Da liegt weiter Lava rum, es ist brandgefährlich, aber wir haben uns irgendwie daran gewöhnt.
Wir hoffen, dass Masken, Schnelltests, Kontakte vermeiden und Abstand halten unser Risiko mindern. Die weiterhin sehr hohen Zahlen der Neuinfektionen nehmen wir mit einem Schulterzucken hin. Und diskutiert wird vor allem über Lockerungen und wiedergewonnene Freiheiten für Geimpfte.
So sieht es aktuell aus, kurz hinter dem – so zu hoffen – Höhepunkt der dritten Welle. Freiburg und das Umland sind verhältnismäßig gut durch die dritte Welle gekommen. Die Hundert wurden als Inzidenzwert nur touchiert, aber nicht gerissen, so dass hier – anders als in weiten Teilen Baden-Württembergs – die Schulen weiterhin im Wechselunterricht geöffnet blieben. Das eine Kind ist in der A‑Woche, das andere wieder in der B‑Woche. Das heißt, es ist immer abwechselnd eines zuhause (und müht sich mit Aufgabenpaketen ohne Erläuterungen und ohne Lehrkraft, denn die ist ja im Klassenzimmer), während das andere zumindest vormittags Schule in Präsenz hat, im vollen ÖPNV dort hinfährt und vor allem Klassenarbeiten schreibt. Am Montag und am Donnerstag finden in der Schule Schnelltests statt. Und viele Lehrer*innen sind inzwischen geimpft. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack, bleibt das Risiko der „Ansteckung im häuslichen Bereich“.
Stichwort Impfen: Freiburg ist hier ganz vorne in Baden-Württemberg mit dabei. Fast ein Drittel hat bereits die erste der zwei Impfungen, qua Alter, Vorerkrankung oder Beruf. Das mag, wie auch die relativ niedrige Inzidenz, sozialstrukturelle Gründe haben. Viele Akademiker*innen, wenig verarbeitendes Gewerbe, entsprechend viel Home-Office, viel Umsicht und Verantwortung, und auch eine aus meiner Sicht sehr objektiv berichtende Lokalpresse.
Heute wurden dann noch einmal 1400 Freiburger*innen zusätzlich geimpft – das Zentrale Impfzentrum lud zu einem First-come-first-serve-Impftag. Ich war um 7.30 Uhr da, und fand eher chaotische Zustände vor. Sicher eher 4000 Menschen (seit langem die größte Menschenmenge in meiner Corona-Warn-App), Unklarheit darüber, wo jetzt eigentlich die Warteschlange beginnt, die sich dann doch irgendwie vage-breiig formte, nach und nach voranrückte – und bereits um 8.07 Uhr wieder aufgelöst wurde: alle Termine vergeben. Hätte besser organisiert werden können – so war es doch ein bisschen Wildwest und Glücksspiel (leider nicht gewonnen).
Zum Glück schien die Sonne, es gab eine Schafherde vor der Messe zu bewundern, und die allermeisten nahmen es mit Langmut und Mitfreude für die, die einen Termin bekommen hatten, hin.
Demnächst sollen Beschäftigte im Landtag wohl impfberechtigt sein, angeblich wird AstraZeneca zumindest in Arztpraxen jetzt für alle freigegeben … insofern habe ich gewisse Hoffnungen, trotz weiter knappem Impfstoff demnächst dranzukommen. Bis dahin gilt es, Geduld zu bewahren – und daran zu denken, dass die Lava, an die wir uns gewöhnt haben, weiter brandgefährlich ist.
Nachtrag 10.05.: Heute sehr unproblematisch über die Hausärztin einen Termin für AstraZeneca bekommen – war dann eine Sache von wenigen Minuten.
Nachtrag 16.05.: Am Dienstag und Mittwoch gab’s dann doch noch heftigere Impfreaktionen – Kopfweh, schmerzende Glieder, Frösteln – inzwischen zum Glück wieder vorbei. Dafür jetzt das Gefühl, dass diese Pandemie vielleicht wirklich irgendwann vorbei sein könnte.
Dieser Text ist Teil einer losen Reihe zur „Zeit des Virus“ – zuletzt habe ich dazu im März gepostet.