An Bündnis 90/Die Grünen in Freiburg gibt es einiges zu kritisieren. Eigentlich auch kein Wunder: Großfraktion und Regierungspartei, richtig viele Mitglieder – dass das Handeln der Partei dann nicht immer allen gefällt, geht wohl gar nicht anders. Die Grünen-Abspaltung GAF hat diesen Dissens zum Programm und tritt mit einer eigenen Liste an. Angesichts der Bandbreite „grüner“ Personen und Projekte in Freiburg ist dieser Schritt durchaus nachvollziehbar. Dass die GAF-Plakate keine eigenen Inhalte kennen, sondern nur die Grünen-Kritik vorantreiben – geschenkt, und beim ersten Lesen auch ganz witzig. Immerhin sind auf den zwei bis drei Websites der Liste doch eine ganze Reihe konkreter Themen zu finden. Bisher war meine Position deswegen immer, dass es einer Stadt wie Freiburg eigentlich nur gut tun kann, wenn grüne und links-alternative Themen vielfältig debattiert werden, und eben nicht nur aus der manchmal eingeschränkten Sicht einer eng in die Stadtregierung eingebundenen grünen Partei.
Jetzt hat die GAF jedoch eine Pressemitteilung veröffentlicht, die mich ziemlich ärgert. Es geht dabei um Diskussionsrunden des lokalen Alternativsenders Radio Dreyeckland. An denen angeblich Grüne nur deswegen nicht teilnahmen, weil sie nicht mit der GAF diskutieren wollten. Was, soweit mir bekannt ist, nur ein Bruchteil der Wahrheit ausmacht. Es mag auf Einzelpersonen zutreffen, dass die Wunden des Fraktionsauseinanderbrechens noch nicht verschorft sind. Das betrifft aber nicht alle RDL-Diskussionstermine, sondern einen einzelnen Termin. Andere scheiterten wohl schlicht an Personalmangel, kurzfristiger Anberaumung und krankheitsbedingter Absage. Bedauerlich, aber kein Grund für einen Möchtegern-Skandal!
Dieses Skandalisieren halte ich für unredlich. Es bringt auch keine Sympathien – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass das baden-württembergische Kommunalwahlrecht es ja durchaus zulässt, Grüne verschiedener Listen zu wählen. Auch deswegen betrachte ich den Freiburger Wahlkampf weiterhin gespannt – und bitte alle Beteiligten darum, thematische Akzente zu setzen, statt sich hinter Stilfragen zu verstecken.