Kurz von der Social Media Consumption Messe

Viel­leicht war es die­ser Moment, als unter dem Logo von Daim­ler über Marx und die kri­ti­sche Netz­be­we­gung dis­ku­tiert wur­de. Oder eines der Gesprä­che am Rand der Kon­fe­renz. Jeden­falls hat die­se Schi­zo­phre­nie – gespon­ser­te Kapi­ta­lis­mus­kri­tik, das Klas­sen­tref­fen der Blog­ge­rIn­nen und die gleich­zei­tig statt­fin­den­de Mar­ke­ting­mes­se der Social Media Mana­ge­rIn­nen, frei­es Netz fea­turing Win­dows 8 – etwas mit dem Unwohl­sein zu tun, das mei­nen re:publica-Besuch beglei­tet. Die Welt kommt nach Ber­lin, und mit der rich­ti­gen Mischung aus Start­up-Fun­ding, Rant und Revo­lu­ti­on klappt das schon, ist die laten­te Bot­schaft hin­ter der hell ins Licht stre­ben­den Inszenierung. 

Seid opti­mis­tisch! Lernt Eupho­rie! Lebt das Pro­jekt! Grün­det Guru-Gemeinden!

Nicht mein Ding. Mei­ne all­er­gi­sche Reak­ti­on ist Miss­mut und eine gestei­ger­te Sen­si­bi­li­tät. Ent­spre­chend mot­zig ist bis­her mei­ne Twit­ter-Beglei­tung der Kon­fe­renz aus­ge­fal­len. Das ist nicht per­sön­lich gemeint. Mir fehlt ein­fach das, was ich an sozia­len Medi­en mag: Die Leich­tig­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Das Zusam­men­brin­gen unter­schied­li­cher Sphä­ren. Medi­en­pro­duk­ti­on als Aus­tausch und Feed­back-Zir­kel. Statt des­sen: Pas­si­ver Kon­sum. Auf Berie­se­lung aus­ge­rich­te­te For­ma­te. Ken­nen­ler­nen nur der schon Bekann­ten. Selbst­be­stä­ti­gung der Gemein­de statt pro­duk­ti­ver Pro­vo­ka­ti­on, aus der Neu­es ent­steht. Mir fehlt da was.

Kurz: Steuerpflichtige und Wutreiche

In Reak­ti­on auf die grü­nen Vor­schlä­ge zur Steu­er­re­form setz­te ein lau­tes Geheu­le ein. Jür­gen Trit­tin hat hier den schö­nen Begriff der „Wut­rei­chen“ gefun­den, die jetzt laut­stark auf sich auf­merk­sam machen. Gleich­zei­tig hal­ten 72 Pro­zent der Bevöl­ke­rung zu Steu­er­erhö­hun­gen für sinn­voll (laut Deutsch­land­trend Mai 2013) – ich ver­mu­te ja, dass damit vor allem gemeint ist, dass die Steu­ern der ande­ren erhöht wer­den sollen.

Ein Pro­blem in der Debat­te ist die Unklar­heit, ob Ein­künf­te, Brut­to­ein­kom­men oder das zu ver­steu­ern­de Jah­res­ein­kom­men (Brut­to mit diver­sen Abzü­gen wie Kin­der­frei­be­trä­gen, Ver­lust­vor­trä­gen etc.) gemeint ist. Und was dann tat­säch­lich im Geld­beu­tel ankommt, ist noch ein­mal eine ganz ande­re Fra­ge. Dazu kommt die Dif­fe­renz zwi­schen mitt­le­rem, tat­säch­lich gezahl­ten Steu­er­satz und dem Spit­zen­steu­er­satz, der erst ober­halb von 80.000 € zur Anwen­dung kommt. Alles nicht so ein­fach, also. 

Trotz­dem scheint mir ein Blick in die Sta­tis­tik (hier 2007, neue­re Zah­len lie­gen noch nicht vor) hilf­reich. So lag die Sum­me der Ein­künf­te pro Steuerpflichtigem/r bei gut 40.000 Euro (Medi­an: 29.198 Euro), das tat­säch­lich zu ver­steu­ern­de Ein­kom­men aber nur bei etwa 34.000 Euro (Medi­an: 24.204 Euro pro Jahr). Anders gesagt: bei der Hälf­te aller Steu­er­pflich­ti­gen (Ein­zel­per­so­nen, etwa 2/3 aller Fäl­le, genau­so wie gemein­sam ver­an­lag­te Ehe­part­ner nach Split­ting­ta­bel­le, etwa 1/3 aller Fäl­le) lag das zu ver­steu­ern­de Jah­res­ein­kom­men 2007 bei weni­ger als 24.204 Euro. 

Damit wird deut­lich, dass hier das Phä­no­men zutrifft, dass vie­le Men­schen sich sub­jek­tiv sozi­al höher­la­gig ein­schät­zen, als dies real der Fall ist. Wer sieht sich nicht zur obe­ren Mit­tel­schicht gehö­rend? Fak­tisch sah die Ein­kom­mens­ver­tei­lung (wie­der­um nach dem zu ver­steu­ern­den Ein­kom­men) unter den 38,4 Mio. Steu­er­pflich­ti­gen im Jahr 2007 so aus: 86,9 Pro­zent lie­gen unter­halb von 50.000 Euro, wer­den nach grü­nen Plä­nen also ent­las­tet!, wei­te­re 8,4 Pro­zent der Steu­er­pflich­ti­gen zwi­schen 50.000 und 75.000 Euro zu ver­steu­ern­dem Jah­res­ein­kom­men. Ober­halb von 75.000 Euro lie­gen nur 4,6 Pro­zent der Steu­er­pflich­ti­gen. Die, oder die, die sich dafür hal­ten, sind jetzt laut­stark zu hören. Selbst wenn nicht das zu ver­steu­ern­de Jah­res­ein­kom­men, son­dern das Brut­to­ein­kom­men her­an­ge­zo­gen wird, dürf­te die Ver­tei­lung ganz ähn­lich aussehen.

Photo of the week: Bark IV

Bark IV

 
„Flech­ten sind sym­bio­ti­sche Sys­te­me aus Algen und Pil­zen“, erläu­tert die Wiki­pe­dia. Und bei nähe­rer Betrach­tung kön­nen sie sogar ganz hübsch aus­se­hen. Oder sie eig­nen sich in Roma­nen, in denen der Mars „ter­ra­formt“ wird, dazu, die ers­te zag­haf­te Besie­de­lung mit irdi­scher Pflan­zen­welt anzu­deu­ten (wobei, wie die Wiki­pe­dia wei­ter aus­führt, Flech­ten kei­ne Pflan­zen sind, son­dern als mit Algen besie­del­te Pil­ze gezählt wer­den). Außer­dem ler­nen wir, dass Flech­ten lang­sam und lang­le­big sind. Fas­zi­nie­rend. (Und mit etwas Nach­den­ken wür­de mir jetzt ver­mut­lich auch noch eine meta­pho­ri­sche Ver­wen­dung ein­fal­len – irgend­was mit Netz, Blogs, re:publica oder so). 

Blended Participation: Grüner Mitgliederentscheid gestartet

Wäh­rend es bei der SPD „Das Wir ent­schei­det“ heißt, lau­tet das Leit­mo­tiv des am 2. Mai 2013 gestar­te­ten Mit­glie­der­ent­scheids von Bünd­nis 90/Die Grü­nen „Hier bist Du ent­schei­dend!“. Nach der Urwahl ihrer Spit­zen­kan­di­da­tIn­nen set­zen die Grü­nen damit zum zwei­ten Mal einen Betei­li­gungs­ak­zent im Vor­feld der Bun­des­tags­wahl 2013. 

In Anleh­nung an „blen­ded lear­ning“, also die Mischung von Online- und Off­line-Antei­len in Kur­sen und Semi­na­ren, kann dabei von „blen­ded par­ti­ci­pa­ti­on“ gespro­chen wer­den. Statt wie beim „Vir­tu­el­len Par­tei­tag“ allei­ne auf „online“ zu set­zen, inte­griert der Mit­glie­der­ent­scheid „klas­si­sche“ For­men der par­tei­in­ter­nen Mei­nungs­bil­dung mit Online-Aspek­ten. In den ein­zel­nen Pha­sen gibt es dabei unter­schied­li­che Akzentuierungen.

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Zum Abend des Tags der Arbeit

Desktop work break

Jut­ta All­men­din­ger, Wis­sen­schafts­zen­trum Ber­lin, spricht sich u.a. in der Bri­git­te dafür aus, die regu­lä­re Voll­zeit­ar­beits­zeit auf 32 Stun­den zu ver­kür­zen. Ähn­lich ein Auf­ruf diver­ser Per­sön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens aus dem Febru­ar 2013 für die 30-Stunden-Woche.

Fin­de ich gut. Auch wenn eine Ver­kür­zung auf 32 oder 30 Stun­den gar kei­ne ganz so revo­lu­tio­nä­re Maß­nah­me ist – dem einen oder der ande­ren wird noch die Paro­le „35-Stun­den-Woche“ der IG Metall aus den 1980er Jah­ren in Erin­ne­rung sein, die dann in die­ser Bran­che auch umge­setzt wur­de. So groß sind die Dif­fe­ren­zen nicht, auch wenn die rea­le Ent­wick­lung in den letz­ten Jah­ren in eine ande­re Rich­tung gegan­gen ist.

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