Kurzeintrag: Stromlücken (Update 2: Beschluss grüner Parteirat)

Yellow powerU.a. der Spie­gel posaunt in den letz­ten Wochen über eine zu erwar­ten­de „Ver­sor­gungs­lü­cke“ in der Ener­gie­ver­sor­gung. Grund­la­ge dafür scheint ein State­ment der „dena“ zu sein. Im aktu­el­len News­let­ter des Nach­hal­tig­keits­rats wird jetzt auf ein Gut­ach­ten des Umwelt­bun­des­am­tes und State­ments des BUND, die klar­ma­chen, dass Kli­ma­schutz und Atom­aus­stieg durch­aus ver­ein­bar sind und es kei­nen Grund gibt, neue Koh­le­kraft­wer­ke zu bau­en. Gut zu wissen.

Update: (16.04.2008) Lesens­wert zu die­sem The­ma auch die Spie­gel­Kri­tik von heute.

Update 2: (21.04.2008) Eben­falls lesens­wert der heu­ti­ge Beschluss (pdf) des grü­nen Par­tei­rats zur „Strom­lü­cken-Lüge“.

Kurzeintrag: Heute um acht mal wieder das Licht ausschalten (Update 2)

Heu­te (Sams­tag, 29.3.2008) fin­det welt­weit die Earth Hour statt. Um 20 Uhr loka­ler Zeit soll für eine Stun­de das Licht aus­ge­macht wer­den: eine Akti­on des WWF. Aus­tra­li­en hat’s schon mal vor­ge­macht. Da star­te­te die Idee letz­tes Jahr auch. Aller­dings scheint Euro­pa bei der Akti­on weit­ge­hend außen vor zu blei­ben, war­um auch immer.

> offi­zi­el­le Seite

Update zu Kurz gefragt: Licht an oder aus?

Update: Den wit­zigs­ten Hin­weis auf die Akti­on habe ich hier gefun­den. Da heißt es nämlich:

sudo crontab -e
00 20 29 03 * /sbin/poweroff

Update 2: Ein paar Fotos von der Akti­on welt­weit sind bei Reu­ters zu fin­den; ein Kom­men­tar dazu, war­um Deutsch­land außen vor blieb – samt Rück­blick auf die Licht-Aus!-Aktion – gibt es bei Tree­hug­ger.

Was haben Dieter Salomon und Leonardo DiCaprio gemeinsam? (Update)

Die Fra­ge könn­te auch lau­ten: was ver­bin­det Ange­la Mer­kel und den ehe­ma­li­gen Sän­ger von Mid­night Oil, Peter Garrett? 

Alle fin­den sich auf der Lis­te „50 peo­p­le who could save the world“, die der Guar­di­an auf­ge­stellt hat (gefun­den bei SEED). Über Salo­mon (oder eigent­lich über Frei­burg, ganz pas­send zum neu­en Image als „green city“) lesen wir da:

Frei­burg in sou­thern Ger­ma­ny is the most eco­lo­gi­cal­ly-awa­re town in Euro­pe and pos­si­bly the rich world. The city of 250,000 peo­p­le dubs its­elf a „solar regi­on“ and gathers near­ly as much power from the sun as is coll­ec­ted in all of Bri­tain. It’s sta­cked with rese­arch estab­lish­ments and its solar firms employ thou­sands of peo­p­le. It is also the play­ground of archi­tect Rolf Disch, who builds hou­ses that need to be hea­ted for only a week each year and who­se cost is paid for by the elec­tri­ci­ty gene­ra­ted by the panels on their roofs. Salo­mon, 47, says that by 2010, at least 10% of all the ener­gy con­su­med in Frei­burg will come from rene­wa­bles. To attain this, a huge area of the city cent­re has been tur­ned into a pede­stri­an zone and the­re are 500km of bike paths. More than a third of all jour­neys are made by bike, and the­re are fewer than 200 par­king places for cars in the cent­re com­par ed with 5,000 for bikes. The snag? The qua­li­ty of life is so good in Frei­burg that too many peo­p­le want to live the­re and it’s hard for anyo­ne to buy a house.

Und zu Mer­kel heißt es u.a.:

Ange­la Mer­kel, 53, has inhe­ri­ted Tony Blair’s man­t­le as the poli­ti­ci­an for­cing cli­ma­te chan­ge the har­dest on to the world stage, and she is a for­mi­da­ble advo­ca­te. The only major play­er left who hel­ped ham­mer out the ori­gi­nal glo­bal warm­ing agree­ment at Kyo­to in 1997, she is one of the very few with a grasp of what it means if huma­ni­ty fails.

War­um blog­ge ich das? Mal unab­hän­gig davon, ob die­se Lis­te so Sinn ergibt (auch Björn Lom­borg steht mit dabei …) – es ist auf jeden Fall ganz inter­es­sant, zu lesen, wie die Fremd­wahr­neh­mung über Mer­kel, Salo­mon und Scheer in einer eher kri­ti­schen bri­ti­schen Zei­tung aus­sieht. Und wer dem­nach die wich­tigs­ten „play­er“ im Spiel um die Zukunft sind.

Update: (15.01.2008) Inzwi­schen haben auch taz und Badi­sche Zei­tung (nur Abo) die Guar­di­an-Lis­te aufgegriffen.

Netzlasteinbruch in klein

Inzwi­schen lie­gen die Netz­last­da­ten von RWE, EON, ENBW und Vat­ten­fall für den 8.12. vor. Dar­aus lässt sich ein Dia­gramm erstel­len, dass sich dar­auf­hin befra­gen lässt, ob ein Aus­schalt-Effekt der Licht-Aus!-Aktion vom 8.12. (20.00–20.05) sicht­bar ist.

Diagramm Netzlast
Agg­re­gier­te Netz­last­da­ten von RWE, EON, ENBW und Vat­ten­fall für den 8.12., Ver­gleich: 1.12.

Es gibt in die­ser Dar­stel­lung einen etwas deut­li­cher als in der Vor­wo­che und zu den Zei­ten davor und danach aus­fal­len­den Sprung zwi­schen der Netz­last für den Zeit­raum 19:45–20:00 und der Netz­last 20:00–20:15. Wie­weit die­ser jedoch wirk­lich durch die Green­peace-BILD-etc-Akti­on zustan­de gekom­men ist, erscheint mir ziem­lich frag­lich. Und eigent­lich müss­te mit sehr viel mehr Sta­tis­tik an die Sache ran­ge­gan­gen wer­den, um eine halt­ba­re Aus­sa­ge dar­über zu tref­fen, wel­cher Teil des Unter­schie­des zwi­schen den bei­den Zeit­pe­ri­oden sich durch ande­re Fak­to­ren erklä­ren lässt. Bei Green­peace oder anders­wo habe ich lei­der außer den „1000 MW“ aus der ers­ten Pres­se­mit­tei­lung kei­ne wei­te­ren Infos dazu gefunden.

Neben­bei gemerkt: gene­rell ganz inter­es­sant sind die­se Netz­last­kur­ven im Zeit­ver­lauf schon – die all­täg­li­chen Rou­ti­nen und die „nor­ma­le“ Zeit­ver­wen­dung (wann geschieht was) sind da ganz gut zu sehen …

War­um blog­ge ich das? Als Update zum schon erwähn­ten Vorgängereintrag.

Kurz gefragt: Licht an oder aus? (Update 6: noch mehr Daten)

 

Google.de erscheint heu­te in schwarz, und BILD und Green­peace rufen zusam­men dazu auf, das Licht aus zu machen. Für fünf Minu­ten. Als Zei­chen für Bali. Mal abge­se­hen, dass dis­ku­tiert wird, ob das zu einem Black­out füh­ren könn­te, gibt’s ande­re (u.a. die taz und Robin Wood), denen fünf sym­bo­li­sche Minu­ten nicht rei­chen und die des­we­gen Licht an rufen und damit mei­nen, sich für Ener­gie­spar­lam­pen und gegen Koh­le­kraft­wer­ke ein­zu­set­zen. Und in Ber­lin und Neu­r­a­th kann heu­te groß demons­triert wer­den. Bleibt die Fra­ge: heu­te abend von 20.00 Uhr bis 20.05 Uhr das Licht* aus­schal­ten – oder lie­ber doch nicht?

* P.S.: Der Fern­se­her wird in den BILD-Haus­hal­ten dann natür­lich wei­ter­lau­fen, eben­so wie das Inter­net bei den aka­de­mi­schen Ökos. Von hun­dert auf null wird der Strom­ver­brauch also kei­nes­falls sinken.

 

Update: Trotz hel­den­haf­ten Abschal­tens der einen zu die­sem Zeit­punkt bren­nen­den 11-Watt-Ener­gie­spar­lam­pe blieb das Strom­netz sta­bil. Und Green­peace fin­det auch die taz-Akti­on toll.

Update 2: Das grü­ne Kli­ma-Blog berich­tet von den Demos in Ber­lin (tau­sen­de) und Neu­r­a­th (hun­der­te). Deutsch­land ist ein­fach zu groß für zen­tra­le Demonstrationen …

Update 3: Green­peace spricht davon, dass ers­te gro­be Schät­zun­gen für ges­tern 20.00 Uhr einen Rück­gang der Strom­nach­fra­ge um 1000 Mega­watt nahe­le­gen, was 10 Mil­lio­nen Glüh­bir­nen a 100 Watt ent­spre­chen wür­de. Die Ein­heit Mega­watt (und nicht Mega­watt­stun­den) ver­weist ja wohl auf die Netz­be­las­tung – dazu, wie hoch die in Deutsch­land um 20 Uhr übli­cher­wei­se ist, lie­gen aber kei­ne Daten vor, jeden­falls habe ich kei­ne gefun­den (1976 waren es um 20 Uhr etwa 40000 MW). Und aus dem Jah­res­strom­ver­brauch von 540 Mil­lio­nen Mega­watt­stun­den lässt sie sich auch nicht so ein­fach aus­rech­nen, befürch­te ich (durch ein Jahr geteilt ergibt das etwa 62.000 Mega­watt, davon wären 1000 MW 1,6 %)… wer mehr weiss, darf ger­ne kommentieren.

Update 4: Doch noch Daten gefun­den. Laut die­sem Bericht betrug die Jah­res­höchst­last des deut­schen Strom­net­zes im Dezem­ber 2004 77.200 MW. Die zu die­sem Zeit­punkt ver­füg­ba­re Kraft­werks­leis­tung betrug 86.000 MW. Damit schei­nen etwa 70.000 MW tat­säch­lich die Grö­ßen­ord­nung zu sein, an der sich die von Green­peace genann­ten 1000 MW mes­sen las­sen müssen.

Update 5: Die vier gro­ßen Über­land­netz­be­trei­ber müs­sen sogar tages- und stun­den­ge­nau ihre „ver­ti­ka­le Netz­last“ ver­öf­fent­li­chen (ENBW, Eon, RWE und Vat­ten­fall). Die Daten gibt es nach Vier­tel­stun­den auf­ge­schlüs­selt – aller­dings noch nicht bei allen Netz­be­trei­bern für den 8.12., 20.00 Uhr. Über­schlags­mäs­sig müss­tens es so um die 50.000 MW sein; 1000 MW Dif­fe­renz wären dann 2 %. In ein paar Tagen müss­te sich die Ver­än­de­rung der Netz­last aber sehr genau nach­zeich­nen lassen.

Update 6: Hei­se berich­tet dar­über, dass die 1000 MW elek­tri­scher Leis­tung einer Strom­ein­spa­rung von 80 MWh ent­spre­chen (von 540 Mrd. MWh pro Jahr insgesamt).