Eine erste große Welle von politisch motivierten Profilbildänderungen bei Facebook fand – mit technischer Unterstützung durch den Konzern – im Sommer 2015 anlässlich eines wegweisenden Urteils des Supreme Court zur gleichgeschlechtlichen Ehe (Obergefell v. Hodges) statt. Der folgende Text ist als Kommentar dazu entstanden.
Facebook-Avatare in Regenbogenfarben – und schon bricht eine Debatte darüber aus, ob das a. nur eine konformistische Modewelle, b. politisches Engagement oder c. ein fieser Trick Facebooks ist, um an noch mehr Daten zu kommen. (Lesenwerter Hintergrund auch zu c. und dazu, wieso Facebook plötzlich ein Tool anbietet, um das eigene Profilbild für „celebrate pride“ in einen Regenbogen zu tauchen, findet sich hier). Und dann gibt es noch die Debatte d. darum, ob die Ehe für alle in den USA überhaupt – auch aus progressiver Sicht – das richtige Ziel ist, und ob ein damit verbundenes Färben der Profilbilder nicht letztlich das falsche feiert.
Natürlich ist es „Clicktivism“, wenn jede/r durch ein paar Mausklicks das Profilbild einfärben kann, um damit eine Haltung auszudrücken. Ich bin trotzdem überzeugt davon, dass diese Form des Aktivismus nicht unterschätzt werden sollte. Auch das Demonstrieren auf der Straße, die Teilnahme an einem CSD oder das Tragen eines Anti-AKW-Aufklebers auf der Aktentasche sind nicht mehr – und nicht weniger – als symbolische Handlungen. Und wer eine Unterschriftenliste unterzeichnet, möglicherweise sogar noch anonym, tut ebenfalls etwas, ohne viel zu tun. So scheint es zumindest.