Objektive Ästhetik im Freiburger Wahlkampf

Ein zen­tra­les Wahl­kampf­werk­zeug ist das Pla­kat. Im Kom­mu­nal­wahl­kampf ent­fal­tet sich hier die freie Krea­ti­vi­tät, weit­ge­hend ohne Bin­dung an zen­tra­le Vor­ga­ben. Umso wich­ti­ger ist es, einen neu­tra­len Über­blick dar­über zu bekom­men. Des­we­gen hat eine unab­hän­gi­ge Jury – d.h. ich – alle im Frei­bur­ger Stadt­bild hän­gen­den Wahl­kampf­pla­ka­te gesich­tet und anhand der objek­ti­ven Kri­te­ri­en Ästhe­tik, Ori­gi­na­li­tät, Gene­rie­rung von Auf­merk­sam­keit, kom­men Inhal­te rüber, kom­men Per­so­nen rüber, und wie oft hängt das über­haupt bewer­tet. Das Ergeb­nis erstaunt – Lin­ke Lis­te und gleich danach die CDU füh­ren an. Eine Par­tei oder Lis­te, die mir – nur anhand der Pla­ka­te beur­teilt, ver­steht sich – wirk­lich gut gefällt, habe ich aller­dings nicht gefunden.

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Kurz: Solardacheignung

freesun

Bei der Suche nach den Öff­nungs­zei­ten der Stadt­bi­blio­thek bin ich auf der Sei­te der Stadt Frei­burg bei „Free­sun“ – die Frei­bur­ger Son­nen­dä­cher – hän­gen geblie­ben: ein inter­ak­ti­ver Atlas, der zu ein­zel­nen Gebäu­den im Stadt­ge­biet sagt, ob die aus der Luft ver­mes­se­ne Dach­flä­che sich nach Nei­gung und Win­kel zur Son­ne für Pho­to­vol­ta­ik und Solar­ther­mie eig­nen wür­de. Fin­de ich span­nend. Und das Miets­haus, in dem wir woh­nen, wäre aus­ge­spro­chen gut geeig­net. Jetzt bleibt nur zu hof­fen, dass die GAGFAH das auch so sieht …

Radfahren im Freiburger Frühling

rad_panorama_kleinIch fah­re ja nor­ma­ler­wei­se gar nicht so viel Rad. Und das, obwohl ich auto­los lebe. Also, ich mei­ne, mal abge­se­hen vom werk­täg­li­chen Hin­brin­gen und Abho­len mei­ner Toch­ter in den eigent­lich nur mit Rad irgend­wie sinn­voll erreich­ba­ren Wald­kin­der­gar­ten. Aber das zählt nicht so richtig.

Aus ver­schie­de­nen Grün­den war ich in den letz­ten Tagen und Wochen etwas häu­fi­ger mit dem Rad unter­wegs – zu IKEA, in die Stadt zum Arbei­ten, zum grü­nen Büro oder auch zur Kreis­mit­glie­der­ver­samm­lung. Dabei sind mir ein paar Din­ge aufgefallen:

1. Nach­dem sich der Früh­ling jetzt doch mal ent­schie­den hat, so rich­tig durch­zu­star­ten, macht es wirk­lich Spaß, Rad zu fah­ren. Das gilt ins­be­son­de­re für den vier Kilo­me­ter lan­gen Drei­sam­ufer­rad­weg – kreu­zungs­frei, ohne Autos, und mit einem Fluss an der Sei­te, der an man­chen Stel­len Mee­res­bran­dung spielt. Schön!

2. Vom Rad aus wird so rich­tig sicht­bar, dass Frei­burg der­zeit eine Bau­stel­len­stadt ist. Die Blaue Brü­cke ist noch immer gesperrt, d.h., wer von der einen Sei­te der Bahn­li­nie (z.B. der, auf der ich woh­ne) auf die ande­re will (z.B., um in der Innen­stadt zu arbei­ten), muss wei­ter­hin Umwe­ge fah­ren. Die wer­den klag­los hin­ge­nom­men, haben sich eta­bliert, aber wie das wer­den soll, wenn dann dem­nächst auch die Kro­nen­brü­cke und die Stadt­bahn­brü­cke saniert wer­den, ist mir nicht so ganz klar. Frei­burg zweigeteilt?

3. Toll ist das Rad­we­ge-Infor­ma­ti­ons­sys­tem der Stadt, dass es inzwi­schen gibt. Im letz­ten Jahr habe ich es jeden­falls noch nicht bewusst wahr­ge­nom­men. Fast über­all ste­hen Weg­wei­ser, die den Rad­ver­kehr in die ein­zel­nen Stadt­tei­le und auf geeig­ne­te Stra­ßen und Rad­we­ge len­ken. Funk­tio­niert sehr gut, scheint einen gro­ßen Teil des Stadt­ge­bie­tes zu erfas­sen – und ist ein­zig und allein da schwie­rig, wo Scherz­bol­de die Weg­wei­ser umge­dreht haben (z.B. an der Auf­fahrt zur Drei­sam vom Rie­sel­feld kommend).

4. Gera­de auf den Express­rad­we­gen (also z.B. besag­tem Drei­sam­ufer­rad­weg) herrscht ein ganz schö­ner Ver­kehr. Wenn dann noch ein paar Ang­ler (Ang­le­rin­nen habe ich kei­ne gese­hen) dazu kom­men, oder sich zwei Räder mit Kin­der­an­hän­ger begeg­nen, schei­nen die zwei oder drei Meter Rad­weg auf ein­mal ziem­lich eng. Und an der – stadt­aus­wärts gese­hen – rech­ten Sei­te lappt die Drei­sam. Ein biß­chen Mut zum Aben­teu­er gehört also noch immer zum städ­ti­schen Rad­fah­ren. Gilt auch für die Bahn­hofs­un­ter­tun­ne­lung als Teil der Blaue-Brü­cke-Umlei­tung, durch die vie­le ziem­lich schnell durch­brau­sen. Und das sind alles Stel­len, an denen kei­ne Autos oder Stra­ßen­bah­nen mit­spie­len – die gibt’s auch.

5. Nor­ma­ler­wei­se – vor allem im Win­ter – fah­re ich von und zur Arbeit mit dr Stra­ßen­bahn. Das ver­bin­de ich immer mit der Vor­stel­lung, ein Buch oder die Zei­tung lesen zu kön­nen (oder gar mobil zu twit­tern ;-). Die Vor­stel­lung ist aller­dings nur bedingt rich­tig – mor­gens habe ich meis­tens einen Sitz­platz, in der Schul­rush­hour mit­tags oder in der Berufs­rush­hour am spä­ten Nach­mit­tag wird’s in den Stra­ßen­bah­nen eng und stres­sig. Auch wenn’s nicht mög­lich ist, beim Rad­fah­ren Zei­tung zu lesen, ist die Fahrt durch die (Stadt-)Natur im Ver­gleich dazu doch deut­lich ange­neh­mer – und bie­tet eben­so die Mög­lich­keit, (in Maßen und vor allem auf den lan­gen Express­rad­weg-Stre­cken) den Gedan­ken nachzuhängen.

Fazit: Rad zu fah­ren macht jetzt rich­tig Spaß und Frei­burg als bekannt-berüch­tig­te Fahr­rad­me­tro­po­le ist noch ein gan­zes Stück fahr­rad­freund­li­cher gewor­den – trotz Bau­stel­len und Umlei­tun­gen. Was ich span­nend fän­de, wäre in eini­gen Stadt­tei­len eine Umset­zung des „shared-space“-Konzepts.

War­um blog­ge ich das? Weil’s mir heu­te mit­tag auf dem Rad an der Drei­sam ein­ge­fal­len ist.

Kurz: Polizei, ach Polizei (Update 5: Demo-Nachberichterstattung)

Was muss ich heu­te auf der Web­site mei­ner Uni lesen:

Anläss­lich des NATO-Gip­fels wur­den bereits meh­re­re Demons­tra­tio­nen ange­kün­digt. Bei der Groß­de­mons­tra­ti­on, die am Mon­tag, den 30. März 2009 in Frei­burg statt­fin­den soll wer­den meh­re­re tau­send Teil­neh­mer erwar­tet. Die Poli­zei rech­net hier mit gewalt­be­rei­ten Teil­neh­mern und ent­spre­chen­den Aktio­nen. Ins­be­son­de­re im Uni­ver­si­täts­zen­trum wird daher um erhöh­te Auf­merk­sam­keit gebe­ten. Abhän­gig vom Ver­lauf kann es zu Behin­de­run­gen bzw. kurz­zei­ti­gen Gebäu­de­schlie­ßun­gen kommen. 

Häu­ser­kampf im KG II? Oder doch eher die ers­ten Vor­bo­ten von ange­streb­ten Ein­kes­se­lun­gen und einer Poli­zei­tak­tik der har­ten Hand, wie sie sich in den letz­ten Wochen abzeich­net? Und einer rhe­to­ri­schen Dämo­ni­sie­rung der Demons­trie­ren­den, schon im Vorfeld?

Update: Zum sel­ben The­ma sie­he auch Kampf­flug­zeu­ge über Kehl bei GruenesFreiburg.

Update 2: (29.3.09) Jens Kitz­ler hat im Sonn­tag einen guten Arti­kel über die Panik­ma­che, inkl. der Uni-War­nung (die übri­gens, so heißt es jeden­falls auf der u‑as­ta-Mai­ling­lis­te, direkt von der Poli­zei über­nom­men wur­de). Beson­ders selt­sam die „BILD“, die Jens auch zitiert. Die titelt näm­lich: „Vier Tage vor Nato-Gip­fel: Chao­ten-Krieg in Frei­burg?“. Heu­te war die Stadt jeden­falls schon mal dicht. Grund: Stadt-Mara­thon mit weit­räu­mi­gen Absperrungen …

Update 3: (30.3.09) Aus dem u‑as­ta-Umfeld gibt es inzwi­schen auch einen offe­nen Brief zum The­ma Polizeiwarnung/Unisperrung: nach­zu­le­sen z.B. bei Kon­stan­tin Goer­lich. Die Grund­in­ten­ti­on des Briefs fin­de ich rich­tig – Uni soll nicht ein­fach Panik­ma­che der Poli­zei über­neh­men – die dar­über hin­aus­ge­hen­den For­de­run­gen bzgl. des kri­ti­schen Auf­trags der Uni fin­de ich etwas schwer mit den der­zei­ti­gen Rea­li­tä­ten in Ein­klang zu brin­gen (und habe u.a. des­we­gen nicht unter­schrie­ben). Trotz­dem eine inter­es­san­te Initiative.

Update 4: BaWü-Innen­mi­nis­ter Rech laut Spie­gel online: „Die Per­so­nen aus der Sze­ne, die in der Ver­gan­gen­heit mit gewalt­tä­ti­gen Aktio­nen in Erschei­nung getre­ten sind, müs­sen mit uns rech­nen. Sie sol­len wis­sen, dass wir sie im Auge haben“ – Mel­de­auf­la­gen für „Ange­hö­ri­ge der links­extre­men Szene“. 

Über die Frei­bur­ger Demo berich­tet übri­gens fud­der live. Und hier der neus­te BZ-Arti­kel dazu.

Update 5: (31.3.09) Trotz Panik­ma­che blieb die Demo fried­lich. Zwi­schen­zeit­lich titel­te die BZ online noch „Rie­si­ges Poli­zei­auf­ge­bot garan­tiert fried­li­che Demo“, inzwi­schen ist der Satz nicht mehr zu fin­den, statt des­sen gibt’s einen ganz guten Kom­men­tar zum The­ma Wo die BILD-Zei­tung irrt. Von mir gibt’s ein biß­chen was auf http://blog.gruene-bw.de.