Die taz macht jeden Woche so einen „Streit der Woche“, und sucht dafür natürlich immer kontroverse Themen. Heute heißt es Müssen Linke bio essen?. Gute Frage, wie ich fand – bis ich näher darüber nachgedacht habe und festgestellt habe, dass die Frage eigentlich falsch gestellt ist. Und das hat etwas mit der Gründung der Grünen zu tun.
Kurze Rückblende in die siebziger Jahre. Mal abgesehen, dass ich da zur Welt komme (1975), finde ich dieses Jahrzehnt auch aus anderen Gründen interessant: da formiert sich nämlich die moderne Friedens- und Umweltbewegung und wird letztlich auch zur Partei DIE GRÜNEN (1979/80) (und die taz …). Ein wichtiges Element in dieser Bewegung und in der sich gründenden Partei ist die „Neue Linke“, also eine Abkehr vom dogmatischen Sozialismus (Stichwort 1968er und so). In der Partei, aber auch in diesen Bewegungen kommt – ganz verkürzt gesagt – die Vorstellung eines „neuen Lebensstils“ zusammen, der für die Industrieländer notwendig ist (später wird daraus das Nachhaltigkeitskonzept). Soziale Gerechtigkeit und ökologische Zukunftsfähigkeit müssen zusammengehen. Und damit kommt etwas Neues ins Spiel, das weder in der sozialdemokratischen Traditionslinie, die an der Umwelt nur interessiert hat, ob die Stahlarbeiter im Ruhrgebiet einen blauen Himmel sehen können, noch in der dogmatisch-sozialistischen Linie (wo Umwelt irgendwo zwischen Nebenwiderspruch und „sowjetische AKWs sind gut, westliche AKWs sind böse“) eine Hauptrolle gespielt hat.
Jetzt, in der damals neuen „grünen“ Bewegung, kommt beides zusammen. Auch das hat historische Vorbilder (Stichwort: Lebensreform, so irgendwo zwischen 1880–1900-1920er Jahre). In der neuen Inkarnation ist der „neue Lebensstil“ in seiner Bewegungs- und Parteiform zudem mit massiven Heterogenitäten konfrontiert: in der neuen Partei sammeln sich zunächst mal machtbewusste Menschen aus den K‑Gruppen, denen Umwelt so wichtig auch nicht ist ebenso wie naturschützende Blut- und Boden-Konservative, für die Umweltschutz und „Lebensschutz“ in eins fällt. Hier kommen sozialdemokratisch-protestantische AsketInnen aus der Friedensbewegung mit Menschen zusammen, die aus dem „neuen Lebensstil“ ein mit Leib und Seele gelebtes Öko-Projekt machen wollen (und aus deren Projekten zum Teil die heutigen Naturkostgiganten entstanden sind – ich fand hier den Selbstdarstellungsprospekt des Naturkosthestellers „Rapunzel“ zum 30-jährigen sehr interessant). Dieses Amalgam findet sich unter dem Banner „ökologisch – sozial – basisdemokratisch – gewaltfrei“ wieder.
Ein paar Jahrzehnte vorwärts: in den 1990er Jahren wurde mir dieses grüne Alleinstellungsmerkmal so richtig bewusst, als ich – in der damals sehr alternativen Grün-Alternativen Jugend (GAJ) aktiv – mit den lokalen JungdemokratInnen/Junge Linke (JD/JL; ebenfalls heterogen zwischen linksliberal und neomarxistisch) über eine Zusammenarbeit verhandelte. Für ein paar Jahre gab es eine gemeinsame Gruppe GAJ/JD/JL in Freiburg – aus der Zeit heraus bin ich übrigens auch Mitglied der JungdemokratInnen. Jedenfalls: die Grün-Alternative Jugend bildete jenseits der Politik ihre Identität irgendwo zwischen Hanf (nicht mein Ding), Vegetarismus (schon eher), Hippietum und Jugendumweltbewegung, tage in Waldorfschulen und machte bei Aktionen gegen den Autoverkehr mit. Für JungdemokratInnen war es dagegen überhaupt keine Frage, zur Delegiertenkonferenz ins sozialistische Tagungszentrum in Oer-Erkenschwiek mit dem Auto anzureisen (oder auch zum Camp …) und lieber über Solidarität zwischen den sozialistischen Bruderländern und den Kampf der Arbeiter(innen?) zu reden als über sowas Seltsames wie Ökologie. Die Frage eines Kollegen aus der JD/JL in dieser Zeit, warum ich den ein Problem mit dem Auto hätte, und dass es ja wohl wichtigeres gäbe, irritierte mich ebenso sehr wie den meine Antwort mit Verweis auf die Grenzen der planetaren Tragfähigkeit, und dass es ja wohl nichts wichtigeres geben könne.
Aus dieser politischen Biographie heraus liegt der Fehler in der Frage, die die taz stellt, genau da. Natürlich essen traditionsbewusste Linke nicht bio, und schon gar nicht vegetarisch. Der Prototyp dafür ist heute vermutlich in den Gewerkschaften zu finden. Menschen, die bio essen, müssen – selbst wenn sie’s nicht nur aus Gesundheitsgründen tun, sondern schon den (naturalen wie sozialen) Herstellungsprozess im Blick haben – nicht unbedingt links sein. Warum auch?
Womit wir am Schluss nochmal bei den Grünen wären. Idealtypisch ist das nämlich immer noch die Partei, in der beides zusammenkommt: das Bewusstsein dafür, dass es eine extreme Abhängigkeit zwischen ökologischen Prozessen und dem Leben von Menschen auf diesem Planeten gibt, und dass „ökologisches Kapitel“ eben nicht beliebig durch anderes ersetzbar ist, und das Bewusstsein dafür, dass weltweit und lokal gesehen Ausbeutungsverhältnisse und Ungleichbehandlungen Menschen an ihrer Selbstentfaltung hindern und nicht zuletzt darum zu bekämpfen sind. Beides kommt in Konzepten wie dem der Umweltgerechtigkeit (environmental justice) zusammen: die Feststellung, dass Smog eben nicht demokratisch ist, sondern sich ökologische Risiken sozial ungleich verteilen.
Müssen Linke bio essen? Nicht unbedingt, aber wenn sie wollen, dass sie im 21. Jahrhundert ernst genommen werden, dann wäre Bio-Essen ein Symbol dafür, links zu sein, ohne dabei den Blick für politische Fragen jenseits des Verhältnisses von Kapital und Arbeit verloren zu haben (das ganze ließe sich übrigens auch mit Feminismus statt mit Bio-Essen durchspielen). Oder anders gesagt: wer im 21. Jahrhundert behauptet, links zu sein, aber seinen persönlichen Lebensstil nicht für ein Politikum hält, hat was verpasst.
Warum blogge ich das? Weil mich die Frage durchaus angesprochen hat. Und ich mir auch noch gar nicht so sicher bin, ob das hier meine endgültige Antwort darauf ist. (U.a., weil ich oben noch gar nichts zu Latours politischer Ökologie gesagt habe).
Nachtrag: (14.08.2010) Die taz hat mich heute mit einer (von mir verfassten) Kurzfassung dieses Beitrags auf ihrer Streitfragenseite. Lustig finde ich, dass der von mir geseitenhiebte LINKEN-Chef Klaus Ernst ebenso wie ich auf der „Ja, Linke sollten bio essen“-Seite mit einem Kommentar vertreten ist. So ganz überzeugt davon, dass diese politische Haltung auch seiner persönlichen Praxis entspricht, bin ich allerdings immer noch nicht. Eher ärgerlich: dass die taz mit die Binnen-Is (und den Verweis auf die Parallelität zum Thema Emanzipation) rausgekürzt hat. Und natürlich das fehlende „ay“ …
Netter Artikel, ergänzt werden könnte er aber noch um einen Absatz über die neuen Pseudo-Ökos, die sich einbilden, dass alles, was sie bei Alnatura einkaufen, auch ökologisch sinnvoll ist.
Leider bleiben sie dabei im alten ALDI-Denkmuster verhaftet und es wird die Milch der Alnatura-Eigenmarke an die Kasse getragen, die oftmals das Herstellungskennzeichen DK trägt, statt dass man zur teureren Milch mit D‑BW 376 (Breisgaumilch) greift.
Deine Analyse, dass „Links“-Sein und Bio nicht unbedingt zusammenhängen, teile ich. Insbesondere von Teilen des heutigen linken Milieus wird Bio ja sogar vehement als bürgerlich und spießig abgelehnt („Wer Hartz4 bekommt kann sich das gar nicht leisten“), vgl. z.B. Jutta Dithfurt. Tatsächlich kenne ich Konservative, die überzeugte Biokonsumenten sind, aber weder besonders für Umweltschutz zu haben sind noch sonderlich viel für soziale Gerechtigkeit übrig haben, und erst recht nicht für den linken Freiheitsbegriff (Linksliberalismus) – ich nenne mal keine Namen ;).
Für eine grüne linksliberale Partei/Bewegung, die sich für Bio, Umweltschutz, Ökostrom, soziale Gerichtigkeit, gesellschaftliche Freiheit und Vielfalt, Datenschutz, freie Software, Kryptografie, eine breite Förderung der Wissenschaft und möglichst gute Bildung für alle einsetzt! ;)
Sorry für den etwas holprigen Stil, ich schreibe von meinem N900 aus. :)
Ganz davon abgesehen, dass man den Menschen und sein Umfeld (inkl. seines Verhaltens) als Kollektiv verstehen muss und somit die Schlussfolgerung ziehen könnte – so wie micu schon angemerkt hat – dass links und bio nicht wirklich kompatibel sind, könnten die Filme *let’s make money* und *we feed the world* ein anderes Licht darauf werfen! Ich kann nur empfehlen sich diese beiden Einblicke in den globalen Kapitalismus unserer Zeit nicht entgehen zu lassen (zu finden auf youtube in 10 Teilen). Nach dem Anschauen könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass Links und Bio heutzutage Hand in Hand gehen sollten…
@ abc: Wenn man in Hamburg statt in Freiburg wohnt, dann macht dänische Milch auch mehr Sinn als württembergische…
@ Till: Der letzte Satz ist für mich zentral.
Ich konsumiere Bio und fair trade, weil ich die damit verbundenen Produktionsbedingungen für Minimalstandards halte. Aus den gleichen Gründen beschäftige ich keine Putzfrau schwarz und hinterziehe keine Steuern.
Ich bin sicher nicht perfekt und mein ökologischer Fußabdruck noch zu groß – aber ich fordere wenigstens keinen Lebensstil, den ich nicht selber zu leben versuche und ich kann meine Prioritätensetzung in Diskussionen als Beispiel heranziehen und muss nicht im Abstrakten hängen bleiben.
Gerade weil Solidarität mir was bedeutet, will ich nicht, dass für meine Tomaten Illegalisierte auf spanischen Feldern mit Pestiziden vergiftet werden oder für meine Schokolade Kinder in lateinamerikanischen Plantagen schuften müssen.
Man kann wissen, wenn man will. Wissen und nicht zu handeln, finde ich feige.
@Katja: Wird denn die Dänemark-Milch der Alnatura-Eigenmarke nur an Filialen in Hamburg ausgeliefert? AFAIK nicht.
Ich kauf dieses Zeug auch nicht. Ein Müsli auf dem nur steht „Hergestellt für Alnatura Bickenbach“. Hallo? Und wo kommt’s her? Das hat doch mit Bio nix mehr zu tun.
Es ging aber glaub ich auch mehr um die Leute, die mit VW Tiguan oder anderen Riesenschinken beim Alnatura vorfahren. Die wählen auch Grün, weil’s gerade ihrem Lebensgefühl entspricht. Was soll man dazu sagen.
Und zu Rapunzel, ich hab den Jubiläumsprospekt auch gelesen, aber ich frage mich, inwieweit diese Ideale heute noch bei denen gelten. Unlängst wurden die Verpackungen der Rapunzel-Müslis geändert, seither enthalten die 1/4 Luft. Kundenverarsche!
„Wer im 21. Jahrhundert behauptet, links zu sein, aber seinen persönlichen Lebensstil nicht für ein Politikum hält, hat was verpasst.“ – ein Satz für’s Poesiealbum und die Kühlschranktür.
Wirft aber auch (mal wieder) die Frage auf, wie viel richtiges Leben im Falschen (oder falsches Leben im Richtigen?) möglich ist. Und zwar sowohl individuell (die tägliche Frage der Prioritätensetzung beim Einkaufen) als auch institutionell (wie bio und fair müss(t)en Catering und Wahlkampf-GiveAways etwa bei den Grünen sein).
Trotzdem passt der Satz nicht so recht mit Deinem übrigen Fazit zusammen. Wenn Du alle Positionen jenseits der Kapital/Arbeit-Frage nur als – letztlich austauschbare – „Symbole“ für Modernität verstehst, verengst Du dann nicht zugleich Linkssein auf eine Definition aus den 70ern?
Spannende Anmerkungen – auch die (böse?) Frage bei Facebook danach, ob Linke heiraten dürfen.
Drei Dinge sind mir noch eingefallen.
1. Bio-Essen ist nur dann links, wenn dahinter eine Politik steht, nicht nur das eigene Leben „korrekt“ auszurichten, sondern sich sowohl auf die sozial-ökologischen Konsequenzen und Vorbedingungen im Produktionsprozessen zu beziehen als auch – und das ist das mehr zum Text oben, angeregt durch einige der Kommentare – das Ziel zu haben, die Voraussetzungen (aber nicht die Pflicht) zu einer sozial-ökologisch sinnvollen Lebensweise allgemein zu machen. Anders gesagt: Wer Bio ist, weil er/sie es sich leisten kann, und das ein schönes Distinktionsmerkmal im „Biedermeier-Boheme“ ist, ist nicht links – wer es tut, und gleichzeitig dafür kämpft, dass alle das tun können, ist links (und da hängt dann ein ganzer Rattenschwanz an Konsequenzen dran, nicht zuletzt die ganze Konventionalisierungsdebatte über Bio im Supermarkt).
2. Als Ergänzung/Erläuterung zu Jochens Kommentar: ich glaube, mein Beitrag hat zwei Aussagen (jedenfalls war das die Intention). Die eine: links (Vorstellungen von gesellschaftlicher Solidarität) und öko (z.B. Bio-Essen, kann aber noch weiter ausdifferenziert werden) sind – ebenso wie weitere Merkmale – Dimensionen, die unabhängig voneinander sind und im Sinne eines Patchwork-Lebensstils bzw. einer Patchwork-Politik nahezu beliebig kombinierbar sind (feministisch orientierte, sich ökologisch ernährende NPD-Anhängerinnen z.B.). Deswegen ist die taz-Frage, die einen Zusammenhang impliziert, falsch. Die zweite Aussage: sympathisch und stimmig finde ich bei weitem nicht jede Kombination – es gibt also gute Gründe für grün (siehe micus Kommentar). Insofern sehe ich auch keinen Widerspruch zwischen Kühlschranktürspruch und dem Rest des Fazit: Linkssein (im Sinne gesellschaftlicher Solidarität) ist nur dann eine stimmige politische Haltung, wenn es eben gerade nicht auf Kapital/Arbeit verengt ist, sondern durch die Anerkennung weiterer unabhängiger Dimensionen progressiver Politik ergänzt wird – die sich im z.B. Lebensstil oder in der institutionellen Inszenierung von „Stimmigkeit“ eben in bestimmten Symbolen wiederfinden.
3. Jochens Kommentar spricht aber auch noch einmal eine ganz andere Ebene an: die Annahme, dass es soetwas wie ein Maß an „richtigem Leben im Falschen“ geben könnte, funktioniert nur in Verbindung mit Teleologie (egal, ob Revolution oder biblische Erlösung). Die ist mir fremd: es gibt kein Morgen, wo dann plötzlich alles gut ist, sondern nur das hier & jetzt. Deswegen ist das für mich auch der einzige richtige Ort politischer Kämpfe.
Nachtrag:
4. Zu Rapunzel (blumentopf): die Frage – wieviel von den damaligen Idealen ist bei denen heute noch übrig – habe ich mir auch gestellt. Aber gar nicht mal unbedingt im Modus der Empörung, sondern eher aus wissenschaftlich-politischer Neugierde: Wie groß und etabliert kann ein Projekt werden, wie lange kann jemand persönlich „Erfolg haben“, ohne Ideale aufzugeben? Und wie geschieht dies, und was machen die, die die ihre Ideale (im Sinne alltäglichen Handelns) nicht verlieren wollen?
Um einmal hart zu fragen: Was hat links heutzutage noch mit Bio zu tun?
Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, es ist an dieser Form der Fragestellung aber durchaus viel Wahres.
Natürlich ist es wünschenswert, dass der Mensch sich in jeder Hinsicht sozial und ökologisch engagiert. Ein großes Kompliment an alle, die diesen Lebensstil so konsequent als ihnen eben möglich durchhalten.
Ich bezweifele jedoch sehr, dass Konsumenten von Bioprodukten heutzutage im Durchschnitt noch sozialer sind als Nicht-Biokonsumenten. Gibt es nicht sogar schon Studien, die darauf hindeuten, dass der Biokonsument sich oftmals weniger sozial verhält, da er schon etwas Gutes getan hat? (Dass soll nicht heissen, dass ich Bio oder auch Biokonsumenten schlecht finde.)
Und mal ganz ehrlich, wenn es mir um Produktionsbedingungen geht, wer garantiert mir denn, dass die sozialen Bedingungen O.K. oder auch nur besser sind, wenn ich Bio kaufe? (bei kontrollierten Fairtrade-Produkten ist das natürlich anders, aber wenn ein Produkt einfach nur Bio ist?)
Und zuletzt – und an dieser Stelle oute ich mich möglicherweise als konservativer Linker – finde ich die Feststellung „ein Hartz 4 Empfänger“ und sicher auch viele andere „können sich nur Bio nicht leisten“ durchaus nicht falsch.
Das heisst nicht, dass ich nicht weiss, dass es Menschen gibt, die das schaffen, aber kann man das wirklich von jedem erwarten? Und das auch auf lange Sicht? Und wer sind wir eigentlich, dass wir darüber diskutieren, ob das geht oder nicht,
haben wir das denn alle schon mal langfristig mitgemacht mit 359 Euro plus Miete im Monat zu leben? Ich jedenfalls habe das Gefühl, dass ich darüber nicht urteilen darf…
@ Fra: Ich kenne die Umfragen auch, nach denen es Bio-KonsumentInnen gibt, die meinen mit Bio bei ALDI hätten sie ihren Teil schon beigetragen und gut.
Wer allerdings einen so kleinen Teilaspekt seines Lebens schon für einen kohärenten Lebensstil hält, dem ist auch nicht zu helfen.
Diejenigen allerdings, die als Linke versuchen, soziale Bedingungen zu verbessern, kommen an Bio m.E. nicht vorbei – erst recht nicht international.
Im Bio-Anbau werden weniger Pestizide verwendet, was die Gesundheit der FarmarbeiterInnen schont, die Artenvielfalt ist höher, das Saatgut stammt häufig nicht von den üblichen Monopolisten wie Monsanto, die Bio-Branche steht was ihre Produktionsbedingungen angeht, deutlich mehr im Licht der Öffentlichkeit. Nichts davon ist garantiert, aber die Wahrscheinlichkeit, dass im Bio-Produkt weniger Wasser aus wasserarmen Regionen, weniger Erosion, weniger Kinderarbeit, weniger Pestizide drinstecken als in einem *vergleichbaren* konventionellen Produkt ist schon sehr groß.
Zuguterletzt tragen die ganzen geschmähten Bio-Bürgerlichen mit konsequentem Biokonsum natürlich dazu bei, dass Bioprodukte auch für Menschen mit wenig Geld erschwinglich werden.
Wobei Produkte mit höherem sozialen und ökologischen Standard immer einen höheren Prouktionspreis haben werden, als Produkte, die unter Zuhilfenahme von Ausbeutung produziert werden. Wie soll das auch anders sein?
Auch NiedriglohnempfängerInnen müssen sich klarmachen, dass sie mit ihrem Konsum dazu beitragen, ob (wenn nicht in ihrem Land, dann woanders) andere auch keine angemessenen Löhne erhalten und ausgebeutet werden.
@ Till: Und? Ist Nicht-Heiraten links? ;-)
@Katja: zur Heiratsfrage – Nicht-Heiraten ist für mich nicht unbedingt links – aber dafür liberal, emanzipatorisch, möglicherweise auch libertär/anarchistisch. Sprich: geht um das Dreieck aus Staat, Geschlechterverhältnissen und Privatleben.
@Till
Tippfehler: „ökologisches Kapitel“ -> Kapital?
Und beim ersten Satz vom Nachtrag fehlt auch was.
@Henning: Danke, das Kapital habe ich korrigiert. Dem ersten Satz vom Nachtrag geht es jedoch gut, danke der Nachfrage.
@Till
Huch, stimmt, der geht auch ohne das von mir vermisste Wort. Schön, dass es dem gut geht. ;-)
Thomas Lachetta will jetzt auch aufhören für die taz zu schreiben habe ich heute gelsen.