Mit der Politik ist das ja so eine Sache. Nicht immer sind Argumente dafür entscheidend, was richtig und was falsch ist. Es geht ja auch um Interessen, jedenfalls meistens. Aber kluge politische Handlungen lassen sich zumeist doch als solche identifizieren.
Photo of the week: Roof view V
Eigentlich hasse ich es, wenn zwischen zwei Fotos der Woche keine weiteren Blogbeiträge stehen – diese Woche hatte ich aber schlicht keine Zeit dazu gefunden. Neben Kinderkrams war vor allem das Landeshochschulgesetz daran nicht ganz unschuldig – am Dienstagabend haben wir als Landtagsfraktion GRÜNE gemeinsam mit der SPD vorgestellt, was sich aus Sicht der beiden Regierungsfraktionen am Gesetzentwurf noch ändern soll. Das stieß auf reges Interesse – und insbesondere beim Plan, den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (andernorts auch als Fachhochschulen bekannt) perspektivisch die Möglichkeit zu geben, in forschungsstarken, thematischen Zusammenschlüssen selbst promovieren zu können, gab es letzte Woche ja bekanntermaßen einige Aufregung. Dazu vielleicht bei Gelegenheit noch mehr.
Deswegen also nur ein Foto – vom Dach des Chemiehochhauses der Universität Freiburg, mit Blick auf den Freiburger Nordosten und einige Bauten des Institutsviertels.
Jugendverbandsnostalgie
Heute abend feiert die Grüne Jugend ihren 20. Geburtstag. Ein wenig wehmütig lese ich die Tweets aus Berlin – mitten unter der Woche war mir der Weg aus dem Südwesten dann doch zu weit.
Aber, ihr ahnt es schon: Ich bin einer von denen, die dazu beigetragen haben, dass es seit 20 Jahren einen bundesweiten grünen Jugendverband gibt. In einigen Ländern schon länger. In Baden-Württemberg war ich 1991 mit dabei, als die „Grün-Alternative Jugend“ ins Leben gerufen wurde (in Bietigheim-Bissingen, wenn ich mich richtig erinnere), und auch im Januar 1994 in Hannover war meine Stimme eine, die mit über Programm, Logo und Name („Rosa-Luxemburg-Jugend“, anyone?) entschieden hat. (Ich meine, es gab auch davor schon mal ein Vortreffen in der damaligen Bonner Parteivilla – da erinnere ich mich jedenfalls auch noch dunkel dran …)
Aus dem Hinterwald
Baden-Württemberg, ach je. Über die liberalen Groß- und Unistädte, die grüne Stärke und die vielen spannenden Projekte auf dem Land gerät die diesem Land innewohnende Provinzialität leicht ins Vergessen. Und es ist eine doppelte Provinzialität, die nicht nur aus dem tiefen ländlichen Raum gespeist wird, sondern ebenso etwas mit der vor allem im württembergischen Landesteil weit zurückreichenden pietistischen Tradition zu tun hat. Die Orte, in denen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung CDU oder schlimmeres wählen: klar gibt es die weiterhin.
Das fällt vielleicht nicht auf den ersten Blick auf, weil es auch dort hübsch modern aussieht, inklusive Photovoltaik-Anlage auf den proper renovierten Häuschen (lohnt sich schließlich). Aber das sind Äußerlichkeiten. Sobald es darum geht, was „normal“ ist, und was nicht, wird es finster. Bester Beleg dafür sind die gerade hochkochenden Debatten um die Aufnahme der Akzeptanz unterschiedlicher Lebensformen (ja, inklusive sexueller Vielfalt) in den Bildungsplan 2015 (Leitprinzipien hier als PDF abrufbar; dazu generelle Informationen zur Reform).
Kurz: Exzellent verunsichert
Altkanzleramtsminister Pofalla bekommt einen Posten bei der Bahn – als Cheflobbyist. Die Medien berichten, verkehrs- und antikorruptionspolitische Empörung.
Die Satireseite Postillon behauptet, bereits am 1.1. entsprechendes berichtet zu haben. Der Schluss liegt nahe (warum eigentlich?): Die Medienmaschine hat feiertagsbedingt Satire für Ernst genommen und dann schlicht voneinander abgeschrieben. Pofalla – eine gigantische Ente?
Oder doch Metasatire? Denn Blogposts zurückdatieren kann jeder. Pofalla bei der Bahn ist also doch der Ernstfall, die Ente sind wir – aber für einen Moment verwischten die Grenzen. Allein schon die Plausibilität, dass es eben Satire hätte sein können, zeigt die Absurdität dieser Personalie. Verunsicherung par excellence. Und dafür Chapeau, lieber Postillon!
P.S.: Der Thomas Knüwer schreibt sehr viel ausführlicher eine kluge Analyse dazu, was hier passiert ist.