Plätze machen Städte

2014-wiese-statt-steinwüste

Frei­burg nennt sich ja manch­mal „Green City“. Je nach­dem, was genau unter „grün“ in die­sem Zusam­men­hang ver­stan­den wird, durch­aus zu Recht. Das Vau­ban-Vier­tel ist ein gelun­ge­nes sozi­al-öko­lo­gi­sches Expe­ri­ment, über das Rie­sel­feld lie­ße sich ähn­li­ches sagen, es gibt Rad­ex­press­we­ge, Stra­ßen­bah­nen, Tofu­brat­würs­te, Wind­rä­der, grü­ne Wahl­er­geb­nis­se, einen grü­nen OB und ein Milieu, das durch­aus schon in das ein­schlä­gi­ge Lied­gut Ein­gang gefun­den hat.

Wer durch die Innen­stadt geht, das Flair des Müns­ter­markts und die Hän­ge des Schwarz­walds bewun­dert, sieht davon aller­dings nicht unbe­dingt etwas. Oder, ganz stimmt das nicht: der Rott­eck­ring zwi­schen dem Stadt­thea­ter mit poli­ti­schem Anspruch, der Uni­ver­si­tät, die jetzt auf Nach­hal­tig­keit setzt, und dem neu­en Kris­tall­pa­last der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek ist für den Auto­ver­kehr gesperrt und wird noch nicht von den geplan­ten Stra­ßen­bahn­li­ni­en durch­kreuzt. Nur Fahr­rad­fah­re­rIn­nen und Fuß­gän­ge­rIn­nen que­ren – in Frei­burg-übli­chen Mas­sen den Platz.

Der­zeit ist die­ser Platz ziem­lich grün: Auf der einen Sei­te, vor der Uni­ver­si­tät, erstreckt sich der Platz der Alten Syn­ago­ge als Wie­se vor der Kol­le­gi­en­ge­bäu­de II; die größ­te inner­städ­ti­sche Grün­flä­che. Ab und zu – gefühlt zuneh­mend, seit der Ring nicht mehr von Autos befah­ren wird – wird die­se Wie­se auch bespielt. Das Turn­fest mach­te dort eben­so Sta­ti­on wie unlängst regio­na­le Ernäh­rungs­ta­ge. Auf der ande­ren Sei­te des Rings, vor dem Thea­ter (der­zeit im Umbau), haben sich die gepfleg­ten Grün­strei­fen des Thea­ter­baus in einen urba­nen Gar­ten ver­wan­delt, der sich mit Sand­kis­te und diver­sen Hoch­bee­ten auf die Stra­ße ergießt. Bam­bis Gar­ten, nach dem Stern­bild des Theaters. 

Zwi­schen Bau­stel­len, Gar­ten­ur­ba­ni­tät und Wie­se wirkt der Platz heu­te alles ande­re als auf­ge­räumt. Ganz anders als das, was hier ein­mal ent­ste­hen soll. 2009 habe ich schon ein­mal etwas dazu geschrie­ben, eben­so mehr­fach 2008, als die Pla­nung beschlos­sen wur­de. Der durch die städ­ti­schen Gre­mi­en geneh­mig­te Plan sieht einen von Thea­ter und Uni­ver­si­tät begrenz­ten, durch­ge­hen­den Stein­plat­ten­platz vor, auf­ge­lo­ckert durch ein paar Bäu­me und Sitz­ge­le­gen­hei­ten, ein Was­ser­be­cken, das an die ehe­mals auf dem Platz vor­han­de­ne Syn­ago­ge erin­nern soll. Quer dar­über wird die Stra­ßen­bahn fah­ren. Das gan­ze Gerüm­pel, also urba­ner Gar­ten, Fahr­rad­ab­stell­plät­ze, Wie­se, soll verschwinden. 

Der Beschluss liegt schon etwas zurück, aber auf Face­book und in Form einer Online­pe­ti­ti­on, die bereits von über 3000 Men­schen unter­stützt wur­de, regt sich jetzt der bis­her eher lei­se vor sich hin grum­meln­de Wider­stand. Spät, aber viel­leicht noch nicht zu spät. Heu­te gab es auch eine Unter­schrif­ten­samm­lung und Akti­on vor Ort (erkäl­tungs­be­dingt konn­te ich lei­der nicht dabei sein).

From inside the new UB IVWas spricht gegen die von allen Par­tei­en mit­ge­tra­ge­nen Plä­ne? Mich per­sön­lich irri­tiert die Vor­stel­lung, dass eine der im Frei­bur­ger Paar­mi­nu­ten­takt fah­ren­de Stra­ßen­bahn­li­ni­en und ein gro­ßer städ­ti­scher Platz zusam­men­pas­sen sol­len. Sofern der Platz belebt – also urban – sein soll, erah­ne ich hier Nut­zungs­kon­flik­te. Die es ver­mut­lich auch mit der juris­ti­schen Fakul­tät der Uni geben wird.

Dann gibt es das Argu­ment, dass eine gro­ße stei­ner­ne Flä­che dazu bei­tra­gen wird, das Mikro­kli­ma in der Innen­stadt im Som­mer noch stär­ker auf­zu­hei­zen – ein Platz als Frei­land­wär­me­spei­cher. An den Kli­ma­wan­del ange­pass­te Stadt­pla­nung sieht anders aus. Jetzt schon gibt es Pro­ble­me, weil der Neu­bau der UB – mit sei­ner reflek­tie­ren­den Glas­fas­sa­de – uner­war­te­ter­wei­se auch die Son­ne spie­gelt, und damit blen­det. Ob inzwi­schen Simu­la­tio­nen vor­lie­gen, die Wär­me­spei­cher und Son­nen­re­flek­ti­on in ihre Berech­nun­gen ein­be­zie­hen, weiß ich nicht; ich fin­de, dass die­se Fra­gen auf jeden Fall geklärt sein müss­ten, bevor hier in gro­ßem Maße umge­baut wird.

Drit­tens steht die Fra­ge im Raum, was mit dem gro­ßen frei­en Platz eigent­lich inhalt­lich pas­sie­ren soll, wie der also genutzt wer­den wird. Im Zuge des 550-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Uni­ver­si­tät wur­de vor eini­gen Jah­ren der nahe­ge­le­ge­ne Innen­hof (Platz der Wei­ßen Rose) umge­stal­tet. Sehr hübsch, aber auch sehr ste­ril, und mit deut­lich nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Platz­qua­li­tät. Es gibt die Befürch­tung, dass ein zum Auf­marsch­platz umfunk­tio­nier­ter Platz der Alten Syn­ago­ge ähn­li­che Fol­ge­pro­ble­me nach sich zie­hen könnte. 

War­um also die­se Gestal­tung? Im Hin­ter­grund steht der Wunsch, zu zei­gen, dass Frei­burg eine rich­ti­ge Stadt mit einem rich­ti­gen gro­ßen Platz ist. Plätz­le gibt es in Frei­burg eini­ge – Müns­ter­platz und Rat­haus­platz an ers­ter Stel­le. Bei­de tra­gen mit einer gewis­sen Klein­räu­mig­keit zur Atmo­sphä­re der Stadt bei. Dann gibt es den Augus­ti­ner­platz mit der süd­län­di­schen Trep­pe, der man­chen zu viel Leben aus­strahlt. Am ande­ren Ende der Innen­stadt ist der Karls­platz zu fin­den. Der ist groß, lang­wei­lig und wird vor allem als Park­platz ver­wen­det. Ich befürch­te, dass ein nach den bis­he­ri­gen Plä­nen umge­stal­te­ter Platz der Alten Syn­ago­ge ähn­lich trist aus­se­hen könn­te – im Som­mer heiß, im Win­ter glatt. Oder es wird ein Platz, der an die zurecht in Ver­ruf gera­te­nen Ein­kauf­zo­nen der klei­ne­ren Mit­tel­städ­te erinnert.

Einen Schritt zurück­tre­tend, möch­te ich in Fra­ge stel­len, ob Frei­burg sich hier an Urba­ni­täts­vor­stel­lun­gen der klas­si­schen Moder­ne ori­en­tie­ren muss. Wem müs­sen wir bewei­sen, eine rich­ti­ge Groß­stadt zu sein? Und soll­te eine „Green City“ nicht über­le­gen, ob es nicht genau hier, zwi­schen den Denk­fa­bri­ken mit ihrem Anspruch, Zukunft zu gestal­ten, nicht ein Platz hin­pas­sen könn­te, der eben mit die­ser Stadt­tra­di­ti­on bricht? Der auf­nimmt, was Frei­burgs Atmo­sphä­re aus­macht, und der Mit­ten im Her­zen der Stadt, weni­ge Schrit­te vom Bahn­hof ent­fernt, auch stadt­pla­ne­risch „Green City“ ver­wirk­licht? Mit Grün­flä­chen, mit klein­tei­li­ger Nut­zung, mit einer bewuss­ten Ori­en­tie­rung an Share Eco­no­my und Begeg­nung? Eine Mischung aus Park und Platz mit Respekt vor der Stadt­bahn­li­nie? Ein Markt­platz des 21. Jahr­hun­derts, der für ein neu­es Modell des Städ­ti­schen steht?

Ich fän­de es gut, wenn es jetzt, wo es kon­kret wird, doch zumin­dest einen Moment des Inne­hal­tens geben wür­de. Frei­burg hat die Chan­ce, sich als grü­ne Stadt zu bewei­sen und zu zei­gen – und der Platz der Alten Syn­ago­ge, der still­ge­leg­te Ring – das wären aus mei­ner Sicht Poten­zia­le dafür. Zu Frei­burg wür­de es pas­sen – und dann viel­leicht auch eines Tages in Shang­hai, Japan und Aus­tra­li­en bestaunt werden.

War­um blog­ge ich das? Weil mir die­ser Aspekt in der Debat­te um die zukünf­ti­ge Gestal­tung des Plat­zes der Alten Syn­ago­ge noch zu kurz kommt.

13 Antworten auf „Plätze machen Städte“

  1. Dass dort im 5min-Takt Stra­ßen­bah­nen durch­fah­ren sol­len, muss nicht wirk­lich ein Pro­blem sein, den­ke ich. Die gibt es z.B. im Rie­sel­feld oder der Vau­ban ja auch und sie stel­len glau­be ich kein grö­ße­res Pro­blem dar.
    Ein auf­ge­lo­cker­ter Platz mit schat­ten­spen­den­den Bäu­men und teil­wei­se Grün­flä­chen wäre mir (und ich glau­be auch den meis­ten Frei­bur­gern) aber auf jeden Fall deut­lich lie­ber als ein ein­heit­li­cher Stein­platz. Man sieht es auch an dem Platz zwi­schen KG1 und KG2, dass der leer, kahl, unwirt­lich und lang­wei­lig gewor­den ist.
    Bis jetzt tum­meln sich auf der Wie­se auf dem Platz der alten Syn­ago­ge bei Son­nen­schein immer jede Men­ge Leu­te, Grüpp­chen von Stu­den­ten, Fris­bee­spie­ler, Ein­käu­fer, die sich aus­ru­hen, Tag­träu­mer, Pun­ker, Obdach­lo­se, Fla­neu­re. Das ist das, was einen öffent­li­chen Platz mei­ner Mei­nung nach auch aus­macht: Viel­fäl­tig­keit und Begeg­nun­gen zwi­schen Men­schen. Auf einem Stein­platz wäre dies so wohl nicht mehr der Fall. Wahr­schein­lich ist das auch ein Grund für die­sen Ent­wurf. Vor allem die Pun­ker, Obdach­lo­sen und her­um­lun­gern­den Bier trin­ken­den Stu­den­ten sind der Stadt­ver­wal­tung wahr­schein­lich ein Dorn im Auge.
    Und das Auf­hei­zen des gan­zen Are­als ist, wie Du schreibst, natür­lich im Som­mer auch ein gro­ßes Pro­blem, was durch Bepflan­zung auf­ge­fan­gen wer­den kann.

    1. Nach­dem ich im Rie­sel­feld woh­ne, dazu noch ein Wort: hier fährt die Stra­ßen­bahn­li­nie an den bei­den Plät­zen vor­bei, nicht über die Plät­ze. Und selbst das hat zu Unfäl­len und in der Fol­ge auch zu zusätz­li­chen Absperr­git­tern geführt.

  2. Ich sehe die Plä­ne für den Platz deut­lich posi­ti­ver. Du schreibst zurecht, Frei­burg hat Plätz­le, das passt zu Alt­stadt, aber bis­her kei­nen grö­ße­ren Platz. Der neue, für Frei­bur­ger Ver­hält­nis­se eher gro­ße Platz der alten Syn­ago­ge passt zur nach Wes­ten erwei­ter­ten Innen­stadt. Er wird defi­niert durch vier mar­kan­te Gebäu­de aus unter­schied­li­chen Epo­chen – Thea­ter, KG I, KG II, neue UB – , von denen nicht nur der Platz pro­fi­tie­ren wird. Auch die Gebäu­de wer­den umge­kehrt durch den Platz bes­ser zur Gel­tung kommen.
    Stellt sich die Fra­ge der Nut­zung (Stra­ßen­bahn las­se ich jetzt mal außen vor). Sitz­ge­le­gen­hietn am Rand sind wich­tig, sol­len mei­nes Wis­sens auch ent­ste­hen (z.B. am Syn­ago­gen-Was­ser­be­cken und auch vor dem Thea­ter – dach­te übri­gens, dort blei­ben Tei­le des Grüns erhal­ten?). Ein sol­cher Platz, der wirk­lich einer ist, lie­ße sich aber zusätz­lich auch so bespie­len, wie es bis­her in Frei­burg nicht mög­lich ist: sei es Turn­fest, CSD, Kul­tur-Open-Air oder gro­ße Kund­ge­bun­gen. Die­se Ver­an­stal­tun­gen quet­schen sich bis­her auf Müns­ter- oder Augus­ti­ner­platz – oder die Men­schen fal­len am (alten) Platz der Syn­ago­ge über Fahr­rad­stän­der und ver­sin­ken (je nach Wet­ter) im Matsch der Wie­se (die danach erst­mal kei­ne mehr ist…).
    Sprich: Ein ech­ter Platz lebt von sei­ner Flä­che, sie­he z.B. die Plät­ze ita­lie­ni­scher Städ­te (die sind übri­gens meist aus Stein – und im Urlaub sit­zen die Frei­bur­ger abends dort gern noch drau­ßen – weil sich der Platz tags­über so schön auf­ge­wärmt hat…). Zumin­dest einen groß­zü­gi­gen Platz kann sich Frei­burg m.E. also gut leis­ten – ohne dass man gleich wie­der Gras in den Ecken säen muss. Schließ­lich ist der – nach dem Umbau und ohne Autos auch bes­ser ange­bun­de­ne – Colom­bi­park gleich neben an (nach mei­ner Schät­zung übri­gens eine deut­lich grö­ße­re inner­städ­ti­sche Grün­fä­che als die KG-II-Wiese…).

  3. 
    Als Kri­ti­ker for­mu­liert Till mei­nes Erach­tens an eini­gen Pas­sa­gen etwas ten­den­zi­ös, dort näm­lich, wo es um die Begrün­dung für den Umbau geht. Da geht es den Akteu­ren angeb­lich nur dar­um, „zu zei­gen, dass Frei­burg eine rich­ti­ge Stadt mit einem rich­ti­gen gro­ßen Platz ist“, nicht viel spä­ter wird gar eine Art archi­tek­to­ni­sche Stra­te­gie zur Ret­tung aus einem Min­der­wer­tig­keits­kom­plex unter­stellt: „Wem müs­sen wir bewei­sen, eine rich­ti­ge Groß­stadt zu sein?“

    Aller­dings ist die Anla­ge des Plat­zes und des ver­kehrs­be­ru­hig­ten Berei­ches ent­lang des Rott­eck­rings ja stadt­pla­ne­risch wohl­be­grün­det. Die aktu­el­le Stadt­mit­te wur­de in ihren Dimen­sio­nen seit dem Mit­tel­al­ter nicht ver­än­dert, die Zahl der Ein­woh­ner hat sich seit­dem aber fast ver­fünf­zig­facht. Gewach­sen ist die Stadt vor allem nach Wes­ten, wo bis heu­te auch die Mehr­heit der Frei­bur­ger woh­nen. Der Schritt, die Stadt­mit­te zu erwei­tern, und das in Rich­tung Wes­ten, ist fol­ge­rich­tig und über­fäl­lig, durch den Bau der Stadt­bahn­li­nie las­sen sich für die­ses Vor­ha­ben sogar noch För­der­gel­der einfahren.

    Die Öff­nung zwi­schen den Kol­le­gi­en­ge­bäu­den, dem Thea­ter und der UB zu einem Platz zu arron­die­ren, bie­tet sich an und hat sich seit der Still­le­gung der Rott­eck­ring-Mit­te fast schon ver­selb­stän­digt – obwohl dort der­zeit Kraut und Rüben herr­schen. Die UB wird sich, wenn sie fer­tig ist, eben­erdig zu ihr öff­nen, der Trep­pen­ab­gang vom Thea­ter passt jetzt schon dazu.

    Muss so ein Platz nun schlicht eine gro­ße Stein­flä­che sein? Einen wirk­lich gro­ßen, mul­ti­funk­tio­na­len Platz hat die Stadt bis­her in ihrem Zen­trum nicht, könn­te ihn also durch­aus brau­chen. Geg­ner, die eine mög­li­che Bele­bung des Plat­zes bis­her aus­schlie­ßen, ver­wen­den dafür aus­schließ­lich Worst-Case-Sze­na­ri­en und blen­den zudem völ­lig die lang­jäh­ri­ge Ent­wick­lungs­zeit aus, die städ­ti­sche Archi­tek­tur nor­ma­ler­wei­se immer bekommt. Was nur von heu­te auf mor­gen pas­siert, ist für so ein vor­ha­ben kei­ne vali­de zeit­li­che Dimen­si­on, Auf wel­che Wei­se die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen das Are­al in Besitz neh­men, lässt sich nicht erah­nen. Aber tau­sen­de Stu­den­ten und Ein­käu­fer, die den Platz täg­lich que­ren, sind eine per­fek­te Ausgangssituation.

    Die ther­mi­schen Gegen­ar­gu­men­te? Stim­men. Tre­ten aller­dings maxi­mal in vier von zwölf Mona­ten in Kraft, und auch da lan­ge nicht an jedem Tag. Im aktu­el­len Som­mer kann man die Tage, an denen sich der Platz stark auf­ge­heizt hät­te, sogar an einer Hand abzäh­len. Auf die Beliebt­heit stei­ner­ner Flä­chen in hei­ßen süd­eu­ro­päi­schen Städ­ten hat einer mei­ner Vor­red­ner hier schon hin­ge­wie­sen. Ver­däch­tig ist auch, dass stadt­kli­ma­ti­sche Sor­gen der Bür­ger sich immer nur auf den Platz der alten Syn­ago­ge kon­zen­trie­ren – weder vom Kon­zert­haus-Vor­platz, noch von der Bebau­ung der Bahn­hofs­mei­le, der West­ar­ka­den oder der neu­en Mes­se sind mir der­lei Dis­kus­sio­nend bekannt. Dass Augus­ti­ner- und Müns­ter­platz eben­falls nur rei­ne Stein­flä­chen sind, scheint in die­sem Zusam­men­hang auch kei­nen zu besor­gen, unter man­geln­der Bele­bung übri­gens lei­den die bei­den letzt­ge­nann­ten Plät­ze auch im Hoch­som­mer nicht. Trotz (Kopfstein)Wüste.

    Zuge­ge­ben aller­dings: Einen Platz als Stein­flä­che zu gestal­ten, ist nicht pro­gres­siv. Eine Green City könn­te bes­se­re Ideen ent­wi­ckeln und wenn ich eine sol­che sehe, ste­he ich dem auf­ge­schlos­sen gegen­über. Begrün­te Kin­der­spiel­plät­ze, eine Lie­ge­wie­se, Schaf­wei­den (wur­den in der Bür­ger­be­tei­li­gung damals auch vor­ge­schla­gen) oder die Bei­be­hal­tung der Hun­de­wie­se vor dem KGII sind aller­dings kei­ne taug­li­chen Alter­na­ti­ven und ange­sichts der direk­ten Nähe diver­ser Parks (Colom­bi-Park, Men­sa­wi­e­se, Drei­sam, Schloss­berg) auch nicht notwendig.

    1. Dan­ke dir und auch Tho­mas für die aus­führ­li­chen Argu­men­te! Das eine Pro­blem, das beim gro­ßen mul­ti­funk­tio­na­len Platz wei­ter im Raum steht, ist die Stra­ßen­bahn. Das sehe ich noch nicht, wie die hier mit diver­sen Bele­bungs­ideen zusammenpasst.

      Mehr als Gedan­ken­ex­pe­ri­ment denn als ernst­haf­ter Vor­schlag: Was wür­de es für Frei­burg als „green city“ des 21. Jh. hei­ßen, wenn z.B. ein inner­städ­ti­scher Park vom Colom­bi bis zur Men­sa­wi­e­se durch­ge­zo­gen würde?

  4. „Begrün­te Kin­der­spiel­plät­ze, eine Lie­ge­wie­se, Schaf­wei­den (wur­den in der Bür­ger­be­tei­li­gung damals auch vor­ge­schla­gen) oder die Bei­be­hal­tung der Hun­de­wie­se vor dem KGII sind aller­dings kei­ne taug­li­chen Alter­na­ti­ven und ange­sichts der direk­ten Nähe diver­ser Parks (Colom­bi-Park, Men­sa­wi­e­se, Drei­sam, Schloss­berg) auch nicht notwendig.“

    War­um stellt eine Wie­se mit Bäu­men kei­ne Alter­na­ti­ve zu einem zuge­pflas­ter­ten Platz dar? Wie sonst oder ähn­lich soll­ten denn sonst ein Platz in einer „Green-City“ sein? Mich ver­wun­dert war­um insbs. die Grü­nen in Frei­burg nicht für den Erhalt von Grün­flä­chen ein­tre­ten. Ein zuge­pflas­ter­ter „Ver­an­stal­tungs­platz“ wäre doch eher, so dach­te ich bis­her zumin­dest, im Sin­ne der CDU bzw. ihrer Wäh­ler. Und BRAUCHT die Stadt UNBEDINGT einen sol­chen Platz über­haupt? Nein, eine Not­wen­dig­keit ist dies nicht (gut, unbe­dingt braucht man dort auch kei­ne Wie­se). Daher soll­ten in der Dis­kus­si­on auch Wor­te wie Brau­chen ver­mie­den wer­den. Statt des­sen soll­te man klar sagen, was ein Jeder sich WÜNSCHT bzw. was er gern hät­te und aus wel­chen Grün­den. Das nennt man dann wohl eine Fra­ge des Geschmacks.
    Nun ken­ne ich aber nie­man­den, der die jet­zi­ge Platz­ge­stal­tung gut fin­det – im Gegen­teil: die meis­ten Men­schen, mit denen ich dar­über gespro­chen habe, sind davon nicht begeis­tert bis ent­setzt. Die­se Erfah­rung schei­nen auch schon ande­re gemacht zu haben, die sich etwas umge­hört haben. Ich hal­te auch die Art der „Bür­ger­be­tei­li­gung“ die es dazu 2004 gab (eine Pla­nungs­werk­statt), soweit ich dazu etwas in Erfah­rung brin­gen konn­te, für wenig gelun­gen. Rund 40 Bür­ger, vie­le davon mit Fach­hin­ter­grund (was hat man sich dar­un­ter vor­zu­stel­len?), die damals dar­an teil­nah­men, bil­den bestimmt nicht annä­hernd einen Quer­schnitt der Bewoh­ner oder sind reprä­sen­ta­tiv. Das hät­te der Stadt und den Mode­ra­to­ren eigent­lich klar sein müs­sen. Daher soll­te sich auch der Gemein­de­rat bzw. die Gemein­de­rä­te nicht hin­ter die­ser „Bür­ger­be­tei­li­gung“ ver­ste­cken oder gar dies als Wil­len der Mehr­heit der Bür­ger darzustellen.

  5. Ich den­ke nicht, dass es hier um eine rei­ne Geschmacks­fra­ge geht. Son­dern dar­um, wel­che Funk­ti­on Raum bzw. Flä­chen in einer Stadt haben (soll­ten). Der öko­lo­gi­sche Bei­trag des Rasens vor dem KG II ist sehr über­schau­bar; beim Platz der Alten Syn­ago­ge geht es vor allem um die Fra­ge, wie die­ser freie Raum von der Stadt bzw. ihren Bür­ge­rin­nen und Bür­gern genutzt wer­den kann.

    Parks und Grün­flä­chen sind super – das ist ja unum­strit­ten. Nur: Von über­all in Frei­burg gelangt man inner­halb weni­ger Minu­ten ins Grü­ne, sei es Schloss­berg, Stern­wald, Schön­berg, Moos­wald, Natur­schutz­ge­biet Rie­sel­feld usw. Auch innen­stadt­nah gibt es zahl­rei­che, mehr oder weni­ger gro­ße und gelun­ge­ne, Parks oder Grün­flä­chen: Stadt­gar­ten, Drei­sam­ufer, Men­sa­wi­e­se, Colom­bi­park, Stüh­lin­ger Kirch­platz, Eschholzpark…

    Was es nicht gibt, ist ein etwas groß­zü­gi­ge­rer frei­er Platz im Zen­trum. Ein sol­cher wür­de der Stadt m.E. gut tun. War­um? Die Alt­stadt folgt, wie oben schon gesagt, mehr oder weni­ger den engen mit­tel­al­ter­li­chen Dimen­sio­nen. Müns­ter- und Augus­ti­ner­platz sind toll – aber eben kei­ne gro­ßen, frei nutz­ba­ren Flä­chen. Das war z.B. neu­lich bei der Ener­gie­wen­de-Demo zu sehen: Vie­le Zuhö­rer quetsch­ten sich in die Ger­ber­au, in Rich­tung Fei­er­ling usw., die Red­ner stan­den halb im Atri­um-Café und waren kaum zu sehen (kein Platz für eine rich­ti­ge Bühne).

    Ein frei nutz­ba­rer Platz in der nach Wes­ten erwei­ter­ten Innen­stadt böte vie­le Mög­lich­kei­ten der Nut­zung (Kund­ge­bung, Kon­zert, Markt, Fest, Fla­nie­ren usw.). Wie das mit der Stra­ßen­bahn zusam­men­geht, Till, ist in die­sem Zusam­men­hang natür­lich eine wich­ti­ge Fra­ge! (Und wel­che Nut­zun­gen tat­säch­lich geneh­migt wür­den, auch…) Aber zumin­det böte der Platz erst ein­mal eine Gele­gen­heit dazu.

    In sofern ver­ste­he ich nicht, wie­so ein nicht­kom­mer­zi­el­ler öffent­li­cher Raum, der den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zunächst kei­ne Nut­zung vor­gibt, aber vie­les ermög­licht, „im Sin­ne der CDU“ sein soll, wie ein Vor­red­ner schrieb. Ob ein städ­ti­scher Raum „grü­nen“ Vor­stel­lun­gen ent­spricht, macht sich m.E. nicht dar­an fest, ob Gras auf ihm wächst. Son­dern wel­che Nut­zungs­mög­lich­kei­ten er der Stadt­ge­sell­schaft bie­tet. Und das tun Parks und Plät­ze auf unter­schied­li­che Wei­se. Etwas zuge­spitzt (und als Ide­al) for­mu­liert: Im Park tref­fen sich Freun­de und Fami­li­en, auf dem Platz trifft sich die Stadt.

  6. Ich blei­be dabei hart­nä­ckig :)..es ist eine rei­ne Geschmacks­fra­ge. Eine Stadt braucht weder eine (wei­te­re) Grün­flä­che noch einen Platz. Zumin­dest braucht eine Stadt drin­gen­der gute (repa­rier­te) Stras­sen, Brü­cken und Wege oder sanier­te Schu­len. DAS sind wirk­li­che Dring­lich­kei­ten. Ein Platz, und sei­ne Gestal­tung, ist da eher Luxus. Ent­schei­dend ist aber, was die Mehr­heit der Bür­ger wirk­lich wünscht und die wur­den mei­ner Mei­nung nach nicht rich­tig befragt. Wir kön­nen daher lan­ge über unse­re per­sön­li­chen Geschmacks­vor­stel­lun­gen reden und wer­den zu kei­nem Kon­sens kom­men (da man bekannt­lich über Geschmack nicht strei­ten kann). Und zu den vie­len Mög­lich­kei­ten die ein zuge­pflas­ter­ter Platz mehr bie­ten soll (Demos, Kund­ge­bun­gen, Markt, Fest) ..ers­tens kann ich die in klei­ne­rer Anzahl auch auf einer Wiese/Park abhal­ten und zwei­tens : wie vie­le Ver­an­stal­tun­gen sol­len da pro Jahr statt fin­den? Bzw. mehr als jetzt schon auf der Wie­se ? Denn hier gibt es ein Kon­flikt mit der angren­zen­den Uni und ich mei­ne mich zu erin­nern, dass man des­halb sowie­so sol­che grös­se­ren Ver­an­stal­tun­gen auf ein 7 (?) pro Jahr begren­zen möchte.
    Das gan­ze riecht für mich ein­fach nach einem Prestigeplatz..ich freu mich ja jetzt schon rie­sig auf die nächs­te Wahl­kampf­ver­an­stal­tung, dann haben die Bun­des­kanz­ler­kan­di­da­ten end­lich einen schö­nen Platz (oder sol­len die wei­ter auf dem Müns­ter­platz statt fin­den?)?. Wer´s braucht..ich nicht :).

  7. P.S.: Die Online-Peti­ti­on ist inzwi­schen bei den ange­streb­ten 5000 Unter­schrif­ten ange­kom­men – mal sehen, ob es doch noch Bewe­gung in der Stadt geben wird.

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