Wie der Pandabär einmal dachte, Twitter sei eine Fußgängerzone

imageWas mich ja manch­mal etwas nervt, sind die­se bezahl­ten Unter­schrifts­samm­le­rIn­nen, die für den WWF – aber eben­so für ande­re Natur- und Umwelt­ver­bän­de – in Fuß­gän­ger­zo­nen Unter­schrif­ten und Mit­glied­schaf­ten ein­wer­ben. Ich kann zwar nach­voll­zie­hen, war­um es ratio­nal sein kann, einen Dienst­leis­ter damit zu beauf­tra­gen. Aber mir fehlt da etwas – nen­nen wie es authen­ti­sches Enga­ge­ment. War­um stel­len sich bei den gro­ßen Ver­bän­den mit vie­len zehn­tau­send (Förder-)Mitgliedern nicht die­se an den Info­stand in der Fuß­gän­ger­zo­ne? Aber viel­leicht den­ke ich da auch zu sehr aus einer Par­tei­lo­gik. Jeden­falls bin ich mir sicher, dass es einen Auf­schrei geben wür­de, wenn SPD oder GRÜNE pro­fes­sio­nel­le Dienst­leis­ter mit dem Stra­ßen­wahl­kampf beauf­tra­gen würden.

Twit­ter kann ein biss­chen wie eine Fuß­gän­ger­zo­ne wir­ken, das gebe ich ger­ne zu – Stim­men­wirr­warr, Öffent­lich­keit, das Durch­ein­an­der ganz unter­schied­li­cher Dis­kur­se in der eige­nen Time­line. Dem WWF fol­gen auf Twit­ter fast 45.000 Men­schen (@wwf_deutschland). Auch ich gehö­re dazu.

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20.000 Tweets unter dem Meer

Shimmering lights II

Jetzt, genau in die­sem Moment, erreicht mein Tweet-Zäh­ler bei Twit­ter die magisch anmu­ten­den 20.000. Ganz schön viel Gere­de; und auch wenn „RTs“ – also Wie­der­ho­lun­gen der Tweets ande­rer Leu­te – und das kur­ze Hin und Her von Unter­hal­tun­gen im Pseu­do-Chat-Stil dabei sind, bleibt das ziem­lich viel, was ich in den letz­ten Jah­ren geschrie­ben habe, bei Twitter.

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So geht’s auch

Balance, too

Weil ich das ab und zu gefragt wer­de, wie wir das machen, woll­te ich mal was dazu auf­schrei­ben. Was machen? Die Ver­ant­wor­tung für zwei Kin­der zwi­schen zwei Erwach­se­nen, die kein Paar mehr sind, so auf­tei­len, dass es allen dabei gut geht. Nicht als Patent­re­zept, und ohne jede Garan­tie – wer weiß, wie das irgend­wann bei uns aus­sieht -, aber viel­leicht als Anregung.

Kurz zum Hin­ter­grund: Vor etwa einem Jahr haben A. und ich uns nach eini­gen Jah­ren Zusam­men­sein getrennt (wer etwas sucht, fin­det auf mei­nem Blog auch einen län­ge­ren Ein­trag dazu). Wir haben das gemein­sa­me Sor­ge­recht für unse­re bei­den Kin­der, und waren uns dann schnell einig, dass wir das auch wei­ter­hin gemein­sam aus­üben wol­len, und dass wir kein Lebens­mo­dell wol­len, bei dem eine Per­son sich um die Kin­der küm­mert und die ande­re dafür Geld und Wochen­en­den gibt/kriegt.

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Kurz: Foren sind blöd!

Journey of waiting XXXVI: yellow phoneJörg Tauss mach­te mich in Kom­men­tar #99 zum vor­her­ge­hen­den Arti­kel gera­de dar­auf auf­merk­sam, dass die Grü­nen (kon­kre­ter übri­gens: die Bun­des­tags­frak­ti­on) ihr Forum abge­schal­tet haben. Ehr­lich gesagt: mir war gar nicht bewusst, dass wir als Par­tei noch eines betrei­ben. Es scheint tat­säch­lich von eini­gen noch genutzt wor­den sein (inso­fern haben die Pira­ten jetzt die Gele­gen­heit, dar­aus eine rie­si­ge Ele­fan­ten­mü­cke zu bas­teln und sich in ihrer Lieb­lings­ges­te zu zei­gen, die da lau­tet: „Wir hel­fen tech­nisch unter­ent­wi­ckel­ten Par­tei­en bei der Technik.“). 

Ich habe – das ist zwi­schen den Zei­len viel­leicht schon deut­lich gewor­den – aller­dings nicht den Ein­druck, dass es um die­ses Forum arg scha­de ist, und dass es einen gro­ßen Auf­schrei des­we­gen geben wird. Es gibt inzwi­schen in der Tat jede Men­ge ande­rer (elek­tro­ni­scher) Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge – von Twit­ter bis zur Kom­men­tie­rung in grü­nen Blogs, und auch die direk­te Mail ist wei­ter­hin mög­lich. Inso­fern sehe ich hier eher eine Wei­ter­ent­wick­lung als eine Abschaf­fung poli­ti­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on. Ich könn­te das jetzt auch noch anhand der media­len Form begrün­den (Foren nei­gen zu Unüber­sicht­lich­keit, sind auf akti­ve Nach­fra­ge ange­wie­sen, statt Nut­ze­rIn­nen direkt zu errei­chen, ten­die­ren dazu, In-Groups mit eige­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­codes zu unter­stüt­zen usw.). Oder ist das nur ein Bias mei­ner kom­mu­ni­ka­ti­ven Sozia­li­sa­ti­on? (BBS, Mai­ling­lis­ten, Web 2.0?).

Egal. Es gibt einen ganz ein­fa­chen Test auf die Sinn­haf­tig­keit einer poli­ti­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­form im Netz. Der lau­tet: Hat die dort statt­fin­den­de Kom­mu­ni­ka­ti­on poli­tisch etwas bewirkt? Mein Ein­druck für das Forum der grü­nen Bun­des­tags­frak­ti­on: ein­deu­tig nein. Aber viel­leicht mag das ja jemand widerlegen.

Der Mailserver der SPD

Three red

Ich bin ja auf der Suche nach den Pla­ka­ten der SPD für die Land­tags­wahl 2011 in Baden-Würt­tem­berg. Ande­re Par­tei­en haben ihre Pla­ka­te online gestellt, bei der SPD ist das – bis­her? – nicht der Fall. Gerüch­te­wei­se soll es sich um rote Flä­chen han­deln, in denen in schwar­zer und wei­ßer Schrift und betont ein­fa­cher Gestal­tung Fra­gen gestellt wer­den. Kann sowas wie „Ehr­lich­keit“ und „wir betei­li­gen uns nicht an der Mate­ri­al­schlacht“ signa­li­sie­ren, kann aber auch in die Hose gehen. Jeden­falls wür­de ich ger­ne dar­über schrei­ben, kann es aber nicht, weil es die Pla­ka­te online nicht gibt, und ich ja schlecht nur über ein Gerücht schrei­ben kann.

Aber es gibt warumspd.de, die „Wahl­kampf­schmie­de“ des Herrn Schmid. Sehr infor­ma­tiv, sehr text­las­tig und in einem ande­ren Rot-Ton als auf den ande­ren SPD-Sei­ten. Dort gibt auch den Menü­punkt „Fra­gen stel­len“. Da habe ich dann ges­tern abend, zuge­ge­be­ner­ma­ßen etwas flap­sig, fol­gen­de Fra­ge gestellt (und sogar ein „Grü­ne“ hin­ter mei­nen Namen gesetzt):

Wo sind denn die Plakate? 

Ich dach­te ja eigent­lich, dass das gan­ze rich­tig inter­ak­tiv abläuft, und die Fra­ge direkt auf der SPD-Sei­te beant­wor­tet wird. Dem ist nicht so, viel­mehr muss die Fra­ge erst über­prüft wer­den. Je nach­dem gibt es dann eine Ant­wort auf „War­um, SPD?“ – oder eine direk­te Kom­mu­ni­ka­ti­on. Bei mir: letz­te­res. Heu­te mor­gen hat­te ich (flott sind sie, doch) fol­gen­de Mail im Briefkasten:

Hal­lo Till Wes­ter­may­er (Grü­ne)

Mit die­ser E‑Mail möch­ten wir Ihnen Ihre Fra­ge direkt beantworten.

[…]

Sehr geehr­ter Herr Westermayer,

bit­te tei­len Sie uns mit, von wel­chen Pla­ka­ten sie in welchem
Zusam­men­hang spre­chen, damit wir Ihnen wei­ter­hel­fen können.

Mit freund­li­chen Grüßen,

Ihre SPD Baden-Württemberg

Wir hof­fen, Ihre Fra­ge damit beant­wor­ten zu können!

Mit freund­li­chen Grüßen,
Ihre SPD 

Mal abge­se­hen, dass die Signa­tur ein biß­chen dop­pelt erscheint, hat das mei­ne Fra­ge natür­lich nicht beant­wor­tet. Aber schön – es wird ja letzt­lich drum gebe­ten, mei­ne Fra­ge kon­kre­ter zu stel­len. Also schnell auf Rep­ly gedrückt und der SPD an info@>warumspd.de – der Absen­de­adres­se – geschrie­ben. Soviel Kom­mu­ni­ka­ti­on muss sein:

Lie­be SPD,

ich gebe zu, ich habe mich etwa knapp aus­ge­drückt. Aus­führ­li­cher gefragt:

Da die LINKE und die Grü­nen ihre Pla­ka­te für die dem­nächst in Baden-Würt­tem­berg statt­fin­den­de Land­tags­wahl inzwi­schen off­line und online prä­sen­tiert haben, wür­de es mich inter­es­sie­ren, wo denn die Pla­ka­te der SPD im Netz zu fin­den sind. Auf der Sei­te „War­um, SPD?“ habe ich sie bis­her nicht gefunden.

Wenn Sie mir einen Hin­weis geben könn­ten, wo die Pla­ka­te zu fin­den sind – bzw. wann sie online gestellt wer­den, wür­de das mei­ne Neu­gier­de stillen.

Schö­ne Grüße,

Till Wes­ter­may­er

Weni­ge Sekun­den spä­ter war die Ant­wort dann da:

Letz­ter Feh­ler: 554 5.0.0 Tran­sac­tion failed
[…]
Aus­zug aus dem Session-Protokoll:
[…]
554 Sor­ry, no mail­box here by that name. 

Soll­te die Feh­ler­mel­dung des Mail­ser­vers feh­ler­haft sein und mei­ne Mail wie­der erwar­ten doch zuge­stellt wor­den sein, wer­de ich hier selbst­ver­ständ­lich dar­über infor­mie­ren. So aber sieht es ganz so aus, als sei Kom­mu­ni­ka­ti­on für die SPD wei­ter­hin eine ziem­li­che Ein­bahn­stra­ße. Auch im Wahl­kampf. Ich könn­te jetzt natür­lich auf die Sei­te warumspd.de gehen, dort mei­ne Fra­ge ein­ge­ben, schau­en, ob sie dies­mal kor­rekt kon­kret beant­wor­tet wird usw. – statt­des­sen habe ich die klei­ne Anek­do­te lie­ber schnell auf­ge­schrie­ben. Weil sie schön zeigt, wie wich­tig es ist, das Ver­spre­chen, sich kom­mu­ni­ka­tiv zu geben, auch ein­lö­sen kön­nen zu müssen. 

War­um blog­ge ich das? Weil Wahl­kampf ist.