Einige Kennzahlen zum grünen Mitgliederentscheid

An die­sem Wochen­en­de fin­den die Urnen­wah­len in den Kreis­ver­bän­den zum grü­nen Mit­glie­der­ent­scheid statt; schon davor haben sicher­lich vie­le ihre Stim­me per Brief­wahl abge­ge­ben. Und es konn­te auf der Web­site dis­ku­tiert und gevo­tet wer­den.

Wie der Mit­glie­der­ent­scheid aus­ge­gan­gen ist, wird am 12. Juni fest­ste­hen. Eini­ge Hin­wei­se, wie er aus­ge­hen könn­te, gibt die Dis­kus­si­on auf der Web­site. In abso­lu­ten Zah­len ist es ver­mut­lich nur ein rela­tiv klei­ner Teil der grü­nen Mit­glie­der, der sich hier betei­ligt hat (das habe ich nicht gezählt, eben­so wie ich kei­ne qua­li­ta­ti­ve Aus­wer­tung der Dis­kus­si­on dort durch­ge­führt habe). Was sich aber rela­tiv ein­fach zäh­len lässt, ist die Zahl der Argu­men­te (Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge grü­ner Mit­glie­der zu den 58 Schlüs­sel­pro­jek­ten), die Zahl der Kom­men­ta­re zur die­sen Argu­men­ten (öffent­lich) sowie die Bewer­tung der Argu­men­te (durch grü­ne Mitglieder). 

Ins­ge­samt gibt es 58 Schlüs­sel­pro­jek­te. Zu die­sen wur­den 419 Argu­men­te auf gruener-mitgliederentscheid.de ein­ge­stellt, zu denen es 954 Kom­men­ta­re und 2819 Votes gab. Pro Pro­jekt sind das im Schnitt 7,2 Argu­men­te, pro Argu­ment gab es im Schnitt 2,3 Kom­men­ta­re und 6,7 Votes. Dabei wur­de der Bereich „Ener­gie und Öko­lo­gie“ deut­lich inten­si­ver dis­ku­tiert als das The­men­feld „Gerech­tig­keit“ bzw. die „Moder­ne Gesell­schaft“, wie die fol­gen­de Abbil­dung zeigt:

Pro Pro­jekt gab es jeweils min­des­tens ein Argu­ment, maxi­mal 26. Bei den Kom­men­ta­ren geht die Band­brei­te von null Kom­men­ta­ren bis zu 93 Kom­men­ta­ren für ein Pro­jekt, bei den Votes (die ja für Argu­men­te ver­ge­ben wur­den) von drei Stim­men bis zu 260 Stim­men pro Pro­jekt. Argu­men­te und Votes kor­re­lie­ren mit­ein­an­der. Die abso­lu­te Zahl der Votes – sum­miert über alle Argu­men­te zu einem Pro­jekt – dürf­te, da sich hier nur grü­ne Mit­glie­der betei­li­gen konn­ten, durch­aus etwas dar­über aus­sa­gen, als wie rele­vant bestimm­te Schlüs­sel­pro­jek­te emp­fun­den wur­den. Wenn die tat­säch­li­che Abstim­mung ähn­lich aus­fällt wie das Voting für gute Argu­men­te, dann kommt dabei fol­gen­des heraus:

Dem­nach wären im Bereich „Ener­gie & Öko­lo­gie“ die Kri­tik der Mas­sen­tier­hal­tung (Pro­jekt 08), die Ener­gie­wen­de (Pro­jekt 01) und neue Wohl­stands­in­di­ka­to­ren (Pro­jekt 05) ganz vor­ne. Im Bereich „Gerech­tig­keit“ wür­de das inklu­si­ve Gemein­we­sen (Pro­jekt 30) vor der Mie­ten­pro­ble­ma­tik (Pro­jekt 33) und der Bür­ger­ver­si­che­rung (Pro­jekt 27) lan­den. Auch Ver­mö­gens­ab­ga­be und Abschaf­fung des Ehe­gat­ten­split­tings sind hier noch recht weit vor­ne, wie ins­ge­samt die Ver­tei­lung deut­lich „fla­cher“ aus­fällt. In der „moder­nen Gesell­schaft“ ist die Öff­nung der Ehe für gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re (Pro­jekt 48) zumin­dest den sum­mier­ten Votes zu Fol­ge das Top-Pro­jekt. Mit deut­li­chem Abstand folgt die viel bewor­be­ne euro­päi­sche Bür­ger­initia­ti­ve (Pro­jekt 55) und – wie­der­um mit Abstand ein Clus­ter aus der Frau­en­quo­te für Auf­sichts­rä­te (Pro­jekt 51), der Ein­schrän­kung der Rüs­tungs­expor­te (Pro­jekt 57) und der Reform der Dro­gen­po­li­tik (Pro­jekt 50).

Ich befürch­te, dass mei­ne Lieb­lings­pro­jek­te am Schluss ganz ähn­lich daste­hen wer­den wie in die­sem Voting – das betrifft die Hoch­schul­po­li­tik, aber auch die Infor­ma­ti­ons­frei­heit und den Inter­net­aus­bau, die in ihren The­men­fel­dern jeweils im Mit­tel­feld gelan­det sind. 

Zum Schluss noch der Hin­weis dar­auf, dass die Zahl der Kom­men­ta­re (die auch von Nicht-Grü­nen abge­ge­ben wer­den konn­ten) und die Zahl der auf Mit­glie­der beschränk­ten Argu­men­te nicht unbe­dingt in einem Zusam­men­hang ste­hen. Bei­spiels­wei­se wur­de die Steu­er­re­form oder die Ver­mö­gens­ab­ga­be inten­siv kommentiert:

War­um blog­ge ich das? Wenn ich schon nicht zu einer qua­li­ta­ti­ven Aus­wer­tung der Online­de­bat­te zum Mit­glie­der­ent­scheid kom­me, dann doch zumin­dest ein paar quan­ti­ta­ti­ve Daten – der nächs­te Schritt ist dann nach dem 12.6. die Ver­knüp­fung mit den tat­säch­li­chen Abstimmungsergebnissen.

3 Antworten auf „Einige Kennzahlen zum grünen Mitgliederentscheid“

  1. Mit einer quan­ti­ta­ti­ven Aus­wer­tung nur die­ser Web­sei­te kann man wahr­schein­lich kei­ne beson­ders vali­de Aus­sa­ge treffen.
    Für ein­zel­ne Pro­jek­te wur­de im Vor­feld gezielt gewor­ben, bis hin zu regel­rech­ten Kam­pa­gnen. Das betraf nicht nur Pro­jekt 55. Eini­ge die­ser Kam­pa­gnen setz­ten stark auf die offi­zi­el­le Sei­te, ande­re kon­zen­trier­ten sich auf Mai­ling­lis­ten, Face­book oder Twit­ter. Da müss­te man sich eigent­lich einen Über­blick über alle die­se Kam­pa­gnen ver­schaf­fen, um da noch einen ent­spre­chen­den Fil­ter einzubauen.
    Eini­ge Pro­jek­te sind von regio­nal begrenz­ter Rele­vanz, so dass hier viel mit Nah­be­reichs­kom­mu­ni­ka­ti­on gewor­ben wur­de, die im Netz gar nicht erfasst wer­den kann. Am deut­lichs­ten war das bei Pro­jekt 11.
    Aus Mel­dun­gen von den Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen, die ges­tern auf Twit­ter zu lesen waren, las­sen sich eher schon ein paar Trends able­sen: Da ist zum einen das Pro­jekt 27, das ohne geziel­te Kam­pa­gne flä­chen­de­ckend gut abzu­schnei­den scheint. Und am deut­lichs­ten ist die Aus­nah­me­stel­lung von Pro­jekt 8. Da wäre es jetzt schon sehr über­ra­schend, wenn sich das nicht durch­set­zen sollte.

  2. Dass die Kam­pa­gnen sich nicht auf die offi­zi­el­le Web­site beschränkt haben, stimmt. Span­nend fin­de ich, dass die drei genann­ten Pro­jek­te (8, 27, 55) alle­samt auch auf der offi­zi­el­len Sei­te im Voting der Argu­men­te gut abschnei­den. Inso­fern tip­pe ich drauf, dass das Wahl­er­geb­nis nahe am Online-Voting (ver­stan­den als „Rele­vanz­in­di­ka­tor“) dran sein wird.

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