Heute im Briefkasten: Soundso

Nicht Sound-so, son­dern so-und-so. Also die neue, drit­te Album-CD Sound­so von Wir sind Hel­den. Die taz hat­te sie schon ges­tern bespro­chen.

Mein ers­ter Ein­druck: Dau­men hoch. Im Ein­zel­nen heißt das: schö­nes Cover, Tex­te sind auch mit dabei, bei den Dank­sa­gun­gen fällt die unlängst erfolg­te Fami­li­en­grün­dung auf. Die zwölf Stü­cke klin­gen nach den Hel­den, da sorgt schon der cha­rak­te­ris­ti­sche Gesang für, und diver­se immer wie­der auf­tau­chen­de Melo­die­frag­men­te und Wie­der­ho­lungs­mus­ter. Trotz­dem ist’s musi­ka­lisch noch ein biß­chen mehr Main­stream gewor­den, was vor allem bei den nun rocki­ger gewor­de­nen schnel­len Stü­cken auf­fällt (bei der taz heißt das: „Die Rhyth­men hüp­fen weni­ger hek­tisch als frü­her, son­dern rol­len viel ent­spann­ter, und so ist eine leich­te, luf­ti­ge Popp­lat­te ent­stan­den.“). Dafür sind die Tex­te größ­ten­teils wie­der beim Polit­ni­veau der Rekla­ma­ti­on ange­kom­men (wenn ich das Book­let rich­tig ver­ste­he, soll’s dem­nächst übri­gens auch das Mit­sing-Lie­der­buch der Hel­den geben) – ins­ge­samt gefällt mir die Mischung aus Poli­tik und Pri­va­tem bes­ser als bei Von hier an blind.

War­um blog­ge ich das? Trotz Neue-Neue-Deut­sche-Wel­le und ten­den­zi­el­ler Kom­merz­ver­träg­lich­keit (wenn bei den Tex­ten weg­ge­hört wird) sind Wir sind Hel­den wei­ter­hin eine mei­ner abso­lu­ten Lieblingsbands.

Update: Andre­as Bor­cholt bei Spie­gel online ist eher ent­täuscht vom neu­en Hel­den-Album. Und zwar, weil der Anspruch ganz hoch gehängt wird: „Denn eine bes­se­re Band haben wir nun mal gera­de nicht in Deutsch­land, das ist mal Fakt.“ – da rei­chen dann drei wirk­lich tol­le Num­mern nicht aus.

Wahlen in Irland (Update)

Das iri­sche Par­la­ment, das Dáil, ist ges­tern gewählt wor­den. Inzwi­schen ste­hen die ers­ten Ergeb­nis­se fest. Inter­es­sant dar­an ist nicht nur das (schlech­ter als erwar­te­te) Abschnei­den der Grü­nen (~ 4,8%) oder die Tat­sa­che, dass der bis­he­ri­ge Minis­ter­prä­si­dent sei­ne Fian­na-Fail-Regie­rung fort­set­zen kann, son­dern für mich vor allem auch das Wahl­sys­tem. Die Repu­blik Irland ver­wen­det näm­lich das Sys­tem der Sin­gle Trans­fera­ble Vote (STV), d.h. pro Wahl­kreis wer­den meh­re­re Per­so­nen gewählt, wobei die Wäh­le­rIn­nen die Kan­di­da­tIn­nen in eine Rang­fol­ge brin­gen (also: Platz 1: Kan­di­da­tin der Grü­nen, Platz 2: Kan­di­dat der Lin­ken, Platz 3: Kan­di­dat A der SPD, Platz 4: Kan­di­da­tin B der SPD oder so). Jeder Kandidat/jede Kan­di­da­tin, die eine Min­dest­zahl (Quo­te) an Stim­men erhält, wird gewählt. Die über der Quo­te lie­gen­den Stim­men wer­den auf die ande­ren Kan­di­da­tIn­nen ver­teilt. Wie­der­um wird geschaut, ob ein Kan­di­dat oder eine Kan­di­da­tin die Quo­te (Erst­prä­fe­ren­zen plus Zweit­prä­fe­ren­zen) über­schrei­tet. Wenn nicht, wird der Kan­di­dat bzw. die Kan­di­da­tin mit den wenigs­ten Stim­men aus­ge­schlos­sen und des­sen oder deren Stim­men nach den Zweit­prä­fe­ren­zen ver­teilt. Das gan­ze wird solan­ge fort­ge­führt, bis alle Sit­ze im Wahl­kreis besetzt sind – die Aus­zäh­lung ist also recht kom­pli­ziert, des­we­gen lie­gen auch erst jetzt die (meis­ten) Ergeb­nis­se vor. 

War­um blog­ge ich das? Weil das STV-Wahl­ver­fah­ren eine inter­es­san­te (und in eini­gen Punk­ten gerechtere/bessere) Alter­na­ti­ve sowohl zum Mehr­heits­wahl­sys­tem wie zum bun­des­deut­schen Lis­ten­wahl­sys­tem darstellt.

Update: Nach Medi­en­be­rich­ten wer­den die iri­schen Grü­nen 6 der 165 Sit­ze im Par­la­ment erhal­ten. Es wird über eine mög­li­che Koali­ti­on zwi­schen der popu­lis­ti­schen (das Rechts-Links-Sche­ma scheint in Irland weni­ger rele­vant zu sein) Fian­na Fáil und den Grü­nen spe­ku­liert (zusam­men einen Mehr­heit der Sit­ze) – aber auch die Mög­lich­keit eines Regie­rungs­wech­sels zu einer Koali­ti­on aus Fine Gail (der etwas sozi­al­de­mo­kra­ti­sche­ren popu­lis­ti­schen Par­tei), Labour und Grü­nen mit Unter­stüt­zung von Sinn Féin und Unab­hän­gi­gen scheint noch nicht ganz aus­ge­schlos­sen zu sein. 

Update 2: (07.06.2007) Der­zeit lau­fen Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen zwi­schen Fian­na Fáil und den Grü­nen, die als aus­sichts­reich beur­teilt werden.

Update 3: (16.06.2007) Die taz von ges­tern berich­tet im neu­en Lay­out kri­tisch über die jetzt wohl tat­säch­lich zustan­de kom­men­de Koalition.

Hinweis zu den fehlenden Massenprotesten

Mar­kus weist auf einen ges­tern gesen­de­ten Bei­trag des Deutsch­land­funks hin, in dem der Volks­zäh­lungs­boy­kott in den 1980er Jah­ren (mit real noch gar nicht so aus­ge­reif­ten Über­wa­chungs­me­cha­nis­men, und der eigent­lich rela­tiv harm­lo­sen Volks­zäh­lung) und die der­zei­ti­ge weit­rei­chen­de Ein­füh­rung von Ele­men­ten eines Über­wa­chungs­staa­tes bei weit­ge­hend feh­len­den Mas­sen­pro­tes­ten gegen­über­ge­stellt werden.

War­um blog­ge ich das? Weil ich den Bei­trag nach­le­sens­wert finde.