Freiburg nennt sich ja manchmal „Green City“. Je nachdem, was genau unter „grün“ in diesem Zusammenhang verstanden wird, durchaus zu Recht. Das Vauban-Viertel ist ein gelungenes sozial-ökologisches Experiment, über das Rieselfeld ließe sich ähnliches sagen, es gibt Radexpresswege, Straßenbahnen, Tofubratwürste, Windräder, grüne Wahlergebnisse, einen grünen OB und ein Milieu, das durchaus schon in das einschlägige Liedgut Eingang gefunden hat.
Wer durch die Innenstadt geht, das Flair des Münstermarkts und die Hänge des Schwarzwalds bewundert, sieht davon allerdings nicht unbedingt etwas. Oder, ganz stimmt das nicht: der Rotteckring zwischen dem Stadttheater mit politischem Anspruch, der Universität, die jetzt auf Nachhaltigkeit setzt, und dem neuen Kristallpalast der Universitätsbibliothek ist für den Autoverkehr gesperrt und wird noch nicht von den geplanten Straßenbahnlinien durchkreuzt. Nur FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen queren – in Freiburg-üblichen Massen den Platz.
Derzeit ist dieser Platz ziemlich grün: Auf der einen Seite, vor der Universität, erstreckt sich der Platz der Alten Synagoge als Wiese vor der Kollegiengebäude II; die größte innerstädtische Grünfläche. Ab und zu – gefühlt zunehmend, seit der Ring nicht mehr von Autos befahren wird – wird diese Wiese auch bespielt. Das Turnfest machte dort ebenso Station wie unlängst regionale Ernährungstage. Auf der anderen Seite des Rings, vor dem Theater (derzeit im Umbau), haben sich die gepflegten Grünstreifen des Theaterbaus in einen urbanen Garten verwandelt, der sich mit Sandkiste und diversen Hochbeeten auf die Straße ergießt. Bambis Garten, nach dem Sternbild des Theaters.
Zwischen Baustellen, Gartenurbanität und Wiese wirkt der Platz heute alles andere als aufgeräumt. Ganz anders als das, was hier einmal entstehen soll. 2009 habe ich schon einmal etwas dazu geschrieben, ebenso mehrfach 2008, als die Planung beschlossen wurde. Der durch die städtischen Gremien genehmigte Plan sieht einen von Theater und Universität begrenzten, durchgehenden Steinplattenplatz vor, aufgelockert durch ein paar Bäume und Sitzgelegenheiten, ein Wasserbecken, das an die ehemals auf dem Platz vorhandene Synagoge erinnern soll. Quer darüber wird die Straßenbahn fahren. Das ganze Gerümpel, also urbaner Garten, Fahrradabstellplätze, Wiese, soll verschwinden.
Der Beschluss liegt schon etwas zurück, aber auf Facebook und in Form einer Onlinepetition, die bereits von über 3000 Menschen unterstützt wurde, regt sich jetzt der bisher eher leise vor sich hin grummelnde Widerstand. Spät, aber vielleicht noch nicht zu spät. Heute gab es auch eine Unterschriftensammlung und Aktion vor Ort (erkältungsbedingt konnte ich leider nicht dabei sein).
Was spricht gegen die von allen Parteien mitgetragenen Pläne? Mich persönlich irritiert die Vorstellung, dass eine der im Freiburger Paarminutentakt fahrende Straßenbahnlinien und ein großer städtischer Platz zusammenpassen sollen. Sofern der Platz belebt – also urban – sein soll, erahne ich hier Nutzungskonflikte. Die es vermutlich auch mit der juristischen Fakultät der Uni geben wird.
Dann gibt es das Argument, dass eine große steinerne Fläche dazu beitragen wird, das Mikroklima in der Innenstadt im Sommer noch stärker aufzuheizen – ein Platz als Freilandwärmespeicher. An den Klimawandel angepasste Stadtplanung sieht anders aus. Jetzt schon gibt es Probleme, weil der Neubau der UB – mit seiner reflektierenden Glasfassade – unerwarteterweise auch die Sonne spiegelt, und damit blendet. Ob inzwischen Simulationen vorliegen, die Wärmespeicher und Sonnenreflektion in ihre Berechnungen einbeziehen, weiß ich nicht; ich finde, dass diese Fragen auf jeden Fall geklärt sein müssten, bevor hier in großem Maße umgebaut wird.
Drittens steht die Frage im Raum, was mit dem großen freien Platz eigentlich inhaltlich passieren soll, wie der also genutzt werden wird. Im Zuge des 550-jährigen Jubiläums der Universität wurde vor einigen Jahren der nahegelegene Innenhof (Platz der Weißen Rose) umgestaltet. Sehr hübsch, aber auch sehr steril, und mit deutlich negativen Auswirkungen auf die Platzqualität. Es gibt die Befürchtung, dass ein zum Aufmarschplatz umfunktionierter Platz der Alten Synagoge ähnliche Folgeprobleme nach sich ziehen könnte.
Warum also diese Gestaltung? Im Hintergrund steht der Wunsch, zu zeigen, dass Freiburg eine richtige Stadt mit einem richtigen großen Platz ist. Plätzle gibt es in Freiburg einige – Münsterplatz und Rathausplatz an erster Stelle. Beide tragen mit einer gewissen Kleinräumigkeit zur Atmosphäre der Stadt bei. Dann gibt es den Augustinerplatz mit der südländischen Treppe, der manchen zu viel Leben ausstrahlt. Am anderen Ende der Innenstadt ist der Karlsplatz zu finden. Der ist groß, langweilig und wird vor allem als Parkplatz verwendet. Ich befürchte, dass ein nach den bisherigen Plänen umgestalteter Platz der Alten Synagoge ähnlich trist aussehen könnte – im Sommer heiß, im Winter glatt. Oder es wird ein Platz, der an die zurecht in Verruf geratenen Einkaufzonen der kleineren Mittelstädte erinnert.
Einen Schritt zurücktretend, möchte ich in Frage stellen, ob Freiburg sich hier an Urbanitätsvorstellungen der klassischen Moderne orientieren muss. Wem müssen wir beweisen, eine richtige Großstadt zu sein? Und sollte eine „Green City“ nicht überlegen, ob es nicht genau hier, zwischen den Denkfabriken mit ihrem Anspruch, Zukunft zu gestalten, nicht ein Platz hinpassen könnte, der eben mit dieser Stadttradition bricht? Der aufnimmt, was Freiburgs Atmosphäre ausmacht, und der Mitten im Herzen der Stadt, wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, auch stadtplanerisch „Green City“ verwirklicht? Mit Grünflächen, mit kleinteiliger Nutzung, mit einer bewussten Orientierung an Share Economy und Begegnung? Eine Mischung aus Park und Platz mit Respekt vor der Stadtbahnlinie? Ein Marktplatz des 21. Jahrhunderts, der für ein neues Modell des Städtischen steht?
Ich fände es gut, wenn es jetzt, wo es konkret wird, doch zumindest einen Moment des Innehaltens geben würde. Freiburg hat die Chance, sich als grüne Stadt zu beweisen und zu zeigen – und der Platz der Alten Synagoge, der stillgelegte Ring – das wären aus meiner Sicht Potenziale dafür. Zu Freiburg würde es passen – und dann vielleicht auch eines Tages in Shanghai, Japan und Australien bestaunt werden.
Warum blogge ich das? Weil mir dieser Aspekt in der Debatte um die zukünftige Gestaltung des Platzes der Alten Synagoge noch zu kurz kommt.
Dass dort im 5min-Takt Straßenbahnen durchfahren sollen, muss nicht wirklich ein Problem sein, denke ich. Die gibt es z.B. im Rieselfeld oder der Vauban ja auch und sie stellen glaube ich kein größeres Problem dar.
Ein aufgelockerter Platz mit schattenspendenden Bäumen und teilweise Grünflächen wäre mir (und ich glaube auch den meisten Freiburgern) aber auf jeden Fall deutlich lieber als ein einheitlicher Steinplatz. Man sieht es auch an dem Platz zwischen KG1 und KG2, dass der leer, kahl, unwirtlich und langweilig geworden ist.
Bis jetzt tummeln sich auf der Wiese auf dem Platz der alten Synagoge bei Sonnenschein immer jede Menge Leute, Grüppchen von Studenten, Frisbeespieler, Einkäufer, die sich ausruhen, Tagträumer, Punker, Obdachlose, Flaneure. Das ist das, was einen öffentlichen Platz meiner Meinung nach auch ausmacht: Vielfältigkeit und Begegnungen zwischen Menschen. Auf einem Steinplatz wäre dies so wohl nicht mehr der Fall. Wahrscheinlich ist das auch ein Grund für diesen Entwurf. Vor allem die Punker, Obdachlosen und herumlungernden Bier trinkenden Studenten sind der Stadtverwaltung wahrscheinlich ein Dorn im Auge.
Und das Aufheizen des ganzen Areals ist, wie Du schreibst, natürlich im Sommer auch ein großes Problem, was durch Bepflanzung aufgefangen werden kann.
Nachdem ich im Rieselfeld wohne, dazu noch ein Wort: hier fährt die Straßenbahnlinie an den beiden Plätzen vorbei, nicht über die Plätze. Und selbst das hat zu Unfällen und in der Folge auch zu zusätzlichen Absperrgittern geführt.
Ich sehe die Pläne für den Platz deutlich positiver. Du schreibst zurecht, Freiburg hat Plätzle, das passt zu Altstadt, aber bisher keinen größeren Platz. Der neue, für Freiburger Verhältnisse eher große Platz der alten Synagoge passt zur nach Westen erweiterten Innenstadt. Er wird definiert durch vier markante Gebäude aus unterschiedlichen Epochen – Theater, KG I, KG II, neue UB – , von denen nicht nur der Platz profitieren wird. Auch die Gebäude werden umgekehrt durch den Platz besser zur Geltung kommen.
Stellt sich die Frage der Nutzung (Straßenbahn lasse ich jetzt mal außen vor). Sitzgelegenhietn am Rand sind wichtig, sollen meines Wissens auch entstehen (z.B. am Synagogen-Wasserbecken und auch vor dem Theater – dachte übrigens, dort bleiben Teile des Grüns erhalten?). Ein solcher Platz, der wirklich einer ist, ließe sich aber zusätzlich auch so bespielen, wie es bisher in Freiburg nicht möglich ist: sei es Turnfest, CSD, Kultur-Open-Air oder große Kundgebungen. Diese Veranstaltungen quetschen sich bisher auf Münster- oder Augustinerplatz – oder die Menschen fallen am (alten) Platz der Synagoge über Fahrradständer und versinken (je nach Wetter) im Matsch der Wiese (die danach erstmal keine mehr ist…).
Sprich: Ein echter Platz lebt von seiner Fläche, siehe z.B. die Plätze italienischer Städte (die sind übrigens meist aus Stein – und im Urlaub sitzen die Freiburger abends dort gern noch draußen – weil sich der Platz tagsüber so schön aufgewärmt hat…). Zumindest einen großzügigen Platz kann sich Freiburg m.E. also gut leisten – ohne dass man gleich wieder Gras in den Ecken säen muss. Schließlich ist der – nach dem Umbau und ohne Autos auch besser angebundene – Colombipark gleich neben an (nach meiner Schätzung übrigens eine deutlich größere innerstädtische Grünfäche als die KG-II-Wiese…).
Als Kritiker formuliert Till meines Erachtens an einigen Passagen etwas tendenziös, dort nämlich, wo es um die Begründung für den Umbau geht. Da geht es den Akteuren angeblich nur darum, „zu zeigen, dass Freiburg eine richtige Stadt mit einem richtigen großen Platz ist“, nicht viel später wird gar eine Art architektonische Strategie zur Rettung aus einem Minderwertigkeitskomplex unterstellt: „Wem müssen wir beweisen, eine richtige Großstadt zu sein?“
Allerdings ist die Anlage des Platzes und des verkehrsberuhigten Bereiches entlang des Rotteckrings ja stadtplanerisch wohlbegründet. Die aktuelle Stadtmitte wurde in ihren Dimensionen seit dem Mittelalter nicht verändert, die Zahl der Einwohner hat sich seitdem aber fast verfünfzigfacht. Gewachsen ist die Stadt vor allem nach Westen, wo bis heute auch die Mehrheit der Freiburger wohnen. Der Schritt, die Stadtmitte zu erweitern, und das in Richtung Westen, ist folgerichtig und überfällig, durch den Bau der Stadtbahnlinie lassen sich für dieses Vorhaben sogar noch Fördergelder einfahren.
Die Öffnung zwischen den Kollegiengebäuden, dem Theater und der UB zu einem Platz zu arrondieren, bietet sich an und hat sich seit der Stilllegung der Rotteckring-Mitte fast schon verselbständigt – obwohl dort derzeit Kraut und Rüben herrschen. Die UB wird sich, wenn sie fertig ist, ebenerdig zu ihr öffnen, der Treppenabgang vom Theater passt jetzt schon dazu.
Muss so ein Platz nun schlicht eine große Steinfläche sein? Einen wirklich großen, multifunktionalen Platz hat die Stadt bisher in ihrem Zentrum nicht, könnte ihn also durchaus brauchen. Gegner, die eine mögliche Belebung des Platzes bisher ausschließen, verwenden dafür ausschließlich Worst-Case-Szenarien und blenden zudem völlig die langjährige Entwicklungszeit aus, die städtische Architektur normalerweise immer bekommt. Was nur von heute auf morgen passiert, ist für so ein vorhaben keine valide zeitliche Dimension, Auf welche Weise die nachfolgenden Generationen das Areal in Besitz nehmen, lässt sich nicht erahnen. Aber tausende Studenten und Einkäufer, die den Platz täglich queren, sind eine perfekte Ausgangssituation.
Die thermischen Gegenargumente? Stimmen. Treten allerdings maximal in vier von zwölf Monaten in Kraft, und auch da lange nicht an jedem Tag. Im aktuellen Sommer kann man die Tage, an denen sich der Platz stark aufgeheizt hätte, sogar an einer Hand abzählen. Auf die Beliebtheit steinerner Flächen in heißen südeuropäischen Städten hat einer meiner Vorredner hier schon hingewiesen. Verdächtig ist auch, dass stadtklimatische Sorgen der Bürger sich immer nur auf den Platz der alten Synagoge konzentrieren – weder vom Konzerthaus-Vorplatz, noch von der Bebauung der Bahnhofsmeile, der Westarkaden oder der neuen Messe sind mir derlei Diskussionend bekannt. Dass Augustiner- und Münsterplatz ebenfalls nur reine Steinflächen sind, scheint in diesem Zusammenhang auch keinen zu besorgen, unter mangelnder Belebung übrigens leiden die beiden letztgenannten Plätze auch im Hochsommer nicht. Trotz (Kopfstein)Wüste.
Zugegeben allerdings: Einen Platz als Steinfläche zu gestalten, ist nicht progressiv. Eine Green City könnte bessere Ideen entwickeln und wenn ich eine solche sehe, stehe ich dem aufgeschlossen gegenüber. Begrünte Kinderspielplätze, eine Liegewiese, Schafweiden (wurden in der Bürgerbeteiligung damals auch vorgeschlagen) oder die Beibehaltung der Hundewiese vor dem KGII sind allerdings keine tauglichen Alternativen und angesichts der direkten Nähe diverser Parks (Colombi-Park, Mensawiese, Dreisam, Schlossberg) auch nicht notwendig.
Danke dir und auch Thomas für die ausführlichen Argumente! Das eine Problem, das beim großen multifunktionalen Platz weiter im Raum steht, ist die Straßenbahn. Das sehe ich noch nicht, wie die hier mit diversen Belebungsideen zusammenpasst.
Mehr als Gedankenexperiment denn als ernsthafter Vorschlag: Was würde es für Freiburg als „green city“ des 21. Jh. heißen, wenn z.B. ein innerstädtischer Park vom Colombi bis zur Mensawiese durchgezogen würde?
Mist, viel zu lang geworden, mein Beitrag…
Nö, musste dich nur freischalten, weil du bisher noch nicht hier kommentiert hast …
Ich meinte im Sinne der Lesefreundlichkeit.
Ach, das ist hier eh ein Blog für lange Texte.
„Begrünte Kinderspielplätze, eine Liegewiese, Schafweiden (wurden in der Bürgerbeteiligung damals auch vorgeschlagen) oder die Beibehaltung der Hundewiese vor dem KGII sind allerdings keine tauglichen Alternativen und angesichts der direkten Nähe diverser Parks (Colombi-Park, Mensawiese, Dreisam, Schlossberg) auch nicht notwendig.“
Warum stellt eine Wiese mit Bäumen keine Alternative zu einem zugepflasterten Platz dar? Wie sonst oder ähnlich sollten denn sonst ein Platz in einer „Green-City“ sein? Mich verwundert warum insbs. die Grünen in Freiburg nicht für den Erhalt von Grünflächen eintreten. Ein zugepflasterter „Veranstaltungsplatz“ wäre doch eher, so dachte ich bisher zumindest, im Sinne der CDU bzw. ihrer Wähler. Und BRAUCHT die Stadt UNBEDINGT einen solchen Platz überhaupt? Nein, eine Notwendigkeit ist dies nicht (gut, unbedingt braucht man dort auch keine Wiese). Daher sollten in der Diskussion auch Worte wie Brauchen vermieden werden. Statt dessen sollte man klar sagen, was ein Jeder sich WÜNSCHT bzw. was er gern hätte und aus welchen Gründen. Das nennt man dann wohl eine Frage des Geschmacks.
Nun kenne ich aber niemanden, der die jetzige Platzgestaltung gut findet – im Gegenteil: die meisten Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, sind davon nicht begeistert bis entsetzt. Diese Erfahrung scheinen auch schon andere gemacht zu haben, die sich etwas umgehört haben. Ich halte auch die Art der „Bürgerbeteiligung“ die es dazu 2004 gab (eine Planungswerkstatt), soweit ich dazu etwas in Erfahrung bringen konnte, für wenig gelungen. Rund 40 Bürger, viele davon mit Fachhintergrund (was hat man sich darunter vorzustellen?), die damals daran teilnahmen, bilden bestimmt nicht annähernd einen Querschnitt der Bewohner oder sind repräsentativ. Das hätte der Stadt und den Moderatoren eigentlich klar sein müssen. Daher sollte sich auch der Gemeinderat bzw. die Gemeinderäte nicht hinter dieser „Bürgerbeteiligung“ verstecken oder gar dies als Willen der Mehrheit der Bürger darzustellen.
Ich denke nicht, dass es hier um eine reine Geschmacksfrage geht. Sondern darum, welche Funktion Raum bzw. Flächen in einer Stadt haben (sollten). Der ökologische Beitrag des Rasens vor dem KG II ist sehr überschaubar; beim Platz der Alten Synagoge geht es vor allem um die Frage, wie dieser freie Raum von der Stadt bzw. ihren Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden kann.
Parks und Grünflächen sind super – das ist ja unumstritten. Nur: Von überall in Freiburg gelangt man innerhalb weniger Minuten ins Grüne, sei es Schlossberg, Sternwald, Schönberg, Mooswald, Naturschutzgebiet Rieselfeld usw. Auch innenstadtnah gibt es zahlreiche, mehr oder weniger große und gelungene, Parks oder Grünflächen: Stadtgarten, Dreisamufer, Mensawiese, Colombipark, Stühlinger Kirchplatz, Eschholzpark…
Was es nicht gibt, ist ein etwas großzügigerer freier Platz im Zentrum. Ein solcher würde der Stadt m.E. gut tun. Warum? Die Altstadt folgt, wie oben schon gesagt, mehr oder weniger den engen mittelalterlichen Dimensionen. Münster- und Augustinerplatz sind toll – aber eben keine großen, frei nutzbaren Flächen. Das war z.B. neulich bei der Energiewende-Demo zu sehen: Viele Zuhörer quetschten sich in die Gerberau, in Richtung Feierling usw., die Redner standen halb im Atrium-Café und waren kaum zu sehen (kein Platz für eine richtige Bühne).
Ein frei nutzbarer Platz in der nach Westen erweiterten Innenstadt böte viele Möglichkeiten der Nutzung (Kundgebung, Konzert, Markt, Fest, Flanieren usw.). Wie das mit der Straßenbahn zusammengeht, Till, ist in diesem Zusammenhang natürlich eine wichtige Frage! (Und welche Nutzungen tatsächlich genehmigt würden, auch…) Aber zumindet böte der Platz erst einmal eine Gelegenheit dazu.
In sofern verstehe ich nicht, wieso ein nichtkommerzieller öffentlicher Raum, der den Bürgerinnen und Bürgern zunächst keine Nutzung vorgibt, aber vieles ermöglicht, „im Sinne der CDU“ sein soll, wie ein Vorredner schrieb. Ob ein städtischer Raum „grünen“ Vorstellungen entspricht, macht sich m.E. nicht daran fest, ob Gras auf ihm wächst. Sondern welche Nutzungsmöglichkeiten er der Stadtgesellschaft bietet. Und das tun Parks und Plätze auf unterschiedliche Weise. Etwas zugespitzt (und als Ideal) formuliert: Im Park treffen sich Freunde und Familien, auf dem Platz trifft sich die Stadt.
Ich bleibe dabei hartnäckig :)..es ist eine reine Geschmacksfrage. Eine Stadt braucht weder eine (weitere) Grünfläche noch einen Platz. Zumindest braucht eine Stadt dringender gute (reparierte) Strassen, Brücken und Wege oder sanierte Schulen. DAS sind wirkliche Dringlichkeiten. Ein Platz, und seine Gestaltung, ist da eher Luxus. Entscheidend ist aber, was die Mehrheit der Bürger wirklich wünscht und die wurden meiner Meinung nach nicht richtig befragt. Wir können daher lange über unsere persönlichen Geschmacksvorstellungen reden und werden zu keinem Konsens kommen (da man bekanntlich über Geschmack nicht streiten kann). Und zu den vielen Möglichkeiten die ein zugepflasterter Platz mehr bieten soll (Demos, Kundgebungen, Markt, Fest) ..erstens kann ich die in kleinerer Anzahl auch auf einer Wiese/Park abhalten und zweitens : wie viele Veranstaltungen sollen da pro Jahr statt finden? Bzw. mehr als jetzt schon auf der Wiese ? Denn hier gibt es ein Konflikt mit der angrenzenden Uni und ich meine mich zu erinnern, dass man deshalb sowieso solche grösseren Veranstaltungen auf ein 7 (?) pro Jahr begrenzen möchte.
Das ganze riecht für mich einfach nach einem Prestigeplatz..ich freu mich ja jetzt schon riesig auf die nächste Wahlkampfveranstaltung, dann haben die Bundeskanzlerkandidaten endlich einen schönen Platz (oder sollen die weiter auf dem Münsterplatz statt finden?)?. Wer´s braucht..ich nicht :).
P.S.: Die Online-Petition ist inzwischen bei den angestrebten 5000 Unterschriften angekommen – mal sehen, ob es doch noch Bewegung in der Stadt geben wird.