Kurz: Die Piratenpartei ist ihre mediale Repräsentation

Han­nah Beit­zer hat einen schö­nen, nach­denk­li­chen Text über Online-Akti­vis­mus, die Pira­ten­par­tei und burn-out-arti­ge Sym­pto­me geschrie­ben. Der Text hat mich zu fol­gen­der The­se gebracht:

Die Pira­ten­par­tei ist zwangs­läu­fig iden­tisch mit ihrer media­len Reprä­sen­ta­ti­on – des­we­gen kein Weg aus eige­ner Kraft aus der Krise.

Und weil das jetzt viel­leicht etwas erklä­rungs­be­dürf­tig ist, noch ein paar Sät­ze dazu, was ich damit mei­ne. Vor dem Inter­net gab es zwei rela­tiv klar getrenn­te Sphä­ren: Eine Sphä­re des inner­par­tei­li­chen Dis­kur­ses (durch­aus auch mit eige­nen Medi­en) und eine Sphä­re des öffent­li­chen Dis­kur­ses über eine Par­tei. Natür­lich konn­te auch vor dem Inter­net und vor Social Media schon eine par­tei­in­ter­ne Debat­te z.B. in bun­des­weit gele­se­nen Tages­zei­tun­gen aus­ge­tra­gen wer­den. Aber die Tren­nung der Sphä­ren war vorhanden.

Die Pira­ten sind dage­gen mit Social Media groß gewor­den. Das hat ihren Auf­stieg beför­dert, sie jetzt aber auch in eine Ecke gedrängt, denn trotz eige­ner Medi­en (Mai­ling­lis­ten, Pads, Mum­ble) fin­det ein gro­ßer Teil des pira­ten­in­ter­nen Dis­kur­ses öffent­lich statt. Zum Bei­spiel auf Twit­ter. Sonst wür­den mäs­sig inter­es­sier­te Beob­ach­ter wie ich ihn ver­mut­lich gar nicht wahr­neh­men. So fällt er zwangs­läu­fig in die Timeline. 

Das wie­der­um erschwert es für die Pira­ten unge­mein, sich auf sich selbst zu besin­nen. Par­tei­in­ter­ne Mei­nungs­bil­dung und media­le Reprä­sen­ta­ti­on fal­len in eins, eine vom media­len Dis­kurs unab­hän­gi­ge Posi­tio­nie­rung zu set­zen, ist fast nicht mög­lich. Gera­de in einer Selbst­fin­dungs­pha­se mit hef­ti­gen Flü­gel­kämp­fen ist das fatal. Inso­fern sagt mei­ne Kris­tall­ku­gel: Auch nach dem außer­or­dent­li­chen Bun­des­par­tei­tag wird die Pira­ten­par­tei nicht zur Ruhe kommen.

P.S.: Und ja, das hat auch etwas mit der For­de­rung nach umfas­sen­der Trans­pa­renz zu tun.

Kurz: Zurück in die Zukunft?

Lost lettersAuf Tree­hug­ger lese ich, dass es einen gewis­sen Trend zurück zu „dum­men“ Mobil­te­le­fo­nen gibt, also den robus­ten Gerä­ten von z.B. Nokia, mit einer über meh­re­re Tage rei­chen­den Akku­lauf­zeit, ohne Spe­zi­al­funk­tio­nen, ohne Inter­net, aber eben mit Tele­fon und SMS. Und einem Wecker. Auch wenn ich eher mal bezwei­feln wür­de, ob das tat­säch­lich ein ver­läss­li­cher Trend ist, fin­de ich die­se Gegen­be­we­gung zur gesell­schaft­li­chen Durch­set­zung des Smart­phones durch­aus inter­es­sant und beobachtenswert.

Ein Grund dafür ist ein ganz per­sön­li­cher: Mein gutes altes Sam­sung mag nicht mehr so recht, d.h. zur Zeit bin ich selbst auf ein „Alt­ge­rät“ ange­wie­sen, um zumin­dest tele­fo­nisch und per SMS erreich­bar zu sein, wenn ich unter­wegs bin. Was beruf­lich unab­ding­bar ist. Das mit der ein­ge­schränk­ten Erreich­bar­keit wird sich dann ändern, wenn das Fair­pho­ne irgend­wann im Som­mer in sei­ner zwei­ten Inkar­na­ti­on auf den Markt kommt. Bis dahin fehlt mit das mobi­le Inter­net. Bzw. es fehlt mir nicht kom­plett, son­dern es fehlt mir dann, wenn ich nicht gera­de in einem ICE mit funk­tio­nie­ren­dem Tele­kom-Hot­spot sit­ze. Ent­spre­chend kann ich die Zug­fahrt­zeit nur noch sehr viel ein­ge­schränk­ter für alles nut­zen, was Netz vor­aus­setzt – den Abruf dienst­li­cher Mails eben­so wie der inten­si­ve Social-Media-Kon­sum (oder der Blick in mei­nen Online­ka­len­der). Nervt manch­mal, hat aber auch etwas entschleunigendes. 

Dar­an hängt dann die gro­ße Fra­ge, ob die Epo­che der all­ge­gen­wär­ti­gen Ver­netz­heit und der lücken­lo­sen Kom­mu­ni­ka­ti­on im Rück­blick in zwan­zig, fünf­zig oder hun­dert Jah­ren als Start­punkt einer neu­en Nor­ma­li­tät oder als eine für spä­te­re Gene­ra­tio­nen schwer ver­ständ­li­che Pha­se all­ge­mei­ner Auf­ge­regt­heit gedeu­tet wer­den wird. Geschich­te und tech­no­lo­gi­sche Moden fol­gen ja nicht unbe­dingt linea­ren Kur­ven, son­dern pen­deln, bewe­gen sich auf Spi­ra­len oder S‑Kurven. Inso­fern führt der oben ver­link­te Arti­kel zumin­dest vor Augen, dass es auch anders sein könn­te, dass der nächs­te Schritt nach dem Smart­phone eben nicht das in Klei­dung (Goog­le Glass z.B.) oder gar ins Gehirn inte­grier­te all­ge­gen­wär­ti­ge Inter­face zum glo­ba­len Netz­werk sein muss, son­dern dass auch ein Rück­schlag des Pen­dels eine Mög­lich­keit sein kann, hin zu einer Deu­tung von stän­di­ger kom­mu­ni­ka­ti­ver Nähe z.B. als ein Pri­vi­leg, das nur ganz weni­gen, aus­ge­wähl­ten Per­so­nen gewährt wird, statt das Ein­tau­chen in den andau­ern­den qua­si­öf­fent­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­strom als der­nier cri zu zelebrieren.

Kurz: Das kann’s ja wohl nicht sein, Flickr! (P.S.: Workaround)

Flickr (gehört zu Yahoo, wie neu­er­dings auch Tumb­lr) hat gera­de eben eine gan­ze Rei­he von Neu­ig­kei­ten ange­kün­digt. Die Ankün­di­gung klingt gran­di­os: mehr Spei­cher, schö­ne­re Dar­stel­lung, eine tol­le Android-App. Letz­te­re habe ich noch nicht aus­pro­biert, aber der Rest ist Frechheit.

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Datenbefreiung, oder: staatsmonopolistischer Netzkapitalismus

Goog­le räumt auf, und räumt dabei – zum Juli – auch den Goog­le Rea­der ab. Wer das nicht kennt: das ist ein Tool, um Blogs und ande­re Nach­rich­ten­quel­len, sofern sie RSS-Feeds haben, syn­chro­ni­siert zwi­schen meh­re­ren Gerä­ten zu lesen. Oder etwas weni­ger tech­nisch: ein Tool, mit dem ich auf einen Blick sehe, wel­che Arti­kel in mei­nen Lieb­lings­blogs und wel­che Nach­rich­ten von tagesschau.de ich noch nicht gele­sen habe, und zwar egal, ob ich auf dem PC, auf dem Smart­phone oder auf dem Tablet nach­schaue. Zudem sehe ich auf einen Blick, ob mei­ne Lieb­lings­blogs neue Ein­trä­ge haben, muss also nicht der Rei­he nach durch­blät­tern, was es wo gibt.

Der Goog­le Rea­der war mal mehr (das habe ich aber nie genutzt), und er ist nicht uner­setz­bar. Tat­säch­lich set­ze ich ihn erst aktiv ein, seit ich ein Smart­phone benut­ze. Auf dem PC war das fire­fox-inte­re Hand­ling durch­aus aus­rei­chend für mich, um die­se gera­de beschrie­be­ne Funk­tio­na­li­tät zu erfüllen.

Trotz­dem ärgert mich das Aus für den Goog­le Rea­der, und da bin ich nicht allei­ne, auch wenn man­che dem auch Gutes in Sachen Mono­pol­ver­mei­dung abge­win­nen können. 

Was ich kon­kret mache, mit wel­chem Tool ich mei­ne Lieb­lings­blog-Feeds in Zukunft lesen wer­de, das weiß ich noch nicht. Irgend­et­was wird sich finden. 

Aber ich muss­te doch wie­der an die Eisen­bahn denken. 

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20.000 Tweets unter dem Meer

Shimmering lights II

Jetzt, genau in die­sem Moment, erreicht mein Tweet-Zäh­ler bei Twit­ter die magisch anmu­ten­den 20.000. Ganz schön viel Gere­de; und auch wenn „RTs“ – also Wie­der­ho­lun­gen der Tweets ande­rer Leu­te – und das kur­ze Hin und Her von Unter­hal­tun­gen im Pseu­do-Chat-Stil dabei sind, bleibt das ziem­lich viel, was ich in den letz­ten Jah­ren geschrie­ben habe, bei Twitter.

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