Nicht ablenken: die Klimakrise kann nur politisch gelöst werden

Frankfurt to Boston - IV
Oft sind Twit­ter­de­bat­ten furcht­bar, aber manch­mal sind sie tat­säch­lich fruchtbar. 

Aber ich fan­ge noch mal anders an. Neh­men wir an, ein Land hät­te sich vor­ge­nom­men, den Mond zu errei­chen. Ein mil­li­ar­den­teu­res Vor­ha­ben. Es muss eine ent­spre­chen­de For­schungs­land­schaft und Indus­trie auf­ge­baut wer­den. Astronaut*innen müs­sen gefun­den und trai­niert wer­den. Und so wei­ter. In die­sem Land aber ist das anders. Es gibt eine brei­te öffent­li­che Debat­te dar­über, wie wich­tig es sei, den Mond zu errei­chen. Und des­we­gen wür­den alle Bürger*innen ab sofort dazu auf­ge­ru­fen, Lei­tern auf ihren Haus­dä­chern zu befes­ti­gen, ger­ne auch hohe. Jedes biss­chen hilft! Wer Astronaut*in wer­den will, soll­te selbst­ver­ständ­lich auf die höchs­te Lei­ter auf dem höchs­ten Haus klettern.

Der Ver­gleich hinkt. Trotz­dem hilft er. In gewis­ser Wei­se ist die Lösung der Kli­ma­kri­se ein Moonshot-Pro­jekt. Alles muss sich dar­auf aus­rich­ten, Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu redu­zie­ren und Sen­ken zu schaf­fen (also zum Bei­spiel Bäu­me zu pflan­zen). Ein rele­van­ter Teil der öffent­li­chen Debat­te beschäf­tigt sich damit, was jede und jeder selbst tun kann. Vege­ta­ri­sche Ernäh­rung. Eine auto­freie Mobi­li­tät. Kei­ne Flüge. 

Wenn alle das tun wür­den, dann wäre das in der Tat rele­vant. Wobei: etwa die Hälf­te der deut­schen Treib­haus­gas­emis­sio­nen kom­men aus dem ver­ar­bei­ten­den Gewer­be inkl. Bau und der Ener­gie­ge­win­nung. Der Ver­kehrs­sek­tor ins­ge­samt macht etwa 18 Pro­zent von Deutsch­lands Treib­haus­gas­emis­sio­nen aus, der ganz über­wie­gen­de Anteil ist auf den Stra­ßen­ver­kehr zurück­zu­füh­ren. Wobei ich ehr­lich gesagt kei­ne Ahnung habe, wie der in Deutsch­land star­ten­de und lan­den­de Flug­ver­kehr in die­se Bilan­zen ein­ge­rech­net wird. (Und auch bei z.B. Land­wirt­schaft und Ernäh­rung stellt sich die Fra­ge nach Grenz­zie­hun­gen, wenn es um impor­tier­te Lebens­mit­tel geht …)

Wie dem auch sei: indi­vi­du­el­les Ver­hal­ten betrifft nur einen rela­tiv klei­nen Anteil der Treib­haus­gas­emis­sio­nen. Der All­tags­ver­kehr – Auto oder nicht – spielt dabei eine gro­ße Rol­le, der Strom­mix, die Wär­me­ver­sor­gung und Däm­mung. Trotz­dem fokus­siert sich die öffent­li­che Debat­te ger­ne auf Flü­ge. Hm. (Glo­bal soll der Flug­ver­kehr für etwa 5 Pro­zent aller Treib­haus­gas­emis­sio­nen ver­ant­wort­lich sein.) 

Im Umkehr­schluss heißt das: um Deutsch­lands Treib­haus­gas­emis­sio­nen schnell und wirk­sam zu redu­zie­ren, sind die gro­ßen Hebel der Ener­gie­mix, der Ver­kehr, „übri­ge Feue­rungs­an­la­gen“ (Heiz­kes­sel und Kami­ne in Wohn­häu­sern) und das ver­ar­bei­ten­de Gewer­be. Das aber wie­der sind Räder, die indi­vi­du­ell nur begrenzt dreh­bar sind. Wie ein Haus geheizt wird, wie das Haus gedämmt ist: das ist ein rela­tiv wir­kungs­vol­ler Hebel. Oder ein Auto benutzt wird. Was für Strom bezo­gen wird. Trotz­dem: letzt­lich sind es Maß­nah­men wie der Koh­le­aus­stieg, die Ver­kehrs­wen­de oder die Novel­lie­rung von Lan­des­bau­ord­nun­gen, die hier etwas bewe­gen. Und natür­lich ein har­ter CO2-Preis, der nicht zuletzt Hand­lungs­be­darf sicht­bar macht. 

Aus Sicht von Umwelt­be­weg­ten mag das jetzt furcht­bar depri­mie­rend klin­gen. Da gibt eine oder einer sich ein gan­zes Leben lang Mühe, ver­zich­tet (wie ich) auf ein Auto, ernährt sich vege­ta­risch, ach­tet auf einen klei­nen Fuß­ab­druck, fliegt sehr sel­ten (ins­ge­samt bis­her vier Mal – ein­mal Indi­en, ein­mal Schott­land, ein­mal Schwe­den, ein­mal USA – inner­halb von 43 Lebens­jah­ren) – und dann ist das alles aus der Vogel­per­spek­ti­ve betrach­tet nichts wert?

Hier kom­men meh­re­re Pro­ble­me und Dis­kur­se zusam­men. Das eine ist eine Debat­te dar­über, ob Men­schen, die sich für eine öko­lo­gi­sche Poli­tik ein­set­zen, für eine Lösung der Kli­ma­kri­se, selbst Vor­bil­der sein müs­sen. Die­se Idee ist weit ver­brei­tet (und führt im Umkehr­schluss dann schnell zu hämi­schem Zei­ge­fin­ger­ge­zei­ge – da, ein Grü­ner, und der fliegt; dort, eine Grü­ne, die es wagt, Eis aus einem Plas­tik­be­cher zu essen!). Und ja, auch ich wür­de sagen: wer aktiv für öko­lo­gi­sche Poli­tik wirbt, und nicht vor­lebt, das die­se mög­lich ist, hat ein gewis­ses Authen­ti­zi­täts­pro­blem. Aber auch da geht es um die gro­ßen Räder, nicht um den Plas­tik­stroh­halm. Und um ein fei­nes Gespür dafür, was tat­säch­lich schräg ist, und wo es haupt­säch­lich um Panik­ma­che und Skan­da­li­sie­rung geht.

Anders sieht’s aus, wer „bloß“ wäh­lend an Poli­tik betei­ligt ist. Mir ist es lie­ber, jemand ver­hält sich nicht wirk­lich öko­lo­gisch, wählt aber grün (und nimmt damit in Kauf, dass das eige­ne Ver­hal­ten in Zukunft teu­rer wird oder gar ver­bo­ten oder ein­ge­schränkt wird) als andersherum.

Denn dar­um geht es letzt­lich: poli­ti­sche Mehr­hei­ten dafür zu errei­chen, mit der nöti­gen Mas­si­vi­tät und Här­te Maß­nah­men auf der struk­tu­rel­len Ebe­ne durch­zu­set­zen (vgl. etwa das Kli­ma­schutz-Sofort­pro­gramm). Die haben dann jeweils indi­vi­du­el­le Fol­gen, und es lässt sich treff­lich dar­über strei­ten, wo Ver­bo­te oder Kon­tin­gen­tie­run­gen, wo Sank­tio­nen, wo hohe Prei­se und wo bes­se­re Alter­na­ti­ven der rich­ti­ge Weg sind. Und genau­so lässt sich dar­über strei­ten, wie die sozia­len Fol­gen aussehen.

Hier kom­men wir zum zwei­ten Dis­kurs. Denn erstaun­li­cher­wei­se hängt der öko­lo­gi­sche Impact (oder Fuß­ab­druck) nicht mit Wer­ten und Hal­tun­gen zusam­men. Wenn ich drei­ßig oder vier­zig Jah­re Umwelt­so­zio­lo­gie grob zusam­men­fas­se, dann sind hier zwei bis drei Aus­sa­gen wich­tig. Zum einen sind die öko­lo­gisch Spar­sams­ten ärme­re Rentner*innen – wer wenig kauft, aus Man­gel an Geld, Zeit und Gesund­heit das Haus oder die Woh­nung sel­ten ver­lässt, und noch dazu von Kind auf Ver­zicht und Spar­sam­keit gedrillt wur­de (bei Lebens­mit­teln wie bei der Hei­zung) emit­tiert nur extrem wenig CO2. Und wer gut gebil­det, mit einem span­nen­den Job und halb­wegs viel Geld ver­sorgt ist, reist ger­ne in der Welt­ge­schich­te umher, fühlt sich als Weltbürger*innen, fährt viel­leicht als Zweit­wa­gen ein spar­sa­mes Elek­tro­au­to (neben dem gro­ßen Erst­wa­gen), kon­su­miert viel, hat eine gro­ße Woh­nung … und wählt mög­li­cher­wei­se grün (oder FDP), wäh­rend die Rent­ne­rin oder der Rent­ner CDU oder SPD wählt. Puh. Ein gutes Rezept lässt sich dar­aus nicht ableiten.

Zwei­tens: selbst wenn es ein sozi­al-öko­lo­gi­sches Milieu geben wür­de, das nicht aus Spar­sam­keit und Geld­man­gel, son­dern aus einer Wert­hal­tung her­aus öko­lo­gisch vor­bild­haft lebt, wäre das kei­ne Lösung für die Kli­ma­kri­se. Das mit dem Vor­bild ist näm­lich so eine Sache. Sehr schnell wird dar­aus Distink­ti­on und Abgren­zung. Öko wird zum Lebens­stil, zum sicht­ba­ren Sym­bol einer bestimm­ten Milieu­zu­ge­hö­rig­keit. Die Bahn­card 100, das mit Holz ver­klei­de­te Haus samt Echt­holz­mö­bel und Insek­ten­gar­ten, der Kauf beim (teu­re­ren) Bio­la­den, … all das kann auch Sta­tus­mar­ker sein. Und dann wie alle ande­ren Sta­tus­mar­ker nicht nur Nach­ah­mung, son­dern eben auch Abgren­zung her­vor­ru­fen. „Ich las­se mir mein … doch nicht ver­bie­ten!“ eben­so wie vehe­men­ter Spott über Vegetarierer*innen meint oft genau das: zu denen gehö­re ich nicht. 

Das aber ist kon­tra­pro­duk­tiv, wenn es dar­um geht, dass nicht nur zehn oder zwan­zig Pro­zent der Bevöl­ke­rung bestimm­te Din­ge tun oder las­sen, son­dern neun­zig oder hun­dert Pro­zent. Da hel­fen dann nur all­ge­mei­ne Vor­schrif­ten und Anrei­ze, die alle tref­fen. Und unsicht­ba­re öko­lo­gi­sche Lösun­gen, die im Pro­duk­ti­ons­pro­zess oder im Pro­dukt ste­cken, ohne dass sich die Funk­tio­na­li­tät verändert.

Und dann gibt es noch den drit­ten Punkt: Men­schen sind nicht ratio­nal, son­dern vor allem Gewohn­heits­tie­re. Wie­der­hol­te Pra­xis frisst sich ein und lässt sich nur schwer ändern. Selbst wer viel über die Umwelt weiß, selbst wem eine Lösung der Kli­ma­kri­se wich­tig ist, der oder die wird nicht ohne wei­te­res sein oder ihr Han­deln ver­än­dern. Damit sich ein­ge­fah­re­ne Prak­ti­ken ändern, braucht es Gele­gen­heits­fens­ter, har­te Anrei­ze, mög­li­cher­wei­se auch Vor­bil­der oder ein­mal gemach­te Erfah­run­gen, dass es auch anders geht. (Das ist der Stroh­halm für all die­je­ni­gen, die ihre nach­hal­ti­ge Lebens­wei­se bei­be­hal­ten wol­len, und dafür mehr Grund brau­chen, als dass es indi­vi­du­ell mora­lisch das Rich­ti­ge ist).

All das zusam­men – der rea­le, in Zah­len dar­stell­ba­re Impact indi­vi­du­el­len Ver­hal­tens; die Dis­kur­se um Moral und Vor­bild­funk­tio­nen; das Wis­sen dar­um, dass Ver­hal­tens­wei­sen und Prak­ti­ken sich nicht so ein­fach ändern, selbst bei opti­ma­ler Auf­klä­rung – füh­ren mich dazu, eine Prio­ri­tät auf poli­ti­sche und struk­tu­rel­le Lösun­gen zu legen. Appel­le an das Ver­hal­ten des oder der Ein­zel­nen erschei­nen mir eher kontraproduktiv. 

Und des­we­gen, um zum Aus­gangs­punkt zurück­zu­keh­ren, fin­de ich es nicht wirk­lich über­ra­schend, dass Wähler*innen der Grü­nen beson­ders viel flie­gen (und dabei ein schlech­tes Gewis­sen haben). Das war auch schon 2014 so – und lässt sich ver­mut­lich schnell erklä­ren, wenn Fak­to­ren wie Bil­dung, Beruf, Ein­kom­men und Alter her­aus­ge­fil­tert wer­den. Dann wür­de – so ver­mu­te ich – her­aus­kom­men, dass Anhänger*innen der Grü­nen inzwi­schen ziem­lich durch­schnitt­lich sind, nur eben eher jün­ger, eher gebil­de­ter und manch­mal auch bes­ser ver­die­nend. All das sind Fak­to­ren, die beruf­li­che Flü­ge (z.B. zu wis­sen­schaft­li­chen Kon­fe­ren­zen) eben­so wahr­schein­li­cher machen wie „Welt­bür­ger-Flü­ge“, um einen Bil­dungs­ka­non (New York, Syd­ney, Tokyo – musst du gese­hen haben!) abzu­rei­sen oder trans­na­tio­na­le fami­liä­re und freund­schaft­li­che Ver­bin­dun­gen zu leben. 

Ist das jetzt Grund zur Sor­ge, zu Häme und Het­ze? Wenn an mei­ner Argu­men­ta­ti­on oben etwas dran ist, nicht. Dann ist es wich­ti­ger, wie jemand wählt – und wel­ches poli­ti­sche Pro­gramm damit eine Mehr­heit bekommt – als wie er oder sie sich im All­tag verhält.

(Mei­ne per­sön­li­chen Ansprü­che an Flug­rei­sen – auch im Sin­ne eines poli­ti­schen Zie­les – wären übri­gens, dass die­se nur ange­tre­ten wer­den, wenn sie wirk­lich wich­tig sind, und wenn es eine Aus­gleichs­ab­ga­be gibt. Letz­te­re ger­ne ver­pflich­tend, ers­te­res ist natür­lich indi­vi­du­ell sehr ver­schie­den – je teu­rer Flü­ge sind, des­to stär­ker dürf­te „wich­tig“, wie auch immer das indi­vi­du­ell gewer­tet wird, in die Ent­schei­dung ein­flie­ßen, ob ein Flug genom­men wird oder nicht. Auf Twit­ter mein­ten eini­ge, dass es unge­recht sei, wenn Flü­ge dadurch zu einem Luxus­gut wer­den. Aus mei­ner Sicht sind sie das – es gibt kein Recht auf Flug. Damit wür­de ich Flü­ge anders behan­deln als Ener­gie- und Wär­me­ver­sor­gung oder regionale/nahe Mobi­li­tät – die soll­te tat­säch­lich für alle erschwing­lich­sein. Aber all das lässt sich auch anders sehen.)

P.S.: Bei weni­ger glo­ba­len Pro­ble­men sieht die Argu­men­ta­ti­on übri­gens ein biss­chen anders aus. Ein auto­frei­er Stadt­teil funk­tio­niert bei­spiels­wei­se auch lokal. 

P.P.S.: Im Zwi­schen­be­richt zum neu­en grü­nen Grund­satz­pro­gramm heißt es dazu (S. 29):

Das Sys­tem ändern, nicht den Menschen
So wich­tig das Enga­ge­ment Ein­zel­ner ist: Es reicht nicht aus, den Unternehmer*innen oder den Verbraucher*innen indi­vi­du­ell die Ver­ant­wor­tung für die öko­lo­gi­sche Moder­ni­sie­rung zu geben. Vie­le Instru­men­te für eine wirk­sa­me öko­lo­gi­sche Poli­tik set­zen bei Struk­tur­fra­gen und bei Insti­tu­tio­nen an. Das Abwäl­zen von poli­tisch not­wen­di­gen Ent­schei­dun­gen allein auf eine Ände­rung des pri­va­ten Kon­sum­ver­hal­tens ist de fac­to eine Form der Pri­va­ti­sie­rung. In einer Demo­kra­tie sind Bürger*innen der Sou­ve­rän, nicht Konsument*innen. Die neo­li­be­ra­le Hal­tung, wonach etwa die Bedin­gun­gen der indus­tri­el­len Tier­hal­tung nicht ver­än­dert wer­den müs­sen, solan­ge die Men­schen beim Dis­coun­ter Öko­pro­duk­te kau­fen kön­nen, ver­kennt die grund­sätz­li­che Bedeu­tung von Poli­tik. Denn sie muss Regeln schaf­fen, die wei­ter rei­chen als auch noch die bes­ten Vor­sät­ze im Pri­va­ten. Dafür ist Poli­tik da: nicht den bes­se­ren Men­schen schaf­fen, son­dern bes­se­re Regeln. 

War­um blog­ge ich das? Weil ich die Dis­kus­si­on span­nend fand, aber auch gemerkt habe, dass Twit­ter zu knapp ist, um das aus­zu­brei­ten, um was es mir geht.

4 Antworten auf „Nicht ablenken: die Klimakrise kann nur politisch gelöst werden“

  1. Hey,
    auf der einen Sei­te stim­me ich Dir zu, der Kli­ma­wan­del ist haupt­säch­lich poli­tisch zu lösen. Aber da wir in einer Demo­kra­tie leben, ist jeder ein­zel­ne Teil die­ses poli­ti­schen Sys­tems, sei­ne Stim­me für die Grü­nen ist nur ein State­ment von vie­len. Die Poli­tik hat beim Ein­satz der rich­ti­gen Mit­tel gegen den Kli­ma­wan­del, vie­le Geg­ner. Die Bevöl­ke­rung muss auch Ent­schei­dung mitv­tra­gen, die der ein­zel­ne eigent­lich gar nicht so toll fin­det. Um die­sen Rück­halt zu geben, muss in der Bevöl­ke­rung Not­wen­dig­kei­ten ver­ste­hen. Die Bevöl­ke­rung muss auch einen ent­spre­chen­den poli­ti­schen Druck auf­bau­en. Das Gan­ze aus einem etwas ande­rem Blick­win­kel: “Kli­ma­wan­del — Kann die Poli­tik uns ret­ten?” by Sven Jepps­son https://link.medium.com/n93DhMXwxY

  2. Lie­ber Till,
    ich stim­me Dir zu, dass die Lösung der Kli­ma­kri­se nur poli­tisch mög­lich ist. Für mich ist das aber kei­ne Alter­na­ti­ve zu indi­vi­du­el­len Ver­hal­tens­än­de­run­gen, son­dern bei­des hängt zusam­men. Um beim Bei­spiel des Flie­gens zu blei­ben: wie soll die Poli­tik hier für eine Reduk­ti­on der CO2-Emis­sio­nen sor­gen, ohne eine star­ke Ver­teue­rung bzw Ver­bo­te, die dann letzt­lich die Ein­zel­nen zu Ver­hal­tens­än­de­run­gen zwin­gen? Wenn man sich das vor Augen führt, ist es doch eine ganz schön selt­sa­me Argu­men­ta­ti­on zu sagen: Ich möch­te dass die Poli­tik mich in Zukunft zwingt, nicht mehr – oder zumin­dest wesent­lich sel­te­ner als bis­her – zu flie­gen, aber solan­ge es die­se poli­ti­schen Mass­nah­men nicht gibt wer­de ich fröh­lich flie­gen was mein Geld­beu­tel her­gibt. Ich befürch­te, das Leu­te die indi­vi­du­ell unöko­lo­gi­sches Ver­hal­ten damit ver­tei­di­gen, dass nur eine poli­ti­sche Lösung sinn­voll ist, sich nicht wirk­lich bewusst machen, was eine poli­ti­sche Lösung für ihre indi­vi­du­el­len Mög­lich­kei­ten bedeu­ten wür­de. Wenn dann tat­säch­lich poli­ti­sche Maß­nah­men ergrif­fen wer­den, ent­zie­hen sie den ver­ant­wort­li­chen Poli­ti­kern mög­li­cher­wei­se schnell die Unter­stüt­zung. Die Geschich­te der Grü­nen hält dafür Bei­spie­le bereit (Ben­zin­preis, Veggie Day).

    Ich weiss, das Du per­sön­lich dich wesent­lich kon­se­quen­ter ver­hälst als ich. Das hier ist also in kei­ner Wei­se als Kri­tik an dei­nem Ver­hal­ten zu ver­ste­hen, son­dern an der Argu­men­ta­ti­on für eine poli­ti­sche Lösung, die sich als unab­hän­gig von indi­vi­du­el­len Ver­hal­tens­wei­sen dar­stellt. Ich stim­me Dir zu, dass indi­vi­du­el­les öko­lo­gi­sches Ver­hal­ten oft als Distink­ti­ons­mit­tel ver­wen­det wird, was dann auch Men­schen abstösst. Aber ist es wirk­lich bes­ser, Was­ser zu pre­di­gen und selbst Wein zu trin­ken? Das kommt bei Leu­ten, die selbst gar nicht das Geld z.B. für regel­mäs­si­ge Flug­rei­sen haben, auch nicht gut an und zwar durch­aus zu recht, fin­de ich.

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