Hmmm. Ich habe ja diese nette „Semmelstatz“-Erweiterung zu WordPress installiert, die einem zeigt, welche Artikel wie oft gelesen werden. Die zeigt aber nicht nur das an, sondern speichert eine ganze Menge Daten (nämlich sämtliche IPs sämtlicher Blog-Zugriffe). Das ist ganz interessant – zum Beispiel hat heute jemand mit einer dem Deutschen Bundestag zugeordneten IP, der/die auf http://www.gruenesfreiburg.de einen Kommentar von mir gelesen hatte und dann dort dem Link zu meinem 1. Mai-Artikel gefolgt war, systematisch nach den Namen diversen jüngerer grüner MdBs gesucht (und auch ein paar Einträge gefunden).
Das als ausführliche Schilderung dessen, was „Semmelstatz“ selbst ohne Zusatztools sichtbar macht (im Prinzip ist sowas in der Statistik jeder Website nachlesbar, muss aber erstmal aufbereitet werden, um genau den hier dargestellten Zusammenhang nachvollziehen zu können).
Was ich jetzt gerne wissen würde: Ist es legitim, diese Daten zu speichern und neugierige Blicke drauf zu werfen? Brauche ich einen Datenschutzhinweis? Oder müsste ich aus ethischen Gründen eigentlich „Semmelstatz“ deaktivieren? Und wie halten andere Blog-BetreiberInnen es damit?
Warum blogge ich das? Politische Neugierde.
Ich bin der Autor von semmelstatz. Ich habe noch nie von deinem Blog gehört. Allerdings hat dein Blog einen Trackback an meines geschickt und ich erfahre daher, dass Du etwas über mich bzw. mein Plugin geschrieben hast. Ist das nicht auch bedenklich?
Wer bei dir kommentiert, gibt einen Nickname und eine Emailadresse an. Diese werden in einem Cookie gespeichert (sofern der Kommentierer Cookies in seinem Browser aktiviert hat). Diesen, von WordPress vergebenen Cookie, kann semmelstatz auslesen. Nichts weiter. Cookie-Horror?
Daten bzw. deren Schutz sind ein heikles Thema, insbesondere in Zeiten paranoider Terroristenjäger und Rollstuhlgriesgrame. Wenn du Skrupel hast, als Betreiber deines eigenen Blogs zu sehen, wer es liest, dann deaktivierst du semmelstatz besser. Dann solltest du aber auch gleich überlegen, eine andere Blogsoftware als WordPress zu verwenden.
Über Datenschutz müssen sich ganz andere Pappenheimer Gedanken machen. Die allerdings machen genau das Gegenteil.
@redunzl – das Trackback war durchaus beabsichtigt. Ich finde es auch nicht bedenklich, weil mir klar war, dass WordPress dein Blog anpingen wird, wenn ich es verlinke und die Funktion nicht abschalte. Um bewusst hinterlassene Daten geht es mir auch gar nicht.
Mir ist zweitens schon klar, wie Semmelstatz (so ungefähr) funktioniert. Mir geht’s aber gar nicht so sehr um die Cookie-Usernamen, sondern eher ganz generell um die gespeicherten IPs (also die ganz normalen Statistiken, die auch jeder Webserver sammelt, die ja aufbereitet und ausgewertet werden). Hier liegt für mich die Krux bei der Sache: das – inkl. der Cookies mit dem Usernamen – sind nämlich Dinge, bei denen ich nicht glaube, dass die normale NutzerIn weiss, dass das Blog das abspeichert und auswertbar präsentiert. Anders wäre das – Stichwort Datenschutzhinweis – wenn das Blog auf diese Datensammelaktivitäten prominent hinweisen würde, oder wenn eben generell etwas bekannter wäre, dass Webbrowser und ‑server eine ganze Menge auswert- und aggregierbarer Daten erzeugen.
Also, nichts gegen Semmelstatz (das funktioniert so weit wunderbar, danke vielmals), sondern die ganz prinzipielle Frage, ob es für jemanden, der Datenschutz eigentlich ein sinnvolles Prinzip findet, richtig ist, ein Datensammeltool einzusetzen. Oder ob dann darauf hingewiesen werden muss, oder ob – noch viel prinzipieller – vielleicht über Datenschutz vs. Transparenz ganz neu nachgedacht werden muss.
ich überlege gerade ob ich der Mensch war – auch die Wahlkreisbürocomputer laufen ja auf BundestagsID, wüsste aber nicht nach welchen jüngerem bundestagsabgeordneten ich so gesucht haben könnte, vor allem nicht auf deinem blog.
Grüße
Johannes
Also die Suchabfrage waren alle, die wir so haben …