Das baden-württembergische Wahlsystem macht nicht nur Wahlabende spannend, sondern trägt, da es keine Listen gibt, auch dazu bei, dass übliche (formale wie informelle) Quotierungsinstrumente nicht greifen. Das wirkt sich u.a. auch auf die Geschlechterquote aus – und reduziert auch generell die Chancen für alle, die nicht dem Typus des populistischen Direktmandatärs entsprechen, in den Landtag einzuziehen.
Schauen wir dazu mal die Abgeordneten im neuen Landtag an, getrennt nach den vier Fraktionen.
- Die CDU entsendet 60 Abgeordnete in den Landtag. Darunter sind gerade mal acht Frauen (wenn ich mich jetzt nicht verzählt habe). Das sind 13% dieser Fraktion.
- Ein bisschen besser – aber auch nicht wirklich gut – sieht es bei uns Grünen aus. In der neuen großen Fraktion mit 36 Abgeordneten beträgt der Frauenanteil 31% (d.h. 11 Abgeordnete).
- Bei der SPD sind es 6 weibliche Abgeordnete bei einer Fraktionsstärke von 35 Sitzen, also 17%.
- Und die FDP hat es tatsächlich geschafft, eine rein männliche 7er-Fraktion in den Landtag zu bringen.
Im Landtag insgesamt kommen wir damit auf einen – auch im Vergleich zu anderen Landtagen in Deutschland – vorsintflutlichen Frauenanteil von 18%.
Ich gehe davon aus, dass das bei der Verteilung der Regierungsposten ein bisschen anders aussehen wird. Wenn mit Kretschmann und Schmid schon ein Männerduo an der Spitze steht, wird es in beiden Parteien meiner Meinung nach schwer durchsetzbar sein, beim weiteren Regierungspersonal weniger als eine Quotierung umzusetzen.
Mir geht es in diesem Artikel allerdings gar nicht nur darum, Frauen und Männer zu zählen und Quoten auszurechnen. Ich sehe den geringen Frauenanteil – der ja selbst in der grünen Fraktion deutlich hinter den üblicherweise in grünen Gremien erwarteten 50% liegt – im Landtag als einen sehr deutlichen Hinweis darauf, dass das baden-württembergische Wahlrecht, dessen Grundlage ja Wahlkreiskandidaturen sind, Struktureffekte hat und dazu beiträgt, einen bestimmten Personentyp – der honorige, örtlich verankerte Politiker (m, d.) – zu bevorzugen. Ich habe dazu jetzt keine Daten, aber ich gehe davon aus, dass das auch bei der Altersverteilung, bei Berufen und definitiv beim Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund eine Rolle spielt.
Zum Vergleich vielleicht noch – hier mal nur die Grünen – die Situation bei der Kandidatur. In den landesweit 70 Wahlkreisen sind bei uns 24 Frauen angetreten (34%), also ein etwas höherer Anteil als in der Fraktion. Anders gesagt: die kritische Schwelle scheint gar nicht so sehr die Wahl zu sein, sondern der Schritt davor – das Erringen eines (aussichtsreichen) Wahlkreises.
Die drei Spitzenergebnisse (und Direktmandate) bei den Grünen haben übrigens allesamt Frauen erzielt – Mutherem Aras mit 42,5% in Stuttgart I, Edith Sitzmann mit 39,9% in Freiburg II und Theresia Bauer mit 36,7% in Heidelberg.
Ob die Zusammensetzung des Landtags, die in den letzten Jahren ähnlich war, Auswirkungen auf die dort entstehende Politik hatte oder haben wird, darüber lässt sich streiten. Ich bin nicht der Ansicht, dass Politik sich automatisch ändert, weil sie von Menschen mit weiblichen Geschlechtsteilen gemacht wird. Mir geht es eher darum, dass der Frauenanteil ein Hinweis darauf ist, wie wenig repräsentativ der Landtag für die ganz unterschiedlichen Lebensentwürfe und Alltagssituationen der baden-württembergischen Bevölkerung ist. Und in dieser mangelhaften Abbildung der realen Vielfalt – darin sehe ich auch ein Problem für die dort entstehende Politik.
Warum blogge ich das? Als kleinen Hinweis darauf, dass das Wahlrecht in Baden-Württemberg auch in anderer Weise verzerrend wirkt.
P.S.: Jan weist im Kommentar auf eine Übersicht des Statistischen Landesamts hin, in der für alle Parteien aufgeführt ist, wie viele Bewerberinnen überhaupt angetreten sind (bei uns demnach 37% = 26 Frauen statt der von mir oben genannten 34%/24 Frauen; CDU: 15%, SPD: 20%, FDP: 25% unter den BewerberInnen).
Ich habe auch in unserem Wahlkreis schon merkwürdige grüne Männer-Statements gehört: „Ich kandidiere aber nur, wenn ich auf Platz 1 komme.“ – Wurde dann vom großen Vorsitzenden abgenickt. Das BaWü-System ist mir zwar schleierhafter, aber es ist und bleibt ein Kernproblem der Quotierung überhaupt.
Würde es per Gesetz vorgeschrieben sein, dass 50 % Frauen sein müssten, würden die Parteien sich wie aufgescheuchte Ameisenhaufen gebärden. Ich fänd’s gut.
Vielleicht nochmal kurz das BaWü-System: ein Satzungsgremium aller im Wahlkreis lebenden wahlberechtigten Mitglieder einer Partei (Wahlversammlung – bei uns eine Mitgliederversammlung, bei anderen Parteien wohl teilweise eine Delegiertenkonferenz) entscheidet, wer in diesem Wahlkreis als ErstbewerberIn und wer als ErsatzbewerberIn für die Partei antritt. Eine Landesliste gibt es nicht, ins Parlament ziehen die ein, die a. ihre Wahlkreise direkt gewinnen (also die relative Mehrheit im Wahlkreis erhalten) (70 Personen landesweit) oder b. in der Zweitauszählung + evlt. Überhangsausgleich (50+ Personen landesweit) die prozentual besten Ergebnisse in ihrer Partei in ihrem Regierungsbezirk haben.
Ich habe auch bei unserem Wahlkreis argumentiert dass es, um eine amtierende Frau durch einen neuen Mann zu ersetzen, mehr als einen guten Grund bräuchte, auch angesichts des Überhangs an Männern in der Fraktion. Wir haben uns dann, auch nach dem Rückzug der bisherigen Abgeordneten, doch für einen weiteren Mann entschieden der dann, mit unserer gesammelten Unterstützung (und vor allem der der Frauen im Grünen Büro) ganz knapp das Direktmandat errungen hat.
Ich freue mich sehr darüber – aber nicht über die nur 31%.
Die künftige Landesregierung hat ja die Möglichkeit, eine umfassende Wahlrechtsreform anzugehen. Die in der Landesverfassung geforderte „Persönlichkeitswahl“ bedeutet ja zum Beispiel nicht, dass es Einerwahlkreise geben muss. Diese sind nun einmal auch die größten Quotenfeinde.
Der Phantasie sind jedenfalls kaum Grenzen gesetzt, mensch sollte nur bald damit loslegen, da die Diskussionen bei diesem Thema erfahrungsgemäß recht langwierig werden.
Aber selbst eine kleine Lösung, wie eine Neuverteilung der Wahlkreise auf die Regierungsbezirke, die Schaffung eines landesweiten Verhältnis- und Überhangausgleichs und die Einführung von Parteilisten würde schon eine Verbesserung bedeuten. Übrigens ist dafür kein Zweistimmenwahlrecht nötig.
@Kay: Für mehr Diversität scheint mir ein Zweistimmenwahlrecht dagegen hilfreich zu sein. Sehe noch nicht so ganz, wie das anders klappen könnte, wenn „Persönlichkeitswahl“ beibehalten wird.
@Till und Kay: Vielen Dank für diese interessanten Hinweise! Ich bin auch der Meinung, dass das Wahlrecht in BaWü so schnell wie möglich geändert werden sollte, v.a. wegen der strukturellen Benachteiligung von allen Parteien außer der CDU (die trotz des jetzigen Wahlergebnisses bis auf Weiteres ja die größte Fraktion bleiben dürfte). Dass das Wahlrecht offensichtlich nicht nur die CDU, sondern auch die männlichen Kandidaten bevorteilt, ist ja noch ein weiterer wichtiger Grund, es schleunigst mal zu ändern. Was ich mich allerdings frage und bisher leider nicht herausfinden konnte: Welche Mehrheiten braucht man, um das Wahlrecht zu ändern? Eine einfache oder eine Zweidrittel-Mehrheit? Falls Letzteres zutreffen würde, könnte die CDU ja sonst alles blockieren…
Wo bringt die Quote denn wirklich was, von Diskriminierungen mal abgesehen?
Quote ist so vorgestern.
Wenn wir eine Frauenquote haben, müssen wir zwangsweise auch eine Männer‑, eine Schwulen‑, eine Lesben‑, eine Transgender‑, eine Bigender‑, eine Dicken‑, eine Dünnenquote einführen.
Wir sind alle Minderheiten.
Warum können wir das nicht einfach akzeptieren, die Quoten abschaffen und die Fähigkeiten entscheiden lassen?
Ich habe gleich nochmal recherchiert und folgende sehr interessante Seite des statistischen Landesamtes in Baden-Württemberg gefunden:
http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Pressemitt/2011045.asp
Dort kann man die Anteile der weiblichen Kandidaten bei allen angetretenen Parteien sehen. Wie man hier sieht, liegt der Frauenanteil auch bei CDU und SPD bei den angetretenen Kandidaten nicht wirklich viel höher als jetzt im Landtag (15,7% bzw. 20%). Nur bei der FDP ist die Diskrepanz zwischen 25,7 Prozent und null Prozent natürlich ziemlich krass.
Auch interessant: Offensichtlich werden die Ersatzbewerber bei fast allen Parteien als eine Art „Feigenblatt“ verwendet, hier liegt der Frauenanteil nämlich bei fast jeder Partei deutlich höher (nur bei der FDP nicht). Das eigentliche Problem scheint also wirklich die Hürde der Nominierung zu sein, mit Ausnahme der FDP, bei der die Wähler offensichtlich sehr stark männliche Bewerber bevorzugen.
Viele Grüße
Jan
… und die FDP hat traditionell eher Probleme, ihre Wahlkreise überhaupt besetzt zu kriegen (gab auch schon eine Lex FDP, damit ein Bewerber/eine Bewerberin in zwei WK zugleich antreten kann).
@Donnerbeutel: Das meinst du jetzt nicht wirklich ernst mit „Fähigkeiten entscheiden lassen“, oder? ;-( Denn wenn du das ernst meinen würdest, dann wärst du nämlich der Meinung, dass es nur 18 Prozent fähige Politikerinnen in Baden-Württemberg gibt und nur etwa 6,5 Prozent Frauen, die in der Lage sind, im Vorstand oder Aufsichtsrat eines börsenorientierten deutschen Unternehmens zu sein (siehe: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,746095,00.html). So viel zu „Fähigkeiten entscheiden lassen“…
Viele Grüße
Jan
Es ist jetzt wohl an euch über das Baden-Württembergische Wahlrecht mit seinen Stärken und Schwächen nachzudenken und eventuell eine Reform einzuleiten.
Ich bedauere, dass es die FDP doch über die 5% Hürde geschafft hat. Hätten sie es nicht geschafft, wäre eine Reform vermutlich wahrscheinlicher gewesen. Wenn nicht, hätten wir immer noch die Genugtuung erfahren, ihnen in 5 Jahren beim Unterschriftensammeln zu begegnen. Es hat nicht sein sollen. Schade.
@Mela: Auch ich hätte mich über ein Ausscheiden der FDP aus dem Landtag gefreut, verstehe aber nicht ganz, warum du meinst, dass es mit der FDP schwieriger wird, das Wahlrecht zu ändern. Denn eigentlich sollte es sehr im Interesse der FDP sein, dieses Wahlrecht zu ändern, das sie bestimmt jedes Mal viele potenzielle Zweitstimmen kostet. Und soweit ich weiß, hat sie das in Vergangenheit ja auch schon versucht, sich aber nicht gegen die CDU durchsetzen können, oder?
@Jan
doch, das meine ich so, aber es heißt nicht, dass nur 18% fähige Politikerinnen existieren. ;-)
Die Aussage „lasst die Fähigkeiten entscheiden“ besagt nämlich nicht, dass alle Frauen, die keine Führungsposition etc. haben nicht fähig seien.
Diese Aussage enthält auch einen Vorwurf an die Vetternwirtschaft und Postenschacherei.
Würden wir wirklich nur die Fähigkeiten entscheiden lassen, sähe unsere Welt gänzlich anders aus.
@Donnerbeutel: OK, das beruhigt mich ein wenig, aber dann mach doch mal bitte einen konstruktiven Vorschlag, wie man die „Fähigkeiten entscheiden lassen“ kann, ohne eine Quote einzuführen. Das würde mich wirklich mal interessieren. Ich kenne nämlich keinen wirklich erfolgversprechenden Ansatz außer der Quote, mit dem man die zumeist stark männderdominierte „Vetternwirtschaft und Postenschacherei“ in den politischen und wirtschaftlichen Führungsetagen aufbrechen könnte. Über positive Anreize allein funktioniert es jedenfalls nicht, wie man z.B. auch bei der Elternzeit sieht, die nach wie vor nur von einem Bruchteil der Väter genutzt wird und hier auch zum überwiegenden Großteil nur mit der Mindestzeit von zwei Monaten. Und das liegt ja wohl kaum daran, dass die Väter nicht fähig genug sind, ihre Kinder zu versorgen. ;-) Sondern vielmehr daran, dass man es sich in vielen Unternehmen einfach als Mann nicht leisten kann, mehr als zwei Monate Elternzeit zu nehmen, weil mehr ja nicht unbedingt nötig bzw. finanziell sinnvoll ist. Das sähe aber anders aus, wenn man die Regelung ändern würde und man als Mann mindestens sechs Monate Elternzeit nehmen müsste, damit man als Eltern die volle Elternzeit bekommt. Genauso, wie es anders aussähe, wenn es (wie in anderen Ländern) eine Vorschrift gäbe, dass mindestens 40 Prozent der Vorstände Frauen sein müssten. Dann gäbe es nämlich ganz schnell genug fähige Frauen bzw. bestimmt auch sehr viel mehr fähige Väter.
Und noch eine Anmerkung zum Schluss: Wir sind sicherlich alle Teil irgendeiner Minderheit, da hast du recht. Aber bestimmt nicht aufgrund unseres Geschlechts. Frauen sind nämlich keine gesellschaftliche Minderheit, sondern sogar eine relative Mehrheit (siehe: http://www.news-de.com/news‑2/statistik-51-prozent-der-deutschen-bevolkerung-ist-weiblich). ;-) Eine Frauen-Quote ist also keine Minderheitenquote, weshalb man bei der Einführung einer Frauenquote auch nicht „zwangsweise“ gleich noch alle möglichen anderen Quoten einführen müsste. Und: Es geht auch gar nicht darum, dass in jedem Lebens- oder Berufsbereich Frauen und Männer gleich stark vertreten sind. Aber in Bereichen wie der Politik und den Führungsetagen großer Unternehmen, die die Regeln des Zusammenlebens von tausenden bzw. sogar von Millionen von Menschen bestimmen, da wäre es aus meiner Sicht schon sehr sinnvoll, wenn die eine Hälfte der Bevökerung nicht dermaßen systematisch unterrepräsentiert ist wie das bisher (gerade in Baden-Württemberg) der Fall ist.
Ich empfehle zum Thema die Studie von Lars Holtkamp und Sonja Schnittke: Die Hälfte der Macht im Visier, hrsg. Heinrich Böll Stiftung
@Mariom: Vielen Dank für den Lese-Tipp, das ist wirklich sehr hilfreich! Eine Vorab-Version der Studie gibt es hier als PDF: http://www.boell.de/downloads/demokratie/Studie_Frauen-Unterrepraesentanz_in_Kommunen.pdf
Ich zitiere mal aus den abschließenden Empfehlungen:
„Als Reformvorschlag bietet es sich zunächst angesichts der kommunalen Untersuchungsergebnisse
an, auch für eine Abschaffung des personalisierten Verhältniswahlrechts durch die Einführung von Kumulieren und Panaschieren für alle Kommunen und zumindest die Landesebene zu plädieren. […] Dieses Wahlrecht würde durchschnittlich eine höhere Frauenrepräsentanz forcieren. […]
Ist allerdings die geschlechterparitätische Repräsentanz mittelfristig das Ziel, werden
diese Wahlrechtsreformen wohl nicht ausreichend sein. Hierfür ist wahrscheinlich eine Kombination dieses stark personenbezogenen Wahlrechts mit gesetzlich festgeschriebenen Kandidatinnenquoten nach Vorbild der französischen Kommunen erforderlich. […]
Bei sozial ausgewogenen paritätischen Kandidaturen kann sich die Wählerschaft ihr eigenes Menü zusammenstellen. Schließlich ist bei Kumulieren und Panaschieren als Verhältniswahlrecht mit losen Listen die Paritätslösung gleich gut umsetzbar wie in den französischen Kommunen bei Verhältniswahlrecht mit starren Listen. In beiden Fällen gibt es keine
Direktmandate in kleineren Wahlbezirken, so dass die Quote voll anwendbar ist.
@ Till: Frauenquoten kann man in der Politik ganz gut mit Proporz vergleichen, dessen Beseitigung ja auch niemand ernsthaft anstrebt. Es wird überall drauf geachtet, dass linker und rechter Flügel sowie diverse Regionen angemessen in den Gremien vertreten sind, bei manchen Parteien zählt auch die Konfession oder die Zugehörigkeit zur Gewerkschaft.
Und der Frauenanteil ist allemal so relevant wie die Katholikenquote. Oder die Badener-Quote ;-)
Hey, du hast das Direktmandat von Brigitte Lösch vergessen mit 32,3 Prozent aber immerhin in Stuttgart IV!
Ansonsten stimme ich dir voll zu – es ist ein Problem des Wahlrechts, aber auch eines der Partei. Und eine größere Abbildung der Wirklichkeit und Vielfalt der Gesellschaft in der Politik und im Landtag wäre auf jeden Fall ein Gewinn – und gehört zum grünen Grundkonsens …
„Eine Frauen-Quote ist also keine Minderheitenquote“
Es kommt darauf an von welcher Grundgesamtheit man ausgeht. Die Gesamtheit aller in D. lebender Frauen ist in der Quotendiskussion aber vollkommen irrelevant! Interessant ist bestenfalls die Gesamtheit aller Frauen, welche ein politisches Mandat anstreben. Und dies ist eine extrem kleine Minderheit!
Würden sich so viele Frauen aktiv in der Politik engagieren wie dies Männer tun, dann würde niemand über eine Quote reden müssen. So ist aber die Quote nichts anderes als Männerdiskriminierung!
Und wenn wir uns gerade die Quotenfrauen bei uns Grünen anschauen, da bekommt man doch das blanke Grauen!
Und erzähl mir nichts über angeblich so qualifizierte engagierte grüne Frauen! Ich mach seit über 20 Jahren grüne Politik und habe damit allein mehr echte Erfahrung mit der Frauenquote gesammelt, als du wahrscheinlich an Lebensjahren zählst.
„Genauso, wie es anders aussähe, wenn es (wie in anderen Ländern) eine Vorschrift gäbe, dass mindestens 40 Prozent der Vorstände Frauen sein müssten. Dann gäbe es nämlich ganz schnell genug fähige Frauen bzw. bestimmt auch sehr viel mehr fähige Väter.“
Dies ist der fundamentale Irrtum des Feminismus!
Gerade dem ist nämlich nicht so!
Es gibt bisher 1 Land mit Frauenquote für den Vorstand börsennotierter Aktiengesellschaften: Norwegen.
Ergebnis: die Hälfte aller Unternehmen hat sich nach Einführung dieses Gesetzes von der Börse abgemeldet; die übrigen 300 Posten werden von exakt 70 „Goldröcken“ besetzt! Da muss man schon dankbar sein, dass sich so viele Unternehmen abgemeldet haben, weil sich die 70 Frauen sonst auch noch Nachts um 3 Uhr zu Sitzungen treffen müssten mit ihren männlichen Kollegen, da sonst kein Termin mehr frei ist.
Es ist ein Märchen zu glauben es gäbe ausreichend Frauen mit einem Willen zu einer echten Karriere, welche eben nicht nur viel Geld und Status bringt, sondern vorallem extrem viel Entbehrungen und Leidensfähigkeit erfordert.
Genauso ist es ein Märchen zu glauben, dass die bösen Männer nicht die Kindererziehung übernehmen wollten. Es ist in der Realität viel mehr so, dass die Frauen nicht bereit sind dieses Privileg an die Väter abzutreten. In der Praxis geschieht es ausschließlich, wenn es überhaupt nicht anders geht.
Ich empfehle das Buch „Why men earn more“, Warren Farrell
Video zum Vortrag zum Buch kostenlos anschauen: http://www.cato.org/event.php?eventid=1834
@Till: Die Lex-FDP gibts immer noch.
@Jan: Ja, hat sie. Stand in verschiedener Form immer wieder in Koalitionsverträgen, sehr weitgehend im Vertrag für die 13. WP.
Ich finde, dass das verändert Parteiensystem geradezu nach Mehrmandatswahlkreisen schreit.
Sorry, habe nachgeschaut, bist ja auch nicht mehr sooo jung. ;-) Streich das also mit den Lebensjahren. Hatte nur das kleine Bildchen gesehen.
@Tobias: Das, und mir sind durchaus engagierte grüne Frauen bekannt. Ziemlich viele sogar – ich sehe da jedenfalls keinen qualitativen Unterschied nach Geschlecht, und würde deswegen schon sagen, dass die Quote in der Partei den gewünschten Effekt hat.
@Claudia: zwischen Brigitte und den drei genannten Frauen liegen aber noch ein paar andere Frauen und Männer, wenn ich mich richtig erinnere. Oder?
Eine Grundkonzeption eines Wahlrechts mit Mehrmandatswahlkreisen und anschließendem Verhältnisausgleich kann ich in den nächsten Tagen mal ausführlich darstellen und in unser Blog stellen. Auch Beispielrechnungen für Baden-Württemberg sind möglich, damit sich möglichst viele vorstellen können, wie das laufen kann.
@Kay: Das fände ich super, mich würde auch nach wie vor sehr interessieren, welche Mehrheiten genau nötig wären, um das Wahlrecht in BaWü ändern zu können.
@Tobias: Wow, das solche Statements von einem Grünen kommen, schockiert mich ehrlich gesagt ein wenig. Umso mehr, als die Sachlage in Norwegen keineswegs so eindeutig ist, wie du das hier darstellst. Ich zitiere hier mal aus einem sehr aufschlussreichen Artikel der FAZ (http://www.faz.net/-01opa1), die ja kaum im Verdacht steht, ein feministisches Kampfblatt zu sein:
„Bis 2008 hatten die rund 450 betroffenen Unternehmen danach Zeit, den Frauenanteil in den Verwaltungsräten von zuvor 7 auf 40 Prozent zu heben. Allen gelang dies. Nach anfänglichem Protest halfen ihnen die Branchenverbände bei der Rekrutierung und Fortbildung geeigneter Kandidatinnen. Die vorgesehenen Sanktionen, die von Geldstrafen bis zur Unternehmensauflösung reichen können, wurden bisher nicht ausgesprochen. Nach Auskunft des Unternehmensregisters gab es 2007 und 2008 zwar mehr Umwandlungen von Aktiengesellschaften in die nicht von der Regel betroffenen GmbHs als sonst. Eine Befragung ergab jedoch, dass eine kurz zuvor erfolgte Änderung des Wertpapiergesetzes dafür genauso oft der Grund war wie die Frauenquote.
Hat das Gesetz die Arbeit in den Verwaltungsräten verändert? Das norwegische Institut für Gesellschaftsforschung liefert zunächst statistische Antworten: Die Frauen in den Gremien sind demnach im Durchschnitt deutlich jünger als die Männer. Außerdem verfügen sie öfter über einen Hochschulabschluss, sind aber seltener selbst als Unternehmer oder Inhaber aktiv. Und vom Extrem der „Goldröcke“ mit vier oder noch mehr Posten abgesehen, neigen eher Männer als Frauen zur Annahme mehrerer Mandate; das gilt noch stärker, wenn auch Posten in GmbHs mitgezählt werden. Auch eine qualitative Frage haben die Forscher den Verwaltungsratsmitgliedern gestellt: Unter den Männern stellen 12 Prozent der Befragten eine Verbesserung und 11 Prozent eine Verschlechterung fest, unter den Frauen liegt das Verhältnis bei 20 zu 1.“
@Tobias nochmal, diesmal zum Thema richtige Grundgesamtheit: Aus meiner Sicht ist die deutsche Bevölkerung hier die einzig richtige bzw. die einzig mögliche Grundgesamtheit. Denn: Die von dir vorgeschlagene Grundgesamtheit „aller Frauen, welche ein politisches Mandat anstreben“ ist ja bereits stark beeinflusst von den heutigen Bedingungen, d.h. der systematischen Benachteiligung und Unterrepräsentierung der Frauen in der Politik. Wenn man das zum Maßstab machen würde, dann würde sich tatsächlich nie etwas ändern am Frauenanteil in der Politik, genauso wie sich nie etwas am Anteil der Väter ändern würde, die Elternzeit nehmen. Man bezeichnet einfach den heutigen Zustand und die heutigen Bedingungen als „Normalzustand“ und damit gleichzeitig als Beweis, dass es nunmal nicht mehr an politischen Ämtern interessierte Frauen gibt bzw. nicht mehr an Elternzeit interessierte Väter. Das kann es ja wohl nicht sein…
Mit der selben Argumentation könntest du übrigens auch die Unterrepräsentation von Kindern aus bildungsfernen Familien an Gymnasien und Hochschulen rechtfertigen: Das könnte man dann nämlich auch als Beweis dafür ansehen, dass die Unterschichten-Kinder nunmal einfach „dümmer“ sind und deshalb weniger schulischen Erfolg haben und unser Bildungssystem deshalb doch einwandfrei funktioniert. Super. Dann können wir Politik eigentlich auch gleich bleiben lassen und uns mit dem Status Quo zufrieden geben.
@Jan 14
Es gibt ein wesentlich geeigneteres Mittel als Quoten: Bessere und freie Bildung gepaart mit Transparenz. Letztendlich wird man nicht soviele Quoten einsetzen können, als dass sich eine Gesamtquote gegen Seilschaften und Asoziale bilden ließe.
Nur, dass das mit der Bildung und der Transparenz etwas länger dauert. Man kann meinetwegen bis dahin quotieren, aber man darf nicht denken, dass eine Quote auf Dauer etwas Gutes ist. Sie ist ein Behelf, aber keine Lösung.
@VonFernSeher: Ich bin der Letzte, der gegen eine Verbesserung unsere Bildungssystems wäre, aber ich glaube kaum, dass sie uns bei der Problematik der Unterrepräsentation von Frauen in den gesellschaftlichen Führungsebenen weiterhilft.
Ich sage dir auch, warum:
1. Unser Bildungssystem mag optimierungsbedürftig sein, v.a. was die Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft betrifft, aber mir ist nicht bekannt, dass es Frauen bzw. Mädchen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Im Gegenteil: In den letzten Jahren liest man ja immer wieder davon, dass Mädchen heute in der Schule sehr viel besser abschneiden als Jungs.
2. Ich arbeite und promoviere an der Uni und kann hier live beobachten, dass höhere Bildung nicht automatisch zu einem höheren Frauenanteil in den Führungspositionen führt: Bei den Doktoranden in meinem Fachgebiet (Kommunikationswissenschaft) überwiegen deutlich die Frauen, aber bei den Professoren überwiegen dann wieder die Männer. Das ist auch wieder ein gutes Beispiel dafür, dass der geringe Frauenanteil in Führungspositionen nicht durch einen angeblichen Mangel an kompetenten Frauen erklärt werden kann. Ein aus meiner Sicht sehr viel naheliegenderer Grund ist, dass wir es in Deutschland bislang nach wie vor nicht geschafft haben, Frauen ein Betreuungssystem zu bieten, mit dem man Kinder und Karriere unter einen Hut bringen kann. Und dass sich deshalb viele Frauen nach wie vor für Kinder und gegen Karriere entscheiden. DAS ist aus meiner Sicht die wichtigste Erklärung für diese Problematik und nicht, dass Frauen nicht zu „Entbehrungen und Leidensfähigkeit“ in der Lage sind, wie Tobias das weiter oben behauptet.
Fazit: Eine Quote ist sicherlich nicht das alleinige Allheilmittel, sondern sie muss auf jeden Fall ergänzt werden um Angebote, die es Frauen auch ermöglichen, diese (quotierten) Jobs anzunehmen, ohne dadurch automatisch ihren Kinderwunsch aufgeben zu müssen (denn das mussten und müssen die Männer in diesen Positionen ja auch nicht). Und: Wenn es ohne Quote ginge, wäre ich auch glücklich, aber ich glaube kaum, dass man bestimmte gesellschaftliche und seit Jahrhunderten eingespielte Mechanismen anders aufbrechen kann als mit einer Quote. Das ist ärgerlich, aber meiner Meinung nach leider nicht zu ändern. Und genau das zu erkennen und anzugehen, ist die Aufgabe von Politik. Sobald sich diese Mechanismen dann erledigt haben (was sicher nicht allzu bald der Fall sein wird), kann man die Quote von mir aus auch gerne wieder abschaffen.
@Jan
Das ist aber eine seltsame Erklärung.
ad 1.
Ist es Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, die Ungleichverteilung könnte nicht vorrangig am Attribut Geschlecht, sondern am Attribut Herkunft hängen? Dass nicht nur Frauen, sondern alle, die sich Seilschaften, deren Mechanismen und Denkweisen verweigern, in Führungspositionen und damit auch in der Politik unterrepräsentiert sind?
Es geht wohl mehr um eine andere Herangehensweise an den Beruf, die mit einer anderen Bewertung seines Umfeldes einhergeht. In Spitzenpositionen liegt es doch z.B. nicht daran, dass sich diese Leute keine zufriedenstellende Kinderbetreuung leisten können, sondern vor allem daran, dass es zum Berufsbild gehört, dass die Familie hinter dem Job anstehen muss. Das trifft doch familienorientierte Männer genauso wie die Frauen.
Und wer ohne bessere Resultate (und als solches wird in solchen Positionen auch Erschöpfung angesehen) dahin will, braucht halt die richtigen Freunde, die schon dort sind. Bei einer Quote, die ja nichts an den Grundvoraussetzungen ändert, werden sich langfristig genau die gleichen Mechanismen bei Frauen ausbilden, wie sie es bei den Männern getan haben. Frauen sind keine besseren Menschen.
Mit freier Bildung und Transparenz kann man gegen diese Mechanismen ansteuern und das wirkliche Problem lösen: die Asozialenquote senken.
ad 2.
Ich habe an den Hochschulen, die ich näher kenne, bisher eigentlich feststellen können, dass die Probleme aus den Führungsetagen der freien Wirtschaft nur wesentlich verschwächt auftreten. Die Kinderbetreuung ist ganz klar an den meisten Unis ein Riesenproblem, das trifft studierende oder dort arbeitende Väter aber genauso wie die Mütter.
zum Fazit:
Natürlich mussten die Männer in den Spitzenpositionen auch bisher ihr Familienleben aufgeben (das mit dem Kinderkriegen halt nicht). Der Unterschied ist doch, dass es denen, die jetzt da sitzen, wohl nicht so schwer gefallen ist. Die Quote ist eben kein Heilmittel, sondern eine zwischenzeitliche Linderung der Symptome. Aber auch das kann ja für den Patienten gut sein; ich möchte die Symptome nicht zurück.
@VomFernSeher: OK, nochmal ein Versuch…
ad 1: Natürlich wird es gut vernetzten Personen (um das mal ein wenig neutraler auszudrücken) immer leichter fallen, Karriere zu machen, egal ob sie männlich oder weiblich sind. Aber: Frauen sind ja nicht per se schlechter vernetzt als Männer oder unfähiger in der Netzwerkbildung, ganz im Gegenteil, Frauen wird im allgemeinen ja sogar eine größere soziale Kompetenz zugeschrieben. Nur: Es gibt eben bisher leider nur sehr wenige Frauen in den Führungsetagen, die sich mit anderen Frauen vernetzen können, da haben die Männer ganz einfach einen großen Vorsprung. Und genau diesen Vorsprung muss man nun eben aufbrechen und da hilft aus meiner Sicht (leider) nur eine Quote und nicht Bildung, Transparenz oder gutes Zureden. Das bestätigen Sie mit folgendem Satz ja eigentlich auch selbst: „Und wer ohne bessere Resultate (und als solches wird in solchen Positionen auch Erschöpfung angesehen) dahin will, braucht halt die richtigen Freunde, die schon dort sind.“ Genau, und deshalb müssen erstmal genug Frauen dort hin, damit man als Frau auch andere Frauen hat, mit denen man sich vernetzen kann.
Und: Ich widerspreche Ihnen voll und ganz, dass Karrieremachen familienorientierte Männer genauso trifft wie Frauen. Der überwiegende Teil der Männer in Führungsetagen hat Frau und Kinder, diese müssen also ganz offensichtlich nicht auf Familie und Kinder verzichten. Natürlich müssen sie aufgrund ihrer Karriere auf Zeit mit Frau und Kindern verzichten, aber das wird bei Männern ganz einfach als selbstverständlich angesehen. Bei Frauen ist das leider nach wie vor nicht so selbstverständlich, denn von ihnen wird noch immer erwartet, dass sie für ihre Kinder beruflich zurückstecken, um genug Zeit in die Kinderbetreuung und ‑erziehung investieren zu können. Deutlich mehr jedenfalls als das von Männern erwartet wird, denen es sehr viel leichter „verziehen“ wird, wenn sie aufgrund ihrer Karriere nur noch wenig Zeit für die Kinder haben. Bei Frauen kommt da schnell der Vorwurf der „Rabenmutter“ oder „eiskalten Karrierefrau“ auf, bei Männern seltsamerweise nicht, denen klopft man eher noch anerkennend auf die Schulter.
Im Übrigen: Ich habe nie behauptet, dass Frauen bessere Menschen sind als Männer und weiß deshalb auch nicht, wie Sie darauf kommen. Frauen sind aber auch keine schlechteren Menschen und verdienen deshalb die selben Chancen. Und die haben sie bislang ganz eindeutig nicht, wenn man sich mal die nackten Zahlen anschaut. Und: Mir ist nach wie vor nicht klar, wie allein „Bildung und Transparenz“ daran etwas ändern sollen, vielleicht könnten Sie das nochmal genauer erläutern, denn ich habe ja auch dargestellt, warum das aus meiner Sicht nicht funktioniert und dass das aus meiner Sicht auch jetzt schon empirisch widerlegt ist. Selbst die Einführung eines Schulfachs „Faires Karrieremachen“ würde daran ganz sicher nichts änern. Mir hilft keine Bildung und keine Transparenz, wenn es gesellschaftlich einfach nicht akzeptiert ist, dass ich als Frau trotz Kindern Karriere mache und deshalb vermutlich weniger Zeit in die Kinder investiere als ich das ohne meine Karriere tun würde. Bei Männern ist das kein Problem, bei Frauen leider schon. Und daran muss sich etwas ändern und das geht leider nicht von alleine oder durch gutes Zureden, wie alle bisherigen und erfolglosen Versuche ja gezeigt haben.
ad 2: Haben Sie jemals an einer Uni gearbeitet? Klingt nicht so. Dann wüssten Sie nämlich, dass hier ganz ähnliche Mechanismen greifen wie in der Wirtschaft. Einem männlichen Bewerber für eine Professur wird Anerkennung entgegen gebracht, wenn er hart verhandelt, einer Frau mit dem selben Verhalten wird aber vorgeworfen, sie führe sich auf wie die „Königin von Saba“ (das ist nicht erfunden, sondern so bei uns an der Uni passiert). Das sagt eigentlich alles: Bei Männern wird Karrierestreben anerkannt, bei Frauen gilt es als anmaßend.
Zum Fazit: Stimmt, auch Karrieremänner müssen einen Teil ihres Familienlebens für die Karriere opfern. Der zentrale Unterschied ist nur (s.o.), dass ihnen das von der Gesellschaft verziehen oder sogar positiv angerechnet wird, während Frauen dafür in vielen Fällen nach wie vor verurteilt werden.
@Jan
Sie möchten also das System, wie man heute in Politik und Wirtschaft aufsteigt, so beibehalten und nur mehr Männer durch Frauen ersetzen. Genau das halte ich für das Seltsame.
Ich habe übrigens bewusst von Seilschaften und nicht von Netzwerken gesprochen. Seilschaften zeichnen sich eben gerade nicht dadurch aus, dass die Person mit der besten Befähigung einen Posten besetzt, sondern jene, welche durch die Etablierten bevorzugt wird. Gegen andere Netzwerke, die jemandem aufgrund der Befähigung empfehlen, habe ich nichts.
Sie möchten nun mehr Frauen in Führungsebenen bringen, damit sie die gleichen Chancen haben solche Seilschaften zu bilden. Dabei hilft Ihnen die Quote.
Ich möchte mehr Transparenz in den Führungsetagen und bei der Auswahl ihrer Mitglieder. Dabei hilft mir die Quote nicht. Das ist der Unterschied.
Das Argument mit der Familie zieht nicht wirklich nur deshalb, weil es in der Gesellschaft eine höhere Akzeptanz für Männer gibt, die ihre Familie hintanstellen. Frauen brauchen doch nicht die gleichen Möglichkeiten ihre Familie hinter den Job zu stellen, sondern die Führungsetagen brauchen mehr Familienfreundlichkeit.
Bei näherer Betrachtung weiß ich gar nicht, wo das Problem sein soll. Der Anteil der Frauen an den Kandidaten entspricht relativ genau dem Frauenanteil in der grünen Partei insgesamt.
Das legt nahe, dass zumindest bei den Grünen nicht diskriminiert wird. Ich würde das als Erfolg werten.
@Björn: Danke für diesen sinnvollen Hinweis! :-) Du hast recht, wenn man es so betrachtet, dann ist der Anteil der Kandidatinnen bei den Grünen eigentlich angemessen. Laut LpB stellen sich die Frauenanteile bei den vier Landtagsparteien folgendermaßen dar:
– CDU: ca. 20 Prozent
– SPD: ca. 31 Prozent
– Grüne: ca. 38 Prozent
– FDP: ca. 23 Prozent
Wenn man das mal mit den Anteilen weiblicher Kandidaten zur LTW vergleicht, dann stellt man fest, dass die Diskrepanz bei der SPD am größten ausfällt, denn die hatte nur 20 Prozent weibliche Kandidaten und im Landtag sind es nun sogar nur 17 Prozent. Auch bei der CDU haben die Frauen in der Partei aber ein gewisses Problem, sich durchzusetzen, v.a. wenn man die 13 Prozent weiblicher Abgeordneter im neuen Landtag betrachtet. Bei FDP und Grünen entspricht der Anteil der Kandidatinnen in etwa dem Frauenanteil in der Partei, allerdings liegt der Anteil im Landtag bei den Grünen (31 Prozent) und v.a. bei der FDP (0 Prozent) dann wieder deutlich niedriger.
Offensichtlich muss man also differenzieren: Ob die parteiinterne Kandidatenauswahl oder die Kandidatenauswahl durch die Wähler die größere Hürde für weibliche Kandidaten ist, hängt offensichtlich stark von der jeweiligen Partei ab. Ändern kann man aber kurzfristig natürlich nur etwas an der parteiinternen Auswahl. Das Wählerverhalten hingegen wird sich nur im Rahmen eines eher trägen gesellschaftlichen Wertewandels ändern, der allerdings durchaus durch politische Maßnahmen unterstützt werden kann, wie z.B. Quotenregelungen und bessere Betreuungsangebote für berufstätige Mütter.
Letzte Anmerkung: In Frankreich wurde der Vorschlag aufgebracht, dass sowohl Mütter als auch Väter nach der Geburt eines Kindes zwei Monate (bezahlte) Elternzeit nehmen MÜSSEN. Ich weiß, das wird jetzt bei einigen hier wieder für Empörung sorgen, aber ich finde, dass dieser Vorschlag durchaus mal ernsthaft diskutiert werden könnte. Denn auf diese Weise würde man die Nachteile ausgleichen, die Frauen nun einmal dadurch haben, dass nur sie Kinder zur Welt bringen können (und dadurch im Beruf zeitweilig ausfallen) und gleichzeitig müssten Männer sich nicht mehr rechtfertigen, wenn sie Elternzeit nehmen wollen und würden sich dadurch keine Karriere-Nachteile mehr einhandeln gegenüber Männern, die keine Elternzeit nehmen. Bei einem angemessenen Gehaltsausgleich fände ich das deshalb eine durchaus diskutable Regelung, die gleichzeitig auch noch dazu führen würde, dass viele Väter vermutlich eine deutlich engere Bindung zu ihren Kindern entwickeln als das heute bei vielen der Fall ist und sich auch besser vorstellen könnten, was Kinderbetreuung genau bedeutet. Auf diese Weise würde ein gesellschaftliches Umdenken sicherlich deutlich schneller vonstatten gehen als wenn man einfach wartet und nichts tut.
Der Haken an der Sache: So eine Regelung könnte natürlich dazu führen, dass insgesamt weniger Kinder zur Welt kommen, weil Eltern mit Spitzenpositionen dann lieber ganz drauf verzichten, um nicht aussetzen zu müssen. Das wäre zwar ein sehr trauriger Befund (zwei Monate berufliches Aussetzen ist wichtiger als ein Leben mit Kindern), aber natürlich trotzdem nicht ganz auszuschließen.
Es finden sich in der Führungsetage auch ausschließlich Männer, welche über 1,80 m groß sind. Also auch eine Quote für kleine Männer?
Das die Frauen in Führungspositionen durchschnittlich 15 Jahre jünger sind zeigt doch am deutlichsten, dass schon ohne offizielle Quote die Frauen überall gefördert werden! Andersherum kann man es auch Männerdiskriminierung nennen, wenn Männer keinerlei Unterstützung erfahren im Gegensatz zu einer kleinen weiblichen Minderheit.
Es zeigt eben auch, dass hier keinerlei Diskriminierung von Frauen existiert. Der Punkt ist einfach, dass Frauen einfach es nicht nötig haben, sich selber bis zum Herzinfarkt auszubeuten. Sie haben immer die Gewissheit, dass es einen Mann gibt der ihre materiellen Bedürfnisse befriedigen wird. Und zwar von einem Mann der dafür 6 Jahre früher stirbt.
Es ist einfach auch falsch, dass es an der fehlenden Kinderbetreuung fehlt. 2/3 aller echten Führungsfrauen haben sogar mehrere Kinder. Die Frauen mit dem entsprechenden Potential haben einfach auch genügend Geld, um Kinderbetreuung zu bezahlen.
Allerdings zeigen z.B. die Untersuchungen von Prof. Sonja Bischoff, dass Frauen mit Kindern zu 80% keinerlei Interesse an einer Karriere haben. Und dies sind die Frauen, aus denen sich das weibliche Topmanagement rekrutieren soll. Diese Frauen wissen einfach, dass sie dann ihre Kinder nur noch am Wochenende sehen und das wollen sie nicht.
Karriere macht man dann, wenn man mehr leistet als alle anderen. Diese Grenze wird von der persönlichen Leistungsgrenze bestimmt. Hier sieht man einfach das Frauen da nicht mithalten können… Und wer das Leistungsprinzip außer kraft setzen will, der zerstört schlicht die komplette Wirtschaft und führt zu extremer Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Wer soll sich motiviert fühlen, wenn das Geschlecht wichtiger ist als Qualifikation und Einsatz???
Übrigens zeigen die Untersuchungen von Prof. Sonja Bischoff, dass die Frauen als Managerinnen sogar erheblich schlechter sind und dies insbesondere sogar in der Einschätzung der weiblichen Mitarbeiterinnen. Besonders beklagt wird fehlende Sachkompetenz, fehlende Durchsetzungsfähigkeit und mangelhaftes soziales Verhalten. Wissenschaftlich wird dies mit dem Begriff „queen bee syndrom“ bezeichnet. Von wegen Frauen wären bessere Managerinnen…
Es hat schließlich auch einen Grund warum Männer erst eine Position mit Mitte 40 erhalten, die Frauen per Quote schon mit Ende 20 erhalten praktisch direkt von der Uni. Wer glaubt da ernsthaft, dass die auch nur annähernd so kompetent sein könnten, wie ihre männlichen Kollegen???
„Denn auf diese Weise würde man die Nachteile ausgleichen, die Frauen nun einmal dadurch haben, dass nur sie Kinder zur Welt bringen können (und dadurch im Beruf zeitweilig ausfallen)“
Es ist ein Mythos, dass Frauen wegen dem Mutterschutz Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt hätten. Es gibt keinerlei hinweise darauf, dass die 3 Monate Mutterschutz irgendwelche Auswirkungen hat. Was anderes sind die 3 Jahre Elternurlaub. Aber Frauen nehmen fast ausschließlich die max. 3 Jahre und timen das 2. Kind so, dass sie danach direkt die nächsten 3 Jahre weg sind. Wer meint denn ernsthaft, dass die nach 3 oder 6 Jahren irgendwie ihr Arbeitsfähigkeit erhalten haben???
Zu dem ist es besonders fatal, dass Frauen in Deutschland sich nicht direkt am Anfang festlegen müssen, wie lange sie weg bleiben wollen. Die Verlängern heute Monatsweise, weil sie doch angeblich alle sofort wieder zurück kommen wollen. Problem ist, das es so überhaupt keine Planungsmöglichkeit für die Unternehmen gibt.
Die ganzen deutschen Frauenschutzgesetze sind für die Frauen ein echtes Mühlrad am Hals.
In anderen Ländern ohne Schutzgesetze machen Frauen viel öfter Karriere.
„Bei den Doktoranden in meinem Fachgebiet (Kommunikationswissenschaft) überwiegen deutlich die Frauen, aber bei den Professoren überwiegen dann wieder die Männer. “
Das liegt einfach daran, dass die Frauen nicht habilitieren und sich erst einmal 12 Jahre von einem Halbjeahresvertrag zum nächsten durchhangeln, um dann in 90% der Fälle dann auf der Straße zu landen statt auf einem Prof.-Posten.
Das ist denen vorallem zu Risikoreich… Frauen sind einfach Risikoscheuer. Oder sie haben einen Mann, der ihnen ihr Hobby finanziert…
In der Physik studieren lediglich 2% Frauen, habilitieren tun Frauen in einer Zahl, die man an einer Hand abzählen kann und trotzdem erhalten sie nach der habilitation fast sofort eine Professur. Die Männer haben keinerlei Chance, wenn sich auch eine Frau bewirbt. Unabhängig von der Qualifikation!!! Gerecht???
@Tobias: Das ist schon ein starkes Stück, wie verzerrt du hier die Ergebnisse von Sonja Bischoff wiedergibst. Wie man durch einfaches Googeln ihres Namens ganz schnell erfährt, behauptet sie nämlich keineswegs, dass Frauen die schlechteren Managerinnen sind. In einem sehr aufschlussreichen Interview mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (http://www.dgfp.de/de/content/articles/frauen-im-management-weit-entfernt-von-gleichberechtigung-1776/) erklärt Frau Bischoff nämlich, dass es sich hierbei nicht um ein objektives Problem, sondern um ein (subjektives) Wahrnehmungsproblem handelt: „Da egoistisches Handeln nicht ins Stereotyp weiblichen Verhaltens hineinpasst, wird Egoismus oder – wie Sie es nennen – Ellenbogeneinsatz bei Frauen wesentlich kritischer bewertet. Ein Blick in die deutschen Unternehmen, die ich in meinen Studien untersucht habe, beweist: Wir haben hier ganz klar ein Wahrnehmungsproblem. Dafür kann man aber nicht nur den Männern die Schuld zu schieben: Konstant ist von 1998 bis heute festzustellen, dass Frauen weibliche Führungskräfte häufiger kritischer beurteilen, als männlichen Manager es tun.“
Dass hier als Beweis für die mangelnde Eignung weiblicher Manager zu nehmen, ist schon deshalb sehr unsachlich, muss ich sagen. Wenn du sowas behauptest, dann belege es doch bitte auch mit entsprechenden (und v.a. passenden) Quellen. Mich würde z.B. auch interessieren, woher du die Zahl nimmst, dass „2/3 aller echten Führungsfrauen mehrere Kinder“ haben. Woher kommt diese Zahl? Und: Was sind „echte“ Führungsfrauen?
Frau Bischoff kommt in dem selben Interview übrigens zu der Feststellung, dass sie der festen Überzeugung sei, „dass alle Unternehmen davon profitieren, wenn es unter ihren Führungskräften mehr Frauen gibt, als bisher“. Ich denke, das zeigt ganz deutlich, dass Frau Bischoff wohl kaum als opportune Zeugin für die von dir hier vertretenen Ansichten taugt.
Zu Statements wie „Es zeigt eben auch, dass hier keinerlei Diskriminierung von Frauen existiert.“ und „Sie haben immer die Gewissheit, dass es einen Mann gibt der ihre materiellen Bedürfnisse befriedigen wird.“ kann ich nur fassungslos den Kopf schütteln. Das zweite Statement kann angesichts der heutigen Scheidungsraten und der zunehmenden Zahl von Single-Haushalten ja wohl kaum wirklich ernst gemeint sein, das erste lässt sich ganz leicht z.B. anhand der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen widerlegen, die übrigens ebenfalls von Frau Bischoff in einer aktuellen Studie (http://www.dgfp.de/de/content/articles/studie-zu-maennern-und-frauen-im-mittleren-management-wer-fuehrt-in-die-zukunft-1781) untersucht und wiederum bestätigt wurden:
„Der bereits 1986 festgestellte Einkommensunterschied zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften besteht auch fast 25 Jahr später noch. Frauen verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als Männer in vergleichbarer Position. 62 Prozent der befragten männlichen Manager verdienen mehr als 75.000 Euro im Jahr, bei den weiblichen Führungskräften kommen nur 33 Prozent in diesen Einkommensbereich. „Im Vergleich zu der Einkommensentwicklung der Männer ist das geradezu ein Desaster, das wenig geeignet ist, die Motivation der Frauen zu weiterem Aufstieg anzustacheln – eher das Gegenteil ist der Fall“, bemängelt Bischoff in ihrer neuesten Publikation.“
Für die weitere Diskussion würde ich darum bitten, dass du deine Statements auch mit entsprechenden Quellen belegst, sonst führt das hier nicht wirklich weiter. Behaupten kann man Vieles, entscheidend ist aber, ob man es auch belegen kann.
„Die von dir vorgeschlagene Grundgesamtheit »aller Frauen, welche ein politisches Mandat anstreben« ist ja bereits stark beeinflusst von den heutigen Bedingungen, d.h. der systematischen Benachteiligung und Unterrepräsentierung der Frauen in der Politik. Wenn man das zum Maßstab machen würde, dann würde sich tatsächlich nie etwas ändern am Frauenanteil in der Politik“
Dann schauen wir uns doch einfach an, was sich durch die Quote bei den Grünen verändert hat!
Trotz extremer Männerdiskriminierung hat sich der Frauenanteil bis Anfang 2000 auf extrem niedrigen Niveau weit unterhalb der 30% Marke gehalten und dies sogar zur absoluten hoch-zeit der Frauenbewegung! Geändert hat es sich dann auf leicht über 30% weil vermehrt Männer ausgetreten sind. Nicht weil die Frauen zu uns strömen würden!!!
Trotz extremer Männerdiskriminierung also lediglich 1/3 Frauenanteil!!!
Wie soll dann eine Frauenquote mit weit weniger weitreichenderen Maßnahmen viel verändern???
Und wenn wir uns den Anteil der Aktiven anschauen, dann sieht es doch noch viel extremer aus. Bei praktisch jeder Veranstaltung folgendes Bild: 15–20 Männer 2–4 Frauen!!!
Weil wir Grünen die armen Frauen so schlecht behandeln???
Wo liegt die „systematische Benachteiligung“ der Frauen???
Weil die Männer neben ihren Job von durchschnittlich 9h + 2 h /d Anfahrt es noch schaffen sich ehrenamtlich zu engagieren?
Übrigens nicht nur bei den Parteien, sondern in allen ehrenamtlichen Bereichen!!!
@Jan 33
Bei den paar Abgeordneten (138) und dem niedrigen Anteil (25) wird die Darstellung aber jetzt statistisch zumindest, sagen wir, schwierig.
Partei | IST | Wäre | Plenum
CDU | 8 | 12 | 74.669
Grüne | 11 | 14 | ca. 7.800
SPD | 6 | 11 | 39.275
FDP | 0 | 2 | ca. 8000
Gesamt | 25 | 39
Dass das politisch – gerade bei CDU und FDP – aussagekräftig ist, stimmt. Aber statistisch ist das wohl kaum belastbar. Bei den Mitgliederzahlen bleibt die Auswahl relativ beliebig:
Frauenanteil im Parlament
Partei | gefunden | wahrscheinlich
CDU | 13% | 10%-30%
Grüne | 31% | 22%-54%
SPD | 17% | 16%-46%
FDP | 0% | 0%-54%
(Den von Ihnen angegebenen Frauenanteil in den Parteien habe ich übernommen.)
lieber Jan,
Frau Prof. Bischoff versteht sich selber explizit als Feministin und interpretiert ihre Ergebnisse also auch ideologisch rein feministisch. Ich habe sehr intensiv ihr Buch „Wer führt in die Zukunft“ 2005 mit ihrer vorletzten Untersuchung durchgearbeitet. Die Angaben bezogen sich vorallem auf diese Untersuchung von Frauen im mittleren Management.
Wenn man diese Erhebung als Datenbasis nimmt, kann man in vielen Punkten nachweisen, dass die Behauptungen des Feminismus nicht stimmen und auch die Interpretation von Frau Bischoff teilweise nicht schlüssig ist.
Sie weißt dort z.b. nach, dass Frauen wesentlich stärker den festen Gehaltsbestandteil verhandeln und die Männer den höheren variablen. Deshalb waren zu diesem Untersuchungszeitpunkt (2003) auch die Gehälter der Männer um teilweise 30% eingebrochen, der der Frauen aber konstant. Hier tauschen die Frauen also eindeutig Sicherheit gegen die »potentielle Möglichkeit« Geld zu verdienen. Nun zu behaupten Frauen würden beim Lohn diskriminiert ist mit Verlaub absoluter Schwachsinn. Und aus der Tatsache, dass die wenigen Frauen, welche ebenfalls auf den risikoreichen variablen Anteil setzen, Karriere-orientiert sind zu folgern, dass Frauen wenn man ihnen höheres Einkommen bezahlt Karriere öfter anstreben würden ist ein typisch feministischer Trugschluss. Denn die Karriere-orientierten Frauen entscheiden sich für den höheren variablen an, weil sie wissen dass sie damit gewinnen. Die Frauen, welche schon von Anfang an wissen, dass sie sich nicht voll einbringen wollen, die entscheiden sich auch weiterhin für den geringeren festen Gehaltsbestandteil. Die einzige schlüssige Schlussfolgerung daraus ist, dass Karriere-orientierte Frauen genauso hohes Gehalt haben wie ihre männlichen Kollegen und die nicht-karriere-orientierten eben geringeres Gehalt, dafür aber sicher.
Genauso ideologisch motivierte Uminterpretation ist es, wenn die Beurteilung von Frauen extrem negativ ist zu behaupten, dass Frauen andere Frauen kritischer beurteilen würden. Natürlich! Der Grund liegt aber nicht daran, dass Frauen so furchtbar kritisch wären, sondern weil Männer sich nicht trauen Kritik an weiblichen Kollegen auszusprechen oder auch nur anzudeuten. Wer das tut wird in unserer Gesellschaft sofort einen Kopf kleiner gemacht. Die Frauen sagen also ohne gesellschaftlichen Zwang zur Lobhuddellei einfach die Wahrheit über andere Frauen.
Es deckt sich übrigens auch mit einer ganzen Menge weiterer Untersuchungen. Wie schon gesagt hat dieses Phänomen sogar einen wissenschaftlichen Namen „queen bee syndrom“.
Mal davon abgesehen, glaubst du ernsthaft, dass eine sehr junge Frau direkt von der Uni genauso qualifiziert ist als ein Mann Mitte 40 und 15 Jahren Berufserfahrung? Und auch dies zeigt Frau Bischoff, die Frauen werden alle viel früher befördert aufgrund der viel beschworenen Frauenförderung. Von wegen Diskriminierung!!!
Der Punkt ist aber, dass die Frauen mit Mitte bis Ende 30 einfach alle aufhören zu arbeiten, obwohl die Firmen alles daran setzen sie zu halten. Es sind tatsächlich fast 100% welche aufhören!!!
Wieso?
Weil sie bis dahin erlebt haben was es bedeutet Karriere zu machen. Das es eben kein zuckerschlecken ist, sondern man buchstäblich praktisch jede wache Minute eines Tages für die Firma arbeitet. Mitte Ende 30 stellt sich ihnen die Frage, ob sie so weiter machen wollen oder doch eine Familie haben wollen. Da geht es nicht um Kinderbetreuung! Die könnten sich 5 Kindermädchen leisten! Sondern es geht darum, ob sie bis 67 Jahre ihre gesamte Wache Zeit mit einem Unternehmen verbringen wollen. Oder alternativ sich aus dem Beruf zurückziehen, dass Geldverdienen ihrem ebenfalls gut verdienenden Mann überlassen und lieber mit den Kindern die Zeit verbringen wollen. Dies Frauen haben mit Ende 30 schon fast alles erreicht! Die brauchen sich und anderen nichts mehr beweisen und entscheiden sich fürs nicht-arbeiten. Ganz einfach!
Daraus den Firmen einen Vorwurf zu machen ist verlogen bis zum geht nicht mehr!
Es wäre nur zu ändern, wenn man den Frauen keine Wahl mehr lassen würde. Wenn sie gezwungen wären weiter zu arbeiten!
http://www.zeit.de/2005/10/W_Topmanagement
Die Männer haben solche Alternativen nicht! I.d.R. schon deshalb nicht weil ihre Frau erwartet, dass er Geld nach Hause bringt. Tut er es nicht sucht sie sich eben einen Mann der es macht. Frauen heiraten ausschließlich Status-höhere Männer, was genetisch bedingt ist.
Ganz davon abgesehen muss irgendwer schließlich die Rechnungen bezahlen, während sie mit den Kindern spielt. Und mit Kindern spielen ist verdammt entspannter als das Geld ran zu schaffen und niemand weiß das besser als diese Frauen!
Übrigens spielt die Scheidungsrate hier keinerlei Rolle im Bewusstsein der Frauen. Sie gehen schließlich immer davon aus, dass es für immer und ewig ist. Außerdem finden sie auch nach einer Scheidung immer schnell einen neuen Versorger.
Zu den Auswirkungen von Scheidungen empfehle ich den 1. Österreichischen Männerbericht des dortigen Frauen- und Männerministeriums. Der zeigt wie extrem ungleich die Folgen für die Geschlechter sind.
Ich habe ja nichts gegen ausschweifende (und vor mir aus auch konträre) Debatten – letztlich darf sich jede und jeder selbst so gut blamieren, wie er/sie kann. Trotzdem frage ich mich, ob die allgemeine Feminismusdebatte (samt der hier von Tobias vertretenen Position des, darf ich das so sagen, maskulistischen Antifeminismus*) hier wirklich sooo zielführend ist – ich habe oben ja ganz bewusst drauf hingewiesen, dass ich die sehr ungleiche Repräsentation der Geschlechter nur als ein Indiz dafür sehe, dass das Wahlsystem einen bestimmten Typus präferiert.
* Ich habe definitiv keine Lust, auf die Argumente einzugehen, auch wenn ich dazu seitenlang was schreiben könnte. Allein schon die Annahme, dass „Mit Kindern spielen“ entspannender ist als „das Geld ran zu schaffen“ … als Halbzeitpapa und Halbzeiterwerbstätiger würde ich das jedenfalls nicht unterschreiben. Und die meisten anderen von Tobias hier angeführten Argumente scheinen mir eine ähnlich kurze Halbwertszeit zu haben.
@Till: Vielen Dank für dieses treffende Schlusswort, Till! :-) Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Nur vielleicht, dass mir bisher nicht bewusst war, dass es offensichtlich auch bei den Grünen „maskulistische Antifeministen“ gibt. :-)
Queen Bee:
„While the sex of their manager makes no difference to men, women suffer more from depression, headaches and insomnia if they take their orders from a member of the same sex.“ University Toronto
http://www.dailymail.co.uk/femail/article-1061416/Beware-Queen-Bee-boss–shes-hell-work-I-know‑I–says-Carol-Sarler.html
http://www.dailymail.co.uk/femail/article-1059997/Why-women-harder-working-Queen-Bee-male-boss.html
http://mobar.typepad.com/legalpad/2009/01/the-queen-bee-syndrome.html
lieber Till,
das ist doch jetzt schwach. Ich bin übrigens nicht nur Teilzeitpapa, sondern sogar vollzeitpapa und weiß wovon ich rede!
Kinderbetreuung ist den ganzen Tag nicht so stressig wie auch nur 1 Stunde im Job. Es sei denn du hast ein Schreikind.
Diese Diskussionsverweigerung ist doch typisch. Sobald jemand fundierte Gegenargumente bringt, dann versucht man ihn tot zu schweigen, weil man schließlich die Diskursoberheit in Deutschland hat als Feminist.
Wenn du willst können wir auch gerne in einem anderen Rahmen diskutieren.
Ich durfte den Feminismus nun wirklich aus allernächster Nähe bei den Grünen studieren. Die feministische Argumentation ist vollkommen absurd und verdreht die Realität um 180° und dies ausschließlich, um Privilegien für Frauen zu rechtfertigen.
Quatsch. Ich habe nur drauf hingewiesen, dass ich keine Lust darauf habe, mich hier und jetzt auf eine Debatte einzulassen, die nichts mit der Frage „Führt das Wahlrecht in Baden-Württemberg zu einer verzerrten Repräsentation?“ zu tun hat.
Im übrigen weiß ich ja nicht, was du für ein Kind/für Kinder hast – meine beiden sind ganz lieb, haben aber ihren eigenen Kopf, und sich um sie zu kümmern (geht ja nicht nur um Spielen) ist definitiv mindestens ähnlich anstregend wie Erwerbstätigkeit. Ich habe da übrigens bewusst „Halbzeitpapa“ geschrieben, sprich: ich bin zu ziemlich genau 50% für meine Kinder zuständig, auch zeitlich gesehen.
Je nachdem, was für ein Job als Vergleich herangezogen wird, was mensch persönlich als stressig empfindet, und wie alt die Kinder sind, mag so ein Vergleich trotzdem anders ausfallen. Aber einfach mal mit der n=1‑Erfahrung des eigenen Beispiels zu behaupten, dass Kinderbetreuung leichter als Erwerbsarbeit ist, ist nun einfach kein fundiertes Argment (und zur Debatte über das Wahlrecht trägt es erst recht nicht bei).
Ähnliches ließe sich über deine Wahrnehmung der Grünen sagen – meine sieht ganz anders aus, und ich bin seit Mitte der 1990er Jahre dabei.
Kurzum: auf weitere Debatten hierzu werde ich mich hier nicht einlassen.
till,
du musst aber einen extrem entspannten Job haben …
Übrigens ist das was ich schreibe sogar im Frauenministerium als Fakt unbestritten. Bloss bei den Schlussfolgerungen ist man unterschiedlicher Meinung. Ich hatte einen wunderbaren Redebeitrag von Renate Schmidt, aber der wurde inzwischen von der HP des Ministeriums gelöscht.
Renate Schmidt sagte „Frauen wollen nicht in männlicher Eindimensionalität leben“. Deshalb sollte der Leistungsgedanke in den Unternehmen eliminiert werden, damit Frauen an die Spitze »wollen«.
Übrigens hattest du zu einer Feminismusdebatte hier eingeladen auf twitter.
Außerdem zeigt doch das Ergebnis der Wahl, dass die Menschen, wenn sie denn tatsächlich wählen dürfen, wer sie repräsentieren soll meist gerade nicht die unfähigen Quotenfrauen wollen. Sich dann darüber zu beschweren, dass die blöde Bevölkerung nicht talentfreie Quotenfrauen wählen will ist schwach.
Die beliebten Vereinsmeier sind eben die Menschen, welche extrem viel Zeit und Arbeit investieren, damit die Leute sie kennen und mögen lernen. Das ist natürlich ein bestimmter Schlag Mensch, aber genau den wünschen sich die Menschen. Damit muss ich genauso klar kommen wie es eine Frau muss.
Übrigens kann man bei uns in RLP auch Leute von den Wahllisten streichen bei der Kommunalwahl. Die Folge ist regelmäßig das die Frauen 2–6 Plätze nach unten rutschen. Weshalb wohl?
Das Problem ist das ungerechte Wahlrecht. Völlig richtig. Hoffentlich kann sich Grün-Rot da schnell zu einer Reform aufraffen.
PS: Glückwunsch zum Wahlsieg. ;)
Hier noch ein interessanter und aktueller wissenschaftlicher Beitrag zum Thema „gläserne Decke“ auf zeit.de:
http://www.zeit.de/karriere/2009–09/interview-carste-wippermann
Ich könnte mir vorstellen, dass das innerhalb der Parteien teilweise ganz ähnlich aussieht.
„Im konkreten Fall ging es um einen Artikel des »New England Journal of medicine<>Anlass der Studie war die Beobachtung, dass diese Posten meist von Männern bekleidet wurden, obwohl der Frauenanteil in der Kinderheilkunde besonders groß ist. Um die Ursache ausfindig zu machen, wurde die Verteilung der Arbeitszeit auf die drei Bereiche Krankenversorgung, Lehre und Forschung untersucht. Dabei zeigte sich, dass Frauen einen größeren Anteil ihrer Arbeitszeit auf Krankenversorgung (46%) und Lehre (31%) verwenden als Männer (44 bzw. 30%), aber einen kleineren (23 gegenüber 26 %) mit Forschung zubringen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Da wissenschaftliche Produktivität für eine akademische Karriere unerlässlich ist, schließt die Studie mit der Feststellung, dass Frauen in ihrem beruflichen Fortkommen benachteiligt sind, weil sie mehr Zeit in die Krankenversorgung und Lehre investieren als Männer.« Ein Ergebnis wie aus dem feministischen Bilderbuch: Die Frauen opfern sich in sozialen Tätigkeiten auf, während die Männer nur an ihr Renommee in der Fachwelt denken und sie dadurch kaltlächelnd überholen.
Diese Schlussfolgerung ist jedoch falsch. In der Untersuchung wird beiläufig erwähnt, dass die Frauen im Durchschnitt 60,5, die Männer im Mittel 64,4 Stunden wöchentlich arbeiten. Aus diesen Angaben kann man die tatsächlich geleisteten absoluten Arbeitsstunden berechnen und stellt fest, dass die Männer nicht nur mehr Zeit für Forschung, sondern auch für Lehre und Krankenversorgung aufwenden… Die geringeren Aufstiegschancen der Kinderärztinnen in den USA sind daher nicht auf ihre stärkere Belastung mit Routineaufgaben zurückzuführen, sondern darauf, dass die männlichen Kollegen im Beruf signifikant mehr arbeiten. … Unseren Leserbrief, in dem wir auf diesen Trugschluss hinwiesen, hat die Zeitschrift nicht abgedruckt.“
Arne Hoffmann, Sind Frauen bessere Menschen?
Jan, ich glaube die Zeit-Leser haben in ihren Kommentaren schon alles zu dieser Studie gesagt. Leider wird solcher Nonsens permanent auf Bestellung ans Ministerium abgeliefert.
Unglaublich! Man fragt 30 Männer wie sie es sich erklären warum so wenige Frauen in Führungsetagen sind, die äußern ihre Vermutung!!!, und daraus bastelt man dann eine gläserne Decke. Absolut unglaublich, dass sowas sich als Wissenschaft bezeichnen darf.
Und die objektive Beobachtung, dass es einfach zu wenige Frauen mit Qualifikation gibt, wird dann auch noch als Diskriminierung ausgelegt…
Einfach unglaublich!