Seit einer guten halben Stunde haben die Wahllokale geöffnet, und ich werde mich gleich auch auf den Weg dorthin machen, und – ganz konservativ – dafür stimmen, dass Freiburg weiterhin von diesem grünen Oberbürgermeister regiert wird.
Interessant ist bei dieser Wahl ja das Bewerber*innen-Feld: dreieinhalb Personen, die irgendwie behaupten, grün oder grün-nah zu sein oder gewesen zu sein, und zwei rechte Populisten. Relevante Konkurrent*innen für den Amtsinhaber Dieter Salomon dürften allerdings nur die Stadträtin der Grün-Alternativen Fraktion, Monika Stein, und der SPD-Kandidat, Martin Horn, sein (der in einem Interview auch irgendwas von grün-nah sagte). Während Dieter auf grün-dunkel-goldene Eleganz mit Reminiszenz an holländische Meister setzt – zumindest in der Bildsprache – hat sich Monika im Wahlkampf als authentische Linke mit großem Wissen über die Themen der Stadt inszeniert. Und Martin Horn? Ich nehme ihm immer noch nicht ab, die Stadt wirklich verstanden zu haben. Und ich frage mich, wieso ein Wahlkampf auf Halblügen (die angebliche schlechte Stellung der Digitalisierung in Freiburg) und Fähnchen-in-den-Wind-drehen (für und gegen mehr Wohnungen, …) aufbauen muss. Nein, da bin und bleibe ich misstrauisch.
Ich habe, das gebe ich ehrlich zu, eine Zeit lang überlegt, ob nach zwei Amtszeiten von acht Jahren, wie sie das auf starke Oberbürgermeister*innen fokussierte baden-württembergische Kommunalwahlrecht nun einmal vorsieht, noch eine weitere Amtszeit für Dieter Salomon sinnvoll ist (da verfängt also das Horn’sche Plakat). Und dann habe ich mal überlegt, was ich in anderen Städten sehe und was ich aus anderen Städten höre, und bin zum klaren Schluss gekommen, dass es Freiburg mit Dieter sehr gut geht. Klar: wir haben ein Wohnungsproblem, ich leide auch darunter – aber auch das hat mehr mit der Attraktivität der Stadt zu tun als mit fehlender Politik, so meine Einschätzung. Das Bürgeramt funktioniert gut, die städtischen Museen und das Theater haben ein tolles Programm, die Schulen und Kindertagesstätten nutzen die Freiräume, die die landesgesetzlichen Vorgaben lassen, und Freiburg ist und bleibt eine badisch-liberale Stadt. Insofern drücke ich Dieter die Daumen, dass es heute Abend für eine weitere Amtszeit reicht – und wünsche mir für diese ein paar große Schritte, was z.B. die städtebauliche Planung Dietenbach anbelangt, gerne auch einen Schuss mehr Bürgerbeteiligung und Verständnis für den sozialen Mix, der Freiburg eben auch ausmacht.