Ein paar Nachträge zu Guttenberg

Noch scheint er ja nicht zurück­ge­tre­ten zu sein. Der „lei­den­de“ (BILD) Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter. Ganz infor­ma­tiv fin­de ich des­we­gen ein paar der aktu­el­le­ren Reak­tio­nen und Ent­wick­lun­gen in Gut­ten­bergs Fall:

In Ber­lin gab es eine Spon­tan­de­mons­tra­ti­on mit ein paar hun­dert TeilnehmerInnen.

Mehr als 25.000 Men­schen (dar­un­ter wohl an die 20.000 Dok­to­ran­dIn­nen) for­dern Dr. Mer­kel dazu auf, Gut­ten­berg zu entlassen.

Der Vor­sit­zen­de des Wis­sen­schafts­rats nimmt mit zuneh­men­der Sor­ge zur Kennt­nis, „wie in Fol­ge der Dis­kus­sio­nen um die Dok­tor­ar­beit von Karl-Theo­dor zu Gut­ten­berg das gesell­schaft­li­che Anse­hen der Wis­sen­schaft Scha­den zu neh­men droht.“ (pdf)

Auch die Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) als größ­ter öffent­li­cher For­schungs­för­de­rer macht sich Sor­gen um das Anse­hen der Wis­sen­schaft in Deutschland.

Bun­des­for­schungs­mi­nis­te­rin Dr. Scha­van schämt sich inzwi­schen wegen Guttenberg.

Ähn­lich sieht das wohl der for­schungs­po­li­ti­sche Spre­cher der FDP, Neu­mann, der einen Rück­tritt ins Spiel bringt.

Die Süd­deut­sche berich­tet, dass der eme­ri­tier­te Dok­tor­va­ter Gut­ten­bergs, Prof. Dr. Häber­le, sich ver­zwei­felt zurück­ge­zo­gen habe.

Der baden-würt­tem­ber­gi­sche Minis­ter­prä­si­dent Map­pus hat wei­ter­hin kei­ne Pro­ble­me mit Gut­ten­bergs wis­sen­schaft­li­chem Betrug – das passt nicht so ganz zum baden-würt­tem­ber­gi­schen Image wis­sen­schaft­li­cher Exzel­lenz. Aber das scheint Map­pus nicht zu stören.

Nach­trä­ge hier zu

Logiken des Promovierens, oder: Senf zu Guttenberg

Benutzerausweis

Seit ges­tern huscht ein Sturm der – mas­sen­me­di­al abge­schwäch­ten – Ent­rüs­tung durchs Netz: der all­seits belieb­te Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter hat abge­schrie­ben. Da liegt aber eigent­lich schon das Pro­blem: der Skan­dal ist nicht die Tat­sa­che, dass von und zu Gut­ten­berg in sei­ner Dis­ser­ta­ti­on auf frem­de Quel­len zurück­greift und die­se aus­führ­lich zitiert. Das ist – gera­de in eher geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten – durch­aus üblich. Der Skan­dal liegt dar­in, dass grö­ße­re Pas­sa­gen der Arbeit aus ande­ren Tex­ten – offen­sicht­lich Netz­fun­de – in sei­ne Arbeit hin­ein­ko­piert wur­den, dort sprach­lich teil­wei­se über­ar­bei­tet wur­den, aber eben weder kor­rekt als Zita­te gekenn­zeich­net sind noch in wis­sen­schafts­ad­äqua­ter Wei­se damit umge­gan­gen wird (also z.B. das Zitat zum Aus­gangs­punkt einer eige­nen Stand­punkt­su­che gemacht wird). Viel­mehr scheint es von und zu Gut­ten­berg hier ein­zig und allein dar­um gegan­gen zu sein, wohl­for­mu­lier­te Gedan­ken in schmü­cken­der Wei­se in sei­nen Text einzufügen. 

Visu­ell schön auf­be­rei­tet fin­den sich die­se Schmuck­über­nah­men bei der Süd­deut­schen Zei­tung (auf die ich hier aller­dings nur mit Bauch­schmer­zen ver­lin­ke, setzt sie sich selbst doch gera­de inten­siv für ein „Leis­tungs­schutz­recht“ ein, das selbst kur­ze Zita­te aus Zei­tungs­tex­ten im Netz ille­gal machen wür­de – wäh­rend hier zu Doku­men­ta­ti­ons­zwe­cken umfang­reichst aus der Arbeit von und zu Gut­ten­bergs wie aus den Ori­gi­nal­quel­len zitiert wird). Und hin­ge­wie­sen wer­den muss natür­lich auch auf Andre­as Fischer-Lesca­no, der als Jura-Pro­fes­sor in Bre­men die gan­ze Sache über­haupt erst ins Rol­len gebracht hat. [Nach­trag: das Netz sucht nun auch kol­la­bo­ra­tiv nach undo­ku­men­tier­ten Zitaten …].

Wie ist das Copy’n’Paste von und zu Gut­ten­bergs nun zu werten?
„Logi­ken des Pro­mo­vie­rens, oder: Senf zu Gut­ten­berg“ weiterlesen

Kurz: Tagungsband zur NGU-Tagung 2010 erschienen

Entscheidungen mit Umweltfolgen zwischen Freiheit und ZwangSeit weni­gen Tagen ist der Kon­gress­band zur 7. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie (NGU) online („Ent­schei­dun­gen mit Umwelt­fol­gen zwi­schen Frei­heit und Zwang“). Ich habe an die­sem Band in zwei ver­schie­de­nen Funk­tio­nen mit­ge­wirkt habe: zum einen als Mit­or­ga­ni­sa­tor der Tagung und damit dann auch als Mit­her­aus­ge­ber (die aller­al­ler­meis­te Arbeit mit dem Band hat­te aller­dings Fenn, der des­we­gen auch zurecht an ers­ter Stel­le steht) – und als Vor­tra­gen­der. Wer schon immer mal wis­sen woll­te, was eigent­lich mit mei­ner Diss. so vor sich geht, und in wel­che Rich­tung ich mich damit bewe­ge (naja, Rich­tung Ende …), kann im Tagungs­band mei­nen Bei­trag „Mobil­funk­nut­zung in Nach­hal­tig­keits­mi­lieus zwi­schen Frei­heit und Zwang“ fin­den, der dar­über, wie ich mei­ne, ganz gut Aus­kunft gibt.

Ganz unab­hän­gig davon gibt der Band eine gan­ze Rei­he Ein­bli­cke in die The­men und Arbeits­an­sät­ze jun­ger Umwelt­so­zi­al­wis­sen­schaft­le­rIn­nen. Im Call for Papers der Tagung hat­ten wir rela­tiv breit nach Arbei­ten gefragt, die sich in irgend­ei­ner Wei­se mit den Spiel­räu­men und Zwän­gen von Han­deln mit Umwelt­fol­gen befas­sen. Die Band­brei­te der im Tagungs­band ent­hal­te­nen Bei­trä­ge reicht nun vom Umgang mit gen­tech­nisch modif­zier­ten Orga­nis­men über deli­be­ra­ti­ve Zugän­ge zu Umwelt­pro­ble­men bis hin zur gene­rel­len Debat­te der Trag­fä­hig­keit einer Effi­zi­enz­stra­te­gie. Also ein brei­tes und anre­gen­des Feld.

Wir haben den Tagungs­band bei Frei­Dok publi­ziert (dem Online-Repo­si­to­ry der UB Frei­burg), d.h. er ist über die­sen Link online zugäng­lich. In einer klei­nen Stück­zahl wird er wohl auch gedruckt wer­den. Das Insti­tut für Forst­öko­no­mie der Uni Frei­burg hat es dan­kens­wer­ter­wei­se mög­lich gemacht, den Band in Frei­Dok in die Arbeits­be­rich­te-Rei­he des Insti­tuts zu stellen.

Faber, Fenn; Jay, Mari­on; Rei­ne­cke, Sabi­ne; Wes­ter­may­er, Till (Hrsg.) (2011): Ent­schei­dun­gen mit Umwelt­fol­gen zwi­schen Frei­heit und Zwang. Tagungs­band der 7. Tagung der Nach­wuchs­grup­pe Umwelt­so­zio­lo­gie (NGU). Arbeits­be­richt 55–2011, Frei­burg: Insti­tut für Forst­öko­no­mie. Elek­tro­ni­sches Doku­ment, URL: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7944/.

Auf der Suche nach diskursiven Knoten (beim Mobiltelefon) – Update

Mobilfunkteilnehmende in Deutschland

Hal­lo Netz – oben ist auf der Grund­la­ge die­ser und älte­rer Daten dar­ge­stellt, wie vie­le Mobil­funk­ver­trä­ge (kon­kret gezählt wer­den hier wohl SIM-Kar­ten) es in Deutsch­land gibt. Sicht­bar ist, dass es zwi­schen 2000 und 2001 einen rasan­ten Anstieg (Ende der ear­ly-adap­tor-Pha­se?) der Zahl der Mobil­funk­ver­trä­ge gege­ben hat, dass es seit Mit­te 2006 zu einer rech­ne­ri­schen Pene­tra­ti­ons­ra­te von 100% kommt (fak­tisch besit­zen zu die­sem Zeit­punkt etwa 80% der Bevöl­ke­rung ab 14 Jah­ren ein Mobil­te­le­fon), und dass es seit Ende 2008 prak­tisch kein Wachs­tum der Zahl der Ver­trä­ge mehr gibt (Sät­ti­gung).

Ich schaue mir ja die Nut­zungs­prak­ti­ken des Mobil­te­le­fons in Nach­hal­tig­keits­mi­lieus an. In die­sem Kon­text inter­es­siert mich auch der „öko­lo­gi­sche“ Dis­kurs zum Mobil­te­le­fon – und da fra­ge ich mich, ob die oben dar­ge­stell­te Ent­wick­lung der Mobil­funk­teil­neh­men­den­zah­len Auf­schluss dar­über geben könn­te, in wel­chen Jah­ren es beson­ders span­nend wäre, sich den (media­len) Dis­kurs mal genau­er anzuschauen. 

Um eine Grö­ßen­ord­nung zu nen­nen: für Such­wor­te wie „Mobil­funk“, „Han­dy“ oder „Mobil­te­le­fon“ fin­den sich im Online-Archiv der taz seit 1986 bis heu­te etwa 6700 Arti­kel. Das ist min­des­tens eine, eigent­lich sogar zwei Grö­ßen­ord­nun­gen zu viel für das, was ich damit machen will. Des­we­gen suche ich nach Wegen, die Zahl der für eine qua­li­ta­ti­ve Dis­kurs­ana­ly­se aus­zu­wer­ten­den Tex­te deut­lich ein­zu­schrän­ken. Eine Vari­an­te könn­te dar­in bestehen, ein­fach eine „ver­dünn­te“ Stich­pro­be über den gesam­ten Zeit­raum zu neh­men, und dann nur jeden 10, 20, … Arti­kel anzu­schau­en. Die ande­re Stra­te­gie, um zu einer hand­hab­ba­ren Zahl an Arti­keln zu kom­men, liegt eben dar­in, nach dis­kur­si­ven Ver­dich­tun­gen zu suchen: Wann ver­kno­tet sich der Diskurs?

Des­we­gen die Fra­ge: Klingt es plau­si­bel, an den oben genann­ten Kno­ten­punk­ten genau­er hin­zu­schau­en? Oder gibt es ande­re Zeit­punk­te, die span­nend sein könn­ten, wenn es um den öko­lo­gi­schen Dis­kurs zum Mobil­te­le­fon geht?

War­um blog­ge ich das? Zur Feed­back­ein­ho­lung.

 

Nach­trag (22.12.2010): Ich bin jetzt doch noch ein­mal quar­tals­wei­se durch die taz-Suche gegan­gen. Her­aus kommt dann fol­gen­des Bild – dar­ge­stellt sind die Daten von oben, ergänzt (lachs­far­be­ne Bal­ken) um die quar­tals­be­zo­ge­nen Such­ergeb­nis­se nach den Begrif­fen (auch als Wort­an­fang) „Han­dy“, „Mobil­tel“, „Mobil­funk“, „Elek­tro­smog“, „iPho­ne“ und „Smart­phone“. Die Such­ergeb­nis­se sind roh, d.h. es sind auch Arti­kel ent­hal­ten, die nur ganz neben­bei einen die­ser Begrif­fe ent­hal­ten, oder die aus ande­ren Grün­den für eine Dis­kurs­ana­ly­se unin­ter­es­sant sind. Da jetzt doch eini­ges an Details im Dia­gramm ent­hal­ten ist, kann mit einem Klick auf das Bild die dop­pelt so hoch auf­ge­lös­te Fas­sung ange­schaut werden.


mobiltel-zahl-vertraege-taz-600

Inter­es­sant sind die „Peaks“ im 3. Quar­tal 2000, im 3. Quar­tal 2002, im 1. Quar­tal 2004, ab Som­mer 2006 und im 1. Quar­tal 2008. Ein Durch­scrol­len der Arti­kel­über­schrif­ten lässt Ver­mu­tun­gen dar­über zu, was jeweils Ursa­che für den Aus­schlag nach oben ist.

  • 2000: hier sind es ganz klar die UMTS-Auk­tio­nen und die dar­aus flie­ßen­den Gelder
  • 2002: kein kla­rer Trend erkenn­bar, evtl. Spät­fol­gen der UMTS-Auktionen
  • 2004: eben­falls nicht so ganz klar, u.a. Anschlä­ge in Madrid (Bom­be per Han­dy gezün­det), Mobil­funk­netz im Irak, Cebit
  • 2006: auch hier kom­men ver­schie­de­ne The­men zusam­men: der Ver­kauf der Sie­mens-Han­dy­spar­te an BenQ, aber auch Debat­ten über die Han­dy-Über­wa­chung und über Sicherheitsgesetze
  • 2008: Cebit, Vor­rats­da­ten­spei­che­rung, Ter­ro­ris­mus, Sie­mens-Schlie­ßung, und vor allem die Nokia-Schlie­ßung in Bochum

So ganz aus­sa­ge­kräf­tig sieht das alles noch nicht aus. Hmm.

Nochmal nachhaltige Mobiltelefonnutzung

Phone

Im Rah­men mei­ner Diss. inter­es­siert mich der „nach­hal­ti­ge“ Umgang mit Mobil­te­le­fo­nen (am Frei­tag hat­te ich dazu schon ganz kurz gebloggt). 

Auf der EASST 2010 in Tren­to habe ich dazu anhand von Inter­views, die ich vor ein paar Jah­ren durch­ge­führt habe, und in einer pra­xis­theo­re­ti­schen Rah­mung etwas über die Schwie­rig­kei­ten, ein Mobil­te­le­fon nach­hal­tig zu nut­zen. Am Don­ners­tag wer­de ich im Rah­men der Tagung „Ent­schei­dun­gen mit Umwelt­fol­gen zwi­schen Frei­heit und Zwang“ der Nach­wuchs­grup­pe eben­falls noch ein­mal etwas zu die­sem The­ma vor­tra­gen, mit etwas ande­rer Akzen­tu­ie­rung. Ein wich­ti­ger Aspekt sind für mich die sozio­tech­ni­schen „Zwän­ge“ gegen­über den Spiel­räu­men für eine nach­hal­ti­ge Nut­zung. Gra­de eben habe ich bei Twit­ter schon mal rum­ge­fragt; die Ant­wor­ten pas­sen ganz gut zu dem, was mir momen­tan so vorschwebt. 

Zum einen sind das unter­schied­li­che For­men der „nach­hal­ti­gen Nut­zung“ (in der „1. Welt“ – die Debat­te um die das Mobil­te­le­fon als Ent­wick­lungs­mo­tor in Ent­wick­lungs- und Schwel­len­län­dern ist noch­mal ein ganz ande­res The­ma). Wer die Lis­te – die kei­ne Aus­sa­ge über die tat­säch­li­che Umwelt­wir­kung der auf­ge­lis­te­ten Prak­ti­ken sein soll, son­dern ein­fach erst­mal eine Samm­lung, was Men­schen unter nach­hal­ti­ger Nut­zung ver­ste­hen – unten kom­men­tie­ren oder ergän­zen möch­te, ist herz­lich dazu eingeladen.

  • Ver­zicht auf ein Mobiltelefon
  • Nut­zung eines „geteil­ten“ Mobil­te­le­fons, Aus­bor­gen in spe­zi­fi­schen Situationen
  • Maxi­mie­rung der Lebens­zeit: Benut­zung eines alten/gebrauchten Geräts; klei­ne­re Repa­ra­tu­ren; Ersatz eines defek­ten Akkus; Ver­zicht auf Ver­trags­ver­län­ge­rungs­neu­ge­rä­te etc.
  • Wei­ter­ga­be bzw. Recy­cling nach Ende der Gebrauchsphase
  • Erreich­bar­keit auch mit einem älte­ren Modell mög­lich, Ver­zicht auf ener­gie­in­ten­si­ve Funk­tio­nen wie WLAN, kein Smartphone
  • Aus­wahl eines Geräts mit einem gerin­gen SAR-Wert, Strahlungsarmut
  • Aus­wahl eines Geräts mit „Öko-Design“ – beson­ders robust und hoch­wer­tig; recy­cel­te Kunst­stof­fe; inte­grier­te Solarzellen
  • Mini­mie­rung der Nut­zung: nur in beson­de­ren Fäl­len im Ein­satz, nicht immer ange­schal­tet, WLAN nicht immer ange­schal­tet; bewusst Ent­schei­dung für „teu­re­re“ Tarifstruktur/Prepaid
  • (Weit­ge­hen­der) Ver­zicht auf Anru­fe, Nut­zung nur für SMS
  • Ver­wen­dung von Öko-Strom zum Aufladen
  • Nut­zung als Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um für nach­hal­ti­gen Kon­sum (vom Web­brow­ser auf dem Smart­phone zu beson­de­ren Apps wie etwa Bar­code-Rea­der mit Pro­dukt­in­for­ma­tio­nen oder orts­ba­sier­te Diens­te zur Infor­ma­ti­on über Umweltfragen)

Aus der Lite­ra­tur sind dann noch zwei wei­te­re For­men „nach­hal­ti­ger Nut­zung“ bekannt, von deren Exis­tenz ich aber noch nicht so ganz über­zeugt bin. Das eine wäre sowas wie eine Erhö­hung der Nach­hal­tig­keit des eige­nen Lebens dadurch, dass das Mobil­te­le­fon ener­gie- und res­sour­cen­in­ten­si­ve­re Dienst­leis­tun­gen und Pro­duk­te ersetzt (ein Bei­spiel wäre das Mobil­te­le­fon als eBook-Rea­der vs. eigen­stän­di­ges Gerät vs. gedruck­tes Buch) bzw. die Orts- und Zeit­fle­xi­bi­li­tät, die mit dem Gerät ver­bun­den ist, Mobi­li­tät ver­mei­den lässt (viel­leicht geht die Abfra­ge von Online­fahr­plä­nen via Han­dy in die­se Richtung). 

Das ande­re Modell, noch einen Schritt wei­ter­ge­hend, wäre das Smart­phone als öko­lo­gi­sche „Opti­mie­rungs­zen­tra­le“, sowas wie eine lau­fen­de Berech­nung der eige­nen Öko­bi­lanz als Ent­schei­dungs­grund­la­ge. Also die Nut­zung ent­spre­chen­der Infor­ma­ti­ons­ka­nä­le nicht in Aus­nah­me­fäl­len, son­dern ein­ge­baut in all­täg­li­che Routinen.

Neben die­sen nach­hal­ti­gen Nut­zungs­for­men, die mehr oder weni­ger die Spiel­räu­me umrei­ßen, ste­hen die „Zwän­ge“. Auch dafür eine (sicher­lich) unvoll­stän­di­ge und eher unsor­tier­te Liste.

  • Kaum Ein­fluss auf den Pro­duk­ti­ons­pro­zess, damit kaum Ein­fluss auf die wich­tigs­ten Nach­hal­tig­keits­fra­gen (Her­stel­lungs­be­din­gun­gen, …)
  • Abhän­gig­keit der Han­dy-Nut­zung von groß­tech­ni­scher Infra­struk­tur und deren Betrieb (ob der Netz­be­trei­ber für sei­ne Ser­ver Öko­strom ver­wen­det, weiss ich nicht und kann ich nicht beeinflussen)
  • Ver­trags- und Tarif­struk­tu­ren (auto­ma­tisch neue Gerä­te, auto­ma­ti­sche Vertragsverlängerung, …)
  • Bestimm­te Funk­tio­na­li­tä­ten nur mit neue­ren Model­len; ste­ti­ger Modellwechsel
  • Schlech­te Repa­rier­bar­keit, begrenz­te Lebensdauer
  • Not­wen­dig­keit, erreich­bar zu sein (z.B. wegen fami­liä­rer Koor­di­na­ti­on, beruf­li­chen Fra­gen, poli­ti­schem Machtgewinn)
  • Kei­ne funk­tio­na­len Äqui­va­len­te für bestimm­te Funk­tio­na­li­tä­ten, z.B. Textnachrichten
  • Ver­knüp­fung bestimm­ter Erwar­tun­gen mit dem Mobil­te­le­fon – wer eines hat, soll die­ses z.B. auch mög­lichst immer ange­schal­tet haben, weil Erreich­bar­keit zu den sozi­al durch­ge­setz­ten Eigen­schaf­ten der Mobil­te­le­fon­nut­zung gehört; macht z.B. Mini­mie­rungs­stra­te­gien oder sha­ring schwierig
  • Peer pres­su­re – z.B. Teen­ager, Mobil­te­le­fon als Objekt, an dem sich rea­le sozia­le Gemein­schaf­ten bilden
  • Mit zuneh­men­der Ver­all­täg­li­chung (inzwi­schen 80–90% der Haus­hal­te …) des Geräts wird „Mobil­te­le­fon­nut­zung“ die nicht hin­ter­frag­te gesell­schaft­li­che „Stan­dard­op­ti­on“, Ver­zicht wird mas­siv begründungsbedürftig
  • Uni­ver­sa­le Gene­ra­li­sier­bar­keit mobi­ler Kom­mu­ni­ka­ti­ons­prak­ti­ken macht Begren­zung auf bestimm­te Sphä­ren schwierig
  • In die Geräte/Verträge ein­ge­schrie­be­ne „Sach­zwän­ge“ (wel­che wären das?)

Viel­leicht hat ja jemand Lust, mit mir dar­über nach­zu­den­ken, ob die bei­den Lis­ten – die nicht der Inhalt, aber eine Grund­la­ge mei­nes Vor­trags am Don­ners­tag sein wer­den – so sinn­voll sind. 

War­um blog­ge ich das? Zur inter­sub­jek­ti­ven Ver­mei­dung blin­der Flecken.