Kurz: A young lady’s primer

Ich muss vom Smart­phone blog­gen – Z. blo­ckiert den Com­pu­ter. Sie schreibt Buch­sta­be für Buch­sta­be Buch­ti­tel ab (und ist mäch­tig stolz dar­auf). Alle paar Minu­ten fragt sie mich, weil sie einen bestimm­ten Buch­sta­ben nicht fin­det. Noch fehlt auch eine Ver­bin­dung zwi­schen den For­men und dem, was die­se Buch­sta­ben jeweils laut­lich bedeuten.

Hier wür­de ich ihr ger­ne mein Smart­phone (oder bes­ser noch ein Tablet) in die Hand drü­cken. Ich glau­be, ihre aktu­el­le Neu­gier­de auf Buch­sta­ben und Wör­ter wür­de sie dazu brin­gen, sehr schnell von sym­bo­li­schen For­men zu Laut­re­prä­sen­ta­tio­nen zu kom­men. Gera­de, um die­se arbi­trä­ren Ver­bin­dun­gen her­zu­stel­len, wäre die prin­zi­pi­ell kin­der­leich­te und mul­ti­me­dia­le Ober­flä­che eines Smart­phones das idea­le Medium. 

Nur: Zumin­dest ein ers­tes Durch­blät­tern des Android-Mar­ket lässt mich nichts der­glei­chen fin­den, schon gar nicht in Deutsch. In Neal Ste­phen­sons Dia­mond Age taucht so ein – wir wür­den heu­te wohl Tablet dazu sagen – auf: eine ver­netz­te Künst­li­che Intel­li­genz im hand­li­chen For­mat, die der kind­li­chen Hel­din des Buchs Welt­wis­sen und Kul­tur­tech­ni­ken ver­mit­telt (und mit dem Kind wächst). Fürs ers­te wür­de mir ja sowas wie eine freund­lich „anlau­ten­de“ vir­tu­el­le Tas­ta­tur rei­chen. Gibt es aber nicht, oder?

Zukunfts-Apps

Die Zukunft ist da, sie ist nur ungleich ver­teilt – so unge­fähr hat der Autor Wil­liam Gib­son das mal aus­ge­drückt. Und auch wenn das Zitat schon ein paar Jah­re alt ist, hat er immer noch und umso mehr recht. (Neben­bei: Netzpolitik.org weist dar­auf hin, dass dar­über abge­stimmt wer­den kann, wel­che Teil der Zukunft wann (und wo?) auf­tau­chen sol­len …). Bei mir ist mit mei­nem neu­en Smart­phone (ich hat­te dar­über berich­tet …) ein gehö­ri­ges Stück Zukunft ange­kom­men. Die Kom­bi­na­ti­on aus orts- und bewe­gungs­sen­si­blem Gerät, Video­ka­me­ra und schnel­lem Pro­zes­sor macht in der Tat eini­ge Din­ge mög­lich, die sich noch sehr nach Sci­ence Fic­tion anfühlen. 

Und ich rede dabei jetzt nicht über Inter­net, Fern­se­hen und Land­kar­ten „in der Hand“, son­dern über Apps, die Mobil­te­le­fon und Umge­bung ver­knüp­fen. Dass das ein gro­ßer Trend ist, war mir theo­re­tisch klar – samt schö­ner Stich­wor­te wie „Aug­men­ted Rea­li­ty“ oder „ubi­qui­tous com­pu­ting“. Aber es fühlt sich halt, wenn die­se Din­ge in der Hand lie­gen, doch noch ein­mal ganz anders an.

Drei (kos­ten­lo­se, d.h. zumeist wer­be­fi­nan­zier­te) Bei­spie­le für sol­che Zukunfts-Apps:

1. Geo­Goog­le ist ein Tool, das die Magnet­da­ten, GPS-Daten und Nei­gungs­da­ten des Han­dys aus­wer­tet und über eine Live­auf­nah­me der Umge­bung drü­ber­legt. Kurz: Geo­Goog­le macht Him­mels­rich­tun­gen und geo­gra­phi­sche Koor­di­na­ten inter­ak­tiv sicht­bar und blen­det die­se in die Welt ein. (Ähn­lich übri­gens auch der Navi-Modus von Goog­le Maps)

2. Aug­men­ted Pia­no Rea­li­ty ist eher eine Spie­le­rei, zeigt aber als Kon­zept, was noch mög­lich ist. Eine auf Papier auf­ge­mal­te Kla­via­tur wird von der Kame­ra des Smart­phones auf­ge­nom­men, und nach­dem die­ses eini­ger­ma­ßen fixiert ist, und das Papier rich­tig liegt, klappt dann das klei­ne Wun­der: Die auf­ge­mal­ten Tas­ten las­sen sich spie­len – auto­ma­gisch ertönt die ent­spre­chen­de Note.

3. bar­coo ist ein Bar­code-Scan­ner. Davon gibt es eini­ge. Was die­sen hier beson­ders macht, ist die gelun­ge­ne Ver­knüp­fung mit einer Pro­dukt- und Bewer­tungs­da­ten­bank, die bar­coo tat­säch­lich zu einem „Nach­hal­tig­keits­tool“ machen, wie ich das mal genannt habe: Ein­fach mit dem Smart­phone einen Bar­code ein­scan­nen, und kurz dar­auf erschei­nen Pro­dukt­na­me, übli­cher Preis, Öko-Bewer­tun­gen aus ver­schie­de­nen Daten­ban­ken sowie Kom­men­ta­re von Nut­ze­rIn­nen, die sich dann eben­falls auf dem Smart­phone ein­tra­gen und ergän­zen lassen.

War­um blog­ge ich das? Weil’s noch ein biss­chen „wow“ für mich ist. Und auch wenn ich mir noch nicht so sicher bin, was ich mit Apps wie die­sen tat­säch­lich anfan­ge, machen sie auf jeden Fall auf sehr hand­fes­te Wei­se begreif­lich, dass ein Smart­phone in nahe­zu idea­ler Wei­se eine Schnitt­stel­le zwi­schen „Real­raum“ und Netz dar­stellt. Und das fin­de ich auf ganz unter­schied­li­chen Ebe­nen spannend.

Meins: Samsung Galaxy S plus

Wer mei­ne sozi­al-media­len Äuße­run­gen der letz­ten Zeit genau gele­sen hat, wird fest­ge­stellt haben, dass ich dar­über nach­ge­dacht hat­te, mir ein neu­es Smart­phone zu kau­fen (auch wenn das alte Nokia E65 „eigent­lich“ noch ganz gut tat – aber nicht mit Exch­an­ge im Land­tag ver­knüpf­bar war und zuneh­mend Macken ent­wi­ckelt hat). Ich habe lan­ge zwi­schen Smart­phone und Tab geschwankt (oder so ein Zwi­schen­ding wie das Sam­sung Gala­xy Note), habe mich jetzt aber für ein ziem­li­ches Standard-Android-„Handy“ ent­schie­den, ein Sam­sung Gala­xy S Plus mit Android 2.3.3.

Heu­te kam’s dann in einer schi­cken klei­nen schwar­zen Schach­tel an. Ers­ter Ein­druck: ziem­lich leicht, und ein biss­chen ver­wir­rend, was denn nun wie funk­tio­niert. Und das gro­ße Dis­play ist schon beein­dru­ckend. Inzwi­schen habe ich mich eini­ger­ma­ßen in die Grund­funk­tio­nen ein­ge­fun­den und her­aus­ge­kriegt, wel­che Knöp­fe was machen (wobei mir die Mul­ti­tas­king-Umset­zung bei Android noch ein wenig unklar ist – sowas wie ein „Task wech­seln“ fehlt mir, und mir ist noch nicht ganz klar, wann eine App been­det ist und wann sie im Hin­ter­grund wei­ter­läuft …). Auch der Wech­sel zwi­schen Por­trait und Quer­for­mat ist nicht immer ganz logisch. Dafür wur­de die SD-Kar­te vom Nokia sofort gele­sen, und der Zugriff auf Musik und Bil­der ist sehr viel schnel­ler und ele­gan­ter als zuvor mög­lich. Das Kon­fi­gu­rie­ren des EMail-Kon­tos war eben­falls simp­le. Schön auch der Zugriff über WLAN über den PC-Brow­ser auf Daten­be­stän­de des Handys.

Gut gefällt mir die rela­tiv umfang­rei­che Kon­fi­gu­rier­bar­keit (auch wenn’s da an der einen oder ande­ren Stel­le, hal­lo Kalen­der, ich schaue dich an, noch Prä­fe­ren­zen gäbe, die es nicht gibt). Die Touch­screen-Bedie­nung fin­de ich halb­wegs ok (defi­ni­tiv intui­tiv, aber auf Dau­er ganz schön anstren­gend). Nicht wirk­lich glück­lich bin ich mit der Text­ein­ga­be – die Soft­ware­tas­ten sind mir eher zu klein, d.h. das Tip­pen dau­ert lan­ge, und ich ver­tip­pe mich oft. Ich hät­te ger­ne noch die Funk­tio­nen „Cur­sor vor/Cursor zurück“. Die ver­schie­de­nen Vari­an­ten an Tas­ta­tu­ren (inkl. der Hand­schrift­ein­ga­be – nett, aber auch nicht mein Ding, bzw. viel zu lang­sam) haben alle ihre Tücken. 

Das als ers­ter Ein­druck von Android und dem Sam­sung Gala­xy S Plus. Jetzt an euch die Fra­ge: Was brau­che ich – neben Twit­ter, Face­book, mehr Fonts und einem Bar­code-Scan­ner (das ist das, was ich gera­de schon instal­liert habe) – unbe­dingt noch an Apps? Und legt sich das mit dem stän­dig Dane­ben­tip­pen irgendwann?

War­um blog­ge ich das? Vor allem, weil mich inter­es­siert, was ich noch so brau­chen könnte …

Kurz: Gerät gesucht

Here comes the motherboard I

Nach­dem ich arbeits­be­dingt jetzt min­des­tens zwei­mal pro Woche von Frei­burg nach Stutt­gart pend­le, und außer­dem ger­ne Arbeits­platz­rech­ner und per­sön­li­che Social-Media-Accounts tren­nen möch­te, fra­ge ich mich, ob ich nicht ein Gerät (Smart­phone, Tab, eBook-Rea­der) brau­che. Bis­her neh­me ich mein Net­book mit, mit dem ich aber im Zug nicht ins Netz gehen kann*, und das mir eigent­lich auch zu groß und schwer ist. Und mein rela­tiv smar­tes Nokia E65.**

Das Gerät, das ich suche, gibt es ver­mut­lich nicht. Wenn doch jemand ein sol­ches Gerät kennt, bit­te ich um sach­dien­li­che Hin­wei­se. Oder ger­ne auch dazu, wie ihr ähn­li­che „use cases“ gelöst habt.

Hier mei­ne Wünsche:

  • leicht, klein, ein­fach stän­dig mit­zu­neh­men, aber groß genug, um Face­book, Twit­ter und/oder Bücher drauf lesen zu können;
  • mög­lichst „grün“ (also gerin­ger Ener­gie­ver­brauch, gerin­ge SAR-Wer­te, sozi­al-öko­lo­gi­sche Stan­dards bei der Herstellung);
  • güns­tig: sowohl in Bezug auf den Anschaf­fungs­preis als auch in Bezug auf Netzkosten;
  • nicht unbe­dingt von Apple (hat­te mal wegen Wal­led Gar­den geschrie­ben, dass ich nie ein iPad haben möch­te), mög­lichst offen;
  • kom­for­ta­bel zu bedie­nen; vor allem für Lesen, aber auch für das Schrei­ben von Tweets, Noti­zen, kur­zen Texten.

* D.h. theo­re­tisch über WLAN und die T‑Mo­bi­le-Hot­spots, aber passt nicht zu mei­nem der­zei­ti­gen Ver­trag. Und einen Surf­stick habe ich der­zeit nicht.

** Das aber als ein­zi­ges Inter­face zum Netz ein biss­chen arg unkom­for­ta­bel ist, sich nicht als eBook-Rea­der eig­net und eben­falls an einem T‑Mo­bi­le-Ver­trag hängt, der für stän­di­ge Netz­nut­zung so nicht gedacht ist.

In der Hardware verborgene Ratlosigkeit

Shimmering lights II

Es ist ver­mut­lich uncool*, Sascha Lobo auf SPON zu zitie­ren, aber heu­te schreibt er was ziem­lich Intel­li­gen­tes zum Gefühl der Rat­lo­sig­keit, das die (schein­ba­re) sozia­le Nähe des Net­zes gene­riert – und die sich in der blu­ti­gen und lie­ber unsicht­bar gehal­te­nen Hard­ware-Ebe­ne der Infra­struk­tur unse­rer medi­al ver­mit­tel­ten sozia­len Bezie­hun­gen noch ein­mal in ganz beson­de­rer Wei­se ver­birgt – und nur durch bewuss­tes Igno­rie­ren aus­halt­bar scheint: 

„Die digi­ta­le Rat­lo­sig­keit hat dazu noch eine Meta­ebe­ne, die in der Hard­ware ver­bor­gen liegt: Die Metal­le in der Elek­tro­nik mei­nes Han­dys befeu­ern einen Krieg im Kon­go, der seit 1998 sechs Mil­lio­nen Men­schen ihr Leben gekos­tet hat. Ich emp­feh­le an die­ser Stel­le drin­gend, nicht selbst wei­ter­zu­re­cher­chie­ren und schon gar nicht nach unzen­sier­ten Fotos die­ses Krie­ges zu suchen, die sich dank sozia­ler Medi­en fin­den las­sen. Es wird sonst deut­lich kom­pli­zier­ter, sich sei­ne Unbe­schwert­heit im Umgang mit den schöns­ten neu­en Smart­phones zu bewah­ren. Weder wei­ner­li­che Betrof­fen­heit noch akzep­tie­ren­de Cool­ness kommt mir hier wie eine rich­ti­ge Reak­ti­on vor. Ich habe auch nicht vor, des­halb kei­ne Han­dys mehr zu benut­zen. Viel­leicht gibt es so etwas wie einen auto­ma­ti­schen Zynis­mus des digi­ta­len Zeit­al­ters, fast alle Fak­ten zu allen Miss­stän­den her­aus­fin­den zu kön­nen und sie anschlie­ßend igno­rie­ren zu müssen.“

Und es ist ja nicht nur Col­tan, son­dern es sind genau­so die Arbeits­be­din­gun­gen in den iPho­ne-Fac­to­ries in Chi­na usw. Aber die­se in der Hard­ware ver­bor­ge­ne Grau­sam­keit ans Licht zu zer­ren, erscheint fast undenk­bar. Was Sascha Lobo hier für sich selbst beschreibt – die Rat­lo­sig­keit, eine brauch­ba­re Hal­tung und Umgangs­wei­se zu die­ser Fra­ge zu fin­den, den das „Fair-Trade-Han­dy“ gibt es bis heu­te nicht, taucht auch in den von mir geführ­ten Inter­views immer wie­der auf: ein dif­fu­ses Wis­sen dar­über, dass unter der Ober­flä­che und am Ende der lan­gen Pro­duk­ti­ons­ket­ten Blut am Han­dy, am Net­book, am Smart­phone klebt, das aber nicht hand­lungs­re­le­vant wird und dem auch kaum Hand­lungs­op­tio­nen offen stehen.

War­um blog­ge ich das? Weil’s wich­tig ist.

* Uncool z.B. des­we­gen, weil der sel­be Sascha Lobo auch schon mal Wer­bung für den Mobil­te­le­fon­dienst­leis­ter Voda­fon gemacht hat …