Auch die Reiher an der Dreisam frieren. Jedenfalls, wenn es so richtig kalt ist, wie es in diesem Januar manchmal der Fall war.
Kurz: Nichtstandardhaushalte und Netflix
Nur, weil’s mir grade mal wieder auffällt – an zwei Orten zu wohnen, und z.B. technische Geräte zu haben, die an dem einen oder an dem anderen Ort befindlich sind, zum Beispiel aus Gründen eines Patchworkfamilienmodells oder berufsbedingtem Pendelns oder … ist für viele Institutionen immer noch arg ungewöhnlich. Wobei z.B. Finanzämter da fast flexibler sind als Netflix. Zumindest, wenn die gestern verbreiteten Gerüchte und Ankündigungen stimmen, dass Netflix zur Vermeidung von Zugangscodesharing Haushalt und IP-Adressen gleichsetzt. Nur, was im lokalen Netz eingebunden ist, gehört zum Haushalt. An Ort A. Ort B ist undenkbar, und alles, was mobil geschieht, wird maximal unpraktisch.
Ich denke ja noch, dass das keinen Bestand haben wird, weil’s einfach für zu viele Menschen nicht zu deren Lebensmodellen passt. We will see.
P.S.: Passend dazu.
Photo of the week: Freiburger Münster – I
Ungeduld der Klimabewegung, Zeitläufe der Politik
Auch jenseits von Lützerath beobachte ich in den letzten Wochen eine zunehmende Schärfe im Ton zwischen Klimabewegung und grüner Partei. Das ist auf der einen Seite nicht weiter verwunderlich – Bündnis 90/Die Grünen stecken als Regierungspartei in einer anderen Rolle als die Klimabewegung, und mit dem Wechsel von Opposition zu Regierung im Bund hat sich da auch noch einmal etwas verschoben. Auf der anderen Seite lässt mich das etwas ratlos zurück. Denn im Kern steckt hinter dieser zunehmenden Schärfe ein Dilemma, das sich nicht so leicht auflösen lässt.
Das Mantra der Klimabewegung ist seit einigen Jahren das der maximalen Dringlichkeit: die Klimabudgets sind weitgehend ausgeschöpft, das politisch festgesetzte 1,5‑Grad-Ziel ist nur zu halten, wenn sofort gegengesteuert wird, und das Fenster, noch etwas zu verändern, schließt sich. Ich kann diese Dringlichkeit, die ja zu großen Teilen wissenschaftlich begründet ist, gut nachvollziehen. Und ich kann sogar nachvollziehen, dass beobachtetes Nichthandeln dazu führt, Aktionsformen zu wählen, die auffälliger sind als Großdemonstrationen und kluge Äußerungen in Talkshows. Es geht um etwas. Es geht um alles!
Gleichzeitig ist Politik nur begrenzt krisenfähig. Erst recht nicht, wenn eine politische Antwort auf die Klimakrise eigentlich heißen würde, die nächsten Jahrzehnte Politik nur noch im Krisenmodus zu betreiben – mit schnellen und einschneidenden Entscheidungen, mit dem Außerkraftsetzen von Abwägungen und Beteiligungsrechten. Ereignishaft kann Politik in diesem Modus arbeiten. Das hat sich in der Corona-Krise gezeigt, als Maßnahmen quasi über Nacht ergriffen wurden. Und auch der schnelle Aufbau von LNG-Terminals ließe sich hier als Beispiel anführen. Warum also nicht in diesem Tempo die 180-Grad-Wende hin zu einer wirkungsvollen Klimapolitik? Schließlich ist doch wissenschaftlich längst klar, was getan werden müsste – von kleineren Maßnahmen wie dem Tempolimit bis hin zur kompletten Elektrifizierung von Verkehr und Industrie, der Umstellung des Energiesystems auf Wind, Photovoltaik und Speicher und der Switch in der Ernährung zu klimaschonenderen Lebensmitteln liegt der Instrumentenkasten auf dem Tisch.
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