Kurzeintrag: Stromlücken (Update 2: Beschluss grüner Parteirat)
U.a. der Spiegel posaunt in den letzten Wochen über eine zu erwartende „Versorgungslücke“ in der Energieversorgung. Grundlage dafür scheint ein Statement der „dena“ zu sein. Im aktuellen Newsletter des Nachhaltigkeitsrats wird jetzt auf ein Gutachten des Umweltbundesamtes und Statements des BUND, die klarmachen, dass Klimaschutz und Atomausstieg durchaus vereinbar sind und es keinen Grund gibt, neue Kohlekraftwerke zu bauen. Gut zu wissen.
Update: (16.04.2008) Lesenswert zu diesem Thema auch die SpiegelKritik von heute.
Update 2: (21.04.2008) Ebenfalls lesenswert der heutige Beschluss (pdf) des grünen Parteirats zur „Stromlücken-Lüge“.
Bewegtbildfunktion: Flickr kann jetzt auch Video (Update)
Flickr kann jetzt auch Video. Darüber gab’s schon einige Zeit lang Gerüchte, jetzt ist das Feature drinne (oder draußen, je nach bevorzugter impliziter metaphorischer Rahmung). Was ich daran interessant finde, ist die Abgrenzung zu YouTube&Co. – Videos werden als „bewegte Fotos“ bzw. als „lange Fotos“ interpretiert, d.h. es geht nicht um Filme, sondern um eigene, persönliche, nicht besonders gestylte Aufnahmen, die auch nur recht kurz sein können (maximal 90 Sekunden). Zum relativ konservativen Ansatz gehört auch, dass die Videos zwar überall auftauchen können, wo es bei Flickr Fotos gibt (also in Streams, Feeds, Gruppen, …), aber nicht von selbst abgespielt werden. Abgesehen vom 90-Sekunden-Limit wird ungefähr alles an Formaten akzeptiert. Und es gibt noch eine Begrenzung: nur Pro-User können Videos hochladen.
Hier scheint mir ganz sinnvoll darüber nachgedacht worden zu sein, wie Flickr um eine Bewegtbildfunktion erweitert werden kann (ich hatte auch schon mal die Idee, ein oder zwei mit dem Handy aufgenommene „Zora-Clips“ in meine Familienfotosammlung zu stellen, dewegen kann ich die Motivation gut nachvollziehen), ohne damit jedoch die Identität „Photographie-Portal“ zu stören. Die 90-Sekunden-Regel, die Bedingungen, dass es nur eigene Aufnahmen sein dürfen, und die Tatsache, dass nur Pro-User Videos hochladen können, interpretiere ich alle vor allem als Abgrenzung zu (in meinem Klischeebild immer etwas rabaukig-teenagerig wirkenden) Video-Portalen: dort sind’s häufig Ausschnitte aus kommerziellem Material (z.B. Videoclips), die Filme sind länger, und im Vordergrund steht Unterhaltung, nicht der künstlerische oder persönlich-familiäre Anspruch. Und nachdem viele Digitalkameras inzwischen eben auch kurze Videos aufnehmen können, macht die Erweiterung durchaus Sinn.
Ob das Feature auch funktioniert, habe ich noch nicht ausprobiert, werde das aber sicherlich demnächst mal tun.
Warum blogge ich das? Weil ich bei der ganzen Flickr-Yahoo-Kritik hier in meinem Blog gerne auch mal freundlichere Worte verliere, wo ich sie angebracht finde.
Update: Überblick zur Blog-Debatte dazu bei Rivva. Interessant ist der „Protestreflex“ – ich habe inzwischen schon zwei Einladungen zur Flickr-Gruppe NO VIDEO ON FLICKR bekommen („I love Flickr, and I think it should stay the same way it has always been. It should just be for Photos! We don’t need another YouTube! I have nothing against YouTube, I just don’t want to see all the $*#% that on there to wind up on here!“) – wie oben beschrieben, habe ich das Gefühl, dass die Leute hinter Flickr sich sehr genau überlegt haben, wie sie die Videofunktion gestalten, um genau „another YouTube“ zu verhindern. Scheint aber einigen anders zu gehen … so gibt es fast zweitausend Unterschriften zu einer (aus meiner Sicht inhaltlich sehr dünnen und wenig argumentativen) Petition dazu.
Kurzeintrag: Netzpolitik improvisiert, aber gut
Es tobt der Bloggerkongress re:publica in Berlin und mittenmang Netzpolitik.org-Blogger Markus Beckedahl mit seinem – als Forderungskatalog verharmlosten – Thesenpapier zu einer zeitgemäßen Netzpolitik in Deutschland. Dieses Papier hat es in sich – ungehobelt, polemisch, mitten ins Schwarze: Internet als Grundversorgung, Förderung von Open-Source-Communitys, Freie Software als Wirtschaftsfaktor, Politiker, die sich das Netz nicht ausdrucken, öffentlich geförderte Informationen bitte unter offene Lizenzen, freie, anonyme Kommunikationswege in der digitalen Gesellschaft, ein Urheberrecht, das sich der Gesellschaft anpasst und nicht umgekehrt.
Was dieses Papier will, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein: Eine Gesetzgebung, die eine freie, offene und nachhaltige digitale Gesellschaft ermöglicht.
Das schreibt Felix Knoke bei Spiegel Online. Und soll hier als Kostprobe genügen, um sich den kompletten Forderungskatalog bei Markus‘ netzpolitik.org anzuschauen und zu diskutieren.
Kurzeintrag: Grüne in Hamburg auf dem richtigen Weg
Es scheint so, als würde es in Hamburg tatsächlich zu einer schwarz-grünen Koalition kommen, was so zu hören ist. Wenn ich gefragt werde, was ich davon halte, dann habe ich bisher gesagt, dass ein Koalitionsvertrag, der auf dem CDU-Parteitag nur eine knappe Mehrheit bekommt und denen richtig Bauchweh macht, ein klares Signal dafür wäre, dass die grünen VerhandlerInnen auf dem richtigen Weg sind, und eine solche Koalition inhaltlich tatsächlich was bringt. Beim Surfen bin ich jetzt auf diesen Kommentar in einem Blog der „Welt“ gestoßen. Und der klingt nach genau den richtigen Weichenstellungen: schwarz-grün nicht als Wunschprojekt, sondern als geschickt nutzbare machtpolitische Option, um grüne Projekte voranzubringen. Vielleicht bin ich zu optimistisch – aber wenn die konservative Stimmung zu schwarz-grün so bleibt, dann läuft’s in Hamburg richtig.