Logiken des Promovierens, oder: Senf zu Guttenberg

Benutzerausweis

Seit ges­tern huscht ein Sturm der – mas­sen­me­di­al abge­schwäch­ten – Ent­rüs­tung durchs Netz: der all­seits belieb­te Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter hat abge­schrie­ben. Da liegt aber eigent­lich schon das Pro­blem: der Skan­dal ist nicht die Tat­sa­che, dass von und zu Gut­ten­berg in sei­ner Dis­ser­ta­ti­on auf frem­de Quel­len zurück­greift und die­se aus­führ­lich zitiert. Das ist – gera­de in eher geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten – durch­aus üblich. Der Skan­dal liegt dar­in, dass grö­ße­re Pas­sa­gen der Arbeit aus ande­ren Tex­ten – offen­sicht­lich Netz­fun­de – in sei­ne Arbeit hin­ein­ko­piert wur­den, dort sprach­lich teil­wei­se über­ar­bei­tet wur­den, aber eben weder kor­rekt als Zita­te gekenn­zeich­net sind noch in wis­sen­schafts­ad­äqua­ter Wei­se damit umge­gan­gen wird (also z.B. das Zitat zum Aus­gangs­punkt einer eige­nen Stand­punkt­su­che gemacht wird). Viel­mehr scheint es von und zu Gut­ten­berg hier ein­zig und allein dar­um gegan­gen zu sein, wohl­for­mu­lier­te Gedan­ken in schmü­cken­der Wei­se in sei­nen Text einzufügen. 

Visu­ell schön auf­be­rei­tet fin­den sich die­se Schmuck­über­nah­men bei der Süd­deut­schen Zei­tung (auf die ich hier aller­dings nur mit Bauch­schmer­zen ver­lin­ke, setzt sie sich selbst doch gera­de inten­siv für ein „Leis­tungs­schutz­recht“ ein, das selbst kur­ze Zita­te aus Zei­tungs­tex­ten im Netz ille­gal machen wür­de – wäh­rend hier zu Doku­men­ta­ti­ons­zwe­cken umfang­reichst aus der Arbeit von und zu Gut­ten­bergs wie aus den Ori­gi­nal­quel­len zitiert wird). Und hin­ge­wie­sen wer­den muss natür­lich auch auf Andre­as Fischer-Lesca­no, der als Jura-Pro­fes­sor in Bre­men die gan­ze Sache über­haupt erst ins Rol­len gebracht hat. [Nach­trag: das Netz sucht nun auch kol­la­bo­ra­tiv nach undo­ku­men­tier­ten Zitaten …].

Wie ist das Copy’n’Paste von und zu Gut­ten­bergs nun zu werten?
„Logi­ken des Pro­mo­vie­rens, oder: Senf zu Gut­ten­berg“ weiterlesen

Elf Sätze zum Veggie-Day und zur FDP

Kein Faden ist FDP und CDU der­zeit zu dünn, um nicht doch zu ver­su­chen, dar­an eine Sau durch den Land­tags­wahl­kampf zu zer­ren. Das neus­te Tier­chen kommt aus dem Tier­schutz­ka­pi­tel des grü­nen Land­tags­wahl­pro­gramms. Dort heißt es auf Sei­te 69 im Kon­text, Tier­schutz und Kli­ma­schutz zu ver­knüp­fen: „In Schu­len, Men­sen und öffent­li­chen Kan­ti­nen soll­te über vega­ne und vege­ta­ri­sche Ernäh­rung auf­ge­klärt und die­se auch immer in guter Qua­li­tät ange­bo­ten werden.“ 

Dar­aus wird dann bei der FDP (mit Bezug auf omi­nö­se Pres­se­be­rich­te und eine State­ment von Ulri­ke Höf­ken MdB): „Jetzt gehen die Grü­nen in ihrer Ver­bots­kul­tur so weit, dass sie den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern sogar vor­schrei­ben wol­len, was die­se essen sollen.“

Suche den Unter­schied! Wir for­dern im Land­tags­wahl­pro­gramm gar kei­nen Veggie-Day, son­dern wol­len in öffent­li­chen Kan­ti­nen a. über vege­ta­ri­sche Ernäh­rung infor­mie­ren und b. dafür sor­gen, dass die Viel­falt an Aus­wahl­mög­lich­kei­ten durch gute vege­ta­ri­sche und vega­ne Ange­bo­te erhöht wird. Was die FDP dage­gen haben könn­te, ist mir schlei­er­haft. Ent­spre­chend an den Haa­ren her­ge­zo­gen ist der Ver­such, Wahl­kampf zu betrei­ben. Aber selbst wenn: Was wäre so schlimm dar­an, in Kan­ti­nen ein­mal in der Woche nur hoch­wer­ti­ges vege­ta­ri­sches Essen anzubieten?

Photo of the week: EP IV

EP IV

 

Wie ver­spro­chen, hier ein paar Fotos, die ich beim Besuch der BAG Wis­sen­schaft in Brüs­sel gemacht habe. Oben spie­gelt sich die Umge­bung des Euro­päi­schen Par­la­ments in einem der EP-Bürotürme.

In eigener Sache: Was Flattr empfiehlt

Na gut, ich habe mich heu­te mal wie­der in mei­nem Flattr-Dash­board umge­tan. Und für ein Neben­bei-Blog sieht das doch eigent­lich recht erfreu­lich aus – also vie­len Dank allen, die mich mehr oder weni­ger regel­mä­ßig „flat­trn“!

Inter­es­sant ist ja, ob das meist­ge­flat­tr­te auch das inter­es­san­tes­te ist. Des­we­gen hier statt Con­tent (gra­de kei­ne Zeit dazu) mal schnell eben eine Lis­te der sie­ben Arti­kel, die fünf­mal oder häu­fi­ger geflat­trt wurden:

  1. Äpfel und Bir­nen ver­glei­chen – Über Bioes­sen. [Flattr].
  2. Ein Plä­doy­er für unge­wöhn­li­che Kom­bi­na­tio­nen – Was statt Wulff nach Köh­ler hät­te kom­men kön­nen. [Flattr.].
  3. Der schma­le Grat der SPD – Über das Ver­hält­nis SPD/Grüne [Flattr.].
  4. Die taz fragt: Müs­sen Lin­ke bio essen? – Noch­mal über Bioes­sen. Und Lin­ke. [Flattr.].
  5. Nicht mehr ein­sam – Rede zur Netz­po­li­tik [Flattr.].
  6. Kon­troll­ver­lust para­dox – Mein meist­ge­le­se­ner Arti­kel über­haupt. Über mspro vs FAZ. [Flattr.].
  7. Expe­ri­ment Min­der­heits­re­gie­rung – Plä­doy­er dafür, in NRW eine Min­der­heits­re­gie­rung ein­zu­ge­hen. Ein biss­chen stolz bin ich dar­auf, weil ich das gefor­dert habe, lan­ge, bevor es wirk­lich auf der Agen­da stand. [Flattr.].

Kurz: Tagungsband zur NGU-Tagung 2010 erschienen

Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und ZwangSeit weni­gen Tagen ist der Kon­gress­band zur 7. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie (NGU) online („Ent­schei­dun­gen mit Umwelt­fol­gen zwi­schen Frei­heit und Zwang“). Ich habe an die­sem Band in zwei ver­schie­de­nen Funk­tio­nen mit­ge­wirkt habe: zum einen als Mit­or­ga­ni­sa­tor der Tagung und damit dann auch als Mit­her­aus­ge­ber (die aller­al­ler­meis­te Arbeit mit dem Band hat­te aller­dings Fenn, der des­we­gen auch zurecht an ers­ter Stel­le steht) – und als Vor­tra­gen­der. Wer schon immer mal wis­sen woll­te, was eigent­lich mit mei­ner Diss. so vor sich geht, und in wel­che Rich­tung ich mich damit bewe­ge (naja, Rich­tung Ende …), kann im Tagungs­band mei­nen Bei­trag „Mobil­funk­nut­zung in Nach­hal­tig­keits­mi­lieus zwi­schen Frei­heit und Zwang“ fin­den, der dar­über, wie ich mei­ne, ganz gut Aus­kunft gibt.

Ganz unab­hän­gig davon gibt der Band eine gan­ze Rei­he Ein­bli­cke in die The­men und Arbeits­an­sät­ze jun­ger Umwelt­so­zi­al­wis­sen­schaft­le­rIn­nen. Im Call for Papers der Tagung hat­ten wir rela­tiv breit nach Arbei­ten gefragt, die sich in irgend­ei­ner Wei­se mit den Spiel­räu­men und Zwän­gen von Han­deln mit Umwelt­fol­gen befas­sen. Die Band­brei­te der im Tagungs­band ent­hal­te­nen Bei­trä­ge reicht nun vom Umgang mit gen­tech­nisch modif­zier­ten Orga­nis­men über deli­be­ra­ti­ve Zugän­ge zu Umwelt­pro­ble­men bis hin zur gene­rel­len Debat­te der Trag­fä­hig­keit einer Effi­zi­enz­stra­te­gie. Also ein brei­tes und anre­gen­des Feld.

Wir haben den Tagungs­band bei Frei­Dok publi­ziert (dem Online-Repo­si­to­ry der UB Frei­burg), d.h. er ist über die­sen Link online zugäng­lich. In einer klei­nen Stück­zahl wird er wohl auch gedruckt wer­den. Das Insti­tut für Forst­öko­no­mie der Uni Frei­burg hat es dan­kens­wer­ter­wei­se mög­lich gemacht, den Band in Frei­Dok in die Arbeits­be­rich­te-Rei­he des Insti­tuts zu stellen.

Faber, Fenn; Jay, Mari­on; Rei­ne­cke, Sabi­ne; Wes­ter­may­er, Till (Hrsg.) (2011): Ent­schei­dun­gen mit Umwelt­fol­gen zwi­schen Frei­heit und Zwang. Tagungs­band der 7. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie (NGU). Arbeits­be­richt 55–2011, Frei­burg: Insti­tut für Forst­öko­no­mie. Elek­tro­ni­sches Doku­ment, URL: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7944/.