Erste Erfahrungen mit dem Anycubic i3 Ultrabase

Anycubic i3 - I

Das Rat­tern einer Näh­ma­schi­ne. Das ist das ers­te, was mir ein­fällt, wenn ich mei­nen neu­en 3D-Dru­cker beim Dru­cken von Details höre. Ande­res erin­nert fast an das Fiep­sen alter Modems oder an Jahrmarktdrehorgeln.

Aber von vor­ne: dank der VG-Wort-Nach­zah­lung fühl­te ich mich ermu­tigt, rund 300 Euro in die Hand zu neh­men und einen Any­cu­bic [Pru­sa] i3 Ultra­ba­se zu erste­hen. Das ist ein Bau­satz, nicht ganz so kom­for­ta­bel wie der etwas teu­re­re Any­cu­bic i3 Mega, her­ge­stellt ver­mut­lich in Chi­na, und wenn ich das rich­tig ver­ste­he, ein evo­lu­tio­nä­rer Nach­fol­ger der RepRaps, also der Dru­cker, die sich (minus Metall­tei­le und Pla­ti­nen …) selbst dru­cken können. 

Den Dru­cker auf­zu­bau­en, dau­er­te gut einen Tag – ange­lie­fert wird er kom­pakt ver­packt in einer Kis­te mit diver­sem Werk­zeug, einer Rol­le Fila­ment und den Bau­tei­len, die nach Anlei­tung Schritt für Schritt zusam­men­ge­puz­zelt wer­den müs­sen. Neben vie­len Acryl­zu­schnit­ten, die erst von Schutz­fo­lie befreit wer­den müs­sen, sind dies eini­ge Metall­stan­gen, Moto­ren, der bereits zusam­men­ge­bau­te Druck­kopf, zwei Pla­ti­nen, einen Netz­teil und die „Ultra­ba­se“, eine beheiz­te Glasplatte. 

Trotz der halb­wegs nach­voll­zieh­ba­ren Anlei­tung ist das nicht IKEA, son­dern etwas fie­se­lig. Und dann soll alles auch noch mög­lichst prä­zi­se zusam­men­ge­baut wer­den, um nach­her auch gute Druck­ergeb­nis­se zu erzie­len. Die Acryl­tei­le wer­den mit Schrau­ben, die ein­ge­kan­tet sind, zusam­men­ge­hal­ten; die Ver­ka­be­lung der diver­sen Heiz­ele­men­te, Lüf­ter, Moto­ren, Abstands­sen­so­ren muss eben­falls durch­ge­führt wer­den. Also: gut ein Tag Arbeit für jemand, der das sonst eher nicht macht, und dann stand der Any­cu­bic im Wohnzimmer.

Das war kurz vor Sil­ves­ter; in Betrieb genom­men haben wir ihn erst am Neu­jahrs­tag. Vor der Inbe­trieb­nah­me stand eine wei­te­re Fie­sel­ar­beit: das Jus­tie­ren der Druck­plat­te, das von Hand (mit Hil­fe eines Blat­tes Papiers und diver­ser Stell­schrau­ben) vor­ge­nom­men wer­den muss. Schließ­lich noch das Ein­le­gen des Druck­ma­te­ri­als (auch das nicht ganz ein­fach), ein paar Test­dru­cke, um die Druck­dü­se zu jus­tie­ren (per Stell­schrau­be, von Hand) und schon kann’s losgehen. 

Oder auch nicht: Wäh­rend die zum Test gedruck­ten Eulen bis fast zum Schluss stand­haft blie­ben und sich dru­cken lie­ßen, pro­du­zier­ten die nächs­ten Ver­su­che alle­samt grö­ße­re Men­gen Müll. Rück­bli­ckend wür­de ich sagen: eine Kom­bi­na­ti­on aus Pro­ble­men mit der Druck­dü­se und der Tat­sa­che, dass die Haft­wir­kung der beheiz­ten Druck­plat­te nicht ganz das Ver­spro­che­ne erreich­te. Das führ­te dann immer wie­der zu Abbrü­chen, ver­rut­schen­den Din­gen und eben Ausschuss.

Inzwi­schen klappt es recht gut – die Düse hat sich nach einer Ruhe­pau­se mehr oder weni­ger selbst gerei­nigt, gegen die zu gerin­ge Haft­wir­kung der Plat­te half, nach eini­gen Expe­ri­men­ten mit der Druck­tem­pe­ra­tur und Para­me­tern der mit­ge­lie­fer­ten Soft­ware Cura (15.04.6), dann schließ­lich ein Tipp aus dem Inter­net: Kle­be­stift. Sieht unschön aus, hilft aber auch bei kom­pli­zier­ten Model­len, die­se fest zu halten.

Wäh­rend R. (8) den Dru­cker vor allem als Pro­duk­ti­ons­mit­tel für Mini­ro­bo­ter ansieht, hat Z. (12) eine gan­ze Rei­he von Füch­sen und Eulen auf Thin­gi­ver­se gefun­den, gedruckt und mit Acryl­far­ben bemalt. Ich wie­der­um hät­te mir in den Wor­ten mei­ner Kin­der lie­ber einen Apfel­schüs­sel­dru­cker kau­fen sol­len; sprich: diver­se geo­me­tri­sche For­men aus dem Netz, eine in der 3D-Soft­ware Blen­der selbst schnell zusam­men­ge­klick­te klei­ne Schüs­sel, eine Vase – aller­dings bis­her alles eher in Minia­tur­for­ma­ten, da die Druck­dau­er vom Volu­men abhängt und ein dop­pelt so hohes Objekt eben gleich acht­mal so lan­ge gedruckt (und beauf­sich­tigt) wer­den will. 

Dass mit dem kubisch wach­sen­den Druck­dau­er habe ich inzwi­schen gelernt, aber das ist nicht das ein­zi­ge, was mir erst beim Selbst-Aus­pro­bie­ren bewusst wird: bei­spiels­wei­se haben mei­ne Dru­cke doch eine sehr deut­li­che Lini­en­struk­tur der ein­zel­nen Schich­ten – das gin­ge mit noch bes­ser ein­ge­stell­ten Druck­pa­ra­me­tern und einem noch akku­ra­ter auf­ge­bau­ten Dru­cker mög­li­cher­wei­se bes­ser. Der ein­ge­setz­te Kunst­stoff PLA (ein Poly­mer aus Milch­säu­re) muss zum Ver­ar­bei­ten auf etwa 200 °C erhitzt wer­den – mul­ti­pli­ziert mit der Druck­zeit sind das deut­li­che Ener­gie­ver­bräu­che, den­ke ich. Und nicht alles lässt sich gleich gut dru­cken: For­men, die über­hän­gen, sind bei­spiels­wei­se nur begrenzt druck­bar. Und das sind bei nähe­rem Hin­se­hen dann doch sehr vie­le. Innen wer­den die gedruck­ten Tei­le – je nach Ein­stel­lung – mit einer Art 3D-Schraf­fur gefüllt, sind auch des­we­gen sehr leicht. 

Theo­re­tisch kann der Dru­cker auch z.B. Lego­stei­ne nach­ma­chen – die ent­spre­chen­den Datei­en sind pro­blem­los zu fin­den. Aber auch hier ist es dann die feh­len­de Akku­rat­heit, die der tat­säch­li­chen Kom­bi­na­ti­on gedruck­ter Tei­le mit bestehen­dem Lego im Weg steht. [Update: oder es liegt an der ver­wen­de­ten Sli­cer-Soft­ware, Cura] Und man­ches ande­re fin­de ich zwar theo­re­tisch span­nend (weil es in ande­ren Ver­fah­ren kaum her­stell­bar ist), prak­tisch klapp­te der Druck aber bis­her nicht oder es fehl­te der Mut, das aus­zu­pro­bie­ren: etwa in einem Druck pro­du­zier­te Ket­ten, Gelen­ke, „Stof­fe“

Eini­ges von den Begren­zun­gen liegt an dem ein­fa­chen Any­cu­bic-Modell, anders scheint mir aber doch dem Sys­tem 3D-Druck imma­nent zu sein. Grö­ße­re For­men brau­chen auch bei schnel­le­ren Dru­ckern ihre Zeit. Neben Spie­le­rei­en und deko­ra­ti­ven Arti­keln (und mög­li­cher­wei­se, wenn Sprö­dig­keit des Kunst­stoffs und feh­len­de Genau­ig­keit des Drucks es zulas­sen, dem einen oder ande­ren Ersatz­teil) las­sen sich aktu­ell nur weni­ge Bei­spie­le für 3D-Druck mit einem tat­säch­li­chen Nutz­wert für den Pri­vat­haus­halt fin­den. Von den Sci­ence-Fic­tion-Visio­nen eines Uni­ver­sal­re­pli­ka­tors oder einer Boot­stra­ping-Open-Source-Hard­ware sind wir doch noch ein gan­zes Stück weit entfernt. 

War­um blog­ge ich das? Als klei­ner Erfah­rungs­be­richt und Blick auf das prak­ti­sche Wis­sen, dass sich beim kon­kre­ten Umgang mit einer neu­en Tech­no­lo­gie erst ergibt.

2 Antworten auf „Erste Erfahrungen mit dem Anycubic i3 Ultrabase“

  1. Dan­ke für dei­nen Bericht.
    Ich habe mit der gerin­gen Haft­wir­kung der Plat­te noch zu kämp­fen. Wie kommt der Kle­be­stift zum Einsatz?
    Wenn es mal druckt, kann ich doch nichts mehr kleben?

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