Alternative zum Google Reader selber hosten: Tiny Tiny RSS

Workbench II

Felix Neu­mann argu­men­tiert zwar zurecht, dass Sel­ber­hos­ten kei­ne mas­sen­taug­li­che Lösung für die Lock-In-Pro­ble­me dar­stellt, die wol­ki­ge Medi­en so mit sich brin­gen. Er hat dann aber kurz dar­auf doch Tiny Tiny RSS instal­liert – und mich damit, nach einem kur­zen Rein­schnup­pern, dazu gebracht, es ihm nachzumachen.


Das Pro­blem, dass Tiny Tiny RSS für mich lösen soll, ist das bal­di­ge Ende des Goog­le Rea­ders. Den nut­ze ich dazu, um auf einem belie­bi­gen mei­ner der­zeit zwei mobi­len End­ge­rä­te zu schau­en, ob in Blogs und sons­ti­gen RSS-Quel­len neu­er Lese­stoff da ist. So ein biss­chen ist er die Instan­zie­rung der per­so­na­li­sier­ten Patch­work-Zei­tung, über die ich vor kur­zem geschrie­ben habe. Nur gibt es ihn in vor­aus­sicht­lich ein paar Tagen nicht mehr, weil er sich für Goog­le nicht lohnt. 

Des­we­gen bin ich zumin­dest unter­schwel­lig seit eini­ger Zeit auf der Suche nach einem Ersatz. Was ich bis­her gefun­den habe, war mir zu flip­pig – mir geht’s nicht um die hüb­sche Prä­sen­ta­ti­on oder die Inte­gra­ti­on von Blogs etc. zum vir­tu­el­len Maga­zin, son­dern um eine schlich­te tabel­la­ri­sche Über­sicht, der ich ent­neh­men kann, ob die Blogs (und ande­ren RSS-Quel­len) A bis Z neue Arti­kel für mich bereit­hal­ten oder nicht. Und dann hät­te ich ger­ne noch eine eben­so leich­te Durch­blät­ter­funk­ti­on – beim Goog­le Rea­der für Android kann ich ein­fach Ein­trag um Ein­trag zur Sei­te wischen. Beson­ders gut geht das da, wo Voll­text­ein­trä­ge vor­han­den sind.

Tiny Tiny RSS ist nun ein Open-Source-Pro­jek­te mit zwei Enden. Das eine sind eine Rei­he von Apps, die mehr oder weni­ger die Funk­tio­na­li­tät des Goog­le Rea­ders bie­ten. Da Tiny Tiny RSS auf eine offe­ne API auf­setzt, könn­te hier im Prin­zip belie­big schö­ne Soft­ware ent­ste­hen. Was mir nach kur­zem Durch­gu­cken der Android-Apps bis­her am bes­ten gefällt, ist der TTRSS-Rea­der von Nils Bra­den. Schlicht, mit Sei­te-Wisch-Umblät­ter-Funk­ti­on, kein Schnick­schnack. Mal sehen, ob ich dabei bleibe.

Die App ist aller­dings nur die eine Sei­te. Das ande­re ist – und da kommt das Sel­ber­hos­ten ins Spiel – die Ser­ver­soft­ware Tiny Tiny RSS. Die­ses Paket ent­hält zum einen ein Web­in­ter­face, um von jedem Brow­ser aus auf die von mir abon­nier­ten RSS-Feeds zugrei­fen zu kön­nen. Zum ande­ren wer­kelt hin­ter der Kulis­se ein Pro­gramm, dass eine Daten­bank mit den abge­ru­fe­nen Feeds, den Abon­ne­ments, den Ein­stel­lun­gen etc. füt­tert. Die­se Daten­bank kann über eine API auch von den genann­ten Apps aus ange­spro­chen wer­den. Das Mobil­te­le­fon oder das Tablet ist sozu­sa­gen nur ein ver­län­ger­ter Arm, um auf die auf mei­nem Ser­ver gespei­cher­ten Datei­en zugrei­fen zu können.

Damit das klappt, sind drei Din­ge not­wen­dig: Der Ser­ver muss PHP (5.3) kön­nen, er muss eine Daten­bank mit­brin­gen, und es müs­sen Dämo­nen oder Cron­jobs mög­lich sein. 

Über­setzt: PHP ist eine oft belä­chel­te, aber wir­kungs­vol­le Skript­spra­che. Auch die­ses Blog hier läuft auf einer PHP-basier­ten Soft­ware (Word­Press hat übri­gens gera­de 10. Geburts­tag). Ein ein­fa­cher Web­ser­ver, der nur HTML-Datei­en dar­stel­len kann, aber kei­nen aus­führ­ba­ren Code zulässt, reicht also nicht aus. Dann braucht es Zugriff auf eine Daten­bank (Post­greS­QL oder MyS­QL); ein spe­zia­li­sier­tes Sys­tem dafür, Daten mög­lichst schnell abzu­le­gen und wie­der abzu­ru­fen. Word­Press legt in die­ser Daten­bank mei­ne Blog­ar­ti­kel ab, Tiny Tiny RSS die abge­ru­fe­nen Tex­te aus den Feeds. Um die Daten­bank immer aktu­ell zu hal­ten, muss ein Pro­gramm regel­mä­ßig die abon­nier­ten Blog-Feeds abfra­gen (wie auch immer das im Detail geschieht). Dazu braucht es ent­we­der einen dae­mon – ein stän­dig im Hin­ter­grund lau­fen­des Linux­/U­nix-Pro­gramm – oder cron­job (eine Tabel­le, in der steht, wann bzw. wie oft wel­che Pro­gram­me aus­ge­führt wer­den sol­len). Da steht dann bei­spiels­wei­se, dass stünd­lich nach neu­en Blog­feeds gesucht wer­den soll.

Mein Web­space liegt (aus his­to­ri­schen Grün­den, falls jemand läs­tern will) bei Stra­to, „Power­Web Paket S“ nennt sich das – das war mal das kleins­te Ange­bot von Stra­to, bei dem PHP und der Daten­bank­zu­griff dabei ist, was ich brauch­te, um mein Blog selbst zu hos­ten (bzw. eben beim Mas­sen­an­bie­ter Stra­to hos­ten zu las­sen). Inzwi­schen gibt es dort ande­re Ange­bo­te; die Kom­bi­na­ti­on aus PHP, der Daten­bank MyS­QL und u.a. der Mög­lich­keit, cron­job zu nut­zen, gibt es immer noch für rela­tiv gerin­ge monat­li­che Kosten.

Damit ist alles da, was ich brau­che, um Tiny Tiny RSS ein­zu­set­zen. Die Instal­la­ti­on wird hier beschrie­ben, ist aber rela­tiv ein­fach: die Instal­la­ti­ons­da­ten ent­pa­cken, in ein eige­nes Ver­zeich­nis („tt-rss/“) auf dem Ser­ver packen, install.php auf­ru­fen, Zugangs­da­ten zur Daten­bank ein­ge­ben, Pass­wör­ter ändern. In den Ein­stel­lun­gen muss dann noch der API-Zugriff ermög­licht wer­den. Schließ­lich muss noch der Ein­trag in cron­job erle­digt wer­den; das ist bei Stra­to über das Kun­den­lo­gin rela­tiv bequem ein­richt­bar, d.h. fast ohne Unix-Kennt­nis­se mög­lich (nur die Suche nach dem rich­ti­gen Pfad dau­er­te etwas). 

Die Gene­ral­pro­be hat die Kom­bi­na­ti­on aus selbst­ge­hos­te­tem Tiny Tiny RSS einer­seits und einer pas­sen­den Rea­der-App ande­rer­seits jeden­falls schon bestan­den: Beque­mes Blät­tern auf dem Han­dy durch die neus­ten Blog­ein­trä­ge, ohne Goog­le Rea­der. (Auch wenn der Goog­le Rea­der noch ein ganz klein wenig „smoot­her“ daherkommt …).

Jetzt geht es dar­um, mei­ne „Blog-Samm­lung“ vom Goog­le Rea­der zu migrie­ren. Das sind nicht so vie­le, dass es sich loh­nen wür­de, das tech­nisch zu machen (der Goog­le Rea­der kann sei­ne RSS-Abos expor­tie­ren, ich habe aber bis­her noch nicht gese­hen, dass Tiny Tiny RSS die impor­tie­ren kann). Dabei besteht die Mög­lich­keit, die­se Feeds zu kate­go­ri­sie­ren – mal sehen, ob ich dar­auf zurück­grei­fe oder wie bis­her bei einer fla­chen Lis­te bleibe.

War­um blog­ge ich das? Als ers­ten Erfah­rungs­be­richt. Ob sich Tiny Tiny RSS im All­tags­test behaup­tet, und ob mein klei­nes Ser­ver­pa­ket mit­spielt, wer­den die nächs­ten Tage und Wochen zeigen.

5 Antworten auf „Alternative zum Google Reader selber hosten: Tiny Tiny RSS“

  1. Ja, hab ich auch so gelöst. :) 

    Die Goog­le-Rea­der-Feeds zu impor­tie­ren ist übri­gens wirk­lich gar kein Pro­blem, den OPML-Importer fin­det man in den Ein­stel­lun­gen im „Feeds“-Tab.

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