Eine kurze Frage zum Jahreswechsel

Vor ein paar Tagen warf ich mit Fra­gen um mich. Dan­kens­wer­ter­wei­se wur­den die sogar beant­wor­tet (Hen­dryk, Eber­hard, Ella). Zum Jah­res­wech­sel möch­te ich eine der Fra­gen, die ich da gestellt hat­te, noch ein­mal her­aus­pi­cken und sie (euch allen) erneut stel­len – auch des­we­gen, weil ich die Ant­wor­ten beach­tens­wert fand, und gespannt bin, ob ande­re (weni­ger grü­ne) Men­schen das anders sehen.

Hier also die Fra­ge. Ant­wor­ten dazu ger­ne in den Kommentaren:

Glaubst du, dass es ins­ge­samt und über­haupt so wei­ter­ge­hen kann? Und wenn nicht: was ziehst du für Schlüs­se daraus?

Zwei Flügel auf der immerwährenden Suche nach der Mitte

Sunflower's end IV

Viel­leicht bin ich ein­fach schon zu lan­ge dabei in die­ser Par­tei, viel­leicht ist das der Grund, war­um ich das der­zeit statt­fin­den­de inner­par­tei­li­che Rin­gen um die Deu­tungs­macht nach der Wahl­nie­der­la­ge nicht beson­ders beein­dru­ckend fin­de. Wir strei­ten über den rich­ti­gen Kurs, das tun wir als Par­tei, das tun wir gemein­sam – und wir tun es nicht zum ers­ten Mal. Und es wird, da bin ich mir sicher, nicht mit dem Durch­marsch des einen oder des ande­ren Flü­gels enden, son­dern mit einer neu­en Selbst­ge­wiss­heit grü­ner Eigenständigkeit.

Eingeständnisse und Eigenständigkeit

Auch der ges­tern statt­ge­fun­de­ne Län­der­rat zum Wahl­aus­gang, an dem ich als Dele­gier­ter für Baden-Würt­tem­berg teil­ge­nom­men habe, ändert nichts an die­ser Bewer­tung. Nein, er bestärkt mich sogar in die­ser Auf­fas­sung. Klar: Es gab die gro­ßen Schau­fens­ter­re­den, in denen nicht nur für den einen oder ande­ren Kurs gewor­ben wur­de, son­dern auch ver­sucht wur­de, die Schuld für die Wahl­nie­der­la­ge mög­lichst auf der ande­ren Sei­te des inner­par­tei­li­chen Spek­trums abzu­la­den. Eini­ge Reden las­sen sich hier rich­tig schön als Mus­ter­bei­spiel dafür her­neh­men, wie ver­sucht wird, nach­träg­lich ein neu­es Nar­ra­tiv über die Tat­sa­chen zu stül­pen, bei dem dann die „ande­re Sei­te“ schlech­ter als vor­her dasteht.

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Rein in die Kuschelecke? Raus aus der Kuschelecke!

Dinosaurier und Bagger vor Museum

Wäh­rend die SPD in Ber­lin ihr Deutsch­land­fest fei­er­te – Anlass: 150 Jah­re Sozi­al­de­mo­kra­tie – fand in Frank­furt am Main die „sum­mer fac­to­ry“ des Insti­tuts Soli­da­ri­sche Moder­ne e.V. (ISM) statt. Das ISM hat sich vor eini­gen Jah­ren als „Denk­fa­brik der Mosa­i­k­lin­ken“ gegrün­det, zur intel­lek­tu­el­len Unter­füt­te­rung eines gemein­sa­men rot-grün-roten Pro­jekts, getra­gen von ein­zel­nen Akteu­ren aus den ent­spre­chen­den drei Par­tei­en und aus der real exis­tie­ren­den „Bewe­gungs­lin­ken“.

So unge­fähr 100 Men­schen aus dem ISM und sei­nem Umfeld tra­fen sich also in Frank­furt. Ein biss­chen war das gan­ze auch eine Kat­zen­jam­mer­ver­an­stal­tung ange­sichts der Schwie­rig­kei­ten, gemein­sa­me rot-grün-rote Pro­jek­te nicht nur zu iden­ti­fi­zie­ren, son­dern dar­aus auch noch kon­kre­te Poli­tik zu machen. Die Aus­sich­ten für ein ent­spre­chen­des Bünd­nis nach der Bun­des­tags­wahl schei­nen der­zeit bekann­ter­ma­ßen ja nicht die bes­ten zu sein.

Ich bin zwar fast seit Grün­dung des ISM dort Mit­glied (auch wenn ich den Namen nicht mag), war aber noch auf kei­ner ISM-Ver­an­stal­tung. Inso­fern wuss­te ich nicht so genau, was mich erwar­ten wür­de. Ange­lockt hat­te mich in aller­ers­ter Linie der Titel der „sum­mer fac­to­ry“ (die im Übri­gen mit Regen ende­te). Der Titel klang ver­hei­ßungs­voll: „Stra­te­gi­sche Bedin­gun­gen eines Poli­tik­wech­sels: Sozi­al­öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on“. Dar­un­ter konn­te ich mir was vor­stel­len. Dach­te ich jedenfalls.

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Bürgerliche Werte – oder wie wir uns unsere WählerInnen vorstellen (Teil II)

Fort­set­zung von Teil I. Anfän­ge.

II. Werte, Lager und Milieus

Die gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen der letz­ten vier­zig Jah­re las­sen sich auch anders beschrei­ben, auf einer noch grund­sätz­li­che­ren Ebe­ne. Damit sind wir bei Ingel­hart und dem Post­ma­te­ria­lis­mus. Eine wirt­schaft­lich und sozio­kö­no­misch eini­ger­ma­ßen gesät­tig­te Gesell­schaft ent­deckt, dass es nicht unbe­dingt um „Haben“ geht. „Sein“ kommt ins Spiel – und dif­fe­ren­ziert sich wei­ter aus, in Rich­tung „Erleb­nis­kon­sum“ einer­seits und in Rich­tung „Selbst­ent­fal­tung“ andererseits. 

Aus die­sen Grund­ori­en­tie­run­gen einer­seits und dem sozia­len Sta­tus – Bil­dung, Ein­kom­men, Aner­ken­nung, Ein­fluss; kurz: unten und oben – ande­rer­seits lässt sich ein Ras­ter ent­wi­ckeln. Das Markt­for­schungs­in­sti­tut SINUS hat das gemacht (und Bour­dieu hat schon zuvor ähn­li­ches getan, und ande­re auch) – übri­gens wohl aus der Beob­ach­tun­gen her­aus, dass die poli­ti­schen Dif­fe­ren­zen der Bewe­gun­gen der 1980er Jah­re sich durch­aus auch in all­tags­äs­the­ti­schen Unter­schie­den, in unter­schied­li­chen Lebens­stil­prä­fe­ren­zen nie­der­ge­schla­gen haben. Am Schluss sind dann Wohn­zim­mer­ka­ta­lo­ge herausgekommen.

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