Nur ein Handyfoto, aber das mittägliche Winterlicht, das die Weihnachtsdeko erstrahlen ließ, musste ich dann doch festhalten.
Kurz: Wachsen wir über uns hinaus
„Wachsen wir über uns hinaus“ – das ist die Überschrift über dem gestern auch der Öffentlichkeit vorgestellten grünen Programmentwurf für Baden-Württemberg. Diskutiert und entschieden wird darüber am Wochenende auf der Landesdelegiertenkonferenz. Jetzt schon ist klar, dass zu den rund 120 Seiten noch ein paar dazukommen werden – immerhin liegen über 800 Änderungsanträge vor.
Über die Länge lässt sich streiten. Inhaltlich bin sehr zufrieden mit diesem Programm: das zeigt nämlich nicht nur, wie sich Baden-Württemberg in den vergangenen bald zehn Jahren weiterentwickelt hat, sondern macht ebenso deutlich, dass wir Grüne noch einen ganzen Koffer voller Ideen dafür haben, wie es weitergehen kann. Genau jetzt braucht es ambitionierte Maßnahmen, um das Ziel zu verwirklichen, Baden-Württemberg klimaneutral zu machen. Und jetzt ist auch der Zeitpunkt, um den Wandel des baden-württembergischen Wirtschaftsstandorts hin zu einem zukunftsfesten Wirtschaften einzuleiten. Wir stehen, auch jenseits der Corona-Pandemie, vor riesengroßen Herausforderungen. Digitalisierung ist längst noch nicht da, wo sie sein könnte, und orientiert sich bei weitem noch nicht überall am Nutzen für Mensch und Umwelt. Neue gesellschaftliche Spaltungen brechen auf. Die Weiterentwicklung der Schulen in Richtung Orientierung an individueller Förderung der Kinder wurde unterbrochen und soll wieder aufgenommen werden. Und und und …
Ich bin gespannt auf den Parteitag und die Debatten, die dort geführt werden. Das Signal jedenfalls ist klar: Grüne haben noch was vor. Und dafür werden wir kämpfen.
Disclaimer: als Teil des Redaktionsteams durfte ich am Entstehungsprozess des Programms seit Februar/März beteiligt sein – und freue mich, dass es endlich das Licht der Welt erblickt.
Photo of the week: Panorama view IV (St. Georgen, Haslach, Weingarten)
Schon ein paar Tage her – so sah’s Ende Oktober beim Blick vom Schönberg auf die Stadt aus, genauer gesagt auf St. Georgen (im Vordergrund) und Landwasser, Weingarten und Haslach (sowie ganz links, aber im Bild nicht wirklich zu sehen, das Rieselfeld). Auch im Bild: Baukräne, die Gaskugel, der Funkturm sowie ziemlich viele Windräder am Horizont. Ach ja: reinklicken und vergrößern ist möglich.
20 Jahre Internetparteitag
Die „Tagesschau vor 20 Jahren“ erinnert auf Twitter daran, dass der erste Internetparteitag jetzt zwanzig Jahre her ist. Wie Andrea Lindlohr schreibt, möglicherweise inspiriert von #dol2day, einer damals sehr beliebten Netz-Politiksimulation. Der damalige Internetparteitag des grünen Landesverbands Baden-Württemberg war textbasiert, dauerte mehrere Tage, und verband die Forendiskussion mit jeweils einen Tag umfassenden Abstimmungsfenstern. Beschlossen wurde letztlich unter anderem eine Resolution zu Ladenschlusszeiten – wichtiger aber war das Symbol: Parteitag geht auch im Netz. Kostenpunkt: ähnlich hoch wie ein Landesparteitag in der Halle, v.a. die damals noch auf Disketten basierende Sicherheitsarchitektur war teuer.
So richtig etablieren konnte sich das Format nicht. Und noch 2018 – nach dem Beginn und Ende des Hypes um die Piratenpartei mit ihren liquiden Entscheidungen – war meine Vermutung: das kommt auch nicht wieder, höchstens in Form von Beteiligungsphasen vor Parteitagen. Corona macht’s möglich, dass jetzt alle Welt von digitalen Parteitagen spricht und einige davon sogar mit Erfolg durchgeführt werden. Mal sehen, was nach der Pandemie davon übrig bleibt.
Ich nehme das Jubiläum jedenfalls mal zum Anlass, die diversen Texte von mir dazu gesammelt zur Verfügung zu stellen. Ein paar der Aufsätze, die dazu passen würden, sind derzeit nicht online erreichbar, weil Seiten relauncht wurden oder Netzzeitschriften eingestellt wurden – ich nehme die hier mal mit auf und liefere bei Gelegenheit nach:
- Was passiert, wenn eine Partei im Netz tagt? Der ‚Virtuelle Parteitag‘ von Bündnis 90/Die Grünen aus soziologischer Sicht (Magisterarbeit, 2001)
- „Zeitsparen mit dem Internet? Ein zweiter Blick auf Zeitaspekte des Virtuellen Parteitags“ (2001)
- „Zur Funktionsweise Virtueller Parteitage“ (2001)
- „Politische Online-Kommunikation unter Wirklichkeitsverdacht: der Virtuelle Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg“ (Zusammenfassung der Magisterarbeit, 2003)
- „Baden-Württembergs Grüne erneut netzaktiv“ (2005)
- „Politische Wiki-Nutzung zwischen Groupware und Text-Event – diskutiert an Fallbeispielen aus dem Umfeld von Bündnis 90/Die Grünen“ (2007)
- „Fest, flüssig, flüchtig: Aggregatzustände des Politischen im Netz“ (2012)
- „Eine virtuelle Versammlung?“ (zur „Ständigen Mitgliederversammlung“ der Piratenpartei, 2013)
- „Piraten: Ablauf des SMV-Scheiterns“ (dito, 2013)
- „Blended Participation: Grüner Mitgliederentscheid gestartet“ (2013)
- „Wahrheit oder Pflicht: Nachbetrachtung zum grünen Mitgliederentscheid“ (2013)
- „Smarte Parteien? Um welches Problem geht es eigentlich?“ (zu Beteiligungstools und Parteireform, 2015)
- „Wieso der virtuelle Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg ein einmaliges Ereignis geblieben ist“ (Vortragsfolien, 2018)
- „Die große Schaltkonferenz“ (Bericht zum digitalen Länderrat im Mai, 2020)
- „Die erste digitale Bundesdelegiertenkonferenz“ (Bericht zur digitalen BDK im November, 2020)
Photo of the week: Nebelspuren I
Ich habe irgendwie auch noch Fotos von den goldenen Tagen Ende Oktober und in der ersten Novemberhälfte rumliegen. Herbst kann sehr schön sein. Gestern sah’s dann aber anders aus – dichte Nebelschwaden und, naja, Dämmerung halt, eine ziemliche Düsternis. Dass das Foto dann so rauskam, war nicht geplant, sondern liegt an zu schnellen Bewegungen. Passt aber.