Wer braucht 3D?

Aus zwei Grün­den habe ich – trotz des gan­zen Hypes, und obwohl ich es prin­zi­pi­ell reiz­voll fin­de – Second­Life bis­her noch nicht aus­pro­biert. Grund 1: ver­mut­lich müss­te ich dafür eine „ordent­li­che“ Strom­fres­ser­gra­fik­kar­te instal­lie­ren. Grund 2: eigent­lich soll­te ich jetzt z.B. was ande­res tun als einen Blog­ein­trag schrei­ben – Zeit dafür, 3D-Arte­fak­te zu bestau­nen oder gar zu gestal­ten, habe ich momen­tan defi­ni­tiv nicht. Trotz­dem habe ich eine Mei­nung dazu ;-) – ins­be­son­de­re glau­be ich, dass es höchst unwahr­schein­lich ist, dass das text­ba­sier­te Inter­net von 3D-Appli­ka­tio­nen abge­löst wird. Dazu hat Text als media­les For­mat zu vie­le Vor­tei­le. Wer die gan­ze Debat­te lesen will, kann das hier tun.

War­um blog­ge ich das? Kom­men­tar­de­bat­ten in Blogs sind ja ein recht obsku­res Medi­um, hier ent­wi­ckelt sich aber gera­de eine ganz inter­es­san­te inter­ak­ti­ve Tech­nik­kri­tik des 3D-Internet.

Unternehmensberatung + SPD-Minister = ?

Was kommt her­aus, wenn eine Unter­neh­mens­be­ra­tung für einen SPD-Minis­ter eine Stu­die erstellt? In die­sem Fall eine ziem­li­che Über­ra­schung: laut der Unter­neh­mens­be­ra­tung Roland Ber­ger, beauf­tragt von SPD-Umwelt­mi­nis­ter Gabri­el, heißt es zur zukünf­ti­gen Bran­chen­struk­tur in Deutschland:

„Die Öko-Bran­che ent­wi­ckelt sich zur Leit­bran­che in Deutsch­land. Ein Job-Motor ist sie schon heu­te“, fasst Hen­zel­mann die Ergeb­nis­se der Stu­die zusammen.

Und wenn der Spie­gel nicht völ­lig über­treibt, dann pro­gnos­ti­ziert Roland Ber­ger sogar, dass die Öko-Bran­che (zu der dann aller­dings auch Unter­neh­men wie Shell oder Sie­mens gehö­ren wer­den; wer mal ver­sucht, bei einer Main­stream-Bank Geld „öko­lo­gisch kor­rekt“ anzu­le­gen, erlebt da durch­aus das eine oder ande­re Wun­der) Maschi­nen­bau und Auto­mo­bil­bau in den nächs­ten zwölf Jah­ren über­ho­len hin­ter sich las­sen wird. 

2007 – das Jahr, in dem alles, was die Grü­nen immer schon gewusst, gefor­dert und unter­stützt haben, in den Main­stream­dis­kurs ein­dringt? Jeden­falls ein net­tes Argu­ment dafür, war­um es zukunfts­wei­sen­de­res gibt als die Rück­sicht auf die loka­len Automobilkonzerne.

War­um blog­ge ich das? Weil mich der Bericht doch etwas über­rascht hat – bin jetzt zu faul, zu schau­en, ob es die Ori­gi­nal­stu­die irgend­wo gibt …

Qualitätskriterien für wissenschaftliche Tagungen

Tina Guen­ther vom soz­log hat sich Gedan­ken dar­über gemacht, wor­an die Qua­li­tät einer wis­sen­schaft­li­chen Tagung zu mes­sen ist. Her­aus­ge­kom­men ist eine Lis­te, die ich nicht voll­stän­dig fin­de (z.B. fehlt das rich­ti­ge Mischungs­ver­hält­nis unter­schied­li­cher Ange­bots­for­men und die Bedeu­tung gut gestal­te­ter Pau­sen), und auch nicht in jedem Punkt tei­le (z.B. bezüg­lich der Not­wen­dig­keit eines mehr­spra­chi­gen Call for Papers), die aber eine ganz gute Grund­la­ge für eine Check­lis­te für die nächs­te (mit-)organisierte wis­sen­schaft­li­che Ver­an­stal­tung abgibt. Und zwi­schen den Zei­len eini­ges dar­über aus­sagt, wie es oft auch abläuft, und war­um Kon­fe­ren­zen manch­mal enttäuschen …

War­um blog­ge ich das? 1. Merk­pos­ten, 2. gute Gedan­ken wei­ter ver­brei­ten, 3. die eine oder ande­re Tagung, die ich besucht habe, wäre ein gutes Negativbeispiel.

Logo auf dem Länderrat

Grünes Logo Ein V‑Antrag auf dem Län­der­rat in Bre­men han­delt vom grü­nen Par­tei­lo­go. Die Kern­aus­sa­ge die­ses Antrags ist die folgende:

Zur Vor­be­rei­tung die­ser Ent­schei­dung beauf­tragt der Län­der­rat den Bun­des­vor­stand, der BDK im Novem­ber 2007 Vor­schlä­ge zur Wei­ter­ent­wick­lung unse­res Logos zur Abstim­mung vorzulegen.
Der gemein­sa­me Name unse­rer Par­tei darf dabei aber eben­so wenig zur Dis­po­si­ti­on ste­hen, wie die Son­nen­blu­me als unser Symbol.
Zur Beglei­tung des Logo-Pro­zes­ses setzt der Bun­des­vor­stand eine Jury ein, in der sowohl exter­ne Design-Exper­ten als auch Exper­ten aus der Par­tei ver­tre­ten sind. Die­se Jury wird auch Kri­ti­ke­rIn­nen am Logo­ent­wurf von Köln aus der Par­tei einbeziehen.
Der Bun­des­vor­stand lädt außer­dem die Par­tei dazu ein, bis Mit­te Mai Anmer­kun­gen und Vor­schlä­ge für ein moder­ni­sier­tes Logo zu formulieren.

Das heißt schon Ende des Jah­res soll es ein neu­es Logo geben, wenn die BDK nicht wie­der­um einen Wech­sel beim Logo ablehnt (ein­ge­setzt wer­den soll es aber erst Mit­te 2008, weil Anfang 2008 noch eini­ge Land­tags­wah­len statt­fin­den). Was fällt auf: ers­tens ist der Bun­des­vor­stand ein gan­zes Stück vor­sich­ti­ger gewor­den – vor­her war ja noch ver­sucht wor­den, den Wech­sel zu einem neu­en Logo eher hand­streich­ar­tig im ope­ra­ti­ven Geschäft vor­zu­neh­men. Zwei­tens sol­len die (soweit ich weiss von ver­schie­de­nen Agen­tu­ren vor­ge­leg­ten) Ent­wür­fe von einer Jury bewer­tet wer­den. Wie auch bei weit­aus wich­ti­ge­ren Kom­mis­sio­nen üblich wird hier nicht gesagt, wer drin­ne sit­zen soll (ein biß­chen Span­nung muss ja gewahrt blei­ben). Drit­tens macht der Antrags­text sehr deut­li­che Ein­schrän­kun­gen: auf dem Logo muss „Bünd­nis 90/Die Grü­nen“ ste­hen, es muss eine Son­nen­blu­me dabei sein, und es soll um eine „Wei­ter­ent­wick­lung unse­res Logos“ gehen, nicht um was ganz neu­es. Ob der radi­ka­le Neu­ent­wurf, der auf der BDK 2006 wohl auch aus Ver­druß über das Vor­ge­hen der Par­tei­füh­rung von der Basis ein­kas­siert wur­de, da noch eine zwei­te Chan­ce bekom­men könn­te, hal­te ich eher für zwei­fel­haft. Ver­mut­lich wird der Neu­ent­wurf näher am der­zei­ti­gen Logo dran sein.

Auf dem Län­der­rat bestün­de jetzt theo­re­tisch die Mög­lich­keit, dass eine Mehr­heit der Län­der­rats­de­le­gier­ten sich für die unbe­ding­te Bei­be­hal­tung des alten Logos aus­spricht und den Ver­fah­rens­vor­schlag im V‑Antrag ablehnt. Ich hal­te das aber nicht für sehr wahr­schein­lich; nicht zuletzt, weil „die BDK soll drü­ber ent­schei­den“ zumin­dest demo­kra­tier­he­to­risch ein pri­ma Argu­ment ist. Wie ich selbst abstim­men wer­de, weiss ich noch nicht. Einer­seits kann ich mir vor­stel­len, dass es bes­se­re Logos gibt als das der­zei­ti­ge (eini­ge Ideen, noch mehr Ideen). Ande­rer­seits glau­be ich aber, dass ein ein­ge­führ­tes Logo mit Wie­der­erken­nungs­ef­fekt etc. durch­aus sei­nen Wert hat, egal, wie es nun typo­gra­phisch oder design­tech­nisch zu beur­tei­len ist. Inso­fern wäre ich eigent­lich nur dann für den Pro­zess, ein neu­es Logo raus­zu­su­chen, wenn ich wüss­te, das nach­her was raus­kommt, was sowohl prak­tisch als auch gut gestal­tet ist (und trotz­dem grü­ne Iden­ti­tät ver­mit­telt). Und dass die BDK das dann auch erkennt (oder ablehnt, wenn es nicht gut ist). Da fehlt mir ein biß­chen der Glau­be an demo­kra­ti­sche Abstim­mun­gen über ästhe­ti­sche Ent­schei­dun­gen, inso­fern bin ich skep­tisch, ob der – gut gemein­te – Pro­zess so wie er vor­ge­schla­gen wird zu einem guten Ergeb­nis füh­ren wird.

War­um blog­ge ich das? Wie ver­spro­chen, möch­te ich etwas zu den Län­der­rats­an­trä­gen schrei­ben. Der Logo-Antrag ist der kür­zes­te – und zugleich einer, der mich, wie getreue Lese­rIn­nen die­ses Blogs wis­sen, durch­aus inter­es­siert. Des­we­gen macht er den Anfang.