Studiengebührenverwendung (Update 2)

Kur­zer Hin­weis: die Uni Frei­burg hat inzwi­schen eine Pres­se­mit­tei­lung zur Stu­di­en­ge­büh­ren­ver­wen­dung im gera­de ablau­fen­den Som­mer­sems­ter ver­öf­fent­licht. Kern­sät­ze: „Die Stu­di­en­ge­büh­ren kom­men aus­schließ­lich den Stu­die­ren­den zugu­te.“ und die Wör­ter „neu“, „mehr“, „bes­ser“. Gerecht ist das – der Pres­se­mit­tei­lung zu Fol­ge – auch, schließ­lich müs­sen behin­der­te Stu­die­ren­de aus sozi­al benach­tei­lig­ten Fami­li­en mit Kind nicht direkt Gebüh­ren zah­len, son­dern kön­nen auch einen Kre­dit auf­neh­men. Oder so. Was ich eigent­lich nur sagen woll­te: was nicht in der Mit­tei­lung steht, ist die Fra­ge, was kurz vor Ein­füh­rung der Stu­di­en­ge­büh­ren gekürzt wur­de, um jetzt wie­der auf­ge­stockt zu wer­den. Und wie weit gefasst „kommt aus­schließ­lich den Stu­die­ren­den zugu­te“ tat­säch­lich ist.

War­um blog­ge ich das? Auch wenn ich gra­de eher sar­kas­tisch klin­ge, fin­de ich es letzt­lich gut, wenn die Unis zumin­dest sagen, was mit den Stu­di­en­ge­büh­ren gemacht wird. Dass die dabei als gro­ßes Wun­der­werk ver­kauft wer­den, ist wohl nicht zu vermeiden.

Update: Stu­di­en­ge­büh­ren­be­frei­ung gibt es unter ande­rem nach IQ – mehr dazu bei jetzt.de und fud­der (mit einem Foto von mir, auch wenn’s nicht dabei­steht). Und in der taz.

Update 2: Sehr kri­ti­sche Pres­se­mit­tei­lung des u‑asta zur Fra­ge der Stu­di­en­ge­büh­ren­ver­wen­dung – „Ver­spre­chen gebrochen“.

Mietsteigerung durch Rechenfehler?

Frei­burg gehört zu den teu­ers­ten Städ­ten, was Mie­ten anbe­langt. Wer – wie wir der­zeit – nach einer bezahl­ba­ren Woh­nung sucht, ist oft ziem­lich scho­ckiert: nicht nur über das Preis­ni­veau in der Zypres­se, son­dern auch über die Preis­vor­stel­lun­gen etwa der Stadt­bau. Mit Schuld dar­an, dass die Miet­prei­se – so jeden­falls mein sub­jek­ti­ves Emp­fin­den – eher wie­der am Stei­gen sind, dürf­te der Miet­spie­gel sein. Die­ser wird seit letz­tem Jahr nicht mehr von FIFAS – einem Frei­bur­ger Insti­tut mit engen Ver­bin­dun­gen zum hie­si­gen Insti­tut für Sozio­lo­gie – erstellt, son­dern vom Regens­bur­ger Insti­tut EMA. Zumin­dest deren Rekru­tie­rungs­an­zei­ge vor zwei Jah­ren im Amts­blatt erschien mir etwas selt­sam, jeden­falls nicht extrem professionell. 

Demolition IIIWie dem auch sei: Jetzt bin ich im Sonn­tag über eine klei­ne Notiz gestol­pert: Der Sozio­lo­ge Prof. Bal­do Blin­kert (FIFAS) wirft EMA Sta­tis­tik­feh­ler vor, die zu einer nicht der Rea­li­tät ent­spre­chen­den Durch­schnitts­miet­erhö­hung geführt haben sol­len. Die Stadt demen­tiert. Da ich Prof. Blin­kert wäh­rend mei­nes Stu­di­ums (und auch sonst) als einen enga­gier­ten, aber auch bedäch­ti­gen, sei­ne Äuße­run­gen genau abwä­gen­den Wis­sen­schaft­ler ken­nen­ge­lernt habe, hat mich die­se kur­ze Notiz ein biß­chen irri­tiert. Des­we­gen habe ich mal nach­ge­forscht, um was es geht, und bin auf die­se Stel­lung­nah­me Blin­kerts und die­se damit ver­bun­de­ne Anfra­ge der Frei­bur­ger SPD gesto­ßen. In der SPD-Anfra­ge heißt es u.a.:

„Die Kri­tik und die Dis­kus­si­on in den Medi­en und mit uns Gemein­de­rä­ten reißt nicht ab, oft wer­den vor allem die Aus­wir­kun­gen anhand der Lage der Woh­nun­gen, anhand ihres Bau­jahrs und den dar­aus nun mög­li­chen hohen Miet­stei­ge­run­gen, vor allem bei Neu­ver­mie­tun­gen, kritisiert“.

Auch wenn die Frei­bur­ger SPD ger­ne ein biß­chen popu­lis­tisch auf­tritt: da scheint mir etwas dran zu sein.

Was kri­ti­siert Blin­kert nun am Vor­ge­hen von EMA? Zum einen sind es eini­ge sta­tis­ti­sche Wer­te, die nicht ange­ge­ben wer­den, und die so eine Nach­prü­fung der Ergeb­nis­se erschwe­ren. Außer­dem weist er auf Ele­men­te im Berech­nungs­mo­dell hin, die sei­ner Mei­nung nach nicht in einen Miet­spie­gel gehö­ren. Schwer­wie­gen­der ist der Vor­wurf sta­tis­ti­scher Män­gel. Unter ande­rem geht es dar­um, dass bei der zen­tra­len Regres­si­ons­ana­ly­se unsau­ber gear­bei­tet wurde: 

„Von den 50 miet­preis­re­le­van­ten Merk­ma­len […] sind 10 in einem sta­tis­ti­schen Sin­ne nicht signi­fi­kant, wenn die übli­cher­wei­se akzep­tier­ten Signi­fi­kanz­ni­veaus berück­sich­tigt wer­den […] Nor­ma­ler­wei­se wür­de man die Regres­si­ons­ana­ly­se ohne die­se nicht­si­gni­fi­kan­ten Merk­ma­le wie­der­ho­len. Das wür­de aber erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf alle ande­ren Prä­dik­to­ren (Zu- und Abschlä­ge) haben.“

Auch wenn es ein gewis­ses „Geschmäck­le“ hat, wenn der vor­he­ri­ge Auf­trag­neh­mer den jet­zi­gen kri­ti­siert: wenn da was dran ist, und ich zumin­dest fin­de eine gan­ze Rei­he von Prof. Blin­kerts Argu­men­ten über­zeu­gend, dann soll­te die Stadt noch ein­mal ihre Aus­schrei­bungs­pra­xis überdenken. 

War­um blog­ge ich das? Die hier recht plas­tisch sicht­bar wer­den­de Vor­stel­lung, dass ein paar Ände­run­gen im sta­tis­ti­schen Modell eines mit einer gewis­sen recht­li­chen Wir­kung ver­se­he­nen Gut­ach­tens, wie dies der Miet­spie­gel ist, zu deut­li­chen Aus­wir­kun­gen auf den loka­len Woh­nungs­markt füh­ren kön­nen, fin­de ich erschre­ckend. Letzt­lich klingt das fast so, als müss­te in sol­chen Fäl­len auch das Erhe­bungs­ver­fah­ren recht­lich stan­dar­di­siert wer­den. Und wenn da was dran ist, dann ist das ein Pro­blem, das etwas mehr Auf­merk­sam­keit wert ist als vier Zei­len im Sonn­tag.

„Instrument, die Disziplin aufrecht zu erhalten“

University tower, in rain
Turm, ohne Fahne

Genau­er gesagt: die Uni­ver­si­tät Frei­burg hat ihren Kar­zer wie­der. Na gut, nur als Aus­stel­lungs­stück, nicht zur Nut­zung für den oben genann­ten Zweck – dazu gibt’s inzwi­schen ande­re Mit­tel. Der schei­den­de Rek­tor voll­bringt jeden­falls im Jubi­lä­ums­jahr den Kreis­schlag zurück zum Beginn des let­zen Jahr­hun­derts – die weiß-blaue Uni­ver­si­täts­fah­ne weht wie 1911 wie­der auf dem Turm des KG I, zur Besich­ti­gung frei­ge­ge­ben. Die Zukunft scheint in der Ver­gan­gen­heit zu liegen.

War­um blog­ge ich das? Update zu „Die Weis­heit hat sich ein Haus gebaut“.

Was ist Wissenschaft? Eine empirische Erhebung

Die letz­ten paar Tage gab’s Rum­mel­platz rund um die Uni. Genau­er gesagt: die Wis­sen­schafts­mei­le, Höhe­punkt der Fest­wo­che (ich muss ja zuge­ben: je län­ger ich das Jubi­lä­um jetzt tat­säch­lich mit­krie­ge, des­to skep­ti­scher betrach­te ich es). Jeden­falls hat die Wis­sen­schafts­mei­le eini­ge Schat­ten­sei­ten: die Rem­part­stra­ße und der Rott­eck­ring sind gesperrt (gut so) – aber alles ist umzäunt, und die Umlei­tungs­stre­cke ist ziem­lich hals­bre­che­risch. Und Fest­pro­gramm mit jeder Men­ge Musik und Geto­be passt nicht so gut zu Klau­su­ren, die gleich­zei­tig geschrie­ben werden.

Aber neh­men wir die Wis­sen­schafts­mei­le doch ein­fach mal ernst und schau­en, was die offi­zi­el­le Uni­ver­si­tät unter Wis­sen­schaft ver­steht. Dabei ist es natür­lich am bes­ten, streng empi­risch und quan­ti­ta­tiv vor­zu­ge­hen. Grund­la­ge für die Erhe­bung bil­det also die ver­ge­be­ne Standfläche:

Uebersichtsplan Wissenschaftsmeile
Offi­zi­el­ler Plan der Mei­le (Ankli­cken zum Vergrößern)
„Was ist Wis­sen­schaft? Eine empi­ri­sche Erhe­bung“ weiterlesen

550 Jahre Uni Freiburg, 30 Jahre u‑asta (Update 2)

Die Uni­ver­si­tät Frei­burg ist noch ein paar Mona­te lang 550 Jah­re alt und fei­ert das kräf­tig, bis hin zum Straßenschild:

60 / 550
So steht’s ein biss­chen schief in Günterstal

Ges­tern war der gro­ße Jubi­lä­ums­er­öff­nungs­fest­akt mit aller­ei Pro­mi­nenz. Ich war nicht da (in Mün­chen tag­te die BAG Wis­sen­schaft, Hoch­schu­le, Tech­no­lo­gie­po­li­tik der Grü­nen, da hat­te mich der Nacht­zug hin­ge­bracht), und auch wenn ich da gewe­sen wäre, wäre ich wohl eher bei der Pro­test­ak­ti­on auf der blau­en Brü­cke gewe­sen als im Kon­zert­haus. Einer, der dabei war und das sowohl dem Bericht im „Sonn­tag“ als auch die­sem Fud­der-Arti­kel zufol­ge ziem­lich gut gemacht hat, war der u‑as­ta-Vor­stand Her­mann J. Schmeh. Der wohl deut­lich mach­te, dass ein wich­ti­ger Grund für die 550-jäh­ri­ge Exis­tenz der Uni die Stu­die­ren­den sind, und dass weder die Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten noch die der­zei­ti­ge Hoch­schul­po­li­tik da wirk­lich inter­es­siert dran sind. Und sei­ne Magni­fenz (huch, der Tipp­feh­ler war jetzt kei­ne Absicht, bleibt aber ste­hen) mit „lie­be Men­schen“ anzu­re­den, fin­de ich auch ganz gut (ich habe nur mal 1999 beim dama­li­gen Wis­sen­schafts­mi­nis­ter das „von“ weggelassen). 

Professionality
Foto vom u‑lum­ni-Tref­fen, wei­te­re hier

Dass Her­mann ein unter­halt­sa­mer Red­ner ist, hat er am Frei­tag abend deut­lich gemacht. Da war ich noch in Frei­burg, näm­lich beim „U‑lumni“-Treffen des u‑asta in der Mens­a­bar. Zu fei­ern gab es die 30-jäh­ri­ge Exis­tenz des Frei­bur­ger u‑Modells, d.h. der gut und manch­mal ein biß­chen infor­mell funk­tio­nie­ren­den poli­ti­schen Struk­tur neben dem offi­zi­ell erlaub­ten Pseu­do-AStA, die 1977 als Ersatz für die in Baden-Würt­tem­berg seit damals ver­bo­te­nen ver­fass­ten Stu­die­ren­den­schaf­ten ein­ge­rich­tet wur­de. Mit dabei waren AStA- und u‑as­ta-Akti­ve aus unge­fähr fünf Jahr­zehn­ten, es gab ein paar net­te Anek­do­ten und ziem­lich viel gemein­schaft­li­chen Stolz dar­über, dass das seit gerau­mer Zeit vor allem von den Fach­schaf­ten getra­ge­ne (und von Grü­nen und manch­mal auch ande­ren Lin­ken mit­un­ter­stütz­te) u‑Modell seit 30 Jah­ren gut funk­tio­niert. Also ein biß­chen Tra­di­ti­ons­al­ter­na­ti­ve zum und im offi­zi­el­len Jubi­lä­ums­pro­gramm – und auch ein biß­chen Fami­li­en­tref­fen (wobei die u‑as­ta-Kin­der, von denen es inzwi­schen auch ein paar gibt, größ­ten­teils zuhau­se – bzw. beim Baby­sit­ter – blie­ben). Fotos wer­den nach­ge­reicht. Ein paar Fotos gibt’s jetzt auch.

Ab Mitt­woch wird das Jubi­lä­um (das Gro­ße) dann per „Wis­sen­schafts­mei­le“ auf die Stra­ße getra­gen. Mal schau­en, was das so gibt. Show scheint jeden­falls im Jubi­lä­ums­jahr nicht ganz unwich­tig zu sein; sub­stan­zi­el­ler wird viel­leicht der Zukunfts­kon­gress im September.

War­um blog­ge ich das? Als Bei­trag zum groß­ar­ti­gen Jubiläumsjahr.

Update: Kon­stan­tin Gör­lich vom u‑asta schreibt eben­falls was kri­ti­sches zum Jubi­lä­um (und macht das sehr schön). Außer­dem ver­linkt er auf Her­manns Rede, was ich hier­mit dann auch tue.

Update 2: Und dann ver­lin­ke ich doch ein­fach auch noch mal auf den Indy­me­dia-Dem­obe­richt.