Über nervende Unstetigkeiten des Wahlsystems

bild-wahlomat-bw2Unge­fäh­re* Distanz der Posi­tio­nen ein­zel­ner Par­tei­en zuein­an­der (laut Aus­wer­tung der Wahl-o-Mat-Ant­wor­ten für die Land­tags­wahl in Baden-Würt­tem­berg 2011), Grö­ße der Krei­se gibt pro­gnos­ti­zier­te Wahl­er­geb­nis­se wie­der. Für mich eine schö­ne Illus­tra­ti­on der The­se, dass die Wahl von Kleinst­par­tei­en zu einem gewis­sen Grad durch die Wahl grö­ße­rer Par­tei­en sub­sti­tu­ier­bar ist. 

Quel­le der Abbil­dung: andena17 bei Libri Logi­corum, mit freund­li­cher Geneh­mi­gung [ein­ge­fügt um 16:02].

 

Auch wenn es jetzt sicher sofort wie­der heißt, dass es sich hier­bei um die Arro­ganz einer eta­blier­ten Par­tei han­deln wür­de, und dass ich als Grü­ner – also als Mit­glied einer Par­tei, der Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jah­re eben trotz der Argu­men­te der SPD der Sprung von der außer­par­la­men­ta­ri­schen Bewe­gung in die Par­la­men­te gelun­gen ist – damit irgend­wie ganz beson­ders arro­gant argu­men­tie­ren wür­de, muss ich doch noch­mal die Fak­ten auf­zäh­len, die mich dazu brin­gen, von der Wahl von Par­tei­en abzu­ra­ten, die nicht annä­hernd auf 5% kom­men. Über die­se Fak­ten kön­nen wir ger­ne diskutieren.

1. Die 5%-Hürde ist unge­recht, weil sie dazu führt, dass ein nicht uner­heb­li­cher Teil an Wäh­le­rIn­nen-Stim­men bei der Berück­sich­ti­gung der Par­la­ments­zu­sam­men­set­zung kei­ne Rol­le spielt, und so dazu bei­tra­gen kann, dass die par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit kei­ne Mehr­heit der Wäh­le­rIn­nen repräsentiert.

2. Bei der Wahl zum baden-würt­tem­ber­gi­schen Land­tag gilt die 5%-Hürde.

3. Der­zei­ti­ge Umfra­ge­wer­te sehen rela­tiv sta­bil ein Patt zwi­schen Schwarz-Gelb und Rot-Grün/­Grün-Rot. Auf­grund des Wahl­sys­tems (CDU-Direkt­man­da­te, Über­hang­man­da­te etc.) bedeu­tet dies der­zeit eine höhe­re Wahr­schein­lich­keit dafür, dass Schwarz-Gelb fort­ge­führt wird. Etwas ändern wür­de sich dar­an, wenn Grü­ne bzw. SPD gegen­über CDU bzw. FDP in den letz­ten Wochen noch ein­mal deut­lich zule­gen, oder wenn die LINKE (der­zeit bei 4% gehan­delt) den Sprung in den Land­tag schafft.

4. Jen­seits von CDU, Grü­nen, SPD, FDP und evtl. der LINKEN gibt es kei­ne Par­tei, die reel­le Chan­cen hat, die 5%-Hürde zu über­win­den. Ich schät­ze das Poten­zi­al der Pira­ten – auch nach den letz­ten Wah­len – auf etwa 2 bis 3% ein, die rechts­extre­men Par­tei­en sind glück­li­cher­wei­se rela­tiv vie­le, so dass kei­ne allei­ne über 5% kom­men wird, und ödp, Vio­let­te etc. lie­gen ver­mut­lich noch unter dem Ergeb­nis der Piraten.

5. Es macht einen Unter­schied, ob in Baden-Würt­tem­berg Schwarz-Gelb mit Map­pus wei­ter­re­giert, oder ob es zu einem Poli­tik­wech­sel mit Rot-Grün oder Grün-Rot kommt. 

5.a Mit Poli­tik­wech­sel mei­ne ich damit vor allem das in den Pro­gram­men bei­der Par­tei­en – auch als Leh­re aus Stutt­gart 21 – recht groß geschrie­be­ne Inter­es­se dar­an, direk­te Demo­kra­tie aus­zu­bau­en und poli­ti­sche Pro­zes­se par­ti­zi­pa­ti­ver zu gestalten.

5.b Aber auch sub­stan­ti­ell wür­de sich eini­ges ändern, wenn die CDU die Macht ver­lie­ren wür­de – da lässt sich fast jedes Poli­tik­feld von der Ener­gie­po­li­tik über die Ver­kehrs­po­li­tik bis zur Bil­dungs­po­li­tik heranziehen. 

6. Die oben auf­ge­führ­ten Argu­men­te (Exis­tenz der 5%-Hürde, Chan­ce auf einen Poli­tik­wech­sel, schlech­te Chan­cen der Kleinst­par­tei­en sowie Patt-Situa­ti­on und damit eine hohe Rele­vanz jeder ein­zel­nen Stim­me für das Wahl­er­geb­nis) machen es wich­ti­ger als bei ande­ren Wah­len, dass Wäh­le­rIn­nen sich (auch wenn das ger­ne als „tak­ti­sches Wäh­len“ ver­un­glimpft wird) Gedan­ken über die Risi­ken und Neben­wir­kun­gen ihrer Stimm­ab­ga­be machen. 

Aus mei­ner Per­spek­ti­ve heißt das: weil es bei die­ser Wahl auf jede Stim­me ankommt, ist es um eini­ges sinn­vol­ler, Grü­ne, SPD oder LINKE zu wäh­len, als die eige­ne Stim­me für eine Par­tei abzu­ge­ben, die die 5%-Hürde nicht über­sprin­gen wird. Ich fin­de die Pira­ten durch­aus sym­pa­thisch (auch wenn sie sehr schnell gelernt haben, Büro­kra­tie­de­bat­ten ins Extre­me ver­grö­ßert zu füh­ren, und wenn ihre Vor­stel­lung, dass alle ande­ren Par­tei­en ganz furcht­bar sind, für mich etwas rea­li­täts­fern klingt – weder haben die Pira­ten Netz­po­li­tik oder die For­de­rung nach Bür­ger­be­tei­li­gung erfun­den, noch ent­spre­chen ande­re Par­tei­en den Kari­ka­tu­ren, die Pira­ten ger­ne von ihnen zeichnen). 

7. Gegen­ar­gu­ment: Klu­ge Wäh­le­rIn­nen z.B. der rech­ten Split­ter­par­tei­en und der rechts­extre­men Par­tei­en müss­ten letzt­lich genau die­se Gedan­ken nach­voll­zie­hen und dann halt doch CDU wäh­len statt REP oder PBC. Damit wür­de sich letzt­lich das unter „Sons­ti­ge“ ste­hen­de Poten­zi­al, wenn alle tak­tisch wäh­len wür­den, rela­tiv gleich­mä­ßig auf grö­ße­re Lager ver­tei­len, wes­we­gen es dann eh egal ist.

Ich hal­te das für falsch, weil ich die Wäh­le­rIn­nen von Pira­ten und ande­ren eher pro­gres­si­ven Kleinst­par­tei­en ten­den­zi­ell für ver­nünf­ti­ger hal­te als rech­te Pro­test­wäh­le­rIn­nen. Viel­leicht liegt ich damit falsch, aber ich fin­de, dass es den Ver­such wert ist, hier zu über­zeu­gen (natür­lich heißt das letzt­lich auch: auch inhalt­lich über­zeu­gend klar­zu­ma­chen, dass es mit Grü­nen und SPD tat­säch­lich eine bes­se­re Poli­tik in BaWü als mit CDU und FDP geben würde).

8. Gegen­ar­gu­ment: Die viel­be­schwo­re­ne Eigen­stän­dig­keit, bzw. anders gedreht die (von Pira­ten etc. ger­ne geschür­te Angst), dass eine Stim­me für Grün letzt­lich doch eine Stim­me für eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on sein könn­te (sel­bes Spiel mit der SPD und einer „gro­ßen“ Koali­ti­on). Hier fän­de ich es in der Tat sinn­voll, wenn die aus mei­ner Sicht fak­tisch bestehen­de inhalt­li­che Basis, die eine schwarz-grü­ne Koali­ti­on in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode aus­schließt, auch zu einer for­ma­len Fest­stel­lung die­ser Dif­fe­renz füh­ren wür­de. Letzt­lich ist das das „umge­kehr­te“ Risi­ko bei der Wahl einer „gro­ßen“ Par­tei. Ich hal­te es für weit­aus gerin­ger als das Risi­ko, mit der Wahl einer pro­gres­si­ven Kleinst­par­tei zum Erhalt des Sta­tus quo bei­zu­tra­gen – das mögen aber ande­re anders sehen. (Neben­bei: und natür­lich macht es einen Unter­schied, für wel­che der grö­ße­ren Par­tei­en eine Stim­me für den Poli­tik­wech­sel abge­ge­ben wird – aber das füh­re ich jetzt nicht aus).

War­um blog­ge ich das? Zur Ord­nung der Gedan­ken, und weil ich dann ein­fach auf die­sen Blog­ein­trag ver­wei­sen kann, statt all die Argu­men­te jedes­mal wie­der ein­zeln durch­zu­kau­en. Und: jede Wahl ist anders – wenn die Mehr­hei­ten der Lager deut­li­cher sind, fällt das Wäh­len von Kleinst­par­tei­en deut­lich weni­ger ins Gewicht. Aber die­se Wahl ist eben die­se Wahl, bei der sich in Baden-Würt­tem­berg zum ers­ten Mal seit lan­gem tat­säch­lich etwas ändern könn­te. Dass das nicht klappt – davor habe ich Angst. Nicht davor, dass die Pira­ten irgend­wann zu einer eta­blier­ten Kon­kur­renz­par­tei wer­den (das hal­te ich der­zeit für unwahrscheinlich).

* Mir ist das Ver­fah­ren, mit dem hier Distan­zen (aus Kor­re­la­tio­nen der Posi­tio­nen her­aus ent­wi­ckelt) in einen zwei­di­men­sio­na­len Raum umge­setzt wur­den, nicht ganz klar – wenn ich die im oben ver­link­ten Blog­ein­trag ange­führ­ten Tabel­len mit Zah­len­wer­ten zu den Distan­zen rich­tig lese, dann stim­men die Abstän­de der Krei­se von­ein­an­der nur so ungefähr.

112 Antworten auf „Über nervende Unstetigkeiten des Wahlsystems“

  1. „Die 5%-Hürde ist ungerecht“

    Kann sein. Sie ist aber sinn­voll. Ich will kein Par­la­ment mit 15 Miniparteien.

    Zum Rest: das stimmt, wenn man einen Poli­tik­wech­sel will.

    Wenn man jedoch als Unter­stüt­zer einer Kleinst­par­tei eben die­se Kleinst­par­tei unter­stüt­zen will, dann inter­es­siert man sich pri­mär für die Unter­stüt­zung die­ser Kleinst­par­tei und nicht für den in der Tat drin­gend not­wen­di­gen Politikwechsel.

  2. Etwas aka­de­mi­scher: schon inter­es­sant, wie die Teil­nah­me einer poli­ti­schen Grup­pie­rung (Bewe­gung, Lob­by, wasauch­im­mer) am Par­tei­en­sys­tem dazu führt, dass bestimm­te Logi­ken durch­ge­setzt wer­den – dass z.B. der par­ti­ku­la­re Anspruch auf Teil­ha­be an der Par­tei­en­fi­nan­zie­rung plötz­lich Gewicht gewin­nen kann gegen­über einem ins­ge­samt gege­be­nen poli­ti­schen Inter­es­se. Anders gesagt: was wür­den poli­tisch unzu­frie­de­ne „Neti­zens“ etc. machen, wenn sie sich als Ver­band orga­ni­siert hät­ten, es aber kei­ne Par­tei­or­ga­ni­sa­ti­on gäbe? Evtl. erfolg­rei­che­re Lob­by­ar­beit in eta­blier­te Par­tei­en hin­ein – und ratio­na­le­re Wahl­ent­schei­dun­gen in der Abwä­gung zwi­schen Par­tei­en­fi­nan­zie­rung und Politikwechsel.

  3. Dass sich hin­sicht­lich Netz­po­li­tik da wenig getan hat, mag für die SPD gel­ten :-P – bei uns war es die Netz­be­we­gung, die in die Par­tei hin­ein Inter­es­se geweckt hat bzw. exis­tie­ren­de netz­pol. Akti­ve in der Par­tei stär­ker mit Bedeu­tung ver­se­hen hat, nicht erst das Wahl­er­geb­nis der Pira­ten. Kon­tra­fak­ti­sches Gedan­ken­ex­pe­ri­ment: wenn die Pira­ten nicht zur Bun­des­tags­wahl ange­tre­ten wären, es aber eine star­ke Kam­pa­gne „Wählt Par­tei X, weil die in der Netz­po­li­tik ganz vor­ne ste­hen“ gege­ben hät­te – das wäre doch sehr ähn­lich im Effekt gewe­sen, oder?

  4. Hal­lo Till,

    Wenn es die Pira­ten­par­tei vor der Bun­des­tags­wahl 2009 nicht gege­ben hät­te, dann wäre ich einer der­je­ni­gen gewe­sen, die 2009 eine sol­che Par­tei gegrün­det hätten!

    Das als ers­ter Kom­men­tar auf dei­nen Kom­men­tar. Ich schau mal ob ich dazu kom­me auf den Inhalt des eigent­li­chen Bei­trags einen Kom­men­tar zu schrei­ben oder ob dies gar nicht mehr nötig ist.

    Es ist spät, auch Pira­ten gehen Nachts ins Bett. ;-)

    Gute Nacht
    webrebell

  5. Stimmt alles, was Du schreibst, Till. Aber um noch­mal auf die Geschich­te zu kom­men: In der Anfangs­zeit der Grü­nen war die SPD pro­gram­ma­tisch abso­lut kei­ne Alter­na­ti­ve. In exis­ten­ti­el­len Fra­gen wie Atom­po­li­tik und Frie­dens­po­li­tik war die SPD nicht nur nicht glaub­wür­dig, son­dern auch pro­gram­ma­tisch anders auf­ge­stellt als die dama­li­gen Grü­nen. Man müss­te mal einen his­to­ri­schen Wahl-O-Maten basteln…
    Zu Punkt 7: Wenn man sich die aktu­el­len Wahl-O-Mat-Ergeb­nis­se mal anschaut, so fällt auf, dass bestimm­te Par­tei­en pro­gram­ma­tisch nahe bei ein­an­der ste­hen. In die­sem Arti­kel ist das schön aus­ge­führt: http://logicorum.wordpress.com/2011/03/03/piraten-im-landle/
    Für die Wäh­le­rIn­nen der rech­ten Par­tei­en ist der Schritt zum klei­ne­ren Übel also ein ver­gleichs­wei­se viel grö­ße­rer als für die Anhän­ge­rIn­nen von ödp, Lin­ken, Pira­ten usw.
    Zu Punkt 8: Da die inhalt­li­che Dif­fe­renz ver­gleichs­wei­se gering ist, rücken eben ande­re Argu­men­te in den Mit­tel­punkt wie Koali­ti­ons­fra­gen und ver­meint­li­che Glaubwürdigkeit/Unglaubwürdigkeit. Klein­par­tei­en haben den Vor­teil, dass sie bis­lang nie das Pro­blem hat­ten, mit ande­ren Par­tei­en gemein­sam trag­ba­re Lösun­gen fin­den zu müs­sen, was eben auch bedeu­ten kann, die eige­ne Pro­gram­ma­tik nicht zu 100% durch­zu­set­zen. Die Demo­kra­tie beruht aber auf Inter­es­sen­aus­gleich und es ist manch­mal wich­ti­ger und rich­ti­ger für eine Gesell­schaft nicht die rich­ti­ge Posi­ti­on mit knap­per Mehr­heit durchzudrücken.

  6. Ich kann Dei­ne Argu­men­ta­ti­on gut nach­voll­zie­hen und den­ke ganz ähn­lich, wes­halb ich auch seit zwölf Jah­ren ent­we­der SPD oder Grü­ne wäh­le. Um aber die ent­täusch­ten Nicht­wäh­ler oder Pro­test­wäh­ler links von rot/grün bzw die liber­tä­ren Pira­ten zu über­zeu­gen, müss­test Du etwas wei­ter ausholen. 

    Denn wenn man sich so in den ent­spre­chen­den Blogs und Foren umschaut, wird dort 

    1) ange­zwei­felt, dass es einen Unter­schied zwi­schen rot/grün und schwarz/gelb gibt. Für vie­le ist das alles das glei­che Ver­rä­ter­pack. Wenn man dann etwas nach­bohrt, wird teil­wei­se schon zuge­ge­ben, dass es klei­ne Unter­schie­de gibt, aber es wird 

    2) das Prin­zip des „klei­ne­ren Übels“ abge­lehnt, nach dem man bei Wahl­ent­schei­dun­gen eine Par­tei wäh­len müss­te, die die eige­nen Wün­sche nicht eins zu eins umsetzt, son­dern immer die­je­ni­ge, die die meis­ten Über­sein­stim­mun­gen aufweist. 

    Aber den Leu­ten klar zu machen, dass reprä­sen­ta­ti­ve Demo­krag­tie zwangs­wei­se immer auf die Wahl des klei­ne­ren Übels hin­aus­läuft, scheint mir fast unmög­lich. Ich ver­wei­se dann ger­ne auf das Mehr­heits­wahl­recht in den USA und sage: schaut euch das an, da haben die Lin­ken immer nur die Wahl zwi­schen Demo­kra­ten wäh­len und nicht-wäh­len. Wenn sie nicht wäh­len, kom­men die Repu­bli­ka­ner ran und machen alles nur noch schlimmer. 

    Da ist viel offen­sicht­li­cher, dass man die Lücke zwi­schen Ide­al und Real­po­li­tik eben immer aus­hal­ten und an ste­ti­gen, klei­nen Ver­bes­e­r­un­gen arbei­ten muss (Und dass man die Dis­kus­si­on dann auch umstel­lem muss von „alles scheis­se“ auf „ist nicht dies oder jenes eine gute idee?“)

    Aber die­se Erkennt­nis fällt nach mei­nen Beob­ach­tun­gen gera­de in der deut­schen linksaußen/libertären poli­ti­schen Blog­go­sphä­re vie­len ganz schön schwer. Sie for­dert näm­lich die Akzep­tanz einer nur teil­wei­se gestalt­ba­ren Welt, in der nicht alles Übel von der Bös­ar­tig­keit unse­rer Poli­ti­ker kommt, son­dern von real­po­li­ti­schen Limi­ta­tio­nen des Sys­tems und des mensch­li­chen Zusam­men­le­bens inge­samt und dass es in der Poli­tik oft nicht die wahl zwi­schen einer guten und einer schlech­ten Lösung gibt son­dern zwi­schen einer schlech­ten und einer sehr schlechten…

  7. @Jan: Das ent­spricht ganz gut dem, was ich auch erle­be, und du hast recht – die Dia­lek­tik aus „das Sys­tem schlecht fin­den und es (von außen) ver­än­dern wol­len“ und „trotz­dem zu ver­su­chen, im Sys­tem das best­mög­li­che zu errei­chen“ fehlt hier. Ist aber ein gro­ßes Fass.

  8. Aber den Leu­ten klar zu machen, dass reprä­sen­ta­ti­ve Demo­krag­tie zwangs­wei­se immer auf die Wahl des klei­ne­ren Übels hin­aus­läuft, scheint mir fast unmög­lich. Ich ver­wei­se dann ger­ne auf das Mehr­heits­wahl­recht in den USA und sage: schaut euch das an, da haben die Lin­ken immer nur die Wahl zwi­schen Demo­kra­ten wäh­len und nicht-wäh­len. Wenn sie nicht wäh­len, kom­men die Repu­bli­ka­ner ran und machen alles nur noch schlimmer.

    Das ist ein gro­ßer Unter­schied und ein Ver­gleich mit Äpfeln und Bir­nen. In den USA hat man durch die Art des Wahl­rech­tes nie eine ande­re Möglichkeit.

    Die Wahl des klei­ne­ren Übels muss kei­ne Zufrie­den­heit erzeu­gen. Man­che las­sen daher das Wäh­len ganz blei­ben was all­ge­mein als Kri­se eben die­ser ein­ge­schränk­ten Wahl­mög­lich­keit (und der Demo­kra­tie bei uns) ange­se­hen wird. Ich wäre daher vor­sich­tig. Es sind die­se ein­ge­schränk­ten Wahl­mög­lich­kei­ten oder eher die Mas­se die­ser „Übel“ wel­che auch den Grü­nen damals auf­ge­hol­fen hatte.

    Irgend­wann mag der Wäh­ler sich das Dra­ma nicht mehr anse­hen. Und man kann nicht sagen das es inner­halb der letz­ten 20 Jah­re sich, unter gleich wel­cher Kon­stel­la­ti­on auch immer, wirk­lich gebes­sert hät­te. Und das feh­len fast jeg­li­chen Erfol­ges führt irgend­wann ein­mal zu einer star­ken Reak­ti­on. Euro­pa­weit pro­fi­tie­ren davon seit Jah­ren Rechtspopulisten.

    Wir kön­nen viel­leicht ein­mal (unge­ach­tet der Prä­fe­ren­zen und Pro­gno­sen) froh sein wenn bei uns die Pira­ten das Ven­til wären. So weit weg schie­ben wür­de ich das an Eurer Stel­le nicht.

    Grü­ße
    ALOA – der auch aus die­sem Grund zum ers­ten dre­cki­gen Dut­zend der Pira­ten gehört hat

  9. Ich habe es schon in der Ver­gan­gen­heit gesagt, und ich sage es noch­mal: Die Fünf-Pro­zent-Hür­de soll­te kei­ner­lei Ein­fluss auf Wahl­ent­schei­dun­gen haben. Wenn sie dazu führt, dass jemand eine Par­tei wählt, die für ihn eigent­lich nur zwei­te Wahl ist, wäre sie allein des­we­gen unde­mo­kra­tisch und müss­te sofort abge­schafft werden.

    Davon abge­se­hen fin­de ich die­se Anti-Pira­ten­par­tei-Rhe­to­rik der BW-Grü­nen unwür­dig und ent­täu­schend. Ihr wollt eine „bür­ger­li­che“ Mehr­heit ver­hin­dern, also kämpft um Stim­men der „bür­ger­li­chen“ Wähler.

    1. @A.S.: Naja, die 5%-Hürde hat doch wohl fak­tisch Ein­fluss auf Wahl­ent­schei­dun­gen, oder? Und aus mei­ner Sicht (nota bene: auch die Argu­men­ta­ti­on gegen die Pira­ten­par­tei hier ist mein Ding und kei­ne irgend­wie offi­zi­el­le Äuße­rung der baden-würt­tem­ber­gi­schen Grü­nen) ist die 5%-Hürde unde­mo­kra­tisch. Und müss­te abge­schafft wer­den. Nur: aktu­ell ist sie da. Sie zu igno­rie­ren, mag die Wahl­ent­schei­dung „rei­ner“ machen – kann aber nicht inten­dier­te Neben­ef­fek­te haben. Men­schen sind in der Lage, sol­che Effek­te in ihr Han­deln „ein­zu­kal­ku­lie­ren“ – und soll­ten das mei­ner Mei­nung nach tun. Und dann ist es bei die­ser Wahl für jemand, der das Ziel eines Poli­tik­wech­sels teilt, eben mit einem hohen Risi­ko behaf­tet, die­ses Ziel nicht zu errei­chen, Pira­ten­par­tei zu wäh­len. Oder etwa nicht?

      Zum Kampf um die „bür­ger­li­chen“ Wäh­le­rIn­nen. Fin­de ich in meh­re­re Hin­sicht schwie­rig. Ers­tens, weil „bür­ger­lich“ so eine schwam­mi­ge Kate­go­rie ist, und weil ich glau­be, dass vie­le unse­rer grü­nen Anhän­ge­rIn­nen sich selbst längst (oder schon immer) als Teil des Bür­ger­tums sehen. Und zwei­tens, weil – das macht die LINKE in ihrem Wer­be­spot schön deut­lich – es in Baden-Würt­tem­berg, den aktu­el­len Umfra­gen zu Fol­ge, eben eigent­lich gar kei­ne „bür­ger­li­che“ Mehr­heit gibt (wenn damit mal CDU, FDP und wei­ter rechts ste­hen­de Par­tei­en gemeint sind). Neh­men wir die letz­te Umfra­ge. Da kom­men CDU und FDP auf zusam­men 46%. SPD, Grü­ne und LINKE kom­men zusam­men auf 50%. Sons­ti­ge sind nicht ange­ge­ben, wären aber rech­ne­risch 4% – wenn von denen 2% auf Pira­ten und die DKP ent­fal­len, und die ande­ren 2% auf rech­te Split­ter­par­tei­en, sind wir bei 48% „bür­ger­lich-kon­ser­va­tiv“ und 52% „pro­gres­siv“ (sofern die­se Lager-Labels irgend­ei­nen Sinn machen – da kann, sie­he @aloa5 – natür­lich drü­ber dis­ku­tiert werden).

      So. Also 52%, im Sin­ne einer Mehr­heits­de­mo­kra­tie fast schon ein sat­tes Plus, für einen Poli­tik­wech­sel nach links. Mit genau den sel­ben Zah­len, der 5%-Hürde und den Ver­zer­run­gen durch die Berech­nung der Aus­gleichs­man­da­te für Über­hang-Direkt­man­da­te in den vier Regie­rungs­be­zir­ken wird dar­aus aber eine Mehr­heit an Sit­zen im Par­la­ment für CDU und FDP. Und genau des­we­gen kommt es eben auch auf die – nach die­ser Umfra­ge – 4% LIN­KE-Wäh­le­rIn­nen und die 2% Pira­ten-Wäh­le­rIn­nen an. Bei den Lin­ken sehe ich eine reel­le Chan­ce, dass aus den 4% nach­her 5,01% wer­den – aber auch das ist ziem­lich ris­kant. Bei den Pira­ten (der DKP, der ödp, …) sehe ich abso­lut kei­ne Chan­ce, dass aus den 2% nach­her 5% wer­den. Und genau des­we­gen sind Stim­men für die­se Par­tei­en bei die­ser Wahl fak­tisch Stim­men für Mappus.

  10. @Till: Wäre die letz­te Kon­se­quenz Dei­nes Plä­doy­ers für „Wäh­len für den Wech­sel“ nicht ein Wahl­auf­ruf für die Lin­ke? Nicht, dass ich dazu grö­ße­re Lust hät­te – aber eine Ver­hin­de­rung einer schwarz-gel­ben Mehr­heit hal­te ich ins­be­son­de­re ange­sichts der Über­hangs­man­da­te-Fra­ge ohne die Lin­ke jen­seits der 5% für reich­lich unrealistisch…
    Und so ehr­lich müss­te man dann als Grü­ner schon sein, wenn man ande­re vom „taktisch“-Wählen über­zeu­gen will, oder? Sonst erschie­ne mir die Argu­men­ta­ti­on reich­lich bequem & verkürzt. 

    @Tim: Wie hat es denn die ödp bei Dir bit­te aus dem rech­ten Lager geschafft…?

  11. @aloa

    „Irgend­wann mag der Wäh­ler sich das Dra­ma nicht mehr anse­hen. Und man kann nicht sagen das es inner­halb der letz­ten 20 Jah­re sich, unter gleich wel­cher Kon­stel­la­ti­on auch immer, wirk­lich gebes­sert hätte.“

    Aber auch nicht wesent­lich ver­schlech­tert. Ist wohl alles auch eine Fra­ge der Wahr­neh­mung. Und oft kann ich ein­fach mei­nen Ein­druck von Deutsch­land nicht mit der Rhe­to­rik von links­au­ßen zusam­men­be­kom­men. Die Lin­ke (in ganz Euro­pa und auch USA) ist halt meis­tens damit beschäf­tigt, das erreich­te Niveau an Sozi­al­staat irgend­wie gegen Angrif­fe von rechts zu ver­tei­di­gen. Das mag lang­wei­lig sein, ist aber oft schwer genug. 

    Oder schau Dir die Öko­lo­gie an: Schon kleins­te Aktio­nen wie ein paar Cent Öko­steu­er oder neue Glüh­bir­nen (oder vege­ta­ri­sche Gerich­te in der Kan­ti­ne ;-) ver­ur­sa­chen ein Rie­sen­thea­ter. Es gibt ein­fach Gren­zen des mög­li­chen Fort­schrit­tes auf vie­len Berei­chen in kur­zer Zeit. Und oft ist der sta­tus quo eben das Maxi­mum, was gera­de erreicht wer­den kann. Leider.

    Noch was ande­res: Falls die­se Wahlomat-Ana­ly­se, die Tim erwähn­te, von Dir ist: super inter­es­sant und eine tol­le idee.

    A pro­pos Wahlomat: Beim Wahlomat kommt bei mir immer Links­par­tei raus… ich bin trotz­dem in der SPD, ein­fach aus die­ser Dia­lek­tik her­aus, die ich ver­sucht habe zu beschrei­ben und weil ich nichts vom Sek­ti­rer­tum halte :)

  12. @aloa
    es gibt kei­ner­lei Hin­wei­se dar­auf, dass aus­ge­rech­net die Pira­ten bis­he­ri­ge Nicht­wäh­ler inte­grie­ren. Inter­es­sant fin­de ich den Ver­weis auf rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en, die ja z.B. im Ham­burg immer mal wie­der Erfol­ge zu ver­zeich­nen hat­ten. Da gibt es in der Tat Par­al­le­len. Ich erin­ne­re mich z.B. noch an die Statt­par­tei, die in den 90ern in die Bür­ger­schaft gewählt wur­de und sich dann auch rasch in ganz Deutsch­land ver­brei­te­te und auch hier in BaWue teil­wei­se an den Kom­mu­nal­wah­len teil­nahm. Auch die­se Par­tei woll­te ideo­lo­gie­freie Sach­po­li­tik betreiben.
    Ich per­sön­lich glau­be nicht, dass die Pira­ten zum Ven­til für ent­täusch­te Nicht­wäh­le­rIn­nen tau­gen, denn inhalt­lich ist der Abstand zu den ande­ren Par­tei­en zu gering. Und der Blick in die Geschich­te der BRD und ande­rer Län­der zeigt, dass für eine dau­er­haf­te Eta­blie­rung einer neu­en Par­tei Ent­täu­schung über ande­re Par­tei­en allei­ne nicht aus­reicht (des­halb sind Schill­par­tei, Statt­par­tei, Repu­bli­ka­ner usw. alle­samt wie­der zu Klein­par­tei­en geschrumpft), son­dern auch das Beset­zen wich­ti­ger, von den eta­blier­ten Par­tei­en nicht inte­grier­ter poli­ti­scher Posi­tio­nen sowie cha­ris­ma­ti­sches Füh­rungs­per­so­nal dazu­kom­men müs­sen. Den inhalt­li­chen Knal­ler, der sie von Grü­nen, Lin­ken, SPD abhe­ben wür­de, sehe ich bei den Pira­ten nicht und Per­so­nal, das die nicht­in­te­grier­ten Nicht­wäh­ler zu Haus begeis­tern kann, auch nicht.

  13. Aus rein ratio­na­ler Sicht ist für linke/linkslibertäre Wäh­le­rIn­nen die Wahl von Grü­nen, Lin­ken und SPD die ein­zi­ge logi­sche Schluss­fol­ge­rung für einen Politikwechsel.
    Letzt­lich hat jedoch Chris­ti­an recht:

    Die ein­zi­ge Mög­lich­keit die Wäh­le­rIn­nen von Kleinst­par­tei­en zur Wahl einer der drei oben genann­ten Par­tei­en zu über­zeu­gen, ist deren Pro­gram­ma­tik auf­zu­grei­fen, wodurch den Kleinst­par­tei­en die Allein­stel­lungs­merk­ma­le genom­men wer­den. Sobald eine inhalt­li­che Über­ein­stel­lung erreicht wird und die Ent­schei­dung für eine der bei­den Par­tei­en kei­nen inhalt­li­chen Unter­schied macht, erst dann wer­den bei sol­chen Wäh­le­rIn­nen wahl­tak­ti­sche Ent­schei­dun­gen rele­vant. Wie weit eine völ­li­ge Über­ein­stim­mung zu errei­chen ist und wie sinn­voll sie wäre, ist mehr als fraglich.

    Eine gewis­se Annä­he­rung an pirat­li­che „Hoheits­ge­wäs­ser“ fin­det zumin­dest schon bei den Grü­nen statt, sie­he der Aus­bau des netz­po­li­ti­schen Stand­fu­ßes seit der Europawahl/Bundestagswahl 2009.

  14. Nach­dem das Blog jetzt wie­der da zu sein scheint (nicht alle auf ein­mal, bit­te …), kann ich was zur Fra­ge von @thd danach, ob es dann nicht eigent­lich eine grü­ne Wahl­emp­feh­lung für die LINKE geben müss­te. Eine Wahl­emp­feh­lung sicher nicht – ers­tens haben wir kei­ne Stim­me zu ver­schen­ken, und zwei­tens wäh­len die Wäh­le­rIn­nen das, was sie wol­len und sind nicht „Eigen­tum“ einer Par­tei. Da wäre es mehr als ver­mes­sen, da irgend­wel­che Vor­schrif­ten im Sin­ne einer Wahl­emp­feh­lung machen zu wol­len (wes­we­gen sich, neben­bei, mei­ne Argu­men­ta­ti­on oben letzt­lich auch poten­zi­el­le Wäh­le­rIn­nen der Pira­ten rich­tet und nicht an die Piratenpartei). 

    Aber: tak­tisch gese­hen soll­ten wir als Grü­ne uns tat­säch­lich dar­auf kon­zen­trie­ren, noch unent­schlos­se­ne Wäh­le­rIn­nen (von mir aus auch aus dem „bür­ger­li­chen Lager“, aber eben auch die vie­len, die noch nicht wis­sen, ob und wenn ja wen sie wäh­len) für uns zu gewin­nen, und kei­nen dezi­dier­ten Wahl­kampf gegen die LINKE machen.

  15. @thd
    damit kein miß­ver­ständ­nis auf­kommt: die ödp ist im wahl-o-maten näher an den „lin­ken par­tei­en“, vgl. den von mir oben ange­ge­be­nen link. anders aus­ge­drückt: die fra­ge, ob ein poten­ti­el­ler ödp-wäh­ler eher grün als schwarz wäh­len wür­de, ist für die fra­ge­stel­lung hier rele­vant, weni­ger wo man die ödp ideo­lo­gisch tat­säch­lich ver­or­ten sollte.
    Was „wahl­auf­ruf für die lin­ken“ anbe­langt: Da gebe ich dir recht. Aller­dings glau­be ich, dass in die­sem Fall die SPD in eine gro­ße Koali­ti­on geht. Womit zwar Map­pus viel­leicht weg­wä­re, die CDU aber immer noch an der Regierung…

  16. @Till: Ich glau­be da hast Du mich miss­ver­stan­den – ich habe zu kei­nem Zeit­punkt gesagt, die „Par­tei der Grü­nen“ soll­te einen Wahl­auf­ruf zuguns­ten der Lin­ken machen – die Fra­ge rich­te­te sich tat­säch­lich an Dich als Per­son (und, ja: Grü­ner – immer­hin könn­te man Dir unter­stel­len, mit einem Über­zeu­gungs­ver­such in rich­tung „SPD, Grü­ne oder Lin­ke“, ohne­hin nur eige­ne *partei*politische Inter­es­sen zu verfolgen).
    Und – das ist ja eine schon fast bös­ar­ti­ge Unter­stel­lung – auch ich betrach­te Wäh­le­rIn­nen nicht als „Eigen­tum“ oder „Manö­vrier­mas­se“ – immer­hin bist Du es, der hier (wie ich fin­de: völ­lig zuläs­si­ger­wei­se) argu­men­ta­tiv zur Nicht-Wahl einer bestimm­ten Par­tei und zur Wahl ande­rer Par­tei­en auf­for­dert – und zwar mit dem Argu­ment „Poli­tik­wech­sel ermög­li­chen“. Mei­ne (pro­vo­kan­te) Fra­ge war allein, ob *Dein* Auf­ruf, kon­se­quent die­ses Argu­ment zu Ende füh­rend, eben gera­de nicht hei­ßen dürf­te „Lie­be Pira­tIn­nen, dann wählt Lin­ke, Grü­ne oder SPD“, son­dern: „Lie­be Pira­tIn­nen, dann wählt die Linke“.
    Was das natür­lich auch auf­zeigt: Die völ­li­ge Los­lö­sung einer sol­chen Argu­men­ta­ti­on „pro Macht­wech­sel“ von kon­kre­ten poli­ti­schen Inhal­ten und The­men jen­seits eben die­ses „Macht­wech­sels“ – also die Irrele­vanz der Fra­ge, in wel­cher Pro­gram­ma­tik sich Pira­tIn­nen am ehes­ten wie­der­fin­den würden.
    Das alles basiert aber natür­lich auf der von mir vor­ge­nomm­me­nen Set­zung, dass ein Macht­wech­sel nur zustan­de­kom­men wird, wenn die Lin­ke in den Land­tag kommt – und wird hin­fäl­lig, wenn man an die Mög­lich­keit einer rot-grü­nen Mehr­heit glaubt.

  17. @thd: Stimmt, dann habe ich das ein biss­chen falsch ver­stan­den. Als Per­son habe ich über­haupt kei­ne Pro­ble­me damit, dass poten­zi­el­le Wäh­le­rIn­nen der Pira­ten sich unter den hier skiz­zier­ten Umstän­den lie­ber der Links­par­tei zuwen­den – aller­dings glau­be ich, dass in vie­len Fäl­len pro­gram­ma­tisch in der Tat grü­ne Inhal­te bes­ser zu poten­zi­el­len Pira­ten-Wäh­le­rIn­nen pas­sen würden. 

    Aber dei­ne Argu­men­ta­ti­on macht in der Tat auch noch ein­mal deut­lich, dass es trotz des gemein­sa­men Wun­sches nach einem Poli­tik­wech­sel erheb­li­che Dif­fe­ren­zen zwi­schen ver­schie­de­nen Par­tei­en gibt, die einen sol­chen wol­len – von Inhal­ten bis zur Grö­ße des Risi­kos, dass „dann doch“ mit der CDU koaliert wird.

  18. BTW: Ich muss noch­mal Tims Link auf Logi­corum wie­der­ho­len – das ist wirk­lich eine lesens­wer­te Ana­ly­se (da wer­den anhand der Wahl-o-Mat-The­sen Kor­re­la­tio­nen zwi­schen den zur Wahl antre­ten­den Par­tei­en umge­setzt – hier gelun­gen visua­li­siert). Aus der Ana­ly­se las­sen sich natür­lich ver­schie­de­ne Schlüs­se zie­hen. Bei Logi­corum heißt es:

    Die Pira­ten­par­tei dage­gen liegt genau im einem Drei­eck zwi­schen der SPD, den Bünd­nis­grü­nen und den Lin­ken. Hier­in liegt sowohl eine Gefahr, dass die­se drei grö­ße­ren Par­tei­en den PIRATEN die Wäh­ler „weg­schnap­pen“ ande­rer­seits aber auch eine gro­ße Chan­ce, von die­sen drei grö­ße­ren Par­tei­en, die alle­samt bereits zahl­rei­che Lei­chen im Kel­ler haben, Wäh­ler in einem gewis­sen Aus­maß abzu­schöp­fen und/oder in weit­aus grö­ße­rem Umfang bis­he­ri­ge von die­sen Par­tei­en ent­täusch­te Nicht­wäh­ler als _die_ wähl­ba­re Alter­na­ti­ve anzusprechen. 

    Umge­kehrt könn­te das natür­lich auch hei­ßen: wer Pira­ten gekauft hät­te, aber – sie­he oben – lie­ber eine Par­tei hat, die ähn­li­che The­sen und The­men auch im Par­la­ment ver­tre­ten wird, hat die freie Aus­wahl zwi­schen LINKE, SPD und Grünen.

    P.S.: aloa5 – falls das Logi­corum-Blog von dir ist: darf ich das Wahl-o-mat-Bild mit den schö­nen Krei­sen oben in den Arti­kel reinsetzen?

  19. Auf übri­ge Anmer­kun­gen ant­wor­te ich spä­ter noch.

    P.S.: aloa5 – falls das Logi­corum-Blog von dir ist: darf ich das Wahl-o-mat-Bild mit den schö­nen Krei­sen oben in den Arti­kel reinsetzen?

    Der Blog ist „mei­ner“. Die Grafik/der Arti­kel wur­de jedoch von Ande­na, einem Par­tei­freund erstellt. Es ist jedoch kein Pro­blem es hier zu ver­wen­den. Es wäre jedoch freund­lich Quelle/Autor zu nennen.

    Grü­ße
    ALOA

  20. @Jan #14

    Nicht wesent­lich ver­schlech­tert.… je nun. Es ist schritt­wei­se ver­schlech­tert wor­den. Ich habe in mei­nem Blog u.a. schon das ver­än­der­te Gleich­ge­wicht bei Unter­be­schäf­ti­gung ange­spro­chen. Die Ein­heit hat man sagen wir „mäßig“ hin­be­kom­men. Man hat mit Ries­ter begon­nen Kapital..hm..deckung ein­zu­füh­ren. Das ist ein eige­nes Kapi­tel, gehört mit in die Kate­go­rie Nachfragenmagel/Binnennachfrage, respek­ti­ve Finanz­kri­se. Auch dazu gibt es Stu­di­en, wenn auch das Böck­ler-Insti­tut recht weit links ein­zu­ord­nen ist eben­so wie der Öster­rei­chi­sche „Star“-Ökonom Ste­phan Schulmeister.
    Hart­zIV, Ren­ten­sen­kung, gene­rel­le Kauf­kraft­ver­lus­te wel­che dadurch und auch durch den Euro ver­ur­sacht und nicht kom­pen­siert wur­den sind auch kei­ne Ruh­mes­blät­ter. Die Rei­hen könn­te man bis zu Kran­ken­kas­sen-Zuzah­lun­gen, Pati­en­ten­ge­büh­ren, Leih­ar­beits-Exzes­se etc. wei­ter­füh­ren und ich wäre noch nicht am Ende.

    Ich hal­te mich (und bin es imho auch) nicht für son­der­lich Links. Ich bin Rea­list und Logi­ker. Wobei ich unbe­nom­men einen sozi­al­li­be­ra­len Stand­punkt für logisch hal­te. Nicht umsonst habe ich bei den Pira­ten die AG sozia­le Markt­wirt­schaft gegrün­det und hal­te mich eher an Personen/Ideen wie Mül­ler-Arm­ack. Ich habe mich auch mit dafür enga­giert das das Grün­dungs­pro­gramm nicht in das schwe­di­sche Extrem gefal­len ist.

    Queck­sil­ber-Glüh­bir­nen und 5% mehr CO²-ver­ur­sa­chen­den Mais von Ame­ri­kas Fel­dern in Deut­schen und ame­ri­ka­ni­schen Tanks mit einem Volu­men mit wel­chem man 400mio Men­schen auf der Erde ernäh­ren könn­te, fast 50% der Mais­ern­te der USA.…. je nun.… Ja, Klei­nig­kei­ten könn­ten manch­mal schon auf­re­gen. Näm­lich dann wenn sie wenig durch­dacht sind, vor­her­seh­ba­re Pro­ble­me schaf­fen und sagen wir eher intrans­pa­rent an den Mann/Wähler gebracht werden.

    Nicht wesent­lich ver­schlech­tert ist rela­tiv. Ich sehe in der Sum­me das es doch signi­fi­kant gro­ße Pro­ble­me gibt wel­che ver­ur­sacht wur­den und wer­den. Nicht alles fällt vom Him­mel. Und das Pro­blem ist das die Par­tei­en immer noch kei­ne schlüs­si­gen Rezep­te dage­gen haben. Sieht man sich Rös­ler und Co. an dann wird es eher zuneh­mend schlim­mer. Einen mich über­zeu­gen­den Plan durf­te ich noch von kei­nem lesen. Wobei ich zuge­ge­ben hohe Ansprü­che stelle.

    Grü­ße
    ALOA

  21. @aloa

    unbe­strit­ten gibt es nicht weni­ge Din­ge, die man ver­bes­sern könn­te. Aber die Fra­ge ist ja: Sind die Pro­ble­me so schwer­wie­gend und die bestehen­den (linksliberalen)Parteien so unfähig/böse/ verbraucht/whatever, dass es gerecht­fer­tigt ist, die (lin­ke) Par­tei­en­land­schaft noch wei­ter auf­split­tern zu las­sen (und damit womög­lich den Kon­ser­va­ti­ven zum Wahl­sieg zu ver­hel­fen)? Ich mei­ne nicht.

  22. Sind die Pro­ble­me so schwer­wie­gend und die bestehen­den (linksliberalen)Parteien so unfähig

    Kurz: ja.

    Rich­tig ist: kon­ser­va­ti­ve ver­sau­beu­teln noch mehr. Vor allem innen­po­li­tisch und mit Leu­ten wie Rösler/Raffelhüschen wird der Sozi­al­staat auch nicht besser.

    Rich­tig ist lei­der aber auch: Weder Grü­nen noch der SPD traue ich zu wirk­lich etwas zu ver­bes­sern. Wenn man Glück hat wird es kein zwei­ter Schrö­der. Aber was sieht man in Ham­burg für einen Stern am SPD-Himmel?

    Fazit: vier Jah­re gehen auch mit einer CDU ´rum. Ver­mut­lich mit ein­ge­schränk­ten Spu­ren im Ver­hält­nis zu einer SPD/­Grü­nen-Regie­rung. Die ver­sau­beu­teln eben nur anders oder weni­ger „böse“. Aber wo bei die­sen vier Par­tei­en ist die Per­spek­ti­ve zum guten?

    Ich behaup­te: nir­gends. Zei­ge mir wo ein Kon­zept im Netz bei den Pro­gram­men im Vor­der- oder Hin­ter­grund vor­han­den ist. Dann reden wir über die­ses. Ich schät­ze jedoch es gibt kei­nes. Es hat sich eine Art schick­sals­er­ge­be­ner Fata­lis­mus ein­ge­schlif­fen. Und DAS ist das was einem Wäh­ler eigent­lich Angst machen müsste.

    Jun­gen Wäh­lern ist das ein Graus. Jedes Jahr in wel­chem die Pira­ten exis­tie­ren kom­men Wäh­ler mit >10% Pira­ten-Poten­ti­al an die Urnen. Exakt wegen die­sem Fatalismus.

    Das konn­ten die Grü­nen schon Mal bes­ser. Wer kei­ne Visi­on für die Jugend hat son­dern ein aus­sit­zen von Hart­zIV und Altersarmut.….

    Grü­ße
    ALOA

  23. So lan­ge man die Pira­ten mit Pira­tIn­nen anspricht, wer­de ich euch sicher nicht wäh­len. Ich hat­te sogar schon eure Bei­tritts­un­ter­la­gen bei mir zu Hau­se, bin aber allei­ne wegen eurer unsäg­li­chen Geschlech­ter- und Quo­ten­po­li­tik nicht bei­getre­ten. Da sehe ich mich bei den Pira­ten sehr viel bes­ser auf­ge­ho­ben: Es gibt nicht nur 2 Geschlech­ter, der Statt soll­te das Geschlecht nicht bei Geburt bestim­men und ähnliches.
    Den Grü­nen traue ich jeden­falls noch am ehes­ten zu, die The­men der Wis­sens- und Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft am ehes­ten umzu­set­zen. Bis­her ist das nicht der Fall, des­we­gen wäh­le ich PIRATEN.

  24. „Wäh­ler, wählt tak­tisch. Par­tei­en die unter 5% fal­len könn­ten bei der Wahl, sind nichts Wert. Also eure Stim­me für die­se Par­tei. So sehr ihr euch damit iden­ti­fi­zie­ren könnt. Ob Vio­let­te, BIG oder ödp – eure poli­ti­sche Mei­nungs ist irrele­vant. Wählt das übli­che, das klei­ne­re Übel, und ver­helft den Grü­nen damit von Kreuz­chens Gna­den als ein­zig wür­di­ge Oppo­si­ti­ons­par­tei zum Kan­ter­sieg – über die Pira­ten natürlich…“

  25. @Florin: Wenn’s dich beru­hi­gen wür­de, wür­de ich ja oben auch Pirat_innen schrei­ben. Inkl. aller Unter­strich­mehr­deu­tig­keit. Aber ich befürch­te, dass das nichts ändern wür­de an dei­ner Mei­nungs­bil­dung. Dass ich hin­sicht­lich der Netz­po­li­tik und der Wis­sen­ge­sell­schaft – aus gutem Grund – deut­lich zuver­sicht­li­cher bin, was die Grü­nen angeht, muss ich wohl nicht extra beto­nen, oder?

    @simosh: Naja, wenn’s nur dar­um gin­ge, ob wir Grü­ne mit 18 oder 20% in die Oppo­si­ti­on gin­ge, wür­de ich nicht so auf den Neben­ef­fek­ten der Stimm­ab­ga­be für Kleinst­par­tei­en her­um­ha­ken. Wir wol­len dies­mal an die Regie­rung – und wir wol­len, dass sich in Baden-Würt­tem­berg der Poli­tik­stil grund­le­gend ändert. Des­we­gen ist mir das wichtig.

  26. Ich fin­de es ja inter­es­sant, dass Grü­nen zu den Pira­ten immer nur ein­fällt „ihr seid so klein“. Nun ja, wenn man kei­ne inhalt­li­chen Argu­men­te hat, dann geht man halt auf Äußerlichkeiten.

    Wie­so glaubt ihr, dass ein Pira­ten-Wäh­ler ein Inter­es­se an den Grü­nen hat? Die Pira­ten wol­len ein neu­es Poli­tik­ver­ständ­nis. Die Grü­nen wol­len an die Macht. Das ist ein fun­da­men­ta­ler Unter­schied in den Zie­len der Par­tei­en. Wie­so soll­te man die­sen Unter­schied bei der Wahl igno­rie­ren, nur damit die Grü­nen ihre Macht­träu­me gewinnen?

    Und über­haupt – war­um glaubt ihr, dass ein Pira­ten­wäh­ler als Alter­na­ti­ve die Grü­nen hät­te? Wel­che Arro­ganz, wel­che Hybris spricht aus der Annah­me, man sei die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve zur Pira­ten­par­tei … Das Ver­sa­gen der Grü­nen in Punk­ten wie „moder­ne Demo­kra­tie“, Netz­po­li­tik und Bür­ger­rech­ten ist einer der Grün­de, war­um die Pira­ten­par­tei stark gewor­den ist. Ihr wart kei­ne Alter­na­ti­ve bei unse­rer Grün­dung – war­um soll­tet ihr jetzt eine Alter­na­ti­ve für Pira­ten­wäh­ler sein? Die Pira­ten exis­tie­ren weil die Par­la­ments­par­tei­en (inkl. den Grü­nen) ihren Job schlecht machen. Einen neu­en Poli­tik­stil wollt ihr in Bawü? So wie in der Rot-Grü­nen Bas­ta-Regie­rung? Einen Schi­ly-Kata­log und ein neu­es Hartz-IV brau­chen wir in BaWü ganz sicher nicht.

    Was ihr der­zeit ver­sucht, ist die Pira­ten unter 5% zu drü­cken. Mag sein, dass euch das gelingt. Aber: Damit scha­det ihr nur euch selbst. Die Pira­ten wer­den in BaWü Stim­men holen. Die­se Stim­men könn­ten euch dann für einen Regie­rungs­wech­sel feh­len. Stimmt alles. Dann soll­tet ihr euch fra­gen: Wie­so haben wir sie unter 5% gedrückt? Wie­so haben wir die neue poli­ti­sche Kraft nicht zuge­las­sen? Denn mit die­sen 5% hät­te es für den Wan­del gereicht.
    Das ihr alles tut um die Pira­ten­par­tei als poli­ti­sche Kraft klein zu hal­ten spricht Bände.

    Wenn es den Grü­nen ehr­lich um den Wan­del in Baden-Würt­tem­berg gin­ge – dann hät­te es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr als genug Mög­lich­kei­ten gege­ben auf die Pira­ten zuzu­ge­hen. Das wur­de abge­lehnt. Es hät­te auch die Opti­on gege­ben uns als neue poli­ti­sche Kraft zu akzep­tie­ren. Das wur­de abgelehnt.

    Von daher kommt von den Grü­nen immer nur das glei­che Lied „Ihr seid klein, ihr seid eine Bedro­hung, also bekämp­fen wir euch“. Stellt euch lie­ber die Fra­ge, was ihr falsch macht und wo ihr von den Pira­ten ler­nen könn­tet. Macht uns über­flüs­sig. Oder akzep­tiert, dass es die Pira­ten­par­tei gibt – und dass wir gekom­men sind um zu bleiben.

  27. @Tim: Hmm was fällt mir zu einer Par­tei­spit­ze mit Cha­ris­ma ein.
    Wir (also die Pira­ten) sol­len eine Füh­rungs­spit­ze wäh­len von der die eine in bun­ten, schril­len Kos­tü­men steckt (das gan­ze Jahr über Fast­nacht) und der ande­re Part soll­te sein eige­nes Bonus­mei­len-Sys­tem eta­blie­ren? Ach nee dan­ke auch…da sind mir die Pira­ten um eini­ges lie­ber, auch aus dem Grund weil bei uns der MENSCH im Mit­tel­punkt steht.
    Und was spe­zi­ell BaWü angeht, da haben wir hier etwas beson­de­res, aus­ge­fal­le­nes bei 4 Parteien.
    Zum ers­ten die FDP.….…von der man nix hört (Kopf in den Sand ste­cken) zum zwei­ten haben wir eine rote CDU (SPD), eine grü­ne CDU (Bündnis90/Die Grü­nen) und die „ech­te“ CDU. Ihr habt nur ver­schie­de­nen­far­be­ne Män­tel­chen an, vom Inhalt besteht kein Unterschied.

  28. @Till es GEHT dar­um, ob die Grü­nen 18 oder 20 Pro­zent krie­gen. Und egal ob das Oppo­si­ti­on oder Regie­rungs­be­tei­li­gung ist: sie wer­den das (erst­mals seit ich wäh­len darf) ohne mei­ne Hil­fe tun, denn ich wäh­le Pira­ten. Der Grund ist ein­fach: tak­ti­sches Wäh­len bringt genau gar nichts. Wie eini­ge schon schrie­ben: wenn ich tak­tisch wäh­le, such ich mir das kleins­te Übel. Ich will aber kein Übel wäh­len, auch kein klei­nes, son­dern etwas Gutes. Die Grü­nen sind für mich tat­säch­lich nur ein ziem­lich klei­nes Übel, aber eine Par­tei, deren Vor­sit­zen­der Wiki­leaks für demo­kra­tie­schä­di­gend hält, IST ein Übel. Eine Par­tei, die auch nur eine Sekun­de dar­über nach­denkt, für den JMStV abzu­stim­men („aus par­la­men­ta­ri­schen Zwän­gen“ hieß die lächer­li­che Begrün­dung glaub ich), IST ein Übel.
    Die Pira­ten haben ganz ohne in irgend­ein Par­la­ment ein­ge­zo­gen zu sein bereits Unglaub­li­ches bewegt: die CSU hat einen Netz­kon­gress ver­an­stal­tet! Und die Grü­nen behaup­ten jetzt, sie hät­ten schon immer Netz­po­li­tik gemacht! Das wäre ohne Angst vor den Pira­ten iemals passiert.
    Nee, da bleib ich beim Ori­gi­nal, da bleib ich bei den Pira­ten. Denn die Pira­ten sind die ein­zi­ge Par­tei, die nach­weis­lich noch nie ein Ver­spre­chen aus „par­la­men­ta­ri­schen Zwän­gen“ her­aus gebro­chen hat oder sonst­wie umge­fal­len ist. Viel­leicht liegt das dar­an, dass sie noch nie in einem Par­la­ment saßen, aber dann möch­te ich ihnen gern die Chan­ce geben, das zu ändern. Wenn nicht jetzt, dann in fünf Jah­ren, oder in zwei Jah­ren im Bun­des­tag – defi­ni­tiv wird es aber leich­ter, je mehr JETZT Pira­ten wäh­len – erhöh­ter Bekannt­heits­grad und Par­tei­en­fi­nan­zie­rung sind hier die Stichworte.
    Und Oran­ge ist das bes­se­re Grün – seht oder hört Euch mal das Wahl­pro­gramm der Pira­ten an, lie­be Leser…

  29. @Stefan: Mir kommt es so vor, als gäbe es da schon gra­vie­ren­de Unter­schie­de – und das Bild oben im Arti­kel zu den poli­ti­schen Dif­fe­ren­zen zwi­schen den Aus­sa­gen im Wahl-o-mat der ver­schie­de­nen Par­tei­en scheint mir recht zu geben.

    @Sebastian Nerz: Du bist also ernst­haft und ehr­lich davon über­zeugt, dass die Pira­ten sich nahe 5% bewegen?

  30. @Till: Ich bin zu erst ein­mal davon über­zeugt, dass das völ­lig irrele­vant ist.

    Eine Wahl ist eine Fra­ge der poli­ti­schen Über­zeu­gung der Wäh­ler, nicht der Macht­tak­tie­re­rei der Parteien.

    Ansons­ten: 47% Nicht­wäh­ler­quo­te in BaWü (WASG und Grü­ne tra­ten da bereits an), hoher Erst­wäh­ler­an­teil … Ja, ich bin ernst­haft davon über­zeugt, dass wir genug Poten­ti­al für »5% haben. Ob wir das 2011 bereits schaf­fen ist in ers­ter Linie eine Fra­ge davon, wie vie­le Men­schen wir errei­chen (da sind wir auf einem gute Weg, aber noch lan­ge nicht am Ende) und wie vie­le Men­schen sich durch die 5%-Hürde ver­un­si­chern lassen.

  31. @Sebastian Nerz

    „Die Grü­nen wol­len an die Macht.“

    Ha! Jetzt taugt schon eine abso­lu­te Selbst­ver­ständ­lich­keit in der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie irgend­wie als Vor­wurf. Natür­lich wol­len die Grü­nen an die Macht. Par­tei­en, die nicht an die Macht wol­len, um dort ihre Ideen umzu­set­zen, sind doch wirk­lich ein deka­den­ter Mist ohnegleichen.

    „war­um glaubt ihr, dass ein Pira­ten­wäh­ler als Alter­na­ti­ve die Grü­nen hätte?“

    Weil die Grü­nen beim The­ma Bür­ger­rech­te rela­tiv libe­ral posi­tio­niert sind?

    „Das Ver­sa­gen der Grünen“

    Wann waren die Grü­nen zuletzt in BW an der Macht?

    „Dann soll­tet ihr euch fra­gen: Wie­so haben wir sie unter 5% gedrückt?“

    Nana, das ist schon ein­zig Eurer Pro­blem, ob ihr die fünf Pro­zent schafft oder nicht.

  32. @janon: Die Grü­nen waren in BW noch nie an der Macht. Ich erlau­be mir aller­dings Pro­gno­sen aus dem Ver­hal­ten der Grü­nen in jeder ande­ren Regierungsbeteiligung.

    Und ich wer­fe ihnen nicht vor, dass sie an die Macht wol­len – ich wer­fe ihnen vor, dass sie ande­res behaup­ten. Es geht euch nicht dar­um Schwarz/Gelb abzu­wäh­len, es geht euch dar­um selbst an die Regie­rung zu kom­men. Seid wenigs­tens so ehr­lich dazu zu stehen.

    Und der Grü­ne Blick auf Bür­ger­rech­te zeig­te sich unter Fischer. Es ist nicht meiner.

  33. Eine Wech­sel zum grün ange­stri­che­nen Teu­fel und dem lang­wei­li­gen Pro-S21-Schmid wäre kein Wech­sel für BaWü. Die Grü­nen haben mit Ihrem bil­li­gen Win­nen­den-Popu­lis­mus und der Zustim­mung zum JMStV zudem in der Ver­gan­gen­heit jeg­li­che bür­ger­recht­li­che – und Netz­kom­pe­tenz ver­mis­sen las­sen. Einen Wech­sel ver­spre­chen allein Pira­ten, deren The­men von den eta­blier­ten Grü­nen etc. nur auf­ge­grif­fen wer­den, wenn sie ein nen­nens­wer­tes Ergeb­nis – auch ggf. noch unter 5% – erhalten.

  34. @stefan
    Du hast mich voll­kom­men miß­ver­stan­den. Mir geht es um fol­gen­den Punkt (auch im Kon­text von Alo­as Über­le­gung der Nich­wäh­ler­mo­bi­li­sie­rung in einer neu­en Par­tei, wie sie z.B. rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en geschieht): Unter den Bedin­gun­gen einer 5%-Hürde braucht man eben nicht nur ein The­ma, dass die eige­ne Grup­pie­rung von ande­ren unter­schei­det (also ein inhalt­li­ches Allein­stel­lungs­merk­mal), son­dern auch cha­ris­ma­ti­sches Per­so­nal. Manch­mal mag auch eins von bei­den rei­chen. Bei den Pira­ten fehlt zur Zeit bei­des – übri­gens natür­lich auch bei Vio­let­ten, ödp, NPD, Repu­bli­ka­nern etc. 

    Ich per­sön­lich hal­te unse­re Par­tei­spit­ze übri­gens auch für sub­op­ti­mal und da ist manch­mal auch rich­tig Fremd­schä­men ange­sagt… Ich fin­de es auch äußerst sym­pa­thisch, wenn du dich hier gegen eine sol­che Per­so­na­li­sie­rung stark machst. Aber: Man soll­te sich die Rea­li­tät nicht schön­re­den, und empi­risch gese­hen haben etschei­den­de Wahl­er­fol­ge für bis­lang nicht ver­tre­te­ne Par­tei­en immer etwas mit Per­sön­lich­kei­ten zu tun gehabt, die die Leu­te mobi­li­siert haben. Hai­der, Le Pen, Schön­hu­ber, Pim For­tuyn, Geert Wil­ders, usw. 

    Zu dei­ner The­se mit den unter­schied­li­chen Män­tel­chen: Sprich mal mit Par­tei­mit­glie­dern, schau dir die Pro­gram­me an, schau dir viel­leicht auch mal an, was für Initia­ti­ven die unter­schied­li­chen Par­tei­en in den Land­tag ein­ge­bracht haben. Wenn Du da kei­ne Unter­schie­de erken­nen kannst…

    @sebastian nerz
    „Wie­so glaubt ihr, dass ein Pira­ten-Wäh­ler ein Inter­es­se an den Grü­nen hat? Die Pira­ten wol­len ein neu­es Poli­tik­ver­ständ­nis. Die Grü­nen wol­len an die Macht.“

    Das ist albern. Ihr wollt doch auch in die Par­la­men­te und damit Macht, oder habe ich etwas mißverstanden?

    @joschtl
    die grü­nen behaup­ten das nicht, sie haben tat­säch­lich schon netz­po­li­tik gemacht, bevor es die pira­ten über­haupt gab. ein­fach mal im inter­net recher­chie­ren, ist alles pro­blem­los zu fin­den, wenn man sich die mühe macht zur recherchieren.
    Ob nun die tat­sa­che, dass die CSU einen Netz­kon­gress macht als supie poli­ti­scher Erfolg zu wer­ten ist, nun ja, wenns dich erfreut…

  35. Ich zitie­re zur Erin­ne­rung ger­ne mal einen Klam­mer­hin­weis aus dem inzwi­schen sehr weit oben ste­hen­den Text. Dort heißt es über die Pira­ten, dass
    „… sie sehr schnell gelernt haben, Büro­kra­tie­de­bat­ten ins Extre­me ver­grö­ßert zu füh­ren, und wenn ihre Vor­stel­lung, dass alle ande­ren Par­tei­en ganz furcht­bar sind, für mich etwas rea­li­täts­fern klingt – weder haben die Pira­ten Netz­po­li­tik oder die For­de­rung nach Bür­ger­be­tei­li­gung erfun­den, noch ent­spre­chen ande­re Par­tei­en den Kari­ka­tu­ren, die Pira­ten ger­ne von ihnen zeichnen“.
    Die Syn­tax passt jetzt nicht mehr ganz, aber wor­um es geht, ist klar. Eini­ges der ange­führ­ten Kri­tik wird durch man­che Kom­men­ta­re hier deut­li­cher bestä­tigt, als einem lieb sein möch­te. Die­se ver­zwei­fel­te Recht­ha­be­rei in Oran­ge wirkt der­ma­ßen abschre­ckend, dass man allein des­we­gen schon fra­gen muss, wie Pirat_innen (auch ich bevor­zu­ge da inzwi­schen den Tief­strich…) auf die Idee kom­men kön­nen, selbst über ein Poten­zi­al ober­halb auch nur des hal­ben Sperr­klau­sel­wer­tes zu verfügen.
    Und aller Erfah­rung nach führt eine hohe Pola­ri­sie­rung zwi­schen zwei Lagern wie jetzt in Baden-Würt­tem­berg regel­mä­ßig zu einem schwa­chen Abschnei­den der „Sons­ti­gen“.

  36. Blö­de Fra­ge: War­um zum Teu­fel lese und höre ich in letz­ter Zeit so viel grü­nen Wahl­kampf gegen uns? :-) … Uns unse­re … 3%? abspens­tig machen wol­len, das kann doch nicht funk­tio­nie­ren… Es wird ver­mut­lich auch dies­mal wie­der 40–50% Nicht­wäh­ler geben, ich wür­de mir wün­schen dass ihr uns es gleich tut und erst­mal die­se Men­schen für die Poli­tik zurück zu gewin­nen anstatt unse­ren mög­li­cher­wei­se ein paar hun­dert­tau­send Wäh­lern ein schlech­tes Gewis­sen ein­zu­re­den… Also so den­ke ich…

    Haben wir aber auch ges­tern erst wie­der was dazu geschrie­ben, nach­dem da in letz­ter Zeit viel Wahl­kampf gegen uns statt­fin­det: War­um man nicht ver­meint­lich tak­tisch wäh­len sollte

    MfG,
    Martin

  37. @Tim: Ich zitie­re mich da mal selbst: „Und ich wer­fe ihnen nicht vor, dass sie an die Macht wol­len – ich wer­fe ihnen vor, dass sie ande­res behaup­ten. Es geht euch nicht dar­um Schwarz/Gelb abzu­wäh­len, es geht euch dar­um selbst an die Regie­rung zu kom­men. Seid wenigs­tens so ehr­lich dazu zu stehen.“

    @Kay Kar­pin­sky: Nein, wir haben Netz­po­li­tik nicht erfun­den. Aber vor der Bun­des­tags­wahl hat sich kei­ne der Par­tei­en ernst­haft öffent­lich damit beschäf­tigt. Seit der BTW gibt es wenigs­tens Absichts­be­kun­dun­gen – auch wenn man in NRW gese­hen hat, was die­se wert sind.

    Ihr habt Angst, dass die Stim­men für die Pira­ten­par­tei einen Regie­rungs­wech­sel in BaWü verhindern?

    Es gibt ein ganz ein­fa­ches Mit­tel dage­gen: Wählt die Pira­ten und kämpft für die Pira­ten. Jede Stim­me, jeder Unter­stütz­ter erhöht die Chan­ce auf 5%. Und dann wir­ken die Stim­men nicht nur lang­fris­tig für den Wan­del – son­dern auch direkt im Parlament.

    Von daher müss­ten SPD/Grüne Wahl­emp­feh­lun­gen für Lin­ke und Pira­ten her­aus­ge­ben, wenn es ihnen ehr­lich nur um den Wech­sel geht.

  38. Genau die­se ver­que­re Tak­tie­re­rei, die in dem Arti­kel von einem der eta­blier­ten Par­tei­en so als ratio­nal und ziel­füh­rend dar­ge­stellt wird, ekelt mich schon lan­ge! Grü­ne haben lei­der bei wich­ti­gen The­men (Kriegs­ein­satz, HARTZ4) genau­so ver­sagt wie die gro­ßen Parteien.

    Poli­ti­ker sind in der Mehr­zahl kei­ne Visio­nä­re mehr, son­dern macht­gei­le, geist­lo­se Schwal­ler ohne Ahnung, von was sie reden.

    Par­tei­en braucht heut­zu­ta­ge kein Mensch mehr; jeder soll­te selbst über alles bestim­men kön­nen! Ein Auf­ruf zur Schaf­fung einer „Liquid Demo­cra­cy“ oder wie auch immer man es nen­nen will!

  39. Woher neh­men Grü­ne die Arro­ganz anzu­neh­men, dass Pira­ten­wäh­ler ohne Exis­tenz der Pira­ten­par­tei rot-grün wählten?Wo hat „Netz­po­li­tik“ der Grü­nen, die bun­des­weit bes­ten­falls ein Nischen­da­sein führt, BaWü erreicht? Wer noch im Herbst dem JMStV zustimm­te und nach Win­nen­den Com­pu­ter­spie­le oppor­tu­nis­tisch mit groß­ka­li­bri­gen Waf­fen gleich­setz­te, soll­te den Mund nicht ganz so voll nehmen;) 

    Und die bil­li­ge par­tei­po­li­ti­sche Instru­men­ta­li­sie­rung des S21 Pro­tests zeigt, dass es den Grü­nen nicht ein­mal hier um die Sache, son­dern um popu­lis­ti­sche Anbie­de­rung an den Bür­ger­pro­test geht, den man zu rot-grü­nen Zei­ten in Ber­lin merk­wür­di­ger­wei­se nicht son­der­lich arti­ku­lier­te. Wer S21 ver­hin­dern will, macht zudem Bünd­nis­se, statt eifer­süch­tig alles was nach „Kon­kur­renz“ riecht von den Kund­ge­bun­gen fern zu halten.

  40. @tim Ist Ent­hal­ten im Bun­des­tag zu einem The­ma wie Inter­net­sper­ren Netz­po­li­tik? Ich glau­be nicht – und fast ein Drit­tel der Grü­nen hat das getan, weil sie „an die Kin­der“ gedacht haben und kei­ne Ahnung von Netz­po­li­tik haben. Und selbst wenn zwei Drit­tel das Rich­ti­ge getan haben und eini­ge ande­re Abstim­mun­gen zu netz­po­li­ti­sche The­men von Sei­ten der Grü­nen durch­aus in Ord­nung gin­gen – an Impul­se der Grü­nen kann ich mich hier wirk­lich nicht erinnern.
    Was den Erfolg des „Netz­kon­gres­ses“ der CSU angeht: sogar die befas­sen sich nun mit einem The­ma, von dem sie kei­ne Ahnung haben und von des­sen Wich­tig­keit sie nur durch den Auf­stieg der Pira­ten über­zeugt wur­den. Ja, das ist ein Erfolg.

    Noch­mal rein von mir aus­ge­hend: ich habe vie­le poli­ti­sche Inter­es­sen. Netz­po­li­tik ist eins davon, Bür­ger­rech­te eben­so (Schwer­punkt Bür­ger­be­tei­li­gung auch aus­ser­halb des Kreuz­chen­ma­chens alle paar Jah­re), Umwelt­po­li­tik ist mir wich­tig (vor allem: weg mit der Atom­kraft) und noch eini­ges mehr. Fast alles davon wird von der einen oder ande­ren Par­tei, die bereits in Par­la­men­ten sitzt, vertreten.
    Gut, von der CDU/CSU nicht. Gar nicht. Kein biss­chen. In kei­nem Punkt. Nicht mal ansatzweise.
    Der Bür­ger­rechts­an­satz der FDP ist dage­gen bei­spiels­wei­se schon OK. Lei­der wird er bei der ers­ten Gele­gen­heit, Wirt­schafts­po­li­tik für Hote­liers o.ä. zu machen, hin­ten angestellt.
    Bei der SPD fühl­te ich mich mal halb­wegs wohl (damals, aus wahl­tak­ti­schen Grün­den, bei Erst­stim­men zum Bun­des­tag zum Bei­spiel). Als sie im Som­mer 2009 quan­ti­ta­tiv „mit Bauch­schmer­zen“ für Netz­sper­ren stimm­te, ist sie für mich end­gül­tig gestor­ben. End­gül­tig. Viel­leicht wäh­le ich sie im 22. Jahr­hun­dert wie­der, aber vor­her nicht.
    Grü­ne – da fin­de ich mich umwelt­po­li­tisch ganz gut ver­tre­ten. Lei­der hat die Par­tei ins­ge­samt eine laten­te Tech­nik­feind­lich­keit, die sie auch und gera­de in netz­po­li­ti­schen Fra­gen unbe­re­chen­bar macht.
    Bleibt die Lin­ke. Die sind unehr­lich, ich mag sie nicht, sie haben ihre Ver­gan­gen­heit nicht gründ­lich genug abge­legt. Nicht mei­ne Par­tei, aber trotz­dem hat sie sich auch im Wes­ten mitt­ler­wei­le eine Anhän­ger­schaft geholt, die dafür sorgt, dass man sie ernst neh­men muss.

    So, was mach ich jetzt? Ich tre­te einer neu­en Par­tei bei, die unge­fähr alles das ver­tritt, was ich möch­te – und das auch noch mit der rich­ti­gen Prio­ri­sie­rung. Bei den Pira­ten bin ich rich­tig. Und soll­te ich mal nicht rich­tig sein, wird hier jede Stim­me (auch mei­ne) gehört.

    Und jetzt, damit ich mit mei­nen Par­tei­kol­le­gen rich­tig Ärger krie­ge: Ich wür­de mit Freu­den ver­kün­den, dass die Pira­ten sich auf­lö­sen, weil sie unnö­tig gewor­den sind. Nur ist es bis dahin noch ein lan­ger, stei­ni­ger Weg, auf dem wir sehr wich­tig sind und uns bemü­hen soll­ten, ein mög­lichst schmerz­haf­ter Sta­chel im Fleisch von Leu­ten wie Fried­rich (egal, wo wir ste­cken), Özd­emir (im Bereich Wiki­leaks), Rech (auch fast egal, wo – aber am bes­ten im Was­ser­wer­fer-Zen­trum), irgend­wel­chen bedeu­ten­den FDPlern (gibt’s da wel­che?) und vie­len ande­ren zu sein.

    Wir konn­ten bereits etwas bewe­gen, auch ohne im Par­la­ment zu sit­zen. Wir wol­len aber rein, um mehr bewe­gen zu kön­nen. Und wir wer­den rein­kom­men – wenn nicht die­ses, dann nächs­tes Mal.

  41. Ich freue mich ja, dass vie­le Pirat_innen und Pira­t_in­nen-Anhän­ger_in­nen die Gele­gen­heit hier mit zu dis­ku­tie­ren. Noch mehr freu­en wür­de es mich aller­dings, wenn das statt in Form bil­ligs­ter Pole­mik (z.B. Tauss zu S21 – wer hat das seit min­des­tens 10 Jah­ren auf dem Schirm?) und einem Abar­bei­ten an allen ech­ten oder ver­meint­li­chen Schwä­chen der Grü­nen dar­in bestehen wür­de, anhand der oben auf­ge­führ­ten The­sen klar zu machen, wo aus Sicht von Pirat_innen logi­sche Feh­ler in mei­ner Argu­men­ta­ti­on lie­gen. Sebas­ti­an Nerz macht das, wenn er behaup­tet, mei­ne Annah­me, dass die Pira­ten­par­tei defi­ni­tiv unter 5% lan­den wird, sei falsch. Ansons­ten höre ich nur viel dar­über, was Grü­ne anders­wo, in ande­ren Kon­tex­ten und mit ande­rem Per­so­nal alles Schlim­mes ver­bro­chen haben, und dass es – ich spit­ze zu – unmo­ra­lisch sei, sich vor dem Wäh­len Gedan­ken über die Fol­gen davon zu machen. Ist das alles?

    (@fuenf: „Genau die­se ver­que­re Tak­tie­re­rei, …“ – und direkt oben drü­ber Sebas­ti­an Nerz, der meint „Von daher müss­ten SPD/Grüne Wahl­emp­feh­lun­gen für Lin­ke und Pira­ten her­aus­ge­ben, wenn es ihnen ehr­lich nur um den Wech­sel geht.“ (das ist genau die­se Tak­tie­re­rei) – das fin­de ich irgend­wie lus­tig. Viel­leicht mal noch rein­ge­wor­fen: Ich fin­de Poli­tik manch­mal auch eklig, und ich kann mir sehr vie­le Punk­te vor­stel­len, wie Demo­kra­tie bes­ser funk­tio­nie­ren könn­te. Ich glau­be aber nicht, dass Demo­kra­tie ohne Macht­spie­le funk­tio­niert (nicht weil ich Macht­spie­le nor­ma­tiv toll fin­de, son­dern weil selbst Liquid Feed­back und ähn­li­che Mecha­nis­men offen dafür sind, und es kei­ne Berei­che mensch­li­chen Zusam­men­le­bens gibt, in denen es nicht zu Macht­spie­len kommt), und ich sehe vor allem nicht, wie wir in den nächs­ten drei Wochen aus dem exis­tie­ren­den baden-würt­tem­ber­gi­schen Wahl­recht eines machen, für das ganz ande­re Bedin­gun­gen gelten.)

  42. @Martin/Cymaphore: Der Arti­kel War­um man nicht ver­meint­lich tak­tisch wäh­len soll­te hat doch letzt­lich auch nur ein Argu­ment, dass ich zusam­men­fas­sen wür­de als „weil es in letz­ter Zeit viel an netz­po­li­ti­scher Bewe­gung gege­ben hat, wer­den wir die­ses Mal bes­ser als bei der Bun­des­tags­wahl abschnei­den und des­we­gen die Fünf-Pro­zent-Hür­de über­sprin­gen“. Da fra­ge ich mich dann, war­um das in Ham­burg nicht funk­tio­niert hat.

  43. @joschtl: Du klingst für mich, wenn ich das so sagen darf, wie ein ziem­lich nor­ma­ler jün­ge­rer Grün­wäh­ler (also jetzt in dem, was du hier an Prio­ri­tä­ten und The­men setzt, und was dir wich­tig ist – bis hin zur Kla­ge über die laten­te grü­ne Tech­nik­feind­lich­keit und die damit ver­bun­de­ne Unbe­re­chen­bar­keit der Posi­tio­nie­rung, an der sicher­lich ein biss­chen was dran ist). Kurz: du wür­dest gut zu uns pas­sen – und ich kann dir aus Erfah­rung sagen, dass es zwar nicht immer ein­fach ist (Macht­spiel­chen und so, aber die gibt’s bei Pira­ten 100%ig auch), dass es aber durch­aus mög­lich ist, inner­halb der grü­nen Par­tei was zu bewe­gen und dafür zu sor­gen, dass die Wiki­leaks-Stel­lung­nah­men dann eher in Rich­tung der heu­ti­gen PM von Vol­ker Beck und Clau­dia Roth zu Maning gehen als in Rich­tung Cem Özd­emir – und dass Men­schen wie Jan Phil­ipp Albrecht (der gra­de ein den Tweets dar­über, die ich so gese­hen habe, sehr erfolg­rei­ches Pri­va­cy Bar­camp durch­ge­führt hat) inner­halb der Grü­nen deut­lich an Gewicht gewin­nen. Aber das geht halt von innen her deut­lich bes­ser als durch die Eta­blie­rung einer wei­te­ren pro­gres­si­ven Partei.

  44. @sebastiannerz
    ver­ste­he ich nicht. selbst­ver­ständ­lich geht es dar­um, selbst an die regie­rung zu kom­men und die eige­nen inhal­te vor­an­zu­brin­gen. wäre mir neu, dass das irgend­wo ver­heim­licht würde.
    @joschtl
    Ja, nur ein Drit­tel Ent­hal­tun­gen bei die­ser Fra­ge, das ist durch­aus Netz­po­li­tik. Und glau­be mir: Ich habe mir genau gemerkt, wer bei die­ser Abstim­mung mit schlech­ten Argu­men­ten sich ent­hal­ten wird. Die ent­spre­chen­den Per­so­nen wer­den bei der nächs­ten Lan­des­lis­ten­auf­stel­lung genau die­se Abstim­mung vor­be­hal­ten bekom­men. Hal­ten wir fest: Zwei Drit­tel haben das Rich­ti­ge getan.
    @jörgtauss
    als ehe­ma­li­ger gene­ral­se­kre­tär der baden-würt­tem­ber­gi­schen spd wäre ich ja beim the­ma stuttgart21 eher still…

  45. @till ich fin­de es schön, hier in einem „grü­nen“ Blog ernst genom­men zu wer­den und sagen zu kön­nen, was man denkt. Dan­ke dafür.

    Falls das flasch rüber­ge­kom­men sein soll­te: ich hab nichts oder nur sehr wenig gegen die Grü­nen. Das meis­te, was Ihr tut, ist durch­aus OK und von den im Bun­des- und Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en fast immer das bes­te – mei­ner Ansicht nach.
    Das heisst aber nicht, dass es nicht bes­ser geht; und in Form der Pira­ten ist das zur Zeit der Fall. Gäbe es die Pira­ten nicht, wäre ich zu phleg­ma­tisch und poli­tisch zu uner­fah­ren, um sie (bzw. ein Äqui­va­lent) zu grün­den. Daher wür­de ich sehr wahr­schein­lich nor­ma­ler­wei­se (und ziem­lich sicher bei die­ser Land­tags­wahl) grün wählen.

    Es gibt die Pira­ten aber. Ich bin so froh, dass es sie gibt, dass ich sogar bei­getre­ten bin und mei­ne Frei­zeit für sie opfe­re (das wäre mir bei den Grü­nen nicht pas­siert). Die Pira­ten haben schon was bewegt und wer­den noch mehr bewe­gen, und je mehr Leu­te sie wäh­len, des­to bes­ser klappt das – unab­hän­gig von irgend­wel­chen 5%-Hürden. Daher wäh­le ich sie und mache Webung dafür, es mir gleich­zu­tun. Natür­lich kann es sein, dass dadurch kein Poli­tik­wech­sel in Baden-Würt­tem­berg zustan­de kommt – es kann aber genau­so­gut sein, dass ich Lin­ke (und nicht, wie hier im Blog­bei­trag gewünscht, Grü­ne) wäh­len müss­te, damit das klappt. Viel­leicht klappt es auch gar nicht, egal wen ich wäh­le. Viel­leicht (OK, ich glau­be nicht wirk­lich dran, denn es gibt vie­le Leu­te, die tak­tisch wäh­len) ermög­li­che ich auch mit mei­nem Anteil am Ein­zug der Pira­ten ins Par­la­ment genau die­sen Poli­tik­wech­sel, den eine tak­ti­sche Wahl der Grü­nen nicht erreicht hätte.
    Der ein­zi­ge Aus­weg aus dem Dilem­ma: ich wäh­le, was ich für rich­tig hal­te, und nichts ande­res. Das sind die Pira­ten. Ich habe Zwei­fel, dass wir in den Land­tag ein­zie­hen. Aber ich bin mir ziem­lich sicher, dass wir sehr deut­lich über 5% lägen, wenn es eine Wahl­pflicht gäbe (nein, will ich nicht ein­füh­ren). Und ich bin mir sicher, dass wir min­des­tens 3,5 bis 4% Stim­men bekä­men, wenn es kei­ne 5%-Hürde gäbe und nie­mand tak­tisch wäh­len wür­de – viel­leicht wür­den wir, wenn es kei­ne 5%-Hürde gäbe, sogar 5% schaffen…

    Da es mit ziem­li­cher Sicher­heit uto­pisch ist, dass die Pira­ten an einer Regie­rung betei­ligt sein wer­den, wer­de ich mich freu­en, wenn dies dafür den Grü­nen gelingt. Aber mit mei­ner Stim­me dabei mit­hel­fen wer­de ich nicht.

    (edit) Ich seh grad Dei­ne Ant­wort, Till. Ich bin glau­be ich älter, als Du mich schätzt – Fami­li­en- und Bil­dungs­po­li­tik hab ich des­we­gen nicht erwähnt, weil’s dann zu viel gewor­den wäre, aber mein jün­ge­rer Sohn wird die­ses Jahr ein­ge­schult – da hab ich durch­aus auch ein Interesse :)
    Ich hab die Poli­tik lan­ge Zeit nur beob­ach­tet – alle paar Jah­re ein wohl­über­leg­tes Kreuz, das war’s. Als ich mich im Som­mer 2009 zum Pira­ten-Bei­tritt ent­schlos­sen habe, war das eher ein Abwä­gen, ob ich mein Wis­sen, mei­ne Zeit und mei­ne Kraft dem CCC oder den Pira­ten opfe­re, und kein Abwä­gen zwi­schen einer ande­ren Par­tei (und da hast Du schon Recht: wenn über­haupt, wären das die Grü­nen gewe­sen) und den Pira­ten. Ich füh­le mich durch Dei­nen Abwer­be­ver­such geehrt, aber ich leh­ne ihn ab.

  46. .….lie­ber still ..?!? Ähemmm: Bei sol­chen Gele­gen­hei­ten wei­se ich ger­ne dar­auf hin, dass der letz­te, der ver­geb­lich ver­such­te, mir den Mund zu ver­bie­ten, mein Rek­tor war. Damals war ich 16 ;))

    Rich­tig ist, dass ich mich als SPD – Gene­ral­se­kre­tär viel zu spät mit dem The­ma S 21 befass­te und zu lan­ge der Pro­pa­gan­da der Abge­ord­ne­ten­kol­le­gen aus dem Mitt­le­ren Neckar­raum und ins­be­son­de­re der Land­tags­frak­ti­on glaubte. 

    Aber eines weiß ich auch: Wäre ins­be­son­de­re die Finan­zie­rungs­zu­sa­ge für S21 durch den dama­li­gen Ver­kehrs­mi­nis­ter Tie­fen­see ein ernst­haft strit­ti­ges rot-grü­nes Koali­ti­ons­the­ma gewe­sen, wäre es mir nicht entgangen ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.