Die Sache mit Facebook
Facebook ändert mal wieder die Geschäftsbedingungen – diesmal nicht still und heimlich, sondern im „Dialog mit der Community“. Im Kern geht es dabei darum, an wen Facebook Daten ungefragt weitergeben darf. Als Datenschutzzuckerle gibt es dann „Opt-out“-Möglichkeiten – wie auch heute schon bei den sogenannten Privacy-Einstellungen. Anders gesagt: die Voreinstellung ist die, dass die bei Facebook gespeicherten Nutzerdaten mehr oder weniger öffentlich sichtbar sind, und dass sie an – ausgewählte – Dritte weitergegeben werden. Wer das nicht will, muss seine oder ihre Einstellungen ändern (wie das Schritt für Schritt geht, steht hier).
Das kommt in Deutschland nicht gut an (siehe auch dieses Interview mit Falk Lüke, Verbraucherzentrale). Die Stiftung Warentest bewertet Facebook hinsichtlich des Datenschutzes jetzt schon mit schlechten Noten. Die Landwirtschaftsministerin – die, wenn ich mich recht erinnere, aufgrund einer der letzten grünen Amtshandlungen in der vorletzten Legislaturperiode im Verbraucherschutzbereich auch für Verbraucherschutz im Netz zuständig ist – die Ministerin Aigner also schreibt deswegen einen offenen Brief und droht mit Ausdruck^wAustritt, sollte sich nichts ändern. Das ist in der sogenannten Community gleich mal auf breiten Anklang gestoßen. PolitikerInnen der Grünen, der Linken und der SPD rufen dagegen innerhalb von Facebook zu Facebook Privacy Control Now! auf, recht stylish und mit Aktionsideen. Also das Grundprinzip der symbolischen direkten Aktion. Was ist davon zu halten?
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taz.lab-Bildung – und ein bißchen Nachhilfe in „grüne Gremien“
Am 24.4. findet in Berlin ein von der taz organisiertes „Zukunftslabor“ statt, dass sich mit Bildung, Hochschulpolitik und ähnlichem ausienandersetzt. Ich bin auch dabei (was mich ehrlich gesagt etwas überrascht hatte, als sich das vor einigen Wochen herauskristallisierte …) und werde mit u.a. Christian Füller über Bildungsarmut, Studiengebühren und Gerechtigkeit diskutieren. Dass das spannend wird, da bin ich mir sicher – und gespannt bin ich auch schon, auch auf das Programm insgesamt.
Wir als BAG WHT werden die Gelegenheit nutzen, am 23.4. als BAG tagen, und dann am 24.4. gemeinsam das „taz lab“ besuchen. Genau, BAG WHT. Ausgeschrieben: Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaft, Hochschule, Technologiepolitik. Ist lang und umständlich, ja. Aber fasst zusammen, was da inhaltlich zusammengefasst ist.
Nun, was hat die taz daraus gemacht? Im Programmheft (pdf) firmiere ich als Sprecher einer grünen BAG Bildung. Ist zwar kürzer, und die BAG gibt’s auch – aber genau da liegt der Hase begraben. „Bildung“ ist nämlich, so schön das wäre, keine Kurzform von „Wissenschaft, Hochschule, Technologiepolitik“, sondern – grob gesagt – das Ergebnis einer internen Arbeitsteilung zwischen Schule/Berufsbildung/Weiterbildung auf der einen Seite und Hochschule/Wissenschaft (und Forschung) auf der anderen Seite.
Vielleicht deswegen noch ein kurzer Hinweis, was so eine BAG eigentlich ist. Dem Überblick über alle BAGen kann entnommen werden, dass es davon zur Zeit 22 Stück gibt, die sich in fünf Fachbereiche aufteilen. Es waren auch schon mal noch mehr – da wurde dann aber aus Kostengründen einiges zusammengelegt. Deswegen auch W, H, T.
Die Bundesarbeitsgemeinschaften „haben das Ziel, die inhaltliche und politische Arbeit in der Partei und ihren verschiedenen Gremien zu entwickeln, zu vernetzen und die Zusammenarbeit mit (Fach-)Verbänden, Initiativen und wissenschaftlichen Institutionen zu koordinieren.“ Sie sind auf Parteitagen antragsberechtigt, es gibt auch ein Gremium aller BAG-SprecherInnen, um die BAGen insgesamt u.a. gegenüber dem Bundesvorstand zu vertreten. In den BAGen sitzen Delegierte aus den einzelnen Bundesländern (im Idealfall von thematisch entsprechenden Landesarbeitsgemeinschaften gewählt), aus den Landtagsfraktionen, aus der Bundestagsfraktion und von der Grünen Jugend. Und natürlich vom Bundesvorstand. Bei uns kommt noch Campusgrün und die Böll-Stiftung dazu.
Letztlich steht bei den BAGen die innerparteiliche inhaltliche Arbeit im Mittelpunkt. Das mündet dann beispielsweise in Anträgen für Parteitage, in der Entwicklung von Konzepten oder in der Themensetzung. Wichtig sind die BAGen, weil sich hier erstens die ExpertInnen der Partei treffen, und weil zweitens im Idealfall hier die Arbeit zwischen Bundespartei und Landesverbänden, zwischen Ehrenamtlichen und hauptberuflichen PolitikerInnen abgestimmt wird (daneben gibt es „Bund-Länder-Treffen“ zwischen VertreterInnen der Bundestagsfraktion und der Landtagsfraktionen zu bestimmten Themen). Die BAGen treffen sich mehrmals im Jahr (bei uns: zweimal oder dreimal) zu selbstgewählten Tagesordnungspunkten.
Aufgabe der von der BAG gewählten SprecherInnen (wie bei Grüns üblich, als quotierte Doppelspitze – bei uns die Berliner Abgeordnete Anja Schillhaneck und ich) ist es, diese Treffen vorzubereiten und dafür einzuladen, sie zu leiten – und gelegentlich auch mal in dieser Funktion anderswo aufzutauchen. Zum Beispiel beim taz.lab.
Warum blogge ich das? Zur Klarstellung, warum mir „BAG WHT“ statt „BAG Bildung“ wichtig ist – und um schon mal drauf hinzuweisen, dass da eine spannende Veranstaltung stattfinden wird …
Photo of the week: Twenty experiments with tulips XIX
Kurz: Qual der Wahl bei der Umweltsoziologie
Vor ein paar Wochen hatte ich ja über die von mir – zusammen mit Julia Scherrer und Horst-Dietrich Elvers – organisierte Sektionssitzung Umweltsoziologie II auf dem diesjährigen Kongress für Soziologie berichtet. Genauer: über den Call for Papers, den wir unter die Überschrift „Global denken, lokal handeln? Oder: Die Ungleichverteilung von Umweltrisiken in der Weltgesellschaft“ gestellt hatten.
Inzwischen ist die Einsendefrist rum, und für die ca. fünf Vortragsslots in der Sektionssitzung erreichten uns innerhalb der Deadline 15 Vorschläge. Für mich ist das zwar nicht das erste Mal, dass ich an der Organisation einer wissenschaftlichen Tagung beteiligt bin, aber doch das erste Mal, dass es dabei deutlich mehr Einreichungen gibt, als Vortragsplätze vorhanden sind. Anders gesagt: wir haben nun die Qual der Wahl.
Das freut mich, weil der Call for Papers wohl das Thema getroffen hat, heißt aber auch, dass da ein bißchen Arbeit reingesteckt werden muss. Wir werden jetzt erst einmal jeweils individuell Punkte für die einzelnen Einreichungen vergeben und dann zusammenrechnen. Dabei wird vermutlich jede und jeder ihren/seinen ganz eigenen Maßstab anlegen, was für eine gute Präsentation wichtig ist. Kriterien wie Innovativität, Nähe zum Thema, aber auch – schwer zu fassen – „Dialogchancen“ mit anderen Vorträgen kommen mir dabei in den Kopf. Darf das Vorwissen über die Person, die eingereicht hat, eine Rolle spielen – oder soll bloss der Inhalt zählen, soweit er aus dem Abstract ersichtlich ist? Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Programm aussehen wird, das nachher rauskommt.
Und weil sowas ja nicht wirklich „gelehrt“ wird, fände ich es auch spannend, von anderen zu hören, was sie bei ähnlichen Aufgaben für Erfahrungen gemacht haben, bzw. wie sie da ran gehen.