Nicht beantwortbare Fragen

Ab und zu ruft auch hier mal jemand von einem Markt­for­schungs­in­sti­tut an. Teils aus Höf­lich­keit, teils aus der Erwä­gung her­aus, dass ich ja die Ergeb­nis­se man­cher Mei­nungs­um­fra­gen durch­aus span­nend fin­de (Sonn­tags­fra­ge und so), und teils aus pro­fes­sio­nel­lem Inter­es­se her­aus mache ich da – zumin­dest, wenn’s eines der grö­ße­ren Insti­tu­te ist – tat­säch­lich auch mal mit. Zum Bei­spiel heu­te. Auf­trag­ge­ber war For­sa, gefragt wur­de nach einem bun­ten Strauss, der von der Fra­ge „Trin­ken Sie häu­fig Lei­tungs­was­ser“ bis hin zur aktu­el­len Tages­po­li­tik reich­te. Bei eini­gen Fra­gen habe ich mich gefragt, wer sowas in Auf­trag gibt. Und bei ein paar Fra­gen ist mir mal wie­der klar gewor­den, war­um quan­ti­ta­tiv ori­en­tier­te Befra­gun­gen so ihre Tücken und Pro­ble­me haben. 

Bei­spiel 1: „Jetzt geht es um die RAF-Ter­ro­ris­ten. Sehen Sie dar­in eher fehl­ge­lei­te­te Träu­mer oder schlim­me Kri­mi­nel­le?“ – Hmm, bei­des trifft es eigent­lich nicht wirk­lich. Aber in das binä­re Ras­ter passt eben nur eine der bei­den Ant­wor­ten – und am Schluss kommt dann eben raus, dass x % der Bevöl­ke­rung die Mit­glie­der der RAF für schlim­me Kri­mi­nel­le hal­ten. Aha.

Bei­spiel 2: Bei den sta­tis­ti­schen Anga­ben am Schluss ging es erst mal um Fami­li­en­stand (ledig), Zusam­men­le­ben (immer­hin) und dann dar­um, ob ich „die Per­son im Haus­halt sei, die den grö­ße­ren Anteil Haus­ar­beit mache“ bzw. „ob ich die Per­son sei, die den grö­ße­ren Anteil Ein­kom­men erwirt­schaf­te“. Das ers­te ver­su­chen wir ziem­lich gleich zu ver­tei­len, das zwei­te ist zum einen inzwi­schen auch gleich ver­teilt, und geht zum ande­ren durch­aus nicht in eine gemein­sa­me Kas­se. Letzt­lich konn­te ich bei­de Fra­gen nicht beant­wor­ten – die Vari­an­te „halbe/halbe“ war schlicht nicht vor­ge­se­hen. Ein schö­nes Bei­spiel dafür, wie Ankreuz­fra­gen blind für Rea­li­tät sind, wenn die­se signi­fi­kant davon abweicht, was sich die Fra­ge­bo­ge­n­er­stel­le­rIn­nen so gedacht haben – und die Aus­wer­tung der­ar­ti­ger Erhe­bun­gen zugleich repro­du­ziert, was die Fra­ge­bo­ge­n­er­stel­le­rIn­nen gedacht haben.

War­um blog­ge ich das? Viel­leicht liest’s ja jemand von For­sa oder so …

XKCD vs. Viral marketing 1:0

„The algo­rithm is ban­ned in Chi­na“ – die­ser und ähn­li­che Sprü­che ste­hen der­zeit in und um New York auf Wer­be­ta­feln. Sonst steht nichts dabei – also inzwi­schen schon klas­si­sches vira­les Mar­ke­ting. Es geht nicht um einen neu­en Film oder um ein Buch, son­dern um eine Wer­be­kam­pa­gne für eine Such­ma­schi­ne, die sich als Kon­kur­renz zu Goog­le posi­tio­nie­ren will. Soweit, so selbstverständlich.

Dann gibt es xkcd.org – einen mei­ner Lieb­lings-Online-Comics (mit Geekness, Romance & Sar­kas­mus), und das dazu­ge­hö­ri­ge Blog, äh, Blag. Dort wur­de dazu auf­ge­ru­fen, die vira­le Mar­ke­ting­kam­pa­gne umzu­lei­ten. Wer jetzt nach „The algo­rithm is ban­ned in Chi­na“ oder „The algo­rithm is from Jer­sey“ oder „The algo­rithm kil­led Jee­ves“ sucht, fin­det nicht das eigent­li­che Ziel der vira­len Kam­pa­gne, son­dern – xkcd.org. Und die­ser Blog­bei­trag trägt dazu bei, dass das auch so bleibt. So ein­fach kann Wer­bung sein ;-)

War­um blog­ge ich das? Um xkcd bei der Umlei­tung der vira­len Kam­pa­gne zu unter­stüt­zen. Und weil’s so schön sub­ver­siv ist.

Regionale Klimapolitik/grünes Klima

Noch ein Blog: im Rah­men der grü­nen Kli­ma­kam­pa­gnen­web­site gruenes-klima.de gibt es die Mög­lich­keit, Ein­trä­ge im gemein­schaft­li­chen Blog zu schreiben. 

Mache ich natür­lich ger­ne; mein neus­ter Ein­trag weist dar­auf hin, dass die Kreis­mit­glie­der­ver­samm­lung „mei­nes“ grü­nen Kreis­ver­ban­des ges­tern eine (zu gro­ßen Tei­len von mir vor­be­rei­te­te – ein biß­chen Stolz muss sein) Reso­lu­ti­on beschlos­sen hat, in der dar­ge­stellt wird, wel­che Maß­nah­men wir als Grü­ne regio­nal sowohl im The­men­feld Kli­ma­schutz als auch bezüg­lich regio­na­ler Kli­ma­fol­gen ange­hen wol­len. Ich haben den Text zwar nicht expli­zit lizen­ziert, aber es spricht natür­lich nichts dage­gen, dass ande­re grü­ne KVs das eine oder ande­re dar­aus übernehmen.

War­um blog­ge ich das? Weil ich die Idee eines grü­nen Gemein­schafts­blogs zur Ver­brei­te­rung und Ver­brei­tung der Kli­ma­kam­pa­gne eine ziem­lich gelun­ge­ne Sache finde.

Google & Global Warming

Der bei uns nicht so bekann­te Earth day ist einer der Anläs­se für Goog­le, das Logo aus­zu­wech­seln. Dies­mal fin­de ich das Ergeb­nis sehr gelungen:

Aller­dings ist es auch über­aus sinn­voll, wenn Goog­le das Pro­blem Kli­ma­wan­del wahr­nimmt – die Strom­kos­ten betra­gen dort pro Jahr 50 Mil­lio­nen Dol­lar; die Ener­gie­dich­teund damit auch der Ener­gie­ver­brauch – nimmt wei­ter zu. Ob aller­dings ein Umstieg von weiß auf schwarz als Bild­schirm­hin­ter­grund viel am (indi­rek­ten) Ener­gie­ver­brauch durch Goog­le ändert, hal­te ich doch eher für fraglich.

In rela­ted news: gera­de eben habe ich einen Auf­satz gefun­den, der den CO2-Fuss­ab­druck eines Cheese­bur­gers (3–6 kg CO2)dis­ku­tiert.

Nach­trag: gera­de habe ich noch einen kri­ti­schen Kom­men­tar zum Earth Day gefun­den, den ich den Lese­rIn­nen mei­nes Blogs nicht vor­ent­hal­ten will. Tenor: ein­mal im Jahr sym­bo­lisch was für die Umwelt tun führt – wie sich gezeigt hat – nicht dazu, dass der Rest des Jah­res öko­lo­gi­scher ver­bracht wird. Also lie­ber das Sym­bol­ven­til abschaf­fen und stär­ker grei­fen­de Maß­nah­men einführen.

War­um blog­ge ich das? 2007: das Jahr, in dem der Kli­ma­wan­del All­ge­mein­wis­sen wurde.