Julia Seeliger weist darauf hin, dass der Energiekonzern RWE sein „Greenwash“-Angebot „ProKlima“ („klimafreundlich“, weil Atomstrom) mit Klauen und Zähnen verteidigt. Eine satirische Verfremdung durch ausgestrahlt (s.u.) wurde abgemahnt. Es gilt, also, Solidarität zu zeigen – was hiermit geschehen soll. Mehr zu Mitmachmöglichkeiten bei Julia.
Kurz zum Castor (Update 2)
Ich bin an diesem Wochenende nicht im Wendland – Lehrverpflichtungen nächste Woche, Familie, sonstiger Stress. Und die Tatsache, dass es von Freiburg aus halt doch etwas weiter ist.* Ich wünsche aber allen, die hingefahren sind, auf jeden Fall schon mal viel Erfolg!
Auch wenn mich das plötzliche Anti-AKW-Bewegtsein mancher prominenter Mitgrüner ein bißchen irritiert (Bundestagswahl? Atompolitik?), finde ich es doch sehr gut, dass meine Partei sich sehr klar zu diesen Protesten bekennt und aufruft, dort mitzumachen. Ich weiss, dass es viele Grüne (und Menschen aus der Grünen Jugend) auch während der rot-grünen Regierungszeit sinnvoll fanden, sich dem Castor in Gorleben aktiv entgegenzustellen. Letztlich lässt sich da nur frei nach der aktuellen taz-Werbekampagne sagen, dass es schön ist, dass inzwischen auch andere den Protest wichtig genug finden.
Aktuelle Infos vom Castor-Transport und aus dem Wendland gibt es bei der taz (die Werberotation: abwechselnd Vattenfall und Greenpeace!) / Ticker, auf Twitter (Castor2008 – autonomes Camp, Die Grünen live) und natürlich bei X‑1000-mal-quer.
Update: (8.11.2008) Die Zeit sieht in der aktiven grünen Bewerbung und Teilnahme am Castor-Protest einen Modellversuch für lebenslanges Lernen. Warum auch nicht.
Update 2: (9.11.2008) Um 20.44 Uhr ist der Castor mit einer Verspätung von etwa 15 Stunden oder so noch immer nicht in Gorleben angekommen – die vielfältigen Blockaden und Protestaktionen haben also doch ein bißchen was bewirkt. In dem Zusammenhang muss ich jetzt doch auch noch mal ein Lob loswerten – die Bundesvorstandsmitglieder Claudia Roth, Steffi Lemke, Astrid Rothe und Malte Spitz sind bei der großen Sitzblockade dabei.
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* Ich habe jetzt extra nochmal nachrecherchiert: es ist tatsächlich schon mehr als zehn Jahre her, dass ich so richtig an Camps und X‑1000-mal-quer-Aktionen rund um den Castor-Transport teilgenommen habe – nämlich im nachts bitterkalten März 1997. Danach kam dann rot-grün, das Ende meines Magisterstudiums, Job & Kind …
Voll und ganz aufgegangen in der neuen Rolle
Voll und ganz in ihrer neuen Rolle als Marketingfrau für die Atomenergie aufgegangen ist Margareta Wolf, ehemalige hessische Bundestagsabgeordnete der Grünen, ehemalige Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, ehemalige Staatssekretärin im Umweltministerium, und seit heute nicht mehr Mitglied der Partei, nachdem es einige Kritik an ihrem neuen Job gegeben hat.
Und was steht nun in ihrem Austrittsschreiben? Unter anderem dieses hier:
Die Energiefrage ist eine der zentralen Gründungsfragen meiner Partei gewesen. Dem realpolitischen Teil meiner Partei und somit dem im eigentliche Sinne politischen Teil der Grünen war immer klar, dass man nicht gleichzeitig die energetische Nutzung von Kohle und Kernenergie ablehnen kann. Das war auch immer meine Meinung.
Meine Partei hat sich in dieser Frage in eine strategische Sackgasse manövriert, aus der sie nur wieder herauskommt, wenn sie zu einer sachlichen, nicht romantisierenden Debatte in der Frage zurückkehrt und in einen offenen, sachlichen Dialog eintritt, einen Dialog, der nicht jede Idee, die geäußert wird, diffamiert, sondern sich substantiell mit ihr auseinandersetzt. Diese Dialogkultur ist nicht erkennbar.
Anders gesagt: noch im Parteiaustritt versucht Margareta Wolf es so darzustellen, dass sie – ganz auf der Linie des neuen Arbeitgebers – recht hat damit, Werbung für Kernenergie zu machen, dass schon immer so gesehen hat (auch als Staatssekretärin? das würde einiges erklären) und verleugnet die durch und durch realpolitischen Studien der Bundestagsfraktion etc., die zeigen, dass ein Ausstieg aus Kohle und Atom zugleich möglich ist.
Ich finde es richtig, dass Margareta Wolf austritt, und denke, dass meine Partei sich nicht ins Bockhorn jagen lässt (und ich bin zudem überzeugt davon, dass das derzeitige Medienhoch für den Wiedereinstieg in die Atomenergie viel mit der Bayernwahl zu tun hat). Besonders interessant an dem Austrittsschreiben und dem ganzen Drumherum (bis hin zu der Tatsache, dass hier vornehmlich über die Welt kommuniziert wird), finde ich aber tatsächlich die Politiktechnik, die Tatsache, wie bis zuletzt an der Konsensrealität zurechtgerückt wird, kurz: wie hier „gesponnen“ wird. Es bedarf schon einiger Frechheit und rhetorischer Kunstfertigkeit, mit einem Satz den linken Grünen die Politikfähigkeit abzusprechen und zugleich den „Realos“ eine Position unterzuschieben, die auch dort noch nie ernsthaft vertreten wurde. Da kann so mancher Texter noch was von lernen.
Warum blogge ich das? Weil ich die Art und Weise des Austretens in diesem Fall sehr erwähnenswert finde.
Kurzeintrag: Stromlücken (Update 2: Beschluss grüner Parteirat)
U.a. der Spiegel posaunt in den letzten Wochen über eine zu erwartende „Versorgungslücke“ in der Energieversorgung. Grundlage dafür scheint ein Statement der „dena“ zu sein. Im aktuellen Newsletter des Nachhaltigkeitsrats wird jetzt auf ein Gutachten des Umweltbundesamtes und Statements des BUND, die klarmachen, dass Klimaschutz und Atomausstieg durchaus vereinbar sind und es keinen Grund gibt, neue Kohlekraftwerke zu bauen. Gut zu wissen.
Update: (16.04.2008) Lesenswert zu diesem Thema auch die SpiegelKritik von heute.
Update 2: (21.04.2008) Ebenfalls lesenswert der heutige Beschluss (pdf) des grünen Parteirats zur „Stromlücken-Lüge“.