Über nervende Unstetigkeiten des Wahlsystems

bild-wahlomat-bw2Unge­fäh­re* Distanz der Posi­tio­nen ein­zel­ner Par­tei­en zuein­an­der (laut Aus­wer­tung der Wahl-o-Mat-Ant­wor­ten für die Land­tags­wahl in Baden-Würt­tem­berg 2011), Grö­ße der Krei­se gibt pro­gnos­ti­zier­te Wahl­er­geb­nis­se wie­der. Für mich eine schö­ne Illus­tra­ti­on der The­se, dass die Wahl von Kleinst­par­tei­en zu einem gewis­sen Grad durch die Wahl grö­ße­rer Par­tei­en sub­sti­tu­ier­bar ist. 

Quel­le der Abbil­dung: andena17 bei Libri Logi­corum, mit freund­li­cher Geneh­mi­gung [ein­ge­fügt um 16:02].

 

Auch wenn es jetzt sicher sofort wie­der heißt, dass es sich hier­bei um die Arro­ganz einer eta­blier­ten Par­tei han­deln wür­de, und dass ich als Grü­ner – also als Mit­glied einer Par­tei, der Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jah­re eben trotz der Argu­men­te der SPD der Sprung von der außer­par­la­men­ta­ri­schen Bewe­gung in die Par­la­men­te gelun­gen ist – damit irgend­wie ganz beson­ders arro­gant argu­men­tie­ren wür­de, muss ich doch noch­mal die Fak­ten auf­zäh­len, die mich dazu brin­gen, von der Wahl von Par­tei­en abzu­ra­ten, die nicht annä­hernd auf 5% kom­men. Über die­se Fak­ten kön­nen wir ger­ne diskutieren.

1. Die 5%-Hürde ist unge­recht, weil sie dazu führt, dass ein nicht uner­heb­li­cher Teil an Wäh­le­rIn­nen-Stim­men bei der Berück­sich­ti­gung der Par­la­ments­zu­sam­men­set­zung kei­ne Rol­le spielt, und so dazu bei­tra­gen kann, dass die par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit kei­ne Mehr­heit der Wäh­le­rIn­nen repräsentiert.

2. Bei der Wahl zum baden-würt­tem­ber­gi­schen Land­tag gilt die 5%-Hürde.

3. Der­zei­ti­ge Umfra­ge­wer­te sehen rela­tiv sta­bil ein Patt zwi­schen Schwarz-Gelb und Rot-Grün/­Grün-Rot. Auf­grund des Wahl­sys­tems (CDU-Direkt­man­da­te, Über­hang­man­da­te etc.) bedeu­tet dies der­zeit eine höhe­re Wahr­schein­lich­keit dafür, dass Schwarz-Gelb fort­ge­führt wird. Etwas ändern wür­de sich dar­an, wenn Grü­ne bzw. SPD gegen­über CDU bzw. FDP in den letz­ten Wochen noch ein­mal deut­lich zule­gen, oder wenn die LINKE (der­zeit bei 4% gehan­delt) den Sprung in den Land­tag schafft.

4. Jen­seits von CDU, Grü­nen, SPD, FDP und evtl. der LINKEN gibt es kei­ne Par­tei, die reel­le Chan­cen hat, die 5%-Hürde zu über­win­den. Ich schät­ze das Poten­zi­al der Pira­ten – auch nach den letz­ten Wah­len – auf etwa 2 bis 3% ein, die rechts­extre­men Par­tei­en sind glück­li­cher­wei­se rela­tiv vie­le, so dass kei­ne allei­ne über 5% kom­men wird, und ödp, Vio­let­te etc. lie­gen ver­mut­lich noch unter dem Ergeb­nis der Piraten.

5. Es macht einen Unter­schied, ob in Baden-Würt­tem­berg Schwarz-Gelb mit Map­pus wei­ter­re­giert, oder ob es zu einem Poli­tik­wech­sel mit Rot-Grün oder Grün-Rot kommt. 

5.a Mit Poli­tik­wech­sel mei­ne ich damit vor allem das in den Pro­gram­men bei­der Par­tei­en – auch als Leh­re aus Stutt­gart 21 – recht groß geschrie­be­ne Inter­es­se dar­an, direk­te Demo­kra­tie aus­zu­bau­en und poli­ti­sche Pro­zes­se par­ti­zi­pa­ti­ver zu gestalten.

5.b Aber auch sub­stan­ti­ell wür­de sich eini­ges ändern, wenn die CDU die Macht ver­lie­ren wür­de – da lässt sich fast jedes Poli­tik­feld von der Ener­gie­po­li­tik über die Ver­kehrs­po­li­tik bis zur Bil­dungs­po­li­tik heranziehen. 

6. Die oben auf­ge­führ­ten Argu­men­te (Exis­tenz der 5%-Hürde, Chan­ce auf einen Poli­tik­wech­sel, schlech­te Chan­cen der Kleinst­par­tei­en sowie Patt-Situa­ti­on und damit eine hohe Rele­vanz jeder ein­zel­nen Stim­me für das Wahl­er­geb­nis) machen es wich­ti­ger als bei ande­ren Wah­len, dass Wäh­le­rIn­nen sich (auch wenn das ger­ne als „tak­ti­sches Wäh­len“ ver­un­glimpft wird) Gedan­ken über die Risi­ken und Neben­wir­kun­gen ihrer Stimm­ab­ga­be machen. 

Aus mei­ner Per­spek­ti­ve heißt das: weil es bei die­ser Wahl auf jede Stim­me ankommt, ist es um eini­ges sinn­vol­ler, Grü­ne, SPD oder LINKE zu wäh­len, als die eige­ne Stim­me für eine Par­tei abzu­ge­ben, die die 5%-Hürde nicht über­sprin­gen wird. Ich fin­de die Pira­ten durch­aus sym­pa­thisch (auch wenn sie sehr schnell gelernt haben, Büro­kra­tie­de­bat­ten ins Extre­me ver­grö­ßert zu füh­ren, und wenn ihre Vor­stel­lung, dass alle ande­ren Par­tei­en ganz furcht­bar sind, für mich etwas rea­li­täts­fern klingt – weder haben die Pira­ten Netz­po­li­tik oder die For­de­rung nach Bür­ger­be­tei­li­gung erfun­den, noch ent­spre­chen ande­re Par­tei­en den Kari­ka­tu­ren, die Pira­ten ger­ne von ihnen zeichnen). 

7. Gegen­ar­gu­ment: Klu­ge Wäh­le­rIn­nen z.B. der rech­ten Split­ter­par­tei­en und der rechts­extre­men Par­tei­en müss­ten letzt­lich genau die­se Gedan­ken nach­voll­zie­hen und dann halt doch CDU wäh­len statt REP oder PBC. Damit wür­de sich letzt­lich das unter „Sons­ti­ge“ ste­hen­de Poten­zi­al, wenn alle tak­tisch wäh­len wür­den, rela­tiv gleich­mä­ßig auf grö­ße­re Lager ver­tei­len, wes­we­gen es dann eh egal ist.

Ich hal­te das für falsch, weil ich die Wäh­le­rIn­nen von Pira­ten und ande­ren eher pro­gres­si­ven Kleinst­par­tei­en ten­den­zi­ell für ver­nünf­ti­ger hal­te als rech­te Pro­test­wäh­le­rIn­nen. Viel­leicht liegt ich damit falsch, aber ich fin­de, dass es den Ver­such wert ist, hier zu über­zeu­gen (natür­lich heißt das letzt­lich auch: auch inhalt­lich über­zeu­gend klar­zu­ma­chen, dass es mit Grü­nen und SPD tat­säch­lich eine bes­se­re Poli­tik in BaWü als mit CDU und FDP geben würde).

8. Gegen­ar­gu­ment: Die viel­be­schwo­re­ne Eigen­stän­dig­keit, bzw. anders gedreht die (von Pira­ten etc. ger­ne geschür­te Angst), dass eine Stim­me für Grün letzt­lich doch eine Stim­me für eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on sein könn­te (sel­bes Spiel mit der SPD und einer „gro­ßen“ Koali­ti­on). Hier fän­de ich es in der Tat sinn­voll, wenn die aus mei­ner Sicht fak­tisch bestehen­de inhalt­li­che Basis, die eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode aus­schließt, auch zu einer for­ma­len Fest­stel­lung die­ser Dif­fe­renz füh­ren wür­de. Letzt­lich ist das das „umge­kehr­te“ Risi­ko bei der Wahl einer „gro­ßen“ Par­tei. Ich hal­te es für weit­aus gerin­ger als das Risi­ko, mit der Wahl einer pro­gres­si­ven Kleinst­par­tei zum Erhalt des Sta­tus quo bei­zu­tra­gen – das mögen aber ande­re anders sehen. (Neben­bei: und natür­lich macht es einen Unter­schied, für wel­che der grö­ße­ren Par­tei­en eine Stim­me für den Poli­tik­wech­sel abge­ge­ben wird – aber das füh­re ich jetzt nicht aus).

War­um blog­ge ich das? Zur Ord­nung der Gedan­ken, und weil ich dann ein­fach auf die­sen Blog­ein­trag ver­wei­sen kann, statt all die Argu­men­te jedes­mal wie­der ein­zeln durch­zu­kau­en. Und: jede Wahl ist anders – wenn die Mehr­hei­ten der Lager deut­li­cher sind, fällt das Wäh­len von Kleinst­par­tei­en deut­lich weni­ger ins Gewicht. Aber die­se Wahl ist eben die­se Wahl, bei der sich in Baden-Würt­tem­berg zum ers­ten Mal seit lan­gem tat­säch­lich etwas ändern könn­te. Dass das nicht klappt – davor habe ich Angst. Nicht davor, dass die Pira­ten irgend­wann zu einer eta­blier­ten Kon­kur­renz­par­tei wer­den (das hal­te ich der­zeit für unwahrscheinlich).

* Mir ist das Ver­fah­ren, mit dem hier Distan­zen (aus Kor­re­la­tio­nen der Posi­tio­nen her­aus ent­wi­ckelt) in einen zwei­di­men­sio­na­len Raum umge­setzt wur­den, nicht ganz klar – wenn ich die im oben ver­link­ten Blog­ein­trag ange­führ­ten Tabel­len mit Zah­len­wer­ten zu den Distan­zen rich­tig lese, dann stim­men die Abstän­de der Krei­se von­ein­an­der nur so ungefähr.

112 Antworten auf „Über nervende Unstetigkeiten des Wahlsystems“

  1. @joschtl: Stimmt, hät­te dich jün­ger geschätzt (bis ich das Foto auf dem Twit­ter-Account sah ;-)). Zum Abwer­be­ver­such: dass der jetzt so direkt nicht zieht, wun­dert mich nicht – mir ging’s vor allem dar­um, auch noch ein­mal deut­lich zu machen, dass das Innen­le­ben der Grü­nen viel­leicht nicht unbe­dingt den Kli­schees ent­spricht, die sich (eini­ge?) Pirat_innen davon machen. 

    Und da ich selbst erheb­li­che Tei­le mei­ner Frei­zeit einer Par­tei opfe­re, kann ich jetzt schlecht sagen, dass ich bei der Abwä­gung CCC vs. Pira­ten den CCC als mit­tel­fris­tig wir­kungs­vol­ler ange­se­hen hät­te, um „pira­ti­ge“ The­men gesell­schaft­lich zu stär­ken. Sonst wür­de ich das jetzt als Argu­ment anbringen …

  2. @Tim #15

    Ent­schul­di­ge das ich erst jetzt ant­wor­te. Ges­tern war ich zeit­lich etwas knapp und die halb­fer­ti­ge Ant­wort ist einem mei­ner Söh­ne und dem Umzug zum Opfer gefallen. :)

    Ich habe das mit den Rechts­po­pu­lis­ten haupt­säch­lich in Bezug auf ande­re euro­päi­sche Län­der gese­hen, weni­ger auf Deut­sche Phänomene.
    Was Du ansons­ten schreibst ist teil­wei­se rich­tig. Die Pira­ten haben der­zeit noch nicht die Nicht­wäh­ler erreicht. Es gibt aus mei­ner Sicht dafür zwei Grün­de. Der eine ist eben die 5%-Hürde und den immer noch sehr schlech­ten Bekannt­heits­grad. Der zwei­te Grund ist das sie rein pro­gram­ma­tisch (und sicht­bar) einem ent­täusch­ten Alt­par­tei­en­wäh­ler noch nicht das Pro­fil bzw. die inhalt­li­che Per­spek­ti­ve bie­tet. Ein ent­täusch­ter ehe­ma­li­ger SPD/FDP-Wäh­ler wird sich ver­mut­lich eher nicht mit einer pro­gram­ma­tisch dün­nen 2%-Partei abgeben.

    Ein cha­ris­ma­ti­scher Kopf wür­de dem etwas auf­hel­fen. Ob es der Par­tei hel­fen wür­de käme auf die­sen Kopf an.… Es gibt näm­lich auch „Schrö­ders“ auf der Welt – und auf sol­che „Hil­fen“ wür­de ich ger­ne ver­zich­ten wol­len. Lei­der sind cha­ris­ma­ti­sche Füh­rer i.d.R. eben auch recht eigen­wil­lig, denn um in einer eta­blier­ten Par­tei nach oben zu kom­men braucht es wohl einen guten Schuss Raffinesse.

    Was Pira­ten ganz gut machen ist Jugend­ar­beit bzw. das ani­mie­ren von Jung­wäh­lern. Wie ich schon geschrie­ben habe sind es i.d.R. so 10% und mehr bei den Erst­wäh­lern wel­che bei den Pira­ten ihr Kreuz machen. Das kann sich nach ein paar Jah­ren auf­sum­mie­ren. Ein­mal die 3% über­sprun­gen kann sich schnell ein wei­te­rer Lauf, eine Eigen­dy­na­mik ent­wi­ckeln. Die Pira­ten sind rela­tiv nahe dran an den ande­ren Par­tei­en wie Du sagst. Das ist aber kei­ne Schwä­che son­dern eine Stär­ke. Es ist die Vor­aus­set­zung dafür mehr als eine tem­po­rä­re Randpartei/Randerscheinung zu sein wie es Schill und Co. waren. Da die Par­tei 10.000+x Mit­glie­der besitzt wird sie jeden­falls nicht son­der­lich schnell verschwinden.

    Wenn Du mich fragst ist es wie bei ande­ren Par­tei­en, z.B. auch bei den Grü­nen, auch. Man kann sich am Ende ver­mut­lich fast nur selbst schla­gen. Das ist ein feh­ler­träch­ti­ges Geschäft. So wie aber wir prak­tisch dar­auf war­ten und zäh­len kön­nen das die Regie­rungs­par­tei­en nichts posi­ti­ves bewe­gen son­dern wenn, dann eher Nega­tiv­schlag­zei­len schrei­ben.… so kann es den ande­ren Par­tei­en eben nicht egal sein was aus den Pira­ten wird. Eigent­lich. Nicht immer ist Aus­sit­zen ein Teil der Lösung. Es ist zwar oft bes­ser als Aktio­nis­mus, aber eben nicht immer.…

    Grü­ße
    ALOA

  3. Alle die sich dies­mal nicht vor­stel­len kön­nen, Grü­ne oder Lin­ke (oder mei­net­we­gen auch SPD, wobei ich bei deren der­zei­ti­ger Zusam­men­set­zung kaum Fort­schritt sehe) zu wäh­len, sind bei die­ser Wahl sicher bei den Pira­ten mit am bes­ten auf­ge­ho­ben. Ich als Grü­ner hal­te die Pira­ten durch­aus für eine wähl­ba­re Par­tei, auch wenn Bes­ser­wis­se­rei und mora­li­scher Impe­tus in oran­ge nicht schö­ner ist als in grün.

    Alle die wol­len, dass ihre The­men in Netz­po­li­tik und Bür­ger­rech­ten, ihr mehr an Demo­kra­tie nicht erst in 4–5 Jah­ren umge­setzt wird son­dern jetzt schon, und die zwi­schen Pira­ten und Eta­blier­te­ren Parei­en schwan­ken, sind mei­ner fes­ten Über­zeu­gung nach bei uns Grü­nen am bes­ten auf­ge­ho­ben – nicht weil wir das klei­ne­re Übel sind, son­dern weil wir uns auch inner­par­tei­lich ver­än­dert haben in den letz­ten Jah­ren, zum Guten, nicht zum weni­ger Üblen. Das ist auch, aber nicht nur, Euer Ver­dienst. Natür­lich stärkt es Netz­po­li­ti­ker auch bei den Grü­nen dass durch die Pira­ten bei der Euro­pa­wahl ‑und durch Zen­sur­su­la- das The­ma medi­al in alle Medi­en und man­che Urnen kam. Tat­säch­lich haben wir Grü­nen aber bereits direkt nach­dem wir bald nach Grün­dung in den Land­tag kamen (1983) hier in BaWü einen netz­po­li­ti­schen Kon­gress gemacht (1984), zu Daten­schutz, Bür­ger­rech­ten, Über­wa­chungs­staat – und das auch nach der Volks­zäh­lung (erst der Kampf dage­gen brach­te das Grund­recht auf infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung) nicht vergessen. 

    Ja, es gibt bei uns Grü­nen auch unter den Akti­ven in der Poli­tik sol­che denen der Netz­all­tag fremd geblie­ben ist und die mit Miss­trau­en nicht nur auf Goog­le son­dern auch auf Copy&Paste schau­en, jen­seits von Street­View und Gut­ten­berg. Aber die machen ‑inzwi­schen- bei uns nicht mehr die Netzpolitik. 

    Zu sagen, dass die die zwi­schen uns und Euch schwan­ken dies­mal, weil es den ent­schei­den­den Unter­schied machen kann, uns wäh­len sol­len – das ist kein grü­ner Wahl­kampf gegen die Pira­ten, das ist nur poli­tisch gedacht. 

    Zu behaup­ten dass wir Grü­nen in BaWü, dass etwa Jörg Rupp, Till Wes­ter­mey­er und ich, gegen die Pira­ten kämp­fen wür­den, ist gro­ber Unfug, lie­ber Sebas­ti­an. Wir reden mit Euch, und nicht aus tak­ti­schen Grün­den son­dern mit Offen­heit und Ehr­lich­keit – trans­pa­rent nach­zu­ver­fol­gen für alle die dies wollen.

  4. Viel­leicht stel­le ich die Fra­ge, über die ich mich gera­de mit @brainvibes gestrit­ten habe, auch hier noch­mal. Wenn der aus mei­ner Sicht höchst unwahr­schein­li­che Fall ein­tre­ten wür­de, dass die Pira­ten mit 5% ins Par­la­ment ein­zie­hen und dann evtl. „das Züng­lein an der Waa­ge“ dar­stel­len (so es dann nicht zu schwarz-rot kommt, und so die Lin­ke drau­ßen bleibt, …) – was wür­de eine pira­ti­sche 5%-Regierungsbeteiligung dann ändern? 

    Auf Twit­ter wur­de mir die Erleich­te­rung von Volks­ent­schei­den und mehr direk­ter Demo­kra­tie genannt. Nur: das ist ein schö­nes Bei­spiel für etwas, das von uns Grü­nen seit lan­gem gefor­dert wird, und das auch die SPD im Pro­gramm ste­hen hat. 

    Grü­ne: Pro­gramm (pdf), sie­he S. 193

    SPD: Vgl. Punkt 27

    Wür­de sich hier inhalt­lich etwas ändern, wenn dann als Ergeb­nis von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen nicht ein grün-roter oder rot-grü­ner Gesetz­ent­wurf zur Erleich­te­rung der Bür­ger­be­tei­li­gung daste­hen wür­de, son­dern ein etwas orangenerer? 

    Ich bezweif­le es – und fra­ge mich wei­ter­hin, was bei die­ser Wahl ein sub­stan­ti­el­les lan­des­pol. Allein­stel­lungs­merk­mal der Pira­ten wäre.

  5. Hal­lo Wolfgang,

    Du weißt, dass ich mit Dir abso­lut kei­ne Pro­ble­me habe. Dum­mer­wei­se bist Du nur sehr begrenzt reprä­sen­ta­tiv für Dei­ne Par­tei – wenn ich mir die Grü­nen Spit­zen­po­li­ti­ker anse­he, fin­de ich da bemer­kens­wert wenig Übereinstimmungen.

    Zu behaup­ten dass wir Grü­nen in BaWü, dass etwa Jörg Rupp, Till Wes­ter­mey­er und ich, gegen die Pira­ten kämp­fen wür­den, ist gro­ber Unfug, lie­ber Sebastian.
    Wie sonst soll man die aktu­el­le Kam­pa­gne der Grü­nen ver­ste­hen? Wie die Tweets von Alex Bonde oder die „Nicht Pira­ten wäh­len, weil sie klein sind“-Empfehlungen im Grü­nen Blog? Lie­ber Wolf­gang, ich glau­be Dir ger­ne, dass Du nicht gegen die Pira­ten kämpfst – dei­ne Par­tei tut es. Anstatt sich inhalt­lich mit uns aus­ein­an­der zu set­zen, wird nur auf die Grö­ße der Pira­ten­par­tei abgezielt.

    * Da gibt es Vor­wür­fe, dass wir nur Gel­der aus der Par­tei­en­fi­nan­zie­rung abzie­hen wol­len … Der Vor­wurf ist absurd, wir lie­gen bereits bei der rela­ti­ven Ober­gren­ze (begrenzt durch Eigen­mit­tel der Par­tei). Eine Stim­me für die Pira­ten­par­tei spart dem Steu­er­zah­ler also nur Geld – anders als die Grü­nen, für die ist jede Stim­me finan­zi­ell rele­vant. Den­noch käme ich nie auf die Idee, euch die­sen Vor­wurf zu machen. 

    * Da gibt es Vor­wür­fe, dass wir nur Map­pus unter­stüt­zen wol­len … viel absur­der kann es nicht mehr wer­den, Map­pus ist qua­si der Anti-Pirat.

    * Da wird wie­der und wie­der behaup­tet, dass die Pira­ten kei­ne Zukunft hät­ten. Unse­re pro­gram­ma­ti­sche Ent­wick­lung und Her­kunft wird igno­riert – und behaup­tet, dass wir nur Netz­the­men hätten.

    * Da wird wie­der und wie­der behaup­tet, dass die Pira­ten nur den Grü­nen Stim­men klau­en wol­len – bzw. dass die Stim­men der Pira­ten eigent­lich den Grü­nen zustän­den. Viel arro­gan­ter kann eine Par­tei nicht mehr auftreten.

    Die Pira­ten­par­tei tritt nicht zur Wahl an um ein Steig­bü­gel­hal­ter für die Grü­nen zu sein. Wir tre­ten auch nicht an um die CDU zu stär­ken. Wir tre­ten an, weil wir ein neu­es Ver­ständ­nis von Poli­tik wol­len. Wir wol­len Bür­ger­rech­te und Bür­ger­be­tei­li­gung stär­ken, die Bil­dung refor­mie­ren und Poli­tik ehr­li­cher und nach­hal­ti­ger gestal­ten. (A pro­pos Ehr­lich­keit: Die Grü­nen soll­ten sich mit Vor­wür­fen in der E10-Debat­te zurück­hal­ten … http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/031/1703169.pdf ).

    In eini­gen Punk­ten haben wir inhalt­li­che Über­ein­stim­mun­gen mit den Grü­nen, in ande­ren mit der SPD oder der FDP. Na und? Das haben alle Parteien.
    Für die Wahl­ent­schei­dung eines Wäh­lers soll­te rele­vant sein, wel­che Inhal­te er ver­tre­ten haben will, wel­ches Poli­tik­ver­ständ­nis ihn prägt. Ein Wäh­ler muss sich ent­schei­den, wel­che Par­tei sei­ne Zie­le und Idea­le am ehes­ten ver­tritt. Und die­se Par­tei soll­te er wählen. 

    Die Tak­tik der eta­blier­ten Par­tei­en nervt. Sie ist unde­mo­kra­tisch. Die Wäh­ler haben in BaWü nur eine Stim­me alle 5 Jah­re – und ihr wollt sie ihnen neh­men. Das ist nicht gut. Und die­ses Tak­tie­ren ist auch nicht poli­tisch gedacht. Sie ist ein rei­nes „Ich will an die Macht“-Gehabe. Das kann ich mit jeder der Par­la­ments­par­tei­en haben – und poli­ti­scher Wan­del sieht so nicht aus.

    Knapp die Hälf­te der Wäh­ler in Baden-Würt­tem­berg hat sich 2006 bei der Wahl ent­hal­ten. Das ist ein erns­tes Pro­blem denn es zeigt, dass die Men­schen in BaWü das Ver­trau­en in Poli­tik und Demo­kra­tie ver­lo­ren haben. Damit soll­ten sich die Grü­nen beschäf­ti­gen – anstatt zu ver­su­chen neue Par­tei­en kaputt zu reden. Neue Par­tei­en kön­nen hier eine Lösung bringen.

    Ich wün­sche mir einen ehr­li­chen Wan­del in BaWü. Und ich wäre sehr froh, wenn die CDU end­lich aus der Regie­rung ver­drängt wür­de – nach 60 Jah­ren wird es Zeit dafür! Aber ich bin nicht bereit mei­ne poli­ti­schen Idea­le dafür zu ver­ra­ten. Mir ist der Wan­del im Poli­tik­ver­ständ­nis wich­ti­ger als die Per­so­nal­ro­cha­de – und das ist mei­ner Mei­nung nach der fun­da­men­ta­le Unter­schied zwi­schen Pira­ten und Grü­nen (neben diver­sen inhalt­li­chen und orga­ni­sa­to­ri­schen Unter­schie­den wie Netz­po­li­tik oder einer Basis-Aus­rich­tung der Partei). 

    Ich kann aller­dings nicht sagen, dass ich ent­täuscht von den Grü­nen wäre. Die Grü­nen tre­ten ziem­lich genau so auf, wie dies zu erwar­ten war: Als eine arri­vier­te, ange­pass­te Par­tei der Macht wich­ti­ger ist als poli­ti­sche Veränderung.

  6. ey/ay, sor­ry.

    Und zu Jörg:
    „Mein“ grü­ner Abge­ord­ne­ter, der Vor­sit­zen­de des Bun­des­tags-Ver­kehrs­aus­schus­ses MdB Win­fried Her­mann (für den ich social media mache), hat mit and­ren (wie Fritz Kuhn) bereits 1996 eine Stu­die gegen S21 und für etwas vor­ge­legt was inzwi­schen K21 heisst. Ich hat­te die Stu­die durch­aus in Hän­den, wäh­rend ein Vol­ker Kau­der („Lügen­pack“?) dar­aus nur ver­fäl­schend zitiert.

    Damals als Lan­des­vor­sit­zen­der hat sich Win­ne genau­so dage­gen und für die bes­se­ren Alter­na­ti­ven enga­giert wie seit­her als ver­kehs­po­li­ti­scher Spre­cher im Bun­des­tag. Zu behaup­ten, wir Grü­nen hät­ten uns da nur jüngst an Genos­se Trend ange­hängt ist ent­we­der grob unin­for­miert oder grob irreführend.

    Zu behaup­ten wir Grü­nen wür­den ande­re, etwa Pira­ten, bei Kund­ge­bun­gen fern­hal­ten wol­len ist doch Unfug – wir stan­den bei mehr als einer Kund­ge­bung neben­ein­an­der, Jörg – ich erin­ne­re an die gemein­sa­me ELE­NA-Kund­ge­bung von Grü­nen und Pira­ten in Tübingen.
    Und beim vor­gest­ri­gen „Kein S21-Tag“ haben wir Grü­nen uns auch nicht in den Vor­der­grund gedrängt – kein Grü­ner sprach in Tübin­gen als Grü­ner, auch wenn ein ATTA­Ci dann als „Linke“-Politiker sprach – und Boris Pal­mer war zwar mit unse­rem Land­tags­kan­di­da­ten Dani­el Lede Abal dabei aber in der letz­ten Rei­he, ich war vor­ne dabei aber am Laut­spre­cher, nicht am Mikro. Pira­ten habe ich kei­ne gese­hen, und nicht weil man sie fern­ge­hal­ten hät­te. Wir sind gegen S21 dabei, aber aus Über­zeu­gung – wir instru­men­ta­li­sie­ren den Pro­test nicht, dage­gen ver­wah­re ich mich.

    Wir Grü­nen sind auch kei­ne grün ange­stri­che­ne CDU und ein Win­frid Kret­sch­mann ist zwar so soli­de wie Erwin Teu­fel, vor allem im Ver­gleich mit dem „Spring­teu­fel“ Map­pus, aber mit die­sen bei­den durch­aus nicht zu verwechseln.

    Und wer uns „unse­ren“ Josch­ka vor­wirft oder die Tat­sa­che dass Grü­ne sich einst von Bas­ta-Gerd haben zu sehr unter­but­tern las­sen, auch was den Otto-Kata­log angeht, muss doch ehr­li­cher­wei­se zuge­ben dass das eine völ­lig ande­re Situa­ti­on war, auch weil wir heu­te wenn dann auf Augen­hö­he mit der SPD regie­ren wer­den. Aber nicht nur.

    Auch weil Par­tei­en und Men­schen sich ver­än­dern. (Hät­ten die Grü­nen sich nicht ver­än­dert, wäre ich nicht nach 10 Jah­ren Pau­se wie­der so aktiv gewor­den). Und von vor ein paar Jah­ren auf heu­te zu schlies­sen, wie Jörg und Sebas­ti­an es hier machen, ist unredlich. 

    Vor ein paar Jah­ren noch war Jörg Tauss in der SPD, Sebas­ti­an Nerz kan­di­dier­te für die CDU und der Tübin­ger Pira­ten­kan­di­dat Roman Kre­mer war noch im RLP-Lan­des­vor­stand der Jun­gen Libe­ra­len, der FDP-Jugend. Und Ex-FDP,SPD,CDU’ler kri­ti­sie­ren Grü­ne weil sie mal Ex-Koali­ti­ons­part­ner vopn Bas­ta-Gerd waren und die­sen nicht umge­stimmt haben? Wo Bodo damals war will ich ja gar nicht erst diskutieren… 

    Aber wer argu­men­tiert die Pira­ten sei­en heu­te die „Guten“, der muss auch ernst­haft die Mög­lich­keit ein­ge­ste­hen, dass wir Grü­nen nicht das klei­ne­re Übel, son­dern eine gute Wahl sind.

  7. Ich fin­de auch nach wie vor wer­den die rot-grü­nen Jah­re im Bund unter Schrö­der zu nega­tiv dar­ge­stellt und immer auf Hartz4 redu­ziert. Sicher, es gab damals einen neo­li­be­ra­len Zeit­geist, dem neben New Labor in Eng­land und den Demo­kra­ten unter Clin­ton auch die SPD und die Grü­nen gefolgt sind. 

    Aber schaut Euch erst­mal Mer­kels Wahl­pro­gramm von 2005 an und seid auch mal froh, dass es zu einer gro­ßen Koali­ti­on gekom­men ist und die SPD die­se ent­schei­dend mit­ge­prägt und Deutsch­land ganz ordent­lich durch die Wirt­schafts­kri­se gebracht hat. Das hät­te 2005 unter schwarz/gelb alles ganz anders aus­ge­se­hen mit Merz Bier­de­ckel-Reform usw.

    Aber zurück zu rot/grün, wol­len wir doch mal nicht Atom­aus­stieg, Öko­steu­er, Staats­bür­ger­schafts­recht, Nein zum Irak­krieg, Ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaf­ten, Erneu­er­ba­re-Ener­gie-Gesetz usw. vergessen. 

    Ich habe Ver­ständ­nis dafür, dass man ins­ge­samt immer noch zu einem nega­ti­ven Urteil über Schröder/Fischer kom­men kann, aber hört doch mal auf die­se Regie­rung als größ­te Ver­bre­cher­ban­de aller Zei­ten dar­zu­stel­len. Und begrün­det bit­te nicht Eure Wahl­ent­schei­dung in BW mit irgend­wel­chen Geschich­ten vor sie­ben Jah­ren im Bund.

  8. Wie arro­gant kann man eigent­lich sein? Die Grü­nen sind also die Guten? Du siehst das viel­leicht für Dich so, aber Du wirst sicher nicht behaup­ten, dass das objek­tiv wäre. Wie­so glaubst Du, die Wäh­ler der Pira­ten wür­den gera­de die Grü­nen wäh­len, wenn es die Pira­ten nicht gäbe? Wie wich­tig den Grü­nen die Netz­po­li­tik ist, hat man in den letz­ten Mona­ten gese­hen – sie schei­ßen drauf, wenn es „par­la­men­ta­ri­sche Zwän­ge“ gibt. Da kann man auch gleich die „neue Netz­po­li­tik­par­tei“ CSU wäh­len. Und im Bereich (digi­ta­ler) Bür­ger­rech­te war selbst von der FDP in letz­ter mehr zu hören als von den Grünen.
    Und zuletzt hal­te ich es für ziem­li­che Heu­che­lei, hier den „bösen Map­pus“ als Argu­ment vor­zu­schie­ben, solan­ge die Grü­nen nicht aus­schlie­ßen mit der CDU koalie­ren – ob dann Map­pus vorn dran steht oder ein ande­rer, bleibt sich dann auch gleich.

  9. @Till: Das Allein­stel­lungs­merk­mal der Pira­ten? Da gibt es vie­les. Einer der Punk­te ist unser Demo­kra­tie­ver­ständ­nis – wir sind basis­de­mo­kra­tisch orga­ni­siert, wir wol­len die Bür­ger ehr­lich stär­ker in die Poli­tik ein­be­zie­hen. Die Grü­nen haben die­sen Anspruch irgend­wann in den 80ern aufgegeben.
    Ich habe zu die­sem The­ma viel refe­riert … ver­zeih mir, wenn ich auf mich selbst ver­lin­ke, aber das ist mir zu lang für ein Kom­men­tar (u.A. http://www.tirsales.de/blog/tirsales/2010/10/20/demokratie-im-wandel-politik-im-stillstand , http://www.tirsales.de/blog/tirsales/2010/11/16/gesellschaft-im-wandel-%E2%80%93-muss-die-politik-folgen-vortrag-vom-nordbadentreff , http://www.tirsales.de/blog/tirsales/2010/11/03/s21-und-das-demokratieunverstaendis-der-parlamentsparteien ).
    Einen fun­da­men­ta­len Unter­schied sieht man auch schon in die­ser Debat­te … ich wür­de nie einem Wäh­ler sagen „Ver­zich­te auf Dein Recht Dich zu ent­schei­den und wäh­le nach mei­nem Macht-Kalkül“.

    Oh und ich weiß, dass ihr euch Bür­ger­rech­te und Bür­ger­be­tei­li­gung immer auf die Fah­nen schreibt. Ich sehe nur bei euren Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen sehr wenig davon. Und was die Grü­nen unter kom­mu­na­ler Bür­ger­be­tei­li­gung ver­ste­hen, sieht man in Tübin­gen (Stich­wort Schulbergtreppe).
    Oder neh­men wir Bil­dungs­po­li­tik – es gibt vie­le Unter­schie­de in den For­de­run­gen der Grü­nen und der Pira­ten. Der ein­fachs­te ist, dass wir eine voll­stän­di­ge freie Bil­dung wol­len – ihr habt die­sen Anspruch lei­der aufgegeben.

    Es gibt eh vie­le Unter­schie­de zwi­schen Wahl­pro­gramm und polit. Rea­li­tät bei den Grü­nen. Da müs­sen wir nicht die „par­la­men­ta­ri­schen Zwän­ge“ in NRW zitie­ren oder den Schi­ly-Kata­log der Rot/­Grü­nen-Bun­des­re­gie­rung, da reicht es wenn wir auf Wiki­leaks schau­en. Wel­che neu­en Bür­ger­be­tei­li­gun­gen haben die Grü­nen denn ein­ge­führt? Mög­lich­kei­ten dafür haben sie genug.

    @Wolfgang: Stimmt, ich habe 2004 für den Gemein­de­rat in Tübin­gen kan­di­diert. Auf der Lis­te der CDU auf einem der hin­te­ren Lis­ten­plät­ze (ich weiß nicht mehr wel­cher es war). Ich war zu die­ser Zeit sogar Schrift­füh­rer im Stadt­ver­band der CDU, Inter­net­be­auf­trag­ter im Kreis­ver­band und IIRC Ersatz­de­le­gier­ter auf dem Bezirks­par­tei­tag. Ich habe dar­aus auch nie ein Geheim­nis gemacht:
    http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Tirsales/Warum_CDU – genau­so wenig wie Kret­sch­mann aus sei­ner polit. Vergangenheit.
    Ich habe damals gehofft, dass man Lan­des- und Bun­des­the­men igno­rie­ren und sich nur kom­mu­nal enga­gie­ren kön­ne. Und dass die schö­nen Wor­te der Orts-CDU­ler irgend­et­was mit den tat­säch­li­cher inner­par­tei­li­chen Demo­kra­tie der CDU und ihren Hand­lun­gen zu tun hät­ten. Ich habe damals rea­li­siert, dass zwi­schen schö­nen Wor­ten und poli­ti­scher Rea­li­tät lei­der sehr gro­ße Unter­schie­de bestehen kön­nen. Viel­leicht bin ich daher auch etwas ver­brannt: Ich glau­be Poli­ti­kern kei­ne Wor­te, ich glau­be ihnen nur Taten. Des­halb bin ich im Streit aus der CDU aus­ge­tre­ten. Und ich habe gelernt, dass man Lan­des- und Bun­des-Par­tei­en eben nicht igno­rie­ren kann. Ich kann eine Lan­des-Par­tei nicht völ­lig unab­hän­gig von der Bun­des-Par­tei betrach­ten und eine kom­mu­na­le Frak­ti­on nicht ohne Blick aufs Land.
    Bevor es Miss­ver­ständ­nis­se gibt: Es gibt auch in Tübin­gen eini­ge anstän­di­ge CDU­ler. Es gibt ein paar Akti­ve dort, vor denen ich heu­te noch Respekt habe. Ich möch­te hier kei­nes­wegs alle über einen Kamm geschert sehen. Aber es ist lei­der eine Min­der­heit – und ein­zel­ne Per­so­nen kön­nen eine Par­tei vol­ler BS nicht ausgleichen.

    Rück­bli­ckend habe ich zwar eini­ges gelernt – aber inhalt­lich kann ich die dama­li­ge Ein­tritts­ent­schei­dung nicht mehr nach­voll­zie­hen. Bei Lan­des- und Bun­des­wah­len habe ich mein Kreuz übri­gens nie bei der CDU gemacht, aber das kann ich nicht bewei­sen – und mei­ne gel­be Wahl macht mir ver­mut­lich wenig Freun­de hier. Es war die Wahl des kleins­ten Übels – und zumin­dest auf Lan­des­ebe­ne bereue ich die­se Wahl. Noch ein Grund, war­um ich nie­mals jeman­dem emp­feh­len wür­de das „kleins­te Übel“ zu wäh­len, son­dern immer die eige­ne Über­zeu­gung zu nehmen.

    Ich habe mich damals aus der Poli­tik zurück gezo­gen (das hört sich toll an… als hät­te ich jemals eine beson­de­re Rol­le gespielt ;) ) und war frus­triert, weil ich über­zeugt war, dass kei­ne Par­tei mei­nen Idea­len nahe kommt. Die Grü­nen waren mir zu Fort­schritts­feind­lich und zu sehr Fischer, die FDP zu wirt­schafts­las­tig, die SPD zu sehr Schrö­der, die CDU war sowie­so eine Kata­stro­phe. Ich habe mich mit all die­sen Par­tei­en damals sehr inten­siv beschäf­tigt – und vor Allem gab es kei­ne Par­tei, die mei­nen Über­zeu­gun­gen zum Poli­tik- und Demo­kra­tie­ver­ständ­nis ent­sprach. Es gab auch kei­ne Par­tei die rea­li­siert hat, wie sehr sich die Welt durch das Inter­net ver­än­dert. Das Inter­net ist in einer Rei­he mit dem Buch­druck, der Indus­tria­li­sie­rung und dem Ener­gie­zeit­al­ter – und poli­tisch wur­de es behan­delt wie der dro­gen­ab­hän­gi­ge und etwas pein­li­che Vetter…

    Na ja, 2007 bemerk­te ich die Pira­ten­par­tei – sie gefiel mir, aber ich sah wenig Zukunfts­chan­cen. Der Pes­si­mis­mus schlug zu. 2009 war es dann soweit: Zukunfts­chan­cen der Par­tei waren mir völ­lig egal. Die Poli­tik war so der­ma­ßen ver­lo­gen und uner­träg­lich gewor­den, dass ein­fach etwas gesche­hen muss­te! Übri­gens auch wegen der Grü­nen … Denn eine sinn­vol­le, frei­heits­zen­trier­te Netz­po­li­tik gab es damals nicht. Tja, und seit­dem bin ich glück­lich bei den Piraten.

    Also ja: Men­schen kön­nen sich poli­tisch ver­än­dern. Das wür­de gera­de ich nie­mals in Abre­de stel­len. Für Par­tei­en sieht das schon deut­lich schwie­ri­ger aus – da muss sich nicht nur ein Mensch ver­än­dern son­dern (bei den Grü­nen) 50.000. Und das sind Men­schen, die den Kurs der Rot-Grü­nen Bun­des­re­gie­rung mit­ge­tra­gen haben…

    Was die Demons­tra­tio­nen angeht: Stimmt, in Tübin­gen gab es da nie Pro­ble­me. In Stutt­gart sah das anders aus.

    Jetzt zur Ent­wick­lung der Grü­nen … „eine völ­lig ande­re Situa­ti­on“ war also die Rot/Grüne Bun­des­re­gie­rung? Wirk­lich? Ich habe kei­ne gro­ßen Pro­test­stür­me der Grü­nen im Kopf gegen den Schi­ly-Kata­log. Wären die Grü­nen stär­ker gewe­sen – das Paket hät­te ganz genau­so aus­ge­se­hen. Und ich wür­de wet­ten, dass es heu­te auch wie­der so aus­sä­he. Par­la­men­ta­ri­sche Zwän­ge in NRW, ein Koh­le­kraft­werk in Ham­burg, eine Ableh­nung von Wiki­leaks … das ist nicht die wil­de Jugend der Grü­nen – das ist Heute. 

    Lie­ber Wolf­gang: Ich wür­de ger­ne glau­ben, dass die Grü­nen sich poli­tisch wei­ter ent­wi­ckelt habe. Ich bin aller­dings Athe­ist. Es fällt mir schwer wider die Erfah­rung an etwas zu glau­ben. Man möge mir daher ver­zei­hen, wenn ich erst ein­mal auf einen Beweis der Grü­nen Wand­lung war­te – und danach dar­an glau­be. Bis­lang ver­tre­ten die Grü­nen in Oppo­si­ti­ons-Zei­ten zwar inter­es­san­te The­men und Mei­nun­gen – in der Regie­rungs­ver­ant­wor­tung sieht das dann aber immer deut­lich anders aus.

    @Jan: Tja, Hartz-IV war eines der Pro­ble­me der Rot/­Grü­nen-Regie­rung. Aber kei­ne Angst: Es war bei wei­tem nicht das einzige.

  10. 2% Pira­ten bei der BTW haben in allen eta­blier­ten Par­tei­en zumin­dest im Bund dazu geführt, „pira­ti­ge“ The­men auf die Agen­da zu set­zen. Und jetzt kommt es dar­auf an, dass die Agen­da umge­setzt wird. Ein Rück­schlag bei den Pira­ten wür­de dies verhindern. 

    Und noch­mals zu S21: Ich schät­ze die Arbeit von Win­ne Her­mann sehr und habe mit kei­nem Wort behaup­tet, dass die Grü­nen ohne Herz­blut in der Sache die Bewe­gung instru­men­ta­li­sie­ren. Aller­dings blie­be ich dabei, dass dies in rot/grüner Regie­rungs­zeit KEIN Kon­flikt­the­ma war. Und damals erfolg­ten lei­der wesent­li­che WEICHENSTELLUNGEN. 

    Und was die Kund­ge­bun­gen in Stutt­gart anlangt: Wes­halb durf­te bis heu­te kein Pirat reden? Wes­halb wird dies inner­halb des Bünd­nis­ses verhindert?

  11. @Till: viel­leicht ist es für die dich als Grü­nen unbe­greif­lich, aber unse­re Mit­glie­der wol­len nicht als „Pira­tIn­nen“ oder „Pirat_innen“ ange­spro­chen wer­den, son­dern geschlechts­neu­tral als „Pira­ten“.

    Gleich­be­rech­ti­gung ist bei uns näm­lich eine Selbst­ver­ständ­lich­keit und wird nicht über Quo­ten zu regeln ver­sucht – was wie­der­um absur­de Fol­gen hat bei einer zu gerin­gen Zahl an weib­li­chen Mit­glie­dern (Stich­wort: lie­ber eine inkom­pe­ten­te Frau zum Kan­di­die­ren über­re­den als einen kom­pe­ten­ten Mann kan­di­die­ren lassen).

    Nur einer von vie­len Punk­ten, wes­halb die GRÜNEN für mich – auch vor der Exis­tenz der Pira­ten – kei­ne Alter­na­ti­ve waren und ich lie­ber jah­re­lang _nicht_ gewählt habe als das klei­ne­re Übel. Soviel auch zum The­ma „Nicht­wäh­ler wie­der zurück zur Urne bringen“.

    Übri­gens: Ich ken­ne zahl­rei­che wei­te­re Nicht­wäh­ler, die jetzt uns wäh­len wer­den, und höre das auch an jedem Info­stand immer wie­der. Wenn das auch nur ansatz­wei­se reprä­sen­ta­tiv ist.… wer­det ihr unse­re 5% in BaWü auch mit noch so viel Anti-Pira­ten-Wahl­kampf nicht ver­hin­dern können ;-)

    Gruß
    Matthias

  12. @MatthiasPirat: Mir ist das aber wich­tig, und des­we­gen schrei­be ich in mei­nen Tex­ten von Pira­tIn­nen oder Pirat_innen (genau­so wie von CSU-Poli­ti­ke­rIn­nen). Soviel Pro­vo­ka­ti­on muss sein ;-)

    Ich mache das aller­dings nicht in ers­ter Linie, um Pira­tIn­nen zu ärgern, son­dern weil ich über­zeugt davon bin, dass Geschlecht eine rele­van­te gesell­schaft­li­che Ungleich­heits­ka­te­go­rie ist, und es wich­tig ist, die­se Ungleich­heit sicht­bar zu hal­ten, um sie poli­tisch the­ma­ti­sie­ren und letzt­lich abschaf­fen zu kön­nen. „Pirat_innen“ ist mir im Prin­zip als Schreib­wei­se sym­pa­thi­scher (weil der „_“ gegen Zwei­ge­schlecht­lich­keit steht) als die Schreib­wei­se „Pira­tIn­nen“, aber ich bin mit dem gro­ßen I sozia­li­siert wor­den und schrei­be das rela­tiv auto­ma­tisch so, wenn ich nicht wei­ter drü­ber nach­den­ke. Wenn jemand Grü­ne nicht wäh­len soll­ten, weil wir Bin­nen-Is oder Gen­der-Gaps ver­wen­den, ist das kurz­sich­tig – wenn es des­we­gen ist, weil wir uns für moder­ne Geschlech­ter­po­li­tik ein­set­zen, dann ist das halt so. Ich erwar­te auch von AKW-Betrei­be­rIn­nen nicht, dass sie grün wählen.

  13. @Till #56
    Auf die Fra­ge nach dem Allein­stel­lungs­merk­mal gibt es m.E. eine ein­fa­che Ant­wort: es muss gar kei­nes geben. Natür­lich wird auch bei den Pira­ten zu mei­nem Leid­we­sen stän­dig danach gefragt und gesucht.

    Man benö­tigt aber kei­nes. Es ist zum einen eine Fra­ge der Prä­fe­renz (Gewich­tung der The­men) und zum zwei­ten eine Fra­ge des Vor­ge­hens (wie kommt man zu einem Ergeb­nis). Das sind am Ende auch in Bei­den Fäl­len gewis­ser­ma­ßen Allein­stel­lungs­merk­ma­le oder sagen wir Unter­schei­dungs­merk­ma­le. Die ideo­lo­gi­sche Öko-Schie­ne müs­sen Pira­ten nicht bedie­nen, auch kei­ne sozia­lis­ti­sche oder eine libe­ra­le. Das befreit uns etwas von ideo­lo­gi­schen Zwän­gen. Ihr Grü­nen seid (um es über­spitzt aus­zu­drü­cken) für Öko­lo­gie und wenn Dann noch Luft für Ver­hand­lun­gen ist auch für Bür­ger­rech­te. Und Beim The­ma Öko­lo­gie… E10, Ener­gie­spar­lam­pen, Dosen­pfand… je nun… ver­ren­nen die Par­tei­en sich in man­cher­lei Din­ge wel­che mir nicht so wirk­lich ziel­füh­rend erscheinen.

    Aber zurück: das Merk­mal lau­tet „Ideologiefern(er)“. Und das nimmt so schnell wohl auch kei­ner ins Programm. ;)

    Grü­ße
    ALOA

  14. @59 #Jan

    Zu nega­tiv dar­ge­stellt und auf Hart­zIV reduziert?

    Fra­gen wir anders: was außer Hart­zIV, Ries­ter-Ren­ten­re­form, Dosen­pfand und AKW-Lauf­zeit­ver­län­ge­rung ist Dir ad hoc als ins heu­te über­dau­ernd im Gedächt­nis hän­gen geblie­ben? Mir sind da noch Steu­er­erleich­te­run­gen und (spä­ter kor­ri­gier­ten) ‑ver­feh­lun­gen bei der Besteue­rung von Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten in Erin­ne­rung, dann fal­len mir noch Pra­xis­ge­büh­ren ein, Öko­steu­er (degres­siv wir­kend).… als gebün­del­tes Resul­tat dann eine Absen­kung der Kauf­kraft von Rent­nern und Arbeit­neh­mern vor allem im unte­ren Ein­kom­mens­be­reich und bei Familien…

    Je nun. Hart­zIV ist zwar ver­kürzt, bringt aber eini­ges auf den Punkt was man noch so anbrin­gen könn­te und in die glei­che Rich­tung zielt. Wer Nach­fra­ge­man­gel beklagt kommt um das dama­li­ge Wir­ken von rot/grün nicht herum.

    Da hilft das Trost­pflas­ter das ande­re es noch schlim­mer getrie­ben hät­ten eben nicht. Die­ses Argu­ment ist der Bes­te Beweis dafür das es ganz offen­sicht­lich an einer Par­tei man­gelt wel­che die Macht- und Kräf­te­ver­hält­nis­se zurecht­rückt. Womög­lich kommt man dann irgend­wann dar­auf das es nicht reicht zu erklä­ren: „die ande­ren hät­ten das gan­ze Haus abgerissen“. 

    Über­le­ge Dir (Euch, zusam­men mit der SPD) ein­mal was Ihr hier allen erns­tes als Leistung/Empfehlung ver­kau­fen wollt.

    Grü­ße
    ALOA

  15. Zur dar­ge­stell­te Hybris, Pira­ten wür­den Grü­nIn­nen wäh­len kann ich nur sagen, dass ich, als ehe­ma­li­ges, akti­ves Mit­glied der Grü­nen lie­ber zu Hau­se blei­ben wür­de, als die Grü­nen jemals wie­der zu wäh­len. Somit spricht mein Umfra­ge­uni­ver­sum von 1 ehe­ma­li­ger Grü­nen Wäh­ler zur 100% dagegen.

    Zum Glück gibt es die Pira­ten, die sich aktiv um Bür­ger­rech­te (Stich­wort: Akti­ve Unter­stüt­zung von wiki­leaks – wo bleibt denn wikileaks.gruene.de?), Demo­kra­tie, Frei­heit, Bil­dung, sozia­len Aus­gleich und vie­le ande­re The­men kümmern. 

    Und denen ich es zutraue, einen tat­säch­li­chen Wech­sel herbeizuführen.

    Es wür­de mich freu­en, wenn die Grü­nen in BaWü ent­ge­gen dem Trend ande­rer Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen der Grü­nen nicht ihre idea­le oder Wahl­ver­spre­chen ver­ra­ten würden. 

    Aber da ich wie Sebas­ti­an Athe­ist bin agie­re ich weni­ger aus Glau­bens­grund­sät­zen und mehr anhand der Erfah­run­gen, die ich als Mit­glied der Grü­nen machen durf­te sowie aus der Beob­ach­tung der Akti­vi­tä­ten der Grü­nen in deren viel­fäl­ti­gen Regie­rungs­be­tei­li­gun­gen. Dazu hat unter ande­rem Sebas­ti­an zur Genü­ge was geschrieben.

    Zur Geschlech­ter­po­li­tik: Pira­ten bau­en kei­ne Reser­va­te. Weib­li­che Pira­ten haben sich aus­drück­lich dage­gen aus­ge­spro­chen und tun das immer wie­der. Außer­dem müss­ten wir Reser­va­te bau­en für:
    Hete­ro­se­xu­el­le Frauen
    Homo­se­xu­el­le Frauen
    Trans­se­xu­el­le Frauen
    Ase­xu­el­le Frauen
    Bise­xu­el­le Frauen
    Hete­ro­se­xu­el­le Männer
    Homo­se­xu­el­le Männer
    Trans­se­xu­el­le Männer
    Ase­xu­el­le Männer
    Bise­xu­el­le Männer

    Da ver­zich­ten wir lie­ber dar­auf, Men­schen nach ihrem Geschlecht zu iden­ti­fi­zie­ren (Das Datum wird bei uns nicht erho­ben, weder bio­lo­gi­sches noch gefühl­tes Geschlecht). 

    Hier ein sehr guter Arti­kel eines Pira­ten dazu http://technoprogressiverpirat.posterous.com/die-piratenpartei-von-gender-und-multitude der unse­re Ein­stel­lung Post­fe­mi­nis­mus nennt.

    Die in Chem­nitz beschlos­se­ne Grund­satz­po­si­tio­nen zu Que­er und Gen­der bit­te ich auch zu beach­ten http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2010.2/Protokoll_2#B25 Über­spit­ze Zusam­men­fas­sung: Leb‘, wie du es für rich­tig hälst, mit wen und soviel du (ihr) es für rich­tig hälst, wir hal­ten uns da raus und geben dir (euch) jeg­li­che Freiheitsgrade.

    Schö­nen Gruß
    Aleks

  16. Noch­mal, viel­leicht abschlies­send hier, bevor ich mei­ne Punk­te in mei­nem eige­nen Blog noch­mal zusammenfasse. 

    Ich hal­te es für einen Glücks­fall für die Pira­ten dass ihr genann­ten drei mit eurer Erfah­rung zu den Pira­ten gekom­men seid und will euch die poli­ti­sche Ver­gan­gen­heit nicht vor­wer­fen. (Was Kret­sch­mann angeht: Er selbst sag­te jüngst in Rot­ten­burg nicht zu Unrecht, dass die KHG in Stutt­gart-Hohen­heim damals noch weni­ger radi­ka­le Posi­tio­nen hat­te als der RCDS zur glei­chen Zeit in Ber­lin, man kann das also ruhig rela­ti­vie­ren) Nur wer selbst aus den Eta­blier­ten Par­tei­en kommt und dann den nicht nur im Ver­gleich unglaub­lich basis­de­mo­kra­ti­schen Grü­nen vor­wirft, sie hät­ten mit den eta­blier­ten Par­tei­en eta­blier­te Poli­tik gemacht, das ist ein Fall von the Pot cal­ling the Kett­le black: http://en.wikipedia.org/wiki/Pot_calling_the_kettle_black

    Rot-Grü­ne Jah­re – Tir­sa­les, du nimmst für dich in Anspruch dass du damals viel­leicht auch eine Wahr­neh­mungs­stö­rung in Bezug auf die CDU hat­test. Es wird dich hof­fent­lich freu­en, dass ich dir die­se auch in Bezug auf die Grü­nen zugestehe.

    Ich emp­feh­le zur Geschichts-Betrach­tung „Grü­ner Weg durch schwar­zes Land“ (Hrsg Win­ne Her­mann), „Der Bünd­nis-Fall“ (Hrsg Wer­ner Schulz) und „Die Zukunft der Grü­nen“ (Joa­chim Rasch­ke). Durch das wun­der­ba­re Inter­net und Book­Crossing kann mensch die ja alle kos­ten­los zu lesen bekom­men (dei­ne Stell­ver­tre­te­rin als Lan­de­s­pi­ra­ten-Vor­sit­zen­de, The­re­sa, erklärt dir sicher gern wie Book­Crossing geht)
    Die Grü­nen haben nicht nur per­so­nell einen ziem­li­chen Wan­del durch­ge­macht (frag Her­bert Rusche und Oswald Metz­ger). Vie­le Beschlüs­se der Rot-Grü­nen Zeit waren par­tei­in­tern sehr umstrit­ten, nicht nur Hartz4 in der Form und die Kriegs­ein­sät­ze. Vie­le gute Mit­glie­der, Akti­ve, sind damals im Streit aus­ge­tre­ten oder haben der Par­tei still­schwei­gend den Rücken gekehrt. 

    Die Grü­nen haben, auch durch die Initia­ti­ve der Grü­nen Jugend, die Regie­rungs­zeit trans­pa­rent auf­ge­ar­bei­tet, die Feh­ler dis­ku­tiert und benannt und in meh­re­ren auf­ein­an­der­fol­gen­den Par­tei­tags­be­schlüs­sen auch korrigiert.
    Das Per­so­nal­ta­bleau hat sich seit­her geän­dert, wir haben heu­te ganz ande­re Par­tei­vor­sit­zen­de im Land, ande­re Abge­ord­ne­te im Bund und ande­re Mehr­hei­ten auf den Par­tei­ta­gen. Es müs­sen sich nicht 50.000 Mit­glie­der ändern, damit die Grü­nen das rich­ti­ge beschlies­sen – wenn man die Beschlüs­se der letz­ten Jah­re nur mal zur Kennt­nis nimmt.

    Und wenn bei 2 Bun­des­vor­sit­zen­den 1 sich kri­tisch zu Wiki­leaks äus­sert ist es unehr­lich nur dar­auf zu zei­gen, da zugleich 1 sich klar für Wiki­leaks aus­ge­spro­chen hat – für mich zeigt das nur, dass wir ‑nach Josch­ka heu­te wie­der- eine leben­di­ge Dis­kus­si­ons­kul­tur in der Par­tei haben. 

    Ich bin für Basis­de­mo­kra­tie und hal­te die Mit­glieds­ver­samm­lun­gen auf Kreis‑, Lan­des- und Bun­des­ebe­ne bei der Grü­nen Jugend und den Pira­ten für eine basis­de­mo­kra­ti­sche Errun­gen­schaft, die man nicht leicht­hin für Dele­gier­ten­kon­fe­ren­zen auf­ge­ben soll­te – auch wenn es bei der GJ wie bei den Pira­ten, wie ich weiss, Men­schen gibt die das anders sehen. (Basis­de­mo­kra­tie und Liquid Demo­cra­cy kön­nen auch sehr müh­sam sein, klar, höre ich bei Euch ja auch deut­lich heraus.)

    Was die Fra­ge angeht ob Till, Jörg und ich für die Lan­des­par­tei (nicht) reprä­sen­ta­tiv sei­en – da kann ich Euch, Jörg und Sebas­ti­an, beru­hi­gen, dass wir da nicht am Rand ste­hen. Jörg Rupp war mehr­fach Bund­des­tags­kan­di­dat sei­nes Krei­ses und ist im Par­tei­rat des Lan­des­ver­bands, Till gestal­tet mit der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft WHT und als deren Spre­cher einen wesent­li­chen Teil der Poli­tik für die Wis­sens­ge­sell­schaft (und hat den sehr guten Beschluss des Lan­des­ver­bands zur Netz­po­li­tik mit­ge­stal­tet und vor­ge­stellt), ich habe nicht nur für die Grü­nen BaWü den Volks­zäh­lungs­boy­kott orga­ni­siert, ich bin heu­te als Vor­stand der Grü­nen Tübin­gen auch an einer wich­ti­gen Stel­le wo Grü­nee stark sind, ver­tre­te die Grü­nen BaWü seit Jah­ren und noch Jah­re auf Bun­des­ebe­ne in der BAG Euro­pa – und wer­de als Vor­sit­zen­der des Lan­des­el­tern­rats BaWü (LER) auch zu Bil­dung und Betreu­ung von Grü­nen gela­den und gehört. Am Land­tags­wahl­pro­gramm haben wir mitformuliert.
    Wir prä­gen, jeder an sei­ner Stel­le aber bis­wei­len auch gemein­sam, die­se Lan­des­par­tei durch­aus mit.

    Ich gön­ne den Pira­ten wirk­lich jede Stim­me all derer, für die die Grü­nen nicht wahl­bar sind. Ich wür­de mich auch freu­en, wenn es den Pira­ten gelän­ge, poli­tik­ver­dros­se­ne jun­ge und geis­tig jung­ge­blie­be­ne Men­schen in gros­ser Zahl für eine akti­ve Betei­li­gung in der Poli­tik zu bei­geis­tern. Dafür brau­chen die Pira­ten aber nicht nur 2% der Stim­men son­dern auch eine viel akti­ve­re Mit­glie­der­wer­bung on- und auch off­line in den nächs­ten Jah­ren. Kri­tik an ande­ren Par­tei­en, auch an den Grü­nen, wird euch nicht hel­fen Par­tei­en­ver­dros­se­ne für die Pira­ten zu wer­ben. Selbst­kri­tik dage­gen viel­leicht schon.

    @Jörg Post Scrip­tum: Es kann statt an uns Grü­nen auch dar­an lie­gen dass die Pira­ten kei­ne nen­nens­wer­te Rol­le in den Bünd­nis­part­nern spie­len. Nie­mand wür­de Akti­ve des VCD, des ADFC, von Pro­Bahn, von den Park­schüt­zern, von den Stutt­gar­ter Gemein­de­rä­ten gegen S21 oder von den „Inge­nieu­ren gegen S21“ des­halb vom Mikro fern­hal­ten weil die Per­son auch Pirat ist.
    Die Fra­ge die du stel­len soll­test ist also: War­um gelingt es den Pira­ten nicht, mehr Par­tei­lo­se im Akti­ons­bünd­nis für eine Mit­glied­schaft bei den Pira­ten zu begeis­tern? /WGW

  17. Oh, Kri­tik aus der Par­tei kam nach dem Regie­rungs­wech­sel. Das ist ziem­lich nor­mal, das sieht man nach jedem Regie­rungs­wech­sel. Was an der Regie­rung noch gut war, ist danach plötz­lich schlecht und andersrum.
    Aber das gilt ja auch für E10 ;) Das ist einer der Punk­te den ich mei­ne mit „ich glau­be euch kei­ne Wör­ter, nur Taten.“ 

    Und ja, ihr habt ande­re Par­tei­vor­sit­zen­de. Schau­en wir mal …
    * Clau­dia Roth … 2001 Bun­des­vor­sit­zen­de, der­zeit Bundesvorsitzende.
    * Cem Özd­emir – bis 2001 innen­po­li­ti­scher Spre­cher der Grü­nen Frak­ti­on – dann Rück­tritt wg. Spen­den und Bonus­mei­len-Affä­re, nicht aber wg. der innen­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen der Frak­ti­on. Heu­te Bundesvorsitzender
    * Stef­fi Lem­ke – seit 2002 poli­ti­sche Geschäfts­füh­re­rin der Grünen
    * Diet­mar Strehl – seit 1996 Schatz­meis­ter der Grünen

    Zuge­ge­ben – Mal­te Spitz war damals noch bei der Grü­nen Jugend und Astrid Rothe-Bein­lich auf Landesebene.

    Oder in der Frak­ti­on – Fritz Kuhn ist stell­ver­tre­ten­der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der und war zu Zei­ten der Rot/Grünen Regie­rung Fraktionsvorsitzender/Vorsitzender. Oder Rena­te Kün­ast die ehe­ma­li­ge Minis­te­rin und jet­zi­ge Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de. Oder Jür­gen Trit­tin etc

    Ja. die per­so­nel­len Ver­än­de­run­gen in der Bun­des­spit­ze sind beein­dru­ckend ;) Auch der Poli­tik­stil hat sich maß­geb­lich ver­än­dert, wie man bei­spiels­wei­se an dem Tweet von MdB Alex­an­der Bonde sieht “ @norberthense Pira­ten wäh­len = Map­pus unter­stüt­zen. Da hilft alles get­weete nix, so ist die har­te Rea­li­tät bei der Land­tags­wahl.“ https://twitter.com/alexbonde/status/44669870150909952

    @Wolfgang: ja, wir bräuch­ten eine akti­ve­re Mit­glie­der­wer­bung, kei­ne Fra­ge. Aber die wer­den wir auch noch in Angriff neh­men. Immer ein Schritt nach dem Anderen.

    Kri­tik an ande­ren Par­tei­en, auch an den Grü­nen, wird euch nicht hel­fen Par­tei­en­ver­dros­se­ne für die Pira­ten zu wer­ben. Selbst­kri­tik dage­gen viel­leicht schon.Dir ist klar, dass es die­se Dis­kus­si­on hier nur gibt, weil die Grü­nen eine Kam­pa­gne gegen die Pira­ten fah­ren? Die Selbst­kri­tik wür­de ich ger­ne auch von Dei­ner Par­tei sehen.

    Ansons­ten wür­de ich Dir emp­feh­len mal mit dem Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der Grü­nen in BaWü zum The­ma Pira­ten­par­tei zu reden.

  18. Dir ist klar, dass es die­se Dis­kus­si­on hier nur gibt, weil die Grü­nen eine Kam­pa­gne gegen die Pira­ten fahren?

    @Sebastian Nerz: Klingt da ein biss­chen pira­ti­sche Selbst­über­schät­zung durch? Dass Tim eine Serie zu ande­ren Par­tei­en macht, ich die­sen Arti­kel hier schrei­be und Alex Bonde kurz dar­auf ähn­li­ches tweetet (der von dir als unge­bühr­lich ver­link­te Tweet von ihm ist ja letzt­lich, in sei­ner Aus­sa­ge, nichts ande­res als die Kurz­fas­sung die­ses Arti­kels hier) – das sind ein paar ver­streu­te Ein­zel­ak­tio­nen. Für eine Kam­pa­gne der Par­tei sind uns – als Par­tei – die Pira­ten defi­ni­tiv nicht wich­tig genug. Ich als Ein­zel­per­son fin­de schon, dass es sin­nig wäre, genau wegen der aktu­el­len Patt-Situa­ti­on der Pira­ten­par­tei mehr Auf­merks­amt­keit zu schen­ken. Aber ’ne Kam­pa­gne – die sieht bei uns dann doch ein biss­chen anders aus.

  19. @Till: wenn an Grü­nen-Info­stän­den geschlos­sen Anti-Pira­ten-Paro­len skan­diert wer­den, eine gan­ze Rei­he von Grü­nen-Kan­di­da­ten und Abge­ord­ne­ten „aus tak­ti­schen Grün­den“* zum Nicht-Pira­ten-Wäh­len auf­ru­fen – ja, dann ist das eine Kampagne.

    *irgend­wie erin­nert mich die­se For­mu­lie­rung stark an eure „par­la­men­ta­ri­schen Zwän­ge“ beim JMStV.…

    Und was das Pirat_innen angeht: Solan­ge die Grü­nIn­nen sich mit sol­chen Wort­ver­ren­kun­gen beschäf­ti­gen, sind eure Abwer­be­ver­su­che bei den Pira­ten ziem­lich sinnlos ;-)

    Gruß
    Matthias

  20. @Aleks A.: Ich glau­be (als Athe­ist), dass da eine gan­ze Men­ge Selbst­täu­schung drin steckt. Wie vie­le der 10.000 Pira­ten-Mit­glie­der iden­ti­fi­zie­ren sich mit Post-Gen­der-Poli­tik – und wie vie­le (egal wel­chen Geschlechts) der Pira­tIn­nen fin­den das ein gutes Arran­ge­ment, weil sie sich mit Gen­der bei den Pira­ten nicht aus­ein­an­der­set­zen müs­sen und die klas­si­schen geschlechts­hier­ar­chi­schen Macht­struk­tu­ren, die es auch bei euch gibt, damit nicht in Fra­ge gestellt werden?

  21. um mal wie­der aus der für außen­ste­hen­de ermü­den­den dis­kus­si­on zwi­schen grü­nen und pira­ten raus­zu­kom­men (die m.E. vor allem über­ein­stim­mung die­ser bei­den ten­den­zi­ell bür­ger­li­chen par­tei­en doku­men­tiert): till hat – in der ergän­zung durch thd – offen­kun­dig recht, WENN man die prä­mis­se akzep­tiert, dass stim­men tak­tisch abge­ge­ben wer­den soll­ten und haupt­ziel ein regie­rungs­wech­sel ist. dann muss mensch die links­par­tei wäh­len, da auf deren hau­fen die meis­ten anti-regie­rungs­stim­men unre­prä­sen­tiert zu blei­ben drohen.
    wer hin­ge­gen nicht im sin­ne der regie­rungs­wech­sel-tak­tik abstim­men möch­te, wird hier nicht über­zeugt bzw. eigent­lich noch nicht ein­mal angesprochen.

  22. @MatthiasPirat: Dass es Hin­ter­grund­ma­te­ri­al über die kon­kur­rie­ren­den Par­tei­en inkl. der Pira­ten gibt, dass das unse­re Wahl­kämp­fe­rIn­nen zur Kennt­nis neh­men – was dar­an bit­te ist eine Kam­pa­gne? Oder machen wir Grü­ne auch eine Kam­pa­gne gegen die CDU (doch, das machen wir), die SPD (nö, oder?), die FDP (wäre mir nicht bekannt), die LINKE (naja) und die PBCÖDPBIGAUFETC? Wir nen­nen das Wahlkampf.

  23. Wenn jetzt schon Paro­len skan­die­ren­de Grü­ne am Pira­ten­in­fo­stand auf­tau­chen, muss man das natür­lich auch nicht Kam­pa­gne nen­nen;) Dann nen­nen wir es eben „Ner­ven­flat­tern.“ Mög­li­cher­wei­se, weil die Pla­kat­kam­pa­gne so miss­lun­gen ist ? 

    Macht jetzt halt mal Wahl­kampf.… ;) Viel Erfolg

  24. Wolf­gang G. Wettach: „muss doch ehr­li­cher­wei­se zuge­ben dass das eine völ­lig ande­re Situa­ti­on war“

    Natür­lich ver­ste­hen wir uns in vie­len Din­gen sehr gut. Aber. Es hat schon Grün­de war­um wir Pira­ten sind und kei­ne Grü­nen (oder X)…

    …ande­re Situa­tio­nen wie zum Beispiel:
    – Bio­me­tri­sche Merk­ma­le in Pässen?
    – Gro­ßer Lauschangriff?
    – Afghanistan?
    – Zugangs­er­schwe­rungs­ge­setz – Viel zu lan­ge kei­ne kla­re Posi­ti­on dage­gen, und Schwä­che gegen­über „AberDieKinder“-Agitation von v.d. Leyen…
    – JMStV – Zustim­mung trotz dage­gen sein?
    – Koh­le­kraft­werk Moor­burg – Zustim­mung trotz dage­gen sein?
    – Elb­ver­trie­fung – Zustim­mung trotz dage­gen sein?
    – Öffent­li­che För­der­gel­der für die EBS in Wies­ba­den – Zustim­mung trotz dage­gen sein?
    – Win­fried Her­mann (aus dem Trans­port­aus­schuss) fin­det die Anschaf­fung neu­er Regie­rungs­jets gut?
    – Wie­der­hol­te Özd­emir-Kri­tik an Wiki­leaks („eine Gren­ze über­schrit­ten, die unse­rer Demo­kra­tie ins­ge­samt nicht gut tut“)?
    – Peter Schaar for­dert Vor­rats­da­ten­spei­che­rung (unter dem neu­en Namen „Quick-Free­ze-Plus“).

    Und das sind nur eini­ge Bei­spie­le. Wenn ich die Zeit hät­te könn­te ich da noch ganz ande­re Saue­rei­en her­aus­su­chen. Es geht auch um ein Glaubwürdigkeitsproblem.

    Natür­lich habt ihr Leu­te mit sau­gu­ten Aktio­nen. Aber auch hun­dert­mal Mal­te Spitz kann es nicht auf­wie­gen, wenn ihr stän­dig sol­che Aktio­nen reisst.

    Wie weit wür­det ihr gehen? Wo zieht ihr die Gren­ze, wel­che Idea­le ihr für einen Koali­ti­ons­ver­trag opfern wür­det? Hmmm? Wo genau ist die Gren­ze? Wann wür­det ihr auf den Tisch hau­en und sagen „bis hier­her und nicht wei­ter“… Kann ein Koali­ti­ons­ver­trag so wich­tig sein, dass man dafür ele­men­ta­re Aspek­te des eige­nen Pro­gramms – und damit der eige­nen Glaub­wür­dig­keit – zuguns­ten einer Eini­gung ver­spielt? Klar seid ihr eine klei­ne Par­tei. Aber den­noch, ihr unter­grabt mit sol­chen Sachen 

    Ihr habt in Ham­burg als letz­te Amts­hand­lung noch den JMStV mit­ge­tra­gen, bevor ihr die Koali­ti­on been­det habt. Eigent­lich hät­te es anders her­um sein müs­sen, dass ihr die Koali­ti­on been­det, um nicht den Mist mit­be­schlie­ßen zu müs­sen – und das ist eine Saue­rei die man mir mal erklä­ren muss!

    Ihr agiert häu­fig tak­tisch und geht Kom­pro­mis­se ein, die mit eurem Pro­gramm unver­ein­bar sind. Somit seid ihr Teil des Glaub­wür­dig­keits­pro­blems der Politk.

    Poli­tik­wech­sel, wie wir ihn uns wün­schen, bedeu­tet nicht, ande­re Par­tei­en an die Macht zu befördern.

    (Und ein Satz am Schluss: WTF??? Wir sind doch nicht beim Akti­ons­bünd­nis zum Miglie­der­fi­schen! Gehts dann noch?)

  25. „Und das sind nur eini­ge Bei­spie­le. Wenn ich die Zeit hät­te könn­te ich da noch ganz ande­re Saue­rei­en her­aus­su­chen. Es geht auch um ein Glaubwürdigkeitsproblem.“

    Jetzt guck doch mal bei der SPD, die gibts schon 140 Jah­re. Da wirst Du sicher noch mehr Ent­schei­dun­gen fin­den, die Dir nicht pas­sen. So ist das eben, wenn man Regie­rungs­ver­ant­wor­tung über­nimmt. Da muss man han­deln, da kann man Feh­ler machen. Da kann man im Nach­hin­ein sehen, dass die­se oder jede Ent­schei­dung falsch war. Das ist ein geschicht­li­cher Mach­a­nis­mus und es geht jeder Par­tei so und es wird eines Tages auch den Pira­ten so gehen, wenn sie Regie­rungs­ver­ant­wor­tung übernehmen.

    Wie wärs, wenn man mal ein­fach Wahl­pro­gram­me und Ideen ver­glei­chen wür­de, statt ver­gan­ge­nes kon­kre­tes Han­deln mit irgend­wel­chen net­ten Ideen, die sich die Pira­ten neu­lich in ihrem Chat­room aus­ge­dacht haben?

  26. @Till
    Du hast ein­deu­tig den Link nicht ver­folgt, den ich i.S. Gen­der ein­ge­bracht habe. Sonst hät­test du im Pro­to­koll nach­le­sen kön­nen, dass die­se Grund­satz­po­si­tio­nen mit brei­ter Mehr­heit von der Basis beschlos­sen wurden.

    Mir wäre es ent­spre­chend lie­ber, wenn du weni­ger Glau­ben und mehr Tat­sa­chen in dei­ne Kom­men­ta­re ein­flie­ßen las­sen würdest.

    Schö­nen Gruß
    Aleks

  27. Ich fin­de es jetzt nicht für son­der­lich ziel­füh­rend, wenn sich Grü­ne und Pira­ten im Wahl­kampf gegen­sei­tig „anfein­den“ anstatt sich gemein­sam dar­um zu küm­mern, mög­lichst vie­le der Nicht­wäh­ler an die Urne zu brin­gen. Der Wahl­kampf ist in vol­len Tou­ren, die Abstim­mung hat über die Brief­wahl bereits begonnen. 

    Man soll­te jetzt zwi­schen den bei­den Par­tei­en nicht unnö­tig Unfrie­den stif­ten son­dern viel lie­ber zusam­men auf den Poli­tik­wech­sel hin­ar­bei­ten, damit Map­pus mit sei­ner Spätz­le-Con­nec­tion nicht noch mehr Unheil anrich­ten kann. 

    Bes­ten Gruß, Andena

  28. Ich den­ke, die Tak­tik der Grü­nI­Nen ist falsch, die Men­schen davon über­zeu­gen zu wol­len aus Rück­sicht auf unser demo­kra­ti­sches Sys­tem nicht die Pira­ten zu wäh­len, son­dern eher die Grü­nen. Das ist kein posi­ti­ver Ansatz, und auch kein demo­kra­ti­scher. Es wider­spricht eher mei­nem Demo­kra­ti­schen Gefühlt, zum einen mehr Mit­be­stim­mung der Bür­ger zu for­dern und gleich­zei­tig zu sagen: „Aber bit­te nur den Frak­ti­ons­star­ken Par­tei­en fol­gen“. Die­se Angst, die hier vor herrscht auch geschürt wird, ist ein schlech­ter Ratgeber.

    Die Grü­nen sind sich sicher, eine sehr gro­ße Schnitt­men­ge mit den Pira­ten zu haben – sie wer­den nicht müde, dies zu beto­nen. Das ist ja einer der Ansatz­punk­te, war­um die Grü­nen aktiv ver­su­chen, Wäh­lern von den Pira­ten abzu­ra­ten und für sich zu vereinnahmen.

    War­um die Sache denn nicht posi­tiv angehen:
    War­um ver­bün­den sich die Grü­nen nicht mit den Pira­ten? Man­chen mit Wer­bung für die Teil­nah­me der Bür­ger an der Poli­tik. War­um nicht für eine Win-Win-Situa­ti­on sor­gen, und sogar die Pira­ten durch die Grü­nen puschen?: Wenn die Pira­ten mit 5% ins Par­la­ment kom­men wür­den, wäre die Sache für Map­pus ein­deu­tig schwe­rer, als wenn die Grü­nen von den Pira­ten 1% abwer­ben. In Sum­me wären dann 2–3% mehr Map­pus nicht so wohl­ge­son­ne­ne im Parlament.

    Gera­de die Grü­nen sind doch die Par­tei mit der größ­ten Erfah­rung, wenn es dar­um geht, neue Bür­ger­be­we­gun­gen aufzugreifen.

    Bei den paar Punk­ten, bei denen die Grü­nen dann doch ande­rer Mei­nung sind als die Pira­ten, bei den Punk­ten dürf­ten sich die Grü­nen dann doch kaum vor den paar %% Gegen­stim­men der Pira­ten fürch­ten müssen.

    1. @filtor: Inter­es­san­ter Punkt – ich befürch­te aber, aus der Debat­te hier was ande­res als Grü­ne vs. Pira­ten zu machen, ist wenig aussichtsreich.

      @Aleks A.: Ich bin dem Link in der Tat nicht gefolgt, ich weiss aber, dass es um die (jet­zi­ge rela­tiv fort­schritt­li­che) Gen­der/­Que­er-Posi­ti­on eini­ges an Debat­ten im Vor­feld gab – und bin wei­ter­hin über­zeugt davon, dass die­se, ins­be­son­de­re als Ober­flä­chen­phä­no­men „Wir leh­nen Gleich­stel­lungs­maß­nah­men und das gro­ße I offen­siv ab, weil es Men­schen in Schub­la­den steckt“ zwar fort­schritt­lich inter­pre­tiert wer­den kann, aber eben auch Tür und Tor für anti­fe­mi­nis­ti­sche Posi­tio­nen und patri­ar­cha­le Behä­big­keit öff­net. Aber viel­leicht habe ich auch Vor­ur­tei­le über die PIRATEN und die dort orga­ni­sier­ten PiratInnen. 

      @Andena, Jür­gen Stem­ke: Ich bit­te dar­um, mei­ne Argu­men­ta­ti­on ganz oben zu lesen. Mir geht es nicht dar­um, Unfrie­den zu stif­ten (mei­ne Par­tei heißt übri­gens Bünd­nis 90/Die Grü­nen, Kurz­form GRÜNE, his­to­risch auch DIE GRÜNEN, und unse­re Mit­glie­der (da gibt es kein ‑in) hei­ßen Grü­ne (eben­falls ohne ‑in – weil’s halt kein gene­ri­sches Mas­ku­li­num ist, son­dern ein Wort, das in den meis­ten Fle­xi­ons­for­men männ­lich und weib­lich gleich lau­tet)), son­dern dar­um, dass es, wenn es unwahr­schein­lich ist, dass Pira­ten >5% kom­men, eben kei­ne Win-Win-Situa­ti­on ist, wenn Pira­ten dank einer grü­nen Wer­be­kam­pa­gne statt 2 dann 3% bekom­men, son­dern es lei­der so ist, dass der­zeit jede Stim­me für die Pira­ten rein rech­ne­risch eine für Map­pus ist. Bei der Lin­ken sieht das des­we­gen anders aus, weil die viel näher an der 5%-Hürde steht als ihr. Das alles ist kei­ne Aus­sa­ge dar­über, ob Pira­ten-Wäh­le­rIn­nen eher grün wäh­len oder nicht, und ob es inhalt­lich sehr gro­ße oder sehr klei­ne Dif­fe­ren­zen gibt, son­dern eine über die Hebel­ef­fek­te der 5%-Hürde, die bei Wahl­ent­schei­dun­gen mei­ner Mei­nung nach eben berück­sich­tigt wer­den soll­te. Noch­mal: ich (und da spre­che ich sicher auch für vie­le ande­re Grü­ne) fürch­te mich nicht davor, dass Pira­tIn­nen uns inhalt­lich Kon­kur­renz machen – da sehe ich durch­aus Vor­tei­le im Sin­ne eines Antrei­bens – son­dern davor, dass Pira­ten­stim­men bei die­ser Wahl dazu füh­ren, dass die his­to­risch bis­her ein­ma­li­ge Chan­ce, in BaWü eine progressive(re) Regie­rung zu bekom­men, ver­spielt wird. Und solan­ge es die 5%-Hürde gibt, ist es abso­lut berech­tigt, die­ses Gefühl zu äußern. (Und ja: die 5%-Hürde ist unde­mo­kra­tisch, aber das ändert nichts an ihrem Hebeleffekt.)

  29. „son­dern es lei­der so ist, dass der­zeit jede Stim­me für die Pira­ten rein rech­ne­risch eine für Map­pus ist.“

    Das trifft nur dann zu, wenn man annimmt, dass Pira­ten­wäh­ler, wür­den sie nicht Pira­ten wäh­len, SPD oder Grü­ne wähl­ten. Pira­ten­wäh­ler, die vor­her Nicht­wäh­ler waren oder CDU, FDP oder eine ande­re Par­tei gewählt haben, kom­men bei die­ser Über­le­gung nicht vor.

  30. Übri­gens müss­test Du die­se Über­le­gun­gen auch an die Wäh­ler der ÖDP rich­ten – die wäh­len ja auch eine Par­tei, die kei­ne Chan­ce hat, ins Par­la­ment zu kom­men. Und die Schnitt­men­gen mit den Grü­nen dürf­ten noch grö­ßer sein als bei den Piraten. :-)

  31. Sor­ry für den Druck­feh­ler – in mei­nem Text sind noch mehr davon. Ich mache den Feh­ler immer wie­der, Tex­te in klei­nen Fens­tern zu schrei­ben. Wie man hof­fent­lich am wei­te­ren Text erkennt war ich mir sonst über die Schreib­wei­se „Grü­nen“ einig.

    Wenn wir uns auf so einen Klein­krieg ein­las­sen wol­len, könn­te ich wie­der­holt auf­füh­ren, dass die Pira­ten die Pira­ten sind und nicht die Pira­tIn­nen oder Pirat_innen. Das haben die Pira­ten für sich so beschlos­sen, wie die Grü­nen beschlos­sen haben, dass die Grü­nen Grü­ne heis­sen – bringt uns aber auch nicht wei­ter, zeigt aber, dass Pro­ble­me beim gegen­sei­ti­gen Sprach­ver­ständ­nis durch­aus weit­rei­chen­de Aus­wir­kun­gen und Ein­flüs­se haben.

    Anmer­kung zur Gen­der-Pro­ble­ma­tik (Seufz, jetzt grei­fe ich das doch noch­mal auf):
    Die Grü­nen benach­tei­li­gen imho alle Genders.
    Die einen dür­fen nicht, weil sie den fal­schen Gen­der haben, den ande­ren haf­tet der Makel an, man kann ihnen nach­sa­gen, sie dürf­ten nur wegen ihres Gen­ders, die drit­ten haben das klas­si­che Pro­blem, dass sie sich für einen der Gen­der outen müs­sen, auch wenn sie sich dort nicht rich­tig fühlen. 

    Quo­ten­re­ge­lun­gen wider­spre­chen mei­nem Gerech­tig­keits­sinn und nach mei­nem Emp­fin­den GG Art 3(3) – mir ist aber sehr wohl bewusst, dass dies ein Ver­such ist, GG Art 3(2) umzu­set­zen, bzw. um für Gerech­tig­keit zu sor­gen. Hier kann man, wie man sieht, treff­lich strei­ten ob dies noch zeit­ge­mäß ist.

    Des Wei­te­ren gibt es, so wie ich das in der Fern­sicht mit­be­kom­me bei den Grü­nen nur 2 Gen­der: klas­sisch Mann und klas­sisch Frau. Alles ande­re und alles dazwi­schen hängt in der Luft, eben weil klas­si­fi­ziert wird. 

    Die Grü­nen wer­ben aktiv bei den Pira­ten um Mit­glie­der mit Zita­ten wie: „Du bist doch eine Frau, damit bekommst Du bei uns [den Grü­nen] garan­tiert ein Amt.“ – Und dann ver­steht der Grü­ne Mensch nicht, wenn er von der Dame eine rhe­to­ri­sche Ohr­fei­ge bekommt. 

    Auch die Logik mit der Din­ge begen­dert wer­den habe ich noch nicht begrif­fen. Zum Bei­spiel heißt es bei den Grü­nen: „Die Panik ist ein schlech­ter Rat­ge­ber“, der Leit­fa­den zur Kom­mu­nal­po­li­tik heißt aber Rageberin_web.pdf (übri­gens ein sehr gutes Doku­ment). Die Pro­ble­ma­tik treibt halt auch ihre Stil­blü­ten {;o)

    Ins­ge­samt wür­de ich das The­ma Gen­dern eher für lächer­lich hal­ten, wenn es nicht so ernst wäre.

    In Län­dern, in denen nicht gegen­dert wird ist die Inte­gra­ti­on von Frau­en in der Wirt­schaft zum Teil deut­lich wei­ter, als in Deutschand (nein, ich habe kei­ne Quel­len, ich ver­traue hier mei­nem Gedächt­nis­pro­to­koll – Gen­der ist kei­nes mei­ner eigent­li­chen The­men). Am Gen­dern kann es also nicht lie­gen. Ich den­ke eher im Gegen­teil, man soll­te bei den Geschlech­tern hier kei­nen zu gro­ßen Unter­schied machen. Der Klei­ne Unter­schied soll­te vor allem nur dann wich­tig sein, wenn es intim wird – und dann hat der Staat eh nix zu mel­den zu haben.

    Nicht Femi­nis­mus soll­te das Ziel sein, son­dern Huma­nis­mus in der tat­säch­li­chen Bedeu­tung des Wortes.

    Zurück zum Thema:
    Natür­lich kann ich die 5%-Argumentation sehr gut nach­voll­zie­hen, aber es ist unschön, damit auf die­se Wei­se auf Kon­fron­ta­ti­ons­kurs zu gehen, wie es eini­ge Grü­ne nun tun. Wider­spruch war hier zu erwarten.

    Ich hof­fe der Wech­sel klappt und es wäre klas­se, wenn zur nächs­ten Land­tags­wahl das Wahl­ver­fah­ren demo­kra­ti­scher wäre und Grü­ne und Pira­ten auch Din­ge zusam­men reißen.

    Ich den­ke wei­ter­hin, die Ener­gie wäre sinn­vol­ler ange­legt, wür­de man gemein­sam Bür­ger von der CDU und der FDP weg­ge­win­nen. Die Grü­nen fal­len bei den der­zei­ti­gen Umfra­gen mit Sicher­heit nicht auf Grund der Pira­ten zurück, denn sonst hät­ten die­se die 5%-Hürde sicher geschafft.

    PS: Die­ser Text wur­de mit einer Pira­tin abge­stimmt ;o)

  32. Wie kommt man übri­gens auf die Idee, dass die 5‑Pro­zent-Hür­de „unde­mo­kra­tisch“ sei?

    Das Gegen­teil ist ja der Fall: die 5‑Pro­zent-Hür­de _ermöglicht_ erst die reprä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tie. Sonst hät­te man näm­lich ein völ­lig zer­split­ter­tes und damit hand­lungs­un­fä­hi­ges Par­la­ment, das wahl­wei­se von Regie­rung oder von Kon­zer­nen als Spiel­ball miss­braucht würde.

  33. @Christian S.

    Wie man dar­auf kom­men kann, dass die 5%-Hürde unde­mo­kra­tisch ist – oder nicht ide­al, kann man Ansatz­wei­se u.a. auf Wiki­pe­dia nach­le­sen: http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnf-Prozent‑H%C3%BCrde#W.C3.BCrdigung_und_Kritik

    Da ste­hen auch eini­ge Ideen, wie man die­sen Umstand behe­ben könnte.

    Zudem ist die Hür­de bei Kom­mu­nal­wah­len oft nicht vor­han­den. Kom­mu­nal­par­la­men­te kön­nen schein­bar den­noch funktionieren.


    Noch ’ne ande­re blö­de Idee.. Ist jetzt zwar ohne­hin zu spät, aber: Hät­te man ein Wahl­bünd­nis schlie­ßen kön­nen? Qua­si einen Deal: Grü­ne und Pira­ten tre­ten als Bünd­nis an und die Pira­ten bekom­men dann bei Ein­zug eine ver­ein­bar­te Anzahl Sit­ze. Das wäre doch dann wirk­lich Win-Win, oder?

  34. Dan­ke für den Link!

    Zu Kom­mu­nal­wah­len tre­ten die Kleinst­par­tei­en ja glück­li­cher­wei­se fast nie an. Wo sie es tun (sie­he NRW), lei­det die Rats­ar­beit zumeist erheblich.

    Das ist schon gut so, wie es ist. Da müs­sen sich neue Par­tei­en erst ein­mal bewäh­ren. Das ist in Ordnung.

  35. @Till: Dei­ne Ant­wort auf mei­nen Kom­men­tar legt dar, was mich schon immer – auch wäh­rend mei­ner Mit­glied­schaft – an den Grü­nen gestört hat: Ideo­lo­gie und Glau­be vor Fak­ten und sach­li­che Politik.

    Ich lass dich in dei­nem Glau­ben, unser Ega­li­ta­ris­mus sei „patri­ar­cha­le Behä­big­keit“. Mei­ne Gesprä­che mit weib­li­chen Pira­ten haben mir die Sach­la­ge dargestellt.

    Schö­nen Gruß
    Aleks

  36. @Christian S.: Wie Du siehst, kann man da durch­aus unter­schied­li­cher Mei­nung sein. Aber ich erwar­te nicht, dass ein Ver­tre­ter einer Par­la­ments­par­tei­en das ver­steht oder akzeptiert.

    Die 5% Hür­de hat eini­ge Nach­tei­le. Zum Bei­spiel reicht es nicht, wenn eine Klein­par­tei 5% der Wäh­ler über­zeugt – das ist rela­tiv ein­fach und der Pira­ten­par­tei bereits gelun­gen. Sie muss es zudem noch schaf­fen, dass die Wäh­ler an eine Über­schrei­tung der 5% Hür­de glau­ben. Und da die Medi­en fast nur über Par­la­ments­par­tei­en berich­ten, Umfra­ge­insti­tu­te pri­mär nach Par­la­ments­par­tei­en fra­gen und die eta­blier­ten Par­tei­en alles tun um hier Zwei­fel zu streu­en … Die 5% Hür­de dient damit in ers­ter Linie den eta­blier­ten Par­tei­en zum Machterhalt. 

    Ich bin mir sehr sicher: Gäbe es nur eine 3%-Hürde wären Lin­ke und Pira­ten locker über 5%…

  37. Ahoi lie­be Grüne,

    ich möch­te an die­ser Stel­le auch noch mei­ne Mei­nung hin­ter­las­sen obwohl schon so ziehm­lich alles gesagt wur­de. Ich habe bei der letz­ten Land­tags­wahl die Grü­nen gewählt, bei die­ser wer­de ich ein Kan­di­dat der Pira­ten sein. Wie­so also habe ich mich von Euch abge­wandt und tre­te nun sogar selbst an (mit allen finan­zi­el­len und zeit­li­chen Auf­wen­dun­gen) anstatt nur mein pas­si­ves Wahl­recht auszuüben?

    Pro­gram­ma­tisch ste­hen die Pira­ten den Grü­nen sicher­lich sehr nahe, aus mei­ner Sicht sind nur die Schwer­punk­te anders gesetzt. Ihr habt den Schwer­punkt Umwelt der bei Euch alles ande­re über­wiegt, wir haben die Netz­po­li­tik und die Bür­ger­rech­te. Auch wir haben Umwelt­po­li­tik in unse­rem Pro­gramm und ihr natür­lich auch Netz­po­li­tik und Bür­ger­rech­te, doch wie heißt es so schön? Papier ist geduldig!

    Die Grü­nen haben in den letz­ten Jah­ren wie­der­holt gezeigt, was ihr Pro­gramm Wert ist. Natür­lich ist Atom­kraft kein Punkt in dem ihr mit Euch dis­ku­tie­ren lasst, ist schließ­lich Euer Schwer­punkt. Aber unter wel­cher Regie­rung wur­den doch gleich die Harz-Geset­ze beschlos­sen? Und wel­che Par­tei­en haben Bun­des­weit dem neu­en Jugend­schutz­ge­setz zuge­stimmt obwohl zumin­dest ihr wuß­tet, dass es hand­werk­li­cher Müll ist? Gut dass es in NRW par­tei­tak­ti­sche Grün­de gab sich doch noch dage­gen auszusprechen…

    Ihr Grü­nen wart die Pira­ten der 80er-Jah­re und ihr habt SEHR VIEL bewegt in der deut­schen Poli­tik. Ihr habt Euch auch in eini­gen Punk­ten zum Vor­teil ver­än­dert, sonst hät­te ich Euch das letz­te mal nicht gewählt, aber lei­der habt ihr Euch auch in eini­gen Punk­ten so sehr dem alten poli­ti­schen Sys­tem ange­passt, dass ich zu der Über­zeu­gung gekom­men bin, dass mei­ne Stim­me für Euch nichts ändern wür­de. Oh klar, Map­pus wäre wahr­schein­li­cher Weg als wenn ich mei­ne Stim­me den Pira­ten gäbe und was dann? Einen SPD- oder Grü­nen-Minis­ter­prä­si­den­ten der im Bun­des­rat aus „par­tei­po­li­ti­schen Grün­den“ für Netz­sper­ren stim­men läßt? Das wür­de mei­nen Über­zeu­gun­gen ein­fach nicht ent­spre­chen, also KANN ich Euch nicht wäh­len ohne mich höchst­wahr­schein­lich hin­ter­her 5 Jah­re zu ärgern.

    47% der Wäh­ler sind beim letz­ten mal nicht zur Wahl gegan­gen und viel­leicht schaf­fen wir es 5% davon zu über­zeu­gen die Pira­ten zu wäh­len. In dem Fall hät­tet ihr einen Ver­bün­de­ten im Par­la­ment der zum gro­ßen Teil auf Eurer Wel­len­län­ge liegt. Viel­leicht schaf­fen wir es auch nicht, was scha­de wäre. Aber wenn wir eben nur 3% oder 4% heißt das eben nicht, dass die statt des­sen Grün gewählt hät­ten, denn sie wer­den so oder so ihre Grün­de haben Oran­ge statt Grün zu wäh­len – z.B. die, die ich auch habe.

    Noch ein letz­tes Wort: Damit, auf der 5%-Hürde rum­zu­rei­ten, bedient ihr Euch den sel­ben Argu­men­ten wie es einst die CDU, die SPD und FDP gegen­über den Grü­nen in deren Anfangs­zeit. Euch das läßt Rück­schlüs­se über die Ent­wick­lung zu wel­che die Grü­nen durch­ge­macht haben – und die sind nicht Positiv…

  38. @Christian S.: Klar rich­tet sich die­ser Text genau­so an Wäh­le­rIn­nen der ÖDP, der DKP, der „Fami­li­en­par­tei“ oder der „Vio­let­ten“. Nur hal­te ich die alle­samt quan­ti­ta­tiv für viel weni­ger rele­vant als die Pira­ten­par­tei. Und er wür­de sich auch an die LINKE rich­ten, wenn die­se ein biss­chen schlech­ter dastün­de, als sie es jetzt tut.

    5%-Hürde unde­mo­kra­tisch: Defi­ni­tiv! Ich den­ke eben­so wie Sebas­ti­an, dass klei­ne­re Par­tei­en bei z.B. einer 3%-Hürde deut­lich bes­ser abschnei­den wür­den. Dass es auch ohne 5%-Hürde geht, zeigt nicht nur die Kom­mu­nal­po­li­tik (hier in Frei­burg waren das z.B. bei den letz­ten Stadt­rats­wah­len unge­fähr ein Dut­zend Lis­ten, die zur Wahl ange­tre­ten sind, im Stadt­rat sit­zen trotz­dem nur sie­ben Frak­tio­nen – z.T., weil Lis­ten zu wenig Stim­men bekom­men haben, um einen Sitz zu erlan­gen, z.T., weil es nach der Wahl zu Zusam­men­schlüs­sen kam). Die Angst vor einem zer­split­ter­ten Par­la­ment tei­le ich jeden­falls nicht – ein Anreiz dage­gen könn­te z.B. eine Hür­de für die Frak­ti­ons­bil­dung sein.

  39. (Bin gera­de unter­bro­chen wor­den, des­we­gen hier weiter:)

    Noch­mal zum The­ma 5%-Hürde unde­mo­kra­tisch: was ich dar­an unde­mo­kra­tisch fin­de, gera­de auch unter dem Fokus „reprä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tie“ ist die Tat­sa­che, dass die 5%-Hürde (eben­so wie wei­te­re Wahl­rechts­de­tails) dazu bei­tra­gen kann, dass die Ver­tei­lung der Stim­men auf bestimm­te Anlie­gen und Posi­tio­nen ande­re Mehr­hei­ten ergibt als es nach­her im Par­la­ment „reprä­sen­tier­te“ Mehr­hei­ten sind. Dass ist ja auch mei­ne Befürch­tung bei die­ser Wahl. (Damit mei­ne ich übri­gens nicht, dass Pira­ten-Wäh­le­rIn­nen auto­ma­tisch grün wäh­len wür­den, auch wenn eini­ge das so ver­ste­hen wollen).

    Gen­der-Debat­te (to whom it may con­cern): Ich glau­be nicht, dass wir da jetzt zusam­men­kom­men. Es gibt in der Tat bei den Grü­nen ein biss­chen die Ten­denz zur Rei­fi­ka­ti­on der Zwei­ge­schlecht­lich­keit, die mich auch nervt – aber auch da sind wir bes­ser gewor­den (vgl. das Gen­der-Kapi­tel im Land­tags­wahl­pro­gramm, dass zwar stel­len­wei­se immer noch „Män­ner sind …“, „Frau­en sind …“ als Hin­ter­grund hat, aber doch auch dar­auf ein­geht, dass bestimm­te Struk­tu­ren bestimm­te Lebens­wei­sen dis­kri­mi­nie­ren, und zwar unab­hän­gig vom bio­lo­gi­schen Geschlecht. Dass es bei den Pira­ten ein paar wirk­lich pro­gres­si­ve Leu­te in die­ser Hin­sicht gibt, weiss ich – ich sehe aber, gera­de auch wenn ich mir die hoch­not­pein­li­che Befra­gung rund um die letz­ten oder vor­letz­ten Bun­des­vor­stands­wah­len noch­mal in Erin­ne­rung rufe, vie­le, die ich eben sehr klar inner­halb der hete­ro­nor­ma­ti­ven Matrix/Präferenzposition ver­or­ten würde. 

    Zum The­ma: Bünd­nis vor der Wahl (@Jürgen Stem­ke) – hät­te ich gut gefun­den, ist natür­lich bei der Land­tags­wahl fast nicht zu machen, weil es ja kei­ne Lan­des­lis­te gibt, son­dern jeder Kreis­ver­band selbst auf­stellt – da einen Platz für eine Pira­tin oder einen Pira­ten zu garan­tie­ren ist noch um eini­ges unsi­che­rer als bei Lan­des­lis­ten­auf­stel­lun­gen (und auch da ist es letzt­lich ja doch so, dass die Mitglieder/Delegierten der antre­ten­den Par­tei – Grü­ne – ent­schei­den, ob der Pirat oder die Pira­tin jetzt mit auf die Lis­te darf oder nicht, und es im Vor­feld kei­ne Garan­tien geben kann). In ande­ren euro­päi­schen Län­dern ist das teil­wei­se einfacher. 

    Stim­men für Map­pus: Natür­lich stim­men Men­schen, die für die Pira­ten­par­tei ihre Stim­me abge­ge­ben, nicht für Map­pus – „dank“ 5%-Hürde hat die­se Stimm­ab­ga­be aber mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit die­sen Effekt (para­do­xer­wei­se vor allem bei den­je­ni­gen, die sonst SPD, Grü­ne, LINKE wäh­len wür­den, die also gegen Map­pus sind, wäh­rend Men­schen mit einer Zweit­prä­fe­renz für die CDU oder die FDP (also für Map­pus, wenn ich das jetzt hier so krass ver­ein­fa­chen darf) mit einer Stim­me für die Pira­ten­par­tei rich­tig lie­gen). Kon­train­tui­tiv, aber mei­ner Mei­nung nach nicht von der Hand zu weisen.

    Nicht­wäh­le­rIn­nen: Bin ich sehr skep­tisch, dass neue Par­tei­en Nicht­wäh­le­rIn­nen über­zeu­gen, ken­ne aber die Sta­tis­ti­ken dazu nicht.

    Anpas­sung: Schlagt mich, aber auch da bin ich extrem skep­tisch. Natür­lich hat die Insti­tu­tio­na­li­sie­rung und „Ver­staat­li­chung“ der Grü­nen auch dazu bei­getra­gen, Par­la­men­te und deren Logi­ken zu ver­än­dern – noch viel mas­si­ver hat aber die Logik der Par­la­men­te etc. die Grü­nen (als Par­tei und als Indi­vi­du­en) ver­än­dert. Die Dia­gno­se ist sicher rich­tig. Nur bin ich über­zeugt davon, dass das mit einer über län­ge­re Zeit „erfolg­rei­chen“ ande­ren Par­tei eben­so funk­tio­niert – soll­ten also ent­ge­gen all mei­ner Pro­gno­sen Pira­ten in den Land­tag von BaWü ein­zie­hen und da auch noch Teil einer Koali­ti­on wer­den, bin ich gespannt, wie „pira­tig“ die MdLs dann in fünf Jah­ren noch sind. Neue Par­tei­en zu grün­den, die sich dann neu anpas­sen kön­nen, scheint mir nicht der rich­ti­ge Weg zu sein, um die Ein­flüs­se des Par­la­men­ta­ris­mus auf poli­ti­sche Ein­stel­lun­gen und Prak­ti­ken zu verändern.

  40. Ohne das Bünd­nis 90 wel­ches ihr Grü­nen assi­mi­liert habt wärt ihr heut­zu­ta­ge genau­so mit der 5% Hür­de am hadern wie die ande­ren klei­nen Parteien.
    Wenn 1980 und 1983 die Wäh­ler sich gesagt hät­ten ach die grü­nen die kom­men doch eh nicht über 5% und hät­ten das klei­ne­re Übel gewählt in der 2‑Parteienlandschaft mit Wet­ter­fähn­chen FDP.
    Eure inners­ten grund­sät­ze habt ihr spä­tes­tens 1999 mit dem ers­ten Völ­ker­echst­wid­ri­gen Angriffs­krieg aus­ge­hend von Deutsch­land mit­be­schlos­sen, die Umwelt­po­li­tik starb mit den weich­ge­spül­ten Lauf­zeit­ver­trä­gen die eine Schwarz-gel­be Mer­kel-regie­rung mit einem Feder­strich nich­tig machen konn­te, wenn ihr als Regie­rungs­par­tei euer Hand­werk rich­tig gemacht hät­tet wäre die­ser Feder­strich nicht mög­lich gewe­sen, die Bür­ger­be­tei­li­gung habt ihr nicht mehr ver­folgt und die Ideen des Bünd­nis 90 sind nicht ver­tieft wor­den und dien­ten euch nur zum Wei­ter­le­ben in der Parteienlandschaft.
    Vom mit­tra­gen der HARTZ-IV Geset­ze oder der Aus­wei­tung der Zeit­ar­beit in eurer Regie­rungs­be­tei­li­gung im Bund muß ich jetzt nicht auch noch anfangen?
    Eure Grün­dungs­mit­glie­der sind sofern sie etwas Mehr als nur eine Wir­bel­säu­le hat­ten aus­ge­tre­ten und haben Platz für Ses­sel­kle­ber und Wäh­ler­ver­rä­tern gemacht.

    Die Par­tei die ich wäh­len wer­de, deren namen behal­te ich für mich, noch haben wir ein wahlgeheimnis.Die Grü­nen sind es auf jeden Fall nicht.

  41. @juergenstehmke
    die idee mit wahl­bünd­nis­sen funk­tio­niert in bawue nicht – hängt mit unse­rem Wahl­sys­tem zusam­men, das kei­ne Lan­des­lis­ten kennt. Bei der Euro­pa­wahl (eine Bun­des­lis­te) wäre so etwas denk­bar, dass man z.B. einen Pira­ten auf einen siche­ren Lis­ten­platz absi­chert. Neben den Pro­ble­men der Nomi­nie­rung, die Till anspricht: Kom­pli­ziert wäre da dann aber die Ver­tei­lung der Gel­der aus der Parteienfinanzierung.

    Zum The­ma 5%-Hürde (@christians): Ich glau­be nicht, dass die Sta­bi­li­tät einer reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie die­ser bedarf. Um die Arbeits­fä­hig­keit der Par­la­men­te zu ermög­li­chen, gibt es ja auch ande­re Mecha­nis­men (Frak­ti­ons­sta­tus, Ver­tei­lung der Aus­schuß­sit­ze usw.), um dafür zu sor­gen, dass sich dann nach der Wahl Frak­ti­ons­ge­mein­schaf­ten bil­den. In Frei­burg haben wir z.B. 9 im Gemein­de­rat ver­tre­te­ne Gru­pie­run­gen, die sich in 5 Frak­ti­ons­ge­mein­schaf­ten und einer Grup­pe orga­ni­siert haben. Auch im Euro­pa­par­la­ment bil­den sich ja Frak­tio­nen aus ganz unter­schied­li­chen Grup­pie­run­gen. Feh­len aller­dings sol­che Mecha­nis­men, wird es schwierig…
    Was man aber z.B. in Frei­burg sieht, ist dass ohne eine 5%-Hürde Sin­gle-Issue-Grup­pie­run­gen ver­stärkt in den Rat kom­men (Frau­en­lis­te, Jugend­lis­te, Kul­tur­lis­te). Die­se Grup­pie­run­gen haben oft kein Pro­gramm über ihr Sin­gle-issue hin­aus. Das emp­fin­de ich schon als pro­ble­ma­tisch, weil ein Groß­teil der Kom­mu­nal­po­li­tik sich nur ganz ent­fernt um die­se Sin­gleis­sues dreht.

  42. Till,

    ich glau­be, dass ihr Grü­nen Deutsch­land alles in allem gut getan habt. Und ich den­ke, dass wir Pira­ten Deutsch­land genau­so gut tun kön­nen. Wie gesagt, wir haben ja auch jetzt schon viel kon­kre­tes bei den eta­blier­ten Par­tei­en bewirkt, für das es vor­her ein­fach kei­nen der­ar­ti­gen Kon­kur­renz­druck bzw. The­ma­ti­sie­rung gab… 

    Und wenn ich euren Selbst­ver­rat (s.o.) beme­cke­re, dann nicht weil ich euch nicht mag, son­dern im gegen­teil, weil ich euch noch an höhe­ren Maß­stä­ben mes­se als die meis­ten ande­ren Parteien.

    Und noch­mal, ich hof­fe ernst­haft ihr ver­schwen­det nicht den Wahl­kampf damit irgend­wie den Leu­ten die Pira­ten madig zu machen, anstatt euch ver­stärkt auf die Nicht­wäh­ler zu konzentrieren.

    Wenn wir uns den Leu­ten gegen­sei­tig madig machen, mit wel­chen Argu­men­ten auch immer, wer­den wir am Ende bei­de ver­lie­ren (Grü­ne, Pira­ten)… Mit­un­ter dar­um ver­mei­de ich ja auch bewusst das Par­tei­en-Hick­hack auf Info­stän­den und kon­zen­trie­re mich auf unse­re The­men und Ideen.

    Böse gesagt: Map­pus reibt sich die Hän­de wenn wir jetzt auch noch anfan­gen uns unter­ein­an­der hier zu hau­en. Womög­lich dann als nächs­tes ein schlech­ter Umfra­ge­wert der Lin­ken, dann triffts die auch noch, und dann rutscht irgend­wem was blö­des raus und dann haut ihr euch mit der SPD und die Uni­on kann den klei­nen Schus­ter-zweist gekonnt run­ter­spie­len und macht einen auf star­ke geein­te Kraft, die einer wir­ren Opo­si­ti­on gegen­über­steht. Und dann hel­fen euch auch evtl. von den Pira­ten abge­zwick­te Pro­mil­le nix mehr ;-)

  43. Zum Wahl­bünd­nis: So ein Wahl­bünd­nis wür­de auch in BaWü gehen.

    Z.B. könn­te man in den Krei­sen den Kan­di­da­ten und den Ersatz­kan­di­da­ten mit der jeweils ande­ren Par­tei beset­zen. Wenn es dann um den Ein­zug geht, tre­ten die ent­spre­chen­den Kan­di­da­ten zurück, so dass am Ende die ver­ein­bar­te Mischung bleibt.

    Erfor­dert natür­lich hohes Ver­trau­en und Dis­zi­plin, aber wäre ein coo­ler Coup um zu zei­gen: „die 5%-Hürde kann legal umgan­gen wer­den“. Das wäre mal eine rich­tig pira­ti­sche Aktion :)

    Natür­lich müss­te das eine ein­ma­li­ge Akti­on blei­ben, aber wenn man wirk­lich woll­te, gin­ge das. Hilft nun aber nicht wei­ter, außer die Grü­nen wür­den Dop­pel­mit­glied­schaf­ten erlau­ben und es gäbe einen Weg, nicht auf­ge­stell­te Kan­di­da­ten nach der Wahl in den Land­tag zu brin­gen. – Und die Basis der bei­den Par­tei­en müss­te ja auch noch befragt werden. 

    Ins­ge­samt fin­de ich die Idee cool, aber sie bräuch­te wohl 6 bis 12 Mon­te Vor­lauf­zeit – und ich hal­te es nicht für rea­lis­tisch, das man so einen Deal machen würde.

  44. @juergen
    wie geschrie­ben: in bwaue steht das wahl­recht ent­ge­gen. das pro­blem: vie­le ein­zel­ak­teu­re (wahl­kreis­ver­sam­mun­gen), deren ver­stös­se gegen abspra­chen nicht sank­tio­nier­bar wären und die alle­samt natür­lich eigen­in­ter­es­sen haben… des­halb glau­be ich, dass der­lei eigent­lich nur bei einer Bun­des­lis­te wie bei der Eurpo­wahl geht. Bei der Bun­des­tags­wahl gibt es das Pro­blem mit den Lan­des­lis­ten: Wel­cher Lan­des­ver­band wür­de was abge­ben, wel­cher nicht…

  45. @Jörg Tauss: Sag­te ich schon, dass ein Pro­blem, dass ich mit den Pira­ten habe, deren Selbst­über­schät­zung ist? Das Forum, das jetzt abge­schal­tet wur­de, hat bei uns poli­tisch nie eine Rol­le gespielt. Da fin­de ich es ehr­li­cher, es nicht zu betrei­ben (und auf ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge zu set­zen). Ich sehe auch (noch?) kei­nen gro­ßen Auf­schrei – mei­ne Ein­schät­zung: es gibt nur weni­ge, die ein Online­fo­rum als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­weg in/zur Par­tei ver­mis­sen. Dass die Pira­ten­par­tei ver­sucht, dar­aus jetzt eine Ele­fan­ten­mü­cke zu bas­teln, ist typisch.

    [Nach­trag: Ich habe hier mal schnell was dazu geschrie­ben – Foren sind blöd!]

  46. @Jürgen: Was Tim sagt, vor allem aber steckt da ja auch eine Demo­kra­tie­fra­ge dahin­ter. Ich fin­de das Land­tags­wahl­sys­tem in BaWü oft ärger­lich, weil die Kan­di­da­tIn­nen-Auf­stel­lung von der loka­len Par­tei­ba­sis ent­schie­den wird. Aber eigent­lich ist das natür­lich demo­kra­ti­scher als eine Wahl von Lis­ten auf Dele­gier­ten­kon­fe­ren­zen. Mich stört es, weil jede Form der expli­zi­ten oder impli­zi­ten Quo­tie­rung (z.B. nach Geschlecht, aber auch nach bestimm­ten Fach­the­men) damit erschwert wird bzw. unmög­lich wird. Aber eben auch eine Quo­tie­rung „Grün, Grün, Grün, Grün, Pira­tIn“ ist damit nicht mög­lich. Weil es demo­kra­ti­scher ist.

  47. Hi Till,

    dan­ke für Dei­ne Ant­wort (#44) auf mei­ne Jam­me­rei (#41). Auch wenn ich das Gefühl habe, Du woll­test mir selbst Tak­tie­re­rei vorwerfen.

    Mei­ne Haupt­aus­sa­ge war (und ist): Ich hal­te das Par­tei­en­wahl­sys­tem für unzeit­ge­mäß, nicht ziel­füh­rend und ins­ge­samt frus­trie­rend. Dass man es auf die Schnel­le nicht ändern oder gar erset­zen kann, ist mir klar. Aber ich den­ke schon, dass es ande­re Sys­te­me gibt, die die­se Tak­tie­re­rei min­dern oder gar aus­schlie­ßen kön­nen, indem man selbst(!) unmit­tel­bar für oder gegen eine Sache stimmt oder Alter­na­ti­ven ein­brin­gen oder Modi­fi­zie­run­gen vor­neh­men kann. Es kann sein, dass die Mehr­heit der Deut­schen das nicht so sieht. Es kann aber genau­so­gut sein, dass sich die Mehr­heit gar kei­ne Gedan­ken über Alter­na­ti­ve Sys­te­me macht.

    Ich fin­de es ist Zeit das mal anzu­ge­hen! Damit jeder(!) end­lich seine/ihre Ego­schie­ne fah­ren kann. ;)

    Ich lese hier nicht wirk­lich mit (das wäre mir zu zeit­auf­wen­dig), fin­de die Kom­men­tar­mög­lich­keit aber (wie #49) eine net­tes Angebot!

    Grü­ße

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