Ich bin noch so in Parteitagsnachfolgelaune, dass es nur dieses Photo sein kann, heute. Apropos: Ist euch aufgefallen, dass das Grün der Delegiertenausweise und Stimmblöcke ein wenig weniger kräftig-knallig war als in früheren Jahren? Auch der Bühnenhintergrund war fast schon gelb statt grün (älteres Vergleichsfoto). Und die Baumwolltaschen der Europäischen Grünen Partei sind von einem so angenehmen Jutegrün, dass ich mir gleich eine mitgenommen habe. Kurzum: Darüber, wie grün Grüne sind, könnte irgendein Modeblog oder so durchaus auch mal schreiben.
Parteitagshangover
Die Programm-BDK ist vorbei, ich sitze im Zug nach Hause, und noch hält das gute Gefühl an: Wir haben ein realistisches, links akzentuiertes Programm beschlossen. Bei einer Enthaltung, das ist fast noch besser als ein Durchwinken mit 100 Prozent. Wir könnten morgen anfangen, das umzusetzen, und das Land würde ein besseres werden. Deutschland erneuern: ja, genau dafür haben wir jetzt eine richtig gute Blaupause. Und Claudia, Winfried, Katrin, Jürgen und Steffi haben uns ebenso wie die gelungene Schlussinszenierung mitgegeben, dass es sich lohnt, zu kämpfen.
Regieren nach Zahlen: Was auf der BDK 2013 ansteht (Update)
„Zeit für den grünen Wandel“ – unter diesem Motto steht der Antrag des Bundesvorstands für das grüne Wahlprogramm 2013. Der Antrag und alle etwa 2500 Änderungsanträge sind hier abrufbar. Wir sind also noch fleißiger gewesen als sonst und haben damit vermutlich die Bundesgeschäftsstelle an ihre absoluten Belastungsgrenzen gebracht. Ab Freitag wird dann entschieden, wie das endgültige Programm aussieht – und ob wir Himbeeren oder Erdbeeren als Beispiel für außer der Saison angebotene Früchte bevorzugen.
Nachdem jetzt alles auf dem Tisch liegt (bis auf die Antragsübersichten der Antragskommission, aus denen ersichtlich ist, für welche Anträge Übernahmen empfohlen werden – aber die sollen ab morgen kommen), habe ich mir mal den Spaß gemacht, und Programm und Änderungsanträge in Excel gekippt. Genauer gesagt habe ich zwei Dinge gezählt: die Zahl der Zeilen pro Kapitel, und die Zahl der Änderungsanträge pro Kapitel (hier die Daten dazu). Erstere sind durchnummeriert, insofern war das relativ einfach – bei letzteren habe ich mich möglicherweise an der einen oder anderen Stelle verzählt. Trotzdem lassen sich damit ein paar interessante Aussagen dazu treffen, wo wir im Wahlkampf Schwerpunkte setzen – und wo die Partei besonders diskussionsfreudig ist.
Zunächst einmal zum Aufbau des Programms. Der sieht, in Zahlen gefasst, so aus:
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Kurz: Wir sind (zu) viele
Das Projekt „Deutschlands Blogger_innen“ (Update: Version 2.0 mit Suchfunktion), das in den letzten 24 Stunden von Luca Hammer umgesetzt wurde – eine interaktive Visualisierung der Facebook-Kontakte von BloggerInnen – ist zunächst mal eine beeindruckende Spielerei. Aber es führt auch noch einmal sehr eindrücklich vor Augen, wie viele BloggerInnen es in Deutschland gibt. Dargestellt ist ja nur der Teil, der sich in die dazu angelegte Facebook-Gruppe eingetragen hat (oder eingetragen wurde), und der überhaupt bei Facebook aktiv ist.
Mir ist aufgefallen, dass mir ein großer Teil der BloggerInnen überhaupt nichts sagt. Das betrifft auch einige der „dicken Punkte“, gut vernetzte BloggerInnen. (Mal abgesehen davon, ob Facebook-Vernetzungen viel über Interblog-Kommunikation aussagt, bei mir zumindest läuft die eher über Twitter). Strukturell bietet sich das typische Bild des power laws der Netzwerkgesellschaft: einige wenige stark vernetzte, und dann schnell eine sehr große Zahl wenig vernetzter Blogs. Wer möchte, kann hier von A bis Z durchzählen.
Viele BloggerInnen – das ist erst einmal gut so. Andererseits heißt das auch, das nur wenige über kleine Blasen hinaus wahrgenommen werden können. Und die Aufmerksamkeitsspanne, die Zahl der Blogs, die von vielen gelesen werden können, ist naturgemäß begrenzt. Hier wäre ein Vergleich mit kleineren Sprachgemeinschaften oder Ländern spannend: Wenn 500.000 Menschen die Grundgesamtheit bilden, in der sich Blogs vernetzen und wahrgenommen werden, sieht das anders aus als bei etwa 100 Mio. im deutschen Sprachraum. Nochmal anders ist es, wenn der Sprachraum so groß ist, dass die richtig großen Blogs gut davon leben können und selbst für Spezialthemen im Long Tail noch eine kritische Masse an BloggerInnen und aktiven LeserInnen erreicht wird. Bei letzterem erscheint mir die Situation im deutschen Sprachraum grenzwertig – dafür sind wir zu wenige. Und für „general interest“ und Blogs als Meinungskolumnen dann wieder zu viele. Anders gesagt: Wir sind zu viele, und deswegen müssen wir mehr werden!
Bildungswesen und andere Geister
Jede und jeder kann was zum Thema Schule sagen, aus eigener Erfahrung, oder aus der Erfahrung der eigenen Kinder heraus. Bildungsreformen sind auch deswegen so schwierig. Das kriegen wir Tag für Tag mit, wenn im Landtag die langsame Einführung der Gemeinschaftsschule und die letztlich doch recht behutsame Reform des baden-württembergischen Bildungswesens auf der Tagesordnung steht. Selbst das führt schon zu heftigen Proteststürmen. Und eigentlich müsste es ja noch viel weiter gehen.