Dauerschleifen

Merry lettuce snails I

Patri­cia Camma­ra­ta hat was über die Gesell­schaft der Live­ti­cker auf­ge­schrie­ben, und ja, da ist eini­ges dran. Ich, eben­falls Jahr­gang 1975, zwar immer schon poli­tisch inter­es­siert, aber eben­falls lan­ge ohne Fern­se­her, kann mich noch gut an die Zeit erin­nern, als Ereig­nis­se am nächs­ten Tag in den Zei­tun­gen stan­den. Oder viel­leicht eine hal­be Minu­te in den Radio­nach­rich­ten ein­ge­nom­men haben. Jour­na­lis­tisch gefil­tert, zwar sicher­lich auch mit Mei­nung, aber nicht in einem Sumpf von Spe­ku­la­ti­on in Dau­er­schlei­fe ausgebreitet.

Es gibt eine Sehn­sucht nach ein­fa­che­ren Zei­ten. In der nost­al­gi­schen Ver­klä­rung der Ver­gan­gen­heit, mit dem Blick auf den eige­nen Erfah­rungs­ho­ri­zont, erscheint 2016 als das Jahr, in dem die Welt ins Cha­os stürzt. Emo­tio­nal geht mir das auch so. 

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ShareBW bringt Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen

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Ein Ele­ment der Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie der (alten) Lan­des­re­gie­rung war der Pro­zess „ShareBW“, bei dem Pionier*innen des digi­ta­len Wan­dels im Mit­tel­punkt standen.

Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­um und Cyber­Fo­rum Karls­ru­he hat­ten dazu im letz­ten Jahr einen hoch­do­tier­ten Wett­be­werb ver­an­stal­tet, bei dem fünf Startups/Projeke aus­ge­wählt und dann beglei­tet wur­den. Heu­te fand unter dem Mot­to „Die Share Eco­no­my im digi­ta­len Wan­del“ dann der Abschluss­kon­gress dazu statt, der Sha­ring Eco­no­my im Schnitt­punkt von Digi­ta­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit unter die Lupe nahm.

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Kurz: Tief durchdachte Kunst

Deep Art - BeispielIch bin durch­aus beein­druckt davon, was DeepArt.io kann. DeepArt.io ist ein aus For­schun­gen der Uni Tübin­gen, der ETH Lau­sanne und der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Löwen her­vor­ge­gan­ge­nes Pro­jekt, das tie­fe neu­ro­na­le Netz­wer­ke zur Bil­der­ken­nung ver­wen­det. (Ja, das geht in eine ähn­li­che Rich­tung wie das, was Goog­le mit Deep Lear­ning und Ten­sor­Flow macht). 

Wie gut die kom­mer­zi­el­len Ange­bo­te von DeepArt.io funk­tio­nie­ren, habe ich nicht aus­pro­biert. Für hoch­auf­lö­sen­de Bil­der, Dru­cke oder Lein­wän­de muss gezahlt wer­den – oder auch dafür, die heu­te im Schnitt 50 Minu­ten dau­ern­de War­te­schlan­ge zu umge­hen. Ich habe aber mit eini­gen Fotos her­um­pro­biert, und als „Style“ Gemäl­de von mir ver­wen­det. Das funk­tio­niert erstaun­lich gut, solan­ge es eine gewis­se Über­ein­stim­mung zwi­schen dem neu­en Bild­mo­tiv und der Stil­vor­la­ge gibt. Wenn also, wie links, bei­des eher in Rich­tung Landschaft/Gebäude geht, oder wenn bei­des ein Por­trät ist. Soweit, einen Stil völ­lig vom Motiv zu abs­tra­hie­ren, ist DeepArt.io noch nicht – aber um aus einem Gemäl­de eine gan­ze Rei­he in einem ähn­li­chen Stil gehal­te­ner „Fäl­schun­gen“ ähn­li­cher Moti­ve zu machen, dafür eig­net sich das Pro­gramm sehr gut. Spa­ßes­hal­ber habe ich auch ein­mal aus­pro­biert, was pas­siert, wenn Motiv und Style bei­des Fotos sind – also z.B. ein Foto von Kin­dern und ein Foto von Blü­ten. Tech­nisch kommt DeepArt.io damit natür­lich klar. Das Ergeb­nis ist dann aller­dings weni­ger über­zeu­gend, son­dern sieht mehr wie eine etwas dane­ben gegan­ge­ne Dop­pel­be­lich­tung aus. 

Auch aktu­el­le Bild­be­ar­bei­tungs­soft­ware hat Funk­tio­nen, die durch die algo­rith­mi­sche Fil­te­rung von Bil­dern Effek­te erzeu­gen sol­len, die nach Ölge­mäl­de oder Blei­stift­skiz­ze aus­se­hen sol­len. Das funk­tio­niert halb­wegs gut, aber längst nicht so über­zeu­gend wie die Kunst­ko­pien, die DeepArt.io lie­fert. Was die Fra­ge auf­wirft, was eigent­lich einen künst­le­ri­schen Stil aus­macht, wie die­ser (bei Men­schen) erlernt, ver­fes­tigt und repro­du­ziert wird, und wie ein­ma­lig gro­ße Kunst­wer­ke noch sind, wenn nicht nur Fälscher*innen in müh­se­li­ger Klein­ar­beit, son­dern auch Soft­ware in weni­gen Minu­ten neue Bil­der im sel­ben Stil pro­du­zie­ren kann (und wem der abs­tra­hier­te Stil eines Künst­lers oder einer Künst­le­rin eigent­lich gehört …). Das Kunst­werk in den Zei­ten der digi­ta­len Repro­du­zier­bar­keit betrifft eben nicht mehr nur die 1:1‑Kopie in glän­zen­den Bits, son­dern inzwi­schen auch das algo­rith­mi­sche Imi­tat eines bestimm­ten Stils. Tie­fe Fra­gen, die ange­wand­te KI hier auf­wirft. (Vgl. auch Visu­al Turing Test, Bericht der SZ dazu vom Februar).

Kurz: Nicht der Typ für audiovisuellen Overkill

Es ist nicht so, dass ich nie You­tube-Vide­os oder Streams anschaue. Dass bei­spiels­wei­se die Ple­nar­sit­zun­gen des Land­tags von Baden-Würt­tem­berg gestreamt wer­den, fin­de ich sehr prak­tisch, um – selbst wenn ich mal in Frei­burg sit­ze – das aktu­el­le Gesche­hen zu ver­fol­gen. Und auch über den Stream des SWRs zur Koali­ti­ons­ver­trags-Pres­se­kon­fe­renz habe ich mich gefreut. 

Trotz­dem: Pod­casts, Video-Blogs, You­tube etc. haben zwei gewal­ti­ge Nach­tei­le. Der eine hat was damit zu tun, dass ich ziem­lich schnell lese (und noch schnel­ler über­flie­ge). Für mich ist es deut­lich weni­ger anstren­gend, Infor­ma­tio­nen via Text auf­zu­neh­men, als einer Ton­spur zu fol­gen. Mag bei ande­ren anders sein, bei mir ist es defi­ni­tiv so. Auch so Prak­ti­ken wie „ein­mal schnell run­ter­scrol­len, dann da und dort hän­gen­blei­ben“ sind mit Ton­auf­nah­men und mit Vide­os kaum zu machen (bei You­tube-Vide­os, die mir zu lang­at­mig sind, fal­len mir ana­lo­ge Ver­hal­tens­wei­sen dazu ein – so lan­ge klit­ze­klei­ne Aus­schnit­te anpick­sen, bis die Stel­le gefun­den ist, die eigent­lich inter­es­sant ist …). Ähn­lich übri­gens bei Filmen/Serien: ein Buch kann ich unter­bre­chen, noch eine eine Vier­tel­stun­de lesen, weg­le­gen, zwei Tage spä­ter wei­ter­le­sen. Bei Fil­men geht das zwar auch, fän­de ich aber sehr selt­sam. Oder macht das jemand so?

Das ande­re Pro­blem sind schlicht die Kopf­hö­rer. Wenn ich zuhau­se sit­ze, las­se ich ger­ne Musik lau­fen, schaue mir durch­aus mal ein Video an (Pod­casts trotz­dem eher nicht, sie­he oben – dass das Deutsch­lands­ra­dio sei­ne Bei­trä­ge zumeist auch tran­skri­biert, hat durch­aus Vor­tei­le). Wenn ich da die Woh­nung beschal­le, stört das meis­tens nie­mand (oder maxi­mal mei­ne Kin­der …). Im Büro, und erst recht in der Bahn, geht das nicht. Also müss­te ich Musik, Vide­os, Pod­casts – sofern ggf. die Netz­ver­bin­dung mit­spielt – über Kopf­hö­rer hören. Was ich dann wie­der­um eher ner­vig fin­de. Dann lie­ber kei­ne Musik und erst recht kei­ne gespro­che­ne Sprache. 

P.S.: Bil­der, Illus­tra­tio­nen, von mir aus auch ani­mier­te – da habe ich über­haupt nichts gegen. Ger­ne mehr davon!

Experimenteller Technikoptimismus – Update 2016

Deep Dream Dreamscope
Deep Dream Dream­scope, Jes­si­ca Mullen, Public Domain

Vor einem Jahr schrieb ich eine kur­ze Aus­ein­an­der­set­zung mit einem Arti­kel, den Judith Hor­chert, Mat­thi­as Kremp und Chris­ti­an Stö­cker damals bei Spie­gel online ver­öf­fent­licht hat­ten. In dem Arti­kel sind fünf Pro­gno­sen dazu zu fin­den, wel­che Tech­no­lo­gien in naher Zukunft unse­ren All­tag ver­än­dern wer­den. Ich fand das damals alles arg unwahr­schein­lich, und hat­te ver­spro­chen, ein Jahr spä­ter (usw.) nach­zu­schau­en, wie es denn jeweils um den Stand der Tech­nik steht. Mit ein paar Tagen Ver­spä­tung hier nun mein ers­ter Blick auf den Stand der Dinge.

The­men­feld eins bei Hor­chert et al. war die Robo­tik. Dazu schrie­ben sie: „Künf­tig aber dürf­ten Maschi­nen, die schein­bar auto­nom einem oder gleich meh­re­ren Zwe­cken die­nen, sich zuneh­mend in unse­rem All­tag breit­ma­chen. Als schwei­gen­de Hel­fer in Kran­ken­häu­sern, als Lager­ar­bei­ter im Couch­tisch-For­mat oder als Ein­park­hel­fer. Vom Staub­sauger, Fens­ter­put­zer, über Lie­fer­droh­nen bis hin zu huma­no­iden Maschi­nen wie Bax­ter, die in Fabrik­be­trie­ben diver­se Auf­ga­ben übernehmen.“

In mei­nem All­tag sind noch kei­ne auto­no­men Robo­ter auf­ge­taucht. Aber ich gebe zu, dass Staub­sauge­ro­bo­ter und Droh­nen in den letz­ten zwölf Mona­ten an Selbst­ver­ständ­lich­keit gewon­nen haben. Und Fil­me wie „Ex Machi­na“ brach­ten im letz­ten Jahr die Aus­ein­an­der­set­zung um nicht­mensch­li­che, men­schen­ähn­li­che Maschi­nen auch in die Populärkultur.

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