So ’ne Art Jahresrückblick, Teil IV: 2010 vs. 2020

2010 2020
Pre­kär beschäf­tigt an der Uni­ver­si­tät Frei­burg, z.T. Eltern­zeit, z.T. arbeits­los, z.T. Dritt­mit­tel­pro­jek­te zu Forst­ar­beit und Forst­ver­wal­tun­gen – als Mit­drei­ßi­ger noch davon über­zeugt, irgend­wann mal in die Wis­sen­schaft zu gehen. Ehren­amt­lich poli­tisch aktiv (Hoch­schul­po­li­tik, Netz­po­li­tik, Kreis­vor­stand) in einem auf immer von der CDU regier­ten Baden-Württemberg. Par­la­ments­rat in Stutt­gart (ver­be­am­tet), Mit­te 40, Poli­tik jetzt pro­fes­sio­nell als par­la­men­ta­ri­scher Bera­ter der grü­nen Land­tags­frak­ti­on (Grund­satz & Stra­te­gie), die Lan­des­re­gie­rung ist seit acht Jah­ren grün geführt. Kli­ma­kri­se und rea­le Poli­tik mit allen Zwängen.
In einer Bezie­hung, wir haben zwei klei­ne Kin­der, in Frei­burg, wir ver­su­chen Haus- und Kin­der­ar­beit halb­wegs gleich zu verteilen. Getrennt, funk­tio­nie­ren­des Wech­sel­mo­dell. Die Kin­der sind bei­de in der wei­ter­füh­ren­den Schu­le. Die Woh­nung ist noch die sel­be und für mich und die Kin­der eher zu klein. Graue und deut­lich weni­ger Haa­re, ein paar Kilo zu viel.
Blog, Twit­ter, ein Nokia E65 mit Sym­bi­an OS stellt den mobi­len Zugang zur Welt her. Das Smart­phone, wie wir es heu­te ken­nen, taucht gera­de neu auf. Blog, Twit­ter, ein Fair­pho­ne 1, das all­mäh­lich den Geist auf­gibt (und durch ein Fair­pho­ne 3 ersetzt wer­den soll), ein dienst­li­ches iPhone.
Ich lese Sci­ence Fic­tion und Fan­ta­sy, ansons­ten diver­se Com­pu­ter­din­ge. Fotografie. Wei­ter­hin viel SF & Fan­ta­sy (auch mal im beweg­ten Bild), das eine oder ande­re Com­pu­ter­ding, Genea­lo­gie, seit ein paar Jah­ren: Acryl auf Lein­wand. Wei­ter­hin: viel zu vie­le Fotos.
Kein Auto, bewusst kei­nen Füh­rer­schein. Fah­re mit dem Fahr­rad zur Arbeit. Vegetarier. Immer noch kein Füh­rer­schein. Bahn­card 100, viel im Zug. Schlech­tes Gewis­sen, weil ich mich zu wenig bewe­ge. Wei­ter­hin Vege­ta­ri­er. Eine Flug­rei­se mehr als 2010 auf dem Klimakonto.

In eigener Sache: grüne Heimatdebatte

In der aktu­el­len Aus­ga­be der AKP (Alter­na­ti­ve Kom­mu­nal Poli­tik)* fin­det sich ein umfang­rei­cher Son­der­teil zur grü­nen Hei­mat­de­bat­te, der über ein schlich­tes Pro und Con­tra deut­lich hin­aus­geht – viel­mehr geht es dar­um, ob und wenn ja wie ein Hei­mat­be­griff für grü­ne Poli­tik ange­eig­net und besetzt wer­den kann. Von mir ist eine gekürz­te Fas­sung mei­nes dies­be­züg­li­chen Blog­bei­trags aus dem Jahr 2017 enthalten.

* „Alter­na­tiv“ hat hier – immer­hin ist die AKP im 40. Jahr­gang – noch die ursprüng­li­che Bedeu­tung aus den 1970er und 1980er Jah­ren, und auch das Kür­zel AKP hat erst vor eini­gen Jah­ren die heu­ti­ge Bri­sanz erhal­ten. Letzt­lich ist die AKP die grü­ne Fach­zeit­schrift für Kom­mu­nal­po­li­tik und wird von grü­nen Gemeinderät*innen und Bürgermeister*innen gelesen.

Wenn es ruhiger wird

Blue November VI

Win­ter­son­nen­wen­de, drau­ßen tobt der Herbst­wind, oder sind’s schon die Win­ter­stür­me, und für mich fan­gen die Weih­nachts­fe­ri­en an. Irgend­wie wur­de das auch Zeit – die letz­ten Wochen waren ziem­lich stres­sig. Dazu gehö­ren auch die letz­ten Weih­nachts­ge­schen­ke, die ich heu­te ein­ge­kauft habe. Dazu, mich um die­ses Blog zu küm­mern, kom­me ich gera­de nicht, auch das Foto der Woche fehlt schon wie­der. In einer der Land­tags­re­den ges­tern oder vor­ges­tern – wir hat­ten noch Ple­nar­ta­ge – zitier­te einer der Red­ner Karl Valen­tin: „Wenn die stil­le Zeit vor­bei ist, dann wird es auch wie­der ruhiger.“

Ich hof­fe mal, dass das zutrifft. Dage­gen spricht, dass ich den über­wie­gen­den Teil der Weih­nachts­fe­ri­en kin­der­zu­stän­dig bin, auch das ein Ergeb­nis viel zu vie­ler Ter­mi­ne in Ber­lin und Stutt­gart in den vor­he­ri­gen Mona­ten. Ich weiß nicht, ob das in ande­ren Fami­li­en anders ist, aber exem­pla­risch ist viel­leicht das Sonn­tags­früh­stück: ich den­ke jedes­mal, dass das nett wer­den könn­te, es gibt Rühr­ei und viel­leicht Man­go und der Tisch ist schön gedeckt. Die Kin­der am Früh­stücks­tisch fin­den das für eine begrenz­te Zeit – so unge­fähr 7 1/2 Minu­ten – ganz ok, dann fan­gen sie ent­we­der mit Streit und gegen­sei­ti­gen Pro­vo­ka­tio­nen an oder müs­sen ganz drin­gend ein Buch wei­ter­le­sen, ein Com­pu­ter­spiel spie­len oder auf dem Sofa lie­gen. Gemüt­lich ist jeden­falls was anderes. 

Die letz­ten Tage waren dage­gen von Schreib­tisch­stress gekenn­zeich­net: im Janu­ar ist tra­di­tio­nell Frak­ti­ons­klau­sur, dafür muss­ten noch Din­ge fer­tig wer­den, zudem habe ich gera­de mehr zu tun als sonst, weil ich mich qua­si selbst ver­tre­ten habe. Ab 1. Janu­ar 2019 wer­de ich auch offi­zi­ell als Par­la­men­ta­ri­scher Bera­ter für Grund­satz und Stra­te­gie der grü­nen Land­tags­frak­ti­on Baden-Würt­tem­berg fun­gie­ren, und die Auf­ga­be der Par­la­men­ta­ri­schen Bera­tung in den Fel­dern der Wis­sen­schafts- und Kul­tur­po­li­tik wird ein Nach­fol­ger übernehmen. 

Inof­fi­zi­ell hat­te ich die­sen Hut aller­dings auch in den letz­ten Wochen schon auf, was einer­seits – wes­we­gen mich die­ser gan­ze Wech­sel ja freut – mich neu­en Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den ist, ande­rer­seits aber eben auch mehr Ter­mi­ne und mehr Arbeit bedeu­tet hat, wenn par­al­lel zur wei­ter­lau­fen­den Bera­tung des Wis­sen­schafts-AKs zuneh­mend auch Grund­satz- und Stra­te­gie­the­men bei mir auf­ge­schla­gen sind. 

(Dane­ben gab’s dann noch diver­se Par­tei­gre­mi­en, in denen ich mit­ar­bei­te, selbst­ge­wähl­te Ver­an­stal­tungs­be­su­che und so Din­ge wie den Advents­ka­len­der, den sich mei­ne Toch­ter gewünscht hat: eine selbst­ge­schrie­be­ne Geschich­te in 12 Kapiteln …)

Die Sor­te Stress und auch das Pen­deln zwi­schen Frei­burg und Stutt­gart zumin­dest fällt in den nächs­ten zwei Wochen weg. Ich habe auch schon hun­dert­tau­send Ideen, was ich in den nächs­ten zwei Wochen machen könn­te (neben den Kin­dern und den Weih­nachts­fei­er­lich­kei­ten und einem Besuch bei mei­ner Schwes­ter und Sil­ves­ter und …), und sehe jetzt schon, dass nur ein Bruch­teil davon sich rea­li­sie­ren las­sen wird. Hm. Viel­leicht doch ein­fach ent­span­nen, soweit das mög­lich ist, und kei­ne Plä­ne machen?

In die­sem Sin­ne: fro­he Feiertage!

War­um blog­ge ich das? Qua­si-Tage­buch, und als Erklä­rung dafür, war­um hier gera­de nicht so viel passiert …

In eigener Sache: Wissenschaftspolitik im BasisPod

Jan und Pau­la fas­sen im Basis­Pod die wich­tigs­ten grü­nen The­men als Pod­cast zusam­men. In der aktu­el­len Aus­ga­be #13 bin ich (etwa ab Minu­ten 27) zuge­schal­tet, und beant­wor­te ein paar Fra­gen zur Rol­le der Wis­sen­schafts­po­li­tik im grü­nen Grundsatzprozess. 

(Die Tele­fon­schal­te lief über Zen­Castr, was mich erst­mal vor eini­ge tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen stell­te – das Ergeb­nis klingt jetzt trotz Head­set und Ton­tech­nik­kunst doch ziem­lich nach gutem alten Ana­log­te­le­fon … authen­tisch, wür­de ich sagen)

Kurz: Für wen bloggen?

In ers­ter Linie natür­lich für mich selbst. Sprich: ich nut­ze die­ses Blog durch­aus so ein biss­chen als digi­ta­les Gedächtnis/Archiv, als Ort zum ver­schrift­lich­ten Nach­den­ken, als nicht beson­ders aus­sa­ge­kräf­ti­ges öffent­li­ches Tage­buch. In zwei­ter Linie ist so ein Blog ein Medi­um, also für Freund*innen, Bekann­te und den Rest der Welt. Aller­dings stell­te ich zuneh­mend fest, dass nur eine ganz bestimm­te Sor­te Tex­te auf eine nen­nens­wer­te Reso­nanz stößt: näm­lich die, in denen ich mir Gedan­ken über den Kurs, Zustand und die Zukunft der grü­nen Par­tei mache. 

Dafür mag es meh­re­re Grün­de geben – bei­spiels­wei­se ken­ne ich einen gro­ßen Teil mei­nes „Freun­des­krei­ses“ auf Face­book und Twit­ter ent­we­der über die Grü­nen oder über Poli­tik in einem wei­te­ren Sin­ne. Und dass die natür­lich vor allem Din­ge lesen und tei­len, die etwas mit Poli­tik, und ins­be­son­de­re mit Bünd­nis 90/Die Grü­nen zu tun haben, ist jetzt auch nicht wirk­lich ver­wun­der­lich. Außer­dem arbei­te ich für eine grü­ne Land­tags­frak­ti­on, ver­brin­ge einen Teil mei­ner Frei­zeit – schon seit vie­len Jah­ren – mit Par­tei­eh­ren­amt, ver­fol­ge Wahl­kämp­fe und Wah­len und ken­ne mich ver­mut­lich ein biss­chen aus in die­ser Par­tei. Inso­fern mag es so sein, dass ich da im Beson­de­ren etwas zu zu sagen habe. Und über die „orga­ni­sche“ Wir­kung des Blogs hin­aus Wer­bung dafür zu machen, SEO zu betrei­ben und der­glei­chen mehr, all das ist mir bis­her nicht in den Sinn gekommen.

Rich­tig befrie­di­gend ist es trotz­dem nicht, dass es (neben den Fotos der Woche, die in der Tat eher unter die Kate­go­rie öffent­li­ches Tage­buch fal­len, und bei denen mir das Echo egal ist) vie­le Blog­tex­te gibt, die ich span­nend und rele­vant fin­de, die es aber ent­we­der nicht sind oder die ihre Leser­schaft nicht fin­den. Inso­fern der größ­te Teil mei­ner Zugrif­fe via Twitter/Facebook erfolgt, hie­ße das: ich ken­ne zu vie­le Men­schen via Par­tei und Umfeld, und zu weni­ge aus ande­ren Kon­tex­ten. Hm.