Wissenschaftsorganisationen: Ausstieg aus dem CHE-Ranking

In the basement of the congress

Die Deut­sche Gesell­schaft für Sozio­lo­gie (DGS) hat im Juni allen sozio­lo­gi­schen Insti­tu­ten und Fakul­tä­ten emp­foh­len, nicht län­ger am CHE-Ran­king teil­zu­neh­men.

Das CHE-Ran­king wird seit 1998 durch­ge­führt und seit eini­gen Jah­ren in der ZEIT ver­öf­fent­licht, hat also eine hohe Sicht­bar­keit. Die Emp­feh­lung der Fach­ge­sell­schaft zum Boy­kott hat sich durch­aus in der Pres­se nie­der­ge­schla­gen – es ist ja auch ein recht unge­wöhn­li­cher Schritt, dass eine Wis­sen­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on – lang­sam und schwer­fäl­lig, wie das pro­fes­so­ral domi­nier­te Orga­ni­sa­tio­nen wohl zumeist sind – sich so offen­sicht­lich gegen das Cen­trum für Hoch­schul­ent­wick­lung und des­sen lan­ge Jah­re die deut­sche Hoch­schul­po­li­tik domi­nie­ren­den Leit­ideen ausspricht.

Auch und gera­de das sim­pli­fi­zie­ren­de Ran­king mit­hil­fe der Ampel­sym­bo­lik täuscht über die Dürf­tig­keit der Daten­ba­sis hin­weg. Es sug­ge­riert, sich hier­bei den mas­sen­me­dia­len Prä­sen­ta­ti­ons­er­for­der­nis­sen beu­gend, ein­deu­ti­ge und ver­läss­li­che Urtei­le, die durch die ver­füg­ba­ren Daten kei­nes­wegs gedeckt sind. 

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Photo of the week: The road

The road

 
Ein ver­wun­sche­ner Wald­weg, der auch aus einem ande­ren Jahr­hun­dert kom­men könnte …

Noch ein Bild vom Wich­tel­pfad am Feld­berg, der ver­mut­lich in weni­gen Wochen sei­ne Win­ter­ru­he antritt. Wer die Feld­berg-Wich­tel besu­chen will, soll­te sich also spu­ten. (Mehr Bil­der in die­sem Set).

Kurz: Das Scheinriesenparadox der KünstlerInnen

In den letz­ten Wochen habe ich mich in unter­schied­li­chen Kon­tex­ten über die Urhe­ber­rechts­de­bat­te infor­miert bzw. mich mit ande­ren Men­schen dar­über unter­hal­ten. Dabei ist mir eine Para­do­xie auf­ge­fal­len, die ich die Schein­rie­sen­pa­ra­do­xie nen­nen möch­te. Ein Schein­rie­se – als Refe­renz wäre Micha­el Ende her­an­zu­zie­hen – ist ein Mensch, der in der Nähe nor­mal groß erscheint, aber umso grö­ßer wirkt, je wei­ter weg. Am Hori­zont ist der Schein­rie­se dann tat­säch­lich rie­sen­haft und gewal­tig – ein Phä­no­men, dass er mit vie­len Pro­ble­men teilt. 

Aber ich schwei­fe ab. Was ich mit dem Schein­rie­sen­pa­ra­dox mei­ne, ist fol­gen­des. Abs­trakt sind so gut wie alle Künst­le­rIn­nen erst ein­mal vehe­men­te Ver­fech­te­rIn­nen der Hal­tung, dass ja nichts am Urhe­ber­recht geän­dert wer­den darf. Wird es kon­kre­ter, näher, klei­ner, schrumpft die­se abso­lu­te Ableh­nung, und zwar ganz gewal­tig. Schul­hof­ko­pien, nicht ganz lega­le Repro­duk­tio­nen, die Wei­ter­ga­be von Tex­ten – all das wird, im klei­ne­ren sozia­len Kon­text zu Ereig­nis­sen, die zwi­schen „sind halt Jugend­li­che“ und „leben und leben las­sen“ bewer­tet wer­den. Sol­che Künst­le­rIn­nen kön­nen dann gleich­zei­tig für eine Ver­schär­fung des Urhe­ber­rechts, aber einen weit­ge­hen­den Ver­zicht auf sei­ne Durch­set­zung sein. Oder sie tren­nen zwi­schen ihrer ganz per­sön­li­chen libe­ra­len Hal­tung und dem bösen Kon­zern, der die Abmah­nun­gen und take-down-Hin­wei­se ver­schickt. Oder in einer etwas ande­ren Wen­dung, selbst von Ver­wer­ter­sei­te: Die vie­len har­ten Rege­lun­gen im Urhe­ber­recht müss­ten erhal­ten blei­ben, um gegen kom­mer­zi­el­le Platt­for­men für ille­ga­le Ver­viel­fäl­ti­gun­gen vor­ge­hen zu blei­ben – aber sei doch klar, dass nie­mand die­se nut­zen wür­de, um Schul­kin­der oder Rent­ne­rIn­nen in Bedräng­nis zu bringen. 

Kurz: Irgend­wo macht es in den Köp­fen Klick, und es wird umge­schal­tet zwi­schen dem libe­ra­len sozia­len Nah­raum, in dem sozia­le Prak­ti­ken wich­ti­ger sind als das abs­trakt irgend­wie wich­ti­ge Urhe­ber­recht, und dem sozia­len Fern­raum, in dem nach der vol­len Här­te des Geset­zes geru­fen wird. Die am Hori­zont so über­wäl­ti­gend aus­se­hen­de har­te Linie rückt sich in der Nähe auf mensch­li­ches Maß zurecht. Aber die­ses Klick bleibt ein Problem.

Ich bin der frische Wind, and you know it

79% II

Die Bewer­bun­gen zur Urwahl (pdf, Über­blick) lie­gen jetzt vor. Und neben Clau­dia, Kat­rin, Rena­te und Jür­gen bewirbt sich noch eine „Fuß­ball-mann-schaft an Trol­len“ (@machtoption). Oder sagen wir, unter Par­tei­freun­den, auch Tho­mas, Patrick, Nico, Roger Jörg, Alfred, Mar­kus, Fried­rich Wil­helm, Hans-Jörg, Franz, Wer­ner und Peter wol­len Spit­zen­kan­di­dat wer­den. Oder zumin­dest ihre 15 Minu­ten Auf­merk­sam­keit genie­ßen, so als dyna­mi­sches Basis­mit­glied mit Visio­nen. Ich bin über­zeugt – zwi­schen Tho­mas und Peter ste­hen eini­ge, die jahr­ein jahr­aus pla­ka­tie­ren und an Stän­den wir­ken. Die aber viel­leicht doch nicht ganz das For­mat zum bun­des­wei­ten Spit­zen­kan­di­da­ten haben. Ich über­le­ge ernst­haft, ob wir die Urwahl nicht mit einer Unter­stüt­ze­rIn­nen-Hür­de ver­se­hen sol­len. Ande­rer­seits: Den Pira­ten-Charme skur­ri­ler Bewer­ber (m.) haben wir jetzt auch öffent­lich doku­men­tiert. (Was fehlt? Die Bewer­bun­gen von Men­schen mit Amt und/oder Man­dat, denen ich den Job zutrau­en würde.)

Aus elf mach eins: der Basis­kan­di­dat, der die Her­zen der Basis im Sturm erobern wür­de, ist kein ande­rer als

Wer­ner-Wil­helm Austin-Reuthersberger

Und was steht so in Wer­ner-Wil­helms Bewerbungsschreiben?

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Photo of the week: Coral reef

Coral reef

 
Ich war am Sonn­tag – am letz­ten Docu­men­ta-Tag – auf der Docu­men­ta 13. Bzw. habe mei­ne Heim­fahrt von Ber­lin dazu genutzt, zumin­dest mal ein paar Stun­den im Karl­saue-Außen­ge­län­de her­um­zu­wan­dern, und mit anzu­schau­en, wie lie­gen­de, ste­hen­de, gehen­de und rad­fah­ren­de Men­schen Kunst­wer­ke bewun­dern. Mir wur­de vor­her gesagt, dass es sich ange­sichts der Viel­zahl an Wer­ken eigent­lich am ehes­ten lohnt, sich vor­her zu infor­mie­ren, und dann die anzu­steu­ern, die ganz beson­ders her­aus­ra­gend sind. Habe ich nicht gemacht, son­dern bin eher ziel­los gewan­dert. Eini­ges fand ich eher blöd, bei eini­gem – etwa dem Bio­ki­osk von AND AND AND – habe ich mich schon so ein biss­chen gefragt, was dar­an Kunst ist, ande­res wie­der­um – bei­spiels­wei­se die Bie­nen­kö­ni­gin in Pierre Huyg­hes unbe­nann­ter Gar­ten­in­stal­la­ti­on ist defi­ni­tiv groß­ar­tig. Gesamt­ein­druck: viel – auch poli­ti­scher – Geist der 1970er Jah­re, viel Natur, die Kunst macht, und Kunst, die Natur macht, und ins­ge­samt eine inter­es­san­te Stim­mung irgend­wo zwi­schen Hip­pie-Fes­ti­val und Museumsbürgertum.

Das gan­ze hät­te ich jetzt ger­ne mit Fotos der genann­ten Wer­ke illus­triert. Ich habe auch wel­che gemacht, die ich durch­aus gelun­gen fin­de. Aber wenn, das, was hier so dazu steht, was beim Foto­gra­fie­ren von drei­di­men­sio­na­len Kunst­wer­ken zu beach­ten ist, recht­li­cher­wei­se, nur halb­wegs stimmt, ist es gera­de­zu unmög­lich, Fotos von der Docu­men­ta 13 ins Netz zu stel­len. For­mal bräuch­te ich, wenn ich das rich­tig sehe, eine Ein­wil­li­gung der jewei­li­gen Künst­le­rIn und müss­te Nut­zungs­rech­te erwer­ben. Dann eben nicht. Und nach­dem ich mich jetzt infor­miert habe, kann ich auch schlecht so tun, als wüss­te ich das nicht.

(Ich habe mal an die Docu­men­ta 13 geschrie­ben, wie die das sehen – viel­leicht gibt es ja auch eine gene­rel­le Nut­zungs­er­laub­nis der D13-Wer­ke. How knows. In den Aus­stel­lungs­ge­bäu­den ist das Foto­gra­fie­ren erlaubt, wenn kein Blitz und kein Sta­tiv ver­wen­det wer­den – sagt aber noch nichts dar­über aus, wie es mit der Frei­flä­che und vor allem mit der wei­te­ren Ver­wen­dung von Bil­dern der Kunst­wer­ke so aus­seht. Lang lebe das Urhe­ber­recht im digi­ta­len Zeitalter.)

P.S.: Ein auf dem Feld­berg gefun­de­ner Pilz.