Das Foto ist schon im Mai entstanden, aber ich bin erst jetzt dazu gekommen, mich zu entscheiden, welche der unzähligen Froschaufnahmen ich auf Flickr hochladen möchte. Entstanden ist es im Botanischen Garten in Freiburg – neben Gewächshäusern und der einen oder anderen Pflanze ist eine der größten Attraktionen dieser Anlage der Teich mit Wasserpflanzen, Fröschen und kleinen Fischen, die an Fingern kauen. Und ein schönes Fotomotiv geben die Amphibien noch dazu ab. Ein Besuch lohnt sich also.
Nordlichter!
Kurz nach 22 Uhr las ich gestern von ersten Bewunderungen in meinen Feeds. Der Blick in der Nordhimmel ließ dann nur ganz schwach etwas erahnen, einen dunkelroten oder purpurfarbenen Schimmer in der Nachthimmelfarbe.
Das änderte sich, als ich das iPhone mit seiner tatsächlich hervorragenden Langzeitbelichtung an die selbe Stelle schauen ließ – da waren dann lila Felder zu sehen, und am Horizont möglicherweise auch schwach grüne. Nicht ganz so eindrucksvoll wie das, was andere gesehen hatten, aber immerhin: der stärkste Sonnensturm seit zwanzig Jahren hatte tatsächlich auch hier in der Freiburger Region, also ganz im Süden der Republik, noch eine sichtbare Wirkung.
Ich bin dann noch ein paar Schritte rausgegangen, um dunklere Stellen zu finden. Mit bloßem Auge weiter kaum bis gar nicht sichtbar, im für eine Sekunde belichteten Handybild aber schön zu sehen.
P.S.: Ich lade mal den Akku der digitalen Spiegelreflex – falls da heute Abend nochmal was zu sehen sein sollte, dann mit Stativ und DSLR statt freihändig mit dem Handy …
P.P.S.: Und natürlich blieb die Nacht heute – zumindest hier im Süden der Republik – schwarz.. Dafür gab es ein ESC-Design in Malmö, das immer wieder an Nordlichter erinnerte.
Photo of the week: Demokratiecamp SC, Freiburg
Ich hänge gerade gefühlt mit allem hinterher, deswegen erst jetzt ein Foto, das die imposanten Säulen (bzw. Metallverstrebungen) am neuen SC-Stadion zeigt. Ich bin zwar aus einiger Entfernung schon oft an diesem neuen Stadion vorbeigefahren, war da – kein Fußballfan – aber noch nie.
Am 24.2. hatte ich die Gelegenheit, das Stadion mal näher zu sehen – da fand nämlich das „Demokratiecamp“ in der dortigen Business Lounge statt. Demokratie, gesponsert von einem Fußballverein? Warum nicht – vor allem, wenn der Trainer des Vereins immer mal wieder deutliche und richtige Worte findet. Das von freiburg_gestalten organisierte Demokratiecamp mit rund 250 Teilnehmenden ist quasi der zweite Teil einer der großen Demokratie-verteidigen-Demos in Freiburg: ein Barcamp, um darüber nachzudenken, was Demokratie ausmacht, wie sie sich weiterentwickeln lässt und wie sie verteidigt werden kann. Teilnehmende bunt gemischt, ebenso das Angebot an Workshops und Vorträgen, das sich entwickelte. Die drei, an denen ich teilgenommen habe, waren ganz unterschiedlich: in der ersten Runde ging es eher akademisch um Massenmedien und Popkultur als Gesprächsanlass über Demokratie, in der zweiten um die Weiterentwicklung von Bürger*innenräten in Richtung Mitgestaltung, und in der dritten Runde hatte ich dann selbst etwas angeboten, ein Gespräch über den Bürgerentscheid Straßenbahn in Gundelfingen, die Frage, wofür sich Bürgerentscheide eignen, und was anders gemacht hätte werden können.
Das mal auf die Schnelle – den kompletten Überblick über alles hat Dejan. Und Michael schreibt passenderweise was über den Austausch zum Thema „Aktivismus mit wenig Zeit“.
Ereignis statt Struktur
Schon wieder ein Demotag, in Freiburg bis zu 40.000 Menschen auf der Straße, ein Bündnis von 400 Organisationen. Und das ist nur Freiburg. Großartig!
Trotzdem bei der Demo – die orga-mäßig, wenn ich das richtig sehe, massiv auf die Infrastruktur vor Fridays for Future zurückgriff, in anderen Orten Parteien oder Gewerkschaften – das Gefühl, dass es ein Risiko gibt, dass dieses Bündnis, das jetzt ein Zeichen gegen die AfD, gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung, für Vielfalt und Demokratie setzt, fragil ist. Und dass es keine gute Idee wäre, jetzt massiv Energie dafür einzusetzen, aus dem Ereignis der möglicherweisen größten Demonstrationen der deutschen Geschichte eine Struktur zu machen.
Wir – die wache Zivilgesellschaft – haben gezeigt, dass wir im Zweifel da sind. Wir sind in der Lage, in kürzester Zeit mit vielen, vielen Menschen auf die Straße zu gehen und damit Politik und öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das ist extrem wichtig – und das wird gesehen, so jedenfalls meine Innenperspektive aus grüner Partei und Fraktion.
Wichtiger als die nächste Demo, bei der dann sofort die Frage gestellt wird, ob’s diesmal noch mehr Menschen waren, oder ob die „Bewegung“ schon wieder einschläft, ist es, diese Energie jetzt in die existierenden Strukturen zu gießen.
Das sind Parteien und Gewerkschaften, Initiativen und Verbände. All die gibt es. All die stehen für Demokratie – in den mühsamen Ebenen des Alltags. Und all diese Einrichtungen brauchen Menschen, die mitmachen, die sich einbringen, die dabei sind. Und die diese Haltung auch in ihr persönliches Umfeld tragen. Die widersprechen und ihre Meinung sagen.
Ereignis und Struktur ist eine der Grundunterscheidungen der Soziologie. Etwas, das regelmäßig passiert, das dann seine eigenen Regeln ausbildet, Erwartungen bündelt und Praktiken begründet, das ist eine Struktur. Und ohne Strukturen würde nichts funktionieren. Aus einem Ereignis, einem einmaligen und neuen Ding, eine Struktur zu machen, kostet Kraft. Was als Bündnis für den Moment funktioniert, zeigt bei jeder Strukturbildung sofort Fliehkräfte, führt zu Auseinandersetzungen über den richtigen Weg, über das „das machen wir so“. Und Aufmerksamkeit gibt es für das Ereignis, nicht für die dauerhafte Anstrengung.
Das Signal ist da und so stark, wie es nur sein kann. Ich hoffe, es ist angekommen und hilft, die gesellschaftliche Mitte nach links zu verschieben. Im Wechselspiel aus Ereignis und Struktur bewegt sich etwas. Das einmalige Ereignis mit den Großdemos dieser Tage – und die mühsame Alltagsarbeit in Parteien, Initiativen, Verbänden. Zusammen bringt das was, zusammen verändert das was. Deswegen: großartig, dass es diese Demos gab – aber lasst uns jetzt den Modus wechseln.
Eine Million Menschen gegen Rechts – eine Million Menschen für Demokratie und Rechte
Es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten bei den vielen Demos an diesem Wochenende – mit Rekordzahlen in München, Hamburg und Berlin, Aktionen in ganz vielen Städten und hervorragender Beteiligung auch in Ostdeutschland. Heute in Freiburg (bei der dritten Demo in Folge) waren es wohl 25.000 bis 30.000 – aus der Menge heraus einfach viele. Ein paar wenige Parteifahnen, vor allem aber eine Vielzahl kreativer Plakate.
Eine genaue Zahl kenne ich nicht, es ist aber nicht übertrieben, festzuhalten, dass in diesen Tagen deutschlandweit mehr als eine Million Menschen auf die Straßen und Plätze gegangen sind. Und die Botschaft ist überall dieselbe: wir verteidigen unsere Demokratie. Die AfD spricht nicht für die Mehrheit. Deutschland ist bunt, vielfältig und weltoffen.
Ich hoffe, dass dieses Signal ankommt. In der Bundesregierung, in den Ländern, in den Medien. Der Protest gegen Rechts ist laut. Er wird von „ganz normalen Menschen“ getragen. Und er richtet sich gegen die AfD – aber auch gegen diejenigen, die glauben, es würde gegen die Bedrohung von rechts helfen, nach rechts zu rutschen. Das ist das Signal dieser Tage. Und es wird mit der Erwartung verbunden, dass „die Politik“ darauf reagiert.
Erzkonservative frohlockten in den letzten Wochen und Monaten, dass die „kulturelle Hegemonie“ für grüne Ideen gebrochen sei, dass es eine Chance gibt, endlich Kohls geistig-moralische Wende umzusetzen. Wenn in CDU-Programmen von Leitkultur und einer Abschaffung des Asylrechts die Rede ist, dann setzt das in vorauseilendem Gehorsam diesen propagierten Hegemonie-Wechsel um.
Mal abgesehen davon, dass ein progressiver, an Klimaschutz, Respekt und Menschlichkeit orientierter Zeitgeist nie parteipolitisch grün war, sind diese Demos für mich auch ein Zeichen dafür, dass sehr viele Menschen mit einem Rechtsruck nicht einverstanden sind. Die rechte Seite des politischen Spektrums freut sich möglicherweise zu früh.
Zeigen werden das letztendlich erst die Wahlen im Juni und in der zweiten Hälfte des Jahres. Wenn wir Glück haben, erleben wir gerade einen Kipppunkt, ein deutliches „bis hierher und nicht weiter“.
Vielleicht bin ich zu optimistisch. Doch mehr als eine Million Menschen auf der Straße: das macht Mut und lässt sich nicht einfach ignorieren.