Bionade: Neue Geschmacksrichtung? (Update: „forte“ jetzt „aktiv“)

Colours of Bionade I

Bio­na­de schmeckt bes­ser als nach­ge­mach­te Kon­kur­renz­pro­duk­te und auch die Wer­bung und Gestal­tung passt. Und bis­her galt die eher­ne Regel: Bio­na­de gibt’s in den Geschmacks­rich­tun­gen Kräu­ter, Holun­der, Oran­ge-Ing­wer und Lit­chi – bis auf let­ze­re mag ich die alle ger­ne, oft gibt’s auch nur Holun­der. Vor ein paar Tagen im loka­len Alna­tu­ra dann was neu­es, qua­si die Qua­dra­tur der Natür­lich­keit: Bio­na­de pur for­te (s.o.), sprich: Malz­li­mo ohne Geschmacks­zu­satz. Schmeckt – gar nicht so anders als z.B. die Kräu­ter­va­ri­an­te, ein biß­chen sau­rer, ziem­lich erfri­schend. Anders gesagt: zumin­dest die Kräu­ter-Bio­na­de schmeckt eigent­lich weni­ger nach Kräu­ter und mehr nach dem Grund­pro­dukt. Und der Fir­men­web­site lässt sich ent­neh­men, dass das „For­te“ auf einen dop­pelt so hohen Cal­ci­um- und Magne­si­um­ge­halt hin­weist. Aha.

War­um blog­ge ich das? Ich fand vor allem die Namens­ge­bung amü­sant. Und hof­fe, dass Bio­na­de sich nicht zu einem „jede Sai­son was neues“-Markenthema ent­wi­ckelt. Und weil mein Ede­ka inzwi­schen schon wie­der kei­ne mehr hat – noch nicht mal mit Geschmack.

Update: (Mai 2008) Inzwi­schen ist die Vari­an­te „Bio­na­de for­te“ als „Bio­na­de Aktiv“ im Han­del zu fin­den. Schmeckt genau­so wie oben, und hat auch wei­ter­hin das erfri­schend schlich­te Ver­pa­ckungs­de­sign aller Bio­na­de­fla­schen, nur ohne Far­be (kon­se­quen­ter­wei­se ist auch der Deckel nur blau-weiß und nicht blau-weiß-rot). Neu (bis­her hier und bei „Holun­der“ gese­hen): zusätz­lich zum „Kün­ast-Sie­gel“ jetzt auch das EU-Bio-Siegel.

Nackte Aufmerksamkeitsökonomie


Nack­te Men­schen und ein Glet­scher. Foto: Greenpeace/Wuertenberg

Die deut­schen und inter­na­tio­na­len Medi­en berich­ten über eine gemein­sa­me Akti­on von Green­peace Schweiz und dem für sei­ne nack­ten Men­schen­men­gen bekann­ten Foto­gra­fen Spen­cer Tunick: meh­re­re hun­dert nack­te Men­schen ste­hen, sit­zen oder lie­gen an oder auf dem Aletsch-Glet­scher in der Schweiz. Ziel des Spek­ta­kels: Auf­merk­sam­keit für den Kli­ma­wan­del (und für den Künst­ler) zu gene­rie­ren. Das ist gelungen. 

Sind sol­che Aktio­nen sinn­voll? Flo­ri­an Röt­zer kri­ti­siert es in der Telepolis:

Die Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on braucht spek­ta­ku­lä­re Acts, die teil­wei­se die Akteu­re gefähr­den, um die Auf­merk­sam­keit auf ihre The­men und Spen­den in ihre Kas­sen zu len­ken, was auch Sinn der angeb­li­chen künst­le­ri­schen Spek­ta­kel mas­sen­haf­ter Nackt­heit ist (was im Gegen­satz zu den Aktio­nen von Green­peace aller­dings auch den Ein­druck erweckt, als wür­den sich die Men­schen lie­bend ger­ne zur Schlacht­bank bewe­gen, um sich für das „Grö­ße­re“ zu opfern, die Asso­zia­ti­on von Ausch­witz ist auch nicht fern, selbst wenn es sich um genähr­te Kör­per handelt).

Neben dem Ausch­witz-Ver­gleich fällt ihm auf: „Aber sie sind Sta­tis­ten, die für ande­re Zwe­cke ver­bra­ten wer­den.“ Und er kommt zum Schluss:

Das welt­wei­te Publi­kum sieht die Kon­fron­ta­ti­on von Men­schen, die sich ger­ne ein­mal zur Schau stel­len und sich bewei­sen wol­len, mit dem Glet­scher, der ohne Zwei­fel schmilzt. Was zei­gen uns die Fotos? Einen neu­en Rie­fen­stahl, die Wil­lig­keit der Sub­jek­te, Objek­te zu wer­den, um dar­aus wie­der indi­rekt zu pro­fi­tie­ren, und den Wunsch der Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on, mit allen Mit­teln für die eige­nen Zwe­cke und das Über­le­ben der Erde, wie sie ist, zu werben.

Über­zeugt uns das? Nein, es schreckt ab – vor der angeb­li­chen Kunst und vor dem angeb­lich guten Willen. […]

Dass eine der­ar­ti­ge Akti­on Kri­tik pro­vo­ziert und eine gewis­se Sen­sa­ti­ons­lust befrie­digt, gehört zum Spek­ta­kel, gehört zur Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie. Inso­fern ist es Röt­zer nicht vor­zu­wer­fen, wenn er mit – mei­ner Mei­nung nach eher über­zo­ge­ner – Kri­tik reagiert (und damit auch ein Stück des Kuchens abbe­kommt). Ich sehe aber nicht, war­um es not­wen­dig sein soll­te, sich die­ser Mei­nung anzu­schlie­ßen (und ob die har­ten Ass­so­zia­ti­ons­ge­schüt­ze so sinn­voll sind, möch­te ich auch bezwei­feln). Wenn das Spek­ta­kel Auf­merk­sam­keit für den Kli­ma­wan­del gene­riert und damit das The­ma auf der poli­ti­schen Agen­da hält, dann erfüllt es sei­nen Zweck. Und wer (frei­wil­lig) dabei mit­macht, weiss glau­be ich recht gut, auf was er oder sie sich da einlässt. 

Bleibt die Fra­ge, ob das Kunst ist? Mei­ne ers­te Asso­zia­ti­on war jeden­falls nicht Rie­fen­stahl, son­dern die Kon­fron­ta­ti­on Mensch / Glet­scher­na­tur, die hier – pas­send zum The­ma – als Vexier­bild wirkt: auf den ers­ten Blick sind die nack­ten Men­schen das Ver­letz­ba­re, vor einer unnah­bar und unzer­stör­bar erschei­nend Eis­wand. Auf den zwei­ten Blick keh­ren sich die Ver­hält­nis­se um: die so harm­los wir­ken­de Men­schen sind es, die via Kli­ma­wan­del den Glet­scher bedro­hen. Was stimmt? Die kon­fron­ta­ti­ven Bil­der Tunicks (bzw. in dem Fall: die Pres­se­fo­to­gra­fien der Akti­on) sind hier mei­nes Erach­tens deut­lich sinn­vol­ler, als wenn er städ­ti­sche Land­schaf­ten mit Men­schen füllt; jeden­falls erzeu­gen sie (jen­seits aller Sen­sa­ti­ons­lust) eine Dis­so­nanz, die stim­mig ist.

War­um blog­ge ich das? Als Ver­tei­di­gung der Kunst und des Spek­ta­kels gegen­über der unbe­ding­ten Ernsthaftigkeit.

Heirat und Geschlechterrollen (Update 3)

Der Spie­gel hat wohl ein Son­der­heft zum The­ma Fami­lie her­aus­ge­bracht. Online fin­det sich da inzwi­schen ein (wie meist) recht lesens­wer­ter Auf­satz von Rein­hard Mohr über den Wan­del des Fami­li­en­be­griffs seit ’68 samt Aus­blick auf die müh­sa­me Frei­heit der Patch­work-Fami­lie. Außer­dem haben die eine gan­ze Rei­he von sta­tis­ti­schen Infor­ma­tio­nen zum The­men­feld Fami­lie, Kin­der, Hei­rat zusam­men­ge­stellt (dass die „nicht­ehe­li­chen Kin­der“ in der Anmo­de­ra­ti­on des Arti­kels zu „unehe­li­chen Kin­dern“ mutie­ren, und dass bei­des eigent­lich blö­de Begrif­fe sind, sei mal dahin­ge­stellt). Unter den Gra­fi­ken ist mir eine beson­ders aufgefallen:

spiegel-grafik.png

Fami­lie und Beruf (Quel­le: Spie­gel online)

Und zwar nicht wegen des Tipp­feh­lers im Dia­gramm, son­dern weil die – stei­gen­de, aber noch immer rela­tiv klei­ne – Grup­pe nicht­ehe­li­cher Lebens­ge­mein­schaf­ten zumin­dest die­sem Dia­gramm nach Berufs­tä­tig­kei­ten ega­li­tä­rer ver­teilt. Es wäre inter­es­sant, dem nach­zu­ge­hen. Auf den ers­ten Blick wirkt es jeden­falls so, als wür­de das Dia­gramm die The­se stüt­zen, dass das Ehe­gat­ten­split­ting unglei­che Erwerbs­be­tei­li­gun­gen von Män­nern und Frau­en ver­stärkt. All­zu­viel soll­te aller­dings in das Schau­bild auch nicht rein­in­ter­pre­tiert wer­den – es kann durch­aus sein, dass es neben insti­tu­tio­nel­len Fak­to­ren wie dem Ehe­gat­ten­split­ting auch sozia­le und kul­tu­rel­le Fak­to­ren gibt, die sowohl die Ent­schei­dung zu einer Hei­rat als auch die Ent­schei­dung zu nicht-ega­li­tä­ren Arbeits­ver­tei­lun­gen beein­flus­sen (sprich: wer sich gegen eine Hei­rat ent­schei­det, ist mög­li­cher­wei­se ‚eh‘ weni­ger stark an tra­di­tio­nel­len Geschlech­ter­rol­len ori­en­tiert und wür­de auch bei einer Hei­rat zu einer ega­li­tä­re­ren Ver­tei­lung von Tätig­kei­ten nei­gen; oder: wer aus finan­zi­el­len Grün­den nicht hei­ra­tet, ist mög­li­cher­wei­se ‚eh‘ mate­ri­ell drauf ange­wie­sen, das bei­de in Voll­zeit arbei­ten usw.). 

Aller­dings ist das Spie­gel-Dia­gramm, so wie hier abge­bil­det, letzt­lich nicht nur wegen die­sen Unsi­cher­hei­ten über Kau­sa­li­tä­ten rela­tiv nutz­los: abge­bil­det sind näm­lich nur die­je­ni­gen Paa­re, bei denen bei­de über­haupt berufs­tä­tig sind. Was fehlt – und eigent­lich span­nend wäre – ist die Fra­ge, wie sich das klas­si­sche deut­sche Modell der Arbeits­ver­tei­lung sowohl inner­halb der bei­den Grup­pen aus­wirkt als auch hier wie­der­um der Ver­gleich zwi­schen den Grup­pen. Dazu müss­te es eigent­lich auch Mikro­zen­sus-Daten geben (im Daten­re­port 2006 war beim kur­zen Durch­blät­tern aller­dings nichts dazu zu finden). 

War­um blog­ge ich das? Zum einen, weil mich das The­ma poli­tisch und beruf­lich inter­es­siert, zum ande­ren, weil die nähe­re Beschäf­ti­gung mit dem Schau­bild zeigt, dass es weit weni­ger her­gibt, als mög­lich wäre … rela­tiv typisch für Info­gra­fi­ken in Massenmedien.

Update: Zufäl­lig bin ich bei der Suche nach ganz ande­ren Din­gen auf eine aktu­el­le Son­der­aus­wer­tung des Mikro­zen­sus zum The­ma Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf gesto­ßen – da (Schau­bild 11 ist iden­tisch mit oben, Schau­bild 10 ergänzt das …) ste­hen die oben feh­len­de Din­ge drin­ne (und bestä­ti­gen die genann­te Tendenz).

Update 2: Hier noch­mal der Hin­weis auf die der­zeit durch Medi­en und Blogs geis­tern­de Stu­die von Davis, Green­stein und Marks zur Haus­ar­beits­ver­tei­lung zwi­schen ver­hei­ra­te­ten und unver­hei­ra­te­ten Paa­ren: Pres­se­mit­tei­lung, Pre­print, Dis­kus­si­on: Boing­Bo­ing, Dis­kus­si­on: Zeit­raf­fe­rin (mein letz­ter, etwas lang gera­te­ner Kom­men­tar), SpOn.

Update 3: (20.10.2007) Via Red­dit bin ich auf zwei Mel­dun­gen gesto­ßen, die das The­ma die­ses Blog-Ein­trags ganz gut ergän­zen. Das eine ist ein Ver­gleich der recht­li­chen Bedin­gun­gen, unter denen hete­ro- bzw. homo­se­xu­el­le Paa­re in den USA und in Kana­da zusam­men­le­ben. Nicht-ver­hei­ra­te­te hete­ro­se­xu­el­le Paa­re in Kana­da wer­den nach einem Jahr als auto­ma­tisch als „com­mon law rela­ti­onship“ aner­kannt; in den USA gibt es eini­ge Staa­ten, in denen die­se Form des Zusam­men­le­bens ille­gal ist. Ins­ge­samt gibt es in dem Arti­kel ein paar gute Fra­gen zum The­ma, wie staat­li­che Regu­la­tio­nen und part­ner­schaft­li­che Bezie­hun­gen zusammenhängen.

Das zwei­te ist noch­mal ein ganz ande­rer Blick­win­kel auf das The­ma: Femi­nists have more fun – und zwar betrifft dies sowohl femi­nis­tisch ein­ge­stell­te Frau­en wie auch Män­ner, die mit sol­chen zusam­men­le­ben (und umgekehrt) …

Das Leben als Infografik

Oder hier kli­cken, um’s bei You­Tube anzu­schau­en. Das Stück heißt übri­gens „Remind Me“ und kommt von der nor­we­gi­schen Band Röyk­s­opp, von der ich zuge­ge­be­ner­ma­ßen noch nichts gehört hat­te, bis ich via Red­dit auf das Video hier gesto­ßen bin.

War­um blog­ge ich das? 1. wegen der Info­gra­fi­ken (und dem inno­va­ti­ven Ein­satz die­ser hier), 2. wegen a. Sieg­fried Kra­cau­er und b. Nicho­las Baker.

Netzwerk sucht Knoten

Letzt­lich war es Jan Schmidts Bericht über Visua­li­sie­rungs­mög­lich­kei­ten für Netz­wer­ke, der mich dazu gebracht hat, auch noch einen Account bei Face­book anzu­le­gen. So ganz toll fin­de ich es noch nicht (sehr bunt, noch sehr ame­ri­ka­nisch: oder weiss jemand hier sein „Grad. School“-Jahr?), aber das kann ja noch werden. 

Inter­es­sant auf jeden Fall die Mög­lich­keit einer API, die Dritt­an­bie­ter-Anwen­dun­gen auf den Face­book-Daten lau­fen las­sen kann.

Damit die Visua­li­sie­rung des Kon­takt­netz­werks auch einen Sinn macht, hier der Auf­ruf an alle Lese­rIn­nen des Blogs, die einen Face­book-Account haben oder haben wol­len, und mich ken­nen, mich doch auch als „fri­end“ hin­zu­zu­neh­men. Ganz so vie­le (wie etwa bei Xing/OpenBC), die ich ken­ne, schei­nen aller­dings noch gar nicht bei Face­book mitzumachen.

Übri­gens: Wie schon bei Flickr („Wech­sel nicht mög­lich“) zeigt sich auch hier, dass eigent­lich ein Meta­stan­dard für Web2.0‑Netzwerke fehlt. Ich wür­de zumin­dest ger­ne mein „Xing-Netz­werk“ (oder auch mein „Flickr-Netz­werk“) mit der Face­book-Benut­zer­da­ten­bank abglei­chen kön­nen. Noch lie­ber wäre mir eine Archi­tek­tur, die sozia­le Netz­wer­ke und Appli­ka­tio­nen kom­plett trennt. 

War­um blog­ge ich das? Um ande­re dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass ich jetzt auch bei Face­book zu fin­den bin – Lust, alle mög­li­chen Kon­tak­te dort von Hand (bzw. per eMail-Adress-Abgleich) zu suchen, habe ich näm­lich nicht.