Google.de erscheint heute in schwarz, und BILD und Greenpeace rufen zusammen dazu auf, das Licht aus zu machen. Für fünf Minuten. Als Zeichen für Bali. Mal abgesehen, dass diskutiert wird, ob das zu einem Blackout führen könnte, gibt’s andere (u.a. die taz und Robin Wood), denen fünf symbolische Minuten nicht reichen und die deswegen Licht an rufen und damit meinen, sich für Energiesparlampen und gegen Kohlekraftwerke einzusetzen. Und in Berlin und Neurath kann heute groß demonstriert werden. Bleibt die Frage: heute abend von 20.00 Uhr bis 20.05 Uhr das Licht* ausschalten – oder lieber doch nicht?
* P.S.: Der Fernseher wird in den BILD-Haushalten dann natürlich weiterlaufen, ebenso wie das Internet bei den akademischen Ökos. Von hundert auf null wird der Stromverbrauch also keinesfalls sinken.
Update: Trotz heldenhaften Abschaltens der einen zu diesem Zeitpunkt brennenden 11-Watt-Energiesparlampe blieb das Stromnetz stabil. Und Greenpeace findet auch die taz-Aktion toll.
Update 2: Das grüne Klima-Blog berichtet von den Demos in Berlin (tausende) und Neurath (hunderte). Deutschland ist einfach zu groß für zentrale Demonstrationen …
Update 3: Greenpeace spricht davon, dass erste grobe Schätzungen für gestern 20.00 Uhr einen Rückgang der Stromnachfrage um 1000 Megawatt nahelegen, was 10 Millionen Glühbirnen a 100 Watt entsprechen würde. Die Einheit Megawatt (und nicht Megawattstunden) verweist ja wohl auf die Netzbelastung – dazu, wie hoch die in Deutschland um 20 Uhr üblicherweise ist, liegen aber keine Daten vor, jedenfalls habe ich keine gefunden (1976 waren es um 20 Uhr etwa 40000 MW). Und aus dem Jahresstromverbrauch von 540 Millionen Megawattstunden lässt sie sich auch nicht so einfach ausrechnen, befürchte ich (durch ein Jahr geteilt ergibt das etwa 62.000 Megawatt, davon wären 1000 MW 1,6 %)… wer mehr weiss, darf gerne kommentieren.
Update 4: Doch noch Daten gefunden. Laut diesem Bericht betrug die Jahreshöchstlast des deutschen Stromnetzes im Dezember 2004 77.200 MW. Die zu diesem Zeitpunkt verfügbare Kraftwerksleistung betrug 86.000 MW. Damit scheinen etwa 70.000 MW tatsächlich die Größenordnung zu sein, an der sich die von Greenpeace genannten 1000 MW messen lassen müssen.
Update 5: Die vier großen Überlandnetzbetreiber müssen sogar tages- und stundengenau ihre „vertikale Netzlast“ veröffentlichen (ENBW, Eon, RWE und Vattenfall). Die Daten gibt es nach Viertelstunden aufgeschlüsselt – allerdings noch nicht bei allen Netzbetreibern für den 8.12., 20.00 Uhr. Überschlagsmässig müsstens es so um die 50.000 MW sein; 1000 MW Differenz wären dann 2 %. In ein paar Tagen müsste sich die Veränderung der Netzlast aber sehr genau nachzeichnen lassen.
Update 6: Heise berichtet darüber, dass die 1000 MW elektrischer Leistung einer Stromeinsparung von 80 MWh entsprechen (von 540 Mrd. MWh pro Jahr insgesamt).