Fünf Anmerkungen zur Wahl in NRW

Journey of waiting XLII: glass paneNoch ist alles offen – 40 von 128 Wahl­krei­sen sind aus­ge­zählt – aber eini­ges lässt sich schon über die Wahl in NRW sagen:

1. Ganz gro­ßer Glück­wunsch an Bünd­nis 90/Die Grü­nen NRW, die einen über­zeu­gen­den Wahl­kampf hin­ge­legt haben, als ein­zi­ge kom­pe­tent mit dem Web umge­gan­gen sind, noch­mal drei Tage wach waren und auch hin­sicht­lich der Koali­ti­ons­op­tio­nen klar waren! 

2. Die schwarz-gel­be Bun­des­rats­mehr­heit ist weg, egal, was heu­te abend noch pas­siert. Dass wird es für die schwarz-grü­nen Koali­tio­nen in Ham­burg und im Saar­land nicht ein­fa­cher machen, wird aber auf jeden Fall eini­gen „Reform­pro­jek­ten“ der schwarz-gel­ben Bun­des­re­gie­rung vom „Natio­na­len Sti­pen­di­en­pro­gramm“ bis zur „Kopf­pau­scha­le“ gro­ße Stei­ne in den Weg legen. Gut so!

3. Die Mehr­heit in NRW hat sich klar gegen schwarz-gelb aus­ge­spro­chen. Oder, an ein­zel­nen The­men fest­ge­macht: es gibt zm Bei­spiel eine kla­re Mehr­heit für die Schu­le für alle. Die ver­teilt sich auf drei Par­tei­en. Unab­hän­gig davon, wie die Koali­ti­on am Schluss aus­sieht: die­se Inhal­te müs­sen Raum finden.

4. Die Fünf-Pro­zent-Hür­de ver­fälscht den Wäh­le­rIn­nen-Wil­len, das wird, je stär­ker die Volks­par­tei­en zu „Rui­nen“ wer­den (bei­de haben ja noch­mal ver­lo­ren) umso deut­li­cher. Wenn eine Mehr­heit davon abhängt, ob die Links­par­tei 4,9 oder 5,9% erreicht; wenn jede Stim­me für die Pira­ten letzt­lich deren Anlie­gen scha­det – dann stimmt etwas am Wahl­sys­tem nicht.

5. Ich glau­be, dass die­se Wahl mit Fug und Recht als ers­te bezeich­net wer­den kann, die maß­geb­lich durch Blogs beein­flusst wur­de – und zwar weni­ger durch die Par­tei­b­logs, son­derns sehr viel stär­ker durch Pres­se-Ersatz-Blogs, nament­lich durch die Ruhr­ba­ro­ne und durch Wir-in-NRW.

Die Sache mit Facebook

Phone

Face­book ändert mal wie­der die Geschäfts­be­din­gun­gen – dies­mal nicht still und heim­lich, son­dern im „Dia­log mit der Com­mu­ni­ty“. Im Kern geht es dabei dar­um, an wen Face­book Daten unge­fragt wei­ter­ge­ben darf. Als Daten­schutz­zu­cker­le gibt es dann „Opt-out“-Möglichkeiten – wie auch heu­te schon bei den soge­nann­ten Pri­va­cy-Ein­stel­lun­gen. Anders gesagt: die Vor­ein­stel­lung ist die, dass die bei Face­book gespei­cher­ten Nut­zer­da­ten mehr oder weni­ger öffent­lich sicht­bar sind, und dass sie an – aus­ge­wähl­te – Drit­te wei­ter­ge­ge­ben wer­den. Wer das nicht will, muss sei­ne oder ihre Ein­stel­lun­gen ändern (wie das Schritt für Schritt geht, steht hier).

Das kommt in Deutsch­land nicht gut an (sie­he auch die­ses Inter­view mit Falk Lüke, Ver­brau­cher­zen­tra­le). Die Stif­tung Waren­test bewer­tet Face­book hin­sicht­lich des Daten­schut­zes jetzt schon mit schlech­ten Noten. Die Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin – die, wenn ich mich recht erin­ne­re, auf­grund einer der letz­ten grü­nen Amts­hand­lun­gen in der vor­letz­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode im Ver­brau­cher­schutz­be­reich auch für Ver­brau­cher­schutz im Netz zustän­dig ist – die Minis­te­rin Aigner also schreibt des­we­gen einen offe­nen Brief und droht mit Ausdruck^wAustritt, soll­te sich nichts ändern. Das ist in der soge­nann­ten Com­mu­ni­ty gleich mal auf brei­ten Anklang gesto­ßen. Poli­ti­ke­rIn­nen der Grü­nen, der Lin­ken und der SPD rufen dage­gen inner­halb von Face­book zu Face­book Pri­va­cy Con­trol Now! auf, recht sty­lish und mit Akti­ons­ideen. Also das Grund­prin­zip der sym­bo­li­schen direk­ten Akti­on. Was ist davon zu halten?
„Die Sache mit Face­book“ weiterlesen

Kurz: Wikipedia-Widerstandsbewegung

Ich bin ja – ohne dort irgend­wie aktiv zu sein – noch immer Admi­nis­tra­tor in der eng­lisch­spra­chi­gen Wiki­pe­dia. Heu­te lag dann eine dies­be­züg­li­che Mail in mei­nem Postfach:

Dear administrator,

We tried to get in cont­act with you almost a year ago, detail­ing our desi­res to uti­li­se your account to help rid Wiki­pe­dia of the cor­rup­ti­on and bureau­cra­cy at every level that con­ti­nues to pla­gue it to this very day. We are hoping that, almost a year on, your cir­cum­s­tances may have chan­ged and you may be more wil­ling to aid us in achie­ving our goal. At the end of the day we all want the same thing – an ency­clo­pe­dia that is infor­ma­ti­ve and accu­ra­te, but one that is also run in a fair man­ner so all can con­tri­bu­te on an equi­ta­ble level. As a remin­der, here is an extra­ct from our ori­gi­nal message:

„We are curr­ent­ly expan­ding our port­fo­lio of admi­nis­tra­tor accounts, and as yours remains dor­mant per­haps you could con­sider dona­ting it to us – to do so will take you only two minu­tes: chan­ge the pass­word (if desi­red) and then rep­ly to this email with your log­in details. We’ll do the rest!“

Once more, thank you for your time and con­side­ra­ti­on, and natu­ral­ly do not hesi­ta­te to cont­act us if you have any questions.

Kind Regards,

The Wiki­pe­dia Free­dom Fighters 

Auf deutsch: die „Wiki­pe­dia Free­dom Figh­ters“ sam­meln Admi­nis­tra­ti­ons-Accounts, um für „eine Enzy­klo­pä­die zu kämp­fen, die infor­ma­tiv und genau ist, die aber auch in fai­rer Wei­se regiert („to run“) wird, und es allen ermög­licht, gleich­be­rech­tigt dazu bei­zu­tra­gen.“ Auch wenn ich die Wiki­pe­dia in der einen oder ande­ren Form durch­aus kri­tik­wür­dig fin­de – eine Wider­stands­be­we­gung muss nicht sein. Oder?

Kleine Blogschau zum Politcamp 10 (Update 2)

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Schlan­ge bei der Ses­si­onpla­nung beim Polit­camp 109. Foto: Jür­gen Glüe, Lizenz: CC-BY-SA.

War­um ich dann doch nicht hin­ge­fah­ren bin, habe ich ja hier beschrie­ben. Inzwi­schen ist das Polit­camp 10 (das zwei­te …) vor­bei, nächs­tes Jahr soll wie­der eines statt­fin­den – und nach­dem reich­lich get­wit­tert wur­de, kam ich nicht umhin, einen gewis­sen Ein­druck zu krie­gen. Da waren wohl unge­fähr 800 Leu­te, es gab über den Dau­men gepeilt 70 laut Orga­ni­sa­ti­ons­team 53 Sessions.
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