Zehn Dinge, die an der re:publica toll waren

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Fast hät­te ich geschrie­ben: Es war nicht alles schlecht. Aber ernst­haft, und um das mit dem Kar­ma nicht ganz den Bach run­ter­ge­hen zu las­sen nach mei­nem wüten­den Kom­men­tar ges­tern (inzwi­schen auch bei CARTA), hier mei­ne Lis­te (Lis­ten gehen immer …) von zehn Din­gen, die mir an der #rp13 gut gefal­len haben:

1. Dass es sie gibt. Dass Mar­kus und Andre­as und die Häus­lers (und alle Hel­fe­rIn­nen) es zum sieb­ten Mal in Fol­ge geschafft haben, „das Ereig­nis“ (Arm­band) Wirk­lich­keit wer­den zu las­sen, ist bei aller Kri­tik am Detail erst­mal eine rei­fe Leistung. 

2. Das Design. Mit sehr viel Lie­be zu Klei­nig­kei­ten wie Musik, Beleuch­tung, Raum­ge­stal­tung, gra­fi­schen Ele­men­ten etc. wur­den die STATION und die Online-Erwei­te­run­gen zu einem ein­heit­lich wir­ken­den, bemer­kens­wer­ten Ort gemacht.

3. Die Pau­sen und die Gesprä­che mit der Time­line. Ich hät­te ger­ne noch mehr davon, und ich hät­te vor allem ger­ne – als ein Ele­ment – eine the­ma­tisch struk­tu­rier­te Pau­se, um eine Chan­ce zu haben, auch als eher schüch­ter­ner Mensch mit mir bis­her unbe­kann­ten Men­schen ins Gespräch zu kom­men, aber abge­se­hen davon gefiel mir der Pau­sen­rhyth­mus und auch die dies­be­züg­li­che Raum­ge­stal­tung. Und der (wenn er nicht gra­de aus war) güns­ti­ge Kaffee.

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4. Die Diver­si­tät. Ich habe nicht gezählt, hat­te aber doch den Ein­druck, dass die hin­sicht­lich der Geschlech­ter­ver­tei­lung, aber auch hin­sicht­lich ande­rer Merk­ma­le (z.B. Behin­de­rung, Kin­der, Her­kunft) deut­lich von der male-white-midd­le-age-Norm ande­rer Tech­nik­kon­fe­ren­zen abwich. Wäre inter­es­sant zu wis­sen, ob die Fak­ten die­sen Ein­druck stüt­zen oder nicht. (Und auch eini­ge Netz­fe­mi­nis­mus-Vor­trä­ge im Pro­gramm pas­sen gut zu die­sem Eindruck). 

5. Der »sen­se of won­der«. Im Gespräch mit @weltenkreuzer ist mir das noch ein­mal deut­lich gewor­den (auch, dass ich für mich die fal­schen Vor­trä­ge dafür aus­ge­sucht hat­te): Eine gan­ze Rei­he von Vor­trä­gen stell­te Pro­jek­te und tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen an der Gren­ze zu Mor­gen vor – selbst­ge­bau­te Mond­fahr­zeu­ge, Cyborg-Implan­ta­te, leuch­ten­de Kris­tal­le. Da habe ich was verpasst. 

6. Der Mut zum Trash. Rest­be­stän­de von Twit­ter­un­sinn im offi­zi­el­len Pro­gramm. Muss ich mehr sagen?

7. Sach­lich­keit oder Show. Die bei­den Pole in den Vor­trags­for­ma­ten, die mir gut gefal­len haben, sind auf der einen Sei­te die Vor­trä­ge, die ruhig, schlicht und sach­lich tief­grei­fen­de Pro­blem­ana­ly­sen und kon­struk­ti­ve Ideen vor­ge­stellt haben (um zwei Bei­spie­le zu nen­nen: Jut­ta All­men­din­ger zu Arbeit und Ver­ein­bar­keit, und Lorenz Lorenz-Mey­er zu Ansprü­chen an öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk heu­te). Am ande­ren Pol dann durch­cho­reo­gra­phier­te Show­ein­la­gen (etwa Keren Eli­sar zu Cyber­punk heu­te). Bei­des hat sei­ne Berech­ti­gung; schlimm fand ich es nur, wenn weder das eine noch das ande­re statt­fand, oder kru­de Mischun­gen aus bei­dem. Das gab es auch.

8. Sketch­no­tes! Das ein­zi­ge halb­wegs inter­ak­ti­ve For­mat, das ich besucht habe, war der – trotz Über­fül­lung – gut gestal­te­te Work­shop zu Sketch­no­tes. Hat mir Spaß gemacht. Ich wür­de mir mehr davon wün­schen. Viel­leicht waren auch das Re:campaign-Barcamp (habe ich nicht dran teil­ge­nom­men) und die klei­ne­ren For­ma­te an den Stän­den sol­che Inseln der Interaktivität.

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9. Ste­alth Netz­po­li­tik. Auch wenn’s mir per­sön­lich nicht real­po­li­tisch genug war, ist der Ansatz, Netz­po­li­tik an vie­len Ecken und Enden in ein Pro­gramm ein­zu­schmug­geln, dass sich schein­bar in ers­ter Linie an Nerds und Social Media Mana­ger rich­tet, viel­leicht gar nicht so dumm. Dosis hochdrehen?

10. Hash­tag­ging at its best. Das oft funk­tio­nie­ren­de Netz, die rege Neben­bei-Online-Akti­vi­tät vie­ler Teil­neh­me­rIn­nen und das alles ver­ei­nen­de Hash­tag haben einen Teil der von mir ver­miss­ten Inter­ak­ti­vi­tät ersetzt. Statt Fra­gen zu stel­len, wur­den die­se eben auf Twit­ter dis­ku­tiert. Auch das lie­ße sich noch aus­bau­en (hier eine Erör­te­rung über die Vor- und Nach­tei­le von spe­zi­fi­schen Twit­ter­walls für ein­zel­ne Stages hin­zu­den­ken), ist aber eine Dimen­si­on einer Netz­kon­fe­renz, die nicht über­se­hen – und nicht getrennt gedacht! – wer­den sollte.

Was ich mit­neh­me: Ob ich die rich­ti­ge Ziel­grup­pe der bin, weiß ich nicht. Beim nächs­ten Mal wie­der hin­fah­ren? Ich bin noch unent­schlos­sen. Wenn, dann mit kla­re­ren Vor­stel­lun­gen dar­über, was ich auf der re:publica ler­nen und errei­chen möch­te, mit mehr Recher­che zu ein­zel­nen Pro­gramm­punk­ten und Vor­tra­gen­den, und wahr­schein­lich auch mit einem Bün­del an Neben­bei­ver­ab­re­dun­gen im Vorfeld.

Schön fän­de ich eine mit Kin­der­pro­gramm und Nach­hal­tig­keits­be­wusst­sein, mit einem inter­ak­ti­ven Zeit­fens­ter (Metho­den dafür gibt es) – und mit einem akademischeren/politischeren Sub­kon­fe­renz-Ding re:colloq/re:collab für fort­ge­schrit­te­ne­re, hand­lungs­ori­en­tier­te Debat­ten. Und ger­ne in Stuttgart ;-)

War­um blog­ge ich das? Als aus­führ­li­che­re Reflek­ti­on mei­nes ers­ten re:publica-Besuchs.

8 Antworten auf „Zehn Dinge, die an der re:publica toll waren“

  1. ande­rer Technikkonferenzen

    Die re:publica soll eine Tech­nik­kon­fe­renz sein? Hahaha.

    Selbst der Cha­os Com­mu­ni­ca­ti­on Con­gress kann heut­zu­ta­ge nur noch ein­ge­schränkt als Tech­nik­kon­fe­renz bezeich­net werden.

  2. Gut, dass Du gesagt hast, dass das Dei­ne ers­te rp war ;-) Als Bera­ter habe ich die ganz ande­re Wahr­neh­mung, näm­lich, dass eben fast nichts für die­sen („unseren„tm) Berufs­stand dabei war. Dass ich den­noch vie­le Kol­le­gen getrof­fen habe, hat mich zunächst hof­fen las­sen, dass sie sich wohl oder übel wohl auch mal in die netz­po­li­ti­schen Per­len­ses­si­ons set­zen wer­den, aber wer nicht will, der will nicht und bleibt ein­fach drau­ßen bei Son­nen­schein und Klas­sen­tref­fen-Hei­me­lig­keit. Was ich ins­ge­samt ver­miss­te (und dar­aus resul­tie­ren auch mei­ne größ­ten­teils kri­ti­schen Begleittweets) war genau das: Das Bewusst­sein und Inter­es­se an der Gestal­tung der Netz- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­welt von mor­gen, das kri­ti­sche Hin­ter­fra­gen von Pla­ti­tü­den und ande­ren Ober­fläch­lich­kei­ten berühm­ter und weni­ger berühm­ter Spea­k­er, die Bereit­schaft, den eige­nen Hori­zont zu erwei­tern. Aber ich habe auch gelernt (wenn auch außer­halb der Sta­ti­on): Men­schen sind so ;-) Komm wie­der, es gibt immer wie­der etwas, das Dich wei­ter­bringt und nächs­tes Mal schau Dir die re:campaign an: Was für NGOs gilt, gilt auch für Poli­tik und umgekehrt.

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