Im November 2005 nahm ich am Kongress kulturwissenschaftliche Technikforschung des gleichnamigen Kollegs der Uni Hamburg teil. Ich habe dort damals auch vorgetragen, nämlich etwas zum nachhaltigen Umgang mit Dingen anhand der praxistheoretischen Analyse von Öko-Ratgebern.
Vor ein paar Wochen ist mir nun zufällig beim Aufräumen meiner Festplatte das Manuskript für meinen Beitrag für den Kongressband wieder in die Hände gefallen. Der Kongressband ist seit geraumer Zeit „im Druck“. „Im Druck“ ist so ungefähr das selbe wie die wissenschaftliche Version der katholischen Vorhölle. Auch eine Nachfrage bei der kulturwissenschaftlichen Technikforschung konnte leider nicht aufklären, obwann mit einem Wechsel des Status von „im Druck“ zu „erschienen“ zu rechnen ist.
Ich habe mich deswegen entschieden, dass dort eingereichte Manuskript zu meinem Vortrag hier publik zu machen – ich glaube, dass es für alle, die sich für eine umweltsoziologische Anwendung von Praxistheorie und Akteur-Netzwerks-Theorie interessieren, durchaus interessant sein könnte. Das Manuskript ist (bis auf die eingangs eingefügte Notiz zur Zitierweise) auf dem Stand von 2005/2006 – aber besser so als nie:
Schöner Text! Und: akademische Vorhölle passt sehr gut. Ich dachte immer, ich hätte mit 2 Jahren lange auf den Druck eines Textes gewartet, aber von 2005-heute.
Zwei kleine Anmerkungen:
1. Methodisch: Mit der Analyse von Ratgebern handelst du dir etwas ein, dem auch Andreas Reckwitz im „Das hybride Subjekt“ nicht entgeht: Trotz all der Betonung von Materialität und Dinglichkeit analysiert man dann doch wieder Texte. Das Problem habe ich auch, ich vermute, man kann dem zumindest aber mit ein wenig Quellenkritik begegnen.
2. Schlussfolgernd: bei Schatzki gibt es die Unterscheidung von integrated und dispersed practices, die deinen Meta-und Mikropraktiken nahe kommen. Vielleicht ist das für dich interessant.
Danke für die Anmerkungen. 2. werde ich auf jeden Fall nochmal nachgehen, zu 1.: Zu den Ratgebern bin ich letztlich über den Grounded-Theory-Ansatz, breite, hybride Datenquellen heranzuziehen, gekommen. Ich bin mir momentan (u.a. wegen der Quellenkritikfrage, die auch vor vier Jahren thematisiert wurde, als ich den Vortrag gehalten habe), gar nicht so sicher, ob sie in der „diss. proper“ überhaupt eine Rolle spielen werden. Sie eignen sich gut für ANT-Spielereien, zudem sind sie als Texte schön geduldig und „wenig aufwändig“ zu analysieren, aber wieweit die in Ratgebern normierten Praktiken überhaupt etwas mit tatsächlichen Praktiken zu tun haben … letztlich werde ich mich wohl hauptsächlich auf Interviews stützen (auch das natürlich Verbalisierungen von Praktiken, und nicht die Praktiken selbst – dafür wäre dann teilnehmende Beobachtung/Ethnographie notwendig).