So überschlägig gerechnet habe ich 2012 rund 500 Stunden in Zügen verbracht, mal arbeitend, mal frühstückend, mal ein Buch lesend, oft twitternd und manchmal auch nur gelangweilt in die Luft starrend. Und an mehr als hundert Tagen habe ich diesen Bahnhof hier betreten. Pendlerschicksal. (Und ab und zu frage ich mich, was sich ändern würde, wenn Baden-Württemberg ein eigenes Land wäre, vergleichbar der Schweiz, wenn dann Südbaden ein eigenes Bundesland wäre, und wie viel der Berliner bzw. Stuttgarter Zentralismus so ausmacht, politisch gesehen).
Photo of the week: Überfrierende Nässe XIV
Photo of the week: Concrete art IX
Das hier ist ein (kleines) Stück des Kunstwerks „Bandstand“ von Nathan Coley, das seit kurzem den Stadtteileingang mitgestaltet (mehr bei flickr).
Der Schnee gehört nicht dazu – Weihnachten soll es hier übrigens bis zu 20 °C haben, und auch die gestrige Wintersonnenwende bot Sonne und blauen Himmel, und keineswegs Schnee.
Aber ich will nicht schon wieder über das Wetter schreiben. Ob mir „Bandstand“ gefällt? Ich bin mir noch nicht so sicher. Auf den ersten Blick wirkt das Werk wie eine Bauruine, die irgendjemand hier vergessen hat. Auf den zweiten Blick fällt dann auf, dass ein Baum die Betonplatte durchwächst. Das sorgt bei Wintersonne für fein gezeichnete Astschatten und kann interessant werden, wenn der Baum mal größer ist. Der dritte Blick ist einer in die aktuelle Ausgabe der Stadtteilzeitung fürs Rieselfeld, in der ein bisschen das Konzept erläutert wird – Aneignung durch die Bevölkerung, vielleicht sogar tatsächlich Nutzung als Bühne für eine Band.
Ob das klappt, bleibt abzuwarten. Eigentlich ist das Rieselfeld schon der richtige Stadtteil dafür; beim Aneignen wird hier nicht lange gefackelt. Ein bisschen Zweifel habe ich beim Ort – der liegt dann doch eher „vor“ als „im“ Stadtteil. Ob sich da, zwischen Schnellstraße und Straßenbahn, ein Fest hinwagt?
Photo of the week: Black ice III
Photo of the week: Ice in the sunshine XIX
Und auch diese Woche nochmal eines meiner Eisfotos, auch wenn inzwischen hier mit plus 5 Grad schon fast wieder frühlingshafte Temperaturen herrschen.
Noch eine kleine Beobachtung zur Debatte um Gauck: Ich komme mir gerade nicht so vor, als würde ich mich in einer „Filter-Bubble“ befinden, sondern gleich in zwei, die sich überschneiden. Die eine ist der Meinung, dass Joachim Gauck nicht nur konservativ ist, sondern richtig weit rechts steht, und gräbt dafür Belege aus. Die andere ist der Meinung, dass Gauck ein toller Kandidat ist, und dass es jetzt – mit den Filter-Bubble-Artikeln und der einen oder anderen Sprachregelungen – auch eine gute Keule gibt, mit der auf jeden, der sich irgendwie kritisch äußert, drauf geschlagen werden kann. In der Schnittmenge dieser beiden Blasen* ist es ziemlich laut und hört sich ungefähr so an, wie wenn meine Kinder sich streiten („Nein!“ – „Doch!“ – „Nein!“ – „Du bist blöd!“ – „Du bist blöd!“). Und ich fühle mich jedesmal mitgemeint, nur weil ich glaube, dass Gauck kein guter grüner Kandidat ist, und finde, dass diese Meinung durchaus auch geäußert werden kann, und dass es gute Argumente dafür gibt. Das ist das.
* Eigentlich sind’s weniger Blasen als Hoch- bzw. Tiefdruckgebiete, die aufeinander zu rauschen.