Es schneit. Genau, mehr wollte ich eigentlich gar nicht schreiben – seit gestern mittag rieselt es in Freiburg herunter, richtig viel bleibt hier unten noch nicht liegen, die Berge sehen aber schon ganz schön weiß aus.
Auf dem Weg zur Law-and-order-Burg?
Eigentlich habe ich gerade überhaupt keine Zeit für diesen Blogeintrag (wiederhole ich mich?), aber – ohne Verlinkung und auf die Schnelle – ich wollte doch kurz was zum aktuellen Freiburger Thema Alkoholverbot in der Innenstadt sagen. Alleine und für sich genommen wäre das ein etwas verfehlter Versuch des Streetworkings (da sind SozialarbeiterInnen aber eigentlich deutlich besser zu geeignet als PolizistInnen). Ein bißchen geht’s mir bei dem Thema wie beim Rauchverbot in Kneipen: mir selbst ist es eher egal (ich rauche nicht und trinke auch keinen Alkohol), aber aus prinzipiellen Erwägungen heraus finde ich es schwierig. Wie gesagt – für sich genommen wäre das mit dem Versuch, randalierende Jugendliche dadurch davon abzuhalten, dass der Verzehr von Alkohol im öffentlichen Raum in der Innenstadt verboten wird, ein bißchen seltsam (nicht zuletzt, weil das Weinfest auf dem Münsterplatz davon sicher nicht betroffen sein wird). Aber es steht halt nicht alleine da, sondern in einer Reihe mit dem rabiaten Vorgehen gegen das wilde Fahrradparken, mit dem Ess- und Trinkverbot in den Straßenbahnen, mit dem härteren Umgang mit spontanen Demos und der linksalternativen Szene, mit einem entsprechenden Polizeichef usw. Von einem grünen Oberbürgermeister und einer grünen Fraktion mit einer relativen Mehrheit hätte ich da – selbst in einer de facto schwarz-grünen Koalition, wie hier in Freiburg – dann doch ein bißchen was anderes erwartet. Bürgerrechtspartei, ein gewisses Bewusstsein dafür, dass Verbote meistens nur dazu führen, dass das Verbotene verlagert wird (die alkoholisierten Jugendlichen werden dann halt in Zähringen oder in Weingarten die harten Sachen trinken, bevor sie in die Straßenbahn steigen oder in der Innenstadt ankommen – macht die Sache nicht besser).
Warum blogge ich das? Weil ich bisher davon ausgegangen bin, dass OB Salomon mal wiedergewählt werden will. Aktuell sieht’s nicht so danach aus.
Freiburg elitär, Jäger glücklich (Update 5)
Die Nachrichtenagenturen vermelden es soeben: zusammen mit Aachen, der FU Berlin und Göttingen sind drei weitere baden-württembergische Universitäten (neben dem schon letztjährigen Karlsruhe) zu Elite-Exzellenz-Universitäten ernannt worden: Heidelberg, Konstanz und Freiburg. „Freiburg spielt jetzt in der Champions League“, sagt die Pressestelle (und zitiert damit Rektor Jäger).
Mal schauen, was das jetzt für den Uni-Alltag bedeuten wird.
Warum blogge ich das? Weil mein Arbeitgeber damit mal wieder in den bundesweiten Schlagzeilen ist – diesmal positiv.
Update: Die hochschulpolitische Perspektive auf die Entscheidung fasst die baden-württembergische Landtagsabgeordnete Theresia Bauer gut zusammen:
Grüne gratulieren den Hochschulen
Theresia Bauer: Komplementärfinanzierung darf nicht zu Lasten der anderen Hochschulen gehen
__________________________________________Zu den heute bekannt gegebenen Ergebnissen der Exzellenzinitiative erklärte die hochschulpolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag Theresia Bauer, sie verbinde ihren Glückwunsch an die Universitäten von Heidelberg, Freiburg und Konstanz mit einer Mahnung an die Landesregierung. „Für die vom Land nun aufzubringende Komplementärfinanzierung muss zusätzliches Geld aufgewendet werden, und diese Mittel dürfen nicht aus dem allgemeinen Hochschuletat stammen, und sie dürfen vor allem nicht zu Lasten der anderen Hochschulen gehen“, sagte Theresia Bauer. „Leuchttürme schafft man nicht dadurch, dass man daneben den Wasserspiegel absenkt.“
Update 2: Die Jungs von GrünesFreiburg, sind sich in der Bewertung uneinsweitgehend einig und weisen aber darauf hin, dass jetzt alles, was aus Freiburg kommt, automatisch mehr wert ist, und dass es wohl weniger Geld für die Lehre geben wird. „Wie auch immer, Prof.Dr.Dr.hc.mult. Wolfgang Jaeger, noch bis April uneingeschraenkter Herrscher der Uni, wird gegrinst haben, wie ein Honigkuchenpferd. Schade, dass ich das verpasst habe!“ Bitte sehr:
Exzellente Jubelfeier (Foto: Uni Freiburg, Quelle).
Update 3: Spiegel Online hat – Quelle: Wissenschaftsrat – eine Liste aller jetzt bewilligten Cluster, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepte.
Update 4: Ach ja: mehr Fotos des glücklichen Rektors etc. bei der Badischen Zeitung.
Update 5: Und noch mehr Fotos und Eindrucksbeschreibungen bei fudder.
Ganz kurz: Zukunftskongress (Update)
Am Donnerstag und Freitag fand – zum 550. Jahrestag der Universitätsgründung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg – ein „Zukunftskongress“ statt, auch „Humboldt-Labor“ genannt. Neben einigem Brimborium bestand der Kongress vor allem aus 12 thematischen Workshops, an denen sich die insgesamt etwa 300 TeilnehmerInnen beteiligen konnten. Zumindest der Workshop, an dem ich teilnahm („Governance“), war eine positive Überraschung: sehr partizipativ ausgelegt, mit TeilnehmerInnen von der Studierenden bis zum designierten Rektor. Auch wenn letztlich inhaltlich nicht viel bei rauskam, wurde auf einer über den konkreten inhaltlichen Fragen liegenden Ebene klar, dass ein großes Bedürfnis danach da ist, über die traditionellen Gruppengrenzen hinweg Diskussionsforen und Netzwerke zu finden, und dass es auch einer großen Uni gut tut, wenn Vertrauen aufgebaut wird, um sowas zu ermöglichen. Inspirierend (wenn auch nicht immer meiner Wahrnehmung entsprechend) auch die grafischen Mitschriebe, die es zu jedem Workshop gibt. Die sind inzwischen auf der Website des Kongress zu finden und lohnen das flash-basierte Durchblättern (jedenfalls dann, wenn es sich bei dem oder der LeserIn nicht um Wissenschaftsminister Frankenberg handelt, der die letzten Sympathien durch eine absolut nicht zum Kongressklima passende, bornierte und arrogante Haltung in der Schlussrunde verspielt hat – sehr positiv und an den richtigen Punkten kritisch dagegen der amtierende Rektor Jäger und sein Nachfolger Vosskuhle).
Ein bißchen was zum Kongress gibt es auch bei Fudder (und in der BZ).
Warum blogge ich das? Obwohl ich eigentlich gerade keine Zeit habe, weil nicht nur Grüne solche Kongresse veranstalten können und weil mir das gruppenübergreifende Miteinander des Kongresses bisher an der Uni Freiburg oft gefehlt hat.
Update: Hier die offizielle Pressemitteilung der Universität zum Kongress.
Twix-Manöver für den Platz der Universität
Durch die feuchtwarm-diesige Treibhausatmosphäre dieses Nachmittags habe ich es gerade erspäht: inzwischen haben auch die Straßenschilder nachgezogen. Mein Arbeitsplatz hat nämlich seine Adresse geändert – und das, ohne sich einen Millimeter zu bewegen. Statt „Werderring 6“ ist das Institut jetzt in der „Werthmannstraße 6“ zu finden. Die ist nach dem Caritas-Gründer Lorenz Werthmann benannt – mit katholischen Priestern habe ich sonst nicht so viel am Hut, aber keine Ahnung, wer oder was Werder war (aha: ein General, der Straßburg hat beschießen lassen). Da ist mir die Caritas dann doch lieber (schöner klingen tat der „Werderring“ allerdings). Aber auch Herr Werthmann hatte wohl so seine kolonialen Schattenseiten.
Status quo ante (links) – in groß gerade so zu erkennen. Bezüglich des Wetters gilt: Abb. ähnlich.
Warum das ganze? Um der Universität zum Jubiläum einen „Platz der Universität“ zu schenken. Und zwar im Ringtausch. Aus dem bisherigen „Werthmannplatz“ wurde der „Platz der Universität“, und aus dem „Werderring“ eben die „Werthmannstraße“. Und der „Platz der Universität“, an dem die in einen Glaspalast umzuwandelnde Universitätsbibliothek liegt, geht über in den „Platz der Alten Synagoge“. Beides soll demnächst irgendwann mal autofrei werden und dann städtebaulich umgestaltet werden. Irgendein grüner OB (oder wer auch immer) hat da allerdings den metropolen Hals zu voll gekriegt und will aus ziemlich viel Grün eine große graue Fläche machen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Warum blogge ich das? Um mich an den neuen Straßennamen zu gewöhnen.
Update:
Das Ziel des Ganzen: „Platz der Universität“ als Adresse der Kollegiengebäude