Auch wenn die Strecke die selbe ist, und leider (aus der Sicht des Zugfahrenden, für die Menschen an der Strecke ist’s natürlich anders zu bewerten) mehr und mehr Sichtschutzwände den Blick versperren, so gibt es doch aus dem Zugfenster immer mal wieder was zu sehen. Wie hier beispielsweise irgendwo zwischen Freiburg und Offenburg – nichts. Also, so viel morgendlicher Nebel, dass der Baum fast verschwindet. (In anderen Worten: ja, es ist jetzt wirklich Herbst.)
Photo of the week: Opfinger See, again
Anfang September – auch schon wieder ein Monat her – war es noch möglich, schwimmen zu gehen im Opfinger See. Jetzt hat der Herbst voll zugeschlagen, draußen Nebel, die letzten blühenden Sonnenblumen und Astern. Wurde auch Zeit.
P.S.: Ich sehe gerade, besonders einfallsreich bin ich mit meinen Fototiteln nicht – im Juni 2019 hatte ich schon einmal genau den selben Titel verwendet. Da lag der See noch quasi vor der Haustür. Inzwischen, nach dem Umzug nach Gundelfingen, ist’s dann doch immer ein Stück Weg, der mit dem Rad zwar machbar ist, aber eine gewisse Überwindung kostet.
Science Fiction und Fantasy im September 2024
Aus Gründen gibt es gar nicht so viel zu berichten über den September. Ich habe (alleine, weil der Rest der Familie das Genre und überhaupt …) nicht mag, Rings of Power, Season 2 (Amazon Prime) weitergeschaut und mich über die Ambivalenzen gefreut, die ich so bei Tolkien nicht in Erinnerung hatte – wobei ich zugegebenermaßen das Silmarillion zwar (in der deutschen Übersetzung) besitze, aber nie wirklich mit Freude gelesen habe. Außerdem habe ich (mit den Teenagern) die Orpheus-und-Eurydike-Adoption KAOS (Jeff Goldblum, Netflix) angeguckt, die letzte Folge fehlt uns noch, trotzdem lässt sich jetzt schon sagen: sehr ideenreicher, gut umgesetzter Trash. Die griechischen Gött*innen, wie sie vermutlich noch nie dargestellt wurden. Zeus als durchgeknallter Neureicher, Poseidon auf seiner Jacht, Hera, die die Fäden im Hintergrund zieht, der bürokratische Hades (in schwarz-weiß) … und Kreta als Diktatur, die die olympischen Rituale halt so durchzieht. Es macht durchaus Spaß, da zuzugucken. Jetzt hoffe ich nur, dass die letzte Folge nicht enttäuscht.
Gelesen habe ich zum einen das gerade neu im September 2024 erschienene Space Oddity von Catherynne Valente. Das ist die Fortsetzung von Space Opera. Da ging es, kurz zusammengefasst, darum, dass die Menschheit nur dann Mitglied der galaktischen Zivilisation werden kann – und ansonsten ihrer Annihilation entgegensieht – wenn sie beim Galactic Song Contest nicht auf dem letzten Platz landet. Decibel Jones und seine Band haben die unverhoffte Ehre, hier auftreten zu dürfenmüssen. Dieser erste Band war ein sehr gelungener Mix aus einem Humor im Stil von Douglas Adams, der wohlwollenden Auseinandersetzung mit der Tradition des ESC und jedem SF-Space-Opera-Motiv, das nicht schnell genug um die Ecke verschwinden konnte. Space Oddity setzt das jetzt fort. Nach dem Song Contest ist vor der intergalaktischen Promotion-Tour, und das Weltall ist voll mit Wundern, die uns noch vor dem Frühstück begegnen. Zu diesen Wundern gehört dann unverhofft eine bisher unentdeckte Spezies. Ein Song Contest muss her, um zu beweisen, dass es sich hier um intelligentes Leben handelt. Nur: diese Spezies hat ihre Gefühle externalisiert. Das hört sich ziemlich depressiv an – jedenfalls nicht nach Musik. Und das allmächtige Board des Song Contest ist alles andere als amüsiert. Soweit mal, sonst wird zu viel verraten. — Wie auch der erste Band ist Space Oddity flott geschrieben und steckt voll mit Anspielungen. Valente ist da tatsächlich eine würdige Nachfolgerin der ganz speziellen Douglas-Adams-Schreibe. Gleichzeitig leidet der Roman selbst ein kleines bisschen am „Schwieriges-zweites-Album“-Syndrom (nicht umsonst heißt das Keshet-Zeitparadox-Schiff, in dem Decibel Jones unterwegs ist, Difficult Second Starship). Die Neuheit eines ESC-Space-Opera-Mixes ist verflogen, die wilden Zeitreisen der Keshet, die das Buch durchziehen, machen es teilweise schwierig, nachzuvollziehen, was hier gerade passiert, und es gibt Sätze, die Anspielung auf Anspielung anpacken und humorvoll bearbeiten, ohne jedoch am Schluss irgendwie dazu beigetragen zu haben, den Fortgang der Geschichte zu beschleunigen. Kurz: Space Oddity reicht nicht ganz an Space Opera heran. Trotzdem eine Leseempfehlung – insbesondere für alle, die zwischen Nerd- und Popkultur sitzen.
Paolo Bacigalupi war mir bisher vor allem als Autor von Near-Future-SF aufgefallen, die im globalen Süden spielt. Jetzt hat er mit Navola (2024) einen Roman geschrieben, der sich als Fantasy klassifizieren lässt, obwohl ein großer Teil der Handlung ohne Magie etc. auskommt. Navola ist eine Handelsrepublik, die an Florenz oder Venedig erinnert; das Buch spielt in einer Welt, die unserer Renaissance ähnelt, auch wenn die beschriebenen Orte und Länder andere Namen tragen, und sich eine andere Religion als dominant durchgesetzt hat. Die alten Göttern sind herabgesetzt, aber nicht ganz verschwunden. Was mir gut gefällt: wie Bacigalupi (pseudo-)lateinische/italienische Begriffe (er)findet und in die Sprache seiner Erzählung einfließen lässt. Auch das trägt dazu bei, in den Alltag einer der mächtigsten Bankiersfamilien Navolas einzutauchen und ihn ganz und gar für wahr zu nehmen. Navola erzählt die Lebensgeschichte Davicos di Regulai, der der Sprössling dieses Handelshauses ist und bald dessen Leitung übernehmen soll. Die Regulai haben sich durch geschickte Politik ein die ganze damalige Welt umspannendes Netz an Filialen aufgebaut. Und wo Politik nicht ausreicht, gibt es noch Schattenmänner, Attentäter und zur Not auch angeheuerte Armeen. Davico hat allerdings kein Talent für Intrigen. Wenn ihn etwas interessiert, dann ist das die Welt der Natur, das Netz des miteinander verbundenen Lebens. Statt der Ausbildung zum Handelsmann würde er lieber Naturgelehrter werden – aber dieser Weg ist ihm verschlossen. Und dann gibt es noch seine „Schwester“, Celia – die als Faustpfand aus einer Fehde Teil der Familie geworden ist. Ach ja, und das Auge eines Jahrtausende alten Drachens wird ebenfalls eine Rolle spielen. — In meinem Urteil über Navola bin ich zwiegespalten. Die Welt, die Bacigalupi meisterhaft aufbaut, ist interessant genug, um darin zu versinken. Ich würde gerne mehr darüber lesen und habe das Buch auch deswegen verschlungen. Das Buch hat allerdings einen Kipppunkt, ab dem der blutige und brutale Untergang der Familie di Regulai beschrieben wird. Ich verstehe, warum Bacigalupi diesen Weg einschlägt, und auch die Aussage, die er damit über die gerne versteckten Schattenseiten einer erfolgreichen und intriganten Handelsfamilie trifft – trotzdem dachte ich da: muss das sein? Wäre ein anderer Ausgang der Geschichte für Davico (und Celia) möglich gewesen? Oder ist genau dieser brutale zweite Teil schon in den ersten Seiten und ersten Entscheidungen angelegt?
Robin Sloan war mir – ich gebe es ungern zu – bisher kein Begriff. Über die Worldcon und das Thema Solarpunk bin ich auf seinen Roman Moonbound (2024) gestoßen. Eine viel bessere Rezension, als ich sie je schreiben könnte, findet sich dazu bei Cory Doctorow. Kurz gesagt: die Abenteuer des Jungen Ariels werden aus der Perspektive einer 1000 Jahre alten KI (ein „Chronicler“) beschrieben, die nach einem langen Sleep-Mode-Zustand wieder zum Leben (?) erweckt wird – und Ariel selbst lebt in einer Welt, die 11.000 Jahre nach unserer existiert, eine Welt, die den Niedergang unserer Zivilisation, den Aufstieg der postapokalyptischen Menschheit und deren Niedergang erlebt hat, und in der es jetzt – (wir befinden uns weiterhin im Feld der Science Fiction) – sprechende Tiere gibt, Zauberer, verteilte Roboter, KIs, Gentechnologie – und ein Solarpunk-Setting, in dem sowohl das maximale Recycling wie auch ein großflächiges Carbon Management (hier: durch sprechende Bieber) ebenso einen Platz finden wie die Spätfolgen von LLMs. Sagte ich schon, dass nebenbei auch Popkultur und Memes als Wunderwaffe auftauchen? Und die Arthur-Legende? Das klingt jetzt vielleicht chaotisch, aber das ist eine sehr schöne und sehr schön geschriebene Mischung. Alles ist genauso, wie es scheint, egal wie unerklärlich es erst einmal wirkt.
Moonbound war dann der Auslöser für mich, auch nach den früheren Werken von Sloan zu gucken. Sourdough habe ich noch vor mir, gelesen habe ich aber jetzt immerhin mal Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore (2012) samt der Prequel-Kurzgeschichte Ajax Penumbra 1969. Und was soll ich sagen: ich bin begeistert. Zum einen, weil Penumbra eine sehr gut erzählte Geschichte über eine Quest ist, mit (magischen?) Artefakten, einem Geheimbund, alten Büchern und einer metatextuell immer wieder referenzierten Fantasy-Geschichte, also einem Buch im Buch – und zum anderen, weil es eine sehr gut gelungene Momentaufnahme der 2010er Jahre ist, also Google noch ein weitgehend benevolenter Konzern war, Nerds noch Nerds sein konnten und die politische Düsternis der kommenden Jahre sich noch nicht über diese kalifornische Szene gelegt hatte (auch wenn die eine oder andere weirde Idee hier bereits ihren Auftritt hat). Ach ja: und Typografie spielt eine tragende Rolle. Großartig!
Zweieinhalb Landtagsbücher
Bei aller tagespolitischer Aufregung füllt Landespolitik nicht jeden Tag aus. Insofern verwundert es nicht, dass im Umfeld des Landtags auch das eine oder andere Buch entsteht. Nicht jedes davon ist so gelungen und wirkmächtig wie Monrepos, muss es aber auch nicht, um doch den einen oder anderen Einblick zu geben. In dieser Woche, in der die Tagespolitik von grünen Rücktritten und Neuaufstellungen wimmelte, sind mir zwei solche Bücher begegnet. Ein drittes (der Enthüllungsroman Der Beamte Wieler der ehemaligen Landtagspressesprecherin Gabriele Renz) ist angekündigt.
Die beiden Bücher, die ich in in dieser turbulenten Woche gelesen habe, sind höchst unterschiedlich – ein Sachbuch, ein Roman, eines blickt auf die SPD, eines vor allem auf die FDP – aber sie eint die Perspektive ihrer Autoren, die jeweils aus einer gewisse Distanz auf ihre Fraktionen blicken. Martin Mendler war bis Oktober 2017 langjähriger Pressesprecher der SPD-Fraktion und wurde danach als von der SPD als Berater für Wissenschaft eingesetzt; Michael Haas schied fast gleichzeitig – allerdings schon nach nur einem Jahr – als Pressesprecher der FDP-Fraktion aus (vgl. Müller 2017; der dort erwähnte Pressesprecher der Grünen hatte sich als CDU-Parteigänger entpuppt).
Mendler hat ein umfangreiches, über 500 Seiten starkes Sachbuch zur Geschichte der baden-württembergischen SPD vorgelegt (mal ganz ehrlich. Geschichte und Politik von Landtagsfraktion und Landespartei der SPD Baden-Württemberg von 1952 bis 2022, Eigenverlag, Kirchheim/Teck 2024). Der materielle Schwerpunkt liegt dabei auf der grün-roten Regierungszeit – rund 175 Seiten – und den Jahren direkt davor; die Anfangszeit der SPD wird – wohl auch mangels Quellen – nur recht knapp dargestellt. Es geht dabei nicht nur um die SPD-Landespolitik, sondern ebenso um relevante baden-württembergische SPD-Akteur*innen im Bund und den Koalitionen mit SPD-Beteiligung. Die parlamentarische Arbeit insbesondere anhand der Zahl der Großen Anfragen, der eingebrachten Gesetzentwürfe (in Oppositionszeiten legitim, in Regierungszeiten ein fragwürdiger Indikator) und der vorgebrachten Rücktrittsforderungen zu messen, wäre mir jetzt nicht eingefallen.
Der Fokus des Buchs liegt allerdings eh auf den – in der Geschichte der SPD zahlreichen – persönlichen Feindschaften, Putschversuchen und Protegierungen. Das ist insofern ganz interessant, weil es doch deutlich macht, wie die SPD tickt, wie sich Eppler, Maurer, Spöri, Schmiedel, Vogt, Schmidt – kurzfristig Breymaier und schlicht Stoch jeweils durchgesetzt haben, und was dabei an Deals vereinbart und gebrochen wurde. Ebenso gibt das Buch einen Einschätzungen darüber ab, welche landespolitischen Themen ziehen (Bildung!), welche Kampagnen in den Sand gesetzt wurden (Kindergartengebühren) und wie die „Schmach“, kleinere Regierungspartei zu sein, das Selbstbild der SPD-Fraktion in der grün-roten Regierungszeit geprägt hat – bis hin zur „Arroganz“, die dem grünen Regierungspartner zugeschrieben wird. Das alles mag nur für eine kleine Schnittmenge an Menschen mit Gewinn zu lesen sein. Dennoch ist es verdienstvoll von Mendler, all das in dieser Detailtiefe aufgearbeitet zu haben. Das Buch ist kein Werk mit einem geschichts- oder politikwissenschaftlichen Anspruch im engeren Sinne, gibt aber, vielleicht auch seinem Samenkorn in einem Überblick für eine Jubiläumspräsentation, einen guten Abriss über 70 Jahre Sozialdemokratie in einem Land, dass die SPD nie besonders freundlich behandelt hat. Insofern bleibt es selbst eine überdauernde Quelle der Landesgeschichte, nicht nur zur SPD, sondern auch zum zeitgeschichtlichen Kontext insbesondere seit den 1980er Jahren.
Das zweite Buch, das ich diese Woche gelesen habe (und auf das ich nur gestoßen bin, weil Mendler es in einer Fußnote erwähnt), ist schon 2021 erschienen, hat aber trotz Schlüsselromananspruch keine größere Wellen geschlagen, mir wären sie jedenfalls nicht aufgefallen. Michael Haas hat mit Kritische Masse. Ein Parlamentsroman (Edition Outbird, Gera) seinen wohl ziemlich traumatisierenden Ausflug in die Landespolitik aufgearbeitet; er hat für wenige Jahre als Pressesprecher der baden-württembergischen FDP/DVP-Fraktion gearbeitet.
Sein Buch will ein Gesellschaftsbild zeichnen; eigentlich handelt es sich dabei eher um eine Aneinanderreihung von überbelichteten Vignetten als um einen Roman im engeren Sinne. Die Hauptperson, David (oder an einer Stelle Clemens?) Davidsohn wird Pressesprecher der VDP-Vorsitzenden Tamara Troll, die sich in der Rolle als lautstark polternde, narzisstische Oppositionskraft gegen die Regierung um den kauzigen – oder sich kauzig darstellenden Ministerpräsidenten Habedank von der Partei regenerativer Moral gefällt. Das ganz spielt in Sternheim, gekennzeichnet durch eine Bahnhofsbaustelle und einen Fetisch für den Autoverkehr und die Autoindustrie. Manche in der VDP sympathisieren mit der rechtsnationalen Volks-Reformierten Vaterlands-Partei. Und über allem thront die ikonische. leane und zu Produktivität und Effizienz antreibende Führerfigur Kiebich auf der Berliner Bühne.
Der Schwäbische Heimatbund sieht den Roman in einer Rezension „im Hass“ verfasst; jedenfalls werden Kränkungen und auch der Ekel, den der Autor aus dem Politikbetrieb mitgenommen hat, überdeutlich. Karikierend, zur Kenntlichkeit entstellen – das ist das eine, und mancher Einblick endet da an der Oberfläche. Wie es überhaupt das Äußere, und insbesondere das Körperliche, Haas angetan hat – wer auf der Seite des Bösen steht, hat schwitzige Hände, ist korpulent, trägt abgeschabte Schuhe und Anzüge von der Stange. (Nebenbei: moderne Architektur kommt ebenfalls nicht gut weg.) Neben den halbwegs kenntlichen Figuren stehen Archetypen provinzieller Politiker*innen – etwas langweilig dabei, dass alle die selbe Hintergrundgeschichte haben, nämlich sich längst mit ihren Ehefrauen auseinandergelebt haben, aus Gründen der Außenwirkung jedoch nicht geschieden sind. Das wahre Spektrum mag da vielfältiger sein, und vielleicht steckt dann doch zu viel Freud und Literaturwissenschaft in der betont feingeistigen Auseinandersetzung mit den Niederungen der Landtagspolitik.
Wenn das Buch nur das wäre, wäre es ignorierbar. Dort, wo beim Autor tatsächliche Insiderkenntnisse zu vermuten sind, nämlich bei der Innenansicht der „VDP“, wird es interessant. Selbst wenn er hier deutlich übertreibt, bleibt das Bild einer raffgierigen, für die Wirklichkeit blinden und in eigene Parolen verliebten Partei bzw. Fraktion, die sich organisatorisch an Hierarchie, an Leistung und an ein diktatorisches Verständnis von Führung klammert. Rund um den charismatischen Bundesvorsitzenden gibt es fast schon sektenartige Züge samt Indoktrination beim großen Zusammenkommen in der Hauptstadt. Wirtschaftsnähe ist bloß behauptet, die meisten Abgeordneten glänzen durch Inkompetenz. Und der Geist der unbedingten Leistungsorientierung zieht sich, was wäre auch anderes zu erwarten, durch: Mitarbeitende zeichnen sich durch Intrigen untereinander aus, die Jugendorganisation besteht aus teuren Abziehbildern des Vorsitzenden. Hinter der Fassade der „VDP“ lauert die große Leere. Zu all dem kommt die Nähe zu Rechtsaußen, das Einfordern sexueller Gefälligkeiten und der Antisemitismus, der der jüdischen Hauptfigur entgegenschlägt.
Dass das bei einer liberalen Partei, bei einer gerne auch einmal rechtsliberalen Fraktion so sein könnte, hat man sich schon gedacht. Aber das ist dann doch nochmal starker Tobak. Puh.
Politik agiert im Medium Macht. Auch eine werteorientierte Partei wie meine ist davon nicht ausgeschlossen. Trotzdem nehme ich nach fast dreißig Jahren Parteimitgliedschaft und im vierzehnten Jahren Arbeit in der Landtagsfraktion doch immer noch war, dass wir versuchen, den humanistischen Teil eines grünen Weltbilds in den eigenen Organisationen zu leben. Das schließt nicht aus, dass es Abgeordnete und andere politische Akteure gibt, die ähnlich agieren, wie sie Mendler in Sachlichkeit und Haas in satirischer Überzeichnung präsentieren. Und ja, ein Landtag ist ein Parlament, das nicht in jedem Politikfeld Zuständigkeiten hat. Ganz so übel, wie sie hier gezeichnet wird, ist Politik dann allerdings doch nicht.