich brin­ge bei­des eher mit den Kin­der­sor­gen als mit einer Zahl in Ver­bin­dung. Beim Blick in den Spie­gel der Video­kon­fe­renz fal­len Fal­ten auf, deut­li­cher als frü­her. Mar­kant, könn­te man auch sagen. Und zwi­schen Kurz­sich­tig­keit seit der Jugend und ein­set­zen­der Alters­weit­sicht liegt aktu­ell die glück­li­che Pha­se, in der ich am Bild­schim, zum Bücher­le­sen oder im All­tag kei­ne Bril­le mehr, noch kei­ne Bril­le brau­che. Dem­nächst dann ver­mut­lich Gleitsicht.

Haben 50-jäh­ri­ge ande­re Inter­es­sen? Gehört es dazu, mit dem Alter gelas­se­ner zu wer­den – oder doch eher wüten­der über die trotz aller Zukunfts­ver­spre­chen wei­ter­hin und beängs­ti­gend auf­bre­chen­den Unge­rech­tig­kei­ten und Welt­pro­ble­me? Mond­ba­sen, Unter­was­ser­städ­te, das Ende der Geschich­te, solar­pun­kig-hip­pies­ke Uto­pien des bes­se­ren gemein­sa­men Lebens, wie sie mal en vogue waren, sind eher nicht zu fin­den, da drau­ßen in der Welt. Statt des­sen fühlt es sich manch­mal an, als wür­den die Cyber­punk-Roma­ne mit den fie­sen kapi­ta­lis­ti­schen Kon­zer­nen, den zer­brö­ckeln­den Staa­ten und dem Kampf gegen den neu­en Faschis­mus von man­chen nicht als Zeit­dia­gno­se der spä­ten 1980er gele­sen, son­dern als Anlei­tung für die spä­ten 2020er Jahre. 

No future, Atom­krie­gängs­te und Tscher­no­byl ver­schmel­zen in der Erin­ne­rung zu die­sem angst­vol­len Gud­run-Pau­se­wang-Gefühl, dass das Ende der Welt nicht weit weg sein kann. Ras­sis­mus und sich ins Licht wagen­de Nazis mach­ten in den 1990er Jah­ren Angst. Jetzt also noch­mal, oder schlim­me­res? Die Pan­de­mie. Der Krieg in der Ukrai­ne. Ein Staats­streich von innen in den USA. Der explo­die­ren­de Nahe Osten. Und wie­der Dis­kurs­ver­schie­bun­gen nach rechts, ganz nach rechts.

Dazwi­schen immer wie­der Pha­sen, in denen der Zeit­geist grün war. Ökos, Lohas, Bohos, New Work, selbst­ge­strick­te Pull­over und Gar­ten­ar­beit, Land­lust und Land­lie­be, der grü­ne Erfolg in Baden-Würt­tem­berg und das Schei­tern der Dosen­pfand-Regie­rung mit Fischer, Trit­tin und Schrö­der. Am Ende eine Bier­fla­sche zuviel in der Bon­ner Run­de, oder war’s da schon Ber­lin, und dann Mer­kel. Eine Zeit, die bedäch­tig wirk­te, nicht der Still­stand von Kohl und Map­pus, eine Ver­schnauf­pau­se? Ein Land, das den­noch „wir schaf­fen es“ zu sei­ner Maxi­me aus­ge­ru­fen hat – und hin­ten­her­um Deals mit den Rus­sen fortführte. 

Das Poli­ti­sche und das Pri­va­te. War das Pri­va­te poli­tisch? Öffent­li­ches Tage­buch­schrei­ben in Blogs und in der para­so­zia­len Netz­ge­mein­de, die rich­tig viel Zeit raub­te. Ambi­va­len­te Erin­ne­run­gen an Twit­ter, Eska­la­ti­ons­spi­ra­len, Poli­tik­si­mu­la­ti­on, Bedeu­tung, Deu­tung, Deu­tungs- und Bedeu­tungs­ver­lust. Froh, nach der Über­nah­me raus­ge­wor­fen wor­den zu sein. Die Fedi­ver­se-Nische Mast­o­don ist anders, aber auch schön. Das Blog lebt.

Und die Kar­rie­re? Ich bin nicht da gelan­det, wo ich dach­te, eines Tages zu sein – näm­lich tief im Wis­sen­schafts­be­trieb. Manch­mal fra­ge ich mich, was gewe­sen wäre, wenn 2011 in Baden-Würt­tem­berg ande­res aus­ge­gan­gen wäre, und ich nicht die Abzwei­gung Rich­tung Poli­tik genom­men hät­te: mit einer Frak­ti­on als Arbeit­ge­be­rin, die mir in den letz­ten 13 Jah­ren deut­lich bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen – und ver­mut­lich auch deut­lich span­nen­de­re Auf­ga­ben – gebo­ten hat, als das an der Uni je mög­lich gewe­sen wäre. Ver­ein­bar­keit, Home-Office, Work-Life-Balan­ce: nicht bloß Voka­beln, son­dern geleb­te Pra­xis. Und auch da ist das Pri­va­te poli­tisch, die Lebens­stil­ent­schei­dun­gen, die Erzie­hungs­ent­schei­dun­gen, die Mobi­li­täts­ent­schei­dun­gen – die immer auch Ent­schei­dun­gen gegen 120 Pro­zent waren, gegen Auf­stiegs­stra­te­gien und einen tak­ti­schen Blick auf „den Job“. 

Zum poli­tisch-pri­va­ten Kom­plex gehö­ren die Kin­der. Das zwei­te wird bald eben­falls erwach­sen sein. 

Was dann kommt, fra­ge ich mich neu­gie­rig. Tra­gen die Rou­ti­nen noch? Braucht es neue Pro­jek­te, die die Zeit fül­len – oder bleibt eh nie genug, um all das umzu­set­zen, was in irgend­wel­chen Win­keln mehr oder weni­ger gedul­dig war­tet, end­lich ein­mal ange­gan­gen zu wer­den? Bleibt Zeit dafür, oder wer­fen Welt­po­li­tik und Kli­ma­wan­del eh alle Plä­ne über den Haufen? 

Ein hal­bes Jahr­hun­dert ver­dich­tet sich zu eini­gen weni­gen Ereig­nis­sen, Sinn­bil­dern, Anmu­tun­gen. Und eigent­lich: ein Tag wie jeder andere. 

Science Fiction und Fantasy im Januar 2025

Südbaden clouds

Die diver­sen Strea­ming-Abos hät­te ich mir im Janu­ar auch spa­ren kön­nen. Ange­schaut habe ich genau zwei Fil­me – zum einen, auf Drän­gen eini­ger Fami­li­en­mit­glie­der, ein Rewatch von Har­ry Pot­ter and the Goblet of Fire (von DVD), zum ande­ren mit viel gespann­ter Erwar­tung Sec­tion 31 (Para­mount+). Die­ser als Star-Trek-Spin­off ange­kün­dig­te Film war dann vor allem ent­täu­schend und wirk­te – selbst mit den Links zum eh schon action­las­to­gen ST: Dis­co­very – wie eine schlech­te Mischung aus Cow­boy Bebop , Guar­di­ans of the Gala­xy und Star Wars.

Die Ori­gin-Sto­ry der in unser Uni­ver­sum geflo­he­nen ter­res­tri­schen Impe­ra­to­rin mach­te deren Han­deln auch nicht plau­si­bler, der Geheim­auf­trag – Sec­tion 31 ist der Geheim­dienst der Star­fleet, ähn­lich Spe­cial Cir­cum­s­tances in Banks Cul­tu­re-Roma­nen – hat­te nur eine gerin­ge Plau­si­bi­li­tät, das Prot­ago­nis­ten-Team war eher humo­ris­tisch zusam­men­ge­stellt, deren Moti­va­ti­on unklar. Zeit und Raum (schnell, drin­gend, …, Tage in unter­ir­di­schen Höh­len­sys­te­men ganz woan­ders) ver­lo­ren an Bedeu­tung. Dass eine Pha­sen­ver­schie­bung auf Quan­ten­ebe­ne zwar das Durch­drin­gen von Wän­den und Kör­pern, nicht jedoch des Bodens der Raum­sta­ti­om mit sich brach­te, war dann auch nicht mehr als ein wei­te­res unlo­gi­sches Ele­ment in einer lang­wei­len­den Anein­an­der­rei­hung unlo­gi­scher Ele­men­te. Kurz: kei­ne Emp­feh­lung, jeden­falls nicht für Men­schen, die Star Trek mögen.

Gele­sen habe ich im Janu­ar, war­um auch immer sich das so erge­ben hat, vor allem Fan­ta­sy. Welt­flucht­po­ten­zi­al, möglicherweise.

Eine Aus­nah­me stellt in gewis­ser Wei­se John Dodds Oce­an of Stars (2022) dar, inso­fern der Roman in der Zukunft spielt, der Mars (und Pla­ne­ten fer­ner Ster­ne) besie­delt ist und die Prot­ago­nis­tin Cata­ri­na Solo­vi­as auf einem Raum­schiff anheu­ert – das aller­dings, soviel sei ver­ra­ten, schon kurz dar­auf von einem Pira­ten­schiff gerammt wird, mit gehiss­ten Son­nen­se­geln, Tech­no­lo­gie, die von Magie kaum zu unter­schei­den ist und kar­gen Mahl­zei­ten in der Kom­bü­se. Sag­te ich schon, dass dann auch noch Zeit­bla­sen und See­unge­heu­er Welt­raum­mons­ter gigan­ti­schen Aus­mas­ses auf­tau­chen? Dodd gelingt es, die­se wil­de Mischung plau­si­bel erschei­nen zu las­sen, und uns mit Cata­ri­na mit­fie­bern zu las­sen. Wür­de ver­mut­lich auch als Doc­tor-Who-Fol­ge funk­tio­nie­ren, wenn ich so drü­ber nachdenke.

Und auch die Kurz­ge­schich­ten­samm­lung Jamai­ca Gin­ger and Other Con­coc­tions (2024) von Nalo Hop­kin­son ent­hält neben magi­schem Rea­lis­mus mit kari­bi­schem Ein­schlag die eine oder ande­re Geschich­te, die eher unter SF (oder zumin­dest Steam­punk) ein­zu­sor­tie­ren wäre. Auf die Samm­lung bin ich durch ein Inter­view in Clar­kes­world auf­merk­sam gewor­den. Wie bei Kurz­ge­schich­ten­samm­lun­gen üblich, ist es schwie­rig, über­grei­fend etwas dazu zu sagen, ohne auf ein­zel­ne Geschich­ten ein­zu­ge­hen. Jeden­falls: fan­tas­tisch geschrie­ben, und mit einer Per­spek­ti­ve, die auf jeden Fall inter­es­sant ist. 

Damit zur Fan­ta­sy i.e.S. Von T. King­fi­sher (Ursu­la Ver­non) habe ich end­lich mal deren mit dem Hugo 2024 prä­mier­te Novel­le Thorn­hedge gele­sen. Hät­te ich mal frü­her tun sol­len, den die Novel­le war dann deut­lich bes­ser als das men­ta­le Bild („Neu­er­zäh­lung von Dorn­rös­chen“), das ich mir davon gemacht hat­te. Erzählt wird die Geschich­te aus der Per­spek­ti­ve der – bösen? – Fee. King­fi­sher geht nicht nur der Fra­ge nach, wie­so da plötz­lich eine Fee bei der Tau­fe der Königs­toch­ter auf­taucht (Fairy ist nicht weit) – und dann über Jahr­hun­der­te beim ver­wun­schen Schloss samt Dor­nen­he­cke bleibt, son­dern fin­den auch einen Weg, plau­si­bel zu machen, dass der ewi­ge Schlaf eine Hel­den­tat ist. Und dann taucht nach Jahr­zehn­ten der Ein­sam­keit ein wacke­rer Prinz auf, gekom­men, die Prin­zes­sin zu befrei­en. Die Fee (deren größ­ter Zau­ber ist, sich in eine Krö­te ver­wan­deln zu kön­nen), steht damit vor einer Her­aus­for­de­rung. Denn sie muss ver­hin­dern, dass der Prinz sei­nen Plan in die Tat umsetzt. Das wird recht lesens­wert beschrieben.

Im Anschluss habe ich Nett­le & Bone (2022, eben­falls von T. King­fi­sher), gele­sen. Der Titel der deut­schen Über­set­zung („Wie man einen Prin­zen tötet“), nimmt eines der Moti­ve des Romans vor­weg. Mar­ra ist die jüngs­te von drei Schwes­tern, Prin­zes­sin in einem klei­nen König­reich. Ganz real­po­li­tisch wird die ältes­te Schwes­ter mit dem Prin­zen des gro­ßen König­reichs im Nor­den ver­hei­ra­tet. Sie stirbt, der Prinz hei­ra­tet die mitt­le­re Schwes­ter. Mar­ra lan­det in einem Klos­ter, lernt Sti­cke­rei, Weben, mis­tet den Stall aus, unter­stützt die Schwes­ter Apo­the­ke­rin – und erfährt von dem Leid und der Miss­hand­lung ihrer Schwes­ter am nörd­li­chen Königs­hof. In ihr reift der Vor­satz, den Prin­zen zu töten. Sie sucht ein Dust-Wife, eine Art Hexe, auf, bit­tet die­se um Hil­fe, muss unmög­li­che Auf­ga­ben erle­di­gen – und ab hier nimmt das Aben­teu­er dann Fahrt auf. Trotz des mär­chen­haf­ten Set­tings spart King­fi­sher die Rea­li­tä­ten von Hei­rats­po­li­tik, Dynas­tik und Bünd­nis­sen – und Armut – nicht aus, son­dern guckt durch Mar­ras manch­mal nai­ven, manch­mal von Selbst­zwei­feln geplag­ten, aber immer empa­thi­schen Blick auf die Din­ge. Hat mir gut gefal­len, und ja – „bru­tal und com­pas­sio­na­te“ trifft es ganz gut.

Auch bei Peter S. Bea­gle geht es bei I’m Afraid You’­ve Got Dra­gons (2024) – der Bea­gle von „Das letz­te Ein­horn“ – um eine Prin­zes­sin. Größ­ten­teils fol­gen wir aller­dings Robert Thrax, dem Dra­chen­be­kämp­fer (as in: Unge­zie­fer­be­kämp­fung). Denn Dra­chen sit­zen hier in alten Gemäu­ern, es gibt gro­ße und klei­ne, und über­haupt: sind sie eine Pla­ge. Die Dra­chen­be­kämp­fung hat Robert von sei­nem ver­stor­be­nen Vater über­nom­men, macht das her­vor­ra­gend – dafür gibt es Grün­de – nur: eigent­lich wür­de er lie­ber kei­ne Dra­chen töten. Prin­zes­sin Ceri­se flieht vor den um ihre Hand anhal­ten­den Prin­zen in den Wald, übt Lesen und Schrei­ben. Und dann gibt es da noch den Thron­fol­ger des gro­ßen Nach­bar­lan­des, von prin­zen­haf­ter Gestalt, mit prin­zen­haf­ten Manie­ren, auf der Suche nach einem Aben­teu­er. Ein gro­ßer Held, so scheint es jeden­falls, auch wenn sein Vater unzu­frie­den mit dem Aus­blei­ben von Rauf­lust etc. ist. Es kommt eins zum ande­ren, und Prin­zes­sin Ceri­se, Robert und Prinz Regi­nald bre­chen auf, die gefähr­li­chen Berg­dra­chen zu besie­gen. Natür­lich kommt es anders – mehr wäre zu viel ver­ra­ten. Wie, beschreibt Bea­gle mit viel Humor.

Dann habe ich noch A Fel­low­ship of Bak­ers and Magic (2023) von J. Pen­ner gele­sen. Noch­mal Mär­chen­land, eine jun­ge Frau ganz ohne magi­sche Bega­bun­gen wird aus­e­rer­wählt, am gro­ßen Back­wett­be­werb der Elfen teil­zu­neh­men. Groß­ge­zo­gen haben die jun­ge Frau nach dem Unfall­tod ihrer Eltern die bei­den Nach­barn, ein schwu­les Ork-Paar, auf dem Weg und beim Back­wett­be­werb (den eigent­lich immer Elfen gewin­nen) freun­det sie sich mit Mit­be­wer­be­rin­nen an – eine Zwer­gin und eine Füch­sin, wenn ich das rich­tig gele­sen habe. Und der Elf, der sie aus ihrer Klein­stadt zum Wett­be­werb bringt, ent­facht Fan­ta­sien. Das gan­ze wird als cozy roman­tic fan­ta­sy ver­mark­tet, das passt auch. Mein einer Ein­druck: sil­ly, aber auf die gute Art. Der ande­re: biss­chen viel Soap, und für ein Fan­ta­sy-Set­ting in den Köp­fen der Protagonist*innen doch ziem­lich viel 21. Jahr­hun­dert. Also: nicht so ganz meins, aber viel­leicht ein com­fort read. Ein wei­te­rer Band ist 2024 erschie­nen, zwei wei­te­re sind ange­kün­digt. Wer’s mag, wird hier also eini­ges zum Lesen finden. 

Last but not least: Von Charles Stross ist neu A Con­ven­tio­nal Boy (2025) erschie­ne­nen, ein kur­zer Roman im Laun­dry­ver­se, in dem wir die Hin­ter­grund­ge­schich­te des „Dun­ge­on Mas­ters“ Derek ken­nen­ler­nen (ergänzt um bereits anders­wo erschie­ne­ne Kurz­ge­schich­ten). Eine DnD-Con­ven­ti­on spielt eine Rol­le, und jemand, der tie­fer als ich mit DnD zu tun hat, dürf­te noch mehr Freu­de an der einen oder ande­ren Anspie­lung haben. Es gibt wie immer im Laun­dry­ver­se düs­te­re Kul­te und Dämo­nen­be­schwö­run­gen; wich­tig zu wis­sen – das Rol­len­spiel-Regel­werk ist turing­voll­stän­dig und eig­net sich daher für magi­sche Hand­lun­gen. Stross mixt die „sata­nic panic“ der 1980er Jah­re, einen genau­en Blick dar­auf, was pas­siert, wenn Men­schen über lan­ge Zeit insti­tu­tio­na­li­siert wer­den, eine (für sei­ne Ver­hält­nis­se erstaun­lich sweete) Lie­bes­ge­schich­te im Autis­mus-Spek­trum und ein paar Bezü­ge zu ande­ren Laun­dry-Roma­nen (hal­lo, Iris). Das ist schnell weg­ge­le­sen, aber es wird auch deut­lich, dass es Zeit wird, dass Stross sich einen ande­ren Spiel­platz sucht.