Kurz zur FDP: Noch nicht angekommen

Die letz­ten Land­tags­wah­len waren für die FDP nicht schön. Mit 4,7 Pro­zent aus dem Land­tag zu flie­gen, wie jetzt in Nie­der­sach­sen, das tut weh. Dar­aus aller­dings den Schluss zu zie­hen, dass es wich­tig sei, in der Bun­des­re­gie­rung jetzt noch stär­ker zu blo­ckie­ren, zu bocken und trot­zig „Nein“ zu sagen – das hal­te ich für falsch. Und zwar nicht nur aus der grü­nen Per­spek­ti­ve, mit dem Inter­es­se, dass die­se Regie­rung (gera­de jetzt!) hand­lungs­fä­hig ist und tat­säch­lich was erreicht. Stich­wort „Fort­schritt“. Son­dern auch dann, wenn ich mich in die FDP hineinversetze. 

Das ist, zuge­ge­be­ner­ma­ßen, nicht ganz ein­fach. Es gibt so ein Zerr­bild der FDP, die Idee, dass das eine Par­tei indi­vi­dua­lis­ti­scher Män­ner (v.a.) sei, die hart an der jeweils eige­nen Kar­rie­re arbei­ten, und ansons­ten das eine oder ande­re Kli­en­tel­pro­jekt ver­fol­gen. Mag sein, dass die­se FDP die Außen­sicht prägt. Aber eigent­lich kann und könn­te das ja eine Par­tei sein, die sich für Frei­heit ein­setzt (und dar­un­ter nicht nur das Ver­hin­dern eines Tem­po­li­mits ver­steht), die Tech­no­lo­gie­of­fen­heit so ernst nimmt, dass sie dann, wenn es sinn­voll ist, auch mal für Wind­rä­der und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen brennt, eine, die mit Digi­ta­li­sie­rung und Ver­wal­tungs­mo­der­ni­sie­rung vor­an­geht. Und eine, die da, wo es um gesell­schaft­li­che Moder­ni­sie­rung geht, ganz vor­ne mit dabei ist.

All das ist bei der aktu­el­len Regie­rungs-FDP lei­der nur in Spu­ren zu sehen. Ent­spre­chend wenig ist da, was von Wähler*innen hono­riert wer­den könn­te. Viel lie­ber ver­sucht sie sich dar­in, eine bes­se­re CDU als die CDU oder gar eine bes­se­re AfD als die AfD zu sein. Das klappt nicht, son­dern macht nur die AfD stark. Anders gesagt: ich glau­be, die FDP ist auch nach einem Jahr noch nicht in der Rol­le Regie­rungs­par­tei ange­kom­men. Die Mit­glie­der der FDP sagen nicht mit Stolz, dass sie Teil der Bun­des­re­gie­rung sind. Lind­ner geht nicht vor­an und zieht, son­dern blockt ab und hält auf. Und solan­ge die FDP in die­ser Rol­le nicht ankommt, solan­ge ist es ein­fach, sich über sie lus­tig zu machen. 

Wenn die Lage ins­ge­samt nicht so dra­ma­tisch wäre, mit all den ver­schränk­ten Kri­sen, dann lie­ße sich dar­über schul­ter­zu­ckend hin­weg­se­hen. Kein „sozi­al­li­be­ra­les Pro­jekt“ wie in der BRD-Ver­gan­gen­heit, kei­ne Fort­schritts­ko­ali­ti­on, son­dern Oppo­si­ti­on in der Regie­rung, um die halt irgend­wie her­um­re­giert wer­den muss. Schön ist das nicht. Und in der heu­ti­gen Lage ein Pro­blem. Wäre also gut, wenn sich dar­an was ändert. Spä­tes­tens Dreikönig.

Photo of the week: Museumsinsel

Museumsinsel

 
Mit­te Sep­tem­ber war ich – seit län­ge­rer Zeit zum ers­ten Mal – wie­der in Ber­lin. Und weil ich zwi­schen den bei­den Ter­mi­nen, einem Work­shop des Ver­eins der ehe­ma­li­gen Heinrich-Böll-Stipendiat*innen und der exter­nen Frak­ti­ons­klau­sur der grü­nen Land­tags­frak­ti­on Baden-Würt­tem­berg ein biss­chen Zeit habe, habe ich mir mal die Muse­ums­in­sel ange­schaut. Die auch wenn sie gra­de eine hal­be Bau­stel­le ist, durch­aus beein­druckt. Besucht habe ich das hübsch insze­nier­te Per­ga­mon-Pan­ora­ma und die Alte Natio­nal­ga­le­rie, letz­te­re span­nend, weil vie­le Künstler*innen zwi­schen Roman­tik, Bie­der­mei­er und klas­si­scher Moder­ne mir zwar theo­re­tisch bekannt waren, „in echt“ aber noch­mal ganz ande­res wirk­ten (z.B. die Mini­for­ma­te Spitz­wegs oder die abseits der mit den jewei­li­gen Künst­lern ver­bun­de­nen Kli­schees lie­gen­den Bil­der von Men­zel oder Böck­lin). Da gab es jeden­falls eini­ges zu sehen und zu entdecken. 

Wann endet die Pandemie?

Ich habe mei­nen Fol­lo­wern auf Twit­ter zwei Fra­gen gestellt, und auch wenn die Ant­wor­ten nicht reprä­sen­ta­tiv für irgend­et­was sind, fin­de ich sie doch inter­es­sant. Die ers­te Fra­ge lau­te­te „Was habt ihr im Februar/März 2020 gedacht, wie lan­ge es uns SarsCov2 aka Covid-19 beschäf­tig­ten wird?“, die zwei­te „Und die Anschluss­fra­ge: wann wird die Coro­na-Pan­de­mie enden?“. Wie bei Twit­ter-Umfra­gen üblich, konn­te ich nur vier Ant­wort­op­tio­nen vor­ge­ben. Zum Zeit­punkt, als ich die­sen Text schrei­be, lief die Umfra­ge noch, inso­fern kann es noch klei­ne Ände­run­gen geben.

Twitter-Umfrage zu Corona, links "Was habt ihr im Februar/März 2020 gedacht, wie lange es uns SarsCov2 aka Covid-19 beschäftigten wird?", rechts "Und die Anschlussfrage: wann wird die Corona-Pandemie enden?"

Auf die ers­te Fra­ge ant­wor­te­ten dem­nach 34,5 Pro­zent, dass sie im Früh­jahr 2020 davon aus­ge­gan­gen sei­en, dass die Pan­de­mie „bis Som­mer 2020“ been­det sein wird, noch­mal 30,2 Pro­zent sagen „bis Som­mer 2021“, also nach etwas mehr als einem Jahr. Die drit­te Opti­on – „bis Som­mer 2022“ – wäh­len nur 9,5 Pro­zent, die übri­gen 25,9 Pro­zent ent­schei­den sich für die Opti­on „län­ger“. Anders gesagt: etwa zwei Drit­tel der Ant­wor­ten­den gin­gen davon aus, dass die Pan­de­mie nach eini­gen Mona­ten bis etwas mehr als einem Jahr zu Ende sein wird, ein wei­te­res Vier­tel hat­te bereits im Früh­jahr 2020 die Erwar­tung, dass das gan­ze deut­lich län­ger gehen wird. Ob hier das jet­zi­ge Wis­sen mit rein­spielt, wis­sen wir nicht.

Ich selbst wür­de mich zu den zwei Drit­teln zäh­len, die von einer über­schau­ba­ren Zeit bis zum Ende der Pan­de­mie aus­ge­gan­gen sind. Wir erin­nern uns: am Anfang ging es um ein­zel­ne Fäl­le, die nach­ver­folgt und in Qua­ran­tä­ne gesteckt wur­den, kur­ze Zeit spä­ter gab es dann schon ers­te Hin­wei­se dar­auf, dass bald Impf­stof­fe ver­füg­bar sein wür­den. Inso­fern war mei­ne Erwar­tung tat­säch­lich, dass uns die Pan­de­mie beschäf­ti­gen wird, dass sie auch eini­ges an Ände­run­gen – viel­leicht auch lang­fris­ti­gen Ände­run­gen im Ver­hal­ten – mit sich brin­gen wird. Dass wir jetzt, im Herbst 2022, gera­de dabei sind, in die nächs­te Wel­le rein­zu­rut­schen, hät­te ich nicht vermutet.

Damit sind wir bei der zwei­ten Fra­ge: wann wird die Coro­na-Pan­de­mie enden? 11,9 Pro­zent der Teil­neh­men­den sagen, die Pan­de­mie sei vor­bei. 23,7 Pro­zent haben „2023, max. 2024“ ange­klickt, gehen also von einem Ende in eini­gen Mona­ten, viel­leicht in einem Jahr aus. 35,6 Pro­zent sagen, dass wir erst 2025 ein Ende der Pan­de­mie erle­ben wer­den, und 28,8 Pro­zent haben sich für die Opti­on „nie“ entschieden. 

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Science-Fiction- und Fantasy-Lektüre im Hoch- und Spätsommer 2022

Hidden

Es wird Zeit für den Rück­blick auf die SF- und Fan­ta­sy-Medi­en, die ich über den Som­mer gele­sen bzw. gese­hen habe. Und das waren dann doch einige. 

Über A Half-Built Gar­den von Rut­han­na Emrys habe ich ja bereits an ande­rer Stel­le geschrie­ben. Und auch mei­ne Emp­feh­lung für die Serie For All Man­kind, die lei­der nur im nischi­gen Apple-TV läuft, kann ich nach Durch­sicht der drit­ten Staf­fel beden­ken­los auf­recht erhal­ten und wür­de ger­ne bald eine vier­te Staf­fel sehen.

Ange­schaut habe ich mir auch die Sand­man-Serie (2022, Net­flix), die – mit Tief­gang, wenn auch für mei­nen Geschmack zu sehr im Hor­ror-Gen­re ver­an­kert – ins­ge­samt eine her­aus­ra­gen­de Umset­zung der Comic­se­rie von Neil Gai­man dar­stellt. Eini­ges habe ich, gebe ich zu, erst in der fil­mi­schen Umset­zung ver­stan­den und im Comic eher drü­ber hin­weg gelesen. 

Weni­ger begeis­tert war ich von Ever­y­thing Ever­y­whe­re All at Once (2022). Kon­zep­tu­ell span­nend, das eine oder ande­re visu­el­le Bild her­vor­ra­gend, auch die auf den ers­ten Blick unwahr­schein­li­chen Hel­din­nen der Geschich­te – aber letzt­lich fehl­te mir beim zugrun­de­lie­gen­den Zugriff auf Par­al­lel­uni­ver­sen die Plau­si­bi­li­tät, der sus­pen­se of dis­be­lief.

Ange­lau­fen sind zudem die Seri­en The Lord of the Rings: The Rings of Power und eine neue Staf­fel von Star Trek: Lower Decks, bei­de bei Ama­zon Prime. Lower Decks ist nach den ers­ten Fol­gen der aktu­el­len Staf­fel soli­de, humor­vol­le Star-Trek-Unter­hal­tung. Die Rin­ge der Macht haben mich als epi­sche Serie posi­tiv über­rascht, gera­de im Ver­gleich zur Hobbit-„Verfilmung“.

Soweit die Seri­en und Fil­me. Zu den Büchern:

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