Z., die bald elf Jahre alt wird, meinte vor kurzem zu mir, dass sie es bedaure, sich an viele Ereignisse aus ihrer frühen Kindheit nicht erinnern zu können. Ich kann das gut nachvollziehen, denn mir geht es so ähnlich. Was ich nahezu auswendig kenne, ist dagegen die Sequenz der Fotos in meinem – von meiner Mutter angelegten – Fotoalbum (zwei Bände). In meinem Fall ist es ein großformatiges Buch, mit Seiten aus Karton, getrennt durch Transparenzpapier. Die Fotos – Papierabzüge analoger Fotografie -, vor allem die aus den ersten Lebensjahren, haben die typische orangestichige Färbung angenommen, die alle aus meiner Generation kennen dürften, und die heute „1970er“ signalisiert.
Dauerschleifen
Patricia Cammarata hat was über die Gesellschaft der Liveticker aufgeschrieben, und ja, da ist einiges dran. Ich, ebenfalls Jahrgang 1975, zwar immer schon politisch interessiert, aber ebenfalls lange ohne Fernseher, kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Ereignisse am nächsten Tag in den Zeitungen standen. Oder vielleicht eine halbe Minute in den Radionachrichten eingenommen haben. Journalistisch gefiltert, zwar sicherlich auch mit Meinung, aber nicht in einem Sumpf von Spekulation in Dauerschleife ausgebreitet.
Es gibt eine Sehnsucht nach einfacheren Zeiten. In der nostalgischen Verklärung der Vergangenheit, mit dem Blick auf den eigenen Erfahrungshorizont, erscheint 2016 als das Jahr, in dem die Welt ins Chaos stürzt. Emotional geht mir das auch so.
ShareBW bringt Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen
Ein Element der Digitalisierungsstrategie der (alten) Landesregierung war der Prozess „ShareBW“, bei dem Pionier*innen des digitalen Wandels im Mittelpunkt standen.
Wissenschaftsministerium und CyberForum Karlsruhe hatten dazu im letzten Jahr einen hochdotierten Wettbewerb veranstaltet, bei dem fünf Startups/Projeke ausgewählt und dann begleitet wurden. Heute fand unter dem Motto „Die Share Economy im digitalen Wandel“ dann der Abschlusskongress dazu statt, der Sharing Economy im Schnittpunkt von Digitalisierung und Nachhaltigkeit unter die Lupe nahm.
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Kurz: Tief durchdachte Kunst
Ich bin durchaus beeindruckt davon, was DeepArt.io kann. DeepArt.io ist ein aus Forschungen der Uni Tübingen, der ETH Lausanne und der Katholischen Universität Löwen hervorgegangenes Projekt, das tiefe neuronale Netzwerke zur Bilderkennung verwendet. (Ja, das geht in eine ähnliche Richtung wie das, was Google mit Deep Learning und TensorFlow macht).
Wie gut die kommerziellen Angebote von DeepArt.io funktionieren, habe ich nicht ausprobiert. Für hochauflösende Bilder, Drucke oder Leinwände muss gezahlt werden – oder auch dafür, die heute im Schnitt 50 Minuten dauernde Warteschlange zu umgehen. Ich habe aber mit einigen Fotos herumprobiert, und als „Style“ Gemälde von mir verwendet. Das funktioniert erstaunlich gut, solange es eine gewisse Übereinstimmung zwischen dem neuen Bildmotiv und der Stilvorlage gibt. Wenn also, wie links, beides eher in Richtung Landschaft/Gebäude geht, oder wenn beides ein Porträt ist. Soweit, einen Stil völlig vom Motiv zu abstrahieren, ist DeepArt.io noch nicht – aber um aus einem Gemälde eine ganze Reihe in einem ähnlichen Stil gehaltener „Fälschungen“ ähnlicher Motive zu machen, dafür eignet sich das Programm sehr gut. Spaßeshalber habe ich auch einmal ausprobiert, was passiert, wenn Motiv und Style beides Fotos sind – also z.B. ein Foto von Kindern und ein Foto von Blüten. Technisch kommt DeepArt.io damit natürlich klar. Das Ergebnis ist dann allerdings weniger überzeugend, sondern sieht mehr wie eine etwas daneben gegangene Doppelbelichtung aus.
Auch aktuelle Bildbearbeitungssoftware hat Funktionen, die durch die algorithmische Filterung von Bildern Effekte erzeugen sollen, die nach Ölgemälde oder Bleistiftskizze aussehen sollen. Das funktioniert halbwegs gut, aber längst nicht so überzeugend wie die Kunstkopien, die DeepArt.io liefert. Was die Frage aufwirft, was eigentlich einen künstlerischen Stil ausmacht, wie dieser (bei Menschen) erlernt, verfestigt und reproduziert wird, und wie einmalig große Kunstwerke noch sind, wenn nicht nur Fälscher*innen in mühseliger Kleinarbeit, sondern auch Software in wenigen Minuten neue Bilder im selben Stil produzieren kann (und wem der abstrahierte Stil eines Künstlers oder einer Künstlerin eigentlich gehört …). Das Kunstwerk in den Zeiten der digitalen Reproduzierbarkeit betrifft eben nicht mehr nur die 1:1‑Kopie in glänzenden Bits, sondern inzwischen auch das algorithmische Imitat eines bestimmten Stils. Tiefe Fragen, die angewandte KI hier aufwirft. (Vgl. auch Visual Turing Test, Bericht der SZ dazu vom Februar).
Kurz: Nicht der Typ für audiovisuellen Overkill
Es ist nicht so, dass ich nie Youtube-Videos oder Streams anschaue. Dass beispielsweise die Plenarsitzungen des Landtags von Baden-Württemberg gestreamt werden, finde ich sehr praktisch, um – selbst wenn ich mal in Freiburg sitze – das aktuelle Geschehen zu verfolgen. Und auch über den Stream des SWRs zur Koalitionsvertrags-Pressekonferenz habe ich mich gefreut.
Trotzdem: Podcasts, Video-Blogs, Youtube etc. haben zwei gewaltige Nachteile. Der eine hat was damit zu tun, dass ich ziemlich schnell lese (und noch schneller überfliege). Für mich ist es deutlich weniger anstrengend, Informationen via Text aufzunehmen, als einer Tonspur zu folgen. Mag bei anderen anders sein, bei mir ist es definitiv so. Auch so Praktiken wie „einmal schnell runterscrollen, dann da und dort hängenbleiben“ sind mit Tonaufnahmen und mit Videos kaum zu machen (bei Youtube-Videos, die mir zu langatmig sind, fallen mir analoge Verhaltensweisen dazu ein – so lange klitzekleine Ausschnitte anpicksen, bis die Stelle gefunden ist, die eigentlich interessant ist …). Ähnlich übrigens bei Filmen/Serien: ein Buch kann ich unterbrechen, noch eine eine Viertelstunde lesen, weglegen, zwei Tage später weiterlesen. Bei Filmen geht das zwar auch, fände ich aber sehr seltsam. Oder macht das jemand so?
Das andere Problem sind schlicht die Kopfhörer. Wenn ich zuhause sitze, lasse ich gerne Musik laufen, schaue mir durchaus mal ein Video an (Podcasts trotzdem eher nicht, siehe oben – dass das Deutschlandsradio seine Beiträge zumeist auch transkribiert, hat durchaus Vorteile). Wenn ich da die Wohnung beschalle, stört das meistens niemand (oder maximal meine Kinder …). Im Büro, und erst recht in der Bahn, geht das nicht. Also müsste ich Musik, Videos, Podcasts – sofern ggf. die Netzverbindung mitspielt – über Kopfhörer hören. Was ich dann wiederum eher nervig finde. Dann lieber keine Musik und erst recht keine gesprochene Sprache.
P.S.: Bilder, Illustrationen, von mir aus auch animierte – da habe ich überhaupt nichts gegen. Gerne mehr davon!