Zeitkapsel aus dem Jahr 1938
1939 wurde im Rahmen der Weltausstellung eine „time capsule“ in der Erde versenkt, die erst im Jahr 6939 geöffnet werden soll. Um sicherzustellen, dass sie dann auch gefunden wird, gibt es eine Anleitung dazu, die 1938 an verschiedene Bibliotheken, Klöster etc. verteilt wurde. Neben einem eher seltsam anmutenden Versuch, die Aussprache des Englischen mit Hilfe einer phonetischen Schrift zu erhalten, und diversen Anleitungen zum Auffinden metallischer Gegenstände in der Erde, zur Positionsbestimmung etc. finden sich in diesem Buch auch einige Briefe aus der inzwischen vergangenen Gegenwart – recht eindrucksvoll fand ich „The Message of Dr. Albert Einstein“:
In unserer Zeit gibt es viele erfindungsreiche Köpfe, deren Erfindungen unser Leben in hohem Masse erleichtern könnten. Wir durchqueren die Meere mit Maschinenkraft und benutzen die letztere auch, um die Menschen von aller anstrengenden Muskelarbeit zu befreien. Wir haben fliegen gelernt und senden uns bequem alle Nachrichten über die ganze Erde durch elektrische Wellen.
Aber die Produktion und Verteilung der Güter ist völlig unorganisiert, so daß jeder in der Angst leben muß, aus dem Kreislauf der Wirtschaft ausgeschaltet zu werden und an allem Mangel zu leiden. Außerdem töten einander die Menschen, die in verschiedenen Ländern wohnen, in unregelmäßigen Zeitabschnitten, so daß auch aus diesem Grunde alle in Furcht und Schrecken leben, welche sich irgendwie über die Zukunft Gedanken machen. Alles hängt damit zusammen, daß die Intelligenz und Charakter-Bildung der Massen unvergleichlich tiefer steht als die entsprechenden Eigenschaften der wenigen, die für die Gesamtheit Wertvolles hervorbringen.
Hoffentlich liest das spätere Geschlecht diese Konstatierungen mit dem Gefühl stolzer und berechtigter Überlegenheit.
A. Einstein
Warum blogge ich das? Neben Einsteins Bemerkung fand ich vor allem interessant, was allein schon in dem Text aus den 1930er Jahren heute vollkommen seltsam und altmodisch erscheint – angefangen von der reichlichen Verwendung von Ligaturen bis hin zur vollkommenen Selbstverständlichkeit, mit dem „unsere erfindungsreichen Männer“ „unseren schönen Frauen“ gegenübergestellt werden.
Landkarte der Eisenbahnpassagiere
KartographInnen versuchen seit Jahrhunderten das Kunststücke, ein einigermaßen rundes Etwas – die Erde – auf die Fläche einer Landkarte zu verteilen. Dabei kommt es immer zu Verzerrungen. Verzerrt werden kann aber auch bewusst – etwa, um wie hier die Eisenbahnpassagierkilometer pro Jahr als Ausgangspunkt für die Landesfläche zu nehmen. Eine von unzähligen thematischen Karten der Initiative worldmapper.org.
> PDF-Poster mit Hintergrundinfos
Warum blogge ich das? Die Landkarte ist nicht der Ort – verzerrte Landkarten machen das schön deutlich. Und das Thema Eisenbahnpassagiere – die USA sind dann etwa so groß wie Deutschland, Japan so groß wie die EU-15 – eignet sich besonders gut, um den politischen Aspekt hervorzuheben.
Neue Beschäftigung für Mittagspausen und Abende
Eigentlich ist es ja nicht so, dass ich zuviel Zeit hätte. Trotzdem habe ich die nicht andersweitig genutzte Zeit in der letzten Zeit eher damit verbracht, zusammen mit Henning und der Koordinationsgruppe das hier vorzubereiten: Das Blog zur Debatte der baden-württembergischen Grünen um Grundsicherung und Grundeinkommen, oder kurz: „Grüne Grundsicherungsdebatte“ (oder noch kürzer: Grundsicherung-BW).
Es juckt mich nach den Erfahrungen damit jetzt ja in den Fingern, auch mein Blog auf WordPress umzustellen (da gäbe es so viele schöne Konfigurationsmöglichkeiten), aber vielleicht muss das auf den Zeitpunkt t+1 verschoben werden – bis dahin bleibe ich beim LiveJournal.
Und in der heutigen Mittagspause gab’s eh noch was anderes: der BUND Südlicher Oberrhein und diverse grüne KVs haben heute vor der Freiburger IHK protestiert. Ich war auch mit dabei. Wieso, weshalb, warum? Die Regionalisierungsmittel für die Bahn wurden gekürzt. Andere Ländern haben daraufhin mit keinen oder moderaten Einschnitten im Nahverkehr reagiert, Baden-Württemberg hat dagegen ziemlich zugeschlagen. Dahinter steckt vermutlich der Gedanke, eine Finanzierung für das Milliardengrab „Stuttgart 21“ zu finden (also die Tieferlegung des Stuttgarter Bahnhofs). Heute gab es dazu (zum Nahverkehr) eine regionale Fahrplankonferenz (= Verkündung der Kürzung an die Bürgermeister und VertreterInnen der Tourismusverbände), und die wurde mit einer kleinen Protestaktion begleitet. Lokale Internetnachrichten gibt’s für Südbaden leider kaum, und auch die Badische Zeitung berichtet (noch?) nicht darüber – zumeist dann leider eh nur für AbonnentInnen. Wäre vielleicht auch mal was, falls ich irgendwann mal wieder sehr viel Zeit haben sollte …
Nachtrag: Auf der BZ-Kreisseite scheint es einen Bericht zur BUND-Aktion zu geben; Zugriff leider nur für AbonnentInnen.
Warum blogge ich das? Punkt 1, weil ich richtig stolz auf das Ergebnis bin, Punkt 2, weil, wenn es schon niemand sonst berichtet, zumindest hier was dazu stehen soll.
Icons erobern die Welt
Der Design Observer hat einen lesenswerten Beitrag über Kunstwerke zum Thema „Interface Space“ – dem physikalischen Raum, der uns mit dem virtuellen Raum verbindet, dessen Gestaltung, etc. Oder anders gesagt: warum hat die Wand hinter dem Schreibtisch keine Menüleiste? Wo ist das Papierkorbicon und der echte Undo-Button. Und warum zeigen leere Plakatwände kein „broken link“-Icon?
Warum blogge ich das? Weil mich Raummetaphern für virtuelle Räume interessieren – das hier ist in etwa die Umkehrung davon, und künstlerisch wertvoll.