Im Blog kommentieren und andere Zumutungen

Garden party II

Mein Arti­kel zur Zahl der bei Car­ta von Frau­en und von Män­nern geschrie­be­nen Bei­trä­ge hat ja eine hef­ti­ge Debat­te aus­ge­löst. Dazu folgt ein län­ge­rer Reflek­ti­ons­text über Blog­kom­men­ta­re, Geschlech­ter­ver­hält­nis­se und nicht zuletzt die Fra­ge, wel­chen Sinn ich in Blog­kom­men­ta­ren sehe. Mit teil­wei­se unschö­nen Beispielen.

Die Debat­te zu dem Text über Bei­trä­ge von Frau­en und Män­nern bei Car­ta dreh­te sich rela­tiv schnell nicht mehr um die Fra­ge der Bei­trä­ge bei Car­ta, son­dern wur­de zu einer all­ge­mei­ne­ren Debat­te über „Kom­mu­ni­zie­ren Frau­en anders als Män­ner – und was hat das für das Inter­net zu bedeu­ten“ oder so. Auch inter­es­sant, aber eigent­lich nicht unbe­dingt The­ma. Und am Schluss glitt sie dann in sowas wie „Eine inter­ak­ti­ve Ein­füh­rung in Gen­der Stu­dies für Men­schen, die die­sen eher distan­ziert gegen­über ste­hen“ ab.

Das geschah zum Teil in einem unwir­schen, unsach­li­chen und per­sön­li­chen Ton­fall. Hart an der Gren­ze zu Kom­men­ta­ren, die ich löschen wür­de, aber – aus mei­ner (pri­vi­le­gier­ten?) Sicht – gera­de noch dies­seits die­ser Gren­ze. Hier fin­det sich das Anker­bei­spiel dafür. Das mir dann auch prompt den Vor­wurf ein­ge­bracht hat, dass ich mich nicht deut­lich genug von der Aus­sa­ge eines/einer Kom­men­tie­ren­den distan­ziert habe, dass Frau­en hys­te­risch sei­en, und wohl auch prin­zi­pi­ell nicht klar genug Gren­zen gesetzt habe. 

Sie­he dazu die­sen Tweet von @hanhaiwen (Hel­ga) und – als Reak­ti­on auf mei­ne Fra­ge, wie ande­re das sehen, die Aus­sa­ge von @thinkpunk:

wenn ich „solan­ge frau­en sich hys­te­risch ver­hal­ten“ unwidersprochen/unkommentiert (vom op) lese, ist das tab zu. 

Puh. Heu­te mor­gen konn­te ich erst­mal nicht wei­ter drauf reagie­ren, weil ich beim Arbei­ten war. Aber ein biss­chen geis­ter­te das doch durch mei­nen Kopf, weil es natür­lich auch eine Aus­sa­ge dar­über ist, wie weit Selbst­bild und Fremd­bild zusam­men passen. 

War­um habe ich auf den ange­spro­che­nen Kom­men­tar nicht kla­rer mit Wider­spruch reagiert? Zum einen, weil ich den Ein­druck hat­te, dass das in dem oben ver­link­ten Kom­men­tar­strang zu Genü­ge pas­siert. Neben­bei, Text­ex­ege­se: Hel­ga beginnt ihren Kom­men­tar – als Aus­gangs­punkt des Kom­men­tar­strangs – mit fol­gen­dem Absatz:

Orrr, das Ton-Argu­ment: „auf Blog xy ist der Ton so doof.“ Das hat mei­nes Erach­tens kein biß­chen was damit zu tun, wer bei Car­ta schreibt. Wenn wir es doch auf­ma­chen wol­len: Solan­ge Talk­shows im Öffent­lich-Recht­li­chen noch mit „sind Frau­en hys­te­risch?“ auf­ma­chen, müs­sen wir uns über Ver­bit­te­rung unter Frau­en nicht wundern. 

Sie setzt also durch den Bezug auf eine für heu­ti­ge Talk­shows typi­sche Niveau­lo­sig­keit („Sind Frau­en hys­te­risch?“) die­ses The­ma in die Debat­te. Vor­her in dem Kom­men­tar­strang ging es in (aus mei­ner Sicht) eher sach­li­cher Ton­la­ge dar­um, was Frau­en davon abhält, Blog­bei­trä­ge zu schrei­ben bzw. zu kom­men­tie­ren. Strit­tig war dabei die Fra­ge der Tona­li­tät – spielt die­se eine Rol­le oder nicht? Hel­ga greift das hier mit einer kla­ren Ansa­ge auf.

Erst dar­auf kommt Herr oder Frau „Ort­mei­er“ – das ist nicht so ganz klar – ins Spiel und schreibt den Kom­men­tar, in dem es unter ande­rem heißt:

solan­ge frau­en sich hystrisch ver­hal­ten, wer­den talk­shows damit aufmachen. 

Ich habe dar­auf nicht reagiert. Weil ich es für offen­sicht­li­chen Unsinn hal­te – und bis­her davon aus­ge­gan­gen bin, dass auch ande­re Men­schen erken­nen, was offen­sicht­li­cher Unsinn ist und nicht ernst genom­men wer­den muss. Ande­re haben im Kom­men­tar­strang – etwa vier Stun­den spä­ter – mit deut­li­chen Wor­ten reagiert. Näm­lich ein­mal Hel­ga und ein­mal Dierk. Ich hat­te danach nicht den Ein­druck, dass eine wei­te­re Reak­ti­on mei­ner­seits not­wen­dig ist.

Das war mög­li­cher­wei­se ein Feh­ler. Oder viel­leicht war es abhän­gig davon, wie ich den Kom­men­tar­be­reich in mei­nem Blog gestal­ten möch­te, ein Feh­ler. Und ob mei­ne etwas distan­ziert-iro­ni­sche Aus­sa­ge wei­ter unten

Ich igno­rie­re mal bewusst die diver­sen Anfein­dun­gen, und sage auch nichts dazu, dass ich zwi­schen »Frau­en sind hys­te­risch« und »Frau­en ver­hal­ten sich in der Regel hys­te­risch« kei­nen wirk­lich gro­ßen Unter­schied sehe, son­dern will einen von »Kol­le­ge« auf­ge­wor­fe­nen Aspekt auf­grei­fen, den ich inter­es­sant finde. 

… rich­tig ver­stan­den wur­de, ist ja auch noch so eine Frage. 

Jeden­falls ging es im Kom­men­tar­strang zu dem Text dann dar­um, ob das Inter­net ein „boys club“ ist, in dem Rüpe­lei­en eben hin­zu­neh­men sind, oder ob „im Inter­net“ unter­schied­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kon­tex­te so gestalt­bar sind, dass unter­schied­li­che Men­schen sich dort wohl füh­len und mit­ein­an­der reden kön­nen. Auf einem Spiel­feld, das die vor­han­de­nen Posi­ti­ons­un­ter­schie­de im sozia­len Raum zumin­dest teil­wei­se aus­gleicht. In dem oben ver­link­ten Kom­men­tar schrei­be ich dazu:

Mei­ne per­sön­li­che Ide­al­vor­stel­lung wäre eher der Salon (also nicht der aus dem wil­den Wes­ten, son­dern der aus dem 18. Jh./19. Jh.). 

Eigent­lich fin­de ich die­ses Bild immer noch gut. Und da, wo es zu Kom­men­ta­ren im mei­nem Blog kommt, fin­de ich oft, dass es sach­li­che, höf­li­che Debat­ten sind, in denen hart in der Sache gestrit­ten wird, und die ins­ge­samt posi­tiv zu dem Blog­text bei­tra­gen. Bis­her habe ich mich dar­über in ers­ter Linie gefreut. Das führt dann teil­wei­se dazu, sich in läng­li­cher Form mit ein­zel­nen Kom­men­tie­ren­den aus­ein­an­der­zu­set­zen, die – aus mei­ner Sicht – abstru­se Posi­tio­nen ver­tre­ten. Mit etwas Glück führt es dazu, dass die­se ihre Posi­ti­on über­den­ken (und ich manch­mal auch mei­ne). Ansons­ten gilt:

1. Ich hal­te recht viel von frei­er Mei­nungs­äu­ße­rung und las­se des­we­gen auch kon­trä­re und selt­sa­me Kom­men­ta­re eher ste­hen. Jede/r ist selbst für das ver­ant­wort­lich, was er oder sie schreibt – wer sich bla­mie­ren will, darf das ger­ne tun. 

Bis­her bin ich davon aus­ge­gan­gen, dass die­ser Kom­mu­ni­ka­ti­ons­zu­stand inso­weit her­stell­bar ist, als ich mir das Recht neh­me, Kom­men­ta­re zu löschen bzw. ggf. auch direkt im Kom­men­tar mit Anmer­kun­gen zu ver­se­hen, wenn die­se belei­di­gend wer­den. Zudem schla­ge ich vor, mit einem erkenn­ba­ren Namen/Pseudonym zu kommentieren.

Nach den Anwür­fen jetzt bin ich ver­un­si­chert. Was ja prin­zi­pi­ell erst mal nichts schlech­tes ist (nicht umsonst ist mir Nina Dege­les The­ma ihrer Antritts­vor­le­sung im Gedächt­nis geblie­ben – sie hat über Sozio­lo­gie und Gen­der Stu­dies als Ver­un­si­che­rungs­wis­sen­schaf­ten gespro­chen). Schein­ba­re Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten und Sicher­hei­ten in Fra­ge zu stel­len, kann hilf­reich sein.

Als Ergeb­nis die­ser Ver­un­si­che­rung stel­le ich fest, dass mein Ide­al­bild des Blog­kom­men­tar-Salons auch Aus­schlüs­se pro­du­ziert. Zum Teil sind dies gewoll­te Aus­schlüs­se – das Trol­len macht weni­ger Spaß, wenn nie­mand an die Angel geht, weil Pro­vo­ka­tio­nen igno­riert wer­den. Zum Teil sind es aber auch nicht inten­dier­te Aus­schlüs­se, inso­fern ich impli­zit davon aus­ge­he, dass jede und jeder glei­cher­ma­ßen selbst­be­wusst in der Lage dazu ist, im Netz sei­ne oder ihre Mei­nung auf­zu­schrei­ben. Das ist natür­lich nicht so. Und natür­lich trägt jeder Kom­men­tar zum Ein­druck bei, den eine oder einer gewinnt, und der wie­der­um eine Rol­le dabei spielt, ob er oder sie sich selbst zu Wort mel­det oder nicht. (Und ja, zum Teil fin­den die inter­es­san­te­ren Debat­ten zu Blog­tex­ten auf Twit­ter, Face­book oder sogar per Mail­zu­schrift statt).

Ein Salon ist kein links­au­to­no­mes Ple­num, kein Raum, in dem ver­sucht wird, den Anspruchs herr­schafts­frei­er Kom­mu­ni­ka­ti­on durch­zu­set­zen. Und ein plü­schi­ger Salon, in dem beim Kaf­fee zwi­schen gela­de­nen Gäs­ten ange­regt phi­lo­so­phiert wer­den kann, mag, bei Lich­te betrach­tet, gar nicht so weit ent­fernt sein von Clubs, die zur Pfle­ge von Old-Boys-Netz­wer­ken dienen.

Inso­fern gibt es da ein paar Ver­un­si­che­run­gen und Zwei­fel. Gleich­zei­tig bin ich noch nicht so ganz ein­sich­tig und wil­lig, den Stil und die Regeln im Umgang mit Kom­men­ta­ren in die­sem klei­nen Blog zu ändern. 

Das hat etwas mit den Gedan­ken zu tun, die hin­ter dem bewuss­ten Zulas­sen selt­sa­mer und kon­trä­rer Kom­men­ta­re stehen. 

Und dazu muss ich noch­mal etwas aus­ho­len. Ich möch­te, dass mei­ne Kom­men­ta­re ein Ort sind, in dem kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den kann. 

Eine Erkennt­nis aus mei­nem Sozio­lo­gie­stu­di­um ist der Kon­struk­ti­ons­cha­rak­ter der Wirk­lich­keit, eng ver­bun­den mit der wis­sens­so­zio­lo­gi­schen Grund­an­nah­me grup­pen­spe­zi­fi­schen Hin­ter­grund­wis­sens, auch als „Ideo­lo­gie“ bekannt. Men­schen den­ken und argu­men­tie­ren in jeweils unter­schied­li­chen Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten und Logi­ken (und damit mei­ne ich jetzt nicht die Grup­pen „Frau­en“ und „Män­ner“, son­dern bei­spiels­wei­se bay­ri­sche Kon­ser­va­ti­ve und links­au­to­no­me Ham­bur­ge­rIn­nen). Was auf den ers­ten Blick wie die glei­che Spra­che aus­sieht, ver­weist auf ganz unter­schied­li­che Erwar­tun­gen an das Gegenüber. 

Dar­in steckt die Hand­werks­kunst qua­li­ta­ti­ver Sozi­al­for­schung: Aus dem Gesag­ten zu rekon­stru­ie­ren, wel­che Sinn­zu­sam­men­hän­ge und Deu­tun­gen damit eigent­lich ver­knüpft sind. Das sozi­al ein­ge­bet­te­te, indi­vi­du­el­le Wis­sen eines Men­schen zu rekon­stru­ie­ren. Das macht sozi­al­wis­sen­schaft­li­che Inter­views und Grup­pen­dis­kus­sio­nen span­nend. Weil sich damit Türen zu ganz ande­ren Wel­ten öffnen.

Das Ste­hen­las­sen „selt­sa­mer“ Kom­men­ta­re lässt sich libe­ral und poli­tisch mit dem hohen Wert der Mei­nungs­frei­heit argu­men­tie­ren. Aber es lässt sich auch vor dem Hin­ter­grund sozio­lo­gi­scher Neu­gier­de argu­men­tie­ren: Das Auf­ein­an­der­sto­ßen unter­schied­li­cher Welt­in­ter­pre­ta­tio­nen ist inter­es­san­ter als die andau­ern­de Selbstbestätigung.

(Das klingt jetzt roman­ti­scher, als es ist, und es ist mög­li­cher­wei­se eine roman­ti­sche Vor­stel­lung: Fak­tisch kann eine unter­schied­li­che Welt­in­ter­pre­ta­ti­on auch bedeu­ten, gegen „femi­nis­ti­sche Gleich­ma­che­rei“ zu het­zen. Das ist dann ganz klar eine Zumutung.)

Den Wunsch, im Blog­kom­men­tar­be­reich einen geschütz­ten Raum her­zu­stel­len, in dem kom­mu­ni­ka­ti­ve Regeln vor Ver­let­zun­gen schüt­zen, und in dem aktiv ver­sucht wird, pri­vi­le­gier­te Posi­tio­nen zu nivel­lie­ren, kann ich zunächst ein­mal nach­voll­zie­hen. Aber die­ser Wunsch kol­li­diert mit mei­ner Vor­stel­lung, Zumu­tun­gen und Kon­tro­ver­sen sicht­bar zu machen und zu zu las­sen. Eine Syn­the­se aus bei­dem lässt sich mög­li­cher­wei­se mit einer strik­ten Durch­set­zung der Regel eines respekt­vol­len Umgangs mit­ein­an­der errei­chen. Aber das wür­de dann eben auch bedeu­ten, respekt­voll zu blei­ben, wenn, sagen wir mal, ein Män­ner­recht­ler sei­ne kom­plett irre Welt­sicht aus­brei­tet. Der natür­lich in der Sache hef­tig wider­spro­chen wer­den müss­te – aber eben in der Sache. 

Zu einem respekt­vol­len Umgang gehört – und damit bin ich wie­der beim Aus­gangs­punkt – dann natür­lich auch, pau­scha­le Zuschrei­bun­gen, die nicht respekt­voll sind, zurück­zu­wei­sen („Frau­en ver­hal­ten sich hys­te­risch“). Ob eine sol­che Zurück­wei­sung im Zwei­fels­fall reicht, um nicht doch ande­re Aus­schlüs­se zu pro­du­zie­ren, bleibt unsicher. 

War­um blog­ge ich das? Um euch an mei­ner pro­duk­ti­ven Ver­un­si­che­rung teil­ha­ben zu lassen.

19 Antworten auf „Im Blog kommentieren und andere Zumutungen“

  1. Es ver­un­si­chert hof­fent­lich nicht noch mehr, aber die Aus­sa­ge „solan­ge Frau­en sich hys­te­risch ver­hal­ten“ ist NICHT „solan­ge sich alle Frau­en hys­te­risch ver­hal­ten“. Sie ist Äqui­va­lent mit „solan­ge es Frau­en gibt, die sich hys­te­risch verhalten.“
    Nun kann man bestrei­ten, ob das Hys­te­risch­sein als psy­chi­sche Ver­fas­sung eine Eigen­schaft ist, die Frau­en mehr betrifft als Män­ner. aber auch das behaup­tet der Autor nicht – er spie­gelt nur die Aus­sa­ge von Hel­ga, die eben­so aus Talk­show­ti­teln Schlüs­se zieht.
    Hier fehlt es eini­gen Dis­ku­tan­ten an ana­ly­ti­schen Fähigkeiten.

    1. Da ich an die­ser Stel­le ger­ne eine Dis­kus­si­on dar­über haben möch­te, wel­che Bedeu­tung Blog­kom­men­ta­re haben und wie eine sinn­vol­le Balan­ce zwi­schen der Zumu­tung der Kon­tro­ver­se und dem Wunsch nach einem geschütz­ten Raum gefun­den wer­den kann, möch­te ich dar­um bit­ten, davon abzu­se­hen, hier dar­über zu strei­ten, wie wel­che Aus­sa­ge zu inter­pre­tie­ren ist und wer wel­che Inter­pre­ta­ti­ons­fä­hig­kei­ten mit­bringt oder nicht.

  2. Ich hal­te das so: ich ver­su­che nichts zu löschen. Ab und an greif ich mal ein und lösche Tei­le des Kom­men­tars, aber erst nach­dem ich gewarnt habe. Wen ich ein­mal lösche, den pack ich bei Wie­der­ho­lung in den SPAM. Löschen tu ich nur bei dau­er­haft belei­di­gen­dem Ver­hal­ten. Ich erklä­re aber immer, was ich war­um tue.
    Man­che Din­ge kann und will ich nicht in mei­nem Blog haben. Aber Blog­kom­men­ta­re haben für mich grund­sätz­lich erheb­li­che Bedeu­tung, da es mir ja auch um Aus­tausch geht – und um Erkennt­nis­ge­winn. Ich ver­ste­he mein Blog schon immer wie mein Wohn­zim­mer oder ein Tisch in einer Knei­pe, den ich bestellt habe und hand­le ent­spre­chend mei­nes Hausrechts.
    Ich bin aller­ding über vie­le Jah­re in Schei­dungs- und Män­ner­fo­ren an vie­les gewohnt und lösche spä­ter, als das bei besag­tem The­ma jetzt erwar­tet wor­den wäre. Ich fin­de den hys­te­ri­schen Satz auch nicht wei­ter tra­gisch und hät­te da auch nicht eingegriffen.

  3. Es ist natür­lich so, dass das Argu­ment „Mei­nungs­frei­heit“ im Prin­zip über­haupt kei­ne Rol­le spielt – Du kannst auf Dei­ner Web­sei­te natür­lich löschen, was Du willst, und jedem, der sich dadurch ein­ge­schränkt fühlt, steht es frei, sich in einem eige­nen Blog nach Her­zens­lust aus­zu­to­ben. Und das ist auch und vor allem ein zutiefst libe­ra­ler Stand­punkt: Das hier ist Dein per­sön­li­ches Stück Inter­net, und kei­ner soll­te Dir drein­re­den, was Du damit machst oder nicht machst. Wenn Leu­te in Dei­nem Vor­gar­ten demons­trie­ren und Dei­nen Rasen zer­tre­ten, dann kannst Du sie schließ­lich auch raus­wer­fen, ohne dadurch gleich zum Geg­ner der Ver­samm­lungs­frei­heit zu werden.

    Dass man trotz­dem mög­lichst wenig löschen soll­te, liegt aus mei­ner Sicht vor allem dar­in begrün­det, dass man sonst stän­di­gem Recht­fer­ti­gungs­zwang aus­ge­setzt ist, denn wo will man die Gren­ze zie­hen? Bei Nazis ist das noch ein­fach, aber was macht man mit Män­ner­recht­lern, Kli­ma­skep­ti­kern, Atom­kraft­be­für­wor­tern, Eso­te­ri­kern, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern und den vie­len ande­ren selt­sa­men Gestal­ten, die das Inter­net bevöl­kern? Wenn Du über­haupt löschst, bist Du ganz schnell mit For­de­run­gen kon­fron­tiert, „sol­chen Leu­ten kei­ne Platt­form zu bie­ten“, und musst womög­lich in jedem Ein­zel­fall erklä­ren, war­um dies oder jenes ste­hen­blei­ben darf und ande­res nicht. Da ist es viel geschei­ter, gleich eine weit­ge­hen­de lais­ser-fai­re-Poli­tik zu betrei­ben, das spart vie­le unbe­frie­di­gen­de Meta-Debatten.

    Natür­lich bedeu­tet das immer auch, dass es nicht stän­dig hun­dert­pro­zen­tig kusche­lig und poli­tisch kor­rekt zugeht. Aber ehr­lich gesagt wür­de es vie­len Leu­ten gar nicht scha­den, wenn sie sich ein­fach mal ein dicke­res Fell zule­gen wür­den. Und eine gute Dis­kus­si­on wird durch ein paar kräf­ti­ge Invek­ti­ven doch auch über­haupt erst interessant. :)

    1. Das stimmt zwar, aber mir geht es schon auch um die im Text erwähn­ten Zumu­tun­gen. Sich immer nur in der eige­nen Fil­ter­bla­se zu bewe­gen, mag zwar woh­lig kusche­lig sein, ist aber min­des­tens unsportlich.

      1. Zum kon­kre­ten Fall wür­de ich sagen: „Respekt­los“ ist genau­so­we­nig ein brauch­ba­rer Begriff wie „hys­te­risch“, daher wür­de ich das ste­hen­las­sen. Über­haupt sind „pau­scha­le Zuschrei­bun­gen“ ja nicht prin­zi­pi­ell ver­werf­lich. Meis­tens han­delt es sich um grob ver­ein­fach­te sta­tis­ti­sche Argu­men­te, und als sol­che hät­ten sie eher eine Wider­le­gung als eine Löschung verdient.

  4. Apro­pos, weil jetzt auch bei Björn noch­mal auf den Begriff „hys­te­risch“ rekur­riert wird: Pro­ble­ma­tisch dar­in ist ja die dahin­ter ste­hen­de Vor­stel­lung bis ins 19. Jahr­hun­dert, dass Frau­en aus bio­lo­gi­schen Grün­den (her­an­ge­zo­gen wur­de dazu die Gebär­mut­ter oder auch feh­len­der Geschlechts­ver­kehr!) zu Gefühls­über­schwang, man­geln­der ratio­na­ler Ana­ly­se­fä­hig­keit und ähn­li­chem nei­gen wür­den. In der deut­schen Wiki­pe­dia fehlt das weit­ge­hend, aber http://en.wikipedia.org/wiki/Female_hysteria aus der eng­li­schen Wiki­pe­dia geht eini­ger­ma­ßen auf das The­ma ein.

  5. (Und wo ich schon gera­de dabei bin: Ich habe zwar Reak­tio­nen von Frau­en bei Face­book und per Mail auf die­sen Bei­trag bekom­men, im Kom­men­tar­strang haben sich aber bis­her nur drei Män­ner zu Wort gemel­det. Ist jetzt eine klei­ne Fall­zahl, aber mich wür­de doch inter­es­sie­ren, war­um das so ist …)

  6. Till, viel­leicht hat das damit zu tun wie aggres­siv und per­sön­lich die Dis­kus­si­on – auch dank dei­ner Mode­ra­ti­on – hier geführt wird.

    1. Emp­fin­dest du die Dis­kus­si­on hier als „per­sön­lich“ (was auch immer damit gemeint sein soll, per­so­nen­be­zo­gen?) und „aggres­siv“? Wie geht es anderen?

  7. Lie­ber Till! Kei­ne Sor­ge, Du hast im Prin­zip alles rich­tig gemacht. Ver­glei­che doch bit­te mal Dei­nen mit Hel­gas Blog oder dem der Mäd­chen­mann­schaft, der Hel­ga ein­mal ange­hör­te, und prü­fe, ob deren Kom­men­tar­teil Dei­nen Ansprü­chen genügt, und ob Du deren Kom­men­tar­re­gime bei Dir selbst haben willst! Kann man auf deren Platt­for­men kon­tro­vers dis­ku­tie­ren? Sind sie offen für unge­wöhn­li­che Sicht­wei­sen? Hältst Du es für mög­lich, daß sich auf die­sen Blogs Türen zu ande­ren Wel­ten öff­nen? Wenn nicht, dann mußt Du auch nicht Hel­gas For­de­rung nach­ge­ben, Dein Kom­men­tar­re­gime nach dem ihren auszurichten.

    1. Oh, mir geht es nicht um „Hel­ga sagt“ (oder wer auch immer). Ich fin­de es auch ein­fach so wich­tig, sich zumin­dest mal der selbst pro­du­zier­ten Aus­schlüs­se bewusst zu sein. Und über mög­li­che Kon­se­quen­zen (inkl. Neben­fol­gen) nachzudenken.

      1. Nun ja, ich muß in jedem Fal­le mit Aus­schlüs­sen leben. Ent­we­der Du gestat­test Ort­mei­er und mir den Zutritt und Hel­ga wird sich mit uns strei­ten oder weg­blei­ben, oder Hel­ga zwingt Dir ihren Que­er­fe­mi­nis­mus auf, was erfah­rungs­ge­mäß nur so geht, daß all die­je­ni­gen, die wis­sen, wo die klei­nen Kin­der her­kom­men, aus­ge­schlos­sen wer­den. Ich kann es auch nicht ver­mei­den, daß sich christ­li­che Fun­da­men­ta­lis­ten über mich ärgern, weil ich will, daß gleich­ge­schlech­ti­ge Lebens­ge­mein­schaf­ten Kin­der adop­tie­ren dür­fen. Oder daß sich Kon­ser­va­ti­ve ärgern, weil ich dem Schutz von Ehe und Fami­lie nicht den­sel­ben Stel­len­wert ein­rä­me wie sie, weil ich ja ganz genau weiß, daß allein­er­zie­hen­de Eltern mit Kin­dern, schwu­le Lebens­part­ner­schaf­ten, Regen­bo­gen­fa­mi­li­en und alle mög­li­chen ande­ren aus der durch Liber­ti­na­ge geschaf­fe­nen Not gebo­re­ne For­men des Zusam­men­le­bens von Men­schen mit Kin­dern nach kon­ser­va­ti­ver Ansicht nicht als Fami­li­en gelten.

        1. Ich will ja durch­aus, dass es die­sen Streit gibt, des­we­gen schrei­be ich oben von Zumu­tung. Aller­dings muss ich doch noch mal ganz expli­zit drauf hin­wei­sen, dass es nicht um Hel­gas Que­er­fe­mi­nis­mus geht, son­dern dass ich ganz per­sön­lich eine gan­ze Men­ge Sym­pa­thien für die­se Denk­rich­tung habe (also oben bit­te erset­zen durch „Tills Que­er­fe­mi­nis­mus“). Genau des­we­gen mache ich mir ja Gedan­ken – auch wenn ich zu ande­ren Schluss­fol­ge­run­gen komme.

  8. Wenn Du ‚Män­ner­recht­lern‘ gestat­test ihre Dei­ner Mei­nung nach irre Welt­sicht aus­zu­brei­ten läßt du gleich­zei­tig zu das die­se Dis­ku­ta­bel wird.
    Das soll ja auf femi­nis­ti­schen Blogs ver­hin­dert wer­den, denn wenn man bestimmt was Mit­dis­ku­tan­ten lesen dür­fen an ande­ren Mei­nun­gen, bedeu­tet das natür­lich auch das man bestim­men will was die Leu­te zu den­ken haben. (War­um auch immer)

    Man miß­traut ihnen also, die Wahr­heit zu erken­nen, sich selbst eine Mei­nung zu bil­den und nachzudenken.
    Und war­um soll­te man das nicht Zen­sur nen­nen dürfen?

    1. Die katho­li­sche Kir­che ist (und war erst recht) ja nun auch ein Staat.

      Ich glau­be, Björn hat das ganz oben ange­spro­chen: ein pri­va­tes Inter­net­an­ge­bot kann so restrik­tiv Kom­men­ta­re zulas­sen, wie der oder die, dem es gehört, es möch­te. Sich da aus bestimm­ten Grün­den für eine restrik­ti­ve Hand­ha­bung zu ent­schei­den, ist legi­tim – genau­so wie es legi­tim ist, zu kon­tro­ver­sen Kom­men­ta­ren zu ermun­tern. Vor den Kar­ren lass ich mich nicht spannen!

  9. @Tillwe

    Dann nimm eben Sci­en­to­lo­gy als Bei­spiel. Sie­he der Sci­en­to­lo­gy Inter­net­brow­ser etc.

    Und natür­lich ist das legi­tim. Ich hof­fe nur das dann sol­che Leu­te nie Poli­tik machen werden.

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