Inhaltlich hatte ich über den grünen Länderrat vom 17.6. ja schon geschrieben; hier nachgereicht jetzt noch ein Foto, das Licht und Schatten im Foyer der Tagungshalle in Bad Vilbel zeigt. Sehr kühl, aber doch ästhetisch.
Lasst euch nicht verhärten
Als ich vor ein paar Wochen erfahren habe, dass ich als baden-württembergischer Ersatzdelegierter für den Länderrat im hessischen Bad Vilbel einspringen soll, bin ich noch davon ausgegangen, dass das eine eher mäßig spannende Sache werden würde.
Der Länderrat – also der kleine Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen mit rund 100 Delegierten, viele davon „Funktionär*innen“ – ist üblicherweise viel weniger dynamisch als unsere großen Parteitage mit rund 800 Delegierten. Und diesmal ging es auch mit der Themensetzung – Klimaschutz in Verbindung mit Sicherheit und Wirtschaft – und dem Tagungsort in der Nähe von Frankfurt ganz offensichtlich darum, Tarek Al-Wazir und den hessischen Grünen Rückenwind für die Landtagswahl im Herbst zu geben.
Der Länderrat, zu dem ich heute morgen durchaus mit Sorge aufgebrochen bin, stand dann unter ganz anderen Vorzeichen. Zum einen, weil die Debatten der letzten Tage um Heizungsgesetz und Klimaschutz schwierig waren, zum anderen aber, weil das eigentlich wichtige Thema unter dem Punkt Verschiedenes noch auf die Tagesordnung gesetzt worden war: die Frage, wie wir uns als Partei zum europäischen Asylkompromiss des Rats verhalten wollen – und wie das diesbezügliche Handeln der grünen Regierungsmitglieder bewertet werden soll.
Seit Donnerstag letzter Woche hatte diese Debatte zu einer massiven Polarisierung geführt – manche sahen alte Flügelkämpfe wieder aufleben, es gab sich jeweils widersprechende Statements der entsprechenden Personen aus dem Bundesvorstand und der Fraktionsspitze, auf Sondersitzungen und in Videokonferenzen und Webinaren wurde hitzig diskutiert. Der entsprechende Antrag war letztlich mit über 50 Änderungsanträgen bestückt.
Photo of the week: Strümpfelbach
Mitte Mai habe ich am Alumni*ae-Campus der ehemaligen Stipendiat*innen der Böll-Stiftung teilgenommen. Bisher war dieses Event an mir vorübergegangen; das mag auch daran liegen, dass die bisherigen Campus in der Einöde nördlich von Berlin stattfanden. Dieses Mal: Großraum Stuttgart, genauer gesagt das Naturfreundehaus Strümpfelbach in Weinstadt im Rems-Murr-Kreis. War sehr schön da – aufgrund der Leute, klar, aber auch aufgrund der herausragend hübschen Lage des Naturfreundehauses. Mehr Fotos von Landschaft, Natur und Kunst hier – die auf diesem Foto nur zu erahnende Statue ist ein Werk des Bildhauers Karl Ulrich Nuss und Teil einer ganzen Skulpturenallee, die den Weg zum Naturfreundehaus begleitet.
„Seid nett miteinander“
Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, an dieser ersten Präsenz-BDK – also dem Bundesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen – seit einer gefühlten Ewigkeit vor Ort in Bonn teilzunehmen. Da ich nur Ersatzdelegierter bin, und die Debatten im Stream ebenso gut verfolgbar sind, habe ich mich dann angesichts der rapide steigenden Coronazahlen einerseits und leichten Erkältungssymptomen andererseits entschieden zu Hause zu bleiben. Also, nur ein Bericht vom Bild, ohne Hintergrundrauschen aus der Halle, ohne Atmosphäre und ohne Nebengespräche.
Trotzdem glaube ich, dass sich ein bisschen was über diese BDK sagen lässt. Motto „Wenn unsere Welt in Frage steht: Antworten“. Die multiplen, sich überlappenden Krisen tauchten selbstverständlich immer wieder auf – in den Reden genauso wie in den Anträgen. Überhaupt: diese BDK war ein Antrags-Parteitag. Im Mittelpunkt standen nicht die Wahlen, keine Listenaufstellung, und auch kein Programm, vielmehr wurde an vier großen thematischen Blöcken gearbeitet. Dazu kamen zehn sonstige Anträge, ein sehr kurzfristiger Dringlichkeitsantrag zur Sicherheit kritischer Infrastrukturen und einige Satzungsänderungsanträge. Ein Antrags- und damit ein Arbeitsparteitag, also.
Kurz: „Grünzeug am Mittwoch“ – Internetarchäologie
Bei meinen Archivwühlarbeiten ist mir anhand toter Links aufgefallen, dass der baden-württembergische Landesverband der Grünen von 2009 bis etwa 2013/14 ein Blog betrieben hat, das zumindest zeitweise auch rege genutzt und als Debattenforum verwendet wurde. Das hatte ich schon fast vergessen.
Ich selbst habe von 2009 bis 2012 dort mehr oder weniger jeden Mittwoch ein „Grünzeug am Mittwoch“ geschrieben. Zu allen möglichen Themen, die Grüne – in Baden-Württemberg, und darüber hinaus – bewegen. Heute ist das Blog nur noch über das Internet Archive zu finden, zumindest größere Teile davon. Unten ein Link zu einem Google Doc, in dem ich „meine“ Einträge, so weit sie noch im Internet Archive zu finden waren, einmal zusammengestellt habe. Nicht vollständig, und auch nicht hübsch formatiert, aber vielleicht doch ganz praktisch.
> Grünzeug am Mittwoch 001 bis 148
Generell: wenn ich mir die unglaublich große Menge nicht mehr funktionierender Links schon nach zehn oder fünfzehn Jahren anschaue, glaube ich, dass zukünftige Historiker*innen mal ihren Spaß haben werden, zu rekonstruieren, was in den 2010er Jahren so los war.